1897 / 302 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

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Jm Monat November d. J. haben 1791 Schiffe (gegen 1981 Schiffe im November 1896) mit einem Netto-

von 226 326 Regiflertons (1896: 262531 R Kaiser Wilhelm-Kanal benußt und, nach

Raumgehalt Pr res aut zug des auf

die Kanalabgabe in Anrehnung zu bringenden Elblootsgeldes, an Gebühren 124102 M (1896: 138 665 #4) eniritet.

Die vom Neichs-Versicherungsamt nach S 77 des Unfall- versiherungsgeseßes vom 6. Juli 1884 und den enisprehenden Bestimmungen der weiteren Unfallversicherungsgeseze auf-

gestellte, vor kurzem dem Reichstage Megelegte

der gesammten Rechnungsergebnisse

für das zwölfte

R LOR L GREEA 2C

ezieht sch auf die

Nachweisung

er Berufs- Rechnungsjahr 1896 Rechnungsperiode seit

dem Bestehen der geseßlichen E TA Die Nach-

weisung erstreckt sich auf 112 Berufsgeno werbliche und 48 landwirthschaftliche),

behörden (145 ftaatlihe und 256 Ausführungsbehörden) - und auf 13 auf Grund des Bau- Unfallversiherungsgeseßes bei den Baugewerks-Berufsgenossen- schaften errichtete Versicherungsanstalten.

Die 112 Berufsgenossenshaften mit 917 1097 Mitgliedern der Genossenschaftsvorftände, 5251 Mit- gliedern der Sektionsvorstände, 95 126 Vertrauensmännern, 205 angestellten Beauftragten (Revisions- Jngenieuren 2c.), 1007 Sciedsgerichten und 4150 Arbeitervertretern haben 5 087 829 Betriebe mit 16 923 751 versicherten Personen umfaßt. Hierzu treten bei den 401 Ausführungsbehörden mit 402 Schieds- gerihten und 1902 Arbeitervertretern zusammen 681 439 Ver-

fcherte, sodaß im Jahre 1 und Ausführungsbehörden zusammen gegen die Folgen von Betriebsunfällen vei

enschaften (64 ge- auf 401 Ausführungs- Provinzial- und Kommunal-

Sektionen,

896 bei den Berufsgenossenschaften 17 605 190 Perfonen sibvert gewejen find.

In der leßterwähnten Zahl dürften an 1!/2 Millionen Personen doppelt erscheinen, die gleichzeitig in gewerblichen und in land-

wirthschaftlihen Betrieben ‘beschäftigt und ver

chert sind.

An Entschädigungsbeträgen sind seitens der Berufsgenossen- schaften gezahlt worden 51 326 782,16 A (gegen 44923 019,88 M6 im Vorjahre) ; seitens der Ausführungsbehörden 4 951 073,42 Á (gegen 4450 995,44 f im Vorjahre) ; seitens der 13 Ver-

fiherungsanstalten der B 876 541,95 #6 (gegen T7ö1 Entschädigungsbeträge

Gesammtsumme der belief fich

im Jahre 16896.

1895 1894 1893 1892 1891 1890 1889 1888 1887 1886

Die Anzahl der neu Entschädigungen festgest (gegen 75527 im Vorjahre). tödtlihem Au3gang 7101 (gegen 6448 im

en Unfälle, für wel

auf Mark 57 154 397,53 50 125 782,22 44 281 735,71 38 163 770,35 32 340 177,99 26 426 377,00 20 315 319,55

1 915 366,24.

ellt wurden, belief fi

augewerts - Berufsgenossenschaften 766,90 #4 im Vorjahre). Die (Renten 2c.)

e im Jahre 1896

auf 86 403

Hiervon waren Unfälle mit Vorjahre), Unfälle

mit muthmaßlih dauernder völliger Erwerbsunfähigkeit 1547

(gegen 1706 im Vorjahre). Die Zahl der von den getödteten

Versonen hinterlassenen entshädigungsberechtigten Personen beträgt 13953 (gegen 12 800 im Vorjahre). Darunter befinden sich 4505 Wittwen (4185), 9194 Kinder (8366) und 254

Aszendenten (249).

Die Anzahl sämmtlicher zur Anmeldung

gelangten Unfälle beträgt 351789 (gegen 310 139 im Vor-

jahre).

Für die Beurtheilung der Unfallhäufigfkeit sind die Zahlen der entshädigten Unfälle aklein brauchbar. Die Angaben aller

emeldeten, auch der nicht en1shädigun

spflihtigen Unfälle

Sruben auf statutarisher Vorschrift ber Berufsgenossen- dem verschiedenen Jnhalt ieser Vorschriften und der nicht überall gleihen Hand-

chaften 2c. und find

habung derselben

ungleich

bei

erschöopfend ,

zumal eine

unter statutarishe Strafe gestellte Verpflihtung zur An-

meldung bei den Berufsgenosse

nschaften 2c.

niht durh-

weg besteht. Jm allgemeinen wird deshalb auch jeßt noch die Zahl der gemeldeten Unfälle geringer sein, als die Ge-

sammtzahl aller Unfälle, mehr als drei Tagen zur Folge haiten.

welche eine Arbeitsunfähigkeit von Die Erhöhung dieser

Zahlen läßt lediglich eine bessere Erfüllung der Anzeigepflicht erfennen, Schlüsse auf Zunahme der Unfälle überhaupt können

hieraus nicht gezogen w

Die Zahl der ents

erden. chädigten Unfälle stellt sih für die

Jahre 1889 bis 1896 für welche die Unfallversicherungs- geseße, als Gesammtheit genommen, voll durchgeführt find und daher vergleihbare Angaben vorliegen —, wie folgt. Es wurden Unfälle gezählt, für welze erstmalig Ent- \hädigungen festgeseßt sind, bei den Versicherungsverbänden d der landwirthschaftlichen

er gewerblichen

U.-V.-Geseße Zunahme gegen das Vorjahr

im Jahre

1889 24 436 1890 28 988 1891 31 291 1892 31 774 1893 34 483 1894 36 275 1895 37 393 1896 42 520

9%

18,63 794

7

8, 5, 3,

,

U.:-V

7 013

13 050 19 918 23 880

. 28 246 33 344 38 134 43 883

Gesetze

Zunahme

gegen das

Vorjahr %

86,08 52,63 19,89 18,28 18,05 14,37 15,08

Hiernach ist ein Anwachsen der Zahl der enischädigten Unfälle zu beobachten, welches auch bestehen bleibt, wenn man

Zahl der versicherten

6

die Pahl der entshädigten Unfälle in Beziehung seßt zu der

Personen, mit Ausnahme für das Jahr 1895 bei den gewerblichen Berufsgenofsenschaften, bei welchen r dieses Jahr zum ersten Male eine Minderung der Unfälle tifand. Es kommen bei den alen auf 1000 Versicherte im Jahre 1894 6,25, im Jahre

ewerblichen Berufsgenossen-

24 und im Jahre 1896 6,72 entshädigte Unfälle.

G Für dieses Anwachsen der Zahlen werden die von dem Reichs-Versicherungsamt im Jahre 1892 ermittelten Gründe

auch heute noch

zutreffend sein, nämlih die wachsende Ver-

trautheit der arbeitenden namentli landwirthschaftlichen Bevölkerung mit den Bestimmungen der Unfallversicherungs-

BieiiBncteen e zunehmen

verbreitende wohlwollende D der ellungsorgane, die Zunahme der maschinellen großer Arbeitermassen auf den

nung und Anspannung auf den meisten Gebieten der Gütererzeugung, dadurch bedingt die Verwendung neuer, zunächst noch ungeshulter Kräfte auch bei maschinellen 2c. Betrieben, sowie beim Bergbau in wachsender Zahl. Insbesondere wird durch die beiden leßteren Umstände die erheblihe Unfallvermehrung im Jahre 1896 gegenüber dem Jahre 1895 erklärt. Daß in diesem Jahre ein Aufs{wung auf vielen Gebieten der Jndustrie zu beobachten war, is be- fannt und ergiebt sich auch aus der erheblihen Zunahme sowohl ber Zahl der versicherten Personen als au der in den Lohnnachweisungen für das Jahr 1896 nachgewiesenen ân- rcchnungsfähigen Löhne. Die vermehrte Unfallziffer ift eine erklärlihe Begleitcrsheinung dicser ruckweise aufwärtestrebenden industriellen Entwicelung.

Die Summe der anrechnungsfähigen Löhne, die sih be: kanntlich mit den wirklich verdienten Löhnen nicht deen, stellt sich bei den 64 gewerblichen Berufsgenossenschaften auf 3 922 996 386,52 M (gegen 3 577 395 160,04 é im Vorjahre), bei einer Zahl von 5734680 versicherten Personen (gegen 5 409 218 “im Vorjahre). Es fallen also auf einen Ver- sicherten an anrechnungsfähigem Lohn im Durschnitt 684 M gegen 661 # im Vorjahre, und es ist die Zahl der versicherten Personen um 325 462, der Betrag der anrcchnungsfähigen Löhne um 345 601 226,48 M gestiegen. Für die landivirthi@aftlichen Berufsgenossenschaften haben fich wegen des abweichenden Bcrechnungsverfahrens Lohnbeträge, welche für die Beitragsberehnung zu Grunte gelegt werden, in die Nachweisung nicht aufnehmen lassen. Die Zahl dec in den Betrieben der land- und forstwirishaftlichen Ber ufsgenofsen- schasten durcschnittlih versiherten Personen ist diesmal untcr Benußung der Ergebnisse der Berufs- und Gewerbezäblung vom Jahre 1895 und dcs den Vorständen n Verfügung stehenden Materials neu ermittelt worden und beträgt hiernach 11 189 071. Diese Zahl umfaßt außer den ständig in der Land- und Forstwirthschaft thätigen Arbeitern und Betriebs- beamten die umfangreiche Klasse der landwirthschafitich im Nebenberufe Beschäftigten und die mitversiherten Betriebs- unternehmer und deren Ehefrauen.

Von den Gesammtausgaben, welche sih bei den gewerb- lichen Berufsgenossenschaften auf 50888 364,25 Á# (gegen 49 174115,97 im Vorjahre) und bei den landwirthschaft- lihen Berufsgenossenschaften auf 1607238681 # (gegen 13519 057,73 (6 im Vorjahre) belaufen, entfallen auf

gten : er an- rechnungs- 1 Betrieb 1 gcmeldeten fähigen Unfall Löhne Á A

M M bei den gewerblichen Berufsgenofsenshaften C 74 12,97 114,93 218,11 il A 13,75 113,01 239,85 bei den landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaften 1896 .... 1,44 ; 3,46 176,43 B : 2,81 167,73

Von der Gesammtausgabe der Berufsgenossenschaften ent- fallen, wie hon bemerkt, 51 326 782,16 Æ auf Entschädigungs- beträge. Für Unfalluntersuchungen und Feststellung der Ent- schädigungen, für die Schiedsgerichte und für die Unfallver- hütung wurden zusammen 3686 974,76 #4 gezahlt. Jn die Reservefonds sind für das Jahr 1896 4 931 964,54 A ein- gelegt worden. L

Die laufenden Verwaltungskosten betragen bei den ge- werblihen Berufsgenossenshaften 5 070 273,52 F (gegen 4 985 895,50 6 im Vorjahre), bei den landwirthschaftlichen Berufsgenossenschaften 1 944 670,55 # (gegen 1799 425,30 M im Vorjahre). Davon entfallen auf je 1000 M

der an- rechnungs8-

fähigen

Löhne

eseze, die weiter Betriebe cid der Deren e

1 Ver- sicherten

1 Ver-

sicherten 1 Betricb Ÿ gemeldeten

Unfall

i Á M Á Á. bei den gewerblihen Berufsgenofsenschaften 1A 0,88 129 11,45 21,73 O 0,91 1,38 11,34 24,08

bei den landwirthschaftlihen Berufsgenossenschaften 1806 s 0,17 4 0,42 «21,35 e E 0,15 j 0,37 22,33 Die Höhe der laufenden Verwaltungskosten ist bei den einzelnen Berufsgenossenschaften sehr verschieden, dieselbe här gt ab von der Zahl der versicherungspflichtigen Personen, der Zahl der Betriebe, der größeren oder geringeren Unfallgefahr u. f. w. Zu Vergleichen über die Angemessenheit der Auf- wendungen der Berufsgenossenschaften unter einander können die Rechnungsergebnisse der einzelnen Genossenschaften nit ohne weiteres dienen.

Die Gesammtausgaben der 401 Ausführungsbehörden haben fich auf 5 064 017,86 #, die dcr 13 Versicherungs- anstalien der Baugewerks - Berufsgenossenschafsten auf 1 364 731/28 Á belaufen.

Die Bestände der bis zum Schlusse des Rehnungsjahres angesammelten Reservefonds der Berufsgenofssenschaften be-

trugen zusammen 133 863 780,93 4, die der mehrerwähnten

Verficherungsanstalten 628 352,39

Der Kaiserlihe Gesandte in Teheran Freiherr von Gaertner-Griebenow ist von dem ihm Allerhöchst be- willigten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Oefterreich-Ungarn.

Der öserrei@Meurganne Botschafter in St. Petersburg Deies von und zu Liechtenstein is heute in Wien ein- getroffen.

In der gesirigen Plenarsizung der österreichischen Delegation wurde zunähst über die Zollgefälle verhandelt. Der ent, Delegirter Dumba, empfahl, wie „W. T, B. berihtet, die Annahme der Anträge des Budgetauss{hufses und führte dabei aus, die Krone werde jeßt zum ersten Male die Quote fesisezen, dann erst müsse die Auftheilung der

aat uer trug g aan Der Delegirte Groß sti

des Referenten bezüglich der Quote e f dem Geseh entspreche; dem Vorschlage bezüglich des Bol En Ugefälles

könne er nur unter der Bedingung zustimmen, Theil des Ausgleichs dem § 14 des Gesezes über die Reichsverfassung

zuwiderlaufe; der neue Ausgleih müsse den Interessen

Oesterreihs mehr Rechnung tragen, als der bisherige. Die

jeßige Regierung müsse andere Wege einschlagen als die

ere und müsse das den Deutshen angetihane Unr eseitigen, gegen welches die Deutschen fich immer S würden. Der Delegirte von Jaworski erklärte s mit den Anträgen dcs Budgetausshusses einverstanden. Jn der Anwendung dcs § 14 erblicke er unter den gegebenen Verhältnissen nihts Ungeseßlihes. Die Mehrheit des Ab: geordnetenhauses würde eine parlamentarische Lösung der Aus- gleihsfrage vorgezogen haben, weil aus einer anderen Lösun große Gefahren für die Gemeinsamkeit der Jnteressen u die Machtstelung der Monarchie erwachsen würden. Die Mehrheit trage keine Schuld, wenn der Weg der parlamentarishen Lösung verlassen worden sei. Der ersehnte Frieden für Oesterreich könne nicht eintreten, solange die offentlihe Mcinung aufgercgt vnd irregeführt werde. Die Meh1 heit werde einig und unentwegt für die Machtstellung und Größe der Monarchie cintreten und im Falle einer end- gültigen Regelung des Verhältnisses mit Ungarn dieser zu- stimmen. Der Delegirte Kaiser erklärte sich gegen die be- antragte Beschlußfassung über die Quote und die Zollgefälle. Seine Partei habe jezt, da die deutsche Bevölkerung bedrüdckt fei, keinen Grund, der Regierung entgegenzukommen ohne

ürgschaft für Schaffung besserer Verhältnisse. Redner trat der Behauptung entgegen, daß in einer Anwendung des

14 keine GescßeSverlezung liege; er wünsche aufrichtig die

inkehr von Ruhe und Frieden und beantrage, die Beschluß: fassung über das Finanggeseb und die Zollgefälle bis zur Feststellung der Quote und der Verwendung der Zolleinnahmen zu vertagen. Der jungczchishe Delegirte Herold führte aus daß die Czechen immer für den nationalen Frieden, natürli unter der Vorausseßung gleicher Rechte, gewesen seien. Zu geordneten politischen Zuständen könne man nur gelangen, wenn die Czehen und die Deutschen auf Grund gegenseitiger Rechts- achtung sich einigten. Nicht die Sprachenverordnungen trügen die Schuld an den Wirren, sondern die Deutschen, welche ih niht mit dem gleihen Rechte im Lande begnügten. Der Ausgleih sei nur auf dem Grundsaß der Gleichberehtigung beider Sprachen im gesammten Gebiete der czehischen Länder und auf dem Grundsaße der vollständigen Integrität des Königreihs möglich. Der Delegirte Hofmann von Wellenhof (deutshe Volkspartei) erklärte, die Sprachen- verordnungen gingen über das thatsächlihe Bedürfniß weit hinaus; die Czehen wollten aber nicht von ihren staats- rehtlihen Aspirationen lassen. Seine Partei sei aus sachlichen Gründen gegen die Erneuerung des Ausgleihs mit Ungarn, welche das Tribut- und Abhängigkeitsverhältniß von Ungarn verlängere. Nach einer Rede des Referenten Dumba wurden die Anträge des Budgetausschusses angenommen, der Antrag des Delegirten Kaiser abgelehnt und das Finanzgeseß bewilligt. Der Vorsigende des gemeirsamen Ministerraths Graf Goluchowsfki drüdte sodann der Delegation den Dank und die Anerkennung des Kaisers für die Hingebung und die patriotische Opferwilligkeit und den Dank des gemeinsamen Ministeriums für das wohlwollende, vertrauensvolle Entg-gen- kommen aus. Der Präfident Graf Thun {leß darauf die Session mit einem dreimaligen, von der Delegation begeistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser.

Die ungarische Delegation hielt geftern Nachmittag ihre Schlußsizung. Nach Feststellung der Uebereinstimmung der Beschlüsse der beiden Delegationen wurden die Vorschläge der gemeinsamen Negierung endgültig angenommen. Die- selben werden nunmchr dem Kaijer zur Genehmigung unter- breitet werden. Der Reichs-Finanz-Minister Baron Kallay sprach der Delegation den Dank des Kaisers und des gemein- samen Ministeriums aus, worauf der E die Sitzung mi gene aufgenommenen Elzjenrufen auf den Kaiser loß.

In der gesirigen Sißung des ungarischen Unter- hauses erklärte der Minister-Präsident Baron Banffy bei der weiteren Berathung der Vorlage, betrcffend das Aus- C daß die Resolution des Abg.

ossuth unannehmbar sei. Dieselbe fordere die Errichtung eines selbständigen Zollgebiets am 1. Januar 1899. Was solle bis dahin werden? Man müsse auch für diese Zeit Vorsorge treffen; dagegen nehme er die Resolution Enyedy . Nr. 297 d. Bl.) an und konstatiere, daß Ungarn das Recht besie, sofort ein selbständiges Zollgebiet zu errihten, werin dies nothwendig sei uno seinen Interessen emsprehe; doch stelle er dies nicht als Ziel auf, weil er den Ausgleih mit Ocsterreih für vortheilhafter halte, wenn dieser mit Berücksichtigung der Jnteressen des Landes u stande komme. Da dies jedo zweifelhaft sei, so sei eine usammenstellung der von dem Abg. Enyedy gewünschten ten nothwendig, und es liege keine Schwierigkeit vor, die- jelben zu veröffentlihen. Die ungarische Regierung habe den strengsten wverfassungsmäßigen Standpunkt eing& halten, als sie_ erklärte, daß die Durchführung des Pro- visoriums in Oesterreih mitels des Nothparagraphen den ungarischen Gesczen zuwiderlaufe, da diese klar fesistellten, daß der Vertrag nur mit einem konstitutionellen Oesterrei abgeschlossen werden könne. Jn Oesterreich habe die Minorität die konstitutionelle Verhandlung unmöglich gemacht. Die ungarische Regierung erahte es den Interessen der dualistishen Monarchie entsprehend, Oesterreich eine Erholung? eit zu gewähren. Jndem sie das thue, begegne sie der Z Finmun der großen Majorität des Landes ; sie wolle nicht Wirren hervorrufen, deren Schäden unberehenbar seien. Ér (der Minister-Präsident) sei überzeugt, daß auch diejengen, welche nicht zu dieser Majorität gehörten, jene tadelten, wel(e diese Wirren hervocgerufen hätten. Dur den vorliegenden Entwurf erschienen weder die Rehte noch die Interessen des Landes verleßt. Er sehe keinen Grund, die Annahme dieser Vorlage zu verhindern. DieRegierung rechne mit den Shwier1g- keiten der Situation und werde gewiß die für die Interessen des Landes nöthigen Verfügungen treffen. Er ersuche das nicht cinen Zustand zu schaffen, aus welhem schwer ein us weg zu finden sei. enn in Ocsterreich das konstitutionelle Leben auf Hindernisse stoße, so bitte er, diefe Gelegende nicht E zu benußen, gerade dasjenige zu verwir lichen, was nicht im gemeinsamen FInteresse liege. De: Minister fuhr dann fort: „Uns historise Vergangenheit und die Staatsgrundgeseze an einande Wir wollen unter den hieraus fließenden Vortheilen leben U

knüpfen

Es liegt nicht in unserem e, daß fie nin nicht die Majorität, sondern der Wille der Minorität die Staaismaschine flöórt, dies ausnugen g enüber jenen, mit denen leben, unserem e enispriht; und unser Interesse Ut: unser Verhältniß mit diesen nicht auf-

en, sondern immer fester zu knüpfen!“ Nach dem Wer - Präsidenten ergriff der Abg. Olay von der Partei Kossuth's das Wort und bemerkte: er wundere si, daß der ungarishe Minister - Präsident im Saale des Unterhauses so zu sprechen wage und für ein noch engeres BVerhältniß zu Oesterrcih cintrete. Baron Barffy sei Minister- Präsident fur Wien, nit für Ungarn. Der Minister-Präfident Baron Banffy entgegnete: „Der Schluß meiner Rede hat auf der einen Seite des ps lebhaften Widerspruch Hervor- tals Fch kann versichern, daß die Regierung nie eiwas im

¡ienste Wiens thut und daß fie stets nur von den Interessen des Vaterlandes und des Königs geleitet wird. Jch kann ferner versichern, daß mich bei allen meinen Handlungen nur der Gedanke leitet, als Minister des Königs das Interesse des Königs und des Vaterlandes zu vertreten und als Minister des Landes nur dessen Dienst mir vor Augen zu halten. Die Herren Ab3eordneten können dies für unrihtig halten, do mein Gewissen is rein darüber, daß ich als Minister niemand Anderem als dem Vaterlande und dem Könige gedient habe!“ Die nächste Sißung wurde sodann auf den 27. d. M. angeseßt.

Frankreich.

Die Deputirtenkammer bewilligte gestern mit 473 gegen 73 Stimmen zwei provisorische Zwölftel des Budgets. Fine lebhafte Debatte rief cin Antrag des Deputirten Hubbard hervor, daß bis zum 31. Dezember die im Budget vorgesehenen Steuererhöhungen, durch welche die Grundsteuer- entlastung der kleinen Grundstücke ausgeglihen werden soll, beschlossen werden sollten. Der Antrag, gegen den ih der Finanz- Minister Cochery aussprach, wurde mit 324 gegen 233 Stimmen abgelehnt.

Rufß:lanD.

Auf Kaiserlihen Befehl wird, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, das in Nikolajeff im Bau befindliche Hodsee - Panzershiff den Namen „Fürst Potzjemkin

awritschesky“ erhalten und der Schwarzen Meer-Flotte zugezählt werden. Der in St. Petersburg im Bau befindliche Kreuzer „Gromoboy“ wird der baltischen Flotte zugewiesen.

Ftalien.

Der Senat genehmigte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in geheimer Abstimmung mit 64 gegen 7 Stimmen die Verein- barung, betreffend Vermehrung der Silberscheidemünzen, welche von den der lateinishen Münzkonvention angehörenden Staaten am 29. Oktober in Paris unterzeichnet wurde, und vertagte sih sodann bis zum 18. Januar.

Türkei.

Wie das Wiener „Telegr.-Korresp.-Bureau“ aus Kont an- tinopel meldet, hai am Dienstag eine Konferenz der Botschafter stattgefunden. Es heißt, daß die Kandidatur von Bozo Petrowitsh als Gouverneur von Kreta die Zu- stimmung aller Mächte crhalten habe.

Die Pforte beshloß die Schaffung eines General- Konsulats in Genf sowie die Errichtung eines Munitions- und Proviantdepots im Hafen von- Alexandrette.

Offizielle Nachrichien melden das Erscheinen von Bri- anten es in der Umgebung von Volo. Fliegende

olonnen seien zu deren Verfolgung entsandt worden.

In Konstantinopel verlautete gestern, der Sultan werde drei bulgarishe Berats ertheilen. Zwei bulgarische Erz- bishöfe seien bereits in Konstantinopel eingetroffen, um die neuen Bischöfe zu weihen.

Nr. 51 der „Veröffentlihungen des Kaiserlihen Ge- sundbheitsamts“ vom 22. Dezember hat folgenden Inhalt : Gesund- beitsfland und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln egen Pest. Gesundheitswesen im Reg.-Bez. Stade, 1892/94.

esundheitszuftand in Stockholm, 1896. Gesctzgebung u. \. w. (Preußen. Reg.-Bez. Köslin.) Drogen. Diphtherie. (Reg.- Bez. Köln.) Mineralwasserfabriken. (Oefterreich.) Lebenêmittel- experten. Betriebsunfälle. (Bukowina.) Vorträge über Hygiene. (Belgien.) Honig. Gang der Thierseuhen in den Nieder- landen, 3. Vierteljahr. Deëgl. in Norwegen, 1895. Ee Maßregeln gegen Thierfeuhen. (Preußen, Reg.-Bez.

umbinnen, Danzig, Sigmaringen, Sachsen, Desterreid, Schweiz.) Kongresse. (Spanien). IX. internationaler Kongreß für Hyaiene und Demographie. Vermifchtes. reten Sélachthäuser, 1896. f (Sabseu). Fleischteschau, 1896. (Desterreih). Impfungen, 1894/95. (Belgien). Nahrungémittel 1895/96. (Longkong). Pest, 1895/96. Bevölkerungsvorgänge in teutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, 1896 (nebst Dur(schxuitt 1886/95). Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutscken Orten mit 40000 und mehr Einwobnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenbäufern deutscher Grofßftädte. Desgl. in deutschcn Stadt- und Landbkezirken. Witterung.

Statiftik nud Volkswirthschaft.

Die Fleischbeschau in Preußen im Jahre 1896.

Im Laufe des Jahres 1896 sind den „Veröffentlihungen des Faiserlihen Gesundheitsamts*“ zufolge ia den 321 Orten mit öffent- lihen Shlahthäusern 28 162 Pferde, 726 824 Rinder, 1 088 784 Kälber unter 6 Wochen, 1 096 997 Swafe und Ziegen, 3018367 Schweine geshlachtet wordea. Hiervon waren behaftet mit R o 8 Pferde, mit Tuberkulose 33 Pferde, 104 272 Rinder, 1257 Kälber unter 6 Wogen, 760 Schafe und Ziegen, 54558 Schweine, mit Finnen 1810 Rinder, 3159 Schweine, mit Trichinen 880 Schweine. Als zur menshlihen Nahrung ungeeignet wegen Tuberkulose wurde das Fleis befunden: ganz von 2704, theilweise von 2914 Rindern; aus anderen Gründen wurde das Fleis verworfen: ganz von 208 Pferden, 1012 Rindern, 1892 Kälbern unter 6 Woten, 522 Schafen und Ziegen, 3654 Schweinen, theilweise von 126 Pferden, 1404 Rindern, 414 Kälbern unter 6 Wochen, 2267 Schafen und Ziegen, 1825 Schweinen. Von den 321 Orten, in welchen sich öffentliche Schlachthäuser befinden, ist in 273 mit dem Schlachthause eine Freibank verbunden. Im Berichtsjahre find ferner in 254 g bsdlädtereien 22 080 Pferde geshlachtet und davon 4 roßkfranf, 8 tuberkulôs befunden worden; 168 Pferde wurden ganz, 153 theils weise als zur menschlichen Nahrung ungeeignet befunden.

5 In Berlin wurden in dem polizeilihen Schlachthause des flädtishen Zentral-Viebhofes und in den städtishen öffentlichen Hüladhthäu ern 145 002 Rinder, 138 739 Kälber unter sechs Wochen, R 946 Schafe und Ziegen, 688 868 Sweiüé eschlahtet und davon Bi 968 Rinder, 207 Kälber unter se{chs n, 12 Schafe und

iegen, 24217 Schweine tuberkul38, 473 Rinder, 579 Schweine

finnig und 170 Schweine trihinös befunden. Wegen Tuberkulose wurden 1030 Rinder ganz, 23 Rinder thcilweise, aus anderen Gründen 218 Rinder, 477 Kälber unter 6 Wowen, 221 Schafe und Ziegen, 1479 Schweine g 9 Rinder, 11 Kälber, unter 6 Wochen, 7 e und Ziegen, 24 ine theilweise als zur menshliden Nahrung e verworfen. In der Zentral-Roß- schlädterei find von 40 Berliner und 10 auêwärtigen s{chlädhtern 7473 Pferde geshlachtet worden. Hiervon wurde 1 Pferd rotzkrank und 1 tuberkulôs befunden; als zur menshlichen Nahrung ungeeignet wurden 55 Pferde ganz und 1 theilweise erahtet. Außerdem wurden 169 zur Untersuhung vorgestellte Pferde wegen Fieber, hohgradiger Abmagerung 2c. als nit \clachtfähig abgewiesen.

Von auswärts geshlahteiem Vieh wurden in die Städte mit ¿ffentlihen Schlahthäusern eingeführt: 272 Pferde, 85 907 Rinder, 231 400 Kälber unter 6 Wehen, 97934 Schafe und Ziegen, 9288 664 Schweine. Davon waren behaftet mit Tuberkulose 3158 Rinder, 57 Kälber unter 6 Wochen, 21 afe und Ziegen, 860 Schweine, mit Finnen 108 Rinder, 86 weine, mit Trichinen 28 Schweine. Wegen Tuberkulose wurde das Fleisch als zur menschlihen Nabruyrg ungeeignet befunden: ganz von 158 Rindern, tbeilweise von 96, aus anderen Gründen: ganz von 3 Pferden, 281 Rindern, 788 Kälbern, 85 Schafen und Ziegen, 192 Schweinen, theilweise von 2 Pferden, 102 Rindern, 42 Kälbern unter 6 Wochen, 16 Schafen und Ziegen, 18 Schweinen.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Dortmunck® wird der „Köln. Ztg.“ -unter dem 21. Dezember geschrieben: Von 38 Beisitßern des Berggewerbegerihts aus dem Stande der Arbeitnehmer war der Antrag gestellt worden, „beim Königlichen Oder D ein Gutachten einzufordern über Aufhebung der jezt bestehenden Arbeits8ordnung auf den Zechen vnd Ein- führung einer neuen Arbeitsordnung unter Anhörung eines Arbeiter- aus\hufset, ter frei gewäblt wird“. Zur Berathung dieser Angelegen- beit wurde eine Sißung abgehalten, in der Berghauptmann Täglichs- beck den Vorsitz führte. Die anwesenden Arbeitervertreter, 16 an der Zahl, stimmten sämmtli für den Antrag; die Arbeitgeber, 15, da- gegen. Da der Vorsißende zu Gunsten der leßteren den Ausschlag gab, fo war der Antrag gefallen.

Kunst und Wissenschaft.

Aus München meldet die „Allgemeine Zeitung", daß eine Depu- tation der philosophischen Fakultät der dortigen Universität, bestehend aus dem derzeitigen Dekan Professor Dr. Hilger und den Professoren Dr. von Zittel und Dr. Ranke, gestern früh auf Grund eines

afultätebeschlusses Ihrer Königlihen Hokbeit der Prinzesfin herese von Bayern das Diplom als Doctor philosophias honoris causa überreiht hat.

Bauten.

Wie aus Posen gemeldet wird, sind die Vorarbeiten für eine Grundwafferzuführung im ganzen dortigen Stadtgebiet foweit gediehen, daß im nächsten Jahre mit dem Bau der Sammel- bassins und der Hebewerke wird begonnen werden können. Bei Birnbaum ift der erste staatliche Wintersbußhafen an der Warthe nunmehr fertiggestellt; dieser Hafen wird von der Stadt auch zu Umschlagszwecken eingerihtet werden.

Literatur.

Das deutshe Seerecht. Auf Grund des Kommentars von Dr. William Lewis unter Berücsichtiaung ausländisher Seerechte xeu bearbeitet von Emil Boyens, Rechtsanwalt beim Reiche- gericht. Mit einer Einleitung über örtliche Geltung seerebtlicer Gesege. I. Band. XX., 460 Seiten. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. Preis 10 A Das deutsche Seegeseß nimmt unter denen der seefahrenden Nationen einen hervorragenden Rang ein. Wie in der auéländishen Literatur lobend hervor- geboben wird, sucht dasselbe den modernen Verkehrsverhältnifsen gerecht zu werden. Auch die teutshe Rechtsprehung hat sich in ciner dem Gese würdigen Weise entwickelt. Dagegen hat die Literatur tamit nit Schritt gehalten. Das Werk von Lewis blieb der einzige wissenschaftlich selbständige Kommentar unseres Seerechts. Andererseits ift aber die Bedeutung einer umfassenden Bearbeitung des deutshen Seerechts außerordentlich gewachsen. An - erster Stelle ist bier der starke Aufschwung der deutshen Schiffahrt und des deutschen Seehandels in den leßten Jahrzehnten zu nennen. Dazu kommt, daß das deutshe Seegeseßp ein Muster für andere Länder geworden ist. Solche Tcchterrehte find: bis zu einem gewifsen Maße tas italienise Seegesez und in weitestem Umfange die neuen Seegeseße ron Dänemark, Schweden und Norwegen, welche aber in anregender Weife eigene Fortbildung verjuhen. Die deutsche Nechtsprehung und Literatur hat daber ein über das Mutterland hinauéreihendes Hinterland gewonnen. Cine 1892 erschienene italienische Veberseßzung des Kommentars von Lewis ist als eine Anerkennung dieser Thatsache anzusehen. Es vollzieht sih ferner in neuerer Zeit ein bödst bemecfenêwerther Ucbergang der Sciffahrt nit allein von der Segel- zur Dampfschiffahrt, sondern namentlih von der Befrachtung ganzer Siffe zum Stükgüterverkehr mit großen Dampferlinien. Damit find neue Einrichtungen entstanden, welche rechtlich verarbeitet werden müssen. Die Stellung des Schiffers, die Abwickelung der Frachtverträge hat sih dadur verändert. Die zunehmende Erleichterung des Ver- fehrs durch Dampf und Draht hat auch hiervon abgesehen die bei vielen Rechtsregeln vorauêgeseßte Ifolierung des Schiffers ver- mindert. Die ungebeuren eisernen Schiffskörper, welche die Meere dur&freuzen, haben die Gefahren eines Zusammenstoßes verwehrt und teben dadurch das Augenmerk auf manche bisher niht beachteten Punkte. Unter diesen Umständen ift die oben angezeigte neue Bearbeitung des deutschen Seereht3, welche allen diesen Verhältnifsen Rechnung trägt, aufrichtig zu begrüßen. Das Werk von Boyens bezeichnet sich auf dem Titel- blatt als cine „Neubearbeitung auf Grund des Kommentars von Lewis“, hat aber in Wirklichkeit einen durchaus [Een Charafter. Der vorliegende erste Band enthält zunächst in der Einleitung eine Uebersicht über die Seegeseßgebung des In- und Auslandes, sowie eine eingehende, 65 Seiten umfassende Darstellun der örtlichen Grenzen feerechtliher Geseße (Statutenkollifion), weldje die Bedeutung einer selbständigen wissenschaftlichen Arbeit hat und für die Praxis von großem Werthe ist. Sotann folgt der Kommentar zu den drei ersten Titeln des fünften (künftig vierten) Buchs des Handelsgeseßz- buchs und aller Nebengesetze über | Gee R Een Rheder und Rhederei, fowie über die Stellung des Schiffers. In diejen sind auch die Bes deutung der Schiffsregister für das Gigenthum der Schiffe und die Begrün- dung von Schiffs, ypotheken, die Hastung der Rheder, der Gegensaß des Seevermögens zum Landvermögen, die Stellung der Vertreter von Rhedern uxd Schiffern, der Lootsen, sowie der Schiffs- und der Ladungsgläubiger bereits erschöpfend erörtert. Bei der Lehre vom Schiffer sind die betreffenden öffentlih-rehtlichen Vorschriften und die Resultate der sceamtlihen Entscheidungen berüdsihtigt. Der Band schließt mit einer systematischen Darstellung der Lehre von der Schiffs- mannschaft (früher Titel 1V_ des fünften Buchs, jeßt Seemanns- ordnung von 1872) und der Stellung tes Schiffers als Befehlshabers des ifffs. Im Ganzen genommen, enthält der erste Band die grund- legenden allgemeinen Lehren des Seerehts und giebt ein Bild von der Rechtsftellung der wesentlihsten, am Seehandel betheiligten Personen. Dem Kommentar ift der Text des alten, bis zum 1. Januar 1890 geltenden H.-G.-B. zu Grunde gelegt; doch ift bei jedem Artikel der entsprechende Paragraph des neuen H.-G.-B. ange eben und auf die Uebereinstimmung oder Abweichung hingewiesen. Vie Erläuterungen gehen überall in die Tiefe; der Verfasser hat bier und da auch eîne maßvolle Kritik niht gescheut, überall das SSL der Praxis im Auge gehabt und in überaus fleißiger Arbeit die Rechtsprehung der bhôdhsten Gerihte und die reiche hanseatishe Recht- \prehung , die auf diesem Rechtsgebiete besondere Beachtung

beanspruchen darf, verwerthet. Auch das Bürgerliche n gr igl pr berüdsihtigt. Ein ganz besonderer Vorzug des W ift bei der internationalen Natur des Seeverk-hrs und seines Rechts in der ein- gehenden Las ng des aus[ändishen Seerehts zu finden. Dem vorliegenden en de sollen bald zwei weitere Bände folgen. Gntsprehen diese dem erften, so wird das Werk eine dauernde ‘Be- reiherung der feerechtlihen Literatur bilden und für die Praxis, ins- besondere für den Rheder, Schiffer, Spediteur, Befrachter und Schiffss makler, ein unentbebrliher Berather werden.

A. T. Mahan: „Der Einfluß der Seemacht auf die

Geshihte“. 1783—1812. „Die Zeit der französishen Revolution

und des Kaiserreichs“. Auf Veranlassung des Kaiserlichen Ober- Kommandos der Marine überseßt von" Bats{, Vize-Admiral à la suite des See-Offizierkorps der Kaiserlichen Marine. Berlin SW., E. S. Mittler u. Sohn, Kövigliße Hofbuchhandlung. Erste Lieferung. Pr. 80 4. Dieses Werk weist zum erften Mal und auf Grund sorgsamer Forsbung den Einfluß nah, den die Mat zur See auf die Geschicke der Völker jederzeit geübt hat, und zwar derart, daß Staaten, die ihrer entbehrten, im Wettstreit ftets unterlegen find. Die Untersuhungen des amerikanishen Kapitäns Maßan haben geradezu einer neuen Auf- faffung über wihtige Fragen der Seekriegskunst Geltung verschafft, und die weltgeshihtlihen Ereignisse ersheinen dadur in einem bisher unbeahteten Zusammenhange, indem überall gleichmäßig die Kriegfübrung ¿ufLande und zur See na ihrem Verlauf uyd polî- tishem Werth gewürdigt wird. Diese deutsche Ueberseßung, welche jeßt zu erscheinen beginnt, ist daher wohl gerechtfertigk. Man war gerade in Deutshland gewöhnt, die großen weltbistorisGen Vorgänge der leßten Jahrhunderte nur zu betrachten, insofern Deutschland dabei unmittelbar in Frage kam; entlegenere Vorgänge, die in ihren Folgen mindestens ebenso entsheidend für die Entwiäelung im Vaterlande waren, blieben leiht außer At. So ist z. B. der Seekampf um das koloniale Weltreihim 17. und 18. Jahrhundert mit seinem Gipfelpunkt in Napoleons Kontinentalsperre nur wenig bekannt. Das Mahan’sche Buch dürfte diesem Mangel abbelfen und dazu beitragen, dem deutschen Leser wesentliche Gesichtspunkte bei der Beurtheilung moderner Probleme näber zu rüdcken. Ein diesem Werke vorangegangenes Buch desfelben Verfassers, in dem er den Einfluß der Seemacht in den Zeiten nah dem 30 jährigen Kriege und insbesondere während des spanischen Erb- folgekriegs und des Siebenjährigen Kriegs nahweist, ferner den Zu- sammenhang der welthistorishen Ereignisse vom Ausgang der engli- schen Revolution bis zum nordamerifanishen Freiheitsfriege entrollt, erscheint bereits in zweiter deutsher Auflage und if zum Preise von 10 Æ zu beziehen. Das neue, diese Darstellung fort- sezende Werk, das die große weltgeschi@tlige Krisis der französishen Revolutionszeit von 1783 bis zum Verfall der Napoleonishen Herrshaft im Jahre 1812 behandelt, gelangt jeßt in 12 Lieferungen zum Gefammtpreise von 10 zur Ausgabe. Die vorliegende erste Lieferung bietet außer der Einleitung eine Uebersicht der Ereignisse in Europa für die Zeit von 1783 bis 1793 und eine Schilderung der Flotten im Jahre 1793, Das Werk verdient nicht nur die Beachtung der seemännishen und militärisGen Fahkreise, sondern aller Gebildeten, die an den großen Fragen unserer Zeit Antheil nehmen und ihr Urtheil über sie bereichern ollen

Das von der Schlesishen Verlagsanstalt von S. Schott- länder in Breslau herausgegebene Prahtwerk „Die Haupt- städte der Welt“ ist mit dem Erscheinen der 20. Lieferung zum Abschluß gekommen. Ueber das ursprüngliche Programm hinaus- gehend, hat die Herausgeberin auch eine Schilderung von Budapest hinzugefügt, sodaß außer dieser nunmehr folgende 25 Städte darin beschrieben sind: Berlin, Wien, Rom, London, Paris, St. Peters- burg, Stockholm, Kopenhagen, Brüssel, Genf, Madrid, Amster- dam, Christiania, Konstantinopel, Bukarest, Lissabon, Kairo, Algier, Athen, New-York, Mexiko, Rio de Janeiro, Kalkutta, Peking und Tokio. Es ift keine trockene Aufzählung der Sehenswürdigkeiten, welche dem Leser in diesem Buche geboten wird, sondern eine unter- haltende, anregende Führung, welche stets ein über die betreffende Stadt genau unterrihteter Schriftsteller übernimmt. Man findet unter letzteren angesehene Namen, wie Emilio Castelar, François Coppée, Charles Dilke, Pierre Loti, Camille Pelletan, Edouard Nod, Konrad Telmann. Die Königliche Dichterin Carmen Sylva hat die Hauptstadt ihres eigenen Landes, Bukareft, eingehend geschildert und damit einen Bei- trag geliefert, der zu den besten und geistvollsten des ganzen Werkes gehört. Zablreide, meist sehr gute Illustrationen im Text und auf besonderen Tafeln mit Ansichten der Hauptstraßen, Bauwerke und Denkmäler der Städte, sowie den charakteristishen Typen ihrer Bewohner ergänzen das Wort des Erzählers in anschaulicher Weife. Das Werk kostet ungebunden 10 4 Für den Einband hat die Ver- lagshandlung eine fünstlerisch ausgestattete Decke nah einem Entwurf des Professors M. Honegger zum Preise von 2 #4 herstellen lassen.

„Das Mutterherz“. Der deutshen Dichtung [{chönfte Mutterlieder. Gesammelt und herausgegeben von J. Seifensieder. Dresden, E. Pierson’'s Verlag. Das vorliegende kleine Buch ent- bält eine Auswahl der besten deutshen Dichtungen über die Mutter- liebe. Die Lieder der ersten Abtheilung geben den innigen Empfindungen vom erften Aufdämmern seliger Ahnung bis zum ¡Aiviarven Iabel der jungen glücklihen Mutter und dem herzer|chütternden Klagen des um den todten Üebling blutenden Mutterherzens Ausdruck. Die zweite Hälfte der Sammlung bietet gemüthstiefe, formschöne Dichtungen an die Mutter, Liedergrüße, die in threr Gesammtheit ein erhebendes Denkmal treuer Kindesliebe bilden, und die, allmählich in Moll über- [leitend, in eine ergreifende Klage um die todte Mutter ausklingen.

Blätter für Gefängnißkunde. Organ des Vereins der teutshen Strafanstaltébeamten, redigiert von Dr. jur. Oskar Wirth, Geheimem Justiz-Rath und Direktor der Strafgefängnisse zu Plötensee und Rummelsburg kei Berlin. 31. Jahrgang, Heft 3/4. Verlag von G. Weiß in Heidelbera. Das vorliegende Doppelheft enthält eine Abhandlung über die Frage der Zwoangserziehung jugend- liber Rechtsbreher von Fliegenshmidt, Direktor der Königlichen Erziehungsanstalt zu Wabern, und einen innt hal die Nothwendig- feit einiger neuen Aufgaben für die Gefängnißshule in unserer Zeit von dem Gefängnißlehrer Erfurth in Plötensee. Ferner findet man in dem Heft zwei eingehende Berichte über die fünfte Versammlung der Landesgruppe „Deutsches Reich“ der Internationalen kriminalisti- chen Vereinigung, welhe am 9. und 10. Juni d. I. zu Heidelberg attfand, von Dr. jur. et phil. Rosenfeld-Berlin und Privatdozent Dr. W. Mittermaier-Heidelberg. Den Schluß bilden Korrespon- denzen, literarishe Besprehungen und Vereinsnachrichten.

Land- und Forstwirthschaft.

Aus Posen wird berichtet, daß die Zuckerrübenernte der Menge nach gut ausgefallen ist; dagegen wird der Zuckergehalt der Rüben in den meisten Kreisen des Regierungsbezirks als zu gering und nur in einzelnen Kreisen als ausreihend oder gar als recht zufriedenstellend bezeihnet. Die Hopfenernte, welche besonders im Kreise Neutomischel eine große Bedeutung hat, kann im allgemeinen eine nahezu mittlere genannt und die dafür erzielten Preise können als befriedigend bezeihnet werden. Erfreulich ift, daß der Neutomischeler

opfen immer mehr im Preise dem beften bayrischen und böhmischen opfen naherückt und durch Betheiligung an Fachausftellungen stetig bekannter wird und große, leistungsfähige Kunden erwirbt.

In der dieBerichterstattung der land- und forstwirth- \chaftlichen Sachverständigen bei den Kaiserlichen Ver- tretungen im Ausland enthaltenden Beilage zu Nr. 23 der „Mittheilungen der Deutschen Landwirthschafts-Gesell- Oa vom 20. Dezember veröffentliht der Sachverständige in

ien Berichte über die lls Schwarzenberg'she Teichwirthschast in Wittingau, über die Viehhaltung in Bosnien und der Pertgoua sowie Mittheilungen über den Grazer Schlachtviehmarkt und der Sachverständige in Buenos Aires den Schluß seines eingehenden Berichts über die Landwirthschaft in der argentinishen Provinz Buenos Aires.

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