1934 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 23 Nov 1934 18:00:01 GMT) scan diff

Neich3- und Staatsanzeiger Nr. 274 vom 23, November 1934.

Die Ausstellungen im Prinzessinnenpalais, Plaß am Zeughaus, werden in Zukunft wenigstens zeitweilig die Schöpfungen der Gegenwart und der früheren Fahrhunderte vereinen. Beim Ein- tritt in das Berliner Museumsviertel erlebt so der Besucher, daß Werke hoher Kunst stets einander ebenbürtig sind, mögen ste. heute oder im Zeitalter der Medici, mögen sie untex nordischen Himmel oder unter der Sonne Griechenlands entstanden scin. Wer diese Erkenntnis gewann, dem erschließen sich die Schâße aller Berliner Museen, zu deren Genuß geschichtliches Wissen keine Vorbedin- qung ist. : Î i N is erste Ausstellungsfolge „Deutsche Kunst seit Dürer“ wird im Laufe eines Fahres einen gewissen Usgberblick übex die Kunst der Gegenwart und der lebten vier Jahrhunderte geben. Zunächst wird „das Bildnis in. der Plastik“ gezeigt und damit ein wichtiges Kapitel deutschen Kunstschaffens und deutscher Menschengestaltung zur Anschauung gebracht. Die Ausstellung umfaßt 155 Kunst- werke, davon sind 126 preußischer Staatsbesiß, neben Berliner Museumsstücken auch Werke aus Königsberg, Kassel, den preußi- chen Schlössern usw. Der Rest der ausgestellten Werke ent- A auSwärtigen Museen und Privatbesiz. Die- Bildwerke

sind nicht zeitlih, sondern nah Werkstoffen geordnet. Es gibt Räume für Stein-, Holz-, Metallarbciten usw. So wird eine lebendige, nenartige Zusammenstellung der Kunstwerke erreicht,

Wir heben besonders hervor das kleine Alabaster-Brustbild des Kurfürsten Ott-Heinrich v. d Pfalz aus dem 16, Jahrhundert, Leihgabe des Pariser Louvre-Museums und zum ersten Male in Deutschland ausgestelli. Das Holzrelief des Domherrn Tiedemann Giese aus dem Königsberger Schloß, dem gleichen Jahrhundert entstammend. Das kleine silberne Reiterstandbild Gustav Adolfs aus dem Frankfurter Kunstgewerbemuscum. Ein kaum bekanntes Brustbild Friedrihs des Großen von Schadow. aus Leipziger Privatbesiß; ein Brustbild Goethes in seinen Mannesjahren vom Weimarer Künstler Klauer, ein Geschenk Goethes an- Zelter und von dessen Nachkommen zur Verfügung gestellt. Alle namhaften deutshen Bildhauer vom Ausgang , des Mittelalters bis zur Gegenwart, von Daucher und Hagenauer über Schadow und Rauch zu Lehmbruck, Barlah und Kolbe sind vertreten. Außer den er- wähnten Leihgaben werden noch Werke aus den Museen in Dresden, Düsseldorf, Duisburg, Hamburg und München gezeigt.

Handödelsitecil.

Weiter steigende Beschäftigung.

Von einem kurzen und unbedeutenden Rückschlag im Juni abgesehen, ist die Gesamtzahl der Beschäftigten von Monat zu Monat gestiegen. Gegenwärtig sind im ganzen, d. h. in „regu- lärer“ und „zusäblicher“ Beschästigung zusammen, wie im Wochen- beriht des Justituts für Konjunktursorschung ausgeführt wird, fast 16 Mill. Menschen als Arbeiter und Angestellte tätig. Vor 9 Jahren noch waren in Deutschland nux etwas mehr „als 13 Mill., vor einem Jahr etwa 144 Mill. Menschen beschäftigt.

Jm Laufe der leßten 12 Monate sind also 1,7 Mill. Menschen -

wieder in den Produktionsprozeß eingereiht worden und seit dem Tiespunkt der Beschäftigung, der etwa vor 2 Jahren erreicht war, rund 3 Mill. Menschen. Konjunktuxell gesehen, stehen wir gegen- wärtig etwa wieder auf demselben Punkt wie 1m Herbst 1930. Es entspricht der Gesebmäßigkeit jedes Wachstums, und ist also ganz natürlich, daß das Tempo der Belebung allmählih nach- läßt. Während im Jahr 1933 von Mai bis September in jedem Monat durchschnittlich 180 000 Arbeitskräfte in den Produktions- prozeß eingereiht werden konnten, sind es in diesem Fahr in der leihen Zeit nur 15000. Damals freilih standen die großen l rbeitsbeschaffungsprogramme gerade in ihrem Anfang und haben dadurh bewirkt, daß der Bedarf an Arbeitskräften in den Fundustrien, denen sie zugute kamen, besonders stark, ja teilweise \sprunghaft, gestiegen ist. Auch die Einrichtungen, die hier unter dem Begriff der „zusäblihen Beschäftigung“ zusammengefaßt sind, hatten im vorigen Jahr eine ganz erhebliche Zahl von Ar- beitskräften aufgenommen, zum Teil auch hier im Rahmen der Arbeitsbeschaffung. Heute dagegen stehen die großen Projekte der unmittelbaren Arbeitsbeshaffung zum großen Teil vor ihrer Vollendung. Die dafür ausgeseßten Mittel sind bis auf kleine Reste verausgabt. Die treibende Kraft ist heute viel mehr als vor einem Jahre die allgemeine Belebung der Wirtschgft, die sih im Verlauf der leßten 14 oder 2 Jahre, gesteigert durh die Sekundärwirkungen der Arbeitsbeschaffung, herausgebildet hat. C R E E Gf eg S Rit R U A Fa eite rwer hes diesem Jahr noch viel rascher gestiegen, wenn nicht planmäßig das Tempo gemäßigt worden wäre. „Planmäßig“ insofern, als seit dem Frühjahr dieses Jahres die Notstandsarbeiten eingeschränkt wurden, um die dafür zur Verfügung stehenden Mittel aus dem Haushalt der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeits-

e , o Die Frage der Preisbindungen. Stklärung Dr. Goerdelers.

Zur Frage der Preisbindungen in der Wirtschaft gibt der Reichskommissar für Preisüberwachung folgende Erklärung ab: Eine meiner wichtigsten Aufgaben erblicke ih darin, die Wirt- haft von solhen Bindungen zu befreien, die der Entwicklung und Verwertung der Gaben und Fähigkeiten des Menschen ent- gegenstehen. Es versteht sih von selbst, daß ih hierbei niht einem zügellosen Wettbewerb, dem jedes Mittel recht ist, den Weg frei- machen will. Ebenso selbstverständlich ist es, daß viele Bindungen der landwirtshaftlihen und industriellen Urproduktion und auch manche andere als nationalwirtschaftlih notwendig anzuer- kennen sind. Wenn ih auf Gebieten der Erzeugung und des Handels Bindungen, die ih auf Grund meiner Erfahrung und Prüfung als volkswirtshaftlich überflüssig und {hädlich ansehe, aufhebe oder lockere, so werden die notwendigen wirtschaftlichen Sicherheiten geschaffen werden. Fn der Notzeit der Nachkriegs- jahre haben sich unleugbar vielfah Formen und Methoden des Wettbewerbs entwickelt, die mit Berufsehre und geschäftlihem Anstand unvereinbar sind. Preisunterbietungen, die nicht zu Lasten des eigenen, sondern fremden Risikos erfolgen, sind das, was man liberalistisch nenneù könnte. Die Möglichkeit, auf Kosten dritter (Staat, Gefolgschaft und Geldgeber) mit Preisen zu schleudern, gilt es, scharf zu beshneiden. Hierin sowie in der Veberwachung einex der Kaufkraftlage richtig angepaßten Quali- tätshaltung sehe ih heute die wichtigste Aufgabe der fachlichen Selbstverwaltung, nicht aber in der Festlegung und Verteidigung eines starren Preissystems. /

Die hierzu nötigen Vorausseßungen sind in folgendem ge- geben: Es muß die Sicherheit gegeben sein, daß jeder Wett- bewerber unter allen Umständen seine Verpflichtungen gegen Staat und seine Gefolgschaft erfüllt, um überhaupt auf die Dauer im Geschäft bleiben zu dürfen. Hierzu wird den Verbänden, deren Preisbindungen aufgehoben, oder die die Aufhebung freiwillig beantragt haben, das Recht gegeben, bei den zuständigen Stellen der Finanzverwaltung und der Arbeitsfront jederzeit Erkundi- gungen einzuziehen und die Kalkulation solcher Berufsgenossen, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, durch eine neutrale Stelle genau nahpxüfen zu lassen.

Es wird mit allen Mitteln darauf hingewirkt werden, daß künftig von den Möglichkeiten, welche die Vorschriften des Ge- seßes gegen den unlauteren Wettbewerb und der Konkursordnung bieten, in twirksamster Weise zur Bekämpfung gemeinschädlicher Preisschleuderei Gebrauch gemacht wird. Wer in seiner Preis- gestaltung unredlich war, wird in Zukunft keine Möglichkeit haben, sich die Vorteile eines Vergleichsverfahrens zunuße zu

losenvexsicherung als Reserve für den kommenden Winter aufzu- sparen. Durch diese Einschränkung der Notstandsarbeiten ist die Sahl der „zusäßlih“ Beschäftigten seit März ständig gesunken. Das wieder hat einen Teil der Steigerung der „regulären“ Be- schäftigung ausgeglihen. So ist von März bis September 1934 die Zahl der „regulär“ Beschäfstigten gestiegen um 1340 000, die Zahl der „zusäßlih“ Beschäftigten gesunken um 410090, die Ge- samtzahl der Beschäftigten infolgedessen nur gestiegen unm 930 000. Der Hauptträger der gegenwärtigen Zunahme der Beschäftigung ist die Jadustrie. 1932, am Tiefpunkt der Konjunktur, war die Zahl der Fndustriearbeiter auf 5 Millionen zusammengeshmol- zen. Seither ist sie um rund die Hälfte gestiegen. Die Jnvesti- tionsgüterindustrien stehen, was das Tempo der Belebung be- trifft, an der Spive. Fn der Großeisenindustrie, in dex Elektro- industrie, im Maschinenbau und im Baugewerbe ist die Beschäfti- gung im Verlauf der leßten Monate am stärksten gestiegen.

Die Produktionsgüterindustrien im ganzen haben die Ver- brauchsgüterindustrien in der Ausnußung der Kapazität Üüber- flügelt. Sie haben damit den schärferen- Rückgang, dem sie in den Fahren sinkender Konjunktur ausgeseßt waren, wieder aus- geglihhen. Jm Fahre 1929 waren, nah der Zahl der beschäftigten Arbeiter gerehnet, die Verbrauchsgüterindustrien mit T1 vH. ihrer Kapazität, die Produktionsgüterindustrien mit 70 vH. aus- genußt. Bis zum Sommer 1932 waren die Verbrauchsgüter- industrien auf ‘48 vH., die Produktionsgüterindustrien aber auf 36 vH. gesunken. Feßt dagegen liegen die Produktionsgüter- industrien mit 62,5 vH. wieder über den Verbrauch8güter- industrien.

Je weiter die Jahreszeit ‘fortschreitet, desto mehr muß damit gerehnet werden, daß auch die jahreszeitlihen Faktoren wieder das Bild der Beschäftigung stärker als bisher bestimmen werdeu. Es ist indes das Ziel der Beschäftigungspolitik, wie im vorigen Winter auch in diesem Jahr die winterliche Arbeitslosigkeit so

WLLTLY 30 err VrzCti ges derr S2 wle lu Vell nawysren naten darauf ankommen, möglichst viel Arbeitskräfte in diesen Wirtschaftszweigen mit solhen Arbeiten zu beschäftigen, die vom Wetter und von der Temperatur unabhängig sind. Daß hierzu praktisch Möglichkeiten bestehen, zeigen. die Erfahrungen des leßten -Winters. / :

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machen. Nötigenfalls wird auch eine Verschärfung der geltenden Strafbestimmungen in dem Sinne erfolgen, daß die einer Zählungseinstellung vorhergegangene rüsihtslose Preisunter- bietung, die zur Vershleuderung anvertrauter Werte geführt hat, als besondere, strafbare Handlung gewertet wird. Bei solchen Sicherheiten liegt die Wahrung der Standesehre dann nicht mehr in der Fnnehaltung eines irgendwie vorgeschriebenen Preises, sondern in der Funehaltung der klar umrissenen Bedingungen für den Wettbewerb. Für Selbstdisziplin und Fleiß, Arbeits- kraft und Arbeitsleistung ist dann der Weg zum Erfolg frei- gemacht.

Verbrauchershuß durch Vutterfestpreise.

Kaum sind die für die Reihsnährstandspolitik richtung- gebenden A ec in Goslar Verfiagen, als bereite der uttermarkt eine s fie U Regelung durch eine Anordnung des Reichskommissars für die Vieh-, Milh- und Fettwirtschaft erfährt. Bereits ein Fahr lang haben zwar die Butterpreise lo e keine Veränderung et da die bishex von den cotierungskommissionen unverändert festgeseßten Notierungs- preise als Richtpreise galten und der Markt durch die Bedarss- deckungspolitik des Reichsnährstandes einen stetigen Charakter be- kommen E Die nah der Anordnung vom 20. November 1934 heute geltènden Preise bringen auch keine nennenswerte Ver- änderung ‘des bisherigen Zustandes, sondern werden nunmehr als Festpreise bei der Lieferung von Butter seitens der Molkereien an Wiederverkäufer für verbindlih erklärt.

_ Neben den Erzeugerpreisen als Höchst- und Mindestpreise sind die Fes oeE, 0 für alle 5 Butterklassen als Höchstpreise festgeseßt worden. Für die Fracht-, Verteilungs- und Verkaufs- spesen, Steuer usw. ist eine Spanne von 25—30 Pfg, je Pfund eingeräumt worden, die bei der direkten Butterabgabe der Mölte- reien an Einzelhändlex und bei den geringwertigeren Buttersorten eine Ermäßigung erfährt. Für den Verkauf von nihtmolkerei- mäßig hergestellter Butter, welche vom Erzeuger direkt an den Verbraucher abgeseßt wird, ist ein Preis von 1,35 RM je Pfund O der bei Abgabe an den Wiederverkäufer nur 1,15 RM

eträgt.

Duxch den nunmehr geschaffenen Preisrahmen i} in erster Linie der Verbraucher vor jeglichen Preisüberforderungen L chügt, während gleichzeitig der Erzeuger einen Mindestpreis für eine Ware zugesichert erhält. Hierdurch wird die soziale Be- eutung der Anordnung offenbar, die es niht mehr zuläßt, daß einer der am Butterverkehr beteiligten Stände auf Kosten des anderen seine Geschäfte treibt, Dadurch aber, pa die Preis-

pielraum für den Handel zur Durchführung der billigsten und zweckmäßigsten Verteilung, die durhaus niht überall die vor- gesehene Höchstspanne in Anspruch nehmen muß. Die nunmehr gegebene Preisbindung ist also niht das Ergebnis einer Zwangs- wirtschaft, sondern bringt für den Butterverkehx die Ordnung, welche notwendig ist, um die Existenz dex Beteiligten zu sichern. Selbstverständlich dient die mengenmäßige Beeinflussung des Buttermarktes nah wie vor dazu, die Vorausseßungen für die

e unten festgelegt und nah oben begrenzt ist, igten ein

S. 2

Fee Os Ordnung des Marktes zu schaffen und j nationalsozialistishen Grundsaß der Bedarfsdecku 19 28 edel geschehen zu erfüllen, n Raf gegenwärttge Preishöhe für Y ls zgunsten d nkedrtgen Kauskräft der Bevölkerung durchaus f ine der Volksgemeinschaft niedriggehalten ist, beweist die M sache, daß im Vorkriegsjahr 1913 der Butterpreis um diesel, Zeit mit 5,— RM höher lag als heute. Mit der Preisanordy ist ein weiterer Schritt zu einer geregelten Marktwirtschaft I: und ein neuer Baustein in das organische Ganze der nat Y sozialistishen Marktordnung eingefügt. Onals

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Generalversammlungstalender für die Woche vom 26. November bis “1. Dezember,

Montag, 26. November. Berlin: B -Spinnerei i mel f t Jute-Spinnerei und Weberei, Hemelingen, Hamburg: Bill-Brauerei A.-G, Hamburg, 15 Uhr. Dienstag, 27. November.

. in- c ; V2 O 6 R S Jndustrie A.-G,, Berlin-Falkense, ugsburg: Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G. 7

burg, 1114 Uhr. i P E 1 Us Augsburg: Zahnräderfabrik Augsburg vorm. Joh. Renk (A-G) Augsburg, 12!4 Uhr. A Dresden: Dresdner Gardinen- Dresden, 12 Uhr. Dresden: Patentpapierfabrik zu Penig, Penig i. Sa,., 12 Uhr. E. Frankfurter Hof A.-G., Frankfurt a. M., ao. §.-y r. D, Frankfurt/M.: Hafenmühle in Frankfurt am Main A.-G., Frank

furt a. M., 11 Adre Ulm: C. D. Magirus A.-G,, Ulm, ao. H.-V. 15% Uhr.

Mittwoch, 28. November.

Berlin: Braunkohlen- und Brikett-Judustrie A.-G. Bubiag

Berlin, 12 Uhr. [ Berlin: Carl Flohr A.-G., Berlin, 11 Uhx. Berlin: Carl Lindström A.-G., Berlin, 12 Uhr. Dortmund: Schüchtermann & Kremer-Baum A.-G. für A je

. bereitung, Dortmund, 114 Uhr.

Gütersloh: Vogt & Wolf A.-G., Gütersloh, 16 Uhr. R Ee Rücdversicherungs-Gesellschaft, München,

hr. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt A.-G., Stuttgart, 15 Uhr, Donnerstag, 29. November.

Darmstadt: Motorenfabrik Darmstadt A.-G., Darmstadt, 16 Uhr,

Me Aktien-Brauerei Schönbusch, Königsberg i. Pr, r.

Königsberg/Pr.: A.-G. Brauerei Ponarth, Königsberg i. Pr,

10 Uhr. ; Stuttgart: Württembergishe Elektrizitäts-A.-G., Stuttgart, Fisherei A.-G., Wesermünde-G, ao,

11s Uhr. Wesermünde-G.: Deutsche Wesermünde-G : Norddeutsche Hochseef esermünde-G.: Norddeutsche Hochseefisherei A.-G., Wesermiünde G., ao. H.-V. 16 Uhx. e ers

Freitag, 30. November.

Berlin: Staßfurter Chemische Fabrik vormals Vorster & Grüne berg A.-G. i. L., Leopoldshall, 11 Uhr. Essen: Capito & Klein A.-G,, Düsseldorf-Benrath, 16 Uhr. Essen: Westfälishe Drahtindustrie, Hamm “i. W., 18 Uhr. Kassel: Fever]tanl U.-G., Kassel, 11 Uhr. Königsberg/Pr,.: Bergshlößchen-Aktien-Bier-Brauerei, Brauns r.

berg, 10 Königsberg/Pr.: Bürgerlihes Brauhaus A.-G,, Nürnberg: Gutehoffnungsl ütte Aktienverein für Bergbau und

11 Uhr Hüttenbetrieb, Nürnberg, ao. H.-V. 1114 Uhr und o. H. 12 Uhr.

und Spigzen-Manufaktur A-G,

Fusterburg,

Sonnabend, 1, Dezember. Keine.

Anfang 1935 voraussichtlich weitere Zement preiSermäßigung.

Da die Frist für die gegenwärtige Marktregelung im Zemenkt- gewerbe abläuft, sind, wie bereits berichtet, Verhandlungen im Gange,“ die sich auf die fernere Stellung der Außenseiter, die Beibehaltung der gegenwärtigen Bindungen, die Aufrechterhal- tung des Neubauverbots, eine Verständigung zwischen Jndustrie und Handel über die Regelung des Verkaufsgeschäfts usw. be- ziehen. Jm übrigen i, wie die „Bauwelt“, Berlin, darüber hinaus zu berichten weiß, eine weitere Preisherabsezung für Portlandzement für Anfang nähsten Jahres geplant, falls [ih die Absaybelebung wie bisher fortsetzt.

Berliner Börse am 23. November. Nervösg und zumeist schwächer.

Zu Beginn der heutigen Berliner Börse bewegten sich die Kuxse überwiegend weiter nah unten. Einmal verwies die Kb lisse auf die politishen Vorgänge in Südosteuropa, zum anderen Teil war es wieder der geringe Ordereingang von Publikums seite, der Verstimmung auslöste, so daß troß Véricblébener günstiger Meldungen aus der Wirtschaft die Grundstimmung nervös war. Erst im Verlauf machte sich eine gewisse Widerstandsfähigkeit be- merkbar, troßdem war die Kursgestaltung uneinheitlich. é Kurse lagen bis gegen Schluß des Verkehrs unerhollt. ,

Montanwerte, die g wenig verändert waren, litten i Verlauf unter Angebot der Boe Dabei gingen Harpener um 1/4 vH, Mannesmann und Hoesch um je 1vH zurü. Ret wider ARED zeigten sih Braunkohlenpapiere, von denen Rhel- nishe Braun oblen aer 1 vH höher lagen. Kalipapiere 4 d bei kleinem Angebot bis um 1!§ vH zurück. Unter Chemishe! Werten kam Material in Z. G. Farben heraus (minus 4), \t Zusammenhang damit waren auch Chem. Heiden um 1vH niedriger. Am Elektromarkt lagen besonders Lahmeyer (minus 314), e (minus 3) und Akkumulatoren (minus 3) vH s{chwa0 Dagegen Siemens auf Grund der Meldungen über neue Ausland aufträge ein Prozent höher. Dann kam noh etwas Material n Ener an den Markt, dabei verloren Schubert & Sale 3 vH und Orenstein 14 vH. Sonst waren noch Angebote Julin Berger (minus 124) und Reichsbank (minus 1). . Große

Am Kassamarkt überwogen ebenfalls Rückgänge, die in Gros bankaktien bis zu 1vH ausmahten. Renten lagen überwie, etwas leichter. Etwas stärker angeboten waren Schuldbucio ih rungen (minus %). Tagesgeld war reht flüssig und stellte eil auf 34 bis 4% vH, teilweise auch darunter. Am internatin= Devisenmarkt Je die Mark sehr fest, in Berlin ging das Pu auf 12,43 (12,44) un dder Dollar auf 2,49 (2,491) RM zuru.

Neichs: und Staatsanzeiger Nr. 274 vom 23. November 1934. S. 3

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| Der Welthandel im dritten Vierteljahr 1934.

Wieder leichter Rückgang.

dit der Abshwähung der Wirtschaststätigkeit in wichtigen de Welt K au der zwischenstaatlihe Güteraustausch seit Mitte des Jahres wieder leicht zurücgegangen. Nach den . Fest- stellungen des Statistishen Reihsamts hat der Welthandel vom ) zum 3. Vierteljahr 1934 wertmäßig (berehnet auf Reichsmark- rund 2 vH abgenommen. Da das Preisniveau der

asis) um l i t E bo handelswaren sih in dieser Zeit kaum verändert hat, sind

ndel von 52 Ländern ANScnYa teljahr 1933

Länder: Umsaß e 0. 22,7

s Einfuhr Me Einfu 5 uropäische Länder: Einfuhr . . h EoN Ausfuhr . . S M) außereuropäische Länder Einfuhr N Ausfuhr s

Ausgenommen von dieser rüläufigen Bewegung ist nur die Ausfuhr der europäischen Länder; diese zeigt im 3. Vierteljahr 1934 jogar eine Wertzunahme um rund 3 vH. Aber das ist überwiegend auf jahreszeitliche Einflüsse L S die ZU- nahme is im ganzen sogar geringer als in srüheren Jahren Nur die Ausfuhr einiger europäischer Agrarländer, wie der Niederlande, Dänemarks, Estlands, Lettlands und Jugoslawiens, ferner der Teschechoslowakei, hat sih über die jahreszeitlih be- dingte Zunahme hinaus erhöht. Die Ausfuhr der JFndustrie- länder, vor allem Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs, hat sich, konjunkturell gesehen, etwa auf dem bisherigen Niveau gehalten. Erhöht hat sih die Ausfuhr der europäischen Agrar- länder vor allem nah den europäischen Fndustrieländern. Nun ist aber die Einfuhr dev europäischen Länder im ganzen um rund 6 vH zurückgegangen. Nur zum Teil hat das saisonmäßige Ur-

3. Vier- * 2, teljahr 1934 Milliarden Reichsmark

sahen. Vermindert hat sih vor allem die Einfuhr Frankreichs und Deutschlands. Jn Frankrei ist der Rückgang der Einfuhr Einfuhr Frank- reich

Groß- brit,

52 Deut- Länder sches Reich 1932 ; Vierteljahr

14,7 14,2 12,2 13,3

12,1 12,0 12,0 12,5

1,22 1,32

. Vierteljahr . "”

1934 , Vierteljahr « « s

Y” E. M S 0.

e N 11,8 1 . . . . . . 11,1

Die Ausfuhr der Ueberseeländer ist zwar, soweit sih das nah den vorliegenden Zahlen beurteilen läßt, t im ganzen nur wenig zurückgegangen, doch ist die Zahl dex Länder, die im Be- richtsvierteljahr niedrigere Ziffern ausweisen als im Vorviertel- jahr, nicht gering; ju ihnen gehören China, die Südafrikanische Union, Aegypten, British-Fundien, der Australishe Bund und Neuseeland. Dagegen hat die Ausfuhr einiger anderer Länder, so Argentiniens und der Vereinigten Staaten von Amerika, zuge- nommen, ohne daß allerdings ein Ausgleich herbeigeführt wurde. Vei der Mehrausfuhr der Vereinigten Staaten handelt es sih vor allem um Rohstoffe und Nahrungsmittel; die Ausfuhr von Fertig- waren ist zurückgegangen. Die Einfuhr der Ueberseeländer ist im ganzen erheblih gesunken. Diese Abnahme entfällt jedoh fast ausschließlich ‘auf China und die Vereinigten Staaten von Amerika. Der Rüefschlag in der Wirtschaftsentwicklung der Ver- einigten Staaten im Verlauf des Sommers hat den Bedarf an Rohstoffen verringert und die an sich {hon durch Valuta- entwertung und Zölle stark behinderte Fertigwareneinfuhr weiter erschwert. Fn Japan und British-Fndien hat die Einfuhr zwar auch abgenommen, aber weniger als saisonüblich; in den meisten übrigen wichtigeren Ländern ist die Einfuhr dagegen sogar ge- stiegen. Obgleich die Kaufkraft der überseeischen Rohstoffländer

Milliarden Reichsmark 1,64

in besonders starkem Maße von der Gestaltung des Exports ab-

auch die umgeseßten Mengen entsprehend geringer geworden. JFahreszeitlihe Einflüsse spielen bei diesem Rückgang im ganzen keine große Rolle; bisher blieb der Umsaß im Welthandel vom 2. zum 3. Vierteljahr zumeist fast unveröndert, Der Welthandel ist damit mengenmäßig wieder auf den Stand vom 3. Vierteljahr 1933 gesunken; er liegt jedoch noch um etwa 6 vH über dem bisher tiefsten Stand im 3. Vierteljahr 1932,

Zunahme (-+-) Abuahme

im 3, Vierteljahr 1934 gegen- vom 2. zum 3. über dem Vierteljahr im

3, Vierteljahr 2, Vierteljahr Durchschnitt d. 1933 1934 Jahre 1925/28

3. Vier- teljahr 1934 s

Vier-

5,9 6,8 4,8

21,3 11,1

_

1 11,8 10,0

7,6 5,6 4,2 4,4

_-

+ 6,3 n +

-

H] Odo D i do, I ho o m tx eo do

LTFETAIA A

_

(vor allem von Rohstoffen) eine Folge der fortshreitenden Schrumpfung der industriellen Produktion. Die Abnahme der deutschen Einfuhr ist zum Teil saisonbedingt, zum Teil durch die Minderung des Debisekeingangs verursacht. Abgenommen hat auch die Einfuhr der übrigen mitteleuropäishen Fndustrieländer, fernex der Niederlande, Norwegens und einiger Balkanländer. Die Einfuhr Großbritanniens, Schwedens und Polens hat sich gehalten, und nux Dänemark, Bulgarien und Estland haben mehr eingeführt als im Vorvierteljahr. Es muß sich also in der Ein- fuhr der europäishen Länder bei verminderten Gesamtbezügen eine gewisse geographishe Umlagerung von den überseeischen auf die europäishen Länder durchgeseßt baben An sich handelt es sih hierbei zwar um eine saisonüblihe Bewegung; in ihrem Ausmaß ging sie jedoch, wohl auch unter dem Einfluß der Ea und Kompensationsabkommen, über die früherer Fahre inaus.

Ausfuhr Frank- reich

Ver. St. von Amerika

1,89 1,56 1,43 1,75

Deut-

sches Reich

Groß- brit.

Ver. 52 St. von Länder Amerika

12,8 11,8 10,8 12,4

0,88 0,80 0,74 0,85

10,6 0,75 10,4 ,73 10,7 74 11,7 0,81

10,5 0,74 1,07 10,0 0,71 0,93 10,2 0,70

hängt, ist hier vielfah, dank der bisher im allgemeinen guten Entwicklung von Export und Wirtschaft, eine unmittelbare Reak- tion auf den neuerlihen Rückgang des Exports nicht eingetreten. Werte

Europa Außer- europa

38,3 35,1 30,4 34,1

81,6 29,9

30,7 39/6 30,9

-

1/43 1/10 1/26

A

ful janz) sum) jarmd -

1,36 1,23 1,27 1,53

1,33 1,26 1,29

1,13 1,14 1,30 1,10

-

fend baptfees hes _— Uo do Do do Us bo ha Lo A R D

_

1,07

fai fand juni do [2]

_

Do Do O1 b-i

Kennzifsfern 1928 = 100

1932 Vierteljahr « 45,3 Ä 43,8 i 39,0

Ñ 43,7 1933 Vierteljahr 37,3 » 38,0 88 ”» 40,4 7,0 1934 Vierteljahr « « e » « 86,5 ; 0 o o O02 30,0 33 69,2 ; : e WA 204 32,8 67,8

*) Durch Ausschaltung der Preisveränderungen aus den Wert- zahlen errechnet,

Jnsgesamt Volumen*)

42,2 40,0 35,3 §95

34,8 34,4

1, 74,1 68,4

WMrbeitseinsaß und Produktion.

Die Wirtschaft, vor allem die Fndustriewirtschaft, ist dauernd bemüht, das Verhältnis zwischen Arbeitseinsay und Produktion möglichst günstig zu gestalten. Gerade auf diesem Gebiet sind in den Jahren seit 1924, wie es im Wochenbericht des Fnstituts für Konjunkturforschung heißt, besonders große Fortschritte erzielt worden, größere als je in der Vorkriegszeit. Allerdings vollzieht sich „der tehnishe E Sus entgegen der landläufigen Meinung niht stetig und ohne Schwankungen. “Gerade die neueste Ent- wicklung bestätigt wieder, daß für das Verhältnis von Arbeits- einsaß und Produktionsmenge eine Reihe von Faktoren be- timmend sind, die das Bild der Wirklichkeit in ganz anderer deise beeinflussen, als gewöhnlih angenommen wird.

_ Die Produktionsleistung je Arbeitsstunde in der Fndustrie ist von 1932 auf 1933 zum erstenmal wieder seit 1927 zurü- gegangen. Warum gerade in den legten 14 Fahren die „Produk- tivität der Arbeit“ in der JFndustrie nachgelassen hat, wird klar, wenn man die hier wirkenden Ursachen näher ins Auge faßt. Die Produktivität der Arbeit, gemessen an der Produktions- leistung je Arbeitss\tunde, ist vor allem von folgendem abhängig:

1. Vom technischen Fortschritt im weitesten Sinne des Wortes. Er is}, populär gesprochen, um so größer, je mehx der Mensch durch die Maschine crles wird,

- Von organisatorishen Vereinfahungen innerhalb dex Be- triebe, die sih ohne (oder nur mit unbedeutendem Aufwand an) Jnvestitionen durchführen lassen.

3. Kommt es darauf an, ob sih die Produktion innerhalb der Betriebe mehr auf die Betriebsteile konzentriert, in denen am rationellsten gearbeitet wird, und die deshalb am rentabelsten sind, oder ob die Gesamtanlagen im Betriebe sind, die rentable und unrentable Betriebsteile umfassen. Was innerhalb derx Betriebe für die Betriebsteile gilt, gilt auch innerhalb der JFndustriezweige für die Betriebe.

. Jt das Verhältnis zwischen fixem und variablem Arbeits- au mou wichtig, das sich nah dem Produktionsumfang richtet.

Ob in den leyten 2 Fahren in größerem Umfang arbeit- sparende Maschinen eingeführt worden sind, läßt sih eindeutig Át feststellen. Sicher ist, daß die Pen in der Judustrie, N unter dem Regime der Arbeitsbeschafsungspolitik vorgenommen vorden sind, in der Hauptsahe wohl Ersaßinvestitionen oder olche Fnvestitionen waren, die die bestehenden Anlagen erweitert aden. Darauf deutet die besonders starke Steigerung der ge-

werblihen Bautätigkeit hin, die durch die Arbeitsbeschaffungs- maßnahmen noch besonders gefördert worden ist. Entscheidend für die Entwicklung in der jüngsten Zeit scheint die stärkere Be- trieb8ausnußung gewesen zu sein (Punkt 3). Waren die Betriebe in den Jahren sinkender Produktion und A Preise immer mehr dazu übergegangen, die Produktion soweit wie möglih auf die rentabelsten Betriebsteile zu konzentrieren, so mußten sie nun, je mehr das Produktions8volumen fien, wieder auf die weniger rentablen Anlagen zurückgreifen. Zum großen Teil handelt es sih aber bei den „rentablen“ Anlagen auch um die, béi denen der Arbeitsaufwand am geringsten ist, und umgekehrt. Steigende Produktion bedeutet unter diesen Umständen Senkung der Pro- duktionsleistung je Arbeitsstunde. Diese Tendenz wird auch dur folgendes Moment verstärkt: Je stärker die Beschäftigung ein- geshränkt werden mußte, desto mehr haben die Betriebe ihre Arbeitskräfte unter dem Gesihtspunkt der Rentabilität „aus- gelesen“, Steigt nun der Bedarf an Arbeitskräften, so kommen damit auh wieder die weniger leistungsfähigen Arbeitskräfte in die Betriebe. Und ließli: was sih innerhalb der Betriebe abspielt, geht im großen auch innerhalb der Jndustriezweige vor sich. Auch hier war der Konjunkturrückgang von einem großen Ausleseprozeß begleitet, der alle weniger leistungsfähigen Betriebe zum LOEO gebracht hat. Meist waren dies Betriebe, die mit ohem Arbeitsaufwand gearbeitet haben. JFhr Ausscheiden hatte omit, -gesamtwirtschaftlich gesehen, die Produktionsleistung je rbeitsstunde erhöht. Dieser Ausleseprozeß hat jevt aufgehört.

Jm ganzen sind also gerade als Folge der allgemeinen Pro- duktionssteigerung die die Produktionsleistung je Arbeitsstunde senkenden Tendenzen wieder stärker am Werke. Das führt zu dem auf den ersten Blick paradoxen Ergebnis, daß eine stürmische Aufwärtsbewegung der : Baer R die Wirkung des „technishen Fortschritts“ auf die Arbeitsleistung offenbar hemmt, ihn jeden- falls aber zunächst niht wirksam werden läßt.

Das Futernationale Zinkkartell auseinandergefallen.

Paris, 22. November. Das FJnternationale Zinkkartell ist, wie die „Fnformation“ mitteilt, auseinandergefallen. Der Bruch sei beschleunigt worden durch den Austritt Australiens. Man glaube, daß die bisherigen Mitglieder in Fühlung miteinander bleiben werden. An eine Wiederherstellung des Kartells könne edaht werden, wenn die durch den Preisrückgang

jedo erst onate aufgeworfenen Fragen gelöst seien.

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Saarbrlicker Handelskammer fordert Oeffnung der saarländisch-deutschen Zollgrenze.

Die Handelskammer zu Saarbrücken hat eine Vollversanms lung abgehalten, in der die augenblicklich durch das Clearing- sysiem und die französishe Kreditverweigerung geshaffene Lage sowie die leßte Denkschrift der Handelskammer der Deutschen Front auf Oeffnung der saarländish-deutschen Zollgrenze eingehend er- örteri wurde.

Der Handelskammerpräsident Bodo Karcher wies auf die augenblickliche Lage im Saargebiet hin, die so drohend geworden sei, daß mit Planungen und Konferenzen niht mehr geholfen werden könne. Die einfahste und wirksamste Möglichkeit, der Saartwwirtschaft zu helfen, die immer schärfere Kreditnot und die damit zu befürchtenden Folgen in der Versorgung des Saargebiets mit Lebensbedarf und Handelsartikeln aller Art zu beheben, be- . stehe in der Oeffnung der Zollgrenze nach Deutschland. Frank- reih habe die moralishe Verpflihtung, dem Saargebiet, das gegen seinen Willen der französishen Währung -angegliedert worden ist, weiterhin Hilfe zu gewähren. Der Handelskamnier- präsident gab sodann von einer Mitteilung der Regierungskom- mission Kenntnis, nach der diese auf Grund der Denkschrift der Handelskammer bereit ist, einen gemeinsamen Weg zur Linde- rung der Schwierigkeiten durch Oeffnung der Zollgrenze zu finden. Die Versammlung nahm Kenntnis von dem Schreiben dex Regierungskommission und billigte anschließend einstimmig die Denkschrift der Handelskammer an den Völkerbund. Fn der anschließenden Aussprache wurde die Frage der Grenzöffnung im einzelnen erörtert und vertieft. Man war sich klar darüber, daß eine nur teilweise Oeffnung der Zollgrenze die augenblicklichen Schwierigkeiten nicht voll beheben tfönne, daß sie aber anderer- seits eine Vorbereitung zur wirtschaftlichen Umstellung sei. Grunde säßlih war man sich darüber einig, die Fnitiative der Regie- rungsfommission unter allen Umständen zu unterstüßen, wenn man auch nicht verkannte, daß eine grundlegende Bereinigung der augenblicklichen Clearing- und Kreditshwierigkeiten nötig sei und im Vordergrund allen Handelns stehe. Mit gespanntester Aus- merksamkeik verfolge die Saarwirtschaft die augenblicklichen Be- ratungen in Rom zwischen den deutschen und französischen Sacth- verständigen und hoffe von ihnen eine den Lebensverhältnissen des Saargebiets gerehtwerdende Lösung.

Gouverneur i. R. Dr. Schnee über Weltwirtschafsts- fragen.

Der Präsident der Deutschen Weltwirtschaftlichen Gesellschaft, Gouverneur im Ruhestand Exezellenz Dr. Schnee, sprach bet einem Empfang beim württembergischen Gesandten in Berlin über die gerade in der heutigen Zeit der Gesellschaft erwachsenden Auf- gaben, Die Gesellschast wolle eine Stelle sein, die ohne Bindung von amtlicher und parteiamtliher Seite her oder von Znter- essenten, finanziell auf sih selbst gestellt, im Sinn der Ziele der nationalsozialistishen Regierung die weltwirtschaftliche Stellung Deutschlands zum Gegenstand ihrer Forshungs- und Aufklärungs- arbeit mache. Bei ihrer Tätigkeit gehe sie im wesentlichen davon aus, daß ein internationale Güteraustaush heute nit mehr wegzudenken sei. Dabei müsse oberstes Ziel das wirtschaftliche Wohl aller Volfksgenossen sein. Erste Vorausjezung hierzu set die Stärkung des Binnenmarktes, dessen Kraft und Blüte die Grundlage der ganzen nationalen Wirtschaft sei. Unerläßlich aber ei weiter die Steigerung des zusammengeshrumpften zwischen- taatlichen Güterverkehrs. Die Belebung des Welthandels würde ein wirtschaftlihes Glü für alle Nationen bedeuten. Auch im Auslande wachse erfreuliherweise die Erkenntnis, daß jeßt der Zeitpunkt “eingetreten sei, von dem an ohne Erweiterung des Außenhandels die Binueunwirtschaft eines Landes von innen her nicht weiter angecegt werden könne. Man müsse daher beschleu- nigt dazu übergehen, den internationalen Warenaustausch und Wirtschaftsverkehr auf neuer Grundlage anzuregen.

Für die nächste Entwicklung werde ein System verwickelter Verträge siherlih wenigstens für den europäischen Wirtschasts- verkehr kennzeihnend sein, nahdem unter Berücfsichtigung der eingetretenen Preisbewegung hon jeßt Aenderungen und Ver- shiebungen im europäishen Außenhandel erfolgt seien. Die Kom- ena gele erlangten erhöhte Bedeutung. Gerade Deutsch- and sei an der Arbeit, mit seinen Lieferanten und Kunden neue und auf anderer Grundlage aufgebaute Verträge zu schaffen, um den mannigfaltigen Bedürfnissen, den naturbedingten Eigenarten des Güteraustausches von Land zu Land gerecht zu werden. Es sei höchste Zeit, daß endlih die verfehlte Poltik der Gläubiger- länder mit ihrem ungeheuerlihen Widerspruch aufhöre, von Deutschland Zahlung von Zinsen und Tilgung der Schulden zu verlangen, ohne daß sie Waren und Dienstleistungen von Deutsch- land erhalten, während es doch zur Binsenwahrheit bei allen Ein- sihtigen der Welt geworden sei, daß erhebliche internationale Schulden nur durch Waren- und Dienstleistungen zu bezahlen seien.

Bei dem Empfang sprach weiter der Präsident des Deutschen Auslandsinstituts und Oberbürgermeister von Stuttgart, Dr. Strölin, über den Aufgabenkreis und die aktuelle Betätigung des Deutschen Auslandsinstituts. Er erwähnte u. a., daß für das nächste Fahr eine Ausstellung „Deutsche Technik im Ausland“ be- absichtigt ist, die die tehnishen Leistungen der Auslandsdeutschen und die technishe Betätigung der reihsdeutshen Fndustrie im Ausland in umfassender Weise darstellen soll. Durch die kürzlih erfolgte Stiftung des „Ehrenmals deutscher Leistung im Ausland“ oll das Jnstitut in die Lage verseßt werden, den notwendigen

usbau der bereits bestehenden Sammlungen zu einer um- fassenden Schau des Auslandsdeutshtums, seines Lebens und seiner Leistungen vorzunehmen. Der im Fahre 1933 veranjtaltete große „Schwäbische Heimattag“ wird im Fahre 1938 wiederholt werden.

Der württembergische O eta Professor Dr. Lehnich sprah über die starken weltwirt}haftlichen Verflech- tungen Württembergs, das er eine Werkstätte der ganzen Welt nannte. Ex gab einen interessanten Aufschluß darüber, wie es fam, daß das arme Land Württemberg vom Export von Menschen zum Export von Waren übergehen konnte. Grund dafüx seien die enge Verbundeubeit von Unternehmern und Arbeitern und die Tatsache, daß Württemberg bereits seit 100 Fahren sich einer staat- lihen Führung und Förderung der Wirtschaft erfreue.

Die ESrdölgewinnung Preußens im Oktober.

Wie der amtliche preußische Pressedienst_ mitteilt, betrug die Erdölgewinnung Preußens im Oktober 1934 nach den vorläufigen Ergebnissen dex amtlihen Statistik 31515 t gegen 27338 t im Vormonat und 19391 t im Monatsdurhschnitt 1933. Auf dem Gebiet von Hänigsen-Obershagen-Nienhagen entfallen 25 716 |, auf Wiete-Steinförde 4289 t und auf den Bezirk Eddesse-Oelheims Oberg 1510 t. Die Zahl der angelegten Arbeiter betrug Ende des Monats 2245 gegen 2131 am Ende des Vormonats.