1897 / 296 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 16 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

2

gering

î

mittel

| gut

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

niedrigfter | A

ia

j

höchster h niedrigster

Ba

| |

as

böster | niedrigster

i M

j Î Î

hödfter S

———— Außerdem wurden am Markttage (Spalte 1) nah übers{läglier Schäßung verkauft Doppelzentner (Preis unbekannt)

gn

Elbing . Luckenwalde . . . Frankfurt a. O. . Stettin . : Greifenhagen Pyriß. . Stargard Neuftettin N Lauenburg i. P. .

Posen . Es

 - .

Krotoschin Bromberg Militsch . Frankenstein R a es S{önau a. K. . Lauban . ; Salzwedel . Halberstadt . Eilenburg

Marne

Geslar . . Duderstadt . Lüneburg : Limburg a. L. . Dinkelsbühl Schweinfurt Dec. S{werin i. M. Altenburg Breslau . Ueberlingen .

E A E

p

Elbing ¿ Luckentoalde . Potédam. A R Fürstenwalde, Spree rankfurt a. O. . Stettin . Greifenhagen Pyriy. . Stargard

Naugard . R Sieben +6 Neustettin . .

s Rummelsburg i. P. . Es Lauenkurg i. P. . Posen A E, Rawiisch . Krotoschin

Militsch . rankenftein R s Schönau a. K. Lauban

Salzwedel . Halberstadt . Eilenburg

Marre

Gotlar . Duderstadt . Lüneburg . Paderborn

Limkurg a. L. . Dinkelsbühl Schweinfutt , Biberach . s Schwerin i. M. . Braurschweig . Altenburg

Breélau .

Neuß .

Ueberlingen .

15 16.

12,00 13,00 11,50 13.50 14,09

14,30 13,75 13,30 14,00 14,00 16,00 14,50 11,00 13,00 14,00 10,75 14,31 18,80

16,00 11,50 12,00 12,10 13,20

11,20 13,50

13,75 14,00 12,00 15,40

12,40 12,40 12,40 13,60

13,40 13,40 13,90 12,30 12,40 13,00 13,00 12,00 12,65 12,00 13,20 13,00 14,50 14,50 12,00 14,00 12,67 13,75

13,00 13,50 12,00 12,00

14,C0 11/80

13,30

-

Ss L I

park pk G D n 5 O0

12,40 12,40 12,89 13,60

13,60 13,40 13,40 12,50 12,90 13,00 13,20 12,09 12,90 12,40 13,20 13,75 15,00 14,50 12.00 15,60 13,33 14,00

13,20 13,50 13,20 12,50

14,00 12,30

13,30

11,14 13,75 14,20 15,00

13,20 14/86

13,60 12,50 14,00 14,25

14,00 15,50 14,25 14,00 14,60 16,00 17,50 15,00 11,20 15,10 14,50 11,00 15,54 19,00 19,C0 18,20 12,C0 16.00 13,70 16,82

12,00 14,25 13,50

13,50 13.70

--

D S O Go SSSE

dreh fru fred jaeced jemand parat pu park pk pet puerck rar So L PO O I D EIED

SSESSSSS

12,80 13,15 12,60 13,60 14,00 15,00 15,00 12,90 15,10 13,33 14,00 13,40

13,40 14,00 13,40 12,90 15,00 15,20 12,80 12,60 14,37

11,43 13,75 14,20 15,00

13,20 15/14

14,00 13,50 14,50 14,50

14,00 15,50 14,50 14,50 14,69 16,00 18,00 15,00 11,20 17,00 15,00 13,50 16,00 19,40 19,00 18,40 12,50 16,00

12,80 12,80 13,€0

13,60 14,00 13,80 14,20 12,90 13,40 13,49 13,60 12,89 13,40 12,80 13,60 14,00 15,50 15,00 12,50 15,50 14,00 14,60 13,60

13,80 14,00 13,80 13,00 15,00 15,20 13,10 13,60 14,37

: Bemerkungen. / Die verkaufie Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufêwerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Der Dur@schnitts7reis wird aus den unabgerundeten Zahlen berenet.

Ein liegender Siri (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende

Gerste, 1ETI 14,00 15,40 15,10 14,80 14,20 14,09

14,30 14,00 14,50 12,50 16.60 14,75 14,90 15,00 16,20 18,00 15,75 11,50 17,10 15,00 13,50 16,15 19,50 19,60 18,60 14,00 17,00 14,60

13,10 13,49

13,70 13,00 13,65 13,00 13.80 14,50 15,50 15,75 13,00 15,60 14 00 14,60 13,80 13,40 13,90 14,40 14,00 13,00 15,70 16,00 13,39 13,60 15,20

Î j j F j Ï Î

j | Î j

11,71 14/00 15,40 15,20 15,00 14/40 14/50

14,70 1450 15 00

12,50

16,69 15,00 15,30 15,00 16,30 20,00 15,75 11,50 19,00 15,50 14 50 17,09 19,60 19,60 19,00 14,50 17,00 15,70 17,50

13,20 15,00 15,00

15,00 14,00 13,50 13,00 13,60 13,20 13,29 13,40 14,40

14,40 14,00

13,30 13.80

14,00 13,09 13,90 13,20 13,80 15,60 16,00 15,75 13,00- 16,00 14,67 15,25 14,20 14,00 14,00 14,40 14 80 14,30 15,70 16,00 13,80 14,40 15,20

7

45

690 69 84

468 104 744 358 134

364 94 338 82 477 180

1 048

Sil 1150

a D

3 750

274 2 250 7 706 1 247

967

9 529

593

12,50

13,70 15,00 13,64 13,71 13,81

13,75

13,29

11. 12. 111A EL A2

8. 12. 11. 12.

11. 12.

11.12. 11.12. L. 12 11. 12.

11. 12. 11. 12. L 12 18 13. 12. 13. 12. 10. 12.

8.12. 9. 12.

13,00 | 8.12.

13,00 | 11.12. 15,00 | 11. 12. 1561 |- 7,12 1881 | 8,10 13,60 | 9.12.

1509 | 9,1% L

13,20 | 15.12.

E

eis nicht vorgekommen ift; ein Punkt (.) in den leßten sechs Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 11. Sißung vcm 15. Dezember 1897, 1 Uhr. Ueber den Anfang der Sißung wurde in der gestrigen Nummer des Blattes berichtet. Auf ter Tagesordnung steht die Fortsezung der ersten Reichs8haushalts- Etats für das

Berathung des Rechnungsjahr 1898.

Ake. Graf von Kaniß (d. fonf.): angehöôre, Eabe i mich ncch niemals an der Generaldebatte über ten heil Ich habe mih zum Wort gemeldet, als Herr Richter die Börsenfrage berührte. Der uns früher gemachte Vorwurf, daß wir die Ehre der Kausmarnschast ançegriffen hätten, ift rerstummt; ih Tonstaticre wit Befriedigung, taß auc in diefem Hause der Vorwurf niht mebr rorgekommen ift. Veim Börsergescß hat sich Herr Richter an der Dektatte nit betheiligt und hat die Vertretung der Sache dem Abg. Frese überlassen. Seine gestrigen Ausführungen waren nicht dg Er hat die Bebavptung der Börsenblätter wieder-

It, taß die Beseitigung des Terminkantels der Landwirtbschaft Sabel hat. Den Beweis kat er nicht erbrackt.

He find anterer Daß Getreide verkauft wird, ist tcch auch früber {hon torgekommen. den Berliner Markt von Getreide entblößen wollte, würde das Ge- [ Ich erinnere an die Machinationen der Firma Ritter und Blumenfeld. Das einer Gesundung des Berliner Marktes geführt. lantépreis t ôh:r flände als der Inlandépreis, wie Herr Richter bebaux tet, münde cs niht mêglih seia, ein Korn Getreide nah Deutsch- Tand cinzufükr:n. Ja den erften zehn Monaten 1897 ift aker er-

ih mebr Eectreite eingeführt worden als in den erfien zehn Monaten 1826 vnd 1895; es hat eine Steigerung von 32 Millionen Doppelzentnern im Jahre 1895 auf 40 Millionen im Jahre 1896 und 41-681 000 dz in diesem Jahre stattgefunden. und Roggen.) Weizen if eingeführt worden 1896:

iat betheiligt.

erade sadcemäß.

Meinung.

treide ins Aréland verfrahtet.

o Tznge i dem Hause

nach Paris

(Zuruf: Weizen 13 638 009 dz,

Die Land-

Wenn man

ÿ hat zu n der Aus-

1897 10 144600 dz, Roggen 1826 8 490000 dz und 1897 sieben Millionen Doppelzentner. Eine solhe Vermirdererung der Weizen- und MRoggeneinfubr war von uns bat Lesfonders

bat

legen.

niemals einen

der Berliner Börse standen.

die

Regierung vergeke iGtlic i Der Auéspruch des Bezirkéaus\husses be- weist nichts. Sollte das oterfte Eerict niht einen âuten Urtheils8- spruh fällen, dann bleibt nur eine Novelle zum Börsengeset übrig.

Herr Richter hat gemeint, daß die Entvölkeru Es kommt nit auf die

nit g

an fi

efährlih fei.

S

1 x beabsichtigt. die Proviantämter bedauert. : en Getreide-Terminbandel trcdem find die Proviantämter nicht in Verlegenheit gekommen. Ich habe von vornherein angenommen, daß es Schwierigkeiten machen würde, den Terminhandel ven Deutshland in das Auéland zu ver- Es wurde in Amsterdam eine Filiale gegründet, aber die Satte ist elendiglih zu Grunde gegangen. weist darauf bin, daß die Ges(ättsinhaber fih der Zablung der Diffe- renzen entzogen haben ; fo uztergrabe das Börsengeseß die Moral. Diefe Bemerkung ift einzig und beweist nur, welhe Geschäftspraktiken die Börsenleute anwenden. Die Getreidebörse verlangt die Aufhebung des Verbots des Terminbantdels, ebe fie Frieden schließen will. Dadurch werden ganz unerfülltare Erwartungen ermeckt. Von einer folhen grgrn e des Terminkbandels kann niemals die Rete sein; das ift eine gecgrapbisde Unmöglichkeit, denn an dem Getreiteterminkandel hatten zur die Landstriche ein Interesse,

des platten Landes í t nid ie Zabl der Bevölkerurg an, sondern tarauf, wie viel arbeitskräftige Elemente vom Lande in die Stadt gegangen find. Durch den Abgang von Arkeits- kräften find die éstli@en Provinzen bei ter Invalidenversicherung in die bcträngtefte Lage gekommen. Es sind Frauen, Kinder und

Herr Richter In Süddeutschland gegeben,

elehnt werden,

und

Die „Breélauer Zeitung“

_welche unter dem Vanne i ande Wenn die Regierung einen Geschz- entwuxf wegen Wiedereinfübrung des Terminhandels vorlegen wollte, so würde er mit derselben Mebcheit abg

der Terminhandel verboten if. Die Herren von der Börse baben ibre Einrihturg im „Feenpalaft* und jeßt im „Heiligen Geist- Hospital“ niht im Interesse der Landwirthschaft getrcfffer. Gegen diese verkappte Börse muß di geridtliden Urtbeile hat.

mit welcher

n, sobald fie die

alte Leute zurückgekblieben.

Der Zollshuß if maßgebend für die

Prosperität der Landwirthschast, und der Arbeiter dreht dem nicht lobnenden Erwerbezweig den Nücken und geht zur Industrie über. Wenn die großen Städte befonders anwachsen auf Kosten der kleinen

Städte, so sind- daran die Eisenbahn-Tarife zum

s{uld.

Rußbrzechen

weitere

Ermäßigung der

großen Theil

Im Landes. Eisenbahnrath baben die Interessenten der Fraht für Erze

verlangt. Freiherr vcn Stumm hat auf tie beträdtlihen, dagegen vorliegenden fozialen Bedenken bingewiesen. Die si anhäufenden

Arbeitermafsen

ließen

{ließli garnicht

mehr regieren.

Ich hoffe, daß der preußische Eisenbatn-Minifter dieser Tarifermäßi-

östlihen Provinzen härgt Arbeiter aus

geng nicht zustimmen - wird: Die hier berührte dem Abfluß der ¡wingt zur

ihnen. Heranziebung polnischer

eng

zusammen mit dem Atflu

der

ichwierige Lage der Landwirthschaft

Arbeiter

aus Rußland,

da der deutshe Arbeiter in das Eldorado der Großfiädte zieht. Dem preußischen Landtage soll wieder cine Vorlage zur Ede ing der Fonds der Ansiedelungs-Kommission vorgelegt werden. Diese

Vorlage wird vergeblich

fein,

wenn man nicht zugleich die

Nothlaçe der Landwirthschaft beseitigt, durch welhe die Polonifierung

gefördert wird, -fonst machen wir zwei

drei zurück. Herr Rickert - bezeichnete - den Abshluß der Handelé-

Schritte vorwärts und

verträge als eine politishe Aktion ersten Ranges. Die Krönung diefes Gebäudes, der rufsische Handelsvertrag, ist vom Reichétage-nur mit kleiner Mehrheit und mit Hilfe der Sozialdemokraten an- Wirkung haben denn die Handelê-

genommen worden. rerträge gehabt ?

Wel Es i

uns ein

dies Buch über die

Handelsbezichungen zum Ausélande vorgelegt- worden. Die Steigerung der Ausfuhr liegt allertings vor, aber die Hebung tes Wohlstandes im Inlande ist vollständig autgeblieben; denn mit der Ausfuhr ist die Einfuhr gewachlhsen, cs handelt sich Jahr für Jahr -um

eine Unterbilanz.

nur cin

z. Die Einkowmmersteuer in ur _ minimales Plus gegenüber die Steuerkraft pro Kopf hat abgencmmen. Unsere muß andere Wece

iebt jeßt der f g Ginsa ägung;

ndelspolitik

einlagen, als - die des planloscn Meift-

begünftigungéwesen®. Wir haben mit einigen Siaaten Tarif- egi abgeschloffen; was nüßen urs diese Verträge, wenn Amerika, velches fich der Meifttegünftigung erfreut, seine Zollsäßge erböht ? (s liegt die Versu&ung nabe, auf die Interpellation vom Mai d. T. zurückzufommen, welche die Regierung fragte, wie fie si Amerika gegenüber verhalten wolle. Ich halte es aber nit für angebrat, j-t, wo die Leitung der Handelsrolitik in ardere Hände übergegangen ¡ff, die Regierung zu fragen; ich gebe mih der Hoffnung bin, daß die Herren selbft sich darüber auësprehen werden. Ich befe, daß die Vorbereitung der Handelsverträce eine bessere fein wird; das Nerfabren beim Abschluß ter gegrnwärtigen Verträge war ein sehr summarisSes. Es wurde damals ein hbcher elfäifisher Reich5- beamter gefragt, wie sich die Weinbauer zu einer Ermäßigung der Weinzölle stellen würden. Er sprach fi dagegen aus, und iropdem wurden die italienishen Forderungen genehmigt obne die geringste Prüfung der Sache. Bezüglich der Heranziehung der Kon- sumenten zu den Verhandlungen des Wirtbschaftlichen Auesckufses hat der Staatssekretär des Innern bereits tas Nötbige bemerkt. Zwischen Franfceich und Amerika soll verhandelt werden. Mir ift von einem jolhen Vertrage nihis bekannt geworden. Die französische Regierung bat fih allerdings von den geseßgebenden Körper- s&aften zur Erhöhung gewisser Zölle gegenüter Amerika Vollmacht ertbeilen -lafsen. Das if alles Andere eher als ter Abschluß eines Vertrages. In den Reziprozitätsbestimmungen der Dingley-Bill wird für den Abschluß von Handelêverträgen böbftens eine Ermäßigung der Zölle um 209/o geboten. bedeutet das bei den boben amerifanischen Zöllen! Sie bleiben troßdem noch probibitiv. Herr Niéter verlangt imbedingte Fo1tdauer der Handelétverträge. Im Dezember 1891 sprach die „Freisinnige Zeitung“ diefen Hanbelsverträgen jede Bedeutung in handelspolitisher Beziehung ab. Der einzige Werth der Berträge liege in der Erméßigung der Getreidezölle; der deuten Industrie würden sie keinen neuen Aufihwung verleihen. Dieses Urtbeil des Herrn Richter war durhaus zutreffend. Es liegen ncch ses schwere Jahre bis zum Ablauf der Hardelsverträge vor, uind ich kann die Bitte nicht unterdrücken, daß die ver- bünteten Regierungen, wenn es irgend argebt, in eine Revision der Handeléverträge eintreten. Ih habe diese Bitte bereits Herrn von Marschall gegenüber au€egesprchen; cr war taub meiner Bitte gegenüber. In Oesterreich ist man si längst darüber klar, daß die Handelêverträge der dortigen Landwirtibschaft nit den geringsten tuß:n gebradt baben, und für die Ruffen find die erbärmlicen Getreidepreise des teutschen Marktcs nihis werth. Wenn wir ein Abkommen treffen, daß wir kezüglih der Getreidezölle freie Hand be- fommen, fo würde das nit auf ernsten Widerstand stoßen. Erböhen wir die Ectreidezölle, so fteigt der Inlandepreis, und der Importeur ertâlt dieselben Preise wie früber. Wern die Getreidezölle nur allcn Ländern gegenüber glei find, so hat Rußland an ter Höbe derfelben fein Interesse. Es ist eine traurige Perspektive, daß wir fecks Jahre noch gebunden sind, daß der Zerseßungétprozeß der Landwirthschait noch seckchs Jahre dauert. Wenn es gelingt, diefen Zerseßungéprozeß aufzubalten, so werden sih die verbündeten Regierungen ein Ver- dienst um das Vaterlard erwerben. In cinem Artikel der „Nordd. Alla. Ztg.* wid für die Marinsforderungen besonders geltend ge- mat, daß die Zufuhr von Getreide ncch Deutschland gcfichert werden müsse. Das ist unser Argument; wir wollen die Lardwirtbichaft schüßen und möglichst auédetnen, um die Ernährung der Bevöikerung ¡u sichern. Der deutsch:n Landwirthschaft wird im Kriegsfalle die Aufgabe erwachsen, den Hauptbedarf für die Ernähruyrg Deutschlands B liefern. Diese Frage bteteutet für unsere Weh1krast mebr als die Flotte.

Abg. Bebel (Soz.): Der russise Handelsvertrag if allerdings durh die Stimmen ter Sozialdemokraten zur Anrabhwe gckommen. Graf Kaniß wolite der Regierung, die auf diese Unterstüßung ange- wiesen war, ein Odium anbängen. Für das Volk repräfentiercn die so;ialdemckratishen Stimmen 1 700 000 deutshe Wöhler, die Kon- servativen aber höchstens eine Million. Herr von Kardorff hat auf die Breshüre des Korbmachers Fischer hingewiesen. Fischer ift wegen gemeiner Vergehen- bereits verschiedene Male {wer bestraft, wegen Sclägereien, Betruges u. st. w. Aus einem Brief, den Fischer an seinen Bruder \{rieb, kann man erfehen, daß Fischer nit im stande war, eine Broschüre zu schreiben. Er bat cinen Eideshelfer, den Redakteur der Herrn von Kardorff nabestehenden „Post“, Herrn Fink, der vom Vorstande des „Vereins Berliner Preffe“ crsucht wude, wegen ebrenrübricer Dinge aus dem Vereine auszuscheiden. Herr Paasche hat sih als Vertkeidicer des Karitaliëmus gezeigt. Bezüglich der indirekten Stcuern bat Herr Paasche Behauptungen gauf- estellt, die im Widerspru flehen mit allen wissenschaftliten An- [chauungen und auch mit der Meinung ter Redner in diesem Hause, z. B. der Redrer tes Zentrums, welche von indirekten Steuern nihts mebr wissen wollen. 1875 jprah sfich Fürst Biëmarck ebenfalls bezüglich der indirekten Stevern tabin aus, daß sie die ärmere Bevölkerung belasten. Herr Paasche hat ferner betauptet, daß die Hälfte der indirekten Steuern von den Arbeitgebern getragen würde. Die Zakl der selbständigen Lantwirtke biträgt 2673 0C0, die Zabl der landwirths{aftlichen Arbeiter 5 619 000, die Zabl der jclbftändigen Gewerbetreibenden beträgt 2 038 000. Unter diefen selbständigen Personen befinden fi aker sehr viele, welhe den Arbeitern voliftändig gleihftehen. Die Statistik der Leipziger Handwerker, die Profefsor Büchner auf- genommen bat, ergiebt, deß 42% derselben nur ein Ein- fêmmen von 300 bis 950 Æ baben. Die Zabl der selbständigen Hand- werker geht immer mebr zurück. Die Produktion hat deshalb nicht abgenommen, sondern if mäßig gwachfen. Die ZabI der Brapvereien hat um 4000 aktgencmmen, die Bierprodukticn i von 17 auf 230 Millionen Hektoliter gestiegen. Aebnlih wie beim Gewerbe und bei der Landwirtbschaft ist die Zahl der Selbständigen im Hantel nur balb fo groß wie die Zahl der Angeskeliten ; ein großer Theil ter Selbständigen hat auch nur eine proletarisde Exifienz. In Preußen ist allerdings den Personen mit einem Einkommen unter 20 die Staatö\teuer erlassen. In den anderen Staaten werden abcr die Steuern auch vcn den Einkommen erboben und nomentlid erheben die den Arkeitcrn Steuern. Je mehr die Produktionsmittel rerrollkommnet werden, desto sáw-.rer werden die Erzeugnisse untergebracht und die Krise wird {hließlich permanent. Das zeigt namenilich die Entwickelurg ter Textilindustrie, und die Eifenintustrie wird denselben Weg gehen müssen. Herr Paasche behauptet, in der Sen der Krise steige die Predukticn, während dcch bei jeder Krise die Zolleinnabmen zurüdckgehen, was einen Rückgang der Indufirie bedeutct. Die Lage der „Koblenbarone“ kat Herr Paasche fo gescildert, als -ver- dienten sie nur 2 9/; es bleibt datei aber außer Rechnung, was cb- geen und in den Resecrrefond gelegt wird. Die , Koblenbarone“

aben auégezcihnete Geschäfte cewmoht. Dem Srafícn Hohenthal gegenüber möchte ih bemerken, daß ich nicht bleß von den Veber- \{hwemmten in Sachsen, sondern allgemein vcn den in Schlefien und Sachsen an den Bettelstab Gebrachten gesprochen habe. Fh babe geméint, daß tie Regierung in dieser Sche mit den Forderungen an die Volksvertretung rasch bätte herantreten follen. Nachdem die Privatwoblthätickeit 2 Millionen zusammengebrackt batte, hat ter preußishe Stoat ebenfalls nur 2 Millionen zur Verfügung gestellt. 20 Millionen bätte er aufwerden scllen, um die Jahr für Fabr vom Heckwasser beimgcsuchten s{lesishen Bezirke zu süßen. Dadurch würde das Geld besser verwendet, als sür die Flotte und tie fonftigen Zerstörungfmittel. Bezüglih des Verein®gescßes habe ih der \äsishen Regierurg keiren Vorwurf gemocht, jondern r.ur bervor-

nied: igeren Gemeinden von

gehoben, taß tie kcnfervatiren Freunde denrcaktiorären Herrn von Mes

Slieflich ¿zur Verschlchterung des Vereinéegefezes drängen werden. eir von Mehsch hat in der jäsisch:n Kammer am 30. November er- lärt, daß der Burndeêrath und auch die säcchsishe Regierung den Reichskanzler zu seiner Erklärung autorifiert baben. Am Sonnabend ertlàrte der Reichékanz!er, daß tie Frage im Reichstage später viel- leiht erledigt werten fônne. Warum diese Aenderung der Meinung innerhalb dreier Tage? Er hat ein Mitgefühl für die Smerzen der Agrarier, abcr nicht für die der Arbciter, die im Osten reußens noch die reinen Heloten sind. Er vergikßt, taß die Arbeiter des Westens eine ganz antere Art sind. Wenn

i

Sie ten Arbeitern das Koalitioréreät nicht geben wollen, dann heben Sie doch die betreffende Bestimmung der Gewerbeordnung auf. Die rerbür.deten Regierungen veranstalten Erbebungen über die Bädckereiverortnung. Eine große Wirkung kann die Bäereiverordnung garnidt gehabt Eaben, dern sie ftett fast nur auf dem Papier, weil die Polizei “eine geradezu unverartworilice Läfsigkeit zeigt, wie die BVädckermeister selbft zvgeben, indem sie in einer Versammlung aus- esyrchen haben, daß fie nur fo lange unbeftraft blieten, als ihre

esellen es wcllten; d. h. die Verordnung wird Tag für Tag ütertreten. Der Kriegs - Minifter hat cine neue Ver- fiärkfong der Artillerie angelüntigt, wodur gprcße Mekr- arsgaten eniftehen. Woher follcn die Einrahmen genommen werden ? Die Novelle zur Unfallverfiherung ift von der Kommission des Reich- tages mit Aenderungen in zweiter Lesung genebmigt worden in der Erwartung, daß diefe geänderte Vorlaçce dem Reichëtage in der gegen- wärtigen Session wieder vorgelegt werten würde. Statt deffen kat die Regierung diefe Vorlage den Berufêgcnofsenshaften und auch dem Zentralverband deutsher Industrieller vorgelegt. (Witerfpruch des Staatsfekretärs des Innern, Stcats - Ministers Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner.) Niät weniger als 10 Kommissare find in der Generalrersamwlung des Verkantes- erschienen. Man spra davon, deß die Sozialdemokraten die Beschlüfse der Kommission beeirflußt bätten, während doch au die nationalliberalen Mitglieder der Kommission dem Beshluß zugestimmt batten. Selbst Herr Résicke ift den Herren zn radikal; er hat seinen Vorsiß im Ver- bande der Berufsgencfsen\chaften niedergelegt. Die Profite der úIndustriellcen baben jeut eine Lökte erreiht, wie fcit Bestehen des Reichs niemals. Die Belastung if daher nicht fo s{recklich. Wenn 1 Million Mark täglih für die Arbeiter aufgewendet wird, so hat Graf Posatorsky nur vergeffen, daß die Hälfte davcn von den Arbeitern aufgebracht wird. Diese Last muß getragen werden - wie die Kosten der Feucrversikerung. Die deutsche Unternebmerklasse sol froß scin, daß sie diefe S@uld der Arbeiterklafse gegenüber übernommen hat. Die Ausgake beträgt noch nit einmal 5 o der Löhne. Ich bestreite, daß turch angeblichen Nothstand die Landarbeiter in die Städte çetrieten werden. Eine Erböbung der Zölle auf Getreide, also eine Vertheuerung der Lcben®- mittel, ftett nah tem Ablauf der Handelsverträge bevor. Die Arbeiter werden das niemals als eine gerechte und vernünftige Politik ansehen, denn tadurch wird der deute Erport erheblich geschädigt. (Zuruf tes Staatésckretärs des Innern, Staats - Ministers Dr. Grafen von Posadowsky - Wehner: Warten Sie dech erst ab!) Gegenüber der Umwälzung der Be- völkerung, die sih mehr der Industrie zugewendet hat, können die alten agrarishen Zustände niht mehr aufrecht erhalten werden. Die Viebeinfuhrverbote sind durhaus unnöthig bei der großen Steigerung der Viebbaltung in Deutschland. Der Militariëmus ent- fremdet die Arbeiter der Landwirtbschaft, in der eine übermäßige Arbeitszeit geträuchl:ch ist, wo die Wohnungsverbältnisse und tie Er- nährung geratezu elend sind. Göhre und sein Freund von Gerlach baben darükter beatenewertke Ausführungen gemaht. Man will die Arbeiter ferner osfiziós mit Literatur beglücken, so z. B. die Werft- arbeiter jet mit einer neu erscheinenden Zeitung. Woher fommt das Geld für diese Druckschriften? Graf Posadowsky spra von einem Scheitern der sozialistischen Unternekmunçen in Frankrei. Das waren keine sozialistisden Unternebmunçgen, die zah unserer Meinung auf dem Boden der bürgerlichen Gesellschaft ükter- baupt nicht mögli find. Ich hätte fehr gewünsht, Graf Posadowsky wäre im Reihé-Schazamt geblieben. Ven Sozialrefermen wird jeßt nit mehr die Rede fein. (Zuruf des Staatssekretärs des Innern, Staats - Ministers Dr. Grafen von Pofadowsky - Wehner: Warten Sie erst ab!) Die fkatbolishen Arbeitervereine petitionieren wegen Einführung eines Normal-Arbeitstages für gewerbliche Arbeiter. Mit kleinen sozialpolitishen Mitteln kann man die Arkeiter nit zu- fciedenstellen. : /

Abo. Dr. Hasse (nl.): Ich für meine Person bedauere, daß ter Deutsche Reicstag si in der Behandlung auswärtiger An- gelegenheiten eine fo große Zurückhaltung auferlegt hat. Ich halte es auf die Dauer eines großen, bho(kultivierten, politisch reifen, fonstitutionell regierten Volks nit würdig, in diesen Angelegenheiten ih Zurückhaltung aufzuerlegen. Es ist ties niht immer fo gewefen ; am d. April 1871 is von allen Seiten dieses Hauses eine Kund- gebung bes{lcfsen worten, die nit nur in einem Dank an die deutschen Bolksgenofsen in Oesterreih bestand, fondern in einer Sympalbie- kundgebung - für diese Volksgenofsen in einem ähnlichen Kampfe wie jeßt. Heute liegt sowobl bei der Regierung als auh bei ver- {chicdenen Parteien dieses Hauses ein Bedenken vor, diese An- gelegenheit von dieser Stelle zu behandeln. Man geht hierbei von der irrtbümlichen Vorautseßzung aus, daß es sih bei diesem Kampfe um den Kampf politischer Parteien handelt. Das ift allerwegen nit der Fall; es kandelt sich um cinen Kampf ter Völker gegeneinander, um den Kampf des deutsen Volksthums geçen die Angriffe des czchishen und rolnishen Volks. Und da ift es unser Recht, dazu Stellung zu nehmen, und ich mathe von diefer Stelle biervon feierli Gektrau. Und ih hoffe im Einverständniß mit der Mehrheit aller Parteien diefes Hauses zu sprechen, wenn ih sag, daß wir innerbalb und außerhalb dieses Hauscs es öffentlich a ssprehen müssen, daß in diesem Völkerkampfe unsere, des deutscben Volkes, Sympathien denen zugewendet sind, die bis zum Jahre 1866 mit uns zu einem Bundesstaat gebêrten, die noch beute unsere Bluttverwandten und Volksgenofsen sind und im Kampfe um das Fortbestehen ihres Volkë- thums auf unsere Unterstüßung auch in Zukunft renen dürfer, Es kommt bierbei nit auf eine Parteizugebörigkeit dieser Voiksgenofsen an. Es ift wir deshalb unverständlih, und es {eint mir ein Beweis mangelnder naticnaler Bildung zu fein, wenn cine angesehene reichs- deutsche Zeitung ihre Sympathie tiesen Volkégenofsen deéhalb ver- sagt, weil sie Dcmokraten seten. Ganz atgejehen davon, daß dies thatsäblih nit wahr ift, daß Angehörige aller volitisen Parteien an diesem Kan. Fe betheiligt sind, muß ih bekennen, daß nah meinem nationalen Empfinden mir der leßte deuts{e Bauer und Arbeiter, ja der rothestz, aber deutshgesinnte Demokrat lieber ist als der hôchftgeborene fonserrative polnishe Graf oder czehishe Fürst. Die deutsGen Volksgencssen in Oesterreich find auch nit etwa minder- werthig, sondern können in vieler Beziehung uns heute Vorkilder fein im Kampfe rm die höchsten Güter der Nation. Aber \cklimmer als jene tornebme Ablehnung eines Antbeils an den_ teutschen Dester- reicern ist die Beshimp!uno, die von welfisher Seite diesen Volfks- genofsen gestern an dieser Stelle zu theil geworden ift. Diese unfere Volks- genossen sind annexionrslustige, landeSverrätherife, liberale Oesterreicher genannt worden. Weder diesseits noch jenfeits der Grenze denkt irgend eine verantwortli&e Persönlichkeit an Anrexionen. Im Gegentheil, meine näheren Gesinnungégenofsen und ih sind für die Aufrechterhaltung des biéberigen Zustandes, und das ist das Entscheidende. Ih meine, diese Aufrecierkaltung ift die notkwendige Vorausseßung für die Aufrechterhaltung tes Dreibundes. Aber in keinem Falle verlangen wir von unserer Regierurg irgend ein Einschreiten. Ein solches scheint urs nur feltstverstäntliy, soweit die Gefährdung der Interefsen deutscher Reichsangeböriger in Betracht kommt, die allerdings in der jüngsten Bartbolcemäusnaht in Prag von dem czehishen Pöbel, zu dem ih au den Herrn Podlipry rechne, in bohem Grade geschädigt wurten. Wenn der Staatssekretär des Auêwärtigen cefstern meinte, es gelte hier Gegenseitigkeit, so meine id, da wir au eine Ein- mischung von anderer Seite ablehnen müssen. So hat ein Seltions- Chef im Königlich ungarishen Minißer-Präsidium sich im „Pesti Hirlap den ungebeuerlihcn Ausfpruch geleistet : „Der germanishe Kaiser hat cstwärts der Leitha alles Deuischthum aufgegeben ; keine Einwirkung von außen her wird die Einheitlichkeit der ungarischen Nation hindern ; heute können wir alles thun.“ Ich hoffe, daß der Reichs- kanzler feinen Zweifel läßt, E niemand in der Welt das Recht hat, eine Rede eincè Deutschen Kaifers dabin auszulegen, daß sie beab- sichtige, Millionen deutscher Volkégenossen, und wäre es auch in einem befreundeten Staat, dem nationalen Untergang preiszugeben. _

Abg. von Czarlins ki (Pole): Ich haite es au nit für an- gebradt, daß wir uns in die Angelegenheiten eines Landes cinmiscen, das in vielen Punktcn als Muster gelten kann, namentlih in Betreff

der Gleihbcre&tizune. Der Kampf in Oesterreich ist nit von Polen angefangen. Wern wir die Rechte der dortigen Polen hätten, würten wir sehr zufrieten sein. Wenn cs Sitte wird, die Pclen als Feinte zu behandeln, wäre es rihtia, die -olnishen Rekruten vom Militär- dienst zu befreicn und den Polen keinerlei Opfer zuzumuthen. Von einem Vordringen der Pclen in Schlesien kann keine Rete sein, fondern nur von einem Erwachen des naticnalen Bewußtscins. Daß die neue Polenvo:lage im pvreußishen Abgeordnetenhause durckdringen wird, glaube ih wobl; aber ih babe bisker gedabi, man würde fih mit dieser Polenbekämpfung nit besonders brüften.

Direktor im Reics-Marinec mt, Kontre-Admiral Büchfel: Meine Herren! Der Abg. Bebel bat dem bchen Hause die Mit- tbeilung gemadt, daß der Staatésekre!är des Reichs-Yiarincamts ten unterstellten Bebörden «ire neuers(ienene Z-itung empfohlen habe; er kat ibm das Ret dazu bestritten und hat gefragt, aus welchen Mitteln die Marine- Verwaltung diese Zeitung urterstüßze. Ich habe darauf ¡u erwidern, daß die Thatsache cen sich rihtiz is. Der Staat: sekretär des Reichs-Marineamts bat diese Zeitung empfohlen. Der „Vorwärts“ hat in feiner Auêgabe vom 14. die bezüglihe Verfüzung au wörilih abzedruckt, nur bat tr natürlich den Pafsrs weggelafsen, der die unzulässige Beeirflufsung der Arbeiter, diese Zeitung zu halten, ver- bietet. Im übrigen sind wir der Vieinunga, daß bei dem heutizen Zustande der Arbeiter-Literatur der Staatssekretär nicht nur das Recht kat, sondern auch die Pfliht, eine Zeitung zu empfeblen, die es sich zur Aufcabe llt, wie es bier geschrieben ficht, „die Intereffen der Arbeiter der teutschen Sdcwiffff- bauindustrie im allgemeinen und der Kaiserlichen Marine im kesontern auf dem Bodcn der befichenden Gesellihaftéordrung und der vaterländishen Gefinnung zu rertreten.“ Endlih babe ih zu erklären, daß der Staatésekretär des Reichs - Marincamts keinen Pfennig dazu bergiebt, um diese Zeitung zu unterhalten oder irgend welden pekuniären M:ßerfola, der eintreten könnte, zu decken.

Aba. Dr. Hahn (b. k. F.) weist auf eine Schädigung bin, die einem Deutschen, dem Lehrer Roth in Desterro in Brasilien, zuges stoßen sei, der mit einer deutshen Sbule unter Führung einer deutshen Fahne cinen Auéflug aemacht babe, worüber die „Deutsche Zeitung“ berihte. Die Interessen der Deuts®en, fährt der Redner fcrt, werden dur die Wablkonsuln nit genügend gewahrt; es wird daber die Eirscßung ron Berufékorsuln verlangt. Herr Ridert glaubt, den Grafen Caprivi gegen die Angriffe von unrscrer Seite în S{uß nebmen zu müssen. Wie die Freisinnigen den Fürsten Biêmarck angegriffen haben, muß es uns erlaubt sein, seinen Nachfolger anzugreifen. Was ihm vorzuwerfen ift, ift der Absbluß der Handelsverträge, ehe er Deutshland wirtbschaftlich stark genug gemacht batte, ehe ein becker autoromer Zolltarif gesbaffen war. Ich freze mich über die Bildung des Wirtbschaftlichen Aussckusscs, wie überbaupt eine gute Tendenz innerbalb der Regi:rung vorbanden zu sein scheint. Aber die Regierung bedient fic roch nicht der Mittel, welche ibr zum Schutze der Landwirthschaft zu Gebote stehen. Der deuten Viebzuht wird ncch ncht der S{buß gewährt gegen Sexcheneinshleppungen von Oesterreich her, dem gegenüber wir durch die Konventicn gebunden find, Bezirke für seuckernfrei zu balten, wenn sie von der öfterreiwis{:n Verwaltung dafür rklärt sind. Eine Vertheucrurg des Fleisches ift nicht eingetreten; die deutsde Sck&weinez¡uht bat es vermocht, den Bedarf Dcutslands allein zu decken. Es wurden 5 Millionen Gänfe aus Nußland ein- geführt; das wäre, jede Gars8 zu 10 Portionen gerechnct, eine Portion weniger pro Kopf, wenn die Gänfceinfuhr verboten wird. Für ten Körnerbau ift wegen des Düngers die Viehzucht nöthig. Die Mauls- und Klauenseuche hat aber große Verbeerungen unter tem deutschen Nichbestande angerihtet. Redner tritt für die Forderungen ein, welche von fonservativer Seite gestellt sind in Bezug auf die Zollkredite und die gemisäten Transitläger und fährt dann fort : man hat si gewundert, daß die Regierung den Wünschen in dieser Beziehung nit nachgekommen ift. Daß der preußische Handelf-Minifter die Börsenreform {nell durch- führen wird, glaute ih nit; cr ift viel zu spät an die Ausfübrung des Börsengesetes herangetreten und bat ten Fehler gemacht, daß die Fondsbörse und die Produktenbörse als Einheit bebandelt werden; denn die großen Firmen der Produktenbö.se sind auch an der Fonds- bôrse vertreten. Die Fontskörse kann nicht drei Tage auf ihr Geschäft verzihten; sie würde sich sehr bald mit der Regierung verständigen. Die Regierung muß energifch einschreiten gegen die Börse in der Heiligen Geisistraße, wo der Termir. handel nah wie vor stattfindet. Die Wirkungen, die wir von der Aufbebung des Terminkandels erwartet haben, sind eingitreten : das Privaivublikum betheiligt fi nickt mehr an der Börsenspekulation, und die Preife sind gestiegen. Für die Preikrotierungen haben wir freili erft theil» weise einen Ersaß gefunden, aber unter Zubilfenabme der Weltmarkt- preise kann man si von der Preisbewegung ein Bild machen. Der Bund der Landwirthe vertritt nur die gemeinsamen Intereffen der Landwirtbschaft gegenüber dem Auslande und gegenüber dem Zwischen- handel, dessen besontere Freundin die Freisinnige Vereinigung im Reichstage is. Der Schutzverband zur Abwehr agrarischer Ueber- griffe besteht zum großen Lheil aus Börsenleuten, und die meisten der Ausshußmitglieder sind Juden. Es ist gut, daß wir wiffen, wer unsere Gegner sind: es ist die haute finance, die an dem inter- nationalcn Getreidehandel verdient und daher au der Handel8vertrag8- politik ibre Unterstügung leiht. Die Herren behaupten allerdings, daß sie mit der freisinnigen Partei nicht in Verbindung steben ; aber dieser Zusammenhang würde si wobl beweisen lassen. Der Großarundbesiß hat den Bauern als Vorkild gedient für die rationellen Verbefserungen der Landwirthschaft, und der Bund der Landwirihe seßt diese Thätig feit fort. Desbalb überwiegen unter den Mitgliedern des Bundes tie kleineren Besißer, deren 156 000 vorhanden sind, während nur 1500 gröôfere Besißer vorhanden sind. Der Bund bat fein Schwer“ gewiht auch durhaus nit öftlich der Elbé. Die Mitglieder ver- theilen si je zur Hälfte auf die Gegenden öftlich und westlich der Elke. Die Aufreizung und Erweckung der fozialen Gegensäße zwishen Klein- und Großgrundbesiß i ja sehr leiht. Die eine oder andere Bebörte mag ja nicht so vorgegangen sein, wie es sih gehört; aber das trifft niht den Bund ter Landwirthe, sondern ift Sade der vorgesezten Behörden. Die Landräthe tehen auh durch» aus nit alle auf Seiten des Bundes der Landwirthe, der die Hilfe der Landrätbe au garnicht brauht. Herr Nickert beklagt sih über die Spaltung des Liberalizmus und seine Blicke richten si zu Herrn Richter ; in Neustadt in Holstein sprach er davon, daß er roch immer auf dem alten nátionalliberalen Programm ftehe. Ich weiß nit, ob die Nationallibcralen darüber sehr erfreut sind. Würde der Liberaliêmus sich in der Freisinnigen Vereinigurg zusammenthun, und würden Vertreter dieser Richtung in den Reichstag kommen, fo würde tas schließlich dahin führen, daß die Böisengeseßgebung verschärft wird zum Schuß? der Landwirths(aft. R

Abg. Ablwardt (b. k. F.): Ein überktriebener Optimismus und ein übertricbener Pessimiëmus stehen sich in diesem Hause gegenüber. Der Pessimiémus der äußersten Linken erklärt sih ia aus der Ver- mögensverschiebung, die in unserem Volke vorgeht; die kleinen Eristenzen shwinden immer mehr; während der Befitz in den Händen Einzclner immer mehr zunimmt, dringt die Proletarifierung in immer weitere Volkékreise ein. Das ift eine Sache, die zu einer pessimiftischen Auffaffung Veranlassung geben könnte. Wäre die Entwickelung eine gesezmäßige, eine auf dem Boden von Naturersheinungen \ih volle ziehende Thatsache, dann wäre eine Aenderung nicht möglich. Die Naturgeseßze wirken allertings von gegebenen Standpunkten aus weiter; aber di:se Standpunkte find von Menschen geschaffen, fie sind Folgen der Pete Ne früberer Zeiten. Und darum sind die Pessimisten im Irrthum. Unsere Entwickelung, das Große kapital auf der einen Seite, die Proletarifierung auf der anderen, fönnte wobl einen anderen Verlauf nebmen ohne fozialdemokratishen Umsturz. Die Geschichte zeigt, daß mit dem Zugrundegehen des Mittel- standes auch die Staaten zu Grunde geben. uf diesem Wege befinden anch wir uns. Der Mittelstand wird dur die Konkurrenz der Groß- induftrie und dadur, daß ibm ein ausreihender Kredit fehit, ruiniecrt. D:m Mittelstand kann nur mit cnergischen Mitteln - geholfe werden. Wir müssen die Großindustrie mit einer progressiv Umsaßsteuer ohne Nüclsiht auf den eventuellen Eewinn belasten,