1824 / 174 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 27 Jul 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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darf ich nicht mit Stillschweigen übergehen. Statt eines A a Greises, dem die Deportation statt Todes- Urtheils galt, und der gs daher in einen Brunnen ge- tûrzt Hatte, is sein Sohn, state eines Bruders der der verbannt worden; und alle ckdiese Greuel hat los der niedrigste Eigennuß erzeugt; unter den Depor- tirten befanden sich nämlich Millionairs, und die, welche sie verbannten, waren ihre Gläubiger. In Frankreich angelangt, haben die Deportirten neue S erfahren ; der Unter - Präfekt von Brest hat sich ihrer Ausschiffung widerseßt, und der Kapitain des Schiffes le Chameau, sie nah Rochefort geführt, zwei durch- aus willführlihe Handlungen, die eine Klage gegen sie veranlaßt haben, welche Sie, m. H., ohne Zweifel- un- terstúßen werden. Der Pariser Handelsstand ist über jene Eigenmächtigfkeiten bestürzt, und aus einer Vorstel- lung, die mehrere der angesehensten Kaufleute an den Marine-Minister gerichtet haben (der Redner theilte die- ses Schreiben mit), erhellt, daß in Folge derselben der Handels-Verkehr mit Martinique unterbrochen ist. Um chließlich noch zu beweisen, mit welcher Leichtigkeit der Marine - Minister diese Angelegenheit betrachtet hat, führe ich hier nur noch dessen eigene Worte darüber in seinem Berichte an den König an ; ine, heimlich in Mar- tinique einges{hwärzte au frühreri sche Flugschri ft,‘ heißt es darin, „hatte einigen glücklicherweise verr uf e- uen und wenig zahlreihen Farbigen den Entschluß ein- gegeben, die Ruhe der Kolonie zu stören.‘ Fch frage blos: fann man eine in dem besten Geiste abgefaßte und in. Paris frei cirfulirende Brochüre als eine aufrühreri- (he Flugschrift bezeichnen , und verdienen Millionairs, die auf Anstiften - ihrer eigenen Gläubiger verhaftet und verbaûnt worden sind, verrufene Männer genannt zu werden2// Der von dem Grafen. von Girardin ver- langte Dru dieser Rede wurde auf die Betgerkung des Barons Dudon, daß, wie eben der vorliegende Fall be- weise, eine Schrift in Frankreih ganz unschuldig und dagegen an anderen Orten leicht von den schrecklichsten Folgen seyn kônne,. und daß die Ruhe in den Kolonien dadurch nicht erhalten werde, daß die Kammer heftigen und lúgenhaften Deflamationen ihre Zustimmung zu schenken sch das Ansehen gebe, von der Versamm- {lung einstimmig verworfen. Jeßt trat der Marine-Mi- nister auf, um die Behauptungen des Herrn B, Con- p zu widerlegen, und drückte sich etwa in folgenden Worten aus: „Es [cheint mir, daß wir unsere Kolonien einem seltsamen Nin pe aufopfern würden, wenn wir ‘ihnen, wie Herr B. Constant solches verlangt, die zu ihrer Existenz nöthigen Summen bis zu der Einführung _ einer ihrer Ruhe und Wohlfahrt entsprechenderen Ge- ‘ebacbung vorenthalten wollten. Jch bin nicht gesonnen, m. H., Ihnen die blutigen Vorfälle in Sanct Domingo und ‘anderen Kolonien ins Gedächtniß zurückzurufen ; ste nd noch zu neu, als daß. ste in Jhrèm Andenken ver- cht seyn könnten. Was die Auftritte anbetrifft, die

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“alrsache

lique tatt gefunden haben, so nennt derjelben - Lnén bloß die Vertheilung

rx unvyerfänglich gehaltenen Schrift ; bloß hiervon, sondern von einem mit

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mentlich mit Jamaiká verabredeten Komplotte die Rede :

gewesen. Festigkeit und Strenge von Seiten der Mili-

tair- und Civil - Behörden waren daher unumgänglich | nothwendig. Jch gebe zu, daß die Farbigen auf Marti: F

nique im Allgemeinen treue Uuterthanen sind, aber es waren auch strafbare Mänuer darunter , die den Unter- gang der Kolonie geshworen hatten, und sie sind nach den bestehenden Verordnungen, und nicht, wie man glau-

ben machen will, nach Willführ, gerichtet worden. Der F

Gouverneur hat dabei nicht einem angeblich an ihn er- lassenen. Schreiben der Kolonisten, sondern einzig und

allein seiner Pflicht gehorcht. Es ist nicht wahr, daß cin F

Sohn für den Vater, ein Bruder für den Bruder de- portirt worden ist; jeder hat fúr seinen eigenen Fehltritt büßen müssen. Man flagt darüber, daß den Verbannten der. Weg der Kassation abgeschnitten worden seyz sie hat:

ten dazu kein Recht, denn sie waren außergerichtlich kon-

demnirt worden. Was das Urtheil selbst anbetrifst, so hatten die Gouverneurs unserer: Kolonien von jeher das Recht, nicht allein die Neger und Mulatten, sondern auch die Weißen, wo sie es für nothwendig hielten, de- portiren zu lassen. Beurtheilen wir die Kolonien. nicht nach der Mutterstadt. Zur Widerlegung mancher pomp- haften Deflamationen genügt ein Beispiel, daß nämlich dieselben Schwarzen, deren Freiheit während der Revo: lution _ in Guadeloupe und Cayenne ausgerufen worden war, später freiwillig wieder in die Knechtschaft zurücf- kehrten. Verpflanzen wir daher nicht nah jenen Län- dern die Grundsäße, wonach Frankreich regiert wird;

wünschen wir ihnen nicht die s{höne und edle Freiheit,

die das Glück unsers Vaterlandes ausmacht. Zu solchen Menschen von solchen Dingen reden, heißt ihnen cinen Abgrund zeigen, in welchen sie selbst zuerst stürzen. Die obenerwähnte Befugniß der Gouverneure unserer Kolo- nien, hat der König durch eine Verordnung vom Jahre

1817 bedeutend beschränkt; es fann danach seitdem fein F

Bewohner einer Kolonie, auch kein. Königl. Beamter wegen Dienstvergehungen, außergerichtlich verbannt wer- den, wenn nicht vorher darüber in einem, aus dem Gouver- neur, dem Kommandanten, dem General-Profuratot und dem Commissaire - ordonnateur, bestehenden Special- Konseil, berathshlagt worden ist. Diese geseßliche Form ist. bei den 37 Deportirten aus Martinique genau befolgt worden. Was die 3 zu den Galeeren Verurtheilten an-

langt, so fonnten auch sie strenggeseblich nicht appelliren,

aber die Regierung hat zu Gunsten ihrer eine Ausnahme.

gemacht, und der Kassations - Hof ist in diesem Augen-,

blicke mit ihrem Gesuche beschäftiget. Jch glaube, den Gouverneur von Martinique und mich selbst hinlänglich gerechtfertiget zu haben. Fch habe meine Schuldigkeit gethan und werde sie stets thun, was man auch immer darüber sagen. möôge.“/ Nach dem Marine - Minister, dessen Rede mit vielem Beifalle aufgenommen wurde, wollte noch Hr. Devaux das Wort ergreifen; er konnte indessen nicht dazu fommen , dag der Schluß der Diskus sion verlangt wurde. Das 11te und lebte Kapitel des Budgets des Marine-Ministeriums, die Kolonien betref- fend, ward hierauf ebenfalls bewilligt. | i Gestern haben die Berathungen über das Budget

zuheit ‘angelegten, weit verzweigten und na- | des Finanz-Ministeriums begonnen.

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Der General Ballesteros befindet sich seit einigen agen in Tours, von wo aus er sich hieher begeben wird. ours der Rente vom 19. Jul. : 98 . 35.

London, 17. Jul. Das Fallen des Kourses dauert ort. Die 3procent. Cons, welche gestern auf 935 pCt. anden, waren heute um 2 Uhr mit 92x und um 4 Uhr, ah Ausweis des amtlichen Kourszettels, nur noch mit 2+ angeseßt. ] Gestern wurde Venbinets - Rath gehalten , heiwohnten. : Der in 41 Tagen von Vera-Cruz hier angekommene Briefe aus Mexico vom 27. Mai iderbracht , wonach damals dort noch Alles rúhig war. ÎDie Ratifikation des mit dem hiesigen Hause B. A. Goldsmith u.- Komp. abgeschlossenen Anleihe-Kontraktes E er 8 Millionen Pfd. Sterl. hatte von Seiten der Regierung keine - Schwierigkeiten gefunden. Dasselbe Schif} hat die Nummern des mexifanischen Journals he Sun bis zum 27. Mai mitgebracht. Es erhellt dar- us, daß die dortige Behôrde in einem Privat - Hause ‘ine geheime Gesellschaft aufgehoben und sich ihver sammt- ichen Papiere bemächtigt hat: Unter den Verhafteten finden sich der General J. Ant. Andrade- der Graf del Valle, und der Postbeamte Don Jgn. Cisneros, durch dessen Hände die Korrespondenz ging. „Der Zweck dieses Bündnisses scheint gewejen zu seyn, das Volk da- hin zu bewegen, daß es den Ex - Kaiser Jturbide aufs nue proflamite. i Mit dem ostindishen Schisse Asía, das gestern aus Bengalen hierangekommen ist und Briefe bis zum 16. März mitgebracht hat, ist die Nachricht eingegangen; daß her Ober-Statthalter in Indien dur eine aus dem Fort William zu Kalkutta unterm 5. Márz erlassene Profla- Bmation im Namen unserer Regierung -dem mächtigen bir- Imanischen E u N A At En, Feind- Meliafeiten bereits ihren Anfang genommen 8 H Tranfit L, 20. Ful. Se. Durchlaucht der Fürst IMetternich, den man bereits vorgestern Abend hier et Ewartete, wird, wie das heutige Journal de Francfort meldet, durch eine leichte Unpäßlichkeit noch auf dem P Johannisberge zurückgehalten. |

ö A n an P: :

Koblenz, 15. Jul. Die Schiffahrt auf dem Rheine lis im verflossenen Monate (besonders stromabwärts)“ver- lhältnißmäßig lebhafter: als auf der Mosel gewesen. Au- ißer 22 Holzflôssen passirten zu Thal 465, zu Berge 4 zusammen 706, theils Schiffe, theils große Nachen. Auf der Mosel dagegen gingen zu Thal 85, zu. Berge 72, ¡usammen 157 Fahrzeuge aller Art. Unter den auf- bei-

im auswärtigen Amte ein großer welchem sämmtliche Minister

IRutter the Lion hat

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den Flüssen verführtea- Artikeln war auffallend wenig?

Wein, däacaen wurde die Mosel hinauf besonders vièl Pfeifen-Erde versendet, in Allem über 419,000 Pfund. Naumbürg, 21. Jul. Bericht über die dies jährige Naumburger Sommer-Mesfe. Auf den H ne Umstände, in der leßteren Zeit, im Allgemeinen einen nicht föôrderlihen und wohlthätigen Einfluß geäu-

| gert : 1) die Werthlosigfeit der Erzeugnisse des Landbaues,

Messen, so. weit ihn die

Verkehr der Messen in Deut|chland' haben

woraus der allgemeine Geldmangel, und der verminderte Verbrauch der Manufakte: hervorgehen ; 2) die Handels- Sperre der Länder, wohin“ der Abzug der Güter von den deutschen Messen früherhin“ hauptsächlich ging, durch Annahme des Prohibitiv-Systems, oder durch Auflegung hoher, dem Verbote gleich wirkender Steuern; 3) die immer mehr um sich greifende Neuerung im“ Handel, die Waaren durch Reisende ausbieten zu lassen, und solche unmittelbar aus den Fabriken den Kleinhändlern zuzu- senden. Daher sind die Nachrichten über den Ausfall der Messen, seit einiger Zeit, eben nicht besonders glän- zend und erfreulih gewesen; und da jene ungünstigen Umstände jeßt noch immer bestehen, so fann man einen sehr belebten Geschäftsbetrieb auf den Messen gegen- wes faum erwarten, und muß die Ansprüche darauf mäßigen. A

* Mird der statt gehabte Verkehr auf der jebt abge-- haltenen Naumburger Sommermesse mit Rücksicht auf diese Betrachtungen, beurtheilt, so hat man Ursache, mit dem Ausfalle derselben recht sehr zufrieden zu seyn; und man fann sie unbedenklich fúr eine gute Me sse erklä: ren. Die Lage der-Stadt Naumberg macht sie zu einem. sehr gelegenen. Plabe für den. Betrieb des Manufaktur - Waaren Danbeis zwischen dem nordöstlichen und füdöôst- lichen Theile der Monarchie, und des von dieser Seite angränzenden Ausfkandes. “Auch bietet die darin gehal- tene Sommermesse den Käufern aus den entfernteren

ôstlichen Gegenden, die gewöhnt sind, die deutschen Messen

zu beziehen, der Zeit und Lage nach, eine sehr bequeme Gelegenheit dar, sich mit ihrem Bedarf an deutschen, englishen und französischen: Fabrikaten zu versorgen, fo bald sich in Naumburg die nöthigen Lager. davon vorfin- den. Die Anwesenheit mehrerer bedeutenden Händler: mit ansehnlichen Lagern von Manufaktur-Waaren, hatte die gute Folge, daß sich jene Käufer diesmal hièr einfan- den, und daß das Hauptgeschäst ihres Handels sich hievr-- her zog, als worin -in, der lebten Zeit eine nicht eben wohlthätige Stôrung eingetreten war. Es sind von denselben sehr beträchtliché Waarenposten,-aus preußischen,- sächsischen und englischen Fabrikaten bestehend, von der: Messe abgeführt worden, und es war sehr erfreulich zu sehen, daß die deutshèn Artikel, neben den lesteren, ih-' rer niedrigen Preise wegen, sehr anmlocckenden : Waaren, doch ebenfalls arf gesucht und gekauft wurden. Der Abgang davon wax so. bedeutend, daß sich zu Ende der Messe: selbst ein Mangel „an verschiedenen-Artikeln zeigte, und die Nachfrage darin" nicht ganz befriedigt werden founte. Leder und ordinaire Tücher, als diejemgen -Ar- tikel, welche de Verkehr zwischen d westlichen und östlichen Länder'z der Monarchie hauptsächlich *unterhal- ten, haben gleichfalls einen guten und schndlen Abgang gefunden. E L A A

Die Aussicóten zur Aufshwuug der Näumburger aco Ci öffentlihen Verhältnisse im Han- del überhaupt, zulassen, sind die besien. Wenn dle Des - wohner der kctsseitigen preußischen Provinzen, hier: funfe: tig alle Waardn fiuden¿ deren sie bedürfen; fo „werden sie sich bestimmt sehen, die hiestge Meta ene B besuchen und vorz. "gsweise hier einfaufen , da der Meß-

Rabat von 334 pCt. der festgeseßten Verbrauchs-Steuer von