1897 / 291 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 10 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Der Geburtstag Seiner Hoheit des Herzogs Johann Albrecht, Regenten des e 9 s i Jes die

E Nachr.“ melden, vorgestern im ganzen Lande durch usschmüdcckung der Häuser mit E Revville, Schul- und Vereinsfeiern, Festesfen 2c. fefilich begangen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ aus Prag berichtet, 1500 Gulden für die bei den jüngsten Straßenunruhen da- selbst verwundeten Unteroffiziere und Mannschaften gespendet.

Die öôsterreihische Delegation hat gestern das Marine-Budget angenommen, nachdem der Vize-Admiral Baron Spaun erklärt hatte, die Verhältnisse der Marine, insbesondere bezüglih der Panzerschiffe und Maschinen, lägen ziemlih ungünstig, und die österreichisch-ungarishe Kriegs- marine bedürf- einer bedeutenden Verstärkung. Die Delegation nahm ferner die Shlußrechnung für 1 an und hat damit ihre meritorischen Arbeiten beendet.

Seitens der Linken is gestern ein Communiqué ausgegeben worden, worin es heißt, daß die seit dem Amts- antritte des Minister-Präsidenten Freiherrn von Gautsch zwischen diesem und den Parteien der Linken geführten Unterhandlungen vorläufig zu keinem Ergebnisse geführt hätten. Der Minister- Ditone habe dem Abg. Funke mitgetheilt, daß er die Ver-

andlungen derzeit als abgeschlossen betrahte. Die Ob- männer-Konferenz der deutschen Linken, die nochmals im Abgeordnetenhause versammelt gewesen sei, habe die be- sondere Wichtigkeit anerkannt, welhe der Wiederaufnahme ordnungsgemäßer Verhandlungen des Parlaments im Hinblick auf die politishe und wirth|haftlihe Stellung Oesterreichs beizumessen sei, und bedauere daher, daß das vorgelegte Ver- handlungs-Substrat die Erreichung des angeftrebten Zweckes nicht herbeigeführt habe. Nichtsdestoweniger seien die Obmänner bereit, die Verhandlungen im geeigneten Moment fortzuseßen und an der - Beseitigung der Differenzen in Böhmen und Mähren, sowie an der Secsiciugg geordneter nationaler Ver- hältnisse zwischen den beiden Volksftämmen dieser Länder mit- zuwirken.

Das ungarische Unterhaus seßte gestern die Debatte über die Art der Behandlung der Vorlage, betreffend das Ausgleichs-Provisorium, fort. Der Abg. Sima tadelte

die Nationalpartei, daß fie in diesem Kampf die äußerste.

Linke nicht unterstüße. Der Abg. Polonyi richtete an die die Regierung eine Anfrage über den Stand der Quotenfrage.

Die Nationalpartei hat in einer gestern. Abend ab- gehaltenen Konferenz einstimmig beshlofsen, die Vorlage über das Ausgleihs-Provisorium anzunehmen, nachdem der Abg. Graf Apponyi und der Präsident der Partei Horanszky erklärt hatten, die sahlichen und höheren politishen Gründe hätten in diesem Falle für die Partei mehr Gewicht als ihr Mißtrauen gegen die Regierung.

Großbritannien und Frland.

Der Staatssekretär des Kriegsamis Marquis of Lans8- downe hielt gestern in Edinburg eine Rede über die Reorganisation der britishen Armee, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte, daß die Anforderungen, welche an die britische Armee, die von den Heeren des Fest- landes völlig verschieden sei, gestellt werden müßten, folgende seien: 1) Drei Armee-Korps müßten als Jnland-Garnison vorhanden sein, um einen etwaigen Einfall zurückzuschlagen ; es müße 4 die Möglichkeit gegeben sein, zwei Armec- Korps für Angriffszweckte außerhalb der britishen Inseln zu mobilisieren, 3) die Möglichkeit, nah Bedarf kleinere Armee- Abthzeilungen zu entsenden, ohne das Heer zu mobilisieren, und 4) die Möglichkeit, den Garnisonen in Jndien und den Kelonien púnktlich die erforderlihen Ergänzungsmannschaften zuzuführen. Der Staatssekretär sprach fodann die Hoffnung aus, daß jedes inländische Bataillon so weit werde vermehrt werden können, daß eine größere Anzahl ausgebildeter Soldaten als bisher erreicht werde. Ferner {lug derselbe vor, mit einer bestimmten Anzahl Reservisten einen besonderen Vertrag abzuschließen, welcher diesen ermöglihe, während des ersten Jahres ihrer E zur Reserve im Falle folher aktiven

erationen wieder unter die Fahne zu treten, die nicht die Einberufung der gesammten Reserve nöthig machten. Der Marquis of Lansdowne sprach als seine Ansicht aus, daß die Volksstimmung in Enaland gegen die allgemeine Wehrpflicht sei, ausgenommen vielleiht für die Vertheidigung der Heimath, und s{chlug weiter vor, eine Anzahl Leute für drei Jahre anzuwerben und denselben nach Ablauf dieser Zeit die Wahl zu lassen, zur Reserve überzutreten oder bei den

Fahnen zu verbleiben. Die Regierung sei au is

es dem Heere nit an Artillerie fehlen zu lassen. Schließli sei er der Anficht, daß die Miliz in engeren Zusammenhang mit der Linie gebracht werden müße.

Frankrei.

Der Senat hat gestern ohne Debatte den Gesezentwurf angenommen, durch welchen das am 29. Oftober d. J. zwischen den Staaten der lateinishen Münzunion getroffene Abkommen, betreffend die Vermehrung der silbernen Scheide- münzen, genehmigt wird.

estern Nachmittag veranstaltete eine Anzahl Studenten in E TAN eine Kundgebung vor dem Senatsgebäude, indem fie Pfui-Nufe gegen Scheurer-Kestner ausftießen. Die Polizei zerstreute die Manifestanten.

Rußland.

Aus St. Petersburg berichtet „W. T. B.*, daß die Er- nennung des bisherigen Gesandten in Brüssel Fürsten Urussow zum Botschafter in Paris amtlih bekannt gemacht worden sei.

Spanien.

In dem gestern abgehaltenen Ministerrath gab, wie eW. T. B.“ aus Madrid meldet, der Minister-Präfident Sagasia einen zusammen selsenten Ucberblick über die

ellungnahme der curopäishen Presse zu der Boischaft des Präsidenten Mac Kinley und betonte dabei, daß, falls die Vereinigten Staaten versuchen sollten, in Cuba zu inter- venieren, sie die spanische Regierung bereit finden würden, das Recht und die Ehre Spaniens zu vertheidigen. Der Minister- Präsident {loß seine Darlegungen mit der Erklärung, daß die Ergebnisse der Operationen auf Cuba zufesebertsiéllenp seien und daß der Friede auf den Philippinen bevorstehe.

Türkei.

E

er wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel S dg fer einen Drohbricf mit der Unterschrift „Das Comité in Konstantinopel“. Es wird ihm vor- geworfen, die Aktion zur Auflösung des Comités unter- nommen und sih dabei der Mi ne s Dn en bedient zu haben. Der Brief s{hließt: „Wir werden unsere Feinde zu vernichten wissen.“

Amerika.

Aus Cuba in Madrid eingegangene Depeschen des Marschalls Blanco melden, daß die Aufständischen in Guif a Graujam- feiten begangen hätten. Die Truppen, welhe nah Guifa zurüdkehrten, hätten Hunderte verbrannter und verstümmelter E darunter auch solhe von Frauen und Kindern, ge-

nden.

Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Carácas vom 2. d. M. sind die Senatswahlen auf den 15. -d. M. Fesigesebt worden. Die finanzielle Lage von Venezuela habe fich gebessert. Die Ernennung Uzlar's zum G R habe zur Wiederbelebung des Vertrauens

eigetragen. Die Zolleinkönfte seien im Wachsen begriffen. An maßgebender Stelle werde vetfichert, daß die Re- gierung den hauptsächlihsten auswärtigen Verpflichtungen im Januar nachkommen werde.

Asien,

Nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Bombay vom gestrigen Tage ist bei zwei in dem Arsenal von Rawalpindi beschäftigten Beamten Munition gefunden worden, die aus dem Arsenal gestohlen war. Die beiden Beamien find unter der Anschuldigung verhaftet worden, die geftohlene Munition an Pathans (Afghanen) in Rawalpindi verkauft zu haben, welche dieselbe über die Grenze befördert

hätten. Afrika. *

Der portugiesische Kommissar für die Grenz- regulierung zwishen Transvaal und Portugiesisch- Ostafrika ist, dem „Reuter'shen Bureau“ zufolge, nach Lissabon berufen worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die gestrige Sizung des Neichs- tages befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (7.) Sißung des Reichstages, welcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posadowsky- Wehner und der Staatssekretär des Reichs-Schaßan:ts Dr. rier von Thielmann beiwohnten, stand zunächst die

esprehung der Jnterpellation des Abg. Bassermann (nl.), betreffend den deutschen Petroleumhandel, auf der Tagesordnung.

Das Wort nahm zuerst der

Abg. Dr. Barth (fr. Vag.): Der Standpunkt, von dem die Interpellation ausgebt, ift mir durhaus sympathisch. Die Kontrakte, welhe den Anlaß zu diefer Interpellation gegeben haben, baben große Achnlichkëäit mit den Kontrakten, welhe das Kohlen- syndikat mit jeinén Abnehmern \{ließt. Wir wollen nit, daß die Gesetzgebung / in die Konkurrenz eingreift, fondern wir wünschen nur, daß fie die Produzenten und deren Kartelle nit be- günstigt. Die Kartelle find hervorgerufen dur die protektionistische Geseggebung, welhe Deutschland vom Auslande abschließt und es den Konsumenten unmögli macht, #s|ch Waaren aus dem Auslande zu verschaffen. E3 find allerdings Bes ftrebungen im Gange, um auf Koften der inländishen Konsumenten die Preise zu treiben und die Konkurrenz fünstlich zu verschieben. Ich erinnere nur an den Zuckerring. Giebt es nun Mittel, das hier in Rede stehende Monopol, welhes nit auf Schußzöllen auf- gebaut ift, sondern ledigli auf der Kapitalkraft beruht, zu bekämpfen ? NRodckefeller, der Leiter des Monopols, ift klug genug gewesen, immer darauf Rücksicht zu nehmen, daß er nicht die Konsumenten gegen \ih rebellish maht. Die Standard Dil Company*® arbeitet darauf bin, ihren Besiß möglichst zu vergrößern, fie hält aber den Preis möglichst niedrig, um die Konkurrenten zurückjuhalten. Der Preis ift besonders für Deutschland niedrig gehalten, weil das Petro- leum, welches in Deutshland atgeseßt wird, in Amerika keinen rechten Markt findet. Es ift allerdings wünshenewerth, daß die Konkurrenten [eistungéfähig erhalten werden, wel auch niedrige Preise halten. Aber es wird \s{wierig sein, die „Pure Dil Company“ zur größeren Leiftungéfäbigkeit zu bringen, denn in dem Augenblicke, wo die Konkurrenz wirksam werden würde, wür*e diese Gesellschaft au) ausgekauft werden. Die beiden Firmen Poth in Mannkeim und Rofsow, Iung & Co. in Bremen haben vor Jabren für die Freiheit des Handels gekämpft; sobald sie aber einen festen Boden gefaßt hatten, wurden sie xereinigt in der Mannhbeim-Bremer Gesellschaft, die eine Filiale der Standard Oil Company darstellt, und die jeßt die getadelten Kon- trafte abgeschlofen bat. Herr Baffermarn hat nur folche Vor- {läge gemacht, welche. die Standard Oil Company s{chädigen sollen. Diese Vorschläge kommenalle darauf hinaus, das Petroleum zu vertheuern. Die Erböbung des Testpunktes, die Einführung des Handels nah Gewiht und alle anderen Maßregeln dienen zur eT- tkeuerung des Petroleums. Es giebt nur ein einziges Mittel, welches diesen Effekt nicht hat, das wäre eine Ermäßigung der Eisenbahntarife, aber man kann die Tarife niht ermäßigen für eine einzige Sorte Petroleum. Eine Zoll- differenzierung ift ebenfalls niht mögli, und die Einführung cines bôheren Zolls für raffiniertes Petroleum würde auch nihts helfen, denn die Standard Dil Company ift so leiftungsfähig, daß fie dann Raffi- nerien in Deutschland errihten würde. Die Erklärung des Staats- sefretärs des Innern hat mich beruhigt, denn aus derselben ist zu ersehen, daß er si der ganzen Schwierigkeit der Sache bewußt ift. Wenn es gelingen sollte, ten Spiritus feuersiher und billig zu Beleutungé- ¡weden brauchbar zu machen, so würde das mit Freuden zu begrüßen sein. Aber der Spiritus wird sich einen größeren Kreis von Kon- sumensen nur A erwerben, wenn der Petroleumpreis fh ganz un- gebeuer fteiger

Bis zum Schluß des Blattes nahmen noch das Wort die Abgg. Freiherr Heyl zu Herrnsheim (nl.), Dr. Spahn (Zentr.) und Dr. Hahn (b. k. F.).

Dem Reichstage ift die Uebersibt der Ergebnisse des Heeres-Grgänzungsgeshäfts für das Jahr 1896 zugegangen.

__— Im Reichstage find folgende weiteren Jnitiativanträge eingebraht worden :

1) Von den Abgg. von Ploet und Graf von Carmen ein Antrag auf Einführung eines angemefsenen Zolles auf Saccharin ae einer Fabrifatfteuer für den im Zoll - Jnlande produzierten

carin.

2) Von den Abgg. Luß, Dr. Freiherr von Heereman, vvn Ploeß, Dr. Bachem, von Colmer, Lerno, Graf von Dönboff-Friedrihstein, Dr. Hahn und Schall der Entwurf eines He imfstättengeseßes für das Deutsche Reich.

3 Unter-Staatssekretär des Aeußern Artin Pascha | 4 0) die ver

‘Arbeit geht.

Von dem Akg. Dr. Schneider der Eniwurf eines Gesezeg betreffend bje cin tragenen Berufsvereine. 4) Von ten . Dr. Pachnidcke und Roesicke der A x zu ersuchen u M T é E i É oa j stehenden Beschränkungen bescitizt FLAA MOA O ARESER, 5) Von dem Abg. Liebermann von Sonnenberg der Antrag auf Erweiterung des allgemeinen und gleihen Reichstags. wablrechts zu einer Reihstagswablpfliht. de e En Don SARE Ea immer- nn ün enoffen der E: b Betäuben der Schlachtt hiere. E E

Statiftik und Volkswirthschaft.

Erwachsene und jugendlihe Arbeiter, sowie Lehrlinge und verheiratbete Frauen unter dem Arbeiterpersonal der Gewerbebetriebe Preußens 1895.

__ (Stat. Korr.) Nach früheren Mittheilungen waren in sämmt- lien Gewerbebetrieben Preußens, soweit fie unter die Gewerbeftatistik fallen, 5861 707 Personen bes{äftigt; davon waren Inhaber von Alleinbetrieben 951 642, Selbftändige bei Mitinhaber-, Gehilfen- und Motorenbetrieben €96 987, Verwaltungs-, tehnisches Aufsichts-, Komtor- und Rechnungépersonal 251 265, Gehilfen und Arbeiter 3 766 369, endlih mitarbeitende Familienangehörige der Selbständigen 195 444. Die 4910065 Personen bei Mitinhaber-, Gehilfen- und Motorenbetrieben waren in 791 689 Haupt- und in 26 829 Neben- betrieben T _Das Gehbilfen- und Arbeiterperfonal (3766 369) ver- theilte fi, wie folct: Es waren darunter Z in Abtb. A: i % Ti - u E Alter und Geschlechte aârtnerei, und na Tbierzuht, Gewerbe

Fischerei über 16 Jaßre alt, männl. 221566 2534 978 weibl. 6795 406 932 zusammen 28951 2941910 unter 16 Jabrealt, männl. 3356 223 199 weibl. 581 48 173 12 894 61 648 ¿usammen 83937 271 372 40673 8315982

_ Nennt man die über 16 Jahre Alten kurz Erwachsene und die übrigen Jugendliche, fo beftand die vorbezeichnete Schicht von Erwerbs- thätigen zu 91,61 Hundertsteln aus Erwachsenen und zu 8,39 Hun- derifteln aus Jugendlichen, und unter den Erwachsenen befanden sich 16,94 v. H. weibliche Arbeiter, unter den Jugendlichen 19,51. In den einzelnen gewerbestatiftis(en Abtheilungen A, B und C waren unter bundert Gehilfen und Arbeitern

der Abth. A der Abth. B der Abtb. C Erwachsene . 88,03 91,55 91,10 Iugendlihe .

G ck 11,97 8,45 8.90

und weibliche Personen unter dex Erwachsenen . 23,47 13.83 35,59 unter den Jugentlichen . 14,76 17775 31,70

Aus dem Gehilfen- und Arbeiterpersonal (wie oben) werden in der Gewerbestatistik noch zwei Grurpen von Personen besonders Her- vorgeboben, nämli a. die Lehrlinge und b. die verheiratheten Frauen. Die Zahlen darüber find für Preußen folgende: Unter den Gehilfen

und Arbeitern befanden fih in Abih. in MOS in E

A

a. Lehrlinge, mänrliWe .*. , 5396 336782 40434 weibliWe., . . «142 23639 14708

¿ufammen . . . 5538 360421 55136

davon in der Hauéhaltung Iman 4543 201490 29550 des Betriebéunternehmeré| weibl. 59 5227 8764 zusammen . . . 4602 206717 38314 249633:

b. verbeiratbete Frauen . 1675 . 51208 6371 - 59254

Betrachtet man zuerst die Zahlen über die verheiratheten Frauen, fo befanden \sich unter den 3 766 369 gewerblichen Arbeitern (eigentliden Lohnarbeitern) 59254 verheirathete Frauen oder 1,57 v. H. und unter den 584381 erwawsenen weiblihen Arbeitern insbefondere 10,14 v. H. Eine gleichartige Ermittelung hat 1882 nit ftattgefunden, und es ist daher aus der Gewerbe- ftatiftik nicht festzustellen, ob die eigentliß2 Lohnarbeit der ver- heiratheten Frauen seitdem verbältnißmäßig zu- oder abgenommen hat; auch die Beruftstatistik bietet zu diejer Vergleichung nicht die genügenden Unterlagen. Die 1895 ermittelte Thatsache, daß nämlich die eigentlihe Lobnarbeit der verbeiratheten Frau, im wesentlichen

abrifarbeit, nicht größer ift, als oben angegeben, ift aber auch an ih beahtientwerth. Immerhin find es doch 59 254 Haushaltungen, aus denen die Frau außerhalb ibres Haushaltes auf gewerblich e Am meisten is das der absoluten Zabl nach in der Industrie der Fal. In Verhältnißzahlen aber befanden fi gegen- über dem oben berechneten Prozentjaße ron 10,14 unter 100 er- wahsenen weiblihen Arbeitern verheirathete Frauen in der Abtbei- s L in der Abtheilung B 12,58 und in der Abthei- ung ¡78.

Sehr interessant ift die Thatsache, daß von den 59254 ver- beiratheten Frauen der allergrößte Theil, nämlih 46 544, in den größeren Betrieben mit 21 und mehr Personen thätig is, während die Betriebe von 1 bis 5 Personen nur 5794, die von 6 bis 20 Per- sonen nur 6 916 verheirathete Frauen beschäftigen; das ift innerlid au sebr wabrsheinlich. Namentlih sind es die Großbetriebe der eigentlihen Industrie (B), welchen die verheiratheten Frauen als Arbeiterinnen angehören; es waren folhe beschä g

in den Betrieben in Abth. 4 in Abth. B in Abth: C zusammen mit 1 bis 5 Personen 276 2 247 3 271 5 794 Un 492 4 863 1561 6916 „L U QERE 907 44 098 1539 46 544 ¡usammen 1675 51 208 6371 59 254,

Die Lehrlinge, unter denen das weiblihe Geshlecht zurütritt und nur im Handelsgewerbe verhältnißmäßig stark vertreten ift, bildeten 11,18 Huntderttheile der gewertlihen Lohnarbeiter, die männ- lihen Lehrlinge 12,26 v. H. der männlichen, die weiblichen 5,96 v. Ÿ. der weiblihen Arbeiter. Bei der Berufszählung wurden in Industrie und Gewerbe (B) 1 898 811 gelernte männlihe und 233 678 gelerntz weibliche Arbeiter und Gehilfen (Ea Lehrlinge) ermittelt; die meisten davon find aus den Lehrlingen früherer Jahrgänge hervor- gegangen; es ift deshalb zu Fi beide Zahlen mit einander zu ver- gleichen, und darn ergiebt d daß auf 100 männliche Lehrlinge ctwa 564 männliche gelernte Arbeiter und auf 100 weibliche Lehr- linge etwa 989 weiblihe gelernte Gehilfen und Arbeiter entfallen. Das Weniger bei den weiblichen Personen wird sih leiht daraus erklären, daß die Lehrzeit der weiblichen Gewerbegebilfen man denke nur an die zahlreihen Lehrmädhen in der Schneiderei, N maherei u. dgl. sehr viel kürzer ist als bei den männ Lehrlingen, die in den meisten Gewerben nah ommen und Gebrau nicht unter drei bis vier Fahren in der Lehre sein müssen. Für ichungen mit früheren Zeiten fehlt es an Unterlagen, und es können die Verhältnisse in früheren Jahren ja au andere gewesen sein. Hinzu kommt, daß vielleicht die männlichen gelernten Arbeiter reihlihere Gelegenheit als die weiblichen zum Selbftändigwerden oder zum Eintritt in Werkmeisterstellen s Betriebe haben und dann früher als die weiblichen gelernten Gehilfen aus der Zahl der hier verglihenen Arbeiter ausscheiden.

Neu und früher noi niemals ermittelt ist der Nachweis über das Unterbringen der Lehrlinge in der Haushaltung des Lehrherrn (Betriebsunternehmers), Die hierüber fefta , sowohl gewerbetechnisch wie sozialpolitish und sozialpädagogish sehr

zusammex

Verkehrs- gewerbe

308 872

170 654

479 526

27779

2 866 006 584 381 3 450 387 2954 334

zusammen

382 612 38 483 421095, 235 583 14050

sammen

224 58) 19 493 244 073 185 708 8 277 193 985

91 020 14 721 105 741 46 327 5 051 51 378

67 012

in in Abth. B Abih. C 198828 922523 12 632 6 792 211460 829315 164490 18314

4 075 4171 168565 22485

74457 14738 7 943 6716 zusammen . 82400 21454

im Haus- ( männliche . 34876 9942 Lalte. des hr: weibliche 983 4040

iu 35859 13982 c. mit 21 und mehr Perfonen :

ännlide 63 497 3173 Ie E A e 304 1194 4269 zusammen . . 353

66 561 4367 71281 davon im Haus- | männlie . 130

2 124 1 294 3 548 halte des Lehr- { weiblih? 169 553 722 herrn zus.

130 2293 1847 4270

Hiernah stellen sich die Lehrlingsverhältnifse und das Wobnen der Lehrlinge im Haushalte ibrer Lehrherren je nah den Betriebs- Größenklassen außerordentlih vershieden. Die Ausbildung von Lehr- lingen erfolgt mit 58 v. H., also überwiegend, in ‘den fleinen Be- trieben mit 1 bis 5 Personen, mit weiteren 25 v. H. in den mittel- großen Betrieben von 6 bis 20 Perfonen und nur mit 17 v. H. in den größeren und Großbetrieben; in den eigentlißen Gewerben (B) find diese Verbältnißzahlen 59, 23 und 18, in den Handelsgewerben (C) dagegen 53, 39 und 8. Weibliche Lehrlinge insbesondere werden zu 51 Hundertsteln in den kleineren, zu 38 in den mittleren und zu 11 in den größeren Betrieben ausgebildet; für die eigentlihen Ge- werbe (B) find die entsprechenden Ziffern 53, 54 und 13 und für die Handelsgewerbe 46, 46 und 8. :

Im se des Lehrherrn erhalten ihre gewerbliche Ausbildung und Lies von 100 Lehrlingen überhaupt 99, in den eigentlihen Gewerben (B) 57 und in den Le 69; von 100 Lehr- lingen der kleineren Betriebe leben 80 im Hause des Lehrherrn, von 100 der mittleren Betriebe 48 und von 100 der größeren und Groß- betriebe nur etwa 6; in den eigentlihen Gewerben (B) stellen ih diese Verhältnißziffern für die drei Größenklassen auf 80, 44 und 3, in den Handelsgewerben (C) auf 77, 65 und 42. Die weiblichen Lehrlinge jeder der drei Größenklaÿen der eigentlichen Gewerbe (B) sind zu 32, 12 und 6 Hundertsteln im Haushalt ihrer Lehrherren untergebraht, in den Handelsgewerben (C) zu 61, 63 und 46 Hundertsteln. i A

Die in diesen Zahlen au?gesprochenen Verschiedenheiten Hs bödhst lebrreih; es muß aber an diefer Stelle auf eine nähere Erörterung dieser ftatistishen Thatsachen verzihtet werden.

Hinzugefügt möge jedo noh werden, daß unter den eben auf- geführten Lehrlingen die Lehrlinge für das Verwaltungs-, Komtor- und Bureaupersonal nicht mitenthalten, vielmehr allein die gewerb- lichen 2c. Lehrlinae nachgewiesen find. Unter dem Vertwwaltungs-, Komtor: u. \. w. Perfonal befanden sih noch Lehrlinge:

in den Betrieben

a. mit 1 bis 5 Perfonen: E weibliche . :

zusammen .

b. mit 6 bis 20 Perfonen: männliche le iLe weibliche . S

: ¡usammen . .

c. mit 21 und mehr Perfonen : männlihe . Lis weibliche .

zusammen

a. mit 1 bis 5 Personen : männl C p gebrlinge, lie zusammen z im Haus- { männ é T des Lehr- { weiblihe .

herrn zus.

b. mit 6 bis E R: inge, männli A e. ie i

in in in ju- Abth. A Abth. B Abth. C sammen

982 376 43952 23 150 173 605 3916 4525

2 855 8080 10943 152 222 374 3 007 8302 11317

8 536 2826 11382 227 94 32L 8 763 2920 11703

überhaupt:

r 11973 14672 26677 Es S 402 466 868 zusammen 32 12375 15138 27545

_ Außer den oben angeführten 3 766 369 gewerblichen Gehilfen und Lehrlingen find bei der Gewerbestatistik noch die sogenannten „mit- arbeitenden Familienangehörigen“, die zwar niht bloß ge- legentlich mitarbeiten, aber niht als eigentlihe Gebilfen, Gefellen oder Lehrlinge anzusehen find, ermittelt. Solher Personen wurden 195 444 gezählt. Darunter waren 187 479 Erwachfene (über 16 Jahre alt) und 7965 Juzendliche (unter 16 Jahre alt)... In jener Gesammt- zahl befanden fi 167 121 weiblihe Angehörige und zwar 162 016 Grwahsene und 5105 Jugendliche. Diese mitarbeitenden Familien- angehörigen vertheilten fich, wie folgt: Es find gezählt:

s‘ In in mm zus in den Betrieben Abth. A Abth. B Abth. © sammen 2. mit 1 bis 5 Perfonen:

Erwachsene, männliche . 1114 A H 21990 weiblihe . . 2241 838757 109781 150779 zusammen 3355 47905 121509 172 769

Jugèndlihe, männlihe. . 156 1 048 1331 2535 weiblitde . . 105 1121 3403 4629 zusammen 861 2 169 4734 7164

b, mit 6 bis 20 Personen: Erwachsene, männlihe. . 101 1 690 1206 25997 5 028 5991 10793

weiblide . . 414 ¿usammen 515 6 718 6557 13790

Jugendliche, männliche. . 19 178 87 284 weiblihe . 21 187 237 445

; zusammen 40 365 324 729

c. mit 21 und mehr Personen:

Erwachsene, männliche. . 3 394 80 _ 476 weiblihe . . 10 216 218 444

zusammen 12 610 298 920

Jugendliche, männliche. . 70 4 41 weiblihe . . 24 7 31

zusammen 61 11 72

[B

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Aachen wird berihtet, daß der Ausstand der Weber bei der Firma Gebr. Walla beendet sei. Wie der „Vorwärts“ nah Aachener Blättern mittbeilt, wurden von den Arbeitern und dem Arbeitgeber Zugeständnifse emaht. Alle Ausständigen sollen die

rbeit wieder aufgenommen Taben. (Vgl. Nr. 272 d. Bl.)

Als eine Folge des Ausstandes der englishen Maschinen- bau-Arbeiter is es nah einer Mittheilung der Londoner „A. K.“ anzusehen, daß nah dem Auêweis des britishen Handelsamtes für November 1897 der Werth der Ausfuhr Englands an Maschinen in diesem Monat 207 963 Pfd. Sterl. weniger betragen habe als im Vorjahr, während gleichzeitig die deutshe Maschinenausfuhr bedeutend jugenommen habe. ;

Kunst und Wissenschaft.

philosophisch-historishen Klasse der enschaften vom 2. Dezember (vorsißender las Herr Diels „über ein Fragment des

In der Sigzung d Stademte der if ar; Herr ( Empedokles. Fn de

der Abhandlung wird der Versuh ge-

, tin in dem Epikureis@en Papyrcs 1012 ter Herku- Taaifien Rollen enthaltenes Fragment des - Cmpédokles auf Grund neuen Materials berzuftellen. eine Abbandlung des Oberlehrers Dr. burg), betitelt „Eine doxographishe Quelle P , vor. In dieser wird gezeiat, daß Plilon von Alexandria in seiner Schrift „de somniis“ mehrere dorogravbhifche Excerpte mittheilt, die auf die sogenannten „Vetusta Placita“ zurückgeführt werden.

In der Sitzung der ph yfikalisch-mathematischen Klasse von demselben Tage (vorsitender Sekretar: Herr Waldeyer) las Herr Möbius „über die Fauna von Deutsh-Oftafrika“. Die bis jeßt von dort wissenshaftlih bekannt gewordenen Land- und Süßwafserthiere, noch nit 6000, machen, wie er ausführte, offenbar nur einen kleinen Theil der daselbft lebenden Thierformen aus. Deutsh-Ostafrika be- ftebt aus trei fimatisch verschiedenen Faunengebieten: aus dem niedrigen, feuchten Küstenstrich, wasserarmen Steppen- [ande im Innern und dem Üüppigen Waldgebiet an den Ufern der Seen. In das leßtere dringen viele Arten aus dem tropishen West- Afrika ein. Herr Warburg legte eine für die Abhandlungen der Akademie bestimmte Mittheilung des En Ÿ Kayser (Bonn) „über die Spektren der Elemente“ vor. Diese beilung enthält die mittels des eleftrisben Lihtbcgens dargeftellten, an pbetograpischen Aufnahmen ausgemessenen Spekira der Metalle der Platingruppe. Die gemefsenen Wellenlängen find in Tabellen verzeichnet.

elbe MWenbland (Charlotten-

Ueber „neue Wege des Buchdrucks und der Buch- ausftattung* sprah am Mittwoh Abend Direktor Dr. P. Jessen im Verein für deutshes Kunstgewerbe. Der Vortragente führte aus: In Fahkreisen sei es kein Geheimniß, daß unsere Typo- graphie und unfer Buchgewerbe beute nachbaltige Anregungen aus dem Auslande, besonders aus Amerika und England, empfingen. Es fei deéhalb dringlihe Pflidt der deutschen Drucker und Verleger, innerhalb dieser durch alle Länder gebenden Weltbewegung die deutsche Eigenart zu wahren und die Grundsäße zu erkennen und zu beberzigen, die dem fremden Buchgewerbe heute zum Siege verholfen hätten. Diese Grundsätze seien nihts weiter als die Lehren, die bereits unsere alten deutshen Druckwerkte gäben; beshämenderweise aber müßten wir erft wieder vom Auslande lernen, wie diese deutsGen Vorbilder für moderne Aufgaben zu benußen seien. Aller Buchdruck fei Flächen- dekoration und müsse davon ausgeben, daß die rehteckige Papierfläche gefällig gefüllt werde; daher seien leere Räume, fette Schriften und der biëlang üblihe Titelsaß zu vermeiden. Wie das Ornament, fo müsse auch die künstlerishe Illustration zur Type stimmen und sei daher na Art der alten Meister nicht in Tonwirkung, sondern in Linienmanier zu falten. Das malerische Facsimile (Eonholzschnitt, Autotypie u. a.) sei für wissenshaftlihe, niht aber für künfilerishe Buchilluftration geeignet. Vor Allem aber seien unsere deutichen Prachtwerke, die leidige Geschenk-Literatur, die meisten illuftrierten Klaffikerausgaben und Anderes geradezu das Gegentbeil ges{madckvoller Buchausftattung, weil tarin der Text, die Dihtung, von dem Beiwerk in oft roher Weise erdrückt und erstickt werde, während der kürstlerishe Buch- s{muck den Text gleihsam musikalisch begleiten und beben folle. Alle Kreise des deutschen Buchgewerbes müßten ernftlich mitarbeiten, wenn dasselbe bei der Ausftellung in Paris 1909 bezügli des Geshmacks niht einen s{chweren Mißerfolg erleben wolle. Die zahlreiche Ver- sammlung stimmte den dur eine reihbaltige Ausstellung erläuterten Ausführungen einstimmig und nahdrücklich bei,

Literatur.

Kommentar zum Allgemeinen deutschen Handels- ae seßbuch von Dr. Hermann Staub, Rechtsanwalt in Berlin. Fünfte, durhgearbeitete Auflage. I. J. Heine's Verlag, Berlin, Preis 21 #4 Die an dieser Stelle hon mehrfah besprochene neue Auflage des Kommentars liegt nunmehr na dem Erscheinen der sechsten (Preis 4 4) und der siebenten Lieferung (2 4) vollständig vor. Das umfänglide (1143 Seiten umfassende) Werk nimmt unter den vor- handenen Kommentaren zum Handelsgeseßbuch zweifellos einen der erften Plätz: ein, sowohl wegen der Sorgfalt, mit welher die Entscheidungen der Gerichte benußt worden find, wie der klaren, von Weit schweifigkeit sih fernhaltenden und doch Vollständigkeit an- ftrebenden Darstellung des Inhalts der einzelnen Artikel. Neben der neuesten Rechtsprehung und Literatur find die inzwishen ergangenen Geseze handelsrehtlicen Inhalts auf die Bearbeitung der neuen Auflage von großem Ein- fluß gewesen. Insbesondere haben die Bestimmungen des Börsen- und des Depotgeseßes sowie die Vorschriften des Gesehes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs erhebliche Zusäße und Umgesftaltungen im Gefolge gehabt. Außerdcm aber hat der Verfasser in einem Supplement (welches kartonniert 3 M kostet, den Abnehmern der neuesten Auflage des Kommentars jedo unentgeltlich geliefert wird) die Bestimmungen des neuen Handels- geseßbuhs über die Handlungsgehbilfen, die hon am 1. Januar 1898 in Kraft treten, eingehend erläutert und ferner eine vergleichende Dar- stellung des alten und des neuen, vom 1. Januar 1900 an geltenden Handelsrehts gegeben : eine Zugabe, die überall willkommen fein wird.

Das neue Recht der Pan) lon gege reten und -Lehr- linge hat weitere Bearbeiter in den Rehtéanwalten Hugo Horr- wit in Berlin (J. J. Heine's Verlag hierselb; Preis 2 ), Heinrih Böhm in Ratibor (Verlag der Hofbuhdruckerei von Trowißsch u Sohn, Frankfurt a. O.; Preis 50 ) und Dr. Leo Moses in Breslau (Verlag von M. u. H. Marcus daselbst; Preis 75 A) gefunden. Bekanntlich {hafen die das Vechältniß zwischen Prinzipal und Handlungêgehilfen ordnenden Bestimmungen im sechsten Abschniit des neuen Handelëgeseßbuchs eine außerordentliche Besserung der rechtlichen Stellung des leßteren: Die Vereinbarung von Kündi- gungéfristen, die Vertragsfreiheit beim Konkurrenzverbot ist geseßlih neu geregelt, die Fürsorgepfliht des Prinzipals wesentlih erweitert. Völlig neu sind die Grundsätze über das kaufmännische Lehrverhältniß. Alle diese über das Ret der Handlungsgehilfen und -Lehrlinge ge- troffenen, bereits am 1. Januar näthsten Sahres in Kraft tretenden Dingen des neuen Handelsgesezbuchs haben die drei leßt- genannten Autoren in knapper, von den Geseßzesparagr hen los-

elôfter Form und in flarer, allgemein verständliher Dar- tellung behandelt, die den praktishen Bedürfnissen des Nie manns und des fkaufmännischzn Angestellten genügt. Die umfaugreihere Arbeit von Horrwiß beschränkt \ich nit hierauf, fondern giebt eine erschöpfende Darstellung des gesammten privaten und öffentlichen Nechts der E und Lehrlinge; außer dem alten und dem neuen Handelsgeseßbuh sind besonders die ein- s{chlägigen Bestimmungen der Gewerbeordnung, der Reichs-Versiche- rungêgeseße, des Lohnbeshlagnahmegeseßes, der Konkursordnung, des Reichsgesezes zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs und des bürgerlichen Rechts in den Kreis der Bearbeitung gezogen worden. Die Unterschiede zwischen altem und neuem Recht sind scharf hervorgehoben und der Einfluß des lehteren auf die bestehenden Den ner ane be- sonders eingehend behandelt. In einem weiteren Kapitel sind auch die für die Rechtsstreitigkeiten der M agen praktisch wichtigen vrozessualen Fragen erörtert, insbesondere Bewcisfragen, Fragen hin- Laie der Klagen auf später fällig werdende Gehaltsraten 2c. Die

udikatur ist in umfassender Weite verwerthet, besonders au die bisher nur zum geringsten Theile bekannt gewordènen Gutachten des Aeltesten - Kollegiums der Berliner Kaufmannschaft über e VeA gebräuhe, Handelssitten 2c., deren Verwerthung dem Verfasser dur Ueberlassung der Akten der genannten Körperschaft ermöglicht

worden ift.

—— Veillas s. Geographie, Geschihte und Literatur Griechenlands von Friedri §acobs. Neu bearbeitet von Carl Curtius. Mit einem Bilde von Athen. Verlag von- Carl Krabbe in Stuttgart. Preis 5 A Friedrih Jacobs, der gründ- liche Kennex des klassishen Alterthums, wurde während seines Auf- enthalts in München dazu ausersehen, dem Kronprinzen Ludwig von Bayern Vorträge über die Geschichte und Literatur der Hellenen zu halten. Diese Vorträge, die vielseitigen Beifall fanden, sind nicht für

dhe ihre hohe iftorishe Bedeutung

: o aler wenn auch jeßt das klafsishe Alterthum nicht mehr fo sehr im Mittel-

punkt des allgemeinen Interesses steht wie zur Zeit des Verfassers, so verdient das Buh doch wegen seiner ansprewenden Darstellung und der idealen Auffassung des Hellenenthums eine weitere Verbreitung, welche ihm diese neue Bearbeitung verschaffen soll. Der geograpbis, Abschnitt giebt ein Bild von Land und Leuten, von den Städten und Heiligthümern in Griechenland und den griehischen Kolonien sowie eine etwas ausführlihere Besbreibung der wichtigsten Kultur- pläße, wie Mykenä, Delphi, Olympia, Athen, Milet, Samos, Sy- rakus, Agrigent. ier kommen ueben der geshihtlihen und topo- geaphisGen Entwickelung jener Städte besonders ihre Bauten und

enkmäler in Betracht, die auf Grund der neueren Aus- grabungen und Funde beschrieben find. In dem ges{hichtliden Theil werden die Hauptereignisse der griehisWen Geschichte erzählt, die großen Gesetzgeber, Staatèmänner und Feldherren in kurzen Charakter- ildern vorgeführt. In ähnlicher Weise bietet der dritte Abschnitt nicht einen Abriß der Literaturgeshihte, sondern skizzenartige Be- trahtungen über das Leben und die Werke der bedeutendsten Dichter, Geschichtshreiber, Redner und Philosophen. Die Vorträge, welche von der warmen Begeisterung ihres Verfassers für die hellenifhe Welt Zeugniß ablegen, werden auh in dieser neuen Gestalt den Freunden des flassishen Alterthums willkommen fein.

Von der fehr gefällig ausgestatteten und inhaltlich dem modernen Geshmack angepaßten Unterhaltungs-Bibliothek „Unter - wegs und Daheim“ (Breslau, Schlesishe Verlag2anstalt von S. Sottlaender) beginnt jetzt bereits die V. Serie zu erscheinen. Sie wrd eröffnet durch Felix Philippi's dreiaktiges Schauspiel „Wer war’s?* Dieses mit Erfolg über mehrere Bühnen gegangene Drama knüpft, wie andere Werke des Autors, an Tagesereigaifse an: die Nackforshung nah dem Schreiber anonymer Briefe bildet den Angel- punkt der dramatishen Handlung. Philippi hat aber geschmackvoller Weise eine auf das Sensationelle geridtete Ausbéutung des Stoffes verschmäht, um denselben aus der Sphäre des Einzelfalles in die des allgemein Menshlichen zu heben. Die zwei anderen bisher heraus-

egebenen Bändchen der neuen Serie sind Künftlernovellen von ver- chiedenem Charakter, beide in tbrer Art fefselnd und geistvol. Der Künstler als Zerstörer ehelihen Glückes ift eine alte Romanfigur: in Marie Weyr's „Frühßlingstage in Abbazia“ spielt er einmal die Rolle des verständnißvollen und warmfühlenden Vermittlers, der ein er- \shüttertes Eheglück auf eine gesunde und feste Basis ftellt. Alfred Friedmann giebt in der gewandt geschriebenen Novelle , Verke#r“ ein charafkteristishes Bild aus gewissen Kreisen der Künstlerwelt, in denen eine laxe Moralauffassung zu einem gefäbrlihen Kokettieren mit der Sünde, wenn auch nicht immer zu diejer felbft verleitet. In dem vorliegenden Falle wenigstens wird das leihtfertige Spiel niht zum Ernst, und die Tugend behält \{ließlich den Sieg. Für diefe V. Serie verheißt die Verlagsanstalt ferner u. a. noch Werke von Maurus Iókai, August Strindberg und E. Gnade.

„Natur und Haus.“ Jlluftrierte Zeitschrift für alle Naturfreunde. In Verbindung mit Professor Dr. K. Lampert, Vorftand des Königlichen Naturaliexkabinets in Stuttgart, und P. Mats@©ie, Kustos an der zoologishen Sammlung des Königlichen Museums für Naturkunde, herausgegeben von Max Hesdörffer in Berlin. Verlag von Guftav Smidt, Berlin SW. 46. Viertel- jährli (6 Hefte) Pr. 2 A Diese Zeitschrift ift in den Kreisen der Vogelfreunde, der Blumenliebhaber und Pflanzenfammler, der Aquarien- und Terrarienfreunde sehr beliebt und weit verbreitet, denn sie finden darin Rath und Anregung von fachmänniscer Seite bei der Pflege ihrer Liebhabereien. Der Inbalt des abgeschlossen vor- liegenden V. Jahrgangs is außerordentlich mannigfaltig und be- handelt alle Gebiete der Naturkunde. Zahlreiche gute Jlluftrationen dienen zur Erläuterung des Textes. Von derm bereits begonnenen YI. Sahrgang versendet die Verlagsbuhbandlung auf Wunsch Probe- befte unentgeltlich.

Laud- und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Getreidehandel in Rußland.

Aus Ni colajew liegt folgende Nachricht vor:

Das Ausfäen des Wintergetreides, das theilweise unter reht ünstigen Witterungsvérhältnifsen vor si ging, ift vollendet, und der tand der Saaten gilt im allgemeinen als befciedigend. In einigen

Distrikten des Poltawaschen - Gouvernements soll jedoch) der Stand der jungen Saat zu wünschen übrig laffen. Wie viel Wintergetreide angebaut ift, läßt sich zur Zeit nit angeben, da eine Statiftik darüber noch ausfteht. Das Wetter ift in der leßten Zeit für die weitere Entwickelung des Getreides günstig gewesen. Angeführt wurde seit 1. Januar bis 25. Nov. 1897 60 015 600 Pud, Ausgeführt , C A 2D e O7 O30 00 S 1 Der Lagerbestand ftellt fich, wie folgt, auf 5684700 Pud und zwar: Bestand am 1. Januar 1897. , . 13 000000 Pud, Angeführt per 25. November 1897. 60015600 „_ 73 015 600 Pud, Auszeführt per 25. November 1897. 67 330900 5 684 700 Pud.

Verdingungen im Auslande.

Niederlande.

17. Dezember, im Timmerhuis zu Notterdam: Lieferung von: a. Pflaster- und Ysselfteinen, Klinkers, Bordshwellen, Kalk, Zement, Gips, Traß, Grind, Sand, Dachpfannen, Ziegeln, Thonröhren u. f, w. in 32 Abtheilungen; b. Shmier- und Farbölen, Petroleum, Patentöl, Lack- und Farbwaaren, Theer, Peh, Seife, Kerzen, Dochten, baum- wollenen Pußtlappen, Torf, Holzkohlen, Stärke, Glaz u. |. w.. in 21 Abtheilungen; c. Blei, bleiernen Röhren, Zink, Ble, gußeisernen Syphons, Kohleneimern, gezogenen eisernen Röhren, Metallhähnen, Tauwerk, Hanf, Hede, Bürftenwaaren, Shwämmen, Molton-Pußlappen, Staubtüchern, Baggerneßen, Blockmacherswaaren, Besen, Körben, Band, Gardinenstoff, Kohlen--und Kalksäcken, \ämischem und fonstigem Leder, Kefselanzügen, Schaufeln, Eimern, Nägeln, Schrauben, Eilen- waaren u. \. w. U 38 Abtheilungen. Bedingungen für je 25 Cent e L E Wed. P. v. Waesberge u. Zoon in Rotterdam erhà ¿

Verkehrs-Anstalten.

Bremen, 10. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Wittekind“, v. d. La Plata kommend, 9. Dez. Bm. St. Vincent passiert. „München “, v. Baltimore kommend, 9. Dez. Vin. St. Catherines Point passiert. „Prinz Heinrich“, n. E Del best., 9. Dez. Nm. in Singapore angek. eo en“ 9, Dez. Mttgs. Reise v, Genua n. Southampton fort- esetzt. L A iligs, 9, Dezember. (W. T. B.) Danrs Am Linie. Dampfer „Prussia“, ist heute Nahmittag in Cuxhaven angekommen.

London, 9. Dezember. (W. T. B.) Cástle-Lin ie. Dampfer „Hawarden Castle“ ist gestern auf der Heimreise v. Kapstadt ab- gegangen.

Rotterdam, 9. Dezember. (W.T. B.) Holland -Amerika- Linie. Dampfer „Spaarndam“* ist von Rotterdam gestern Vor- mittag in New-York angekommen.

Theater und Mufik,

Königliches Opernhaus. Oer gestrige, sechste Abend des Mozart-Cyc lus brate die Auf- {beuts der komishen Oper „Cos!1 fan tutt@“ („So maden es e! *), An der Musik liegt es sicherlich nicht, daß dieses Werk Mozarl's