1897 / 304 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Dec 1897 18:00:01 GMT) scan diff

Das Diphtherie-Heilserum mit der Kontrol- nummer 87 von der Chemischen Fabrik auf Aktien (vorm. E. Schering) hierselbst is wegen eingetretener Verminderung t Es an Jmmunisierungseinheiten zur Einziehung

mmt.

Unter Bezug auf meinen Erlaß vom 23. März 1896 M 2709, U I mathe ih hiervon zur gefälligen Kenntniß- nahme und weiteren Veranlassung Mittheilung.

Berlin, den 22. Dezember 1897.

h Der Minister ter geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten. Jn Vertretung : von Weyrauch.

An die Herren Ober-Präsidenten.

Der Privatdozent in der philosophishen Fakultät der riedrich - Wilhelms - Universität zu Berlin, Profcssor Dr. dolf Lasson ist auf Grund Allerhöchster Ermächtigung

Seiner Majestät des Königs zum ordentlihen Honorar- Professor in derselben Fakultät ernannt worden.

Dem Privatdozenten in der medizinishen Fakultät der riedrich - Wilhelms - Universität zu Berlin, Stabsarzt Dr. einrich Bonhoff, Mitglied des Jnstituts für Serum-

forshung und Serumprüfung in Steglitz, dem Privatdozenten in der medizinishen Fakultät der Friedrih - Wilhelms- Universität und Kustos am Hygiene: Museum zu Berlin Dr. Karl Günther, dem Lehrer der Zahnheilkunde an der Universität zu Marburg, Zahnarzt Dr. med. Julius Wigel und dem Maler Karl Gehrts zu Eckamp im Landkreise Düsseldorf ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Justiz-Ministerium.

Dem Kammergerichts-Rath Kandelhardt, dem Ober- Landesgerihts-Rath Schwarz in Breslau, dem Landgerichts- Direktor Barschdorff vom Landgericht T in Berlin und dem Landgerichts-Rath Hensel in Stargard i. Pomm. ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit Pension ertheilt.

Verseßt sind: der Amtsgerichts-Rath Goebel in Pricbus an das Amtsgericht in Striegau, die Amtsrichter Brachvogel in Schönlanke und Schönenberg in Krotoschin an das Amtsgericht in Bromberg und der Ämtsrichter Hufnagel in Nicolai an das Amtsgericht in Gnadenfeld.

Der Staatsanwalt Dr. Kayser in Görliß ist an das Ober-Landesgericht in Breslau verseßt.

In der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Rechts- anwalt, Justiz-Rath Scheu ch bei dem Amtsgeriht in Sal- münster und der Rechtsanwalt Dr. Sarrazin bei dem Amts- gericht in Emden. i L ,

Der Rechtsanwalt und Notar, Justiz-Rath Harssewinkel in Wiedenbrück ist gestorben.

Ober-Rehnungskammer.

Die bisherigen Geheimen recvidierenden Kalkulatoren Heinemann und Drömer_ sind zu Geheimen Rechnungs- Revisoren bei der Königlichen Ober-Rechnungskammer ernannt.

Bekanntmachun. g

In Gemäßheit des § 123 ad 2 der Deutschen Wehr- Ordnung vom 22. November 1888 wird hierdurch bekannt

emaht, daß die verstärkten Erfaz-Kommissionen zur Ent- cheidung über Gesuhe um zeitweise Zurückstellung bei noth- wendigen Verstärkungen oder Mobilmachungen bezw. bei Bildung von Ersaÿ-Truppentheilen am 6. April 1898 ihre nächste Sißung halten werden. ba

Diejenigen in Berlin wohnenden Mannschaften der Reserve, Marine - Reserve, Landwehr, Seewchr, Ersaß - Reserve und Marine- Ersaß-Reserve, welhe auf Zurückstelung Anspruch machen, werden aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer Militärverhältnisse und der Nummern, unter denen fie in den Listen der Königlichen Bezirks-Kommandos T bis TV Berlin

eführt werden, im Laufe des Monats Januar 1898 Reim Militär-Bureau des hiesigen Magistrats ein- zubringen. i

Ebenso werden die auf Zurüstelung Anspruh- machenden und sih hier aufhaltenden ausgebildeten Landsturmpflichtigen des 11. Aufgebots aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer bisherigen Militärverhältnisse in der angegebenen Beit bei dem bezeichneten Bureau einzureih:n.

Hierbei wird ausdrüdcklich bemerkt, daß die bereits früher berücksihtigten Mannschaften ihre Anträge auf weitere Zurüdckstellung im Bedarfs- falle zu erneuern haben und die nah dem31. Januar F. J. eingehenden Gesuche niht berücfsichtigt werden können.

Nach Abholtung des Termins am 6. April k. J. werden die Namen derjenigen Mannschaften, deren Gesuche für be-

ründet erachtet worden sind, durch das „JIntelligenz- Blati“ offentlich bekannt gemacht werden.

Berlin, den 18. Dezember 1897.

Die Königlichen Eten der Aushebungs: Bezirke erlin. Dr. von Lepell.

Bekanntmachuna.

Von der Königlichen Geologischen Landee-Anftalt in Berlin sind neuerdings von der geologisch- agronomischen Spezialkarte von Preußen (1 : 25 000) verêffentliht: _

Lieferung 66, enthaltend die Meßtis(blätter Nehlin, Brüfow, Löcknig, Depu, Wallmcw, Hohenholz, Bietikew, Gramzow, Penkun (Theile der landrätblihen Kreise Ueckermünde, Stettin, Prenzlau und Angermünde), zusammen circa 1100 qkm umfassend;

Lieferun g 75, enthaltend die Meßtishblätter Schippenbeil, Lang- heim, Rössel, Dönhoffstädt, Lamgarben, Heiligelinde (Theile der landräthlihcn Kreise Friedland a. Alle, Gerdauen, Röfel und Raften- burg in Ostpreußen), zusammen circa 759 gm umfassend.

Da die geologi]h-agronomishen Karten für die Landwirtbschaft ein hervorragendes praktishes Interesse haben, indem in denselben und in den dazu gehörigen Bohrkarten und Bohrregistern die Boden-, die Untergrunds-, die Grundwasser- 2c. Verbältrifse angegeben und in den beigefügten Erkläuterungsheften näher besprchen sind, werden die Grundbesißer, die Gemeinde- und Gutévorstände diefer Gegend hierauf aufmerksam gemacht.

Jedem einzelnen geologishen Blaite ist eine Karte im gleien Maßstabe mit den eingetragenen agronomishen Bohrungen, fowie ein Erläuterungsheft beigegeben. Die Erläuterungen enthalten, nah

einem Vorwort, cinen geognostisen, einen agronomischen, einen analytischen Theil und ein Bohrregifter. Das leßtere enthält die Bodenprofile von sämmtlicken in der Bohrkarte durch Punkte und Zahlen angegebenen, bis 2 m tiefen Bohrungen in übersichtlicher Weise geordnet.

Da jedes einzelne Blatt, welches meist 15 bis 25 Gemeinde- und Gutébezirke umfaßt, mit 1200 bis 2000 Bobrungen beseßt ist , kann si jeder Landwirth über die Grund- und Bodenverhältnisse 2c. seiner Gegend genau informieren. Jedes Blatt ift einzeln zu dem Preise von 3 M (einschließli Bohrkarte und Erläuterungen) bei der E ar Hung pon Paul Parey in Berlin SW., Hedemannstraße 10, äuflih.

Die erstgenannte Lieferung €6 aus der Gegend ron Prenzlau gehört mit ihren sämmtlihen neun Blättern tem großen Lehm- plateau der Uckermark an, das durch seine Fruchtbarkeit in weiten Kreisen bekannt und, wie die Kartenblätter erkennen lassen, in Dörfern und Gütern reihlich bewohnt ist. Diese Fruchtbarkeit gründet sich eben auf die lehmige Verwitterungerinde des in der Hauptsa&e die Oberflähe der Uckermark bildenden oberen Geschiebemergels. Während die in leihtverftändliher Buch- stabenabkürzung auf den Karten zu erkennende Zusammensetzung dieser Verwitterungérinde in ten übrigen Theilen der Mark, wie auch Pommerns, meist lchmigen, oft sogar nur {wach lehmigen Sand über fandigem Lehm und Mergel erkennen läßt, zeigen die Karten- einshreibungen bier vielfah den Lehm felbst die Oberfläche bildend.

Nur an wenigen Stelien, wie beispieleweise in der Pasewalker Stadtfor s am Nordrande tes in Rede stehenden Kartengebietes und östlich Löckniß in der Nordostecke deéselben, wird die fruchtbare Decke dieses Lehm- oder Geschiebemergels so dünn, daß auf größere Gr- streckung der darunter folgende Diluvialsand an die Oberfläche tritt. Im übrigen blicken dieser Sand und andere in der Tiefe folgende Diluvialbildungen nur an den Rändern zweier aroßen Thalrinnen unter dem fruchtbaren Geschiebemergel hervor. /

Diese beiden Thäler, das Ucker- und das Randow-Thal, durhfurchen im Westen und Osten in beiderseits fast südlicher Richtung das Kartengebiet. Sie sind fast in ihrer ganzen Breite vertorft und ent- balten somit einen gewaltigen, nicht zu untershäßenden und in der O LRONE noch im Großen zu verwerthenden S&ayg an Brenn- material. i

Die 75., der Gegend von Schippenbeil und Nöfsel in Dit- preußen angehörende Kartenlieferung bildet ein Rechteck von 2 Blättern in der Breite und 3 Blättern in der Höhe vnd umfaßt in der Haupt- fache das Gebiet des Guberflufses, der bei Schippenbeil in der Nord- westede des Rechteds in die Alle fällt. Seine beiden Neberflüßchen auf dem reckten Ufer, Rabne und Liebe, derchqueren das nordöftliche Edckblatt (Dönhoffstädt), während von den beiden anderen, von links ein- mündenden die Deine das südöstlihe Eckblatt (Heiligelinde), die Zaine dagegen die 3 wefilihen Blätter dur&fließt. Blait Lamgarben gg Guberfluß allein bcherrsckcht und fast in der Mitte dur?

nitten.

_ Geschiebelehm und Deckthon mit ihrer fruchtbaren Verwitterungs- rinde bedingen in der Hauptface den Charakter der an Gütern reihen Landschaft aller 6 Blätter, aus der nur die zu über 350 Fuß über den Meeresfpiegel aufsteigenden Höhen von Heiligelinde öftlich Röffel sich als ein größeres, zu Unrecht eutwaldetes Sandmassiv beraushbeben, während die in den etwas tiefer gelegenen beiden nördlidsten Blättern, Swippenbeil uvd Dönhoffstädt, größere Ausdehnung annehmenden Flächen oberen Sandes vielfach dcch nur eine leite Decke bilden, welche streckenweife sogar als ein Milderungëmittel des strengen Thon- bodens vortheilhaft gewirkt hat.

Berlin, den 22. Dezember 1897. j

Die Direktion der Königlichen Eeologishen Landes-Anftalt

und Berg-Akademie. Hauchecorne.

Zichtamíliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. Dezember.

Seine Majestät der Kaiser und König hörien im Neuen Palais heute Vormittag den Vortrag des Chefs des Zivilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths Dr. von Lucanus.

Diejenigen Personen, welde Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin ihre Glückwünsche zum Neu- jahrstage darzubringen beabsichtigen, werden gebeten, ihre Karten im Laufe des 31. Dezember bei Jhrer Excellenz der Frau Ober-Hofmeisterin Gräfin von Brockdorff im Einschrcibe- zimmer unter Portal TV des Königlichen Schlosses hierselbst, vom Lustgarten aus links, abzugeben.

DF

Das Staats - Minisierium trat heute Nachmitiag 2 Uhr im Dienstgebäude, Leipziger Plaß 11, unter dem Vorsig des Vize - Präsidentcn, Staats-Minisiets Dr. von Miquel zu einer Sißgurg zusammen.

Laut telegraphisher Meldungen an das Ober-Kommando

der Marine ift S. M. S. „Wolf“, Kommandant Korvetten- Kapitän Schröder (Johannes), am 25. Dezember in Kamerun angekommen ; S. M. S. „Habicht“, Kommandant Korvetten-Kapitän Schwarß kopff, ist an demselben Tage in Loanda eingetroffen und beabsichtigte, heute nah Kapstadi in See zu gehen.

Bayern,

Die feierlihe Beiseßung der verewigten Fürstin zu Hohenlohe fand, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Vittag in Schillingsfürst statt. Nah der Einsegnung der fsterb- lihen Hülle in der Schloßkapelle seßte sich unter Vorantritt der Geistlichkeit und der Sculjugend der Trauerzug in Bewe- gung. Der von Seiner Majestät dem Kaiser gewidmete Kranz und zahlreiche anderweitige Kranzspenden s{chmüdckten den Sarg. Der Bahre folgten der Reichskanzler Fürst zu

ohenlohe mit den Angehörigen der Familie und der Statthalter in Elsaß - Lothringen Fürst zu Hohenlohe- Langenburg, ferner Graf zu Castell-Castell als Ver- treter Seiner Königlihen Hoheit des Prinz-Regenten Luitpold, der Wirklihe Geheime Ober-Regierungs-Rath Freiherr von Wilmowski, der Bürgermeister von Straß- burg Back und viele andere hervorragende Persönlichkeiten. Beamte von den Fürsilichen Besizungen sowie Vertreter der Gemeindeverwaltung hatten sih dem Trauergefolge angeschlossen. Der Zug bewegte si durch die Ortsstraße nach dem Friedhofe, wo die Beiseßung in der Familiengruft erfolgte.

Der Bischof von Tbe Ve r. Franz Joseph von A ist zum Erzbishof von München - Freising ernannt worden. i:

VBadcn,

Seine Königliche Hoheit der Großherzog war, wie di „Karlsr. Ztg.“ meldet, in der vergangenen Woche an cine Luftröhrenkatarrh mit leihten Fieberersheinungen erkrankt ist aber jeßt wieder fieberfrei. Jn den nächsten Tagen beah: fihtigen Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden-Baden nah Karlsruhe zu übersiedeln.

Oesterreich-Ungarun.

Das „Linzer Velksblat!i“ veröffentliht einen von dem Abg. Dr. Ebenhocch herrührenden Artikel, in welchem es, dem „W. T. B.“ zufolge, heißt: Die katholishen Abgeordneten der Alpenländer hielten fich der nationalen Bewegung ihrer Landesgenossen fern; sie shlöfsen fich der autonomistischen Majorität an, um die Wohlfahri aller Völker der Monarchie durch einträhtiges Zusammenwirken zu fördern, und würden au in Zukunft ihre Haltung nicht ändern. Gegenüber den leßten Slaven-Kongrefien jowie mehreren Bestimmungen der Prager Resolution müßten die deutshen Abgeordneten der Aipealänder indessen, unter ent: schiedenster Betonung des aufrihtigen Festhaltens an dem Bunde der Rechten, klipp und klar aussprechen, daß fie es mit ihren Grundsäßen und ihrer Gesinnung niht vereinbaren konnten, Bahnen zu wandeln, welche über die im Ndreßentwurfe kundgegebenen Grundsäße hinausführten. Die fkatholishen Abgeordneten der - Alpenländer müßten daher ihren Bundesgenossen auf der Rechten energisch die Abweisung radikal : nationaler Anwandlungen anempfehlen. Bezüglih des Ministeriums Gautsh führt der Artikel aus, daß dasfelbe gerade als unpolitishes Ministerium besonders geeignet sei, der Autorität auf allen Gebieten wieder Achtung zu verschaffen und geordnete parlamentarishe Verhältnisse wiederherzustellen. Alle Völker der Monarchie würden den goldenen Mittelweg s{ließlich wandeln müssen.

__ Eine von der ungarischen Unabhôngigkeitspartei für Sonnabend Nachmittag in Budapest cinberufene Versamm- lung, welche als Kundgebung gegen das Augleichs-Provisorium zu Gunften eines selbständigen Zollgebiets geplant war, ist, wie „W. T. B.“ meldet, vollkommen ergebnißlos verlaufen. In dem Versammlungslokal batten fih Sozialdemokraten in überwiegender Mehrheit eingefunden, weiche die anwesenden Unabhängigen mit den Rufen: „Es lebe die Sozialdemokratie! Gerechtigkeit und Brot!“ übershrien. Der Abg. Kossuth wurde mit dem Rufe empfangen: „Nieder mit dem größten öffentlichen Ausbeuter!“ Es cntstand ein großer Tumult, doh kam es niht zu Thätlichkeiten. Unter diesen Umständen er: klärte die Parteileiturg, daß die Versammlung nit abgehalten werden könne, worauf die Anwesenden auseinandergingen.

Frankrei.

_Der französische Botschafter in Bern Barrère is zum Botschafter am Quirinal ernannt worden und wird in Bern durch den Gesandten am belgischen Hofe Grafen Montholon erseßt werden. An Sielle des lehteren soll der jeßige Gesandte in Peking Gérard nah Brüssel berufen werden.

Bei einem Bankett, welches vorgestern in Valence an der Rhône stattfand, hielt Léon Bourgeois eine Rede, in welcher er, wie „W. T. B.“ berichtet, der Regierung vormarf, sie habe sich mit den Neaktionären, Kierikalen und Monar- isten verbunden, und ausführte, die wahren Republikaner müßten vor dieser Verbindung, die nicht aklein der Republik, sondern dem Vaterlande selbst verhängnißvoll werden könne, auf der Hut sein. Am Schlusse seiner Rede bezeichnete Bourgeois als nothwendige Reformen die der Arbeiterae|eß- gebung, der Einkommensteuer und die Revision der Verfaffung.

Nuß:land.

Der Kaiser hat, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg meldet, auf Arsuhen der Regierungen von Groß- britannien und Venezuela den Professor, Geheimen Rath von Martens als Vorsizenden des Schiedsgerichts in dem Grenzstreii zwischen den genannten Staaten bestätigt. Die Sizungen des Schiedsgerichts werden in Paris statifinden.

Spanien.

Der General Weyler wird, nach einer Meldurg des „W. T. B.“ aus Madrid, heute der Königin-Regentin in der Form einer Adresse einen Protest gegen die Bot- haft des Präsidenten Mac Kinley übersenden. Der Protest, der in schr ehrerbietiger Form abgefaßt sei, nehme auf das Geseh Bezug, das jedem Angchörigen des Heeres gestatte, 1s persönlih an das Staatsoberhaupt zu wenden.

GriechenlanD.

Der Oberst Vassos ist, wie „W. T. B.“ aus Athen meldet, zum General befördert und zum Ober-Befehlshaber der mit der Wiederbesezung Thessaliens beauftragten Divih0® ernannt worden. 7

Als am Sonnabend das gricchishe Kanonenboot „Act1um den Meerbusen von Ambrakia verlassen wollte, feuer? das türkishe Fort in Preveza cinen Kanonenshuß geg? dasselbe ab. Die „Actium“ ging zurück, und auch die F folgenden Kanonenboote mußten umkehren. Daraufhia ha! die griehische Regierung ihren Gesandten in KonstantuneÆ- Fürsten Mavrocordato, telegraphish angewiesen, die Pforte um fceuntschaftlihe Aufklärung des Vorfalls zu ersuchen.

Rumänien.

Die Depu tirtenkammer beschloß am Freitag na fünftägiger Debatte, an welcher sih alle Parteien, insbesondere namens der Nationalliberalen die Abgg. Jepureëco, Naco, Palladi sowie die Minister Pherekyde und Sturdza betheiligten, mit 89 gegen 36 Stimmen, den die Thronrede beantworten Adreßentwurf der Majorität in Erwägung zu zichen. Z8 Sizung vom Sonnabend wurde sodann, nachdem der omn Minister Pherekyde noch weitere Aufklärungen gegeben S s der Adreßentwurf mit 86 gegen 36 Stimmen unverändert C genommen.

Amerika. ge

Die „Morning Post“ meltet aus New-York: La glaube, daß die in Canada herrshende Unzufriedenheit Œ die Stimmung in Jndien von Einfluß seï, so habe Le- canadishe Regierung auf Ersuchen der großbritannischen ves gierung die Konfiskation aller Manuskripte mit aufreger S. Inhalt angeordnet. Auf diese Weise sei die weiter? ees örterung der Frage der Annexion durch die Vereinigten S gten sowie der Frage ciner Handel2-Union mit den Verei Staaten verhindert worden.

Fn Washington wurde, wie das L Bureau“ meldet, am Freitag ein Kahinetsrath po. alten. Den Erflärungen eines der Mitglieder desselben zu Me wurde be- schlossen, den Gang der Dinge in Chi na behufs des Schußes der durch Verträge gewährleisteten amerifanischen Rechte und Jnteri ssen wachsam im Auge zu bchalten. Jn dem Kabinets- rath seien Ansichten zum Ausdruck Emen, welche jede Möglichkeit einer Allianz zwischen Eng and, den Vereinigten Staaten und Japan aus\{lössen. /

Dem „Daily Chronicle“ zufolge beabsichtigt der Serator Lodge cine Vill einzubringen, welche die Erwerbung der dänischen westindishen Jnseln St. Thomas, St. Croix und St. John seitens der Vereinigten Staaten betreffe.

Aus Havanna wird berichtet, daß sih eine Anzahl von Personen am Sonnabend vor dem Hause des Blattes „Diario de la Marina“ unter dem Rufe: „Nieder mit der Autonomie !“ versammelt habe. Kavallerie habe die Manifestanten zerstreut. _— Einer Meldung aus New-York zufolge wäre auf Cuba wiederum eine aus den Vereinigten Staaten kommende Flibustier-Expedition gelandit. :

Wie das „Reuter'sche Bureau“ aus Carácas meldet, ist ein neues Ministerium aus Anhängern - des designierten Prä- sidenten Andrade gebildet worden. Matos werde darin das Finanz-Ministerium übernehmen. t

Nach ciner Meldung der „Times“ aus Lima ist das Gescß über die Zivilehe veröffentlicht worden. Der Prä- sident des Ministeriums hat infolgedefsen seine Entlassung eingerciht.

Afien.

In der Thronrede, mit welcher das japanische Par- lament eröffnet wurde, erklärte der Mikado, wie das „Reuter'she Bureau“ aus Yokohama berichtet, daß die Be- zichungen zu allen fremden Mächten freundschaftliche seien. Die augenblickliche politishe Lage wurde von dem Mikado niht erwähnt. Da die Zusammenscßung und die Stellung- nahme der Parteien im Abaeoedietenbause ein Mißtrauens- votum für die Regierung als sicher erscheinen ließen, so hat die Regierurg das Abgeordnetenhaus am Sonnabend aufgelöst. :

‘ah eincm amitlihen Telegramm aus Manila vom 95. d. M. is der Oberst:Licutenant Primo, begleitet von den Führern der Aufständishen Aguinaldo, Llanera, Tino und Navidad sowie 24 anderen, welhe Hochrufe auf den König von Spanien, auf Spanicn und den General-Kapitän ausbrahten, in San Miguel eingezogen. Als Beweis des Friedens gilt die Thatsache, daß der eneral-Kapitän unter großer Begeisterung der Bevölk.rung Aguinaldo die Hand reichte. Heftige Regengüsse hätten verhindert, daß die Unter- werfung aller Aufständischen gleichzeitig erfolgen konnte.

Asffrika.

Wie das „Reuter'she Burcau“ aus Tanger meldet, s die Truppen des Sultans von Marokko einen ent- cheidenden Sieg über den aufständigen Stamm der Mzabs davongetragen. i

Aus Kairo berichtet dasselbe Bureau, daß die Obersten Wingate und Gallwey in Wadi-Halfa mit Sir s Kitchener Pascha zusammenkommen und sich mit dem- elben den Nil aufwärts nah Berber begeben würden.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Ma f- sowah vom gestrigen Tage wurde Kassala am Sonnabend Mittag den Egyptern übergeben. 459 Mann regulärer Askari-Truppen und 150 Jrreguläre traten in egyptische Dienste über. Der Major San Miniatelli wird sich mit den italienishen Offizieren und Truppen und dem Rest der ein- eborenen Truppen zunächst nach Abderat und dann nach tercn begeben. Am 22. d. M. überfielen, dem „Reuter- hen Bureau“ zufolge, die eingeborenen Hilfstruppen der Garnison Kassala den osten der Derwische in Elfascer am Atbara, vertrieben den Feind, fügten ihm nicht. unbedeutende Verluste zu und nahmen die Stellung, wobei sie eine Menge Vich und Kameele erbeuteten. Zwei Emirs der Derwische befanden sich unter den Gefallenen. Auch Asubri, ebenfalls ein Posten der Derwische, sei von den eingeborenen Hilfstruppen eingeschlossen worden.

Statistik und Volkswirthschaft.

Niederlassungen und Mitgliederzahl der rômisc- katholishen Orden und Kongregationen inPreußen.

(Stat. Korr.) Die Zahl der röômisch-katholiscken Ordensnieder- lassungen und der Mitglieder sfolcher Orden bat seit einer Neihe von Jahren ftark zugenommen und zwar nicht allein ber abfoluten Zahl nah, sondern au unter Berücksichtiguug der gleichzeitig eingetretenen Zunahme der gesammten wie der 1ömisch-katholifchen Bevölkerung. Nur die leytere zur Vergleichung heranzuziehen, wäre unbillig, da ih ein großer Theil ter Thätigkeit der Ordenêmitglieder Kranken“ pflege, Erziehung und Unterricht von Kindern, Leitung von Asylen auh auf Andersgläubige erstreckt. :

Zu Ende der Jahre 1886, 1890 und 1896 waren in Preußen L 100 000 Personen der

esammt- 1ômisch-kathol.

bevölkerung Bevölkerung entfielen römish-katholische

Ordensmitglieder 1000 s 746 7 248 25,3 74,4 O 1 027 11 217 37,4 109,4 1800 A 1 399 17 398 54,0 1561.

Die dur(schnittlche Mitgliederzahl der Niederlassungen, und damit deren Leistungésähigkeit für die neuerdings durh die Leitung fatholiser Fungfrauer-, Gesellen- und Arbeiter-Vereine erheblich erweiterte Thätigkeit, ist beständig gewachfen ; sie betrug 1886 9,7, 1890 10,9 und 1896 12,4 Mitglieder, während sich die Zahl der Niederlafsungen binnen 10 Jahren nahezu verdoppelt hat.

Zur Arbeiterbewegung.

In Oberlungwiß im Königreih Sachsen befinden sich fünfzig Hanbschuhmacher dex Firma Vogel, wie der „Vorwärts“ meldet, wegen Lohnkürzung im Ausstande,

Aus London meldet „W. T. B.“ zum Ausstande der englischen Maschinenbauer: Die Abstimmung der Arbeiter im

ashinenbaugewerbe ergab, daß die jüngsten Vorschläge der Arbeit- geber mit überwältigender Mehrheit abgelehnt wurden, ;

In Budap e fand, wie dem „W. T. B.“ berichtet wird, in den Weihnachtôtagen ein Kongreß der ungarischen Feld- arbeiter statt; es gelangten ver\chiedene Resolutionen zur Annahme, unter anderem ein Antrag, daß die Arbeitädauer vorläufig auf 12 Stunden festgeseyt werde, ferner solche, welche die Abschaffung der Dur(hschnittsarbeit, Bezahlung der Ueberstunden und Baarbezahlung et Arbeit betreffen, Dle Verhandlungen sollten heute fortgeseßt en.

Ordens- mitglieder

Ordensnteder- lassungen

Knnst und Wissenschaft.

Ausstellung im Königlichen Kupferstih-Kabinet.

Auf die Reihe von Porträtstichen des 16. bis 18. Jahrhunderts in der letzten läßt das Königliche Kupferftich- Kabinet in der gegenwärtigen Ausstellung eine Reibe von Nadierungen folgen, welche die Ent - widckelung der Landschaft von Dürer bis auf die moderne Zeit veransck&aulihen. Waren tie Porträts werthrell, niht nur zur Be- lebung der geshihtlicen Thatsachen, sondern au als Zeugnisse der Art, wie vergangene Generationen si selbft sahen oder gesehen fein wollten, fo werden die jeßt ausgestellten Blätter den Beschauer über die bloße Betrachiung hinaus, verlecken, den verborgenen Wegen nach- zugeben, auf denen der Mensch der Natur gegenübertrat, was Seele und Auge für Eindrücke empfingen und was davon zum Ausdru drängte. Den Vorzug besißt die gegenwärtige Ausstellung: sie bringt, was sie bringt aus erster Hand, in einer Technik, die der flüchtigsten Willentregung gehort, in der vom ersten Empfinden, das sih zum Bilde umîett, nihts verloren ging. In der ganzen Reibe wird kein Blait zu finden fein, das seinem Schöpfer nicht von der Natur selbst, sondern etwa dur das Bild oder die Zeichnung eines Anderen, eingegeben wäre; nur das eigene, ursprünglihe Schaffen des erfindendea Radierers soll hier \prechen. Darum wird man Namen, die in einer Ausftellung von Radierungen sonst erwartet werden können, wie Unger, Klinger u. A. bier vergebens suchen. Auch blieben der einheitlißen Wirkung zu Liebe andere, verwandte Techniken wie Aquatinta und Munter ns ausges{lofsen; sie hätten mit ihrem malerishen Ton und ihrer zeihnerishen Haltung die feinere, sfizzenhafte Wirkung der Nadierung beeinträchtigt. ae

In einer Ausftellung von Landschaften müssen natürlich die Niederländer den Hauptstcck bilden. Bei ihnen traf die Tradition einer gründlichen, vielseitig gebildeten Tehnik mit einem Reicbthum an Talenten zusammen, die ihrer Shule jene lange, fast entwidelung8- lose Blüthe bescheerte, wie sie der deutshen Schule versagt blieb. Hier find €s nur wenige Namen, die fast gleichzeitig für die radierte Landscafi Anfang und Ende aufs glücklichste bezeihnen. Dürer, der dem freien Ausdruck einer großen, ins weite gehenden Uung zu Liebe die eben erlernte Aetzkunst auf der Eisenplatte dem liebevo „gekläubelten“ Kupferstih vorzog, hat mit der „großen Kanone“ die erste Landschaft radiert. Nur ihm mochte es gelingen, cine Fülle von Eindiücken, die Hügel der Heimathlandschaft mit dem friedlihen Dorf, die fablen leutenden Berggipfel und das Seeufer zu einem Bilde von foler Wahrscheinlichkeit zusammenzuschließen, der Natur eine Land- haft nachzushaffen. Wie sie in jedem Stück und jeder Form breit und groß dasteht, vergißt man das Unausgeglichene der Technik, die erst Ältdorffer, Hirschvogel und Lautensack neben ihm und nah ibm - beherrschten. Ihnen zuerst bietet die Radierung den Aus- druck für den augenblicklihen Reiz eines Landschaft8ausschnitts : Altdorffer krause Tannen und leuhtend weiße Wolken darüber, Hirsch- vogel den Blick von obenher zwischen kahlen Fichtenstämmen hindur auf weite alänzende Wafserspiegel und Lautensack auf wogende Baum- wipfel und an Felsen gelehnte Dörfhen. Damit erschöpft sich die deutsde Landschaft, und erst bundert Jahre später weiß uns Hollar für feine etwas berufemäßige Freude am bunten Wechsel der dur- reisten Stadtbilder einzunehmen. Aber es ist doch liebenêwürdig, wie bei ihm die uninteressanten Pläne einer Vedute, die trockenen Linien einer Architektur Leden gewinnen.

Mit dem alten Pieter Brueghel beginnt die niederländische Schule. Sein großer Blick von der Höhe auf eine weitgedehnte Landschast, die ein breiter, Schiffe tragender Fluß ruhig und feierli dur(fließt, giebt nur Formen, niht Ton und Farbe, und wie er, fucht Hieronymus Co die schwellende Bewegung des Bodens um die breit überdahten Hütten des Dorfs und den lebendigen Zug der Ackerfurhen mit vlastis&er Empfindung zu fassen. Auch Esaias van der Velde’s Wintertag bat mehr Raum als Farbe. Die Wirkung der weithin erstarrten Fläche wird noch dur die taktmäßig fliegende Bewegung der Eisläufer verstärkt.

Was diese Meister für thre Nachfolger bedeuten, wird vor dem Reiz der farkigen Stimmung meist unterschäßt. In Nembrandt's Biättern {eint Anfang und Ende der ntederländischen und der Nadierung überbaupt beschlofen, aber ohne die ungeheure Energie plastisher Empfindung für die Landshast würden ihm Töône und Stimmunagen zerflattern. Die ausgestellten Blätter enthalten alles, was ihn für die Geschichte der Landschaft bedeutend maht: von dem Pathos atmosphäri|cher Bewegung in den „Drei Bäumen“ bis zur Freude am ungehinderten Blick über eine gleihmäßig klare, leise be- lebte Fläche im „Landgut des Geldwägets*.

In Ruysdael?s sturmzerwühlten Bäumen und in Waater- loo’s heimliher Wassermühle spriht sih fast deutsches Natur- embfinden aus. Den rein nationalen Stolz des Riederländers ver- treten zwei Richtungen der Landschaftékunst: das Thierftück und die Marine. Potter’s Hirt mit lebendig beobahteten Kühen in leuh- tender Sonne if in einem besonders {ônen Abdruck ausgestellt. Unter den Marinen wetteifern Zee manns stille Wasserspiegel mit den großen Schiffs-Silbouetten, seine sonnigen Kanalansicten von Nmsterdam mit den stolz auf springenden Wellen einherziehenden Scbiffsriesen Bacckhuysen's und Noghman?'s einsamem Reiter auf dem flachen Deich.

Die Niederländer ter ¿weiten Wand find mit Recht neben die wenigen Franzosen yestellt. Sie verließen die Heimath, um an der großen Natur des Südens ihre Pkaxtasie zu beleben, die aus den ein- fachen Motiven des Flachlandes keine Anregung mehr empfangen mochte. Auch jeßt noch sahen sie mit dem Auge des Nordländers, und die Blôtter der besten, wie Dujardin, Heush, Both verrathen noh off den inneren Jubel vor weiten, lachenden Fernen und goldigem Sonnenduft. Solange Italiens Farben auf ihr frisches Auge wirken, bleiben fie threr niederländishen Art treu, und charafkte- riftisch genug sehen sie nit die tiefen gesättigten Töne, fondern nur das Leuchtende, Helle der südlichen Landschaft. Ihre Linie suchen fic erst, als der Reiz der Farbe nahläßt. So entrückt {on ihr Thema sie der beimathlihen Kunstweise, und unter dem Eindruck französisher Kunst, vor allem der Werke Poussin’s und Claude’s, weit allmählich der fein gewählte und fris dargebotene Naturauss\chnitt der fünstlihen Komposition. Sie entspricht dem franzöfischen Charakter: der Franzose lebt niht mit der Natur; für ihn ist sie etwas außer ihm Stebendes, kein Theil seines Selbst, er bewundert und liebt sie. Seinem patbetishen Empfinden giebt er in großstilisierten Komposition:n Ausdrrck, künstliten Schöpfungen, die nur ein stark empfindender und treu beobachtender Künstler wie Claude Lorrain wahrhast zu beleben weiß. Sein „Kuh- birt“, dessen Blasen durch den ftilten Abend über das Wasser tônt, während Bäume, Ufer und Herde im einbrehenden Dunkel ver- \{chwimmen, ist gewiß cin Erlebniß. Selbst mytbologische Daraonge bleiben in diesen Scenerien wahr. Aber seinen Nachfolgern wird dte Landschaft zur geshickt behandelten Kulisse. Bei ihnen findet die pathetis@e Seite französisher Empfindung ihren Ausdruck, wie die lyrish-tändelnde bei Boissieu. Da is alles weich und Liebens- würdia in Ton und Linien: ein silbernes Licht spielt über sanftwogende Baumkronen, gleitet durch die Bögen der alten Steinbrüccke, wirft Funken über das Wasser und 1öft die Konturen der Bergwand leicht auf. Es ift ein Shwelgen in der äußeren Erscheinung, ein liebevolles Schauen, wie es nah Generatioren wieder in Corot’s unsŒuldigen Land- schaften auflebte. Ist bier cine poetishe Richtung der modernen Kunst vorgebildet, so wirken die beiden Canaletto in ihrer durch Meistershaft verklärten Nüchternbeit des Blickes ganz modern. Da Sonne und Lust sie zur Darstellung reizen, fo find es vor allem Flächen, wo sie die Wirkung beider aufsuchen, am liebsten Architektur mit breiten Wänden für den Lichtauffall und sein Widerspiel im Wasser. Ein Motiv kann nicht nüchterner sein als die trostlose Oede um den Thurm von Malghbera; aber das blendende Sonnen- liht auf den Flähen des einsamen Baues, die glühende Luft, die seine Konturen umflimmert und über dem Dal piegel zittert, beleben alles und wirken in der fliegenden Technik mit der Stärke urd Frische des ersten Eindrucks. Schon Canale’s helle Veduten haben in der Auffassung wenig von italicnischem Charakter; sein viel- gewanderter Neffe Belotto vollends sieht die malerishen Städte des

Nordens mit dem kühlen Blik des Heimathlosen; ihn interes| alles, worüber das Licht hinstreift: der große Block der Kreuzki und die alten Bastionen und Wälle Dresdens, wie der lustige Blick auf die lange Elbbrücke mit den frausen Thürmen dahinter. Bon dieser Kunst, die mit ant raffiniert geringen Mitteln starke Wirkungen erreiht, führt kaum ein Ee zu den Blättern der nächsten Wand, meist Werken deutscher Künstler aus der ersten Hälfteunseres Jahrhunderts. Aber fo viel diese der vorangebenden Zeit in ter Technik nachstehen, so viel erseßen fie dur die R elepialie Subjektivität. Sie lieben ihre Motive, nit weil sie ihnen zur Entfaltung ihres Könnens Gelegen- heit geben, denn Persönliches darf man in ihrer Technik nicht finden wollen ; aber was sie an der Natur, mit der sie leben, entzückt, suchen fie mit an- \pruhslosen Mitteln und s{hühterner Hand auszudrücken. Die ein- faden und do tiefen Empfindungen der Poesie aus dieser es beleben auch diese s{chlichte Kunst. Salomon Geßner verstand beide Sprachen. Der wackelige Zaun, dessen ofene Thür das Dörfchen da- hinter umrahmt, spricht von heller Freude an dem bescheidensten heimatblihen FleckŸen.

__ Wohl vertieften ih Andere damals in den Formenreichthum der südlichen Natur, die Reinhart ansieht wie seine niederländisben Borgänger, Koch, der Freund von Carstens, mit stark plastishem Blick. Preller gewann Goethe’s Lob durh seine in Claude’s Geschmack komponierten Landschaften ; aber, wenn er Bäume in kühnem, süd- lichem Schwunge zeichnet, fo sind fie stets mit dem Auge des Deut- schen gesehen, der sih in die Stämme des deutschen Waldes hinein- gelebt hat. Ludwig Richter sieht die großen Züge des Apennin nicht viel anders als die Berge feiner fächsishen Heimath, und cin rau- sender Brunnen bei Ariccia lôst nur heimische Erinnerungen in ihm aus. Für diese Generation hat Italien nur den Reiz als \{chönstes Ziel der Künstlerfahrt, ihrer Kunst bietet s{chon die Heimath unendlich viel. Klein's „Landschaftsmaler auf Reisen“ und die PostkutsGe „Die Retourgelegenheit nah Wien“ weckt fast Sehnsuht nah der glüdck- lihen Art, wie diese harmlose Zeit s in besheidenem Kreis zureht- zufühlen verstand. Soviel Gemüth und innerer Reichthum tragen \sich selber vor, auch ohne felbstgeshaffene Technik, aber gerade darum ver- lieren sie leiht das Interesse, wenn man von den ia Erfindung und Vortrag hacmonisch vollendeten älteren Meistern zu den tehnisch raffinierten der neueren geht.

An den beiden leßten Wänden haben nur lebende Künstler das Wort. Es wäre nicht wunderbar, wenn fie das Interesse der Besucher mehr anzögen als ihre Vorgänger; freilih werden sie auch mehr Widerspruch wecken. Es [cheint vielen und meist den stärksten unter ihnen das Ausgezlichene der Technik zu fehlen, die bei den alten Meistern jeder Absicht so selbstverständlih gehorte. Aber vielleicht sind auch Canale’s, vielleicht gar Nems- brandt’s rücksichtélose Versuche, augenblicklichße Eindrücke zu - geben, von threr Zeit nicht verstanden worden. Was die Bedeutendsten in dieser unis pächststehenden Gruppe auszeihnet, ift die fast nervöse Intensität des augenblicklicen Eindrucks7 dem eine selbstgefundene und um Klärung selten bekümmerte Technik zum Ausdruck verhelfen soll. Auf der kurzen Wand umschließen vier Blätter Whistler?s als Mittelstück einer Dns von Wasserlandshaften Wunsch und Ziel der modernen Landfchaftêradierung. Zwei Veduten aus dem Gewirr von Häusern und Schiffen am Ufer der Themse, in scharfen aber lebenêvollen Linien, fast ohne Andeutung der Luft, wirken fast wie Vor- bereitungen auf die ätherishen Wirkungen der venetianischen Ansichten. Ohne diese Klarheit über jede Form und jete Linie, die der Engländer an den geistreichen und lebensvollen Parifer Veduten Meryon?s gelernt zu haben \cheint, wäre ein folhes Aufgeben des Contours verhängniß- voll. Nur wer fo viel zu verschweigen hat, darf in der zitternden Luft die Linien aufzulösen wagen, nur nah unendliGem Studium und mit umfafsendem Wissen Bewegungen fo scheinbar läffig, mit so ge- ringen Mitteln geben, wie Whistler in den Gondolieren auf der Lagune. Man mag die Technik überzart, ja hysterisch nennen, aber man wird, je mehr man sih darin vertieft, erkennen, daß bier nihts vernachlässigt und alles so gewollt und gekonnt ift.

Nicht Allen is das gleiherweise gelungen, und manches große Talent bleibt in Unzulängli§hkeiten tebnisher Uebung und Erfahrung befangen. Aber wenn etwas für die Eigenart und Berechtigung der modernen Radierung spricht, so ift es die innere Nothwendigkeit, aus der heraus sich jeßt jedes starke Temperament feine eigenen Aus8druck2- mittel \{aft.

Verdingungen im Auslande.

Norwegen.

3 Januar, 10 Uhr. Armee-Depot in Christiania: Lieferung von: 6000 m blauem Tuch zu Beinkleidern, 6000 m desgleichen zu Röôken, 1000 m desgl. zu Reithosen, 1000 m grauem Tuch zu Reit- hosen, 5000 m leihtem Tuch, 2000 m grauem Tuch zu Beinkleidern, 1000 m grünem Tuch zu Röcken, 7500 m Wollenzeug zu Fußlappen, 3000 m blauem Flanell, 1000 Stück Wolldeken, 1000 Stück Stall- deden für Artillerie, 1000 Stück Säbelbändern, 300 Paar Epauletten für die Garde, 10000 m Handtuchleinen, 5000 m Raventuch zu Tonnensäcken, 5000 m Zeltleinen T?®, 10 Stück Schirmzellen Nr. 2 für Offiziere, 90 Stück desgl. Nr. 1, 500 Stück Presenningen, 2000 m Betttuchleinen, 4000 kg mit Eichenlohe gegerbtem Oberleder, 4000 kg desgl. Pfundleder, 1500 kg desgl. Brandsoblenleder, 1000 Stück Leder zu Neithosen, 500 Stück Leder zu Fußzeug- Zungen, 100 Paar Hands{uhen, 300 Stü Leibgürteln, 300 Stück Sáäbelbajonetttashen, 200 Stü Gehängen für Unteroffiziere der In- fanterie, 100 Stü desgl. für Unteroffiziere der Sanität, des Trains und der Intendantur, 100 Stück Bandolieren, 109 Stück Patronen- taschen für Unteroffiziere der Artillerie, 100 Stück Offizierssatteln mit Zubehör, 1000 Stück Halftern, 1020 Stück Trensen, 3000 Stück Tornistern, 3000 Stück Pferdestriegeln, 3000 Stück Pferdebürften, 3000 Stück Waschbürsten, 300 Stück Kochtöpfen à 12 Mann, mit Bezug, 3000 Stück Waschshüsseln, 5000 Stük Dofen zu Schmiere, 1000 Stück Kühlschalen, 1000 Stück Zinkeimern. Agebote in ge- \{hlossenem Briefumschlag mit der Hufschrift : „Leverance til Armeen“ werden im Komtor des General-Intendanten Nedre Faestning daselbst entgegengenommen. Modelle und Bedingungen beim

epotverwalter ebenda.

Verkehrs-Anftalten.

Laut Telegramm aus Köln (Rhein) hat die zweite englische Post über Ostende vom 25. Dezember in Köln den Anschluß an Zug 31 nah Berlin über Hildesheim nicht erreiht. Grund: Zugverspätung in England. Ferner ist auch die zweite englishe Post über Ostende vom 26. De- zember ausgeblieben. Grund: Zugverspätung in England.

__ Konstantinopel, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Befehl, die Feuer der Leuchtthürme in den Häfen von Smyrna und Saloniki anzuzünden, hat noch nit ausgeführt werden können, weil die Torpedc-Anlagen vorher entfernt werden müssen.

Bremen, 26. Dezember. (W. T. B.) Norddeutscer Lloyd. Dampfer „Bayern“, v. Ost-Asien kommend, 24. Dez. Nm. in Aden und „Fricdrich der Große“ inColomb o angekommen.

27. Dezember. (W. T. B.) Dampfer „Dresden“ 25. Dez. v. Bremen in Baltimore angek. „Stuttgart“ 24. Dez. v. Bremen in New - York angek. „Preußen“, nah Ost-Asien best, 24. Dez. in Aden angek. „Königin Luise" 24. Dez. Reise v. Colombo n. Australien fortges. „H. H. Meier“, v. New-York kommend, 26. Dez. Lizard passiert. „Prinz-Regent Luitpold“, wv. Australien kommend, und „Mainz“, v. Brasilien kommend, 28. Dez. in Antwerpen angek. „Barbarossa*", n. Australien best., 26. Dez. in Genua angekommen.

Rotterdam, 24. Dezember. (W. T. B.) Holland -Amerika- Linie. Dampfer „Rotterdam*" von Rotterdam gestern Vor* mittag in N ew- York angekommen. D. „Edam*“ v. New-Yor geftern Vormittag nad Amsterdam abgegangen.

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