1897 / 285 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Seine Majestät der König übergab hierauf die Fahnen mit folgender

eIndem Ich heute den neuen Regimentern Fahnen verliehen habe, rechne J mit dem heutigen Tage darauf, daß die Truppen die Be- deutung dieser Fahnen richtig auffassen. Ieerer Schmuck, sie ist nicht bloß ein Erkennungszeihen der Truppen, sie ist ein Zeichen, daß bei allen Bataillonen ihr König und Kriegs- berr im Geiste immer bei ihnen is ; sie ift ein Kleinod, wels die Ehre der Truppe in sih \{chließt, dessen selbstvershuldeter Verlust unvergänglite Schmach ihr zufügen wird. Ich rechne darauf, daß die Truppen, welhe heute ibre neuen Fahnen bekommen haben, oth und Gefahr vertheidigen werden. Uebergabe den beutigen Tag gewählt, als den Tag von Villiers, wo die alten Regimenter, und namentli das Shüten-Regiment, gegen- über großer Uebermacht und tapferen Gegnern, unvergänglihen Ruhm sih erworben haben. Ich rechne also darauf und hoffe, daß die neuen Regimenter dem Beispiel der alten Regimenter nabeifern und daß ahnen dazu dienen werden, König und Vaterland tapfer und unershrocken zu vertheidigen. Das walte Gott!“ i

Hiernach befahl Seine Majestät das Präsentieren als erstes Honneur für die Fahnen. i Nach Beendigung dieser Ehrenerweisung wandte Seine Königliche Hoheit der kommandierende General Prinz Georg sih mit nachstehenden Worten an Seine Majestät den König:

„Ich danke Eurer Majestät im Namen der hohbeglückten neuen Regimenter, die ihren tiefgefühltesften und ebrerbietigsten Dank dar- bringen für alle die Gnade, die ihnen am worden ist; zunähst für die Fahnen selbst, welche sie am heutigen Tage bekommen haben, und dann au für die gnädigen und erhebenden Worte, die Eure Majestät in so buldvoller Weise gesprochen haben. Wir danken Eurer Majestät, daß Eure Majestät diefen Tag, einenRuhmestag,zu Es sinèt beute gerade 27 Jahre, taß ih wenige sächsishe Bataillone einem übermächtigen Feinde todeëmuthig ent- gegenwarfen, und rabe daran, vollständig zu verbluten, gelang es ihnen troßdem, den Widerstand zu brehen und den Siegeëlauf des Feindes emmen, mit einem Worte, den Sieg zu erringen. Es werden die Regimenter, fo oft sie die Fahnen wehen sehen, an den Tag denken, an dem sie dieselben zu ihrer höchsten Freude bekommen haben. wenn es ihnen gegönnt fein wird, diefe Fahnen zum Sturme zu entfalten, werden sie wie die alten Regi- menter heldenmüthig und freudig ihr Blut und ihr Leben ovfern. In diesem Sinne rufe ich aus : Seine Majestät, unfer Allergnädigster König und Kriegsherr Hurrah !*“

Die Lieutenants salutierten hierauf mit den Fahnen, die Kompagnie präsentierte, und die Musik stimmte die National- l l Ein Parademarsch der Kompagnie, die Fahnen in zwei Gliedern vor der vordersten Sektion, beendete die feierlihe Zeremonie.

Heute früh haben sich Seine Majestät der König und Seine Königliche Hoheit der Prinz Georg nah Berlin be- geben, um auf Einladung Seiner Majestät des Kaisers an den Jagden in Königs-Wusterhausen theilzunehmen.

Die Fahne if niht nur ein

N

beutigen Tage zu theil ge?

C R P D T REIEE T er T ee D T E:

dieser Feier auégewmählt baben.

Und in den künftigen Kriegen,

hymne an.

Oefterreich-Ungarn.

_ Bei dem Kaiser fand gestern das erste Diner für die Mitglieder der Delegationen statt. An demselben nahmen die Präsidien beider Díilegationen, 28 Mitglieder der öster- reichischen Delegation, 26 Mitglieder der ungarischen Delegation, die gemeinsamen Minister Kallay, i

Graf Goluchowsfki, Admiral Freiherr von Sterneck und die Minister-Präsidenten Dr. Freiherr von Gautsh und Baron Banffy theil.

In der gestrigen Plenarsißzung der österreichischen Delegation beantragte bei der Berathung des Budgets des Ministeriums des Aeußern der Referent, Delegirter Dumba, dem Grafen Goluchowski das vollste Vertrauen auszu- sprehen. Der Delegirte Groß (deutsch-fortschrittlih) begrüßte die Annäherung Oesterreichs an Rußland, meinte aber, daß diese chränkt werden müsse, und zwar wegen des schen Rußland und Frankreich. Redner besprach nisse der leßen Tage im Parlament und in Î ärte, die Deutschen würden, falls das bis- herige System in der inneren Politik fortdauern sollte, den Kampf mweiterführen. verwahrte

von Krieghammer,

Annäherung etwas bes Bündnisses zwi odann die Erei

öohmen und er

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t Der Delegirte nh dagegen , besondere Vorliebe für Rußland gehabt hätten. verwies darauf, daß die Oesterreichs nicht deutsch sei

erold (Jungczeche)

große Majorität der Bevölkerung

besprah die Vorgänge in Prag und bemerkte, daß, nachdem in Saaz Häuser der Czehen ge- stürmt worden seien, man auf andere Excesse habe gefaßt sein Der Delegirte Oppenheimer gedachte dankbar des Annäherung ß Frieden im Jnnern eintrete,

Entfaltung ge- 2 indessen die hauptung zurück, daß der Werth der österreihishen Monarchie als Bundesgenosse durch die innere Krise eine Schmälerung erfahren habe. Der Delegirte Graf Dzieduszycki erklärte, die Polen verträten seit langer Zeit keine andere Politik als die Da die Monarchie im Dreibunde als voll- und unabhängiger

Rücksichten

Dreibundes, und sagte, es sei hohe Zeit, da damit die Kräfte des Reichs voll zur

österreichische. ständig gleichberehtigter, ebenbürtiger ing am Dreibunde nationalen ängig zu machen. Die Polen verfolgten auch in der inneren olitif nur ein Ziel: das Wohl und die Machtstellung Oester- reis, und ließen sich weder von Sympathie noch Redner appellierte s{ließlich an die Deutschen, Treuga Dei zu gewähren, damit das Ausgleihs- Provisorium verfassungsmäßig zu stande komme. Niemand wolle ie Deutschen Oesterreichs unterdrücken. emberg appellierte an alle P abzulassen und. sich in Frieden dem Ausgleich

Der Delegirte Guiewosz lenkte die Aufmerk Ministers auf die interparlamentaris Dobernig nichi bloß

: : Antipathie gegen ein Volk leiten.

Der Delegirte Fürst hrer Erregung zuzuwenden. samkeit des he Konferenz. Der Delegirte der Deutschen

Großmachtstellung Grundlage

Der Delegirte Dr. : hes Oesterreich, daß im Interesse der äußeren : esterreich sei ein deutsher Staat. in deutsher Staat sein, weil seine Grund- Bezüglich der inneren jeßt sci die höchste czechen seien stets zum Frieden e elbe nur auf der Grundlage der g möglih. Der Delegirte Groß erklärte, n zu einem billigen,

arteien, von i

cin Ringen des Volkes auch - ein Ringen der Monarcie ,

{luß des langersehnten Friedens bereit. Kramarz sagte, scine Partei wolle kein slav aber sie dü:fe niht zugeben Politik proklamiert werde,

Oesterreich könne ke bedingungen dem nicht entsprächen. ) von allen Seiten gefehlt worden, it zur Einsicht. Die Jun

Gleihberehtigun daß die Deutsche Freuden bereit seien.

unerschütterliche Deutschen

Doch sei de

erechten Frieden mit Nah dem Schlußworte des Referenten

Dumba wurde das Budget des Ministeriums des Aeußern,

ebenso wie der Ausdruck des vollen Vertrauens für den Minister Grafen Goluchowski einstimmig angenommen.

Die Mitglieder der ungarischen Delegation be- gaben sich_gestern auf die Einladung des Kriegs-Ministers nah dem Schießplaß von Steinfeld, wo der General-Aritillerie- g air Sig he hef die Neuerungen zeigte, welhe an den

eldgeshüßen vorgenommen sind, um dieselben zu Schnellfeuer- geshüßen umzugestalten. Die Schießversuhe ergaben, daß zehn Schüsse mit dem nicht adapiierten Geschüß in 3 Minuten 33 Sekunden, mit dem adaptierten in kaum 2 Minuten ab- gegeben wurden.

_ Ein Communiqué der gestrigen „Wiener Abend post weist auf die Prager Ereignisse hin, welche in grellem Licht die Folgen der bis zur Siedehigze gesteigerten nationalen Leiden- schaften zeigten. Wohl nie habe eine Regierung unter shwierigeren Verhältnissen die Aufgabe übernommen, für die Aufrechterhaltung der Autorität der Staatsgewalt, für das gesezmäßige Funktio- nieren des Staatsorganismus und für den Schuß der Sicherheit aller Bevölkerungskreise, sowie für die Wahrung der gemein- samen Jnteressen der Monarchie zu sorgen. Die getroffenen Maßnahmen zeigten, daß die Regierung entschlossen sei, ohne Schwanken nahdrücklich, nah Maßgabe des Erfordernisses und unter Abschen von jedcm politishen Parteistand- punkte, nah Recht und Geseg vorzugehen. Es sei dringend wünschenswerth, daß diese Aufgaben der durch Kaiserliche Machtvollkommenheit berufenen Regierung klar erkannt würden und daß die Regierung in diesem Augenblicke von kaum absehbarer Tragweite die Unterstüßung der Ge- sammtheit bei der Erfüllung ihrer Aufgabe finde, welche unter allen Umständen und mit allen Mitteln durhzuführen sein werde und allen zur Mitwirkung Berufenen eine große Ver- antwortung auferlege.

Der Statthalter von Böhmen Graf von Couden- hove hat gestern in Prag folgende Bekanntmachung erlassen:

„Der Minister des Innern hat im Einvernehmen mit dem K. K. Justiz-Ministerium auf Grund des § 430 der Strafprezeßordnung die Verhängung des Standrehts über Prag sowie die Gerihtsbezirke Karolinenthal, Königliche Weinberge, Ziskow und Smichow bezüglich des im § 85 des Stra!geseßes bezeichneten Verbrechens der öffentlichen Gewaltihätigkeit durch boshafte Beschädigung fremden Eigenthums ver- fügt. Dies wird mit dem Befehl Fündgediadt, daß sich Jedermann von allen Beschädigungen fremden Eigenthums, allen Aufreizungen und aller Theilnahme daran zu enthalten und si den zur Unterdrückang jedes Verbrechens ergehenden Anordnungen der Obrigkeit zu fügen habe, widrigenfalls jeder, ter fich nah der Kundmachung jenes Verbrechens \{uldig macht, standrehtlich geridtet und mit dem Tode Festraft wird.“

Diese Bekanntmachung wurde in allen Straßen Prags und den bezüglihen Vororten ausgerufen.

, Eine Versammlung von Stadtverordneten und von Mitgliedern böhmisch-nationaler Studentenverbin- dungen und Arbeitervereine in BO g wählte gestern einen Sicherheitsausshuß und sandte eine Deputation an den Statt- halter, um ihm den Vorschlag zu unterbreiten, daß der Sicherheits- auss{chuß für die Aufrechterhaltung der Nuhe und aa der Bewohnerschaft sorgen solle und der Statthalter das Militär zurückziehe. Der Statthalter Graf von Coudenhove er- klärte, er könne auf den Antrag nicht eingehen, weil er selbst für die Sicherheit der Bewohner verantwortlich sei, bitte jedoch, auf die Bevölkerung einzuwirken, damit keine RNuhe- störungen mehr vorkämen.

In Smichow lehnte sich ein Theil der Bevölkerung gegen das Standreht auf. Als die Verhängung des Stand- rehts verkündet wurde, brahen einzelne Personen in Hohnrufe aus. Einige derselben wurden verhaftet und werden standrehtlich behandelt werden. Zwei Stunden nah der Proklamierung des Standrechts versuchten einige Excedenten, die Synagoge zu demolieren, und shleuderten Steine gegen die Militärpatrouille , welche herbeigeeilt war. Das Militär feuerte, verwundete jedoch niemand. Die Excedenten ergriffen indessen die Flucht. Jm Laufe des gestrigen Tages wurden insgesammt 18 Personen verwundet, darunter zwei Soldaten, Um 11 Uhr Nachts herrschte in Prag und den Vororten vollständige Ruhe, sodaß das Militär größtentheils zurückgezogen werden konnte. Auch die Nacht ist vollkommen ruhig verlaufen.

Gestern fanden in Pilsen und Beraun antideutsche Demonstrationen statt, bei denen das Militär einschreiten mußte. Jn Bodenbach wurde gestern der Versuch gemacht, die böhmishe Schule zu demolieren. Die dortigen Behörden haben infolge dessen Militär und Gendarmerie zur Unter- stüßung erbeten. *

Das ungarische Unterhaus trat gestern zu einer formellen Sißung zusammen. Der Abg. Kossuth richtete an die Regierung eine dringende Jnterpellation mit der Frage: Wann gedenkt die Regierung mit Rücksicht auf die Verhält- nisse in Oesterreich von ihrem Recht Gebrauch zu machen und einen auf dem Prinzip der Selbsibestimmung basierenden Geseß- entwurf vorzulegen? Ju seiner Motivierung verwies der Abg. Kossuth auf die Vorgänge im österreichishen Parlament und führte aus:

_eIn Oesterreich bestehen feit langem Ausnahmezustände. Die

Minorität benußt die Pultdeckel als Argumente. Die Majorität ge- berdet sih als Tyrann, begeht mit der lex Falkenhayn einen offenen Verfassungsbruch und läßt die Abzeordneten dur Polizeiorgane aus der Stätte der Geseßgebung hinauswerfen. Auf die Frage, ob in Desterreih der parlamentarische Konstitutionalismus errs{cht, wird die gesämmte gebildete Welt mit „nein“ antworten. Die gewaltthätige Durhseßzung des Ausgleihs-Provisoriums, die Art und Weise, wie die ungarishe Regierung dieselbe fordert, ist geeignet, in dem öfterreihischen Volke den Glauben zu erwecken, als ob daraus für Ungarn übermäßige Vortheile erwücsen, während doc, wie Alle wissen, sie uns nur übermäßige Opfer auferlegt. Mit Nück- siht darauf, daß der österreichishe Reichérath vertagt ist und uns nur noch eine kurze Zeit vom 1. Januar trennt, ift es nothwendig, daß si die ungarische Regierung über ihre Absihten äußert.“

Frankrei.

Der Senator Milliard is zum Justiz-Minister er- nannt worden.

Die Deputirtenkammer hat gestern ohne Debatte den deutsh-französishen Vertrag, betreffend die Abgrenzung von Togo, angenommen.

Jtalien.

Der Chef des Stabes der römischen Division, Major Graf Nasali-Rocca ist an Stelle des Obersten di Majo zum Militär-Attaché in St. Petersburg ernanut worden.

Die Deputirtenkammer berieth gestern über das in der Angelegenheit des Deputirten Crispi einzuhaltende Ver- fahren. Jm ute der Berathung wurde, wie „W. T. B.“ meldet, vorwiegend der Gedanke, eine besondere Kommission zur Vorberathung der Sache einzuseßen, zum Ausdru gebracht.

Der Justiz-Minister G ianturco erklä der Kammer bereit, die Akten des Pro den nöthigen Bürgschaften für Wa Untersuchungsaften und der Rechte angeklagt gewesenen Personen, und solle dann die ihr angezeig stellen. Er glaube, daß Crispi felbst der solhe Untersuhung wünsche.

Deputirte Crispi das Wort un und vollständi

rte, er sei auf Verlangen esses einem Aus\huß, unter rung des Geheimnisses der der ubrigen in dem Prozeß vorzulegen. Die Kommission könne Nacbforschungen an- Erste sei, der eine Nach dem Minister ergriff der C d erklärte, daß er eine ausgiebige ige Erörterung der Angelegenheit wünsche. scheue das Licht nicht: die Prüfung der Thatsachen werde er- geben, daß nichts gegen ihn vorliege. Verleumdung ; gebraht worden wäre, würde er gestrengt haben.

t erscheinenden

[ e. Er sei ein Opfer der wenn die Angelegenheit niht vor die Kammer i die Verleumdungsklage an- O Er erinnere an das, was er als Minister zur Unterdrückung des Aufstandes in Sizilien und der Luni- zur Ordnung der Landesfinanzen geihan habe. o fordere er doch von den hes Urtheil.

giana sowie abe er Jrrihümer begangen,

iegern von heute ein freundli auch seinerseits die Einsezun nothwendig ein Untersuhungs- zur Aussage aufgefordert werde, damit die Wahrheit voll ans Licht komme. für ihn im Alter von 78 Jahren {merz 53 Jahre seines Leben met (Hier wurde Sozialisten Prampolini und Pescetti der Präsident

Er verlange eines Ausschusses, welcher usschuß sein müsse. er nihts unterlassen, Dies sei indessen lih, nahdem er 8 dem Dienste des Vaterlandes ge- beiti ens s i eftig unterbrochen ; rief beide zur Ordnung.) fort und sagte, er werde au gegenüber den Jnv Gegner die Ruhe nicht verlieren. haben, aber mit lauterer Seele werde mit dem Namen wünsche nur, die lezten bringen. Wenn Jtalien seiner bedürfen sollte, stets bereit sein, dem Lande zu dien nach der Macht, wie er au Schließlich nahm das

der Redner

d eftiven seiner Er möge Fehler begangen / und reinem Gewissen; er taliens auf den Lippen sterben. ahre seines Lebens in Ruhe zu ver- so werde er en, aber er strebe nicht ch nie danah gestrebt habe. [ Haus durch Erheben von den Si mit sehr großer Mehrheit eine von dem Deputirten No c beantragte Tagesordnung an, durch welche der auftragt wird, nennen, die o scheinenden

sodann geschlossen.

} n, räsident be- eine Kommission von fünf Mitgliedern zu er- hne Verzug der Kammer die ihr angezeigt er-

Vorschläge machen soll. Die Sißzung wurde

Das Wiener Konstantinopel, daß, meldungen aus Djakov hergestellt sei. Der Bazar \ in Jpek Unruhen befürchtet. Bey's sei noch nicht bestätigt.

Amerika. Havanna haben sich die Auf- ] : Parte in der Provinz Santiago die Spanier bereiteten sich vor, denselben wieder zu nehmen. Jn den Bergen von Pinar del Rio wurden die Aufständischen von den Spaniern geschlagen ; sih zurück und nahm die Todten und V mit sich fort. wundete. Die cubanif nicht mit den Autonomist Wie der „Times“ aus Montevideo gemeldet wird, ist Dr. Salterain zum Minister des Auswärtigen ernannt worden an Stelle Ferreira’s, welcher zurückgetreten ist.

„Telegr. - Korresp.- Bureau“ berichtet aus nah übereinstimmenden Konsular- a, die Ordnung daselbst wieder- ffnet. Dagegen würden

ei wieder geö Die Gefangennahme Riza

__ Nah einer Meldung aus ständischen d:s kleinen Ortes bemächtigt ;

der Feind l erwundeten Die Spanier hatten 3 Todte und 20 Ver- en Reformisten werden fih en verschmelzen.

_ Aus Simla berichtet das „Reuter'she Bureau“, daß eine britishe Streitmacht am Mittwoch in das Chamkanni-Gebiet vorgerückt sei und 30 Dörfer niedergebrannt habe. Der Feind habe in dem Thale eine starke Stellung innegehabt und von den steilen Felsabhängen das Feuer eröffnet. Auch als die hon auf dem Rückmarsch in das Lager befunden hätten, seien sie noch fortwährend vom Feinde 11 e Auf britischer Seite seien ein Offizier und zwei Soldaten getödtet, zwei Offiziere und vierzehn Soldaten verwundet worden.

britishen Truppen si

in Unruhe erhalten worden.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (3.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieberding bei- wohnte, wurde zunächst ein Schreiben des Abg. Dr.Paasche (nl.), in welchem derselbe anfragt, ov dur seine Ernennung zum ordent- lihen Professor am Polytehnikum in Charlottenburg sein Mandat erloschen sci, der Geschäftsordnungs-Kommission über-

Auf der Tagesordnung stand zunächst die erste Berathung des Abkommens zur gemeinsamen Regelung einiger F des internationalen Privatrechts, welches auf Vorschla der Abgg. Dr. Spahn (Zentr.) und Dr. von Cuny (nl. sofort auch in zweiter Lesung ohne Debatte genehmigt wurde. folgte die erste Berathung des Geseßentwurfes über die Angelegenheiten der freiwilligen Ge= rihtsbarfkeit. i

Abg. Dr. Spahn (Zentr.) beantragt, die Vorlage Kommission von 21 Mitgliedern Baterlandes könnte aus der die Anwendung fremder Sprachen der Anschein s{ärfere Handhabung

überweisen ,

Fassung der Vorschriften \praliher Beziehung bestehenden

beabsichtigt niht zustimmen.

Gesetzgebung könnten seine Die |ystematische Anordnung der Vorlage entspreche nit ganz der systematischen Anordnuyg des Bürgerlichen Gesetbuchs. die einzelnen Staaten sich in Bezug auf die systematische Anordnung ihrer Ausführungsgefeße freie Hand gäben, so würde der Wirrwarr w Die einzelnen deutschen Staaten follten sih an G ir dig System halten, namentliÞ an das Bürgerliche eseßbuch.

Abe, Kauffmann (fr. Volkép.) erklärt, er {ließe fh dem Antrage auf Komwissionsberathung an, der au die einzelnen Punkte am besten überlassen würden. daß die Vorlage einen bedeutenden Schritt vor- der Nechtseinheit stens die preußishe Geseyz-

Aenderung politischen Freunde

ein großer werden.

Im allgemeinen zuerkennen , wärts auf dem Gebiete bei anderen Ausführungsgeseßen mei gebung als Vorbild gedient habe, folhen Vorbild gefehlt. Jn mehreren Beziehungen habe die neuere ebung als Muster gedient, und das sei mit in Fortschritt fei es zum Beispiel, daß die Beschwerde gegen die Handelösrihter an die fachen gehe. Redner be}pricht \chließlich eingehend das Verfahren in

elsaf-lothringishe Gesetz reuden zu begrüßen. Kammer für Ha

Vormundschafts\ahen und führt aus, daß der Entwurf in diefer Be- ziehung bedenklich kasuiftish sei. S i

Abg. Dr. von Cuny (nl.) erklärt ebenfalls, er \ch{chließe ih dem Antrage auf LRRL En Cg namens seiner reunde an. ie Vorlage sei dringend nothwendig, da f mit dem Bürgerlichen Geseßbuch zusammen in Kraft treten müsse. Der Reichstag werde die Vorlage unbedingt zu stande bringen müssen, und die Aeußerungen der Vor- redner ließen hoffen, daß diese Ansicht überall getheilt werde. Einzelne Ausftellungen an der Vorlage {ienen lediglih auf Miß- verständniß zu Tedüben: Der Wunsch könne allerdings entstehen, daß eine Ausdehnung des Gesetzes herbeigeführt würde, aber man sollte dabei nit in den Forderungen zu weit gehen. Auf die Besonder- heiten der Einzelstaaten könne man Rücksicht nehmen, soweit dabei nicht lediglih finanzielle Gesichtspunkte maßgebend seien. Wünschenswerth set ferner, daß bei der Anordnung der Materien au die Sus e den Gedankengang des Bürgerlichen Gejeßz-

es an eßen modien. p Abg. Dr Toi Buchka (d. konf.) meint, daß die Verhandlungen ruhig verlaufen würden, da es überhaupt nichi mögli fein werde, etwas B.deutendes über die Vorloge zu sagen. Redner erklärt sich mit der von der Vorlage beliebten Regelung der Zuständigkeit und auch tamit einverstanden, daß die einzelstaatlihe Gesetzgebung sich der Systematik des Bürgerlichen Geseßbues an- {ließen solle. Mit dem Antrage auf Kommissioneberathung fei er ebenfalls einverstanden.

Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Stadihagen (Soz.) das Wort.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reich8- und Staa1s-Anzeigers“ werden die dem Reichstage vorgelegten Entwürfe GUeS En S YT U Rga gef edes zur Militärstraf- gerihtsordnung und eines Geseßes, betreffend die Dienst- vergehen der richterlihen Militär -Justizbeamten und die unfreiwillige Verseßung derselben in eine andere Stelle oder in den Ruhestand, veröffentlicht.

Dem Reichstage ist eine Denkschrift über die Aus®- führung ei dem Jakre 1875 e1lasseren Anleihe- geseße übermittelt worden.

Die Abgg. Auer und Gencssen haben nackfstehende schleunigen Anträge eingebraht: Der Reichstag wolle beschließen, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, zu veranlassen, daß

1) das gegen ten Abg. Brühne bei dem Landgericht in Frank-

furt a. M. wegen Beleidigung eines Gendarmen, ;

2) das gegen den Abg. Möller (Waldenburg) bei dem Amtsgericht

zu Bchum Treeo Uebertretung des preußisckcn Vereinegefeßes webende Strafverfahreu, j [s 3) die gegen den Tan Smidt (Frankfurt) bei tem Landger'ht zu pi c7E: : s{hwebenden Strafverfahren, G 4) die gegen den Abg. Stadthagen sckwebenden Strafrerfabren, 5) das gegen den Abg. Vegtherr bei dem Landgericht zu Magde- burg wegen Moajestätsbeleidigung, Beleidigung des NReickss- fan;lers und des preußischen Staats-Ministeriums \chwcbende Strafrerfahren sämmtlich während ter Dauer der gegenwärtigen Session eingestellt werden.

Der Akg, Graf von Oriola hat mit Unterstüßung der nationalliberalen Fraktion den Antrag eingebracht : den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reichëtag baldttunlihs einen Gefeßentwuxrf vorzu- legen, durch welchen unter Berücksichtigung der steigenden Kosten der Lebenshaltung den berechtigten Wünschen der Militär- Invaliden, inékesondere auch in Bezug auf die Versorgung der Wittwen und Waisen, die Enischädigung für Nichibenußung des Zivilversorgungésheins und die Velafsung der Miliiärpersion reben dem Zirildier.steinkonm. min respektive der Zivilpension, Rehnung ge- tragen wird.

Die nationalliberalen Abgg. Dr. Paasche, Basser- maun und Dr. Clemm (Lutwigshafen) haben den Erlaß eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des S in folgender Form beantragt: Den Vorschriften des § 7 des Zoll- tarifgesezes vom 15. Juli 1879, ergänzt durch das Geseß vom 14. April 1894, werden folgende Bestimmungen hinzugefügt: 5) Be- triebsftätten oder Theile von Betriebsstätten, welhe unter ständiger Aufsicht der Zollbehöi den auéts{ließlich für den Absaß ins Ausland arbeiten, gelten in Bezug auf die von ihnen bezogenen und ausge- führten Rohftcffe, Halb- und Ganzfabrikate als Zoliausland. Ueber die nothwendigen Kontrolmaßregeln trifft der Bundesrath Bestimmung.

Die Fraktion des Zentrums des Reichstages bat den Antrag auf Aufhebung des Gesetzes über den Orden der Ge- sellshafst Jesu vom 4. Juli 1872 wieder eingebracht.

Arbeiterbewegung.

Aus Hanau wird der „Frkf. Zta." berichtet, daß die dortigen Diamantschleifer in einer Versommlung am Mittwoch be- \chlossen baben, den Ausstand bedingungslos zu beenden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Gesammtleistungen der deutshen Reichs-Post- und Telegraphenverwaltung im Jahre 1896.

Das deutsche Reichs8-Post- und Telegraphengebiet umfaßt 445 115,24 gkm (ohne die Meerestheile: Haffe, Bodden und dergl.) mit 44 380 206 Einwohnern rach der Zählung vom 2. De- ¿ember 1895. Es entfallen hiernach durscnittlich 100 Einwohner auf 1 gm. Nah den tabellarishen Uebersichten der soeben erschienenen _, Statistik der deutshen Reis - Post- und. Telegraphenverwaltung für daz Kalenderjahr 1896 waren in diesem Gebiete im vergangenen Jahre vorhanden: Rau larien 30019 * (gegen 28726 im Jahre 1895),

eihs-Telegraphenanstalten 14237 (im Vorjahre 13 739), Verkauféstellen für Postwerthzeihen 20 022 (im Vorjahre 19 272), E 89 640 (im Vorjahre 86 569), reihseigene Poft- und

elegraphengrundstücke 452 (im Vorjahre 442), Beamte, Unter- beamte u. \. w. 161 000 (im Vorjahre 154 293). Die Gesammtzahl der durchdiePostbefördertenSendun gen betrug 3 587 475 002 (gegen 3428 866.041 im Jahre 1895), die der beförderten Telegramme 34856455 (im Vorjahre 34 602 830), die Zahl der von den Stadt - Fernsprech - Vermittelungs- anstaltenausgefübrten Verbindungen 562255778 (im Vorjahre 498 360 991). Der Gesammtwerth der durch die Post ver- mittelten Geld-. u. #st. w. Sendungen belief si auf 21 426 452 271 4, d. i. 586 678 968 A6 weniger als im Jahre 1895, das Gesammtgewiht der durch ‘die Post beförderten Naeraten ackete mit und solche ohne Werthangabe, fowie Briefe mit erthangabe) auf 579359910 kg (im Vorjahre auf 548 687960 kg). Die Gefammteinnahmen betrugen 299 739 240 Æ (gegen 287049616 im Jahre 1895), die Gesammtaus t 273 010 211 Æ (im Vorjahre 261 781.081 4), der Uebers hiernah 26 729/029 6 (im Vorjahre 25 268 535 #).

Von den dur die Post - beförderten 3 587 475 002 Sendungen waren Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Waarenproben, Postanweisungen und Postauftragsbriefe) 3 435 501 976 (im Jahre 1895: 3 285 303 561), Pôterei- und Geldfendungen (Pakete obne und

solche mit Werthangabe, Briefe und Käfthen mit Werthangabe) 151 973 026 (gegen 143 562 480 im Vorjahre). Die Zahl der be- förderten Briefe _einshließlich der Zufstellungsurkunden ftieg von 1 225 928 510 im Jahre 1895 auf 1 273 216 390 im Jahre 1896, die der Postkarten von 443 794860 auf 476 021 820, die Zahl der Drudcksachen (ohne die Zeiturgsnummern) und Geschäftspapiere von 492 262 270 auf 524 053 780, die der Waarenproben von 35 446 170 auf 37 956 040, die der Postanweisungen von 9 349264 auf 100363921, während die Zahl der Postauftragsb riefe von 6020145 auf 5 679 728 zurückgegangen ist. Die Gesammtzahl der dur die Poft bezogenen Zeitungsnummern erhöhte fich von 910221 741 auf 926 128761 urd die der außergewöhnlihen Zeitungs beilagen von 76280 601 auf 92081536. Pakete ohne Werth- angabe beförderte die Post 140220082 (gegen 132153353 im Jahre 1895), Packete mit Werthangabe 2871063 (gegen 2820 251), Briefe und Kästhen mit Werthangabe 8881 881 (gegen 8 588 876). Die oben erwähnte Abnahme des Gesammt- werthes der durch die Post im Berichtéjahre vermittelten Geld- u. st. w. Sendungen um 586 678 968 # gegenüber dem Jahre 1895 ist auf den Rückgang de& Werthbetrags der beförderten Padckete mit Werthangabe von 5305436580 (6 auf 4595 880 520 M, der Briefe und Kästhen mit Werthangabe von 10437498100 6 auf 10217084780 A und der P oft- aufträge von 568052500 s auf 5583201Cc0 Æ zurück- zuführen, während der Werthbetrag der Postanweisungen von 5 495 606 659 „6 auf 5 804 484 471 Æ und derjenige der Postna- nabmen von 206 537 400 # auf 250 682 400 4 gestiegen ift, s Mit Posten wurden noch 1 703015 Personen (gegen 1 767 800 im Vorjahre) befördert, von denen eine jede durvscnittlich 88 „3 (im Jahre 1895: 90 „Z) an Personengeld, Ueberfrahtporto u. \. w. ent- richtet bat. Die Zahl ter an das Publikum abgeseßten oder von den Postanstalten zur Verrechnung des baar erlegten Frankos ver- wendeten Postwerthzeihen Lketrug 2009585 746 (gegen 1 904 470 766 im Jahre 1895), der Gesammtwerth 207 251 276 # (im Vorjahre 196 191 337 4); einen Röckgang weisen hier nur die Zahl der abgeseßten gestempelten Weltpofstkarien zu 10 H (von 5 768 104 auf 5 711 122) und die der verkauften gestempelten Nohrpoft- Briefumschläge (von 189 619 auf 187 483) auf.

Die Länge ter Telegraphenlinien ift seit 1895 von 113 173 auf 116 286 km, also um 3123 km, die Länge der Telegraphen - leitungen von 433 234 auf 455 634 km, also um 22399 km ge- ftie;en. Telegramme wurden im Berichtsjahre insgesammt 34 856 455, d. h. 253 625 mehr als im Jahre 1895 befördert, und zwar innerhalb des Reich8-Telegraphengebiets 22 876 798 (gegen 22 062 811 im Vorjahre), aus anderen Ländern 5776 783 (gegen 6 256 2959), nach anderen Ländern 4832 880 (gegen 4916 398) und im Durchgang durch das Reichs: Telegraphengebiet 1369 994 (gegen 1367 362 im Jabre 1895). An Telegraphengebühren sind im vergangenen Jahre in8gefammt 45 483 860 4 entrichtet worde, das sind 2494 637 Æ mehr als 1895. Die durchsnittlite Einnahme für ein aufgegebenes .gebührenpflihiiges Telegramm betrug im inneren Reichs - Tele- graphenberkehr 65 S (im Vorjabre 67 9), im Verkebr mit Bayern 77 (70) & §5, im Verkehr mit Württemberg 72 (73) F und im Verkehr mit dem Ausland 2,32 (2,39) F In Berlin (und den Vororten Charlottenburg, Schöneberg, Nirx- dorf) wurden mittels Rohrpost 4404599 Telegramme (gegen 4217465 im Vorjahre) und 1172938 Briefe und Karten (1895: 1117 658), insgesammt also 5577 537 Gegenstände befördert, das sind 242414 mehr als im Vorjahre. Die Länge des Röhßtrenneßes belief sich auf 107,81 km (gegén 104,37 km im Jahre 1895) und die Zahl der Rohrpostämter auf 51 (wie im Vorjahre). Stadt -Fernsprecheinrihtungen hatten 488 Orte, 40 mehr als im Jahre 1895. Die Zahl der Sprechstellen betrug 130 276, d. i. 16219 mehr als im Vorjahre, die Zabl der Theilnehmer an der Berußung der allgemeinen Stadt. Fernspre(einrihtungen 107 668, d. i. 12923 mehr als 1895. Insgesammt wurden dur Vermittelung der Stadt - Fernspreheinrihtungen 562 255 778 Gespräche (gegen 498 360 991 im Vorjahre) geführt, und zwar zwischen Sprechstellen innerhalb der einzelnen Orte 463 966 187 (1895: 411 767 644), nah außerhalb (zwishen Sprechstellen vershiedener Stadt - Fernsprech- einrihtungen) 98 289 591 Gespräche (1895: 86 593 347).

Wir schließen diese Mittheilungen aus der amtlihen Statistik mit einer vergleihenden Uebersiht üb:r die Gesammt - Eir- nahmen, -Auëga“ en und Uebershüsse ter deutshen Reichë-Post- und Telegraphen-Verwaltung in den Etatéjahren 1892/93 bis 1896/97 sowie 1886/87 und 1876/77. Es betrug: _

die Gesammt» die Gesamnit- Ausgabe der im Etatsjahr Einnahme einschl. der ein- Ueberschuß maligen A b A

1896/97 299 739 240 273 010 211 26 729 029

1895/96 287 049 616 261 781 081 25 268 535

1894/95 269 778 002 249 360 750 20 417 252

1893/94 256 466 749 239 776 366 16 690 383

1892/93 246 586 442 228 026 740 17 559 702

1886/87 179 853 964 156 308 120 23 545 844

1876/77 146 818 776 140 145 765 6 673 011

(1.1. 76231: 377)

Wohlfahrtsbestrebungen.

Das moderne Leben entzieht den weiblichen Nachwuchs besonders der Éleinbürgerlißen und ländlihen Bevölkeruns, der in außerhäus- liber Beschäftigung fein Fortkommen sucht, immer wehr dem bäus- lihen Berufe, in welchem sich bisher die jungen Mädchen diejenigen Haushaltungskenntnifse erwerbea konnten, weldhe zur Gründung eines eigenen Hausstandes nöthig find. Es macht sich desbalb in den Kreisen, welche die Wichtigkeit des Haushaltungsunterrihts für das Wohl und Wehe der Familie niht verkennen, {on seit geraumer Zeit die Anschauung geltend, daß hier nur die Haushaltungsschule Abbilfe schaffen kann. Diesen wichtigen Bestrebungen die Bahn zu ebnen, unternimmt das im Verlage von Theodor Hofmann in Gera soeben ershienene Werk: „Der Haushaltungsunterricht für Schulmädchen und shulentwachsene Mädchen“, ein Lehr- und Handbuch für Einrichtung von Haushaltungsshulen fowie zur Ertheilung des Hauéhaltungsunterrihts, bearbeitet von Dr. Wilhelm Springer, Königlichem Kreis-Schulinspektor; zwei Abtheilungen: 1. Abtbeilung „Methodik des Haushbaltungsunterrichts, Reintgungsarbeiten“ (Preis geheftet 2,20 4); 11. Abtheilung .Die Pflege der Wäsche", „Das Kochen“ (Preis geheftet 2,20 A; beide Abtheilungen zusainmen in einein Band, geöunden 5 ). Der Verfafser, der im Auftrage des Provinzialverbandes der vaterländischen Frauenvereine Schlesiens zahlreich besuchte Leh1kurfe zur Ausbildung von Haushaltungélebrerinnen abhält, legt in diesem Werke das Ergebniß feiner mehrjährigen Erfahrung nieder. Der Hauptwerth des Buches [iegt einerseits darin, daß es denjenigen, die derartigeSchulen gründen wollen, eine sichere und. erprovte Anleitung zu deren Einritung giebt die meisten den Haushalturgsunterriht behandelnden Bücher feßzen Lehrstäite und Lehrerin voraus —, | andererseits ist die Methode des Haushaltungsunterrxihts so ausgebaut, dáß au in ihm wie in jedem andern Lehrfah der Schule eine Lehrerin allein eine ganze, voll- beseßte Klasse: gleichzeitig unterrihten kann, wodurch es erft er mögliht wird, nicht. nur einem beschränkten Kreise der heran- wachsenden weiblihen Jugend, fordern deren Allgemeinheit eine gründliche hauswirthschaftlihe Ausbildung zu theil werden zu laffen, Es beschränkt sich. nicht nur auf den Kochunterricht, sondern nimmt, von der Vorausseßung ausgehend, daß ih ein geordnetes Familienleben ebensosehr aut Reinlichkeits, und Ordnung: pflege, . wie auf rationelle Ernährung stüßen müfse, neben dem Kochen auch alle der. Reinlichkeit, Ordnung, Gesundheit in Haus ‘tind Hausratb, Wäsche und Kleidung dienenden Arbeiten mit in den Arbeitsplan der Haushaltungsschule auf. Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachfen- Meiningen, eine eifrige Förderin der Haushaltungsschulen, hat die

Widwung des hübsch auszestatteten und mit einer Anzabl von inftruktiven Abbildungen versehenen Buches angenommen. dürfte insbesontere in dem großen Kreise alter derjenigen, die fich in den Dienst der Wohlfahrtésbestrebungen ftellen, mit lebhaftem Interesse aufgenommen werden.

Kunft und Wissenschaft.

In der Gesammtsißzung der Königlichen Akademie der Wissenschaften vom 25. November las Herr Hirschfeld über „die Haeduer und Arverner unter rômischer Herrschafi“. : lung wird die Politik, die Augustus bei der Cinrihtung Galliens be- folgte, an dem Beispiel der zwei bedeutendsten gallishen Stämme dargelegt und das Bunde8verbältniß der Hacduer zu den Nömern Blutsbrüderschaft zu Den Schluß bildét eine Betrachtung der Schick- sale beider Stämme in den ersten drei Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit. Herr Erman überreichte eine Mittheilung des Herrn Dr. Ludwig Borchardt, betitelt: „Ein neuer Königsname der ersten In einem der sogenannten vorgeschichtlichen Königsgräber, das de Morgan îm vergangenen Jahre bei Neggadeh in Ober-Egypten geöffnet hat, hat fih ein Elfenbeintäfelhen gefunden, das neben dem iht zu identifizierenden offiziellen Namen des Königs noch einen Da dieser Name Mn lautet und da diese Königsgräber, wie Sethe nahgewiesen kat, der erften Dynastie fo scheint dieser König kein anderer zu fein, als der

In der Abhand-

durch Vergleihung der germanishen

erklären verfucht.

zweiten Namen desfelben trägt.

demnach das Grab - des ältesten Königs i dem die Egypter selbs noŸ eine Kunde hatten. Mitgetheilt wurde, daß die Herren C. A. von Cornelius, Königlich bayerischer Geheimer Nath und Professor in München, und B. Erdmannsdörffer, Greß- herzoglich badisher Geheimer Hofrath und Professor in Heidelberg, von der Akademie zu korrespondiererden Mitgliedern ihrer philo- fophis:historishen Klasse gewählt worden sind. Das korrespondierende Mitglied Herr Ferdinand Cohn in Breslau beging am 13. November d. I. scin fünfzigjähriges Doktor-Jubiläum. D L den Jubilar aus diefem Anlaß mit einer Adresse. Die Gesammt- Akademie hat Herrn Professor G. Shweinfurth in Berlin zur Heraus gabe eiver ersten Abtheilung der von ihm in der arabishen Wüste von Egypten aufgenommenen Karten 3000 bewilligt.

Die Akademie begrüßte

Verdingungen im Auslande,

Rußland. : nf S Stadiverwalturg von Novorosfisk: Konzession für den Bau und Betrieb einer elektrishen Straßenbahn, fowie für die eleftrische Beleuhtung in Novorossisk.

15. Dezember.

Kaution je 5000 Rubel. Niederlande. y Ministerium für Wasserwesen, Handel und Ins dustrie im Haag: Bau von Kanälen in den Gemeinden von Besoijen, Vrijhoere- Capelle und Waspik. Voranschlag 102 500 Gulden. Gesellschaft Biklliton im Haag: 14 000 Pifkuls Billiton-Zinn, in Batavia lagernd. Rumänien. Ministerium

Verkauf von

; öffentligen Arbeiten Bukarest: Bau von Brücken auf der Eisenbahnlinie von Berlad nah Galag. Voranschlag 190 000 Fr.

Verkchrs-Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) englishe Post über

ist die zweite Ostende vom 2. Dezember ausge- Grund: Fahrt Dover—Ostende wegen Beschädigung eines Dampfers ausgefallen.

: Norddeutscher 1. Dezbr. Abds. v. Bremen in Cher-

„Sachsen“, v. Oft-Asien „Karlsruhe* 1. Dezbr. y. . Dezbr. Mrgs. v. „Kaiser Wilhelm 11.“ „Habsburg“, v.

Dampfer „Trave“ Dezbr. burg angek., Reise n. Newo-Vork fortges. fommend, 1. Dezbr. in Suez angek. New-York .n. Bremen abgeg. Genua in New-York angekommen. 2. Dezbr. Vin. v. Genua n. New-York abgeg. Brasilien kommend, 2. Dezbr. V1. a. d. We?fer angek. n. d. La Plata best., 2, Dezbr. Vm. Eastburne passiert. j

Hambucg, 2. Dezember. (W. T. B.) Hamburg-Amerika- Linie. Dampfer „Palatia“, von New-York kommend, ift heute Vm. in Curbaven eingetroffen. G

London, 2, Dezember. (W.T. B.) Castle-Linie. t „Lismore Castle“ hat auf der Ausreise gesternzdie Canarischen Inseln passiert. S / A

Union-Linie. Dampfer „Tatar®" ist auf der Heimreise gestern von Kapstadt abgegangen.

Theater und Musfik.

Thalia - Theater.

Der dreiaftige Schwank „Berlin über Alles" vou Benno Jacobson erzielte gestern Abend einen freundli@en Erfolg. dem Theaterzettel wird bemerkt, daß der Schwank mit Benußung eines Stücks von Ordonneau geschrieben ist; auf diesen französischen Mitarbeiter ift wohl die bunte Handlung zurückzuführezn, die troß ibrer Kompliziertheit doch durch ihre 1 mik un Namen werden ausgetausht und Perfonen in bedenkliher Fülle ver- wechselt, damit ein junger Provinzbewohner, Staniëilaus Bunzel, Berlin kennen er ; i eingestreuten Wie und Wortspiele tragen deutlicher die Jacobfon’scher Arbeit und fanden inmitten der Unter den Darftellern

Situationskomik

luftigen Handlung ftand Herr H. Junkermann nah Berlirer Erlebnifsen begierigen Nordergrund ; ütternder Komik ibm getreuli, bringen. einaktige Burleske mit Gesang, von demselben Verfasser herrührt und „Bitte, recht freundlih!* Hier giebt die Sehnsucht eines armen verliebten Photographen, der feinen reihen Onkel aus Shwiebus von seiner vornehmen Kundschaft überzeugen will, kleidung aller feiner Freunde und Zimmernachbarn. Fräul t parodiert in fast knabenbafter Verkleidung einen der jüngften Dichter Deutschlands und singt ihr Liedlein dazu; Frau Dora erscheint als Madame Sans-Eêne und trägt anmuthig ein bekanntes Lied der Judic vor; diese beiden Leistungen waren jedenfalls die beften und interessantesten des Abends. : i ) Burleske wie durch den Schwank beluftigt, und das ift der Haupt=- ¿weck der beiden Stücke.

vielen Beifall. der Rolle *des

„Berlin über Alles“ Welt hinaus. den Shwank frish und Alsdann gelangte noch eine

ofungêwort

anderen Darsteller

betitelt ift, zur Aufführung.

Anlaß zur Ver- Fräulein Theren

Die Zuschauer wurden

Im Königlihen Opernhause beginnt morgen der e Mozart» Cyclus“ mit „JFdomeneus*, große beroishe Oper in 3 Akten, Text Nieje, Tarz von Emil Graeb.

nach Vareska von C. n En in Scene

ist vom Ober-Regifseur L é musikalische Leitung liegt in den Händen des Kapellmeisters Dr. Die Beseßung lautet: Idomeneus: Herr Sylva; Idamantes, sein Sohn: Fräulein Egli; Elektra: äulein Reinl; Zlia: Frau Vberpriefter des Poseidon: retenserinnen : : die Herren Philipp und Krafa. in und bei Kydonia, In der öffentlichen

rr Bachwaan;

der Handlung des trojanishen am Sonntag d ogramni wie in der Abends stattfindenden Konzertauffübhrung ebôr gebracht, und ¡war, wie {on mitgetheilt, die „Maurerisc{e Trauermusik*, die Symphonie in G-mol]l und das „Requiem“ für Scli, Chor und Orchester.

nah Beendigung