1897 / 292 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

gering

h ; gut

Mearktort

Gezablter Preis für 1 Doppelzentner

L Verkaufte Menge

niedrigster |

f

M |

bédfter | ate böister

s A

niedrigster | höchster j

1 Π2.8

M h M

Doppelzentner

En

Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nah überschläglicher Schäßung verkauft

Durthschnitts3- Verkaufs- preis werth für 1 Doppel- zentner

E (Preis unbekannt)

13,20

13,50 13/50

—_ S

Allenstein Thorn Sorau Posen Md. 12,60 Rawitsch E L 12,40 E e s s Ce A R T e Schneidemühl . 12,60 Kolmar i. P. . 12,65 f Streblen i. Sch. 12,40 S{weidnitz 12,60 Liegnitz . 12,00 ildesheim . mden . 11,00 Maven E Krefeld

Trier . Saarlouis Landébut Augsburg Winnenden Bopfingen Emmendingen . Mit ck St. Avold . Breslau . Bruchsal

13,40 13,60 10,75 10,00 12,00 11,00

14 25 11,00 11,80 13,50

—A

A q QUAUEETAT A A

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt, Gin liegender Stri (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung,

. 12,40

Hafer.

14,50 14,00 14,40 14,40 13,40 13,20 14,00 14,00 13,609 12,90 14,50 14,00 13,40 13,50

13,40 13,50 13,50 14,00 14,00 15,59 14,40 13,80 14,29 15,00

14.70 15,60 1330 | 13:80 1560 | 15/60

13,85 13,80 14,00 13,80 13,00 12,80 12,80 13,00 13,10 12,75 13,50 13,20 13,00 13,00 14,50 12,80

13,85 13,80 14,00 14,00 13,20 13,20 12,80 15,00 13,10 12,80 13,50 13,20 13,40 13,00 15,20 13,20

14 50 14,60 14,40 14,50 13,60 13,60 14,00 14,00 13,60 13,00 14,50 14,00 13,80 13,50

13,40 13,50 14,50 14,40 14,20 17,20 15,40 14,20 14,20 15,09

13,20

13,50 13,60 12,80 12,80

12 60 12,70

13,00 12,00

12,60

13,80 14,09 15,05 14.20 13,70 13,00

15,20 14,50 13,10 14,80

13,89 13,80 12,90 13,20 13,20 13,00

15,20 13,50 12,80 14,80

13,50 13,80 12,37 13,00 13,00 11,00

14,25 12,90 12,30 13,50

Bemerkungen.

———__—

14,21

14,41 13,39 13,40 13,50 13,60 13,09

14,21

13,92 13,13 13,00 13,40 13,50 13,09 12,75 13,73

13,20 1240 |

14,85 14,96 13,00 13,02 13/50 13/50

.

13,70 14,68 13,50 13,79 12,17

14,85

13,77 14,77 13,77 13,78 13,09

15,46

: Der DurÜsBnitt8preis wird au3 den unabgerundeten Zahlen berehnet. daß der betreffende Preis nicht vorge ommen if; ein Punkt (.) in den leßten sechs Spalten, daß entsprechender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 7. Sizung vom 10. Dezember 1897, 1 Uhr.

Auf der Tagesordnung stcht zunächst die Besprechung der Jnterpellation des Abg. Bassermann (nl.), den deutschen Petroleumhandel betreffend.

Ueber den Anfang der Sißung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet.

Nach dem Abg. Dr. Barth (fr. Vgg.) nimmt das Port der

Aba. Freiherr Heyl zu Herrnsheim (ul.): Mit ten deutschen Svndikaten babe ih bis jet feine {lchten Erfahrungen gemacht, foliten sie aber den Gharafter der Standard Oil Company anrehmen, so würde die nationalliberale Partei bereit sein, ter gefährlichen Wüirkung solher Syndikate entgegenzutreten. Der Abg. arth bat behaurtci, tat derartige Monopole wesentli nur dann gefährli werden können, wenn fie sch unter einer protektioniftisden Ge- rebgebung bildeten. Gerade das Gegentheil ift der Fall. Jn Frankrei hat eine proteftioniftiide Geseßgebung stattgefunden, und

if ct icpol dort vollständig wirfungsles ge-

ifferentialzcll etabliert, wonach das ih bt oll unterworfen ift als Ginfubhr raffinierten

be vidt gebört, daß die

ollsäte fih beschweren

nte man das Rob-

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eum eingeführt t so ungünftig , day das aus leum von fi russise und ifferenzierung die fünf in, uns Naffine- uns, daß gebunden find. Wir izierung eintreten zu gegen die deutschen deutsder Handel ertgegentreien zu können. för ta ameritaunisdhen Grvori außer Fr s) Anhänger ter Meifft- uxd ciner ganzen Reibe j j infstigung{vertrag geändigt urid da der Dingl-p-Tarif eine Berleßzung der ¡eift- girftäigung enthält, so wäre & bie bödbfte Zeit, baß die verbündeten erierzngen au Amezifa rif Es würde in eilen vatrirtiitger freier tue größie Befricdiaung hervorrufen, wenn tûe Kecierung zrtid bicier Aazmnaßung, wie fie da hervorgetreten ift, rxr wi den Leuten cin deutsches Wort Die Gesellichaft, ir PDetrolcumgrieliidhaft, rûele Thotiatbe darf mas bei der ganzen Frag „Norddeutien Allgemein: Zei von Tapverianbiger Ce

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Po Zens E ; / A ctzolenamnfé 2x08 tier Monopolbdtrbungen midt geilicgen find, Zie Beilftung ves sdlicéld, wen tas Monopol burdg ihr fr wich, bie Pudiéficigerurng werte, Ob rfuibet. So Lange ba Beitrebes der SescUsbest d wre zu wecbilliger, glavke id, toe wir fins Yuiaß babes, geiepgdberiid dingugritien. Dehalb begrüße ih die Srfllérung deb err Cnt rethé mit vem Perricamz

bg. Dr. Dohrn (b. L A): Z6 bumdifde, tas in ber Notis Der Moor. Mgem. Zig.“ r Sutover Haiger ver Regierung fvridt;: t) glaube Vielmehr, Daß viele Motis von Interefiznten lanciert it, wie ja veriiziebentlith bie ofiidjen Silftier von Interessenten benuyt werden, Es lcifier ih aué ber Legien Zéit bfr made Beispiele beibringen, Menn pie Pretsfitigerung 2 tingeslthrt ist, Dou ill e zu rät cin- guten. Man {ann ntt {h genug vorgehen, ut die Kevieruxg Vice Wor Sil undo. 189% wnde an ven Meitétongler tire Petition 2

Lv h u 2 e wze l annDern-2

Preise

F s TUETEM

rilgizt wegen Difierengierung Des Zolls flix reffuniertes up 108 Pe- äo. E wurde Tacut Pungewizlen, bi in Soligien arer Pe-

éxoleunilager uuigAofen (eien, berer Drppufite în Devtidilar bitten | G) Tie Kortyrrenten wit | Sexhexe ot bie Bfiien Der f

zfutiert werben fónnan So vex hiipes a Ciantats Di Compa getutgt. Moe Serre vage lite ecwortver und Tot aut in Solijien feien

1895 Ziridrcétten ollen, Tann bitte fis mod Leideteres |

| f

Fuß zu fassen gesucht. Jeht wäre immer noch die Zeit, durch eine Zolldifferenzierung zu helfen, wofür seit 1881 der Verein der Chemischen Intustriellen mebrfa eingetreten ift. Die Konkurrenten wäce: dadurch ge- stärkt worden, daß man Robpetroleum von ibnen bezogen bätte. Wir haben au in Deutschland Erdölquellen, die au8gebeutet werden könnten; es würden dadur erheblihe Löhne im Lande verdient werden. Es handelt fi also dobei um eire nationale Frage. Herrn Dr. Barth kann die Stantard Oil Cowypary nur dankbar sein. Er meint, die Gesellschafi werde die melkende Kuh nit s{lachten. Die Kaufleute pflecen den reten Augenblick abzuwarten, um die Schafe zu seren. Die Ringe, auch die amerikanischen, pflegen auf die rechte Zeit zu warten, um ihre Abxehmer gehörig zu plündern. Wir müssen versuhen, mit nationalen Brennstoffen die Beleuchtung her- zustellen, mit Acety!engas cder mit Spiritus.

Staatssekreiär des Jnnern, Staats - Mirister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner:

Meine Herren! Ich habe mir gestern bereits erlaubt, darauf hin- zuweisen, wie es wünschen2werth sei, um die Konkurrenz des rufsiscen Petroleums zu erleichtern, eine Herabsetzung unserer Eisenbahntarife berbeizuführen. Jch bin in der Lage, bcute in Ergänzung meiner gestrigen Erklärungen darauf hinzuweisen, daß bereits seit dem 5. Oktober ein Aus- nahmetarif ergangen ift für die Beförderung von raffiniertem russischen Petroleum von Alerandrowo nach deutshen Stationen, und daß in allernägster Zeit ein weiterer Ausnahmetarif ergchen wird: Ausnahme- tarif Nr. 20 für die Beförderung von raffiniertem rufsishen Petro- leum in Wagenladungen von 10000 kg von rufsishen nah deutschen Stationen. Meine Herren, es soll dana auf das russische Petroleum der Spezialtarif Nr. 3 Anwendung finden, welcher der billiaste Tarif für Nobprodukte überbaupt ift, der in Preußen exiftiert; die Petroleumfract ermäßigt sich biernach auf etwa # der bisherigen Säße. Also ein Theil der Wünsche, die gestern und heute geäußert find, wird bercits in allernächfter Zeit thatsählich erfüllt werden, scweit die Eisentahnen zur Konkurrenz des russishen Petroleums etwas beitragen fênnen.

F mötte ferner gegenüber den Auéführungen des Hekrn Frei- herrn Heyl zu Herrnsheim bemerken, wie es allcrdings ritig ift, daß bisher Misprodukte von amerikanishem und russishem Del zu uns nach Deutschland nicht kommen konnten, es sei denn, baß die Mischung unter Zugen der diesseitigen Behörde ftattiand, und zwar aus dem Grunde, weil dieses gemischte Oel bei der Verzollung nur naÿ dem Gewicht abgenommen wurde. Wir find aber im Begriff, Vors&riften und entsprehende Messungstafeln auézuarbeiten, wonach au Miscungcen von amerifarishem und russischem Petroleum nah tem Volumen zur Abnahme gelangen können, und darin wird natürliherweise cine weitere Begünstigung des rufsfishen, ipezifish s&rwereren Petroleums liegen.

Es ift bier ferner mit großer Sicherheit behauptet worden ih wünséte, meine Herrzn, ih fönnte mit folger Sigerheit au ipreden : e wäre son cine Fufionierung zvrischen den amerikani- iben und den faufasischen Petroleum-Interessenten zu fande gekommen; die ameritanis@en Petrol-um-Anterefsenten besäßen überdem bereits einen großen Anthcil des Aktienkapitals, auf dem die kaukasische Petroleum- X im Frühjahr dieses Jahres mit einer Persönlichkeit über diese Frage verband-lt habe, die darüber jedcnfalis am besten orientiert sein müßte, und diese Persönlichkeit hat mir auf mein wiederholtes Befragen positiv erklärt: cine solde Fusionierung hat nicht ftatt- gesunden —, und ih habe cinen Grund, an der Wahrheit dieser wir abgrgevenes GErtlärung ja zweifeln.

Viecine Der:a, lhlicili@ ifi darauf hingewiesen worden, man hütte vot bercits im Jahre 1895, um die teutsen Outsiders in Semen uv Mannheim zu fien, einen Differentialzoll zwishen raffiniertem Petroleum wod Nobhól cirführezn sollen, um so die

Raffinerie mah Drutidilars ju verlegen. Jh kann demgegenüber zum

| Cut ertlhren, vab pril ver Viannbeimer Vertreter ber Dutsiters

bei tes Soden, vie im Reichéamt des Innern stattfanden, auf vat Positivsie erliärte, baß er cin Setaner einer soldzen Differenzierung lei, vab diese Differenzierung [cinen Interessen, um thn als Qutsider s erkalten, nit cutiprehen würde,

FInduftrie fundiert i. Ih kann dem gegeoüber nur erklären, daß .

Abg. Fischbeck (fr. Volksp.) spricht sich gegen die Differenzierung des Petroleumzolles aus. Die ganze Bestrebung gehe nur dahin, wie der Antrag des Herrn Ring auf dem kontervativen pa ane der Provinz Brandenburg beweise, die amerikanische Konkurrenz auszu: \chließen, um für die Landwirthschaf: felbst einen Vortheil zu ziehen durch Verwendung des Spiritus zur Beleuchtung.

L Schippel (Soz.) tadelt es, daß der Reichstag nicht das Recht habe, Untersuhungen anzustellen in wirthschaftlihen Fragen, wie das in anderen Ländern der Fall sei.

__ Abg. Dr. Hahn: Daß die Firmen Poth und Rofsow fi gegen die Differenzierung des Zolles ausgesprochen haben, ift begreiflich; sie importieren raffiniertes Petroleum. Die Einführung «der Raffinerie in Deuts&land würde sehr viele Arbeitslöhne in Deutschland lassen, die jeßt in Amerika verdient werden. - Die Sozialdemokraten und die Frei- innigen haben alles Vertrauen zu Lai Rockefeller; wie wenig Ver- trauen dagegen haben die Herren zur Reichsregierung, wenn fie einmal ein Monopol beabsichtigt! Bei der Zusammensezung des r S Gen Ausschusses zur Vorbereitung der Handelsverträge sollte man endlih Nüdck- sicht nebmen auf eine energische Vertretung der Landwirtbschaft. Die Verbilligung des Petroleums if bauptsählih dadur entstanden, daß die Standard Dil Company das zur Verfügung stehende Dhio-Oel mit dem Pennsylvania-Del vermischt und diefes Produkt von \{lechter Beschaffenheit nah Deutschland bringt. Der Kartoffelbau müßte geseglich noch mehr ges{üßt werden; denn ohne Brennerei keine Shlempe, ohne Schlempe keine Viehhaltung und ohne Viehbaltung kein Dünger und keine landwirthschaftliche Kultur auf leihtem Boden.

Abg. Dr. Barth:?. Die Uebereinstimmung zwishen Sozial- demokraten und Freisinnigen ist fehr begreifliß in allen Dingen, welhe die Konsumenten betreffen. Die Sozialdemokraten haben fi eingehend mit wirths{aftliden Dingen befaßt und sind daher au von manten volkêwirthschaftlicen Vorurtheilen zurückgekommen. Ich habe fein Vertrauen zu dem Menschen Rockefeller, wohl aber zum Geschäftémann Roefeller. Wir haben mehr Vertrauen zu solchen Geschäftsleuten als zu den agrarishen Aaitatoren, deren geseßgeberische Leistungen {ließli der Landwirthschaft selbst den größten Schaden zugefügt haben.

Damit schließt gegen 31/2 Uhr die Besprehung der Juter- pellation; ein Beschluß kann geshäftsordnungsmäßig nicht ge- faßt werden.

Es folgt die erste Berathung des Neichshaushalts- S E für 1898. Zur Einleitung der Debatte nimmt das

ort der

Staatssekretär des Reichs - Schaßamts Dr. Freiherr von Thielmann:

Meine Herren! Ih habe zum ersten Male die Ehre, Ihnen den Hauéhaltsanschlag vorzulegen, und möchte mir gestatten, einige allgemeine Bemerkungen vorauszuschicken,

Sie haben gesehen, daß wir, wie ih bereits bei Berathung des Flottengeseßes erwähnte, das Jahr niht mehr „Etatsjahr“ mit der doppelten Ziffer benennen, sondern „Rechnungsjahr“ mit einer ein- fahen Ziffec. Es geschieht dies zur größeren Bequemlichkeit und hat allein nit viel auf fi. Aber ih möchte die weitere Bemerkung daran knüpfen, daß mir persönlich daran gelegen ift, in jeder Beziehung, soweit mein Amt mir die Macht und die Gelegenheit dazu giebt, im amtli§en Verkehr und im Verkehr mit diesem hohen Hause mög- liste Kürze walten zu lassen; und hoffe auf Jhre Zustimmung. Es wird Ihnen vielleiht bekannt sein, daß seitens der Reichsregierung sowohl, wie seitens der preußishen vor niht langer Zeit es war in diesem Sommer allgemeine Verfügungen erlassen worden sind zur Vereinfacung des Geschäftsganges. Diese Verfügungen werden, wie ih hoffe, Gutes wirken, allerdings nicht im ersten Augenbli; denn huntectjährige Gewohnheiten lassen sich aus Kanzleien und anderen Behörden niht ohne weiteres ausrotten. Aber, meine Herren, ih hoffe, wie bereits gesagt, auf Ihre Zustimmung, wenn ih mich in allen Sachen, die Tediglich Zahlen und Ziffern betreffen, die ein Jeder avch aus den Drucksachen ersehen kann, möglichst kurz fasse und mir diese Beschränkung um so cher heute auferlege, als die Stunde bereits einigermaßen vorgerüdt ift.

34 mödte zunähst auf die Ihnen vorliegende Haushaltsübersicht für bas Etatéjahr 1896/97 hinweisen, bas wir jeyt als das Rehnung?- jahr 1896 bezeichnen würden. Wir haben in diesem Jahre in er- freuliher Weise ziemlich erheblihe Minderausgaben gehabt. Allein bei der Heeresverwaltung haben sich Minderausgaben ergeben von 54 Millionen ich rede wesentlich nur in runden Ziffern —, von

Doppelzentner -

denen 4x Millionen auf Naturalverpflegung entfallen und 1 Million auf Geldverpflegung. Bei der Reichsfchuld zeigt ih eine Minder-

ausgabe von 3 Millionen, hauptsählich aus dem Grunde, weil bei den erfreulichen Mehreinnahmen, die wir hatten, die Anleihen nit in dem Maße, wie veranschlagt, begeben zu werden brauhten. Ferner hat der Pensionsfonds eine Minderausgabe von 13 Millionen auf- zuweisen, weil unerwartet stärkere Abgänge stattfanden. Mit ver- schiedenen keinen Posten, die ih nicht einzeln erwähnen will, ergiebt das eine Minderausgabe von elf Millionen.

Diesen 11 Millionen Minderausgaben stehen einige Mehrau®gaben gegenüber : beim Reichsamt des Innern fast 1 Million an höherem Reichszuschuß für die Invaliden- und Alter8versicherung, bei anderen Nerwaltungen rund 1 Million. Außerdem finden Sie an Mehr- ausgaben, die faft in ihrer Gesammtheit vom außerordentlichen Etat übernommen worden sizd: 2 Miklionen bei den Kolonien, 1 Million bei der Post und 33 Millionen beim Heere; das macht mit ver- schiedenen Kleinigkeiten zusammen rund 9 Millionen. Danach bâtten wir 2 Millionen rein erspart. Jn Wirkli keit ist die Ersparniß dem Etatsanschlag gegenüber größer gewesen, weil eine Summe von 84 Millionen vom außerordentliGen Etat auf ordentlihe Mittel übernommen worden ist.

Zu den 2 ersparten Millionen siellen ich an Mehreinnahmen, 13 Millionen für Zucker das ist die Wirkung des Gesetes von 1896, die allerdings in diesem ersten Jahre nicht voll zum Ausdruck kommen konnte —, etwas über 2 Millionen beim Salz, gleichfalls etwas über 2 Millionen bei der Brausteuer, 1 Million beim Wehsel- stempel, 2} Millionen bei der Post, etwas über 3 Millionen bei den Reichs-Eisenbahnen, etwas über 3 Millionen beim Bankwescn mit verschiedenen kleineren Posten rund Mehreinnahmen 224 Millionen.

Diesen Mehreinnahmen stehen Mindereinnahmen gegenüber aus der Maischbottich- und Materialsteucr 24 Millionen, und Million an vershiedenen kleinen Mindereinnahmen, sodaß die Netto-Mehr- einnahme sich auf 264 Millionen beziffert, zu welchen 26} Millionen jedoh die 60 Millionen aus dem zweiten Schuldentilgungsgeseß treten. Sie entsinnen \ih, meine Herren, daß in dem zweiten Squldentilgungs8geseß der Betrag desjenigen Anthcils, den das Reich von den Erträgen der Zölle und der Tabacksteuer erhâlt, um 50 Millionen erhöht worden is. Wir hatten also eine Mehr- einnahme zuzüglich der 2 Millionen Minderausgabe in Höhe von 784 Millionen Mark. -

Von diefer Summe sind 50 Millionen Schulden getilgt worden, und ih bemerke das ausdrücklich, um niht den Widerspruch einiger Herren aus diesem hohen Hause hervorzurufen, in der Form getilgt worden, daß sie lediglih von offenstehenden Krediten abgeschrieben worden sind. Der Uebershuß, der noch verbleibt, in Höhe von 984 Millionen, ist auf das kommende Fahr übertragen worden; Sie finden ihn im nächstjährigen Etatsanschlag.

Die Ueberweisungssteuern haben im Nechnungsjahr 1896 414è Millionen ergeben, das sind 27 Millionen mehr, als veranshlagt gewesen waren. Diesen stehen gegenüber rund 400 Millionen reine Matrikularbet- träge. Ich nenne reine Matrikularbeiträge, wie Ihnen bekannt, die Matrikularbeiträge nah Abseßung der sogenannten Acquivalente, die von einigen Staaten dafür gezahlt werden, daß sie an gewissen Ein- nahmen keinen Theil haben. Es ergiebt si sona ein Ueberschuß für die Bundesstaaten in Höhe von rund 15 Millionen, der ihnen für das Rehnungéjahr 1896 über die Matrifularbeiträge hinaus zu- g:flofsen ist.

Meine Herren, diese 15 Millionen, die die Bundesstaaten erhalten haben, bereiten ihnen, wie Sie wissen, keine reine Freude; denn nah dem jeßt herrshenden System müssen die Bundesstaaten jeden Augen- bli gewärtig sein, daß in einem späteren Etatsjahr ihnen dieser UVebershuß wieder abgenommen wird. Früher, das heißt, ehe das erste der beiden Schuldentilgung8geseße erlassen war, floß der ganze Vebershuß aus den Ueberweisungssteuern an die Bundesftaaten. Gegenwärtig werden nah diesem Geseh, welches Ihnen in unvyer- änderter Form, nur mit der Abänderung der Jahresziffer für das nächste Fahr wieder vorgelegt worden ist, drei Viertel zur Schuldentilgung der Reichs\huld verwandt; das leßte Viertel geht nah wie vor an die Bundesftaaten.

Fch glaube, ih würde auf die Zustimmung vieler Theile dieses hohen Hauses haben rechnen können, wenn ih in der Lage gewesen wäre, seitens der verbündeten Regierungen einen etwas wociter- gehenden SchuldentilgungEentwurf vorzulegen. Die verbündeten Regierungen haben jedoch nicht geglaubt dies thun zu sollen, weil dieses selbe hohe Haus während seiner jeßt 4 jährigen Dauer zweimal bereits weitergehende Schuldentilgungéentwürfe abgelehnt hat, dagegen zweimal denjenigen Entwurf angenommen bat, der Ihnen in erneuter Gestalt für das nächste Jahr wieder vorgelegt wird. Mir, als Shaßsekretär, wäre es begreifliherweise sehr erwünsht, wenn ih von den Mehreinnahmen den [etten Pfennig zur Schuldentilgung verwenden dürfte. Jch glaube au nicht, daß seitens der verbündeten Negierungen einer folden Schuldentilgung Bedenken entgegengeseßt werden würden,- und ih bin bei einer Anzahl der deutshen Bundesregierungen dessen voll- kommen sicher, aber nur unter der Vorausfeßung, daß die Bundes8- staaten andererseits vor erhöhten Matrikularbeiträgen gesichert sind. Das Ideal eines Schuldentilgungsgeseßes würde meiner Ansicht nach ih spreche gegenwärtig niht im Namen der verbündeten NRegie- rungen, sondern sprehe Ihnen meine persönliche Ansicht aus also dieses Ideal würde sein, daß die Uebershüsse des einen Jahres nicht mehr für “as übernächste Jahr vorgetragen würden, sondern daß sie in allen Fällen zur Schuldentilgung Verwendung fänden, und ih glaube, dafür auch auf die Zustimmung des Herrn Abg. Richter rechnen zu dürfen. (Heiterkeit.)

Aber, wie gesagt, i bin nicht in der Lage, Ihnen dies heute als den Vorschlag der verbündeten Regterungen vorzutragen. JIedens falls werden wir au sehr zufrieden scin, wenn das Schuldentilgungs- gesey Ihren Beifall in der Form findet, in der wir es Ihnen vor- gelegt haben, und die, wie gesagt, nur ein Abklatsch des leßten ist.

Ih komme nun, meine Herren, auf die Schätzung des Ergebnisses für das laufende Nechnungéjahr 1897. Diese Schäßung gründet sich auf die praktishen Ergebnisse der esten 6 Monate, soweit die Aus- gaben betroffen werden, dagegen soweit die Einnahmen an Zöllen und den meisten Steuern ketrosfen werden, auf die Ergebulsse der ersten sieben Monate, also ecinshließlich des Monats Oktober,

An Mehrausgaben werden voraussichtlih in diesem laufenden Jahre ih ergeben beim Auswärtigen Amt eine kleine Summe ven 200000 K, beim Meichsamt des Junern eine halbe

Million, und diese wieder, wie im Jahre 1896, fast aus- \@ließlich bedingt durh die erhöhten Ansprüche, welhe die Alters- und Invaliditätsversicherung an das Reih stellt. Dagegen hoffen wir auf erheblihe Minderausgaben bei der Heeresverwaltung, die zusammen nah Abzug etwaiger Mehrausgaben rund den Betrag von 14 Millionen erreihen werden. Die Minderausgaben finden fich mit 1 Million für ofene Offizierstellen, mit 1 Million für Naturolien, mit 14 Millionen für Minderverpflegung und mit 1 Million für Kasernenbauten. Diesen Ersparnissen stehen aber bei anderen Titeln 3 Millionen Mehreinnahmen gegenüber, sodaß, wie bereits gesagt, die gesammte Minderausgabe der Heeresverwaltung niht böher als auf 14 Millionen ges{chägt werden darf. Daß an diesem Tage noch von Minderausgaben bei Naturalien und Mund- verpflegung gesproHen werden kann, hat seinen Grund darin, daß die betreffenden Vorräthe zu einer Zeit beshafft worden find, ehe die vor einigen Monaten eingetretene Steigerung der Preise der landwirth- schaftlichen Erzeugnisse sh bemerkbar machte.

Ferner hoffen wir an den Zinsen der Reichs\{huld 2 Miklionen zu ersparen aus demselben Grunde, wie im Rechnungtjahr 1896, nämli weil die Anleihe nicht in dem Maße und zu den Zeitpunkten hat begeben zu werden brauen, die bei Aufstellung des Haushalts- anshlages für das laufende Jahr in Aussicht genommen waren.

Sonach hoffen wir im Ganzen für das laufende Jahr auf eine Minderausgabe zwishen 2 und 3 Millionen. Andererseits erwarten wir erteblide Mehreinnahmen für das laufende Jahr und, wie ih bereits bemerkte, is bei der Schäßung dieser Mehreinnahmen der Monat Oktober bereits berücksihtigt. Wir erwarten, daß mehr geliefert wird : vom Zucker 44 Millionen, vom Salz 13 Millionen, von der Brau- steuer 2 Millionen, vom Wechselstempel 1 Million, von der Post etwa 4 Millionen, von den Eisenbahnen rund 2 Millionen, mit niehreren anderen kleineren Posten zusammen 16 Millionen. Diese 16 Millionen Uebershüsse aus der eigenen Wirthschaft des Reichs, zusammen mit den Ersparnissen, die ich Ihnen vorhin erwähnte, ergeben einen Ueberschuß von 18 Millionen, der sih vorauésihtlich noch um einige Millionen vergrößern wird infolge erhöhter Einnahmen aus dem Bankwesen, die sh zur Zeit aber noch nicht zifffermäßig \{ägen lassen. Sonah haben wir das erfreuliche Ergebniß oder hoffen wenigstens auf das erfreuliche Ergebniß eines eigenen Neichsübershufses von annähernd 20 Millionen.

Bei den Ueberweisungssteuern nehmen wir an, daß Zölle und Tabacksteuern volle 70 Millionen über den Etat ergeben werden. Es ift bei Gelegenheit der ersten Berathung des Flottengefeßes mir von verschiedenen Seiten entgegengehalten worden, diefe Summe, auf die fast allein sih ja die erhoffte Schuldentilgung gründet, fei ledig- li eine angenommene ; es tleibe abzuwarten, ob sie eintritt. Zum tbeil, meine Herren, d. h. bis einschließlich den Monat Oktober, ift sie bereits eingetreten, und da augenblicklich eine Stagnation sih auf feinem Gebiete von Handel und Gewerbe und Verkehr geltend ge- macht hat, haben wir eine begründete Hoffnung, daß Mehreinnahmen au vom Monat Nevember bis März nächsten Jahres fich zeigen werden. Aber da wir nit wohl vorhersehen können, ob diese Mehr- einnahme denselben erfreulihen Aufschwoung zeigen wird wie die bisherigen bis zum Monat Oktober, ist im Etat des nächsten Jahres noch nicht eine Schuldenverminderung um 49 Millionen eingestellt worden (bei den Kosten der Verzinsung der Neichs\{chuld), sondern aus Vorsicht nur eine von 32 Millionen.

Also, wie gesagt, aus den Zöllen und der Tabalksteuer hoffen wir auf eine Mehreinnahme von rund 70 Millionen, aus der Brannt- weinverbrauchsabgabe auf eine solhe von rund 3 Millionen. Dem steht jedo gegenüber eine vorausfihtlihe Mindereinnahme an den Stempel- abgaben für Werthpapiere in der Höhe von 4 Millionen, sodaß wir i m Ganzen nur auf eine Mehreinnahme von 69 Millionen rechnen dürfen. Wenn man diese 69 Millionen zu dem Etatsfoll der Ueberweisungs- steuern von 404 Millionen zuzählt, ergeben fi 473 Millionen und diese 473 Millionen übersteigen die reinen Matrikularbeiträge um 53 Millionen. Diese 53 Millionen bilden den zu drei Vierteln auf Schuldentilgung zu verwendenden Ueberschuß, zu einem Viertel den an die Bundesstaaten herauszuzahlenden, sodaß, wenn nicht alle An- nahmen trügen, eine Summe von etwa 40 Millionen zur Schulden- tilgung wird flüssig gemacht werden können, und 13 Millionen den Bundesstaaten zufließen. Daß diese 13 Millionen ihnen keine reine Freude bereiten ih meine, den Bundesstaaten, nicht Ihnen, meine Herren (Heiterkeit), das habe ih bereits gesagt.

Meine Herren, ih kann die Mehreinnahmen, die i vorhin beim Zucker auf 4x Millionen beziffert hatte, nit vorübergehen lassen, ohne einige allgemeine Worte an das Zuckersteuergeseß zu knüpfen. Das Zuckersteuergesey hat kaum seinen ersien Geburtstag gefeiert, und beute {on hôrt man von allen Seiten klagen, daß es nicht ge* halten hätte, was man sich von ihm versprach. (Sehr richtig! links.) Meine Herren, daß diese Klagen zum theil berechtigt sind, will ich/ nicht bestreiten; aber ich möchte andererseits dech be- haupten, daß unter all’ den BVerbesserungsvorshlägen, die in der Presse gemacht worden sizd und die vielleiht bei der ersten Lesung des Etats auch in diesem hohen Hause ausgesprohen werden, wohl noch keiner so genügend geklärt ist, um ein neues Geseh auf ihm auf- zubauen. Jch glaube, wir werden nah dem Sturm, den der ameri- fanishe Tarif unter unseren Zuckerinteressenten hervorgerufen hat, doch erst cinige Monate abwarten müssen, bis die Wogen sih beruhigen, und bis man klarer sicht, was uns frommt und was uns frommen kann. Es ift Jhnen bekannt, daß die Zuckerausfuhr des Reichs in den ersten sechs Monaten des Jahres eine ganz außerordentlich starke war. JIch will die Ziffern niht nennen; es kommen ohnehin in dem, was ich heute zu sagen habe, Ziffern genug vor; ich will nur fagen, daß die ersten sechs8 Monate des Kalenderjahres 1897 eine ebenso starke Zuckerausfuhr gebracht haben als die ersten neun Monate des Kalenderjahres 1896, und daß auch troß des Abschlages, der nah dem Inkrafttreten des neuen ame1i- kanischen Tarifs naturgemäß eingetreten ift, doch noch die Gesammt- ausfuhr der ersten 9 Monate des Kalenderjahres 1897 um mehr als 1/5, also um mehr als 20 9/0, höher ift als die der ersten 9 Monate des Kalenderjahres 1896. Wie ih nohmals hervorhebe, ist dies Er» gebniß eingetreten au mit Einrehnung der Monate Auguft und September, in denen wir bekanntlih nit ein Korn Zucker nach den Vereinigten Staaten haben ausführen können.

Nun werden unzweifelhaft von vielen Seiten Fragen an die ver bündeten Regierungen herantreten : was ist zu thun? Diese Fragen sind vollkommen berehtigt; aber ich glaube nit, daß im ersten Theil

dieser Tagung eine Autwort darauf wird ertbeilt werden ?ênnen,

und zwar aus einem Grunde, der, wie ih hoffe, den Zukerinteressenten erfreulih sein wird. Sie wissen, meine Herren, daß die Verhand- lungen, die mit anderen Prämienländern {hon vor Jahren und Sahren angeknüpft worden waren behufs einer allgemeinen Aufhebung der Prämien, {ih auf einem todten Punkt befanden. Dieser todte Punkt ist, wie ih annehme, jt überwunden, denn verschiedene Re- gierungen, und zwar diejenigen, deren Länder die größten Zuker- mengen erzeugen, ftehen gegenwärtig im Begriff, die Verhandlungen erneut aufzunehmen. Da werden Sie mir wahrscheinlich erwidern: das ist bereits zum neunten Male. Das is richtig; aber jeßt ist ein anderer Faktor eingetreten, der die Rolle des Hechtes im Karvfenteich spielt, nämli der amerikanische Tarif, der die Prämien zum Zoll zushlägt. Ich hoffe, daß dieser Het, der uns freilih fehr unerwüns{t kommt, doch das Gute haben wird, die Karpfen etwas lebendiger zu machen, sodaß die Wahrscheinlichkeit eines Ergebnisses aus den jeßt anzubahnenden Verhandlungen zwischen den Prämien- ländern größer ist, als sie früher war. Dies is der Grund, weshalb es mir nit wahrscheinli ist, daß die verbündeten Regierungen irgend welden Anträgen aus dem Hause auf Abänderung des Zuckergeseßes in diesem Augenblick würden entgegenkommen können. Es wird beffer sein, abzuwarten, zu welhem Ergebniß die angebahnten Verhandlungen führen. Nun mödhte ih, und zwar aus meiner perfönlihen Wissen- satt, eins bemerken. Es wird in den Kreisen aller Zukerinteressenten gehofft auf eine Vermehrung des inländischen Verbrauchs, sei es ine folge wahsenden aügemeinen Wohlstandes, fei es infolge Verbilligung des Zuckers für den Fall, daß einerseits die Prämien abgeschafft, andererseits aber die Zuckerfteuer gewissermaßen um den Betrag der Prämie gekürzt würde. Nun, daß eine Vermehrung im inländischen Verbrau des Zuckers stattgefunden hat, if eine ganz erfreulidhe Thatsace, und es darf mit dem steigenden Wohlstand auch auf eine weitere Vermehrung gebot werden; aber ih möchte doch bemerken, daß cine solhe Vermehrung, welche Deutschland erlauben würde, hauptsählich für das innere Bedürfniß Zucker zu fabrizieren, niht zu erhoffen ist, Der Amerikaner und Engländer verbraucht im Durchschnitt weit mehr a!s das Doppelte des Deutschen an Zucker, und wenn wir einen solchen Verbrauch, wie beispielsweise in England, hier in Dentshland hätten, so würde ungefähr ich rede in ganz runden Summen das deutshe Erzeugniß im Inlande bleiben können. Jh glaube aber nit, daß von cinem solhen Anwachsen des in- ländischen Verbraußs die Rede sein kann, und zwar aus einem Grunde, der nicht aus der Steuertehnik und au niht aus den allgemeinen Zollverhältnissen gezogen ift, sondern lediglich aus der Gewohnheit des deutshen Volkes. Der Deutsche ist in erster Linie Biertrinker, in zweiter Linie erst Kaffee: und Theetrinker, und der Zuckerkonsum wächst in den meisten Ländern hauptsählih im Ver- hältniß zum Theekonsum. Jch rede aus persönliher Erfahrung, weil ih längere Zeit in Amerika, zum theil auch in England gelebt und gesehen habe, mit welher Menge Zucker die englische und amerikanische Hausfrau, und nit bloß die Frau, sondern auch der Mann, den Thee würzt und würzen muß, denn in England und Amerika wird der Thee schr stark ziehen gelassen und enthält einen Prozentsaß von Gerbsäure, der nur dur große Mengen von Zucker abgestumpft werden kann. So weit werden wir nit in Deutshland kommen. Der Deutsche wird nit alsbald vom Biertrinken zum Theetrinken ükergehen, und die geringen Mengen, die die wohlhabenderen Stände vielleicht ver- brauchen, spielen gegenüber dem Bier bis jeßt noch keine Rolle. Also ih fürhte, daß es eine Utopie sein würde, wenn wir je darauf hofften, eine solhe Menge von Zucker, wie wir sie jeßt erzeugen, fast 2 Millionen Tonnen, im eigenen Lande zu verzehren. Wir bleiben also auf die Ausfuhr hingewiesen und müssen alles thun und werden boffentlich auch dur gemeinsames Vorgehen mit den anderen Prämien- ländern in die Lage kommen, es thun zu können, was unsere Ausfuhr an Zucker fördert.

Nach dieser Atshweifung, meine Herren, komme ih auf den Haushaltsplan des Rehnungsjahres 198, der Ihnen gedruckt vorliegt. Ih möchte hier gewissermaßen mit dem Ende anfangen, nämlih mit der Zusammenstellung der fortdauernden Ausgaben, die ih Seite 18 und 19 finde, und der einmaligen Ausgaben des ordentlihen Etats auf Seite 28 und 29. Sie finden hier gegen das laufende Jahr eine Gefammtvermehrung der fortdauernden Ausgaben um 65 Millionen und eine Gesammtvyermehrung der einmaligen Ausgaben des ordent- lichen Etats um 36 Millionen, zusammen um rund 101 Millionen. Meine Herren, die hohe Ziffer, die ih eben genannt habe, ift sehr geeignet, Bedenken zu erregen, aber nur fo lange, als man sih nicht die Mühe giebt, sie in ihre Bestandtheile zu zerlegen. In diesen 101 Millionen Mehrausgaben stecken zwei Posten, welhe zusammen über zwei Drittel des Ganzen einnehmen.

Es \tecken darin zuerst die 42 Millionen Artilleriematerial (ein- \ließlih des bayerishen Antheils, wie ich bemerken will), die im laufenden Jahre noch im Extraordinarium standen. Daß es ein er- freulihes Zeichen unserer Finanzen ist, daß wir eine so große Summe unter die ordentlihen Auëgaben haben aufnehmen können, meine Herren, habe ich bereits neulich bei Gelegenheit der Berathung des Flottengesezes ausgesproen und brauche es hier nit zu wiederholen.

Der zweite grcße Posten, der unter diesen scheinbaren Mehr- ausgaben von 101 Millionen \teckt, find die 37 Millicnen Mehr- überweisungen an die Bundesstaaten. Wenn Sie diese beiden Poften von 42 und 37 Millionen von den 101 Millionen absehen, anderer- seits aber diejenigen neuen Millionen in Gedanken hinzusezen, die im laufenden Jahre als Zuschuß des ordentlicen Etats zu den Be- dürfnissen des außerordentlichen beslofsen worden find, so bleiben rund 31 Millionen an wirklichen Mehrausgaben im Haushaltsanshlag für das nächste Iahr im einzelnen nachzuweisen.

Von diesen 31 Millionen entfallen ¡urädst bei der Heeresverwal- tung ih spreche immer einf{ließlih des bayerishen Antheils 92 Milliouen auf Verbesserung der Mannschaftskoft und im besonderen auf das Ihnen am Herzen liegende warme Abendbrot. IS nehme an, daf gegen diefen Posten, ¡u dem die Anregung so oft aus diueseun boben Hause ausgegangen ift, ein Widerspruch nit erhoüem merten wird.

Ein fernerer Posten bei der HeereWwermaltung tun rund 4 Millionen if die Folge der erhéhten Auägalten fle: Naturalfen“ bezuge. Wenn die Heereêsverwaltung es aud nit ir der Hand: haß wenigstens niht în großem Umfange es in der Hand: hal in: billigen: Jahren auf Vorrath zu aufen, wm: in theueren Salren: zu: haven; fi nehme id do an, daß diese Erhöhung on 4 Mitilivnen oder: viel meßx die ersten Gründe dieser Grhöhung: von: 4 Millionen: einen