1897 / 293 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 13 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Bei der Berehnung des Jahresarbeitsverdienstes eines Maschinisten auf einem Seedampfer gemäß S 6 des See-Unfallversicherungsgeseßzes kommt es darauf an, ob für die betreffende Stelle ein Patent I. oder T1. Klasse erforderlich war, sodaß auf die persönliche Befähigung entsheidendes Ge- wicht nicht gelegt werden kann. (1687.)

Vorübergehender Aufenthalt im Auslande be- retigt nicht zur Einstellung der Rentenzahlung gemäß § 75 des See-Unfallversiherung8geseßes. (1688.)

Der Kaiserlih türkishe Botschafter, General Tewfik Pascha wird, wie aus der im amtlichen Theile der heutigen Nummer d. Bl. veröffentlihten Ansage hervorgeht, nunmehr die zum Allerhöchsten Hofe gehörigen oder daselbst vorgestellten Herren empfangen. Dieset Empfang wird am Donnerstag, den 16. Dezember d. J., Abends von 9 bis 11 Uhr, fstatt- finden. Der Anzug ist: für die Herren vom Militär in kleiner Uniform, für die Herren vom Zivil in Frack mit Ordensband über der Weste.

Der Kaiserlihe Gesandte im Haag, Wirklihe Geheime Rath Freiherr von den Brincken hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwefenheit desselben fungiert der etatémäßige Legations - Sekretär der Keaiserlihen Gesandtschaft, Legations - Rath Freiherr von Seefried auf Buttenheim als Geschäftsträger.

__ Der Negierungs-Assessor Rötger zu Wanzleben ist der Königlichen Regierung zu Oppeln zur“ weiteren dienstlihen Verwendung überwiesen worden.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober-Kommando der Marine keabsihtigen S. M. S. „Charlotte“, Kom- mandant Kapitän zur See Thiele (August), und S. M. S. „Stein“, Kommandant Kapitän zur See Delrichs, am 14. Dezember Port au Prince zu verlassen; ersteres Schiff wird nach San Domingo, leßteres nah Havanna in See gehen.

Hessen. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind am Sonnabend von Coburg wieder in Darmstadt eingetroffen.

Elsaß-Lothringen.

Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden trafen am Sonnabend Vor- mittag gegen 11 Uhr zum Besuche des Fürften und der Fürstin zu Hohenlohe-Langenburg in Straßburg ein und kehrten Nachmittass nah Baden-Baden zurück. Der . Großherzog besuchte in Begleitung des Fürsten Hohenlohe die neue evangelishe Garnijonkirhe und die Landes- und Universitäts-Bibliothek; die Großherzogin besichtigte mit der Fürstin mehrere Wohlthätigkeitsanstalten.

Auf Grund eines Beschlusses des Landes-Aués{chusses ist dem Bezirk Lothringen die Zusage von Zuschüsscn von je 200 000 M für die beiden Mosel brücken bei Hauconcourt und Mallingen ertheilt worden. Der Etat für 1898/99 wird die erste Rate dicscr Zuschüsse enthalten, nahdem ein Zuschuß für die Moselbrücke zwischen Rettel und Sierck schon durch die Etats der lehten Jahre bereitgestellt worden ist.

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing heute den Minister des Aeußern Grafen Goluhowsfki in Privataudienz.

Die ungarische Delegation wird, dem „W. T. B.“ zufolge, am 20. d. M. ihre Shlußsißzung abhalten.

Die deutsche Fortschrittspartei hat ein Manifest an das deutsche Volk Oesterreichs erlassen, in welchem, nah cinem historischen Rückblick auf die Ereignisse in Oesterreih seit Erlaß der Sprachenverordnungen, auf die erfolgte Einigurg der deutschen Parteien hingewiesen und der Wunsch ausgedrückt wird, daß fih auc diè deutshen Vertreter der Alpenländer ans{chließen möchten. Die Verhand- lungen der neuen Regierung seien an dem Starrsinn der slavishen Mehrheit gescheitert. Auch die deutshe Fortschritts- partei könne die gemachten Vorschläge nicht annehmen, ob- wohl fie im Jntcresse der Wiederherstellung parlamentarischer Zuftände und ter wirthschaftlichen Enimwicktelung Oesterreichs dringend eine Vereinbarung gewünscht babe und noch wünsche.

Der gestern im Sophiensaa!e zu Wien veranfialtete und von etwa 6000 Pcrsonen besuchte deutshe Volkstag wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, von dem Abg. Wolf mit einer Ansprache eröffnct, in welher der Redner auf den außerordent- lih zahlreichen Besuch der Versammlung als einen Beweis dafür hinwies, daß Wicn noch nit ganz christlih-sozial gefinnt sei. Nach einer Begrüßung der Anwesenden durch den Gemcinderath Fohler im Namen der deutsch-nationalen Ge- meinderäthe und den Aba. Dr. Kolisko im Namen der deutsh- nationalen Landtaas-Abgeordneten entwidelte der Abg. Türk das deuts - nationale Parteiprogramm. Alsdann sprachen die Abgg. Glöckner (Fortschritispartei) und Drexel (deutshe Volkspartei), welche ein einiges Zusammen- gehen sämmiliher fortshrittühen Elemente befür- worteten. Nachdem hierauf der Student Rafkus namens der deutsen Studentenschaft gesprochen hatte, ergriff Dr. Stepischegg aus Cilli das Wort und lenkte die Aufmerksamkeit auf die Verhältnisse in Süd-Steiermark, wo das Deutshthum durch die Slovenen ebenso be- droht sei, wie im Norden durch die Czehen. Zum Séluß erflärie dcr Abg. Wolf, daß man dem neuen Minifterium nichi mit Vertrauen begegnen könne, da von dem Minister-Präsidenten zu befürchten sei, daß er den Klerikalen Zugeständnisse machen werde. Sämmtliche Reden wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Die Versamm- lung verlief ohne jede Störung.

__ Am Sonnabend ift der gesammten Prager Garnison in deutsher und czechisher Sprache ein Befehl des Korps- Kommandos bekannt gegeben worden, nah welchem der Kaiser, unter Hervorhebung des vollen Vertrauens auf die bewährte Pflihitreue aller Truppen, seine Befriedigung über die dáusnahmslos fkorrefte Haltung aller Truppen-

körper ausgesprohen hat, welche berufen waren, an- läßlih der jüngften Ausschreitungen für die Wiederherstellung der Sicherheit und Ordnung thatkräftig einzushreiten. Der kommandierende General Graf Grünne hat das Ober- kfommando über bie beiden in Böhmen dislocierten Korps übernommen.

In Prag haben vorgestern vor dem Strafgerichte die Verhandlungen wegen der jüngsten Ausschreitungen und Plünderungen begonnen. Bisher wurden sechs Angeklagte wegen Auflaufs, öffentliher Gewaltthätigkeit und Diebstahls zu Freiheitéstrafen von 3 Wochen bis zu 1 Fahr schweren Kerkers verurtheilt.

Nach einer Meldung dexr Wiener Blätter aus Krafkfau erschienen gestern zu - einem czehisch-polnischen Ver- brüderungsfeste 12 Abgeordnete des czehishen Reichsrath- Klubs und der Südslave Bianchini. Von czechisher Seite sprah der Abg. Pacak, von poizisher Seite die Abgg. Sokolowski und Danielac. Es wurden mehrere Nesolutionen angenommen und eine Huldigungs- Depesche an den Kaiser sowie eine Sympathie-Kund- gebung an den Abg. Ebenhoch, als den Vorstand der einzig wahren deutshen Partei, beschlossen. Die Sozialdemo- fraten veranstalteten eine Gegenkundgebung, indem sie in Massen dur die Straßen zogen, wobei sie durch Dragoner zerstreut wurden. Es wurden chnige Verhaftungen vorge- nommen.

Der Finanzaus\chuß des ungarischen Unterhauses erledigte am Sonnabend den Geseßentwurf, betreffend die selbst- fiändige provisorishe Regelung des Zoll- und Handelsbündnisses mit Desterreih und der Bank- frage. Im Namen der Nationalpartei brahte der Abg. Gullner einen Abänderungéantrag ein, nah welchem in dem Geseßentwurfe ausgesprohen werden soll, daß die Berens, auf dem Verordaungswege, welhe die Vor- lage der Regierung einräumt, falls die wirthschaftlihe Rezi- prozität mit Oesterreih vor Ablauf eines Jahres aufhöre, dem Parlament binnen vierzehn Tagen oder, falls das Parla- ment nicht versammelt fei, demselben gleich na seinem Zusammen- tritt zur Genchmigung vorzulegen sei; auch dürfe diese Ver- fügung feineswegs länger als bis zum 31. Dezember 1898 in Kraft bleiben. Der Minister-Präsident Baron Banffy erklärte, er nehme diese Abänderung an, da sie im Sinne der Regierungs- vorlage sei. Der Abg. Koloman Tisza und der Finanz- Minister von Lukacs hoben hervor, ein selbständiges Zoll- gebiet und eine selbständige Notenbank würden die beiden Staaten {wer schädigen, und sie seien nur für den äußersten Nothfall ins Auge zu fassen. Für die Vorlage stimmten die Mitglieder der liberalen Partei, der Nationalpartei und der Volkepartei:; dagegen stimmte die äußerste Linke.

Frankreich.

Jn dem vorgestern abgehaltenen Ministerrath legte der Minister für die Kolonien Lebon eine Depesche des Generals Gallieni aus Madagaskar vor, welche die Sachlage als unverändert und den Zustand der Jnsel als so zufriedenstellend bezeichnet, daß der General den Beschluß habe fassen können, den Belagerungszustand aufzuheben. Eine algerishe Kompagnie solle Véacadt im Januar in die Heimath zurükehren.

Der Ministerrath wird dem „Temps“ zufolge in der nächsten Woche cinen neuen Gouverneur für die Bank von Frankreich ernernen, da der jeßige Gouverneur, Senator Magnin, infolge der Jncompatibilitäts-Klausel des Geseßes über das Privilegium der Bank seinen Posten aufgebe.

Der „JIntransfigeant“ hatte in seiner gestrigen Nummer behauptet, daß Dreyfus verurtheilt worden sei auf Grund von at auf der deutschen Botschaft gestohlenen Bricfen, welche zuerst photographiert und dann auf Reklamation des Bot- schafters Grafen zu Münster von dem damaligen Minister- Präsidenten Du puy wieder zurückgestellt worden seien. Eine Note der „Agence Havas“ erklärt diese Mittheilung des „JIntransigeant“ für völlig unzutresfend. Die „Agence Havas“ sei ermächtigt, zu erklären, daß die Regierung dieje Nachricht ausdrücklih als unrichtig bezeichne und bestimmt versichere, daß die in dem Artikel des „JIntransigeant“ be- zeichneten Schriftftücke niht existierten und niemals cxistiert hätten. Auch der ehemalige Minister-Präfident Dupuy ver- wahrt si scinerseits gegen derartige Behauptungen.

Die halbamtlichen Pariser Blätter erklären, daß die Eng- länder die von dem Major Jenkinson am 17. November be- seßte Stadt Buna, an der Grenze der Elfcnbeinküste, würden räumen müssen, da Buna unstreitig Frankreich gehärxe.

Rußland.

Die Kaiserin-Wittwe is, wie „W. T. B.“ meldet, am 10. d. M. von Abbastuman nah Gatschina abgereist.

Der Großfürst und die Großfürstin Alexander e O sind vorgestern nach St. Petersburg zurück- gefehrt.

Der „Regierungbote“ veröffentliht die Ernennung des Boischaftsraths in Konftantinopel Schadowsky zum Ge- sandten in Belgrad und die Verseßung des bisherigen Gesandten Jswolsky daselbst in gleicher Eigenschaft nah München.

_Der Heiligste Synod hat angeordnet, daß zur Wieder- herstellung geplundeter und geschändeter Kirchen der Griechen in Thessalien und Epirus einen Monat larg Geldspenden gesammelt werden sollen.

Ftalien.

Der „Agenzia Stefani“ zufolge begab sich der Marquis di Rudini, nachdem er Vorbesprehungen mit mehreren politishen Persönlichkeiten gehabt hatte, die indessen noch zu feinem Ergebniß führten, gestern Abend 11 Uhr zu dem König, um Seine Majestät über den Stand der Bildung des neuen Ministeriums zu unterrichten.

Spanien.

Der General Weyler is, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern Nachmittag in Madrid eingetroffen ; auf dem Bahnhofe erwarteten ihn die Generale Azcarraga und Borrero sowie eine Anzahl Republikaner, Carliften, Konservative und An- hänger Romero Robledo’s. Bei Ankunft des Zuges wurden zahlreize Hochrufe ausgebracht. Einige carlistishe und re- publikanishe Abgeordnete sowie Romeró Robledo begleiteten den General in seine Wohnung.

Der General-Kapitän von Madrid hat den General Borrero, welher der von Romero Robledo zum Freitag einberufenen Versammlung beigewohnt hatte, vorgeladen. Da der General Borrero E Senator ist und seinen Eid noch nit geleistet hat, so dürfte die Regierung strenge Maß- nahmen gegen ihn ergreifen.

Dürkei

Am Sonnabend is, wie „W. T. B.“ meldet, in Kon- R E LRERE ein außerordentliher Ministerrath abgehalten worden.

Dem Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ zufolge haben die in Konstantinopel beglaubigten Botschafter und Ge- sandten Schritte zu Gunsten der durch die armenischen Unruhen Betroffenen unternommen.

Die erste Geshwader-Division hat den Befehl er- halten, von den Dardanellen nah Smyrna auszulaufen.

_ Aus Kanea wird gemeldet, daß die Mehrheit der Be- völkerung Kretas die Lösung der kretishen Frage dur die Mächte herbeiwünsche, daß dagegen die extremen Elemente im Junern der Jnsel neuerdings unter dem Einfluß Griechen- lands Agitationen betrieben hätten.

Amerika.

Aus Havanna wird gemeldet, daß die Aufständischen während der leßten zehn Tage cinen Verlust von 113 Todten und 35 Gefangenen gehabt hätten; 348 Aufftändische hätten sich unterworfen. ie Spanier hätten in dieser Zeit 14 Todte und 121 Verwundete verloren. Rivas Rivera, der Nachfolger Maceo's, sei als Gefangener an Bord eines Schiffes gebraht worden, um nah Cadix gebracht zu werden. Amtlich wird ferner aus Havanna berichtet, daß das Lager der Aufständischen bei Bacito von den Spaniern ge- nommen worden ist; neun Ausfständische seien dabei getödtet worden. Ein Angriff der Aufständischen auf Guamo sei zurückgewiesen worden.

Nah einem in New-York eingetroffenen Telegramm aus Port au Prince stattete der Kommandant des deutschen Schulschiffs „Charlotte“, Kapitän zur See Thiele, dem Prä- sidenten von Haiti, General Sam einen Besuch ab.

__Der britishe Gesandte Haggard ist am Sonnabend offiziell von dem Präfidenten von Venezuela Crespo empfangen worden, der ihm seine Freude über die Wiederaufnahme der Beziehungen ausdrüte.

Die brasilianishe Regierung hat, dem „W. T. B.“ zufolge, durch ein Dekret verfügt, das das Kriegsrecht bis zum 31. Januar 1898 in Geltung bleiben solle.

Afffien.

Amtlich wird von den Philippinen gemeldet, daß die spanischen Truppen sich der Minuyasberge bemächtigt und dabei drei Todte und 22 Verwundete verloren haben ; die Verluste der Aufständischen seien sehr beträchtlich.

Afrika. __ Der General Sir H. Kitchener Pascha wird, nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ aus Kairo, morgen seine Reise den Nil aufwärts antreten.

Die Kasse der öffentlihen Schuld hat am Sonn- abend, nachdem fie bereits am vergangenen Donnerstag 150 000 Pfund für Zwecke der Bewässerung bewilligt batte, 530 000 Pfund aus dem Reservefonds für das neue Reservoir und die Wasserwehr bei Kairo bewilligt, welche in vier Jahres- raten zu zahlen sind. Die Kasse genehmigte ferner die Zahlung von 100000 Pfund für Eisenbahn:Material.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Bericht über die vorgestrige Siz ung des Rei ch8- tages befindet fih in der Erften Beilage.

In der heutigen (9.) Sißung des Reichstages, welcher der Neichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staatssekretär des Innern, Staats-Minifter Dr. Graf von Posadowsky- Wehner, der Staatssekreiär des Auswärtigen Amts, Staats- Minister von Bülow, der Staatssekretär des Reichs- Marineamts, Kontre-Admiral Tirpiß, der Staatssekretär des Reichs-Schaßamis Dr. Freiherr von Thielmann, der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld und der Kriegs- Minister, General-Lieutenant von Goßler beiwohnten, wurde die erste Berathung des Reihshaushalts-Etats für das Nehnungsjahr 1898 fortgeseßt.

__ Zuerst nahm der Staatssekretär des Jnnecn, Staats- Minister Dr. Graf von Posadowsky-Wehner das Wort, dessen Rede morgen nagetragen werden wird.

Bei Shluß des Blattes sprach der Königlich sächsische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Dr. Graf von Hohenthal und Bergen.

Dem Reichstage sind die Entwürfe eines Gesehes, betreffend Aenderungen des Gerichtsverfassungsgeseyes und der Strafprozeßordnung, eines Gesetzes, betreffend Aenderungen der Zivilprozeßordnung, fowie eines dazugehörigen Ein- füßrungsgeseßes nebst Begründung zugegangen.

Dem Neickêtage sind ferner „StatistisheUebersihten nebft Bemerkungen über die Arbeitslöhne, Arbeitszeit und Arbeitsrube des in den Marinebetrieben beschäftigten Personals, über die Durchführung der Arbeiter Bersicherungsgeseßeund diewichtigsten der bei den Kaifen liven Werften vnd der Torpedowerkstatt vorhandene, Wohlfahrtseinrichbtungen“ zugegangen. Aus diesen Veberfichten geht hervor, daß die Gesammtzahl der in den Marinebetrieben beschäs- tigten Arbeiter 13 580 beträgt, darunter 134 weiblichen Geschlechts in Waschanstalten, Lazarethen und als Flickerinnen. Von diesen arbeiten regelmäßig in Tagfchichten 13 516, in Tag- und Nachtsichten (von 8, 10 oder 12 Stunden) 64. 13387 ter regelmäßig in Tagen beschäftigten Personcn baben eine Arbeitezeit von 9 bis 10 Stunden, 9 arbeiten 10 bis 11, 5 (Wäckter) 11 bis 12, 8 (Schleusenwärter) 13 bis 14 und 114 (106 Mann Feue:wache und 8 Wächter) 14 bis 15 Stunden. In diefer Arkeitszcit sind die Vsor- und Nah- mittagspausen eingerechnet, dagegen nid auch die Meittagspausfe. Ueberstunden werden grundfäßlih mög!ich} vermieden. Dasfelbe gilt von dem Sonntagsdienft, der nur angeordnet wird, w9 die Aufrechterhaltung eincs- geregelten etriebes bezw. die fortlaufenden Heizungs- und Erleuhtung8ar beiten ihn unbedingt er- fordern, oder bei bejonders dringender Veranlassung. An Arbeits- stellen, in denen der Feuer2gefahr oder sonftiger Gründe wegen fünft- liches Licht niht verwendet werden darf, wird im Winter nur 9, s bezw. 7 Stunden gearbeitet, und zwar im allgemeinen etwa rund 8 Wochen 9 Stunden, rund 6 Wochen 8 Stunden und rund 6 Wcchen 7 Stunden. Die Tage- und Stundenlobnempfänger erhalten dann bei 7- und 8 ftündiger Arbeitêzeit eixze Winterzulage von 40 S bezw. 20 4 für den Tag.

An dur schnittliher Tagesbesoldung erhalten, nad Abzug ter Beiträge für die Krankenkassen und die Alters: und Fnvaliditäts- versicherung, die Ausrüftungs- und Hafenbauhandwerker (Takler, Segelmacher, See- und Zimmerleute, Shleusenarbeiter u. f. w.) 350 M, die Schiffsbauhandwerker (Schiffébauer,

e, Shmiede, Sthlosser, Tishler, Maler u. #. w.) 4,26 4,

die Mascbinen- und

Torvedobhandwerker (Maschinenbauer,

Former, Kess:lschmiede, Kupfershmiede, Metaktdreher u. f. w.) 4,62 4,

die Maschinenwärter, Kesselwärter,

Heizer 3,53 H,

die Wöhrer, Boten, Bureau- und Hautdiener 3,35 #, die Schreib- Fräfte (Hilfsarbeiter, Wzrkftattsmagazingehilfen, Lohnschreiber, Drucker

L Wi: 130 by und die Arbeiterinnen (Wäscherinnen, F 316 4 Das 300 fache dieser Säße Fahresverdienft der einzelnen Arbeiterklafsen.

3,83 M, die Handlanger 2,90 4, die Lebrlinge und Jungen

lickzrinnen u. \. w.)

ergiebt den durschnittlichen

Statiftik und Volkswirthschaft.

Mie viel gewerbliche (industrielle) S Arbeiter giebt es schaft betreiben?

elbständige und

in Preußen, die nebenher Landwirth-

(Stat. Korr.) Na den Ergebnissen der Berufs- und Gewerbe-

zählung von 1895 waren von den Inhaktern der 3 schaftsbetriebe 1343 563 ihrem Haup1beruf nach

308 126 Landwirth- selbständige Land-

wirthe, von denen 256 671 außerdem noch cinen anderen Nebenberuf aus- übten. Die übrigen 1 964 563 betrieben die Landwirths{chaft neben einem

anderen Haut#beruf. Es waren das 542201 in als Unjselbständige (Verwaltungéperfonal, Ee Thâtige, 58 477 Selbitändige Forstwirthschaft, Thierzucht (industrielle) Selbständige

und Fischerei, und Arbeiter,

der Landwirtbschaft finde, Tagelöhner)

und Urnselbständige der Gärtnerei, 895 222 gewerklihe 81 611 Handeltreibende,

86 003 in Verkehröcewerben Zins 41 618 Gafiwirthe und deren

Gehilfen, 25 711 Lobnarb:iter wech

sonstiger Berufsarten (Offiziere, Beamte, Geistliche,

freie Berufe Rentner, chne Beruf u. \. w.).

elnder Art und 233 620 Personen

Lehrer, Aerzte,

) Hier sollen nur die mit der arößten Zabl auftretenden 895 222 gewerblichen (industriellen) Selbständigen und Arbeiter eiwas näher

betrachtet werden.

Unter ihnen befarten sich 371 879 Selktständige

mit Einfluß von 28 §57 Hausindustricllen und 523 343 Hilfspersonen,

von denen 497 328 eigen tliche gewerbliche Gesellen

, Gehilfen, Arbeiter

und 26 015 Hilfépersoren waren, die zwischen den Selbständigen und

Arbeitern stehen. Gs ift lehrreih, wie weit die ständigen und Arbeiter an der Lantwirthsckaft du betheiligt find.

nebenberuflich als Jubaber Ee von Wirthschaften der Her LHE Größentk laffe: fäcdite unter 0,02 ha... 6800= 1,83 v. H. 002-005 , ...- 21818= 59,87 005-0920 , .... 70027= 18,83 020—050 , .... 64629= 17,38 Awerewirthschaften . 163 274= 43,91 0,50—1 ha 62 843 = 16,90 64 344 = 7= 95 ë 16 670 =

E Parzellenwiri 2—3 ha

3—4 4—5 , fleinbäuerl. schaften 5— 10 ha e A mittlere bäuerlihe

57 988 = 15 764 = 9 349 =

Wirth‘chafien . 21 113 = 050 ha. 18 Io e e 342 = großbäuerl. Wirths. 2186 = 100—200 ha .... 86 2000 Mee 6 E Großwirthschaften . . 131= 0,03 , zusammen . . 371879 = 100 Ï

gewerblichen Selb- rch eigenen Betrieb

Ein wesen tliches Merkmal dafür ist die Größe ter Wirtbschaft, die von ihnen ncbenberuflich betrieben wird.

Es waren

gewerbliche

Gesellen,

Arbeiter 16 055 = 53 167 = 158 041 = 110 793 = 338 056 = 80 052 = S DLS = 132 570 = 16 343 = 6311=

3,23 v. H. 10,69 31,78 22,28 67,98 16,10 10,56 26,66

3,28

127

0,51

9,06

0,29

0,01

0,30 0,00

0,00

497 328 = 100

Herrs@t nah vorsteßtenden Zahlen der von diefer Bevölkerung8-

{idt nekcnberuflich bewirthschaftete Zwerg- und

der Parzellenbetrieb

so sehr vor, daß diesen beiden Grökßenklassen 78,11 Hunderistel der von selbständîgen Gewerbtreibenden und 94,64 Hunderiftel der von

gewerblicen

1beitern überhaupt betriebenen Lantwirthschaften zu-

fallen, fo wird wan fagen dürfen, daß die unmittelbare national-

wirtb\chaftlide Bedeutung der nebenberuflichen

Landwirthschaft der

gewerblichen Bevölkerung nit allzugroß ist. Ibre privatwirthschaftli&e

Bedeutung für den Einzelnen darf jedech nicht d untershäßt werden; diefe ist zweifellos vorhanden

amit geleugnet oder . Was aber unter

allen Umständen belangreih ift, das ist der hohe soziale und sozial-

pädagogishe Werth, den au solde fleinen ne wirthschaften für die gewerblihe Bevölkerung hab triebe, neben denen übrigens noch der hier nit besit, der lediglih in Wohnhäusern ohne Fläde bestcht, zu erwähnen wäre, find Unterlage

benberuslihen Land- en; denn diese Be- behandelte Grund-

landwirtbschaftlih benutzte

und Merkmal für

die Seßbaftigkeit der gewerblichen Bevölkerung und kennzeihnen ihre

soziale Lage u. |. w.

eigenthümlihem Besitze befindlihen Betrieben. : Zwera- und Parzellenbetriebe ;

aber dech wobl einen großen Theil der

Das gilt freilid vorwiegend von den in

Diese bilden

denn unter den Zwergbetrieben des ganzen Staates (1 238 190) be-

finden fich nur 496561 = 40,1 v. H. und u

betrieben (809 923) fogar nur 142 603 = 17,6 v. H.

land betriebz.

nter den Parzellen- reine Pacht-

Von bescnderem Belange is der vorkbezeihrete Gesichtépunkt

bezüglih der gewerblichen Arbeiter; auf sie

Zwergbetrieben des Staats allein 27,30,

entfallen von 100

und von 100 Parzellen-

detrieten 16,37, weiter von den tleinbäuerlihen Betrieben ncch 4,81 und von den mittleren bäuerlihen Betrieben noch 0,29, Wie weit

die Seßhafstmahung der gewerblichen Arbeiter stehenden gelungen ift, ceht daraus hervor, daß

im Sinne des Vor- ven den 2941 910

männlichen und weiblichen Arbeitern im Alter von 16 Jahren und darüber 497 328 == 16,9 Hundertstel nebenberuflich Landwirthschaft

treiben, man aus den 2941 910 Períonen

,

ein Verbältnifsaß, der sich erhebli%) erhêben würde, wenn alle die aus|cheiden könnte, die

als Arbeitsmädchen oder wegen niedrigen Alters und ähnlicher rein persönlicher Eigenschaften mateciell noch nicht in der Lage find, an eine

Hâuslichkeit mit eigenem landwirtbschafilien Neb Sehr verschieden hoh is jene Verhältnißziffer in

enbetriebe zu denken. den einzelnen Landes8-

theilen, und das |cheint nit blos beeinflußt zu fein dunch den über- wiegend landwirthschaftlihen oder gewerblichen Charakter der Gegend,

vielmehr offenbar auch durch Landeésitte,

lihkeiten,

Anwesens, zur Pachtung eines folhen u.

Stammeseigenthüm- Gelegenheit zum vortheilbaften Erwerbe eines kleinen

dergl. Denn auf

100 gewerbliche Arbeiter von 16 Jahren und darüber gab es (gegen-

Über liher Landwinthschaft: in Ostpreußen 14,0, in Berlin 0,7, in Brandenburg 14,1, in Pomm

dem Staatsdurchschnitte von 16,2) solle mit nebenberuf- M in Westpreußen 13,6,

ern 15,4, in Posen

14,7, in St&lesien 10,2, in Sacbsen 24,9, in Sleswig-Holstein 12,9, in Hannover 23,0, in Westfalen 30,3, in Hessen-Nafsau 19,6, in Rhein-

land 17,3, in bezirken Oppeln 15,4, Merseburg 27,4 dorf 15,9. Die Gegensäße von Schlesi Holstein und

nover bezw. Sachsen, der Regierungébezirke

obenzollern 9,4, und beispielsweise in den Regierungs- S Arnsberg 31,9 und Düfsel- en und Westfalen, Schleswig-

Oppeln

und Düsseldorf einerseits, Arnsberg und Merseburg andererseits find

sehr erhebli, laffen aber faum auf cinen im

landwirthschaftlichen

oder gewerblichen Charakter des Landestheils liegenden Grund dafür \{licßen, während doch au wiederum-große Landftrecken im Osten

eine gewisse Glei(mäßigkeit unserer Verhältnißzi äher hierauf einzugehen, verbietet der Naum. Die geographischen Verschiedenheiten in de dg s en sind auch nah n Selbständige (- 8) und gewerbliche Arbeiter (-

fer erkennen lassen.

n hier besprochenen

anderer Richtung sehr interefsant. So mit nebenberuflichem Landwirthschaftsbetriebe gewerbliche

A) in Ostpreußen :

S 16271, A 92%0, in Weslpreufen S 11344, A 8810, in Berlin S8 262, A 1727, in Brandenburg S 30115, A 37546, in Pommern S 17 664, A 12966, in Pofen 8 12525, A 11326, in Swlesien S 31279, A 46045, in Sachsen 8 42 650, A 64201, in Sbleswig-Holstein S 17756, A 11 172, in Hannover S 42 762, A 46707, in Westfalen S 44437, A 106 398, in Hessen- Nasszu S 31624, A 30014, in Rheinland S 71871, A 110 848, in Hohen- jollern 8 1319, A 318, ferner in den beispielsweise ausgewählten Regierunasbezirken Oppeln S 8850, A 26 928, Merseburg S 15 599, A 29852, Arnsberg S 21116, A 75414ck Düsseldorf S 30513, A 52599. Man beate das mehr oder weniger erbeblide Ueber- wiegen der S-Betricbe oder der A-Betriebe, aus dem sfich manche lehrreihe Parallelen und Gegensäße mit den oben vorgeführten Zablen ableiten laffen.

Um das Bild zu vervollständigen, bringen wir in nadstebender Uebersicht noh die geographischen Versciedtenheiten in der Größe der von Gewerbtreibenden nebenberuflih betriebenen Landwirthschaften zur Darsiellurg, wobei des Raumes wegen nur die vorwiegend wihtigen Größenklafsen-Gruppen berücksihtigt werden können. Von je 109 ge- werblihen Selbständigen (S) oder gewerbliwen Gehilfen, Gesellen, Arbeitern (A) jedes Landestheiles bewirthschafteten nebenberuflih Zwerg- Par- klein- mittel. größere wirth- zellen- bäuerl. bäuerl. W.rth- schaften wirth- Wirth- Wirth- \Haften (unter \chaften schaften s{afien (20ha uv. 0,5 ha) (0,5-2 ha) (2-5 ha) (5-20 ba) mebr) 4449 31,24 16,05 T5 1,07 7238 L735 D128 0,75 0,03 067 3229 13,89 5,68 1,47

72,06 22,82 3,84 0,58 96,56 1,91 1,15 0,38 E A O06 s 40,21 33:97 - 1621 8,40 1,21 58,52 34,02 6,89 0,57 O 3299 El 9,91 1,39 6363 29,90 5,69 087 40,26 34,65 16,20 7,76 1,13 01.30 31/94 5,80‘ 0,96 —— 37,29 38,57 16,47 0,84 4802 41,40 10,05 0,00 3436 4/06 15/99 0,60 58,08 37,00 4,66 438 1019 1619 0,94 86,95 8,60 3,76 3924 37,83 17,98 0,41 64,51 30,43 4,77 0,01 S 9902 19,16 0,31 81,50 15,97 2,81 3367 3986 21,41 0,20 5046 40,32 8,87 5849 27,89 10,33 0,20 1,44 1,07 425 56% 1071 37,84 40,48 15,19 0,51 6080 34,33 4,53 ; _— 5465 27,39 14,09 0,25 8674 10,77 2,34 86 17,09 4,68 0,15 92,16 7,09 0,71 —.

in den Provinzen bezw. Reg.-Bezirken

Osipreußen . Westpreußen Deli ao Brandenburg . .

Pommern .

b N þck N þck N þck U þck UN }ck UN þck N

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Schletwig- Holstein «¿2

Hannover Westfalen . Hefsen-Nafsau Rheinland Hobenzollern ..

oOOoONDORSR

mi O O Do P M MONSRNLII A

O O0 O N

76566 19,38 3,97 212 JLOL 92/10 3113 4,08 2170 30 4272 1698

D D A D

Merseburg . …. Arnsberg .. Düsseldorf .

Die Durchschnittspreise der wihtigsten Lebens- und Futtermittel L

betrugen in Preußen im Monat November 1897: für 1000 kg Weizen 178 (im Oktober 174) 4, Roggen 138 (134) H, Gerste 142 (141) Æ, Hafer 140 (137) 4, Kocherbfen 217 (213) A, Speisebohnen 964 (264) M, Linsen 411 (412) A, Eßkartoffeln 47,2 (46,6) M, Nichtstroh 41,6 (42,1) 4, Heu 54,9 (54) #4, Rindfleish im Groß- handel 1C56 (1060) A; für 1 kg Nindfleish von der Keule im Kleinbandel 135 (136) Pf., vom Bauch 116 (116) Pf., Schweinefleisch 138 (138) Pf., Kalbfleisch 130 (130) Pf., Hammelfleisch 124 (127) Pf., inländishen geräucherten Speck 156 (155) Pf., Efßbutter 225 (226) Pf., inländisches Schweineshmalz 157 (157) Pf., Weizen- 80 As Pf., Roggenmehl 25 (25) Pf.; für ein Shock Eier 427

7 :

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Budapest wird dem „W. T. B.* berichtet: Im Zu- sammenhang mit einer am Sonnabend im Reichstage eingebrachten Borlage, welhe das Verbältniß der landwirthschaftlichen Arbeiter und Arbeitgeber bebandelt, fanden gestern Arbeiterkundgebungen statt, an denen sich zwei- bis dreitaufend Arbeiter betheiligten, 68 Personen wurden verhaftet, jedo bis auf 12 wieder freigelafsen

Literatur.

GruGot’s Beiträge zur Enn des deutschen Rechts, herau8gegeben vcn Dr. Rassow, eich2gerichts-Nath, Dr. Küngel, Ober-Landesgerichts, Präsident, und Dr. Gccius, Ober- Landeêgerite-Präsident. VI. Folge, 1. Jahrgang, Heft 6. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Das vorliegende, den erften A se@ster Fclge (oder der ganzen Reibe der Beiträge XLI. Jahrgang abshließende Heft enthält neben einer Anzakl zivilcechtliher Ent- scheidungen des Reich2gerichts mit ausführliher Wiedergabe der Ent- \heidung8gründe folgende Abhandlungen : „Der Entwurf eines Bürger- liden Geseßbuhs für das Deutsche Reich in zwciter Lesung und seine weiteren / Schicksale" von dem Ober-Landesgeri&tE-Präsidenten Dr. Küntel (Fortseßung); „Die außerkontraktli&e Haftung für fremdes Ver- schulden na den §8 831, 832 des Bürgerlicen Geseßbuch8“ von Landrichter Dr. Nöldecke in Hamburg; „Die wuchergefeßlihen Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetbuchs* von L. Cobn, Rechtéanwalt beim Kammer- geriht in Berlin; „Strohal's kritische Bemerkungen über das Erbrecht ces Bürgerlichen Geseßbus“ von dem Ober-Landesgerichts-Präsidenten Dr. Küngel (Schluß); „Die Einheit der Rechtsprechung des Reichs- aerihts*, Erwiderung auf einen Auffaß in Nr. 44/45 der „Juristischen Wotensckrift* (Iahrgang 1897), von Reichs erihts-Rath Dr. Raffow in Leipzig; „Ein Vorschlag zur Reform der rtheilévollstreckung“ von Rechtéanwalt Landsberg in Posen. Mit diesem sehflten Heft ift gleichzeitig ein 291 Seiten umfassendes Beilageheft, enthaltend Urtheile des Reichsgerichts, ausgegeben worden.

„Die Funkentelegrapbie“. Von A. Slaby, Professor an der Technishen Hochschule zu Berlin. Mit 22 Abbildungen und 9 Karten. Berlin SW., Verlag von Leonhard Simion. Diese Schrift bietet eine erweiterte Autarbeitung des Vortrages, den der Verfasser im „Verein zur Beförderung des Gewerbfleißes“ gehalten hat. Den Auêdruck „Funkentelegraphie“ führt der Verfasser ein statt der bisher üblicen, aber unrihtigen Bezeihnung „Telegraphie ohne Draht“. Nach einer populär gehaltenen Einleitung über die Art ter Hertz'schen Strablen und die Methoden, dieselben hervorzurufen, erstattet Professor Slaby den ersten authentishen Bericht über die in seiner Gegenwart von Marconi in Eagland angestellten Versuche mit der neuen Telegraphie. Der Hauptinhalt der Schrift bezieht \sih indeß auf die von dem Verfasser selbftändig durgeführten Versuche, zu denen ihm die Königlichen Gärten an der Havel bei Potsdam zur Verfügung gestellt waren. Besonderes Interesse erwecken die ausführlich mit etheilten Versuche, welche der Verfasser mit Unterstüßung der Luft er-Abtheilung vor- genommen hat. Es gelang ihm, auf die Entfernung von 21 km deutlihe Telegramme zu senden, die in der vorliegenden Broschüre autotypisch wiedergegeben find. In einem Anhange hat der Verfaffer die von ihm gebauten und benußten Apparate unter Wiedergabe aus- führlicher Konstruktionszeihnungen beschrieben, welche die Abweichungen

von den Marconi'sGen Apparaten deutli erkennen lassen. Für die- jenigen, welhe sh mit der praftishen Ausführung der Funrkentele- graphie beschäftigen, enthält die Schrift eine Fülle von wihtiaen und interessanten Fingerzeigen, deren Beahtung manche Mißerfolge er- sparen dürfte.

Land- und Forstwirthschaft.

Maisernte Italiens im Jahre 1897.

Dem „Bolleitino delle Notizie agrarie“ entnehmen wir folgende Zusammenstellung über die diesjährige titalienishe Maisernte:

| Verhältniß k Scitog des Aetdages Ertrag Landwirth saftliche Regionen | E vas E A

| von 1896 s es

in 9% hl Piemont E T Gf | O | 6017 462! L

E ee 7571 | 45560 x | 5 564 609) 77,92 | 4313927 | 143329 6444 | 93300 . | 3748 118) 53,43 | 2002 644 . | 3 203 949 5853 | 1875 414 . | 1663 503 76,28 1 268 861 ¿ 878 832! 70,00 | 615182 1 L065 I 83,50 1 390 354 T S 29D 125,06 | 3070560 Í | 50 043 100,00 50 043 41 244! TETE 4 32 063

. [28 159 614

74,84 121073 795

NBenetien . Ligurien : Ea a Marken und Umbrien . Toëk ina N i R S Adriatishe Südregion MittelländisGße Südregion . Sizilien Rd i a das ganze Königreich

Im Verlage von M. Du Mont-Schauberg zu Straßburg ist socben der Bericht über die Verhandlungen des Landwirth- \chaftsratbs von Elsaß-Lothringen während der Session 1897 erschienen. Das 207 Seiten umfassende Buch enthält u. a. bea@tens- werthe Referate über Veredelungsverseche mit europäischen Reben auf amerifarisher Unterlage und Anbauversuhe mit Hybriden, über die landeëgeseßlihe Regelung des Nachbarrehts auf Grund des Einführungé- gesetzes zum Bürgerlichen Geseßbuche, über die Nußbarmahung des meteorologishen Landeédienstes im Interesse der Landwirtbschaft, über die Verwaltung des Landgestüts im Jahre 1896, über die Grundzüge eines Geseßentwurfs, betreffend die Neuregelung der Zuchtftierhaltung, über die in Ausfiht genommene Vertheilung der zur Hebung der erden zu Zuichüßen an l[andwirth\chaftlihe Vereine und zur

erbefserung der Rindviehzucht bestimmten Gelder, über die Betriebs- ergebnisse der Fischzuchtanstalt bei Höningen im Jahre 1896/97, über Beschränkungen des Verkehrs mit Reben zur Abwebr und Unter- drückung der Reblautkrankbeit. Ferner findet man darin Mittbeilungen der Regierung über das Unfall-Versiherungëwesen und den Verhandlungs- beriht über Anträge, betreffend die Vernichtung der Reblaus mit Calciumcarbid, die Beurlaubung von Soldaten zu den Erntearbeiten, die Lage der Maischbrenner, die Einfuhr von Pfälzer Weinen nah Elsaß-Lothringen, die Errichtung eines Viehmarkts in Niederrödern, den unmittelbaren Ankauf von Fettvieh und Getreide seitens der Proviantämter, die Beshleunigung der Arkeiten der Steuerreform und die Belebrung der Winzer zur Herstellung exportfähiger Weine (Weinbaukurse).

Quer dur deutsche Jaadgründe. Aus der Mavpe eines vhilosophierenden Jägers. Von Oberländer. Mit 181 Original- Zeichnungen von den Iagdmalern Guido Hammer, Chr. Kröner, Albert Richter, B. von Bafsewitz, Jean Bungartz, Karl von Dom- browsfi, Friedrih Latendorf, Alfred Mailick und C. Schulze. Verlag von J. Neumann in Neudamm. Preis geh. 12 4 Dieses der deutichen und österreihishen Jägerei gewidmete Buch ist, wie der befannte Autor selbst in seiner Vorrede sagt, niht eine Sammlung von jagdlihen Schilderungen, sondern es fut den idealen poetischen Kern aus dem Betrieb des Waidwerks herauszuheben. Dur Ueberhand- nehmen des Realismus und Indifferentièmus in allen Schichten der menshlihen Gesellshaft wurden auch Auswüchse auf dem jagd- lien Gebiete gezeitigt, wel&e das wahre und edle Wesen des Waidwerks vielfah überwuchert haben. Oberländer unterscheid-t genau zwishen jenen Jagdlicbhabern. welie die Jagd vom _ edlen Standpunkt aus betreiben, und denjenigen, bei welchen fie als Schieß- lust auftritt oder denen fie uur zum Zeitvertreib dient. Diesen beiden leßteren Kategorien hat er in seinem Werk in der ihm eigenen glänzenden Schreibweise hart zugeseßt und seinen Groll in wißig-fatirischer Weise fühlbar gemacht, dabei aber jeine Ansichten über einen streng waid- gerechten Jagdbetrieb nicht aus dem Auge verloren. Die vortreff - lihen Jllustrationen bilden eine willflommene Ergänzung zu dem für jeden Waidmann interessanten Inhalt.

„Waldheil“. Forst- und Jagdkalender auf das Jahr 1893. Verlag von J. Neumann, Neudamm. Preis, in grünes Segelleinen gebunden, 1 A 50 S; ftärkere Ausgabe, mit 160 Seiten Misllimeterpapier im Anhange, 1 A 80 H. Dieser bereits seit zehn Jahren erscheinende Kalender if als rei haltiges Taschenbuch für Forstbeamte und Jäger bekannt. Im Gegen- saß zu anderen Kalendern reiht das Kalentarium des „Waldheil“ vom Oktober 1897 bis zum Dezember 1898; derselbe kann alfo fofort in Gebrau genommen werden. Durch feine praktische Einrichtung und durch seinen mannigfaltigen, das Forstfah und die Interessen des Jâgers berücksichtigenden Inhalt wird sich der Kalender gewiß viele neue Freunde erwerben.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs Makßregeln.

Konstantinopel, 12. Dezember (W. T. B.) Eine Vete- rinär-Kommission ist nah Thessalien abgegangen wegen des starken Auftretens einer Epidemie urter dem Pferd-bestande der Occupations-Armee.

Verkehrs-Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) is die zweite englishe Post über Ostende vom 12. Dezember ausge- blieben. Grund: Zugverspätung in England.

Bremen, 11. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Pfalz“, v. Bremen kommend, 10. Dez. in Montevideo angek. „München“, v. Baltimore kommend, 10. Dez. in Bremerhaven angek. „Fulda“, v. New-York kommend, 10. Dez. Abds. in Punta Delgada (Azoren) angek. „Dreden“, n. Baltimore best, 10. Dez. Dover pasfiert. „H. H. Meier“, v. Bremen kommend, 10. Dez. in New-York angekommen.

192. Dezember. (W. T. B.) Dampfer „Werra*, v. New- York kommend, 10. Dezbr. Abds. in Genua angek. „Prinz- Regent Luitpold, v. Australien kommend, 11. Dezbr. Vm. in Suez angek. „Karlsruhe“, v. New-York kommend, 11. Dezbr. Vm. Lizard passiert. „Aachen“ am 11. Dezbr. v. Buenos Aires n, d. Weser abgegangen.

London, 11, Dezember. (W. T. B.) Castle-Linie. Dampfer „Garth Castle* ist gestern auf der Heimreise von Kapstadt abgegangen. «

Union-Linie. Dampfer „Athenian® if auf der Heimreise heute auf den Canarischen Infeln augen men,

Rotterdam, 12. Dezember. (W. T. B.) Holland -Amerika- Linie. Dampfer „Rotterdam* von Rotterdam heute früh nah New- York abgegangen.