1824 / 238 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 09 Oct 1824 18:00:01 GMT) scan diff

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spanischen Armee hervorgegangen, und ihre Häupter sind |

die Generäle dieser Armee. Wir wollen einen furzen Blick auf die Ursachen diejer Spaltung werfen, welche für diesen" großen und reichen Theil von Südamerika,

ie wichtiasten Folgen haben kann.‘ / S is die Zwietracht unter den Heerführern der spa-

nischen Armee ausbrach, war der Unabhängigkeits-Krieg_

‘its seit einiger Zeit angefacht ; die fombinirte Armee E T Nbees und Chili unter Anführung des Ge- neral San Martin, war in Peru eingedrungen , stand aber noch weit von Lima. Dieser Krieg wurde von bei- den Seiten mit erbitterter Wuth geführt; der Haß bei den einen, bei den andern die Rache, und bei allen große auf dem Spiele stehende Juteressen , gaben ihm einen ausnehmend grausamen Karakter. Es wurden unerhörte Barbareien an ganzen Ortschaften verübt, die im Ver- dachte standen, vom Geiste der Unabhängigkeit beseelt zu seyn. Diéèses Benehmen - schadete der royalistischen Sache ngèmein. gleid Zeit in den Provinzen von Ober-Peru aus, wo sich eine gewisse Anzahl von Republiquetos bildete, welche der Be-

wegung der sogenannten Befreiungs-Armee gegen Lima

großen Vorschub thaten. Unter diesen Konjunfturen rourde

La Serna zum Ober-Befehlshaber der spanischen Armee

unter den Befehlen des Vice-Königs Pezuela ernannt. La Serna, ein Mann von mildem und großmüthigem, aber etwas {chwachen Karakter, hatte mit Grausen die obenerwähnten Verheerungs-Scenen gesehen, und gegen Pezuela, welcher solche befohlen oder wenigstens gestat- tet hatte, eine unüberwindliche Abneigung gefaßt. Seine erste Sorge, als er an die Spike der Armee gestellt ward, war dahin gerichtet, die möglichst größte Anzahl feiner Prosclyten anzustellen, und seinen Einfluß auf die Armee zu sichern. Er verhinderte viele Grausamkei-

ten, erstiéte fast gänzlich: die Revolutionen in denjenigen

Provinzen, wo sie nicht durch die Gegenwart der Trup- pen, unter San Martin unterstüßt wurden, und erlangte durch diese Mittel eine große Popularität bei der Na- tion und der royalistischen Partei.‘/

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„Der Vice - König gerieth darüber in Unruhe; er fing gegen diesen gefährlichen. Nebenbuhler einen heim- lichen Krieg an ; bald bot ihm das Glück die Mittel dar, ihn ofen anzugreifen. Ober - P revolutionairen Bewegungen daselbst durch- die weisen taßregeln La Serna's erstiét worden waren, insgeheim von einigen Personen geleitet, welche unter sich eine fon- stitutionelle Gesellschaft gebildet hatten. Wenn La Serna auch nicht zu dieser Gesellschaft gehörte, so duldete er dennoch deren Existenz. Die vornehmsten Mitglieder derselben waren der General Valdez und einige andere aus Spanien unlängst angekommene Individuen; ihre

lieberalen Meinungen waren hinlänglich bekannt, um

den Zweck ihrer Verbindung zu errathen; Pezuela zeigte diese Gesellschaft eiligst bei der Jnquisition zu Lima an, welche mit nicht geringer Eile, einen Prozeß gegen La Serna einleitete ; die Aften dieses- Prozesses wurden nach Spanien gesendet, und als vorläufige Maßregel die Ab- sebuug dieses Generals begehrt, die der Vice-König.nicht aus eigener Machtvollfkommenheit aussprechen fonnte,

weil La Serna vom Könige selbst ernannt worden. Man-

Partielle: -Revolutionen brachen zu gleicher

eru wurde, seitdem die

versichert, daß das Fahrzeug, welches “diese Aften n Spanien überbringen sollte, von einem Korsaren" qy

daß diëfe Anklage feine Folgen hatte. / ¡Inzwischen verfolgte der Vice-König seine fein seligen Anschläge gegen La Sernaz; er dete dessen gj

schaft in Ober-Peru auf, und stellte sie den geistlich und weltlichen Behörden und den eifrigen Royalisten | einem Lichte dar, das ganz geeignet war, um die 6 müther gegen Diejenigen, dessen Verderben er beschloss hatte, aufzureißen. La Serna, aus Furcht über die F; gen dieser Denunciationen, und seinem unthätigen ur shwankenden Karafter nachgebend, legte den Ober-Y fehl úber die Truppen nieder, und zog sich nach Lin zurú, wo man, da er feine Besorgnisse mehr einflößt aufhôrte, ihn zu verfolgen.‘

„Seine Stelle ward dem General Ramirez üb tragen, welcher zur Zeit des Goyeneche seine -militais sche Laufbahn in dem Kriege gegen. die. Jndependent als Sergeant begonnen hatte, und als ein fehr eifriz Anhänger des Systems des Vice-Königs Pezuela , | greuelvollen Scenen, welchen La Serna gesteuert hat wieder erneuerte. ‘‘

¿Während dieser Vorgänge war die fombinirte mee vom Rio de la Plata und Chili bis an’ die Thi von Lima vorgedrungen. Die Anhänger der Unabhä gigkeit erhoben das Haupt. La Serna und. die Gener Valdez und Canterac, welche ebenfalls in der. Hauptsta! anrvesend waren, und die Gesinnungen ihres éhemalig Ober- Befehlshabers theilten, beschlossen die: schwierige Umstände, worin sih der Vice-König befand, zu Gow zen, um sich an ihm zu“rächen, und die Armee zu ti ten. Die Untüchtigkeit Pezuela?s und. die. Schnelligkd womit die Armee unter San-Martin die’ Gestalt | Dinge änderte, konnte in- der That diesem leßteren Fi herrn jeden Augenbli einen entscheidendèn Sieg be! ten. Es kostete ihnen nicht. viel Mühe, ihren Waff

| Brüdern und den Einwohnern von Lima begreiflich

machen, wie unheilbringend die Folgen eines von | feindlichen Armee errungenen Sieges für- die Interess Spaniens werden könnten, wenn ein so unfähiger Mai wie Pezuela, an der Spiße der Regierung verblis

diese Erwägung zog die einflußreichsten Personen ull den Royalisten in ihre Partei, und im Monat Jaull 1821 wurde Pezuela abgeseßt, und La Serna an des! Stelle zum Vice-König ernannt.‘ A4 es A0

__ ¡¡Bald darauf schisfte sich Pezuela nach Spanien el wohin der neue Vice-König zu gleicher: Zeit einen Ko missair sandte, um. die eben bewirkte Veränderung ||

rechtfertigen; da aber La Serna und seine Partei nid! wußten, daß die Konstitution. der Cortes in Spani wieder hergestellt worden war, und besorgten, daß dil König die Absebung Pezuela’s mißbilligen wärde, und es ihnen überdies an Húülfsmitteln zur Fortse6ung d Krieges gegen die fombinirte Armee unter San Markil gebrah, so schlossen sie eine Konvention mit demselbel! ab, welche eigentlih feinen anderen Zweck hatte, al durch die Unterhandlungen Zeit zu gewinnen, ihre Al

Buenos - Ayres aufgebracht worden; so viel ist gewi

gebliche Einverständnisse mit der konstitutionellen Ges(F

| mee zu organisiren und zu verstärken; sobald diese belt

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n Absichten erreicht waren, und sie sh im Stande

aubten, ihre weiteren Entwürfe auszuführen, welche hin gingen, in den südlichen Provinzen gute Stellun- n zu-beziehen, und sih daselbst zu halten, bis ihnen e Ereignisse gestatten würden, wieder die Offensive ge- n die fombinirte buenos- ayrisch - chilische Armee zu er- eifen, räumten sie die Hauptstadt und zogen sih in ¿e Gebirge von Ober-Peru, ohne die Stipulationen des it San Martin unterzeihneten Traktates weiter zu achten.‘ F (

Meder Kommissair, den La Serna. nah Spanien ge- ndt hatte, kam zurúck, ohne eine vollständige Geneh- igung erzielt zu haben. Es scheint, daß die- Kabalen

ezuela’s Úber die Vorstellungen seines Nachfolgers, in -

adrid den Sieg davon getragen hatten. Die spanische egierung billigte weder die militairische Jnsurreftion, he die Leitung der Angelegenheiten in Peru în die inde von La Serna gelegt hatte, noch verdammte sie

selbe; ‘es lag ihr im Grunde wenig daran, ob die

führer der Armee, welche gegen die Anhänger der abhängigkeit kämpfte, reine Royalisten oder Konstitu- nelle waren.‘ f : „Die Lage La Sernä’s wurde dadurch sehr zwei- tig, wenigstens durften die Hauptstüben seines Sy- ms feine Besorgniß einflößen. Er nahm daher dem neral Ramirez das von demselben bisher geführte mmando der Armee ab, und übertrug es dem Gene-

Valdez. Canterac und einige“ andere verdiente und \ébene Officiere wurden wieder angestellt; im gleichen

inne. erfolgten andere Maßregeln; man konúte es aber c durchseßen, Olanèta das Kommando über die Avant- de zu entziehen. Dieser, der sich. von allen reinen

alien in der Armee unterstüßt fühlte, machte ener-

he Vorstellungen; versagte allen ihm zugefertigten sungen den Gehorsam, und die Lage der spanischen ee war dergestalt, daß La Serna diesem Widérstande hzugeben gezwungen wär. Jn der That wären die anier verloren gewesen, wenn ihre Anführer si ent- it hâttenz die Jndependenten, beinahe sämmtlich uaner, unter den Befehlen des. Generals Santa z, selbst eines Peruaners, waren an dér südlichen ste gelandet, und rückten in Eilmärschen gegén sie Por. „Man dachte nunmehr an nichts anderes, als dem nde die Spike zu bietéèn. Valdez und Olaneta rück- ihm entgegen, der eine in der Richtung von Are- pa, - der andere: in der von Oruro. Santa Cruz er- rtete-sie nicht, sondern zog sich mit einer Hast, welche spanische Armee selbst in Erstaunen seßte, zurück. ateta, dessen Korps sih in besserem Zustande, als das Valdez befehligte béfand, verfolgte Santa Cruz bis ch la Paz, und eignete sich, obschon er keinen Flinten- huß gethan hätte, den ganzen Ruhm des Feldzuges

Er hielt sich nun für den wichtigsten Mann in der mee, und bot Alles auf, um seine Partei zu vermeh- , und La Serna zu stürzen, gegen den er einé tiefe \neigung empfand, nicht blos weil ihm dieser seine elle zu nehmen versucht hatte, sondern auch weil er en politishe Meinungen verabscheute. Es gelang

für den Augenblick, seiner Partei in den von ihm et gehaltenen Ländern das Uebergewicht zu verschaf-

fish und spanisch bleibe. Der

fen, in den anderen Provinzen Mißtrauen gegen seinen Nebenbußhler zu erwecken, und als er sich für stark genug hielt, um sich in der Stellung, die er annehmen wollte, zu behaupten, proflamirte er sich zum Vice-König. Er hatte sih aber hinsihtlich der Stimmung der Gemüther getäuscht, und fand nur {wache Unterstübung, um diese Usurpation zu behaupten; er sah sich daher genöthigt, auf den angenommenen Titel Verzicht zu leisten, La Serna als den wahren Vice - König anzuerkennen, und mußte sich noch glücklich schäßen, nicht das Kommando Lr Korps nach einer Revolte zu verlieren, die ihm a Serna um so weniger verzeihen konnte, als er si auch schon vorher eines förmlichen Ungehorsams gegen seine Befehle s{chuldig gemacht; eine Widerspenstigkeit, die ihm sicherlih das Leben gekostet haben würde, wenn nicht in den Reihen der spanishen Armee Anarchie ge- herrscht, und die Nähe des Feindes den Vice-König ver- hindert hätte, andere Maßregeln zu ergreifen.

¿Da La Serna’s Partei in Ober-Peru ein Ueber- gewicht erlangt hatte, das nur durch den Triumph der Republikaner gestört rverden. zu können schien, und \selbe die Hoffnung nährte, diese leßtern zu vernichten, ünd die Unabhängigkeit von Peru zu proflamiren, so sandte sie im Jahre 1823 zwei Kommissaire nach Madrid, um Über diesen Gegenstand Unterhandlungen mit der spani- schen Regierung zu eröôf\nen. Einer dieser Kommissaire war ein Adjutant des Vice-Königs. -Kaum waren sie

aber zu Gibraltar ans Land gestiegen, als sie den Stutz

der Herrschaft der Cortes und die Wiedereinseßung

| Ferdinand Vill. in seine ganze Machtgewalt - erfuhren,

Sie kehrten nah Peru zurück, wo man alsbald von al- lem, was in Spanien vorgegangen Kenntniß erhielt. Die Dekrete, welche Se. Kathol. Maj. gleih nah Jh- rer Befreiung erließen, gaben der Partei der reinen

Royalisten in Peru neuen Muth, und Olaneta erklärte

ch im Februar noch unverhohlener als jemals gegen La Serna. Er erließ zu diesem Behufe am 21stcn des ge- dachten Monats folgende Proklamation aus Potosi:

7 1,-Seit der Einführung des konstitutionellen Sy-

stems in Peru, habe ih die Uebel beklagt, welche der

peruanischén Nation durch die Rebellen (La Serna, Can- térac, Valdez U. s. f.) zugezogen wurden, die, unter dem Schuße éines eitlen Fantoms von Freiheit, ihre Größe auf den Trúmmern des Altars und des Thrones grün- den wollen ; die Zügellosigkeit und der Despotismus sind

aufs Hôchste getrieben worden. Allein die Vorsehung, welche über die Religion und den König wacht, hat die

Halbinsel gerettet, und hat gewollt, daß Amerika katho- Himmel hat mich erfo- ren, um diesen anderen. Theil jeines Nathschlussés zu vollzieheri, und ih, so wie alle Soldaten meiner Armee sind entschlössen, für dié Sache der Religion und des Königs zu fallen. Jch verordne daher Folgendes: Art. 1) Da unser Monarch wieder den Thron mit der gan- zen von Seinen Vätern ererbten Machtvollkonimenheit bestiegen hat, and die Konstitution, welche Seine Prä- rogativen abgeschafft hatte, in Spätiien zerstört worden ist, so hôrt sie ebenfalls in Peru zu bestehen auf, wo- selbst die Angelegenheiten hinführo wieder, nach den al-

| ten Geseßen, wie vor dem Jahre 1819, regiert werden

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