1897 / 300 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 21 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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eingeiroffen; S. M. S. „Nixe“, Kommandant Korvetien-

Kapitän Goecke, ift am 18. kommen und beabsichtigt in See zu gehen; S. M. S. , , Kommandant Kapitän zur See Oelrichs, ift am 19. M in Havana angekommen und beabsichtigt, am 27. Dez na Portorico in See zu gehen. der Po pfer „Preußen“ mit der Ab- lösung für S. M. S. „Möwe“, Éransportführer: Kapitän- Lieutenant Af Bie ift am 19. Dezember in Port Said ein- getroffen und hat an demselben Tage die Weiterreise nah

Aden fortgeseßt.

in Kamerun - anges

Thorn, 21. Dezember. Jn Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs fand, wie MT.B” meldet, heute Vormittag die feierliche Einweihung der hiesigen neuerbauten evangelischen Gacnisonkirche ftatt. Seine Majestät der Kaiser traf kurz vor 10 Uhr Vormittags auf dem Stadtbahnhof ein und wurde daselbst von dem kom- mandierenden General von Lenße, dem Gouverneur, General- Lieutenant Rohne, dem Kommandanten, Obersten Gaede und der Generalität empfangen. Nah dem Abschreiten der Ehren- Kompagnie begab Sich Seine Majestät in einer eiplinnigen

er

«Hofequipa e dur die glänzend geschmüdckte Feststraße nah e

uf dem ganzen Wege wurde Allerhöchstderselte von

der Bevölkerung stürmisch begrüßt. Die Einweihung der

Kirche vollzog der Feldpropst Richter, die Festpredigt hielt der Divifions-Pfarrer Strauß. Nach der kirchlichen Feier nahm Seine Majestät die Parade über die Truppen der Thorner Garnison ab und fuhr sodann um 11, Uhr Vormittags nah Graudenz weiter.

Danzig, 21. Dezember. Heute Vormittag um 11 Uhr wurde, wie „W. T. B.“ berichtet, auf der Kaiserlichen Werft im Beisein der Generalität sowie der Spißen der Behörden die Taufe des Panzerkreuzers „M“ dur den Admiral Hollmann voll- zogen. Als Vertreter der Marine wohnten dem Taufakt bei: der Staatssekretär des Reihs-Marineamts, Kontre-Admiral Tirpiß, der Kontre - Admiral Büchsel und der Wirkliche Geheime Admiralitäts-Rath Dietrih. Das U erhielt den Namen „Vineta“. Nah Beendigung des Taufaktes wurde an Seine Majestät den Kaiser ein Telegramm über den Verlauf der Feier abgesandt.

Wilhelmshaven, 20. Dezember. Der Dampfer des Norddeutshen Lloyd „Darmstadt“ mit dem Besaßungs8- transport für Kiaotshu an Bord hat am Sonntag die Reise nah Ost-Asien angetreten.

: Bayern. Die Kammer der Abgeordneten hat sih geftern bis zum 4. Januar vertagt. Sachsen- Meiningen. Seine Hoheit der Herzog hat vorgestern seinen Auf- enthalt von Schloß Altenstein nah Meiningen verlegt.

Oesterreich-:-Ungarn.

Dem ¿Paget Abendblatt“ zufolge nimmt Prag nach und nach wieder seine alte Physiognomie an. Auch fieht man wieder mehrfach solche deutschen Firmenbezeihnungen und geschäftlichen Aufschriften, die während der Excesse verschwunden waren, ihre alte Stelle einnehmen.

Vei den gestern in Fiume vorgenommenen Wahlen für die Stadtvertretung wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, 95 Liberale und 21 Autonomisten gewählt.

_ Das ungarische Unterhaus sezte gestern die Debatte T die Vorlage, betreffend das Ausgleihs-Provisorium, ort.

Der Finanzauss{chuß ‘des Unterhauses erledigte

estern die Berathung des Kultusbudgets. Der Kultus-

inister von Wlassics erklärte im Saule der Debatte, daß der Geseßentwurf über die Regelung und Ergänzung der Ge- bühren für die Seelsorger der nichikatholischen Bekenntnisse jedenfalls noch vor” der Plenarberathung des Budgets werde eingebracht werden.

Die siebenbürgishen Abgg. Hinß, Brennerberg und Melzer haben ihren Austritt aus der liberalen Partei an- gezeigt. L

Großbritannien und Frland.

Der Prinz “Heinrich von Preußen iraf mit dem Prinzen Ludwig von Battenberg gestern Nachmittag um 51/4 Uhr in London ein und stattete dem Prinzen von Wales einen Besuch ab.

Das deutsche Geschwader lief heute früh in den inneren Hafen von Portsmouth ein, da der hohe Seegang das Einholen von Kohten außerhalb desselben unmöglich machte.

Frankreich.

Jn der gestrigen Vormittagsfizung der Deputirten - kammer wurde der Geseßentwurf berathen, durch welchen die Zolltarife für Schweine, Schweinefleishwaaren und Schweineschmalz erhöht werden. Der Deputirte Grau x befür- wortete die Vorlage im Interesse der Landwirthschaft und des pas während der Deputirte Faurès gegen dieselbe pra. Der Minister-Präfident und Ackerbau-Minisier Méline meinte, die Erhöhung der Zolle’ auf lebende Schweine sei unnüß; er {lage einen Zoll von 50 Fr. auf Schweinefleisch- waaren anstatt des von der Kommission verlangten Zolles von 70 Fr. vor. Die Kammer nahm schließlich folgende Zollsäße an: Der Zoll auf Schweine wird auf 12 Fr., derjenige auf n auf 3 Fr., der Zoll auf Schweinefleishwaaren auf

Fr. und derjenige auf Schweineshmalz auf 35 Fr. erhöht. Der Geseßentwurf im Ganzen wurde mit 418 gegen 97 Stimmen angenommen und sodann die Sißung aufgehoben. Jm Verlaufe seiner Rede hatte der Minister-Präsident Méline noh mitgethcilt, daß die Regierung einen Gesehentwurf gegen die Verfälshung von Schweineshmalz vorbereite.

Nuß:land.

Dem „Regierungsboten“ ufolge ist der General-Lieutenant Graf Jgnatjew auf scin Ansuchen von dem Posten des General-Gouverneurs von Kijew, Wolhynien und Podolien enthoben worden.

Jtalien. In der Deputirtenkammer theilte gestern der Minister-Präsident di Rudini die Konstituierung des Kabinets

mit. Der ent begab si hierauf in den Senat und machte dort g eine Debatte erfolgte nit, und dieSißung des Senats wurde g S A: Jn der Deputirten- kammer, deren Beratung während der enheit des Miniftèr- Präsidenten unterbrohen worden war, ann nunmehr die Besprehung der Mittheilung di Rudini's. 17 Redner, darunter Cavallotti, Fortis, Colombo, Sonnino und Baccelli, hatten fih in die Rednerlifte eintragen lassen; 406 Deputirte waren anwesend. Die Deputirten de Andreis (Republi- kaner) und Turati (Sozialist) sprachen, wie „W. T. B.“ bes richtet, gegen die gefundene Losung der Krisis. Der Deputirte di Laurenzana verzichtete auf das Wort, weil de Andreis hon die Ansichten der republifanishen Partei ausein- andergesest Habe. Der Deputirte Cavallotiti mifß- billigte ebenfalls die Lösung der Krisis und erklärte, daß er ein demokratishes Ministerium, welches die in Luzzatti's Finanz-Exposé angekündigten Reformen dur{geführt haben würde, gewünsht oder zum wenigsten eine Kabinets- bildung von offen fkonservativem Charakter vorgezogen hätte, welhe eine Vereinigung aller demokratishen Ele- mente hervorgerufen haben würde. Auch die Deputirten Nocito und Fortis sprachen gegen das Kabinet; Leßterer führte aus, daß er und seine Freunde keinen Grund hätten, ibre oppositionelle Haltung zu ändern. Das vorige Kabinet habe {on einen s{harfen Prinzipiengegensaß in fich geschlossen, der indeß durch die Neubildung nur noch verschärft erscheine. Der Redner {loß mit einer Bekämpfung der Finanz politik des Schaßsckretärs Luzzatti. Der Deputirte Macola fordere von der Regierung Erklärungen, welche geeignet seien, die Elemente der Ordrung zu beruhigen. Der Deputirte Baccelli erklärte, daß er gegen das neue Kabinet stimmen werde. Der Deputirte Colombo wandte sich vornehmlih gegen die Finanzpolitik der Regierung; er {loß mit der Bemerkung, daß er von der Re- gerung Erklärungen erwarte und hoffe, diese würden sein

ißtrauen nit bestärken, ihn vielmehr zu der Erwartung berechtigen, daß die Aa sich bewähren werde. Hicrauf ergriff der Minister-Präfident di Rudini das Wort. elbe erkannte das Recht der Kammer an, gegen das Kabinet zu stimmen ; indessen seien summarische Aburtheilungen wenig im Einklang mit den guten parlamentarishen Regeln. Ein Mißtrauens- votum der Kammer würde in diesem Augenblick einen persôn- lihen Charakter tragen, dem Lande aber nicht anzeigen, was der Wille des Parlaments sei. Gegenüber dem Deputirten Colombo, welcher zweimal Mitglied eines Kabinets war, dem auch Männer der Linken angehörten, bemerkte der Minister- Präsident : ein Ministerium aus lauter Männern der Rechten sei unmöglich, denn die Rechte sei unter sich selbst uneins. Ueber- haupt sei ein Ministerium von ausgesprochener Farbe in dieser Kammer unmöglich, denn das Land glaube nicht mehr an die alten Parteien. Die Parteien seien durch Gruppen erseßt worden. Er habe, als der Ruf zur Neubildung des Kabinets an ihn ergangen sei, keinen Grund gehabt, aus dieser vor vier Jahren gebildeten Majorität herauszu- treten. Es sei angezeigt ershienen, das Ministerium zu ver- stärken, indem man zur Theilnahme an der Regierung einen ausgezeichneten Mann berufen habe, der fich des ganzen Ver- trauens der Mehrheit erfreue und den die ganze Kammer hohahte. Man habe von einer monsirösen bindung ge- sprohen. Indessen, wie die Einigkeit in dem früheren Kabinet eine vcllkommene gewesen sei, so werde sie es auch in dem gegenwärtigen Kabinet sein. Leßteres befinde fih über alle wesentlichen, das politishe Programm bildenden Punkte in Uebereinstimmung; es- beklage sich nur darüber, daß man über die Personen anstatt über die Jdeen diskutiere. Nah dem Minister-Präsidenten sprach der Deputirte Sonnino, welcher ausführte, daß das gegenwärtige Kabinet eine ephemere Verbindung von Männern der Rechten und der Linken darstelle, die indessen kein gemeinsames Programm vereine. Redner be- kämpfte lebhaft das Finanzpregramm der Regierung, von dem er behauptete, daß es mit dem gemäßigten und liberalen Programm im Widerspruch stehe, das die Regicrung befolgen zu wollen erklärt habe, und bemerkte, cer werde gegen das Kabinet stimmen. Der Deputirte Giolitti wandte sih gegen die Afrikapolitik und die Finanzpolitik der Regierung und bob hervor, infolge der Ernennung Martini’s zum Zivil - Gouverneur der Erythräischen Kolonie habe die afrikanishe Politik eine Aenderung erfahren. (Unter- brechung von seiten der Minister di Rudini und Brin; [ebhafte Unrube.) Der Minister - Präsident di NRudini trat den lezten Auslassungen des Deputirten Giolitti enfegen und stellte entschieden in Abrede, daß die Afrikapolitik geändert worden sei. Die Regierung habe den Frieden gesichert und eine Politik der Sammlung eingeleitet, welche fiels in ihrem Programm enthalten gewesen sei. Gegenüber dem Deputirten Sonnino erklärte di Rudini, er halte es für un- erläßlich, alsbald mit Steuererleihterungen zu beginnen; er sei hierüber anderer Meinung als Sonnino. Hierauf wurde zur namentlihen Abstimmung über die von dem Deputirten Colombo eingebrahte, von der Regierung nicht angenorunene Tagetordnung geschritten, welche lautet: „Die Kammer ift der Ansicht, daß die Art und Weise, wie das Kabinet gebildet wurde, es demselben shwierig mat, ein organishes Regierungs- programm aufzustellen und zu entwickeln, und geht zur Tages- ordnung über.“ Diese Tagesordnung wurde mit 200 gegen 184 Stimmen abgelehnt. Zehn Deputirte enthielten fich der Abstimmung.

Amerika.

_ Aus Havanna wird gemeldet, daß der Jnsurgenten- führer Alejandro Rodriguez im Lager des Jnsurgenten- führers Arangueren cinaztros sei, als dieser sih an- geschickt habe, den als Parlamentär vom General Blanco in das Lager der Aufständischen entsandten Obersten Ruiz nah Es zu begleiten. Rodriguez habe ein Kriegsgericht

erufen und sowohl Arangueren wie Ruiz erschießen lassen.

__ Die „Times“ meldet aus Santiago von gestern, daß die Versuche, ein Ministerium zu bilden, infolge der übertriebenen Ansprüche der balmacedistishen Partei ge- scheitert seien. Die Lösung der Krisis werde indessen in den nächsten Tagen erwartet. Die Annahme des Budget- voranshlages sei inzwischen vershoben worden.

Asien.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Yokohama von heute, daß die russishe Regierung der japanischen -Regierung die zeitweilige Beseßung von Port Arthur notifiziert haler Ein großes japanishes Geshwader habe Nagasaki verlassen.

Literatur. Im Verlage von Duncker u. blot die in der 17. L S Tn e EEE "Verttn für Armenpflege und Wohlthätigkeit En als 29. Lis 33., sowie ter ftenographische Bericht en der Versammlung als 34. Heft der Shrift Vereins erschienen. Das erfte Referat, welhes vem Bürgermeister Brinkmann

ist (29. Heft), behandelt „die Armen,

pflege in ihrenBeziehungen zu den Leistungen der Sozia], geseß gebung“. Der Verfafser bietet keine Darstellung des Eir.flufses den die soziale Gesetzgebung auf die Verwinderung der Thätigkeit der öffentlichen Armenpflege autgeöbt bat, sondern will die i welSe von den Tr ter Arbeiterversiherung zur qr von dieser zu jenen hinüterfübren, und praktisde Winke wie die Armenpflege die positiven Leistungen der rbeit ung ju ibrer eigenen Entlaftung und zum Vortheil der Hilfs gen nußbar zu ma@en, theils Anforderungen an die Armenpflese vor die z¡y- ständigen Träger ter Versicherung zu verweisen, theils {hon er- folgte Aufwendungen dur entmahung der Versicherungs- ansprüche der Unterstüßten wieder einzubringen, theils unzureidende Leistungen der Verficherung wirkungêvoll zu ergänzen vermag, Die kleine Schrift wird von denen, die im Dienfte der öffentlichen Armenpflege stehen, namentli in größeren Städten mit vielgeftaltigem gewerblichen Leben und mannigfachen Organen der Arbeiterver sicherung, ewiß mit Interesse und niht obne Neten gelesen werden. elbe darf auch von den Berichten des Landeë-Raths Brandts in Düfseiderf und des Firanz-Ratbhs Dr. F. W. R. Zimmermann in Braunschweig über „die Betheiligung größerer Verbände an der Armenlast“ (32. Heft) geltcn. In beiden Referaten wird (in dem ersten für Preußen, intery zweiten für die übrigen deutshenStaaten mit Autnahme der drei Hanseftädte) dargelect, wie der Gedanke, die Armenlasten ven den tecinen auf grêéßere und leistungéfäbigere Ver- bänte zu verschieben, in ter neueren Gesetzgebung verwirkliht worten ist und die ganze Entwickelung ter leßten eit ncch auf eine Er- weiterung nah dieser Richtung im Interefse einer gefunden und le:stungëtähigen Ausgeftaltung des gesammten Armenwesens hinfübren dürite. Im 31. Heft sind ¡wei Referate über „die Ge- währung von Wohnungsmietbe als Art der Armen- unterstüßung“ von dem Beigeordneten Dr. Kayser in Worms und dem Stadtrath Jakstein in Potédam ver- öffentliht, die fich in glüdliher Weise ergänzen. Der erfte Bericht liefert thatsächliches, ftatiftishes Material, das auf eine Umfrage von 140 Armenbebörden in deutsden Städten mit mehr als 15 000 Einwohnern eingegangen ift. Nach gewissen leitenden Ge- sichtépunkten (Wohnungsverktältnifse der Unterstüßten, Mietbverbält, niffe, Entrichtung des Mietbzinses, Formen der Gewährung von Wobnungémietbe, ordentlihe Mieibenterstüßung, Höhe der Mieth- unterstüßung, Verbütung der Obdachlosigkeit) geordnet, läßt dasselbe erkennen, wie unzulänglich ein Theil des- Volkes wohnt und wie gleidwehl die Entrichtung des Micthzinses vielen unmögli if. An der Hand dieses Materiais zeigt der Verfasser, in welder Weise und in welchem Umfange die Armenpflege in Städten mit Wohnunasnoth helfend eintreten kann. Der zroeite Bericht behantelt das Thema von der theoretis@en Seite. Auf Grund der Ergebnisse bisher vor- genommener Untersubungen und der eigenen Erfabrung entwickelt Stadtrath - Jakstein-Potstdam eine Reibe von Grundsäßen über die Vorauëéseßzungen, unter denen die Armenpflege einen Hilfebedürftigen bei der Zablung feines Mietbzinses unterstüpen, über die Form, in welher die Mietbbeibilfe cewährt werden, und über den Umfang, den fie annebmen soll. Einen weiteren Mea der Berathungen der legten Jahresversammlung bildete „die Fürsorge für die shulentlassene Jugend“. Das Referat über dieses Thema hat Landgerichts-Rath Dr. Feli \ch in Berlin erftattet (33. Hest). Es erthäâlt zunächst einen Rechenschaftsberit über die biéherige Thâtigkeit des am 21. Januar 1896 in Berlin gebildeten , reiwilligen Erziebungsbeirathes für shulentlassene Waisen“, dessen Zweck die sittlicze und wirthschaftliche Ses der Waisen Berlins in den auf ibren Auëtritt aus der chule folgenden Jahren ift. Alljäb:lih verlassen die Berliner Gemeindesulen 1400—1600 vaterlose Kinder, denen von anderer Seite feine aubreihende Fürsorge zu 1heil wird. Um an dieser großen Zabl von Waisen den Zweck des „Erziehungésbeirathes“ zu ver- wirkl: cen, maren am Sckchlufse des erften Vereintjahres be- reits 1473 Pfleger und FXfflegerinnen, sowie 165 fahmännis{he Beistände thätig. Hinfihtlih der Organisation, der Art und Weise der entfalteten Fürforgetbätigkeit und Wirksamkeit des Vereins sei auf die biermit warm empfohlene Schrift selbft verwiesen. Ohne diesen „Erziehuncsbeirath" als unmittelbares Vorbild - binzustellen, befürwortei der Verfasser sodann eine vermehrte Fürsorge für die s{ulentlafsene Jugend im ganzen Reiche, die in erster Linie den Ver- wa'flen und Verlassenen zugewendet werten und ih auf Mitwirkung bei der Berufswabl, Ermittelung geeigneter Lebr-, Dienst- und Arbeitestellen, Förderung des Wohles der Pfleglinge in sittlicer, geistiger, körperlicher und wirtbshaftlicher Hinsicht und deren fonstige liebevclle Berathung und thatkcäftige Unterftüßung nährend mindeftens vier auf den Aut- tritt aus der Schule folgender Jahre erstrecken soll, und êémpfiehlt für sie ein gemeinsames Vorgehen ohne Unterschied der Konfession, der Partei oder des Berufs. Im 30. Heft endlih sind zwei lesens- werthe Referate über „die Fürsorge für Wöchnerinnen und deren Angehörige“, crftattet von dem Medizinal-Rath Dr. Hauser in Donaueschingen und dem Bürgermeister .a. D. Dr. Mün sfter- berg in Berlir, v:rôffentliht, in denen eine zeitgemäße, den Bedürfrissen entsprehente Umgestaltung der Hebammenbverhältniffe, insbesondere die Hebung des Niveaus des Hebammenstandes, die dur beffere Autbildung, Sicherung eines tindesteinkommens seitens kommunaler Verbände und Einführung einer Altersversorgung erreit werden soll, fowie die Schaffung einer von der übrigen NranrenyE gesonderten und ges{ulten Wowenbettpflece gefordert wird. In dieser letzteren Beziehung wird an der Hand von Beispielen darauf hingt- wiesen, daß bier der freien Vereinéthätigkeit ein weites Feld segent- reicher Fürsorge offen fteht, sei es dur Entsendung von eigentlichen Wochenpflegerinnen oder von Hausxflegerinnnen zur Uebernahme der Haushaltungêgeschäfte, sei esdurch Gewährung notkwendiger Materialien. Gruhot’s Beiträge zur Erläuterung des deutschen Rechts, herauëgegeben von Dr. Rassow, Reichégérihts-Rath, Dr. Künzel, Ober-Landesgericts-Präsitent, und Dr. Eccius, Ober- Landesgerihts-Präsident. VI Folge, 2. Jahrgang, 1. Heft. Berlin, Verlag von Franz Vahlen. Preis pro Jahrgang (6 Hefte) 15 H Das erste Heft des neuen Jahrgangs entbäit folgente Abhandlungen: „Zur Auélegung der §§ 196, 197 des Bürgerlichen Geseyzbuhs“ von Notar a. D. Dr. Eugen Josef in Freiburg im Breisgau; „Die eventuelle Aufrechnung“ von dem Ober - Landeëgeridts - Präsidenten Dr. Œccius; „Der § 14 des Geseyes über Eisenbahn-Unternehmungen vom 3. November 1838* von dem Geheimen Regierungs-Rath Berixs in Erfurt; „Die Neuerungen des materiellen Firmenrehts nah dem künftigen Handelegefeßbuh“ von L. Cohn, Rechtsanwalt beim Kammtr- geridt; „Das Baargebot im Reichégesey vem 24. März 1897* von Lardgerihté-Rath Brettner in Kottbus; „Der Entwurf eines Bürget-/ lichen Geseßzbuhs für des Deutsche Reich in zweiter Lesung seine weiteren Sh‘ckjale“ von dew Ober-Landeégerichts-Pré- sidenten Dr. Künß-l (Fortseßung). Den Abhandlungen [ege zahlreide Entscheidungen des Reichsgerihts mit ausfü lier Mittheilung der Urtheilsgtünde und ein dank Bericht über die Literatur zum Bürgerlichen Geseßbus nach. der Reihenfolge des Geseybuhs von Dr. H. Neumar? in Gemeinshaft mit K. Hamburger, A. Joachim, E. Keffla, Dr. Regely und Dr. Reimer, Rehtéanwalten beim Kammer Dieser Bericht eröffnet eine ständige Rubrik für das erfte Jahretheft der „Beiträge“, welcher die Aufgabe gestellt ist, die Leser über die 18 der Literatur des B. G.-B. bebandelten Fragen zu unterrihten. Die Berichte, welche von kritischen Bemerkungen frei gehalten werden, leihtern es dem Praftifer, aus der Fülle der aus der ganzes Deutschen Reich zusammenströmenden Monographien- und eiti ede E diejenigen Arbeiten herautzufinden, welcher er für feine Zwede

Verlage von I. Baedeker ¿pzig te der französischben Literatur von ibren Anfängen bis auf die neuefte Zeit“ von A A E

den , kurzem dur eine über Shakespeare, in welcher die Bacon- fabel aebübren d und überzeugend zurückgewiesen Verdienst erwarb, fanden des ôftern an Anerkennurg. Leytere verdient au das vorliegende o Maße. den etwa 550 Seiten, welche es entbält, bat es der Ver- fafier her anten, E SUA del gros: Dees m fa Gun enscaften o anregend iu ex,

e schr angenebme und unterbaltende Lektüre darftellt. Das Schriftsteller gelingen, der die Materie so völlig beherrshte, daß er bei aller Gewissenha Registrierung von Daten und Thatsachen und gründung von Uribeilen die erforderliche Bewegun cinbüßte. Noch eine weitere Eigenschaft mat M besonders werthvoll: das sind die cingeftreuten zablreihen und gut gewählten urtertliden Auszüge aus den Werken der in demselben zur Bebandlung kommenden Dichter, welhe zum theil aus längeren Excerpten in Prosa, theils aber auch aus Proben und j in gebundener Rede besteten. Dem Laien, dem nur daran seine Keuntnifse in aller Kürze zu erweitern und dem die Werke der betreffenden Dichter meift {wer zugänglich find, erfeyen diese

ü umfangreite Bibliothek ; denjenigen aber,

si eingehender mit der Literatur beschäftigen will, find fie ein bedeutsamer Hinweis auf das, worauf er in der Haupt- sache sein Augenmerk zu rihten hat. Der Leßtere wird au das im Anhange ausgeltelite Verzeichniß der lesenswerthesten Bücher der franzöfischen iteratur als weitere Hilfequelle mit Freuden begrüßen. Bestechend wirkt ferner der leihtflüssige, gewandte Stil und das Be- müben des Verfassers, den Lebenégarg und die Lebengarbeit der ge- scilderten Persönlichkeiten in Beziehung zu ibrer Zeit, Stellung und Umgebung zu bringen und nur aus diesen beraus zu beurtbeilen. Manche auf diese Weife eingeflohtene, weniger bekannte geshidt- liche Notiz, wie z¿. B. daß in der franzöfishen Literatur ein Parallelfall zu der erwähnten Bacon - Shakespeare - Mystifikation eristiert, verleiht der Lektüre noch eine besondere Würze. Aber nicht zur der älteren Epoche literarisher Produktion, fondern auch der neueren und neuesten, von welcher eine zusammenhängende Darstellung bisher wohl fehlte, hat Engel seine Sorgfalt zugewandt und in der Neuauflage des Buches bedentungsvolle Zusäße gemacht. Der Preis des auch als Nachschlagebuch vortrefflich zu verwendenden Werks ift troß seines ansehnliden Umfangs nur auf 5 (geb. 6 4) festgeseßt worden.

Von dem „Hausshaßz des Wissens“, welcher im Verlage von

Neumann in Neudamm lieferungêweise erschien, liegen die Bânde 8 ind 9, enthaltend die VI. Abtheilung: „Das Thierreich", jeßt fertig vor. Eine Anzahl hervorragender Zoologen: Dr. Heck, Paul Matchie, Professor Dr. von Martens, Bruno Dürigen, Dr. Ludwig Staby und E. Kriegboff, haben sh vereinigt und in diesem Werke eine Darstellung des gesammten Thierreids geliefert, wele ebenfo wissenschaftlih gründlih wie interefsant und lehrreih ift. Nicht nur cine Beschreibung der hervorragendsten Arten, eine bloß er- ¡ählende Zoologie legt in diesem Werke vor, sondern eine - auf den Ergebnifsen der modernen Forstung beruhende Darstellung der Entwickelung, des Baues und der Lebené- geshihte der einzelnen Thierspezies, welhe den denkenden Leser anreat und befriedigt. Ven besontecem Interefse ift die Be- {reibung der Säugethiere von Dr. Heck, Direktor des Berliner Zoologischen Gartens. Er hat die von Brehm beliebte anekdoten- dafte Zusammenstellung von Einzelscilderungen mit Geshick und Glück vermieden und dennoch interefsante Charakteristiken von den Thieren und ihrer Lebenêweise zu bieten verstanden. Jn zwei feine Leinenbände gebunden, foftet das Werk 15 4: ein Preis, der in Anbetracht des tertlihen Umfangs (832 und 1390 S.) wie der reihen Jllustration (1450 Abbildungen im Text und zablreiche Tafeln in Farben- und Schwarzdruck) als ein sehr mäßiger bezeichnet werden darf. Für den Natur- und speziell den Thierfreund empfiehlt sich tas Werk sonah als ein schônes, preiswürdiges Weibnactsgeschenk. Inzwischen ximmt au die VIII. Abtheilung , Weltgeschihte“ (verfaßt von M. Reymond; Band 12 und 13) in der Lieferungs-Ausgabe ibren Fortgang, n Heft 2 und 3 wird die Geschichte der Egypter,

abylonier, Afsyrer, Hebräer, Phöniker, Chinesen, Inder und Iranier behandelt; der illustrative eil zeigt interessante Abbildungen indisher Götterbilder und Baudenkmäler. Die erfte Lieferung des e Pausen welche in effeftvollem Ums{hlage eine rei illuftrierte

gemeine Uebersicht über das ganze Unternehmen (9 Bogen Text und 3 Farbentafeln) enthält, wird von der Verlagsbu{@kbandiung auf Wunsch unentgeltlih und portofrei versandt. Jedermann fann si fomit obne Kosten über die Anlage und Ausftattung des werthvollen Sammel- werks informieren.

„Martin Bößtinger, einLebens- und Zeitbild aus dem siebzebnten Jahrhundert", von I. H. Löffler. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. Dieses Lebent- und Zeitsild ist eigentlich ein Roman, in dem MWabrheit und Dichtung fich zu einer glüdlichen Mishung vereinen. Der Verfasser s{hildert unter Benutzung alter dschriften und Notizen den Lebenelauf des Pfarrers Martin Bößinger von feiner Kindheit bis zu seiner Ver- mählung und giebt in einem Anhange Nachrichten über seine ferneren Erlebnifse zur Zeit des dreißigjährigen Krieges. Die Lebensfcidfale des Jünglings und des heranreifenden Mannes werden vom Verfasser eng verknüpft mit denen eines Jugendgespielen, des wilden „Marschall“ Hans. Die persönlichen Erlebnifie Martins heben fi lebendig und an- ihaulih von ftimmungévollen Naturschi:derungen ab, in welhen die berzerfreuende Frische der Wiesen und das geheimnißvolle Waldweben in dem gesegneten Franken- und anmuthigen Thüringerlande dihterisch ver- herrliht werden. Der Verfasser entwickelt hierin echtes, kraftvolles und warmherziges Naturgefühl, ohne iemals in Uebershwenglichfeit zu verfallen. Er hat fichtlich ernste und sorgfältige Studien für die Darstellung dieser fesselnden Zeitbilder gemacht; sehr eingehend und umständlih werden namentli Festlihkeiten am Coburger Herzoglichen Hofe, das Studentenleben der damaligen Zeit in Iena, der Vogelfang auf Waldeshöhen und das kleinbürgerliche Leben in der Enge der Städte gezeinet. Das zweibändige Buch besißt alfo einen ebenso großen fulturgeshihtlihen wie dihterisGen Wertb.

Mann und Weib. Novellen von G. von Berlep\ch. Stuttgart, Deutse Verlags-Anstalt. Pr. geh. 3 M Unter den deutshèn Erzählerinnen der Gegenwart darf Goëwina von Berleps{ch einen der ersten Plätze beanspruchen; sie bat fic diesen mit dea Werken „Ledige Leute“, „Thalia in der Sommerfrische“ und „Mutter“ in verbäitnißmäßig furzer Frist errungen und weiß ibn au zu be- haupten. Ihre Bücher fesseln durh tiefe, gefühlewahre Innerlih- keit, die den gewählten Stoff meist ein feines seelisches Problem durdringt, und dur. die künftlerisch vornehme Form der Darstellung. Jedes einzelne der in diefem Sammelbande ver- seen Werkchen dürfte das Gesagte bestätigen. Theils ernster, theils heiterer Natur, haben sie das Gemeinsame, daß fie sich auf dem Boden Wiens oder in dessen nähster Umgebung abspielen. Sie erscheinzn darum in stimmungövoller Lokalfärbung, und diese gestaltet d ura fo anziehender, der Leser in die verschiedenartigsten

ens: und Gesellshaftskreise eingeführt wird.

Von der neuen wohlfeilen Tun gnBe der Werke Anzengruber?s (Stuttgart, I. G. Cotta’she Buchhandlung, Nach- olger; 60 vierzehntäglide Bieterigngen zu je 40 „\) find wieder sechs ieferungen, die Nummern 27 bis 32, erschienen. Die föftlichen „Kalendergeshiten“ find darin zum Abschluß gebracht, und es folgen die E und „Aphorismen“. Letztere bilden cine zwar nicht umfangreiche, aber desto gehaltvollere Sammlung ünd erseineri un- entbehrlich, um den Autor in seiner Gemüthstiefe, Schalk- baftigkeit und Lebensweisheit ganz kennen zu lernen. Die leßt-

erschienene Lieferung 32 leitet alsdann über zu jener Reihe von

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S i . degetatsien Shöpfunger, auf denen vornehmli Anzengruber's Ruhm

gründet. - Die illustrierten Oktav-Hefte von „Ueber Land Ver ihren neuen

geht der neuefte Roman von Ida Boy-Ed: „Die Flucht“, 1 eshidhte, deren Komplikationen die Verfafserin mit psychologischer einfübligkeit nahgeht. Die Dichterin Isolde Kurz, die in feinen orm und De ibrer Stoffe dem Altmeister Nan Heyse na&ftrebt, ist mit einer bumoriftish gefärbten Novelle: Liebes- ityll des Herrn Registr 4 Friedri Meister mit ciner seiner packenden Seege‘hichten vertreten. Das reidh- euilleton trägt mit Artikeln, wie „Das literarishe Jung- ¡ch*, „Der Dortmund-Ems-Kanal*, „Die Nordishe Aus- stellung in Stcckholm*“, „Wie sieht ein französishes Sperrfort aus* ?, „Die dieéjäbrigen Derby-Triumphe der deutihen Vollblutzuht“, -Andrée’s Nordpolfabrt* 2c. der Vielseitigkeit wie der Aktualität vollauf Rehnung. Der BildersGmuck in Holzshnitt und Farbendruck ist cin außerordentlih reiher. In Anbetracht alles dessen, was bei einem Abonnementspreis von 1 # für das vierwöhentliche, ca. 120 Seiten ftarke Yell geboten wird, dürfen die illuftrierten Oktav-Heste von „Ueber Land und Meer“ als ein billiger und guter Lese- und Unterhaltungsstoff für das Haus aufs neue empfohlen

Land- und Forstwirthschaft.

Die angekündigten Vorlesungen und Uebungea an der König- lihen Landwirthschaftlihen Hochschule zu Berlin werden im laufenden Winter-Semester von 584 Studierenden besucht, und ¿war von 435 ordentlihen und außerordentlichen Höôrern und 149 Hospitanten, unter denen \sich 70 Studierende der Universität, 3 Studierende der Berg-Akademie und 2 Studierende der Technischen Hochschule befinden.

Wie alljährlih, finden an der Landwirthschaftlichen Hoch- \hule zu Berlin auch im nächsten Jahre, und. zwar in der Woche vom 7. bis-12. Februar 1898 Unterricht8kurse für praktische Landwirthe statt. Autführliche Programme werden auf Wunsch vom Sekretariat der Laudwirthschaftlihen Hohshule, Berlin N,, SInvalidenftraße 42, übersandt.

Getreidebandel und Saatenstand in Syrien.

Aus Beirut liegt folgende Nachricht vor : i

Die Getreidevershiffungen aus den syrishen Hafenpläßen waren im November weniger n anae als in den frübheren Monaten. Es wurden exportiert : g : i:

a. Weizen : 70 000 Kelé (den Kelé Weizen im Dur@&schnitt zu 99 Ofka à 1,283 kg gerechnet) = ca. 19700 dz na England, 40 000 Reló = ca. 11300 dz nach Frankrei, 15 000 Kelé = ca. 4230 dz nah Alexandrien, 10000 Kelé = ca. 2820 dz nah Dschedda am Rothen Meer, ferner

b. Gerste: 150 000 Kelé (den Kelé zu 17 Ofîka gerechnet) = ca. 32 700 dz nat den Nordseecbhäfen. L i

Die Preise waren f. o. b. Beirut für 100 kg Weizen 13 Francs, für Braugerste 13,50 Francs, für oer Francs,

Die neue Aussaat ist beendet; die ausgesätena Mengen sind größer als im vergavgenen Jahre.

Ernteergebniß in Norwegen.

Amtlichen Berichten zufolge war die Heuernte in den Aemtern Akerthus, Smaalenene, Romsdal durchschnittlich unter einem Mittel- jahr, in den Aemtern Hedemarken, Bratsberg und Kriftians Amt die eines Mitteljahres und in den Aemtern Lister und Mandal fowie Buskerud etwas über Mittel. Die Qualität if in den meisten Aemtern ret gut gewesen.

Die Kornerate war in den Aemtern Smaalenene, Akershus, Liftér und Mandal, Busk-rud, Hedemarken und Kristians Amt unter Mittel, während dieselbe in den Aemtern Romsdal und Bratsberg als die eines Mitteljahres bezeichnet werden kann. In einem Distrikt des legteren Amtes ist die Gerste theilweise durch eine Pilzkrankbeit beschädigt worden. Im Amt Smaalenene war die Roggenernte besser als die der anderen Rornsorten, zum theil beser als ein Mitteljahr.

Aus den übrigen Aemtern liegen offizielle Berichte noch nicht vor, doech dürfte Nahrichten aus Christiania zufolge der Ernteertrag durchschnittlich für das ganze Land als der eines Mitteljahres zu be- zeihnen sein. Mißernten find in keinem Theile des Landes vor- S aber auf der anderen Seite au feine besonders reichen

rnten.

Unter dem Titel „Die Lehre von der Landwirthschaft, metbodishec Lehrgang zur fahzwifsenschaftlichen Ausbildung praktischer Landwirthe“ hat im Verlage von Moriß Schäfer in Leipzig ein Lieferungs- werk zu ersheinen begonnen, weles Dr. HenrySet tegafst, ordent- liher Profeffor an der Universität Jena, unter Mitwirkung hervor- ragender Fahmänner berausgiebt. Das Werk will, nah dem Prospekt, zunächst ten in der Ausübung ihres Lebensberufs stehenden praktischen Landæirthen, denen es an Gelegenheit fehlte, fih auf einer Lehranstalt eine gründliche fahwifsenshaftliche Ausbildung zu verschaffen, Gelegen- beit geben, dur Selbstunterricht sih das. erforderliche Wissen anzu- eignen. Dann aber will dasselbe für den lernenden und im Studium begriffenen Landwirth ein Hilfsbuh fein, das ihn bei seinem Streben nach wissen shaftliher und praktischer Ausbildung unter nd Auch dem Lebrer endli scll tas vollendete Werk als Handbuch bei seinem Unter- rit Dienste leisten. Da sih das Buch jedo zuvörderst an den land- wirthschaftlicen Praktiker wendet, so dürfen bei der GntwiZelung der Lehre zum richtigen Verständniß nit zu viele Vorkenntnisse voraus- gesetzt werden. Darum follen die einzelnen Fachdisziplinen aus den grundlegenden Wissenschaften abgeleitet werden; es wird also z. B. der Lehre von der Bodenbearbeitung und vom Pflanzenbau die Be- handlung der Bodenkunde und Pflanzenkunde vorausgehen, Neben der

roduktionslehre wird die ôfkfonomishe Seite des Landbaus in der

irihshaftélehre eine besondere Behandlung erfahren. So foll das Werk in allmählicer Sulitctung, pon den Grundwifsenshaften zu den landwirtbschaftlih pra tischen Fächern fortschreitend, dem Leser den Aufbau der gesammten Landwirths ftslehre in knapper Form und leiht faßliher Darstellung vor Augen führen und so als Lehrbuch dienen, das alles umfaßt, was Wissenschaft und praktishe Erfahrung zum rentablen Beiriebe des gewerbliwen Landbaus gefördert haben. Der ganze Stoff der Landwirtbshaftslehre ist in drei große Abtheilungen gegliedert und jede dieser SEe angen in Unterabtheilungen und Kapitel gesondert, jozaß dem Werke folgende Disposition zu Grunde liegt: I. Wirth- shaftslehre des Landbaus (Betriebslehre Buchführung, Taxations- lehre). 11. Acker- und E ( 1) Naturwissenschastlihe Grund- lagen des Acker- und Pflanzenbaus (Bodenkunde, Bau und Leben der Pflanze, Ernährung der Pflanze); 2 Allgemeine Ackerbaulehre (Ur- barmahung, Bodenbearbeitung , elioration); 3) Allgemeine Pflanzenbaulehre (Samenkunde , flanzenzühtung , uésaat, Pflanzenpflege, Ernte); 4) Spezielle Pflanzenbaulehre (Halm- früchte, Rauhfutterpflanzen 2c. , iesen). III. Thierzucht : 1) All- emeine Thierzuhtlehre (Bau und Verrichtung des Hausthierkörpers, ütungsgrundsäge, Fütterungslehre); 2) Spezielle Thierzuchtlehre Nindvich-, Pferde- 2c. Zucht); 2 erwerthung thierisher Produkte Milchwirthshaft, Fleishverwerthung). Das Werk ersheint, um sowohl das Studium wie die Anschaffung zu erleihtern, in 60 Heften und zwar alle 3 bis 4 Wochen ein t zum Preise von 50 S. In jedem Heft wird nit nur ein Gegenstand, fondern es werden parallel laufend zugzleih mehrere behandelt werden, Demgemäß enthalten die

i fortlaufend findet. Gr wird aljo beim Studium des Werkes während des Er- icheinens (ähnli wie es auf den Lehrinstitututen geschieht) zugleich in alle Gebiete der landwirtbs{haftlichen Wissenschaft eingeführt und schreitet in ihnen von den allgemeinen Grundbetrachtungen zu den speziellen Lehren der praktischen Fächer fort. j

Verdingungen im Auslande.

Schweden.

15. Januar, 2 Uhr. Ausführung der Wafser- und Abflußleitung in Kal mar. Verfiegelte Angebote mit Angabe der zu ftellenden Sicherheiten an die „Drätselkammaren“ in Kalmar (Nechnungs-* idt Näheres in der „Drätselkammaren“ zwishen 12 und

r.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Köln hat die dritte Post von London über Ostende vom 20. Dezember in Köln den An- shluß an Zug 3 nah Berlin über Hannover niht erreicht. Grund: Zugverspätung in England.

Postpackete nah Spanien müfsen von jest ab von S5 (arstatt wie bisher von 4) Zoll-Inhaitserklärungen begleitet sein, da die spanishe Zollbebörde für ihre Zwecke fortan eine Inhalts- erklärung mehr beansprucht. z

_ Für den Bau einer Kleinbahn Waldenburg—Altwasser— Niedersalzbrunn—Obersalzibrunn—Weisftein—Herms- dorf—Waldenburg find, wie aus Breslau gemeldet wird, die Vorarbeiten nunmehr beendet.

Bremen, 20. Dezember. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Fulda“ 18. Dez. Vin. v. New-York in Genua angek. „Mark* 19. Dez. Reise v. Villa Garcia n. d. La Plata fortges. „Sachsen“, von Of - Aficn kommend, 19. Dez. in Bremerhaven angek. „Habsburg“ 20. Dez. Mras. Reife v. Oporto n. Brasilien fortges. „Gera“, v. New-York kommend, 20. Dez. Mars. Prawle oint passiert. „Barbarossa®“, n. Australien best., 20. Dez. Mrgs. Dover passiert. „Darmstadt“, n. Ost-Afien beft., 20. Dez. Mrgs. Dover passiert. „EllenRickmers*“, v. Baltimore kommend, 20. Dez. Mitt. Eaftbourne passiert. „Bonn“, v. Baltimore kommend, 20. Dez. Vm. Lizard pasfiert. „Werra“ 20. Dez. V. Reise v. Gibraltar n. New-York fortges. „Witte- kind“, v. La Plata kommend, 20. Dez. Vin. in Antwerpen angek. „München“, n. New-York u. Brasilien beft., 20. Dez. Mrgs. Dover pass. „Roland“ 20. Dez. Mrgs. Reise v. Deptford n. Bremen fortgeseßt.

S AL Dezember. (W. T. B.) - Dampfer „Prinz-Regent Luitpold“ 18. Dez. Nm. Reise v. Genua n. Neapel fortges. „Preußen *, n. Ost-Asien best., 20. Dez. Nm. in Suez angekommen.

Hamburg, 20. Dezember. (W. T. B.) Hamburg-Amerika - Linie. Dampfer „Bolivia“ am 18. Dez., „Australia* am 19. Dez. in St. Thomas eingetr. D. R A von New- York kommend, if gestern Abend in Cuxhaven angekommen.

London, 20. Dezember. (W. T. B.) Castle -Lin ie. Dampfer „Arundel-C aftle*“ ist auf der Ausreise gestern von Southampton abgegangen, D. „Harlech-Cafstle* heute auf der Heimreise in Plymouth angekommen.

Rotterdam, 20. Dezember. (W. T. B.) Holland -Amerika- Linie. Dampfer , Edam“ if v. Amsterdam am Sonnabend Nath- mittag in New-York angekommen.

Theater und Musik,

Konzerte.

Wie alljährlich in der Adventszeit, so führte auch gestern wieder der Chor der Sing-Akademie das „Weihnahts-Dratorium“ von Joh. Seb. Bach auf. Troy der ungünstigen Zeit des Be- ginnes der Feier (6 Ubr Nachmittags) war der Saal von Anfang an voll besegzt; zu beiden Seiten des Podiums brannten hohe Weihnachts- bäâume, welche die festlihe Stimmung erhöhlen. Die Leiftungen des Chores waren s{öôn, selbst da, wo die sehr hohe Stimmlage ibnen gefährlid werden konnte. Nur ein fo bâäufiges Vertiefen in dieses Werk ermögliht eine derartige gesangligze Be- herrshung - und Durchgeistigung des Stoffes. Die Soliften' trugen zum Gelingen des Werkes niht wenig bei, und namentlich gebührt Frau Geller-Wolter, dem gern wiedergesehenen Gast des vergangenen Winters, uneingeshränktes Lob. Ihr kerniger Alt ift ron großem Wohlklange, und die Arie „Schlafe, mein Liebster“ schien mit ganz besonderer Liebe ausgearbeitet zu sein. Auch die Sopranistin gs Münch aus Frankfurt a. M. ist in Berlin {ou be- annt. Ihre weiche, nit große Stimme eignet sh besonders für Bah'she Musik, die in ihrer reinen Sphäre keine Leidenschaftlihkeit verträgt: wurde sie doch unter Bach sfelbfff von Knabenstimmen gesungen. Die eoartigen Pianostellen in der Arie „Flößt mein Heiland“ führte die Sängerin reizvoll aus. Auch Herr Pinks als Evangelist war ret gut disponiert, während Herr Rolle seine Stimme zuerst niht ganz in der Gewalt zu haben sien. Die instrumentale Begleitung des Philharmonischen Orchesters hätte an einigen Stellen zarter ausgeführt werden können und fl williger ten Andeutungen und der Führung des bewährten Dirigenten, Herrn Professors Blümner, fügen sollen. 2

Am Sonnabend veranstaltete die Pianistin Fräulein Martha Nemmert in Verbindung mit dem Cellisten Herrn Anton Hekking in der Sing-Akademie ein Beethoven-Konzert, in welchem die fünf Sonaten, die Beethoven für Klavier und Violoncello geshrieben hat, zu Gehör ebracht wurden. Die Konzertgeberin und ibr Partnec sind als Meister ihrer Instrumente bekannt, be- währten aber auw ihre fünfstlerishe Bedeutung in dem Zusammen- spiel - durch feinfühlige Wiedergabe der musikalishen Gedanken, durch Klangshönheit und Wärme des Vortrags. Wenn man no irgend etwas bemerken wollte, fo könnte es nur die Anerkennung sein, daß die Kraft und Frishe den Künstlern bis zum Schluß erhalten blieb, und daß gerade in den beiden leßten Sonaten (op. 102 C-dür und D-dur bie Adagios mit großer Klarheit und Zarthcit ge- spielt wurden. ;

Die Quartettvereinigung der Herren Professor C. Halir, G. Exner, A. Müller (diesmal durch Herrn Schleicher ver- treten) und H. Dechert gab am Sonntag Mittag im Konzert- saal des Königlichen Schauspielhauses ibre zweite Kammermusik-Matinóe. Das Programm enthielt drei überaus inter- essante Nummern. Den Anfang machte Mozart’s Streichquartett in C-dur, welches ‘in völlig tadellosem Vortrag s und bei der geradezu idealen Akustik des Saales den tiefsten, Eindruck hinterließ. Ihm folgte .Tschaikowsky's, dem Andenken eines großen Künstlers (Rubinstein) gewidmetes Trio für Pianoforte, Violine und Bioloncello in A-moll (op. 50), an defsen Ausführung- außer den Herren Halir und Dechert der bekannte Pianist Alexander von Siloti aus Leipzig sh betheiligte. Das Werk besteht aus drei Theilen: „Pezzo elegiaco“, „Tema con Variazioni“ und „Finale“ und illuftriert in packender Weise Freuden und Leiden des Künstlerlebens. Herr von Siloti trübte die Wirkung des ersten Satzes durch etwas zu starken E erroies si aber späterhin als außerordentli gewandter Interpret des \{chwierigen Klavierparts