1824 / 157 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 07 Jul 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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Ludwigs XVIII., sobald sie scch der Unterdrückten in Spanien annehme, sowohl dort als in ganz Europa segnen zu lassen, und er erwarte daher, bevor ‘er die verlangten- Zuschüsse bewillige/ von ihrer Seite eine Er- flärung über die eigentliche Lage der Dinge auf der Halbinsel und über die Hoffnungen, zu welchen sie be- rechtige. „„Viele Eroberer,‘ {loß der Redner, „haben, wie Sie wissen, die Erde durchstreift, viele sie verwüstet und sh auf solche Weise die Huldigung der Menge er- worben. Ein einziger hat den Beifall von Jahrhunder- ten verdient. Sie kenñen die Bedinguugen, die: einst- mals Gelon den Karthagern auflegte, und, ich schäbe mich glúcklih es zu sagen, in der Verordnung von An- dujar habe ich Gelon zu erfennen geglaubt.‘/ Dieses Gleichniß erregte lautes Murren zur Rechten; der Dru der Rede wurde verweigert. Der General Graf von Monmarie, der nach Hrn. Benj. Cotistärrt die “Rédner- Bühne bestieg, und der, da er ehemals die Funktionen eines Chefs des General-Stabes versehen, als ein Sach- fundiger über ‘die militairischen Operationen in Spanien sprach „stimmte für die Bewilligung der verlangten Zu- \{chü}e, da die Unzulänglichkeit der Transport - und Le- bensmittel bei Eröffnung des Feldzuges, dite Ergreifung außerordentlicher Maßregeln unumgänglich nothwendig gemacht hätte. Der Graf Foy berührte in ‘seiner Rede mit kurzen ‘Worten den ganzen Feldzug in Spa-

nien. „„Die \chnélle’' ‘Beendigung desselben,“/ äußerte er, „jdie selbst die Hoffnungen Derer, ‘die am meisten dafür gestimmt, übertroffen hat, mußte Jedermann glauben

machen, daß auf die Anfangs bewilligten 100 Millionen noch Ersparnisse wükden gemacht wörden seyn ; kéines- weás, die Ministér verlangen vielmehr nachträglich noch 107 Millionen. Und woher dieseungéheuren Opfer? einzig und allein von der Anstellung eines General-Proviantmeisters, der nichts anders als Spekulant ist, welcher mit den Operationen, den Zufälligkeiten des Krieges, und der Lage des Landes, in welchem derselbe geführt werden soll, vertraút, der Regierung seine Erfahrung, seine Umsicht, sein Geld und seinen Kredit unter der Bedin- gung leiht, daß man ihm später seine Unkosten ersebe, und dessen man \sich dazu nux bedienen darf, wenn das Armee - Verpflegungswesen schlecht organisirt ist, wénn ein langwiériger Krieg in einem von allen Hülfsmitteln entblôßten Lande geführt werden soll, und vorzüglich wenn ès an Geld fehlt. War dies ‘abèr bei uns der Fall? Zwei Dinge haben zu dem glücklichen Erfolge des Uhn- ternehmèns wesentlich beigetragen, das schnelle Vorrük- fen und die strenge Mannszucht der Armee. Ohne bei- des und wenn nicht der Prinz Generalissimus ‘die Ein- wohner für sih gehabt, wenn er am Ebro sich verweilt oder die Einnahme Mádrids zur Unterwerfung“ der Provinzen hinreichend gehalten hätte, so würde Spa- nien, ih fürchte mich nicht, és zu sagen, ihm entkom- men seyn. (Murren). Zur Erhaltung der Manns- zucht war es aber hauptsächlich ersorderlih, die Truppen ut zu verpflegen, und dafür war durch den saumsekigeû Héenetal-FJntendanten Sicard und ‘dur dessen uhñerfah- rene Béamtén nicht hinlänglich gesorgt. “Unter solchen Umständen zeigt sich plöblich ein Mann, der sih einer langen Erfahrung ruhmt, der an nichts zweifelt, Alles

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verspricht, der sich auf Geschäfte versteht und Verbin- dungen in Feindes Lande unterhält ; dieser Mann is Hr. Ouvrardz; er weiß sih unentbehrlich zu machen, und so entsteht der Kontraft vom 5. April, Jch frage jeden Kriegs- und Staatsmann, ob unter solchen Umständen dem Ober-Befehlshaber etwas Anderes übrig blieb, als den General-Proviantmeister anzuerkennen und den Kon- traft mit ihm zu bestätigen ? (Bravo) Aber diese Bestä-

tigung involvirt nicht die unsrige; der Name eines er- |

lauhten Fürsten, muß nicht ein Schild seyn, womit

man Dinge, die dem Interesse des Staates zuwiderlau- fen, bedecken darf. Ueberdies, warum hat die Regie- F

rung nicht früher für die Verpflegung der Armee Sorge d Warum? weil die Minister über den Krieg e

deshalb einen Vorwurf machen zu wollen: der gegen-

wärtige gräßliche Zustand Spaniens beweist hinlänglich, |

daß sie Recht hatten, bei einer so trüben Zukunft zu schwan- fen. (Starkes Murren ).‘/ Der Redner ließ sich jeßt in

eine genaue Untersuchung des Kontraftes mit Hrn. Ouvrard F

ein, und machte auf die darin festgeseßten ganz übertrie- benen Preise sowohl der Transport - und Lebens-

mittel, als der Fourage, so wie auf den Umstand auf-

merksam, daß selbsk, wenn Hr. Ouvrard die Regierung niht übervortheilt hätte, er gleihwol bei seinem Ge- schäfte 20 Millionen verdient haben würde. „„Die Aus- gabe‘/ {loß derselbe, „„ist jest freilich einmal geschehen,

und die Regierung muß die übernommenen Verpflich- |

tungen erfüllen; aber die Verantwortlichkeit der Mini- ster besteht deshalb nicht minder, und sie wird in der näáchstjährigen Sißung, wenn von dem definitiven Rech- nungs - Abschlusse des vorigen Jahres die Rede seyn wird, zur Sprache kommen; dann werden die Untüchti- gen entfernt und die Kontrahenten in Anspruch genom- men werden, Dies erfordert die Ehre des Militair- Rechnungswesens / das nach 25jährigen Kriegen und Revolutionen keine ähnliche Vergeudungen aufzuweisen

hat; dies erwartet ganz Franfreih, das nicht will, daß

die repräsentative Regierung ein Blankett zu Erpressun- gen oder ein Deckmantel ‘dér Ungestrafrheit sey. Jch stimme gegen den Geseß-Entwurf.// Nach dieser Nede,

* von welcher der Druck angeordnet ward, bestieg der Fi-

nanz-Minister die Tribune; er fand es sehr gerecht, daß man die Minister für die Kosten des Krieges in Spa- nien verantwortlich machen wolle, und untersuchte die denselben, von dem Grafen Foy gemachten Vorwürfe, ñaamentlih, daß ähnlihe Vergeudungen seit Jahren nicht statt gefunden ‘hätten; seit 30 Jahren, meinte er, sey auch fein solcher Feldzug, wie der in Rede stehende unternommen worden, denn stets habe das Land, welches inan durchzogen, die Kosten des Krieges tragen müssen, tvogegen die nisse felbst gesorgt; und, als bloße Húülfstruppen, Alles baar bezahlt, und iht das Mindeste aufgetrieben hät- ten; das Nachtheilige der Kontrafte mit Hrn. Ouvrard habe ‘das Ministerium sehr wohl erkannt und selbige

dreimal annulliren wollen, ih aber jedesmal von der

Unmöglichkeit überzeugt, auf einem anderen Wege besse- ren Kaufs davon zu kommen und einen Aufschub zu

| vermeiden, der dem Gelingen eínes so glorreichen Unter-

uneins - waren, und Gott bewahre mich, ihnen

Franzosen in Spanken für alle ihré Bedúrf-

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l e6mens ‘hâtte gefährlih werden föônnen. Am Schlusse pes E sprachen noch die Herren Méchin und Cau- inont, jener wider, dieser für den Gesebß-Entwurf, wor- huf die Fortsebung der Diskussion auf den folgenden Tag verlegt ward. Î Rente 102.80. Ï London, 29. Jun. Se. Maj. sind gestern Mor- Ven wieder nach Windsor abgegangen. 7 Jn unseren Blättern wird authentisch versichert, dag es Sr. Maj. Absicht fern liege, diesen Sommer Deutschland oder Karlsbad besuchen zu wollen. i Se. Majestät ‘der König haben -dem regierenden Fârsten Reuß - Ebersdorf, Lobenstein und Gera, das Großkreuz des Guelphen-Ordens zu verleihen geruhet. N Am 25sten, nah Schließung des Parlaments, war Rabinets-Rath im auswärtigen Amte von 35 bis 55 Uhr. Jn Edinburg ist am Johannis - Tage ein großer Brand gewesen, wie man seit 100 Jahren keinen erlebt hatte. x Der (wie die Times sagen, s0i- disant) Kônig und die Königin der Sandwich- Juseln haben die Masern, ind Lord Francis Conyngham, der sie besuchte, hat sie hon ihnen befommen. :

Aus dem Kriegs-Amte zu Lissabonn soll am 7ten d. M. ein K. Dekret ergangen seyn, durch welches alle eng- Mischen Officiere im portugiesischen Dienste in den vollen Geuuß der Rechte der portugiesischen Officiere mit Zu- trennung der ihnen zukommenden Rückstände und Grade eingeseßt werden. | Ein am 25 Mai in Philadelphia aus Neu-Orleans ingekommenes Schif hatte am 14ten in 23° 28/ Br. ine, dem Vermuthen nach, Kriegs-Flotte von 25 bis 30 Begeln westlih steuernd gesehen, und war am 26sten jon einem columbischen Kaper gefragt worden, „„ob es hicht die französische Flotte gesehen habe? // Nach unse- en direften Briefen aus Havana vom 25. Mai wur- den daselbst nach Ankunft des Schiffes aus Cadix mit Depeschen, große Anstalten zum Empsange von Schiffen kus Spanien, wie es hieß, um einen Versuch wider Mexico zu machen, getroffen. Wegen des strengen mexi- tanischen Verbotes alles Verkehres sah man sih genö- thigt , alle hinüber bestimmten, nicht spanischen Güter nah der fleinen, unter der Botmäßigkeit der vereinigten Staaten stehenden Thompsons-Jnfel zu schicken , wo sie in amerifanische Schisse geladen wurden.

| Direkten Briefen aus Port-au-Prince vom Sten Mai zufolge, mit welchen auch die aus Neu - York uns jugeklommenen Nachrichten übereinstimmen, hatte alle Furcht vor einer französischen Jnvasion aufgehört, und uh sle melden die Absendung dreier Agenten nach

rankreich. | Die Regierung von Mittel-Amerika oder Guatimala, it D. Ant. Canas zum Gesandten bei den vereinigten

Staaten ernannt.

Kapitain Elüoell : gesegelt und in Salem angekommen ist, berichtèt, der

Ober-Direktor General Freyre, habe alle jeine Land- und Beemacht zu Talcuhanna zusammengezogen gehadöt und das Volk sey, wegen der aus Spanien erwarteten Kriegs- macht hôchst unruhig gewesen. Man habe Gerüchte aus

ben entzieht.

nen Jahres wieder hergestellten Gesundheit.

der am 29. Febr. aus Valparaiso |

" Lima vom 20. Jan. verbreitet, daß der Einzug der-royalisti-

schen Truppen in die Stadt täglich erwartet werden tônne, uud die Kaufleute hätten fich größtentheils nah Callao geflüchtet gehabt. Zwischen den peruanishen und colum- bischen Truppen \ey es uneinig und man habe-Bolivars Rückzug nach seinem Vaterlande befürchtet, uud daß die peruanishen Truppen eine Uebereinkunst mit den #pa- nischen abschließen würden. Dresden, 30. Jun. Heute Mittag haben Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen. (Sohn Sr. Majestät des Königs), so in vergangener Nacht auf der Reije_ nach Teplikb in hiesiger Residenz eingetroffen, und im Hotel zum goldenen Engel abgestiegen sind, an der Königl. Tafel. zu Pillniß gespeiset, und sodann die Relse fortgeseßt. | Vom Rhein, 24. Jun. Ungeachtet der für die Badezeit, rwoenigstens in unserem Rheinthal, höchst un- günstigen Witterung, tresfen doch allmählig zu Baden viele Fremde ein, und in den nächsten Tagen werden die meisten Wohnungen beseßt seyn; die größeren siud ohnehin beinahe alle für den Julius und einen Theil des Augusts seit längerer Zeit bestellt. Auch in den Gasthöfen ist der Zuspruch sehr stark. Ueberhaupt haben wir im Laufe dieses Sommers auf einen sehr starken Besuch, zahlreicher noch als in den vorhergehenden Jah- ren, zu rechnen, wenn nicht die Witterung uns densel- Inzwischen ‘ist auch bei unbeständiger Witterung der Aufeuthalt in Baden angenehmer für Badegäste als in anderen Bädern, \#o daß sich diese durch Beforgniß vor s{chlimmem Wetter nicht wohl wer- den abschrecken lassen. Ein Theil der Großherzogl. Ba- dischen Familie befindet. sih bereits zu Baden. Die Kö-, nigin Friderife von Schweden bewohnt daselbst ihren herrlichen Landsiß, der auch seit dem verflossenen Som- mer sehr erweitert und verschönert worden ist. Der Markgraf Leopold von Baden residirt nebst seiner Fami- lie in seinem ‘neuen Eigenthume, dem vormaligen Dr. Mayerschen Hause, nahe bei der Promenade, das er mit den Umgebungen im vorigen Winter gekauft hat. Die verwittwete Großherzogin Stephanie . befindet sich mit ihren Prinzessinnen auf ihrem Sommersiß, dem neuen Schlosse. Auch der Erb-Großherzog von Hessen-Darm- stadt mit seiner Gemahlin, Schwester der Königin Frie-

derife, gebraucht schon die Bäder zur Stärkung seiner,

úbrigens von. der langwierigen Krankheit des verflossé- | Mehrere andere fürstlihe Personen sind gleichfalls schon anwe- send, und viele Andere werden erwartet. Die Ankunft. Sr. Majestät des Königs und der Königin von Baiern mit Jhren Prinzessinnen soll in den lebten. Tagen die- ses Monats erfolgen. Wie es heißt, dürfte vielleicht auch der Kronprinz von Baiern mit seiner erlauchten Gemahlin einige Wochen in Baden zubringen.

Wien, 28. Jun. J.J. M.M. der Kaiser und die Kaiserin sind heute Nachmittags im erwünschtesten Wohls seyn von Prag in hiesiger Refidenz eingetroffen;

Türkei. Ein Privat-Schreiben aus Odessa vom 11. Jun. , welches die Augsburger Allgemeine Zeitung mittheilt, meldet folgendes: |

Aus älteren glaubwürdigen Berichten von Konstan-