1898 / 8 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Jan 1898 18:00:01 GMT) scan diff

der Kaiserlich russishen kleinen silbernen Medaille am Bande des St. Stanislaus-Ordens:

den Fußgendarmen Mittag und Umbreit von der 11. Gendarmerie-Brigade ;

des Großherrlich türkischen Osmanié-Ordens

vierter Klasse:

dem Premier-Lieutenant von Gräfe im Leib-Garde- Husaren-Regiment ; der ersten Stufe der dritten Klasse des Kaiserlich

chinesishen Ordens vom doppelten Drachen:

dem Second-Lieutenant Freiherrn von Grünau im 1. Badischen Leib:-Grenadier-Régiment Nr. 109;

des Nitterkreuzes des Königlih belgischen

: Leopold-Ordens:

dem Premier-Lieutenant Freiherrn Ebner von Eschen- bach im 5. Westfälishen Jnfanterie-Regiment Nr. 53; des Kommandeurkreuzes des Königlich rumänischen

Ordens „Stern von Rumänien“:

dem Obersten Schubert, Kommandeur des Eisenbahn- Regiments Nr. 1; sowie des Kommandeurkreuzes des Königlich siamesischen

Weißen Elephanten-Ordens:

dem Obersten von Naßmer, Kommandeur des 3. Garde- Ulanen-Regiments.

Deutsches Reich.

S eine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht :

den bisherigen Konsul in Havanna, General - Konsul Dr.

von Seldeneck, zu Alerhöchstihrem Minister - Residenten in Bangkok (Siam) zu ernennen.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird eine Uebersicht der in den deutshen Münzstätten bis Ende Dezember 1897 vor- genommenen Ausprägungen von Neichsmünzen ver- öffentlicht.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht : infolge der von der Stadtverordneten-Versammlung zu Solingen getroffenen Wahlen den Fabrikbesißer, Hauptmann a. D. Alfred Wolters daselbst als unbesoldeten Bei- geordneten der Stadt Solingen auf sechs Jahre und den unbesoldetèn Beigeordneten, Kommerzien - Rath Gustav Coppel daselbst in gleicher Eigenschaft auf fernere sechs Jahre, sowie infolge der von der Stadtverordneten-Versammlung zu Saarbrücfen getroffenen Wahl den Maurermeister Heinrich Walter daselbst als unbesoldeten Beigeordneten der Stadt Saarbrücken für die geseßlihe Amtsdauer von sehs Jahren zu bestätigen.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Bekanntmachung.

Bei den Schiedsgerichten der Arbeiterversice- rung sind - nachfolgende Beamte zu Vorfißenden ernannt worden :

der Regierungs - Assessor Hagemann in Liegniß zum Vorsißenden der daselbst bestehenden Schiedsgerichte:

a. der staatlichen ano Nes Unfallversicherung,

h. der Sektion I1 der Schlesish-Posenshen Baugewerks-

Herudgenche ap und c. der Seftion 1X der Fuhrwerks-Berufsgenossenschaft ; der Amtsrichter Schneider in Gostyn zum Vorfißenden der Schiedsgerichte daselbst.

Berlin, den 8. Januar 1898.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Jn Vertretung: Lohmann.

Velc@untmachun: g

Alle diejenigen jungen Männer, welche in einem der zum Deutschen Reich gehörigen Staaten heimathsberehtigt und

1) in dem Zeitraum vom 1. Januar bis einschließlich 31. Dezember 1878 geboren sind, 9) dieses Alter bereits überschritten, aber sich noch nit bei einer Ersaßbehörde zur Musterung gestellt, 3) sih zwar gestellt, über ihr Militärverhältniß aber noh keine endgültige Entscheidung erhalten haben und gegenwärtig innerhalb des Weichbildes hiesiger Residenz sih aufhalten, werden, soweit sie niht von der persönlichen Gestellung in diesem Jahre entbunden sind, hierdurch auf Grund des § 25 der Deutshen Wehrordnung vom 22. No- vember 1888 angewiesen : i sihbehufs ihrer Aufnahme in dieRekrutierungs- Stammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar d. J. bei dem Königlichen Polizei- Lieutenant. ihres Reviers persönlih zu melden und ihre Geburts- oder Loosungsscheine und die etwaigen sonstigen Atteste, welche bereits ergangene Ent- scheidungen über ihr Militärverhältniß enthalten, mit zur Stelle bringen. Die Geburtszeuguisse werden von den /Standesämtern ausgestellt. j ür diejenigen hiesigen Militärpflichtigen, welche zur Zeit abwesend sind! (auf der Reise begriffene Handlungsgehilfen, auß See befindliche: Seeleute 2c.), haben die Eltern, Vor-

bestraft. Verhältnisse § 32 2 a—g der Deutschen usterungstermine anzubringen; nach

Musterungsgeschäfts entstanden ist. Berlin, den 10. Januar 1898.

Berlin. Dr. von Lepell.

BekanntmaMhung,

betreffend.

arzt Dr. Martin von Mandt und dessen E Charlotte Ludovika, geb. Ackermann,

Rheinis, iedrich- wisleusGafiliher und.

wendet werden sollen. keit getreten. Stifter ca N männlichen Bruders Karl Theodor Mandt, Schwester Therese, verehelichßten Grano, Ackermann Ackermann ;

IT. die männlihen Nachkommen : Mandt und Franz Mandt, Nati Wilhelm Gra under,

raths Emil Flaminius ;

aben, verliehen werden.

lih besuchten Unterrichtsanstälten.

recht bedachten

den: emp zeugnisse der Vors find bis zum

ehlende Releni e der Gewer

2%. Fanuar d. J. hierher einzusenden. Bonn, den 10, Januar 1898.

Wilmanns.

ih der

ts- und den in der philosophischen Fakultät vertretenen schaften auf Universitäten oder der höheren technischen Ausbildung auf Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten widmen, als Stipendien ver-

ie Zahl der Stipendien ift auf drei festgeseßt. Zum Le der Stipendien O vorzugsweise t eli achkommen der Geschwister der

in erster Reihe des Ehemanns von Mandt yvollbürtigen

_Wer die vorge criebene Anmeldung versäumt, wird na e Reichs-Militär-Geseßes vom 2. Mai 1874 mit einex [dstrafe bis zu 30 4 oder mit Haft bis zu drei Tagen“

Der Geheime Ober-Medizinal-Rath und Kaitnie rus\sif

fommenschaft ihrer Seitenverwandten unter dem Namen: „von Maudt-Ackermann'’she Stipendienstiftung“

ein Kapital von 48 000 4 vermacht mit der Bestimmung, daß die

Zinsen desfelben, nah Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstügung

Hek Männer christlicher Religion, welche e

Reklamationen (Anträge auf Zurückstellung bezw. Be- freiung von der Aushebung in De ENORIng bürgerlicher l g ehrordnung —) sind TanO aller Militärpflichtigen, auch der Einjährig- Ae gen, vor dem Musterungsgeschäft, spätestens aber im

! der Musterung ange- brate Reklamationen werden nur dann: berücksichtigt, wenn

die g zu denselben erst nah Beendigung des

Die Königlichen Ersaß- Kommissionen der Aushebungs-Bezirke

die von Mandt-Ackermann*’sche Stipendienstiftung

e egattin P ) : haben in ihrem am 90. Oktober 1857 errichteten wech\elseitigen Testament der Königlichen ilhelms-Universität zu Bonn zur

l örderung er und technisher Studien unter der männli

en Nach-

Arznei-, der Wissen-

Diese Stiftung ist mit dem Sommer-Semester 1890 in Wirksam-

in zweiter Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen in dritter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert in vierter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Gebhard demnächst in Ermangelung von Bewerbern dieser Kategorie

zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbrüder Friedrich reundes der Stifter, des Appellationsgerichts- drittens des Freundes der Stifter, des Regierungs- und Bau-

_ und erst, wenn von diesen beiden Klassen von Stipendienberechtigten feine Bewerber vorhanden \ind, können die Stipendien auch an prembe, insofern dieselben die Eigenschaft preußischer Unterthanen

Der Genuß und die Verabfolgung der Stipendien ist niht von dem Besuche der Bonner Universität, noch überhaupt von der Gegen- wart auf einer der preußischen e teR und Lehranstalten ab- hängig; jedoch befreit der S im Auslande in keinem Falle von der Beibringung der zur Verleihung erforderlichen Zeugnisse der wirk-

Bewerbungen, welchen amtliche Zeugnisse über das Verwandt- \Gaftöverhältniß mit den Stiftern, beziehungsweise den mit Vorzugs- Familien, die Schul- und Sittenzeugnifss besuchten Unterrichtsanstalten, das Universitäts-Immatrikulations- und

e der bisher

Sittenzeugniß, sowie ein Dekanatszeu niß, von den Gewerbetreiben- f ebehörden und die Unterrichts- ulanstalten und Lehrmeister beigefügt sein müssen,

Das Kuratorium der von Mandt-Ackermann'shen Stiftung bei der Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Universität.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. Preußen.

General von Hahnke zum Vortrage.

Betriebsunfälle waren zu verzeichnen : Entgleisungen auf freier Bahn in Stationen Zusammenstöße “auf freier Bahn in Stationen fonstige Betriebsunfälle.

Bei den Unfällen wurden:

Deb E a ae 4 Bahnbeamte und Bahnarbeiter im Dienst . . Post-, Steuer-, Telegraphen-, Polizei-Beamte 2c. A R e o U da i: Mle fremde Personen, einshließlih der nicht im Dienst befindlihen Beamten und Arbeiter, aber aus\shließlich der Selbstmörder /

zusammen

münder, Lehr-, Brot- und Fabrikherren die Anmeldung in der vorbestimmten Art zu bewirken.

Berlin, 11. Januar.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen im Neuen Palais heute Vormittag den Chef des Militärkabinets,

9 22 4 21

. 206 zusammen 262 Die Betriebslänge betrug 40002 km, an Zugkilometern

wurden geleistet 29 987 749, sodaß je ein Unfall auf 153 km Betriebslänge oder auf 114 457 Zugkilometer entfällt.

tódtet 8 59 2

20

Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellten Nach? weisung der auf deutschen Eisenbahnen auss{ließlich Bayerns im Monat November v. J. vorgekommenen

ver- leßt 67

85

Leibs- anna

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ch1. r perigcte Manie, General Mirza Reza Khan

; einige Zeit verlassen. Während jeiner Ab- | Füngiert- dêr Zweite Legations - Sekretär bei der des ischen Gesandtschaft Mirza Jsmaïl Khan als Geschäfts- räger.

Laut telegraphischer In an das Ober-Kommando der Marine is S. M. S. , neisenau“’, Kommandant Kapitän zur See Hofmeier, am 10.. Januar in Jacmel

aiti) angekommen utd beabsichtiat, am. 15. Januar uach

avanna in See zu gehen; S. M: S. „Stein“, Komman- dant Kapitän zur See Oelrihs, ist am 10, Januar in St. Thomas und S. M. S. „Habicht“, Kommandant Kor- vetten-Kapitän Schwarßkopff, an demselben Tage in Kap- stadt angekommen.

Nach einer weiteren, an das Ober-Kommando der Marine gelangten (eLegrapogGen Meldung is der Dampfer „Darm- stadt“ mit dem Auslandsbataillon, Transportführer : Korvetten-Kapitän mit Oberst-Lieutenantsrang Truppel, am 10. Januar in Colombo ein etroffen und beabsichtigte, heute nah Hongkong in See zu eden.

Meeklenburg-Schwerin.

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent des Großherzogthums, empfing gestern Nachmittag den neu- ernannten preußischen Gesandten Grafen Wolff-Metterni ch in besonderer Audienz.

Elsaß-Lothringeu.

Die Session des Landegauss\chusses ist gestern in Straßburg von dem Kaiserlihen Statthalter Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg mit einer Rede eröffnet worden, in welcher derselbe, wie „W. T. B.“ berichtet, die Finanzlage als befriedigend bezeichnete. Der vorjährige Etat habe mit einem erheblichen ebershusse abgeschlossen; von dem dies- jährigen Etat sci allerdings wegen erhöhter Ausgaben für Maßregeln zur Unterdrückung der Reblaus und für Unter- stüßung der durch Hagelschlag Geschädigten ein wesentlicher Ueberschuß nicht zu erwarten. Der Statthalter bezeihnete das vergangene Jahr als nicht besonders günstig für die Land- wirthshaft und besprah dann namentlich die dur Viehseuhe und Hagelschlag verursahten Schäden. Von den neuen Geseßzvorlagen hob de: selbe besonders den Entwurf zur Negulierung des Rheins hervor, über dessen Ausführung bereits Unterhandlungen mit der badischen und der bayerischen Regierung shwebten, ferner die Vorlagen, betreffend die Anlage von Vizinalstraßen, die Aufbesserung des Dienst- einkommens der Lehrer und Lehrerinnen an Bürger- und Elementarschulen, die Kapital-Rentensteuer und die Wittwen- und Waisen-Pensionen. Der Statthalter kündigte sodann noch die Einbringung weiterer Geseßentwürfe an, namentli solcher Vorlagen, die sich auf die: Ausführung des Bürgerlichen Geseßbuches bezögen. Die Berathungen wurden mit einem Hoch auf Seine Majeñät den Kaiser eröffnet. Zum Präsidenten wurde Dr. von Schlumberger wiedergewählt, der nunmehr dieses Amt zum 25. Male übernimmt. - Zum Ersten Vize- Präsidenten wurde der Abg. Jaunez wieder-, zum Zweiten enen der Abg. Staatsrath Dr. Gunzert neu- gewählt.

Oesterreich-Ungarn.

Der böhmische Landtag ist gestern eröffnet worden. Vor dem Beginn der Sihung traten die Klubs zusammen. Der Oberst-Landmarshall Fürst Lobkowig eröffnete die Sißung mit einer Ansprache, welche, wie „W. T. B.“ be- richtet, mit einem dreimaligen, begeistert aufgenommenen Hoch und mit Slava-Rufen auf den Kaiser {loß. Der Obmann der Kurie der Großgrundbesißer Graf Buquoy beantragte die Einsezung eines aus den Kurien und dem ganzen Hause- zu wählenden Ausschusses von 24 Mitgliedern, welcher Änträge stellen solle, wie im Einverständniß mit den Ver- tretern bcider Volksstämme die Sprachenverhältnisse des Landes geregelt werden könnten. Der Abg. Schlesinger beantrage die Aufhebung der Sprachenverordnungen. Der Abg. Blazek interpellierte über die Vorgänge in Prag während der leßten Monate, der Abg. Pinkas über die Bedrückung des czehishen Schulwesens in deutshen Schulgebieten. Der Abg. Baxa beschwerte sich darüber, daß ein von ihm eingebrahter Antrag auf Einseßung einer Kommission zur Prüfung der jüngsten Ereignisse in Praq nicht verlesen worden sei. Der Oberst:Landmarschall Fürst Lobkowiß erklärte, der Antrag sei nicht genügend unterstügt, und die beantragte Prüfung gehöce niht zur Kompetenz des Landtages. Der Abg. Baxa protestierte hier- gegen. worauf der Oberst-Landmarschall erklärte, er werde en Protest der geshäftsordnungsmäßigen Behandlung zuführen.

In einer von dem czechischen Klub beschlossenen Pr 0- flamation wird unter Hinweis auf den Zusammentritt des böhmischen Landtages betont, daß das czechische Volk der Hüter der Ruhe und des Friedens sein werde. Sodann wird in der Proklamation erklärt, daß durch die Ausschreitungen nur jenen der größte Dienst erwiesen worden sei, welche das ezechische Volk durh Hehereien zu unüberlégten Handlungen hätten drängen wollen.

Unter dem Vorsip des Stellvertreters des Gouverneurs fand gestern in Fiume die Wahl des Podestà statt. May- länder wurde mit 43Stimmen wiedergewählt. Er erklärte, daß er die Wahl annehme, jedoch könne er auf die neuen Geseßze nicht den Eid leisten, da die Rappresentanza nicht bcfragt worden sei, ob die Geseye eingeführt werden könnten. ou! suspendierte der Stellvertreter des Gouverneurs die Rappre- sentanza, da er niht bevollmächtigt sei, diesen bedingungs- weisen Ausspruch zu acceptieren.

Großbritannien und Frland.

Der Erste Lord des Schaßamts Balfour hielt gestern in Manchester eine Rede, in welcher er, dem „W. T. B.“ zufolge, auch über die Verhältnisse in Asien sprah. Großbritannien, bemerkte er, müsse seine Grenze in Jndien vor den Berg- stämmen beshüßen und ébéno dafür sorgen, . daß die Stämme niht unter einander in Streit geriethen.“ Um der Verpflichtung gegen den Emir von Afghanistan, ihn gegen

einen Angriff von. außen zu Pert e Ban, nachkommen zu fónnen, müße Großbritannien die Militärstraßen durch die

Grenzgebirge beherrshen. Was China betreffe, so seien die Interessen Großbritanniens nicht territorialer, sondern kom- merzieller Natur. Da die Betheiligung Großbritanniens an dem Außenhandel Chinas 80 Proz. des Gesammthandels Chinas betrage, so habe Großbritannien einen ganz besonderen Anspruch darauf, dafür zu sorgen, daß sih die F Chinàs niht ciner Abshreckung des auswärtigen Handels zuwende. Großbritannien sei durch die tief wurzelnden Traditionen seiner Politik gehindert, irgend welche ihm gewährten Handels- privilegien ais Mane für den Ausshluß von Konkurrenten zu benußen. Wenn roßbritannien Handelsfreiheit verlange, o verstehe es darunter eine Freiheit des Handels für die ganze Welt in gleicher Weise. Es gebe nur zwei Wege, auf denen eine Störung der Handelsinteressen Großbritanniens in China möglih sei. Der erste sei die Möglichkeit der Aus- übung cines Druckes auf China durch eine auswärtige Regierung, um China zu Anordnungen zu veranlassen, welche ih gegen Großbritannien rihten und dem betreffenden Staate Vortheile gewähreri, mit anderen Worten: welche die für Alle gleiche Gelegenheit, Handel zu treiben, zerstören würden, die den einzigen Anspruch Großbritanniens ausmache, die aber Großbritannien auch thatsählih beanspruche. Der zweite Weg würde derjenige sein, daß fremde Länder mit s{hußzöllnerischen Traditionen an der cinesishen Küste Stationen errichteten, in denen sie Zollgrenzen einführten ‘oder ähnliche S träfen. Die britische Regierung werde ihr Bestes thun, darauf zu sehen, daß auf keinem dieser beiden Wege der britische Handel geschädigt werde. Balfour bemerkte sließlich: er könne nicht verstehen, weshalb England dem russischen Handel entgegen- treten solle, wenn er sich dahin wende, wohin es ihm beliebe vorausgeseßt, daß England dadur nicht verdrängt werde.

Ftalien.

Der Prinz und die Prinzessin von Neapel sind, wie „W. T. B.“ meldet, gestern in Begleitung des Marine-Ministers Brin und eines zahlreichen Gefolges an Bord der „Trinacria“, esfortiert von den Kriegsschiffen „Lepanto“ und „Dogali“, in Palermo eingetroffen, um an der fünfzigjährigen Micsaben der sizialianishen Erhebung theilzunehmen. Höchstdicselben wurden von dem Minifter des öffentlichen Unterrichts Gallo sowie von den Vertretern der Behörden empfangen und von dér überaus zahlreich zusammengeströmten Bevölkerung mit Begeisterung begrüßt.

Türkei.

Gestern fand, wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, die erste Sißung der türkischen und griechischen Dele- girten für den Abschluß der in dem Friedensvertrage vor- gesehenen besonderen Konventionen statt.

Afrika.

Dem „Reuter'shen Bureau“ wird aus Sansibar vom gestrigen Tage gemeldet: Hier eingegangene Briefe des Majors Macdonald (\. Nr. 299 d. Bl. vom 90. Dezember v. J.) aus Lubwas in Usoga vom 14. Dezember berichten von einem Gefecht, in ‘welchem der Lieutenant Macdonald, ein Bruder des Majors Macdonald, und der Missionar Pilkington fielen. Aus Machako wurden Verstärkungen abgesandt. Ein weiteres Telegramm des selben Bureaus aus Mombasa bestätigt diese Nachricht mit dem Bemerken, es sei möglich, daß die Garnison von Buddu gemeinsame Sathe mit den Aufständischen machen werde. 7

Aus Kapstadt meldet das „Reuter’she Bureau“, daß, den daselbst eingetroffenen Nachrichten aus Aliwal North zufolge, Basutos in großer Anzahl in Palmiet Fontein versammelt scien. Die Lage seie ernst. Die Ursache der Un- ruhen in Basutoland liege in der Weigerung Masupha's, seinen Sohn Moeketsi den Behörden auszuliefern, damit der- selbe sih gegen die Beschuldigung eines thätlihen Angriffs und der Flucht aus einem Gefängniß des Oranje-Fieistaats verantworte.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (14.) Sißung des Reichstages, der ersten nah den Ferien, welcher der Staatssekretär des Neichs-Justizamts Dr. Nieberding beiwohnte, beglückwünschte zunächst der Präsident Freiherr von Buol die Mitglieder zum neuen Jahre und theilte mit, daß das Präsidium dem Reichs- kanzler Fürsten zu Hohenlohe anläßlih des Todes seiner Gemahlin im Namen des Reichstages sein Beileid aus- gesprochen habe. Nach geschäftlichen Mittheilungen begann darauf die erste Berathung des Entwurfs eines Gesehes, be- treffend Aenderungen des Gerichtsverfassungsgeseßes und der Strafprozeßordnung, sowie eines Gesehes, betreffend Aenderungen der Zivilprozeßordnung, und eines zugehörigen Einführungsgeseßes nebst Begründung.

Bei Schluß des Blattes nahm zur Einleitung der Debatte das Wort der Staatssekretär Des Reichs - Justiz - Amts Dr. Nieberding, dessen Rede morgen im Wortlaut nach- getragen werden wird.

Nachmittag um

Das Herrenhaus trat heute welche der

91/7 Uhr zu seiner ersten Sigung zusammen, bisherige Präsident Fürst zu Wied leitete. Lts Auf der Tagesordnung . standen die Konstituierung des Hauses und die Wahl des Präsidenten, der beiden Vize- Prästdenten sowie der Schriftführer. | - Der Sigzung wohnte der Minister des Jnnern Freiherr von der Nee bei.

Die erste Sigzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Jnnern Freiherr von der Recke beiwohnte, eröffnete der Präsident der vorigen Session, Abg. von Köller heute Nachmittag 11/4 Uhr mit folgenden Worten:

Als der Präsident ‘der vorigen Session habe ich den Auftrag, die Geschäfte des Präsidiums so lange zu führen, bis die Präsidenten- wabl vollbracht ift ; ih übernehme infolge dessen den Vorsitz, eröffue die Sihung und fordere das Haus auf, wie immer, fo auch in diesem Jahre der Treue, Ergebenheit und Ehrerbietung gegen unsern König und Herrn Ausdruck zu geben, von denen die Beschlüsse und Thaten dieses Lans stets erfüllt sind: Seine Majestät der Kaiser und König ebe hoh! (Das Haus \timnit dreimal begeistert in diesen Ruf ein.)

Es sind 310 Mitglieder in das Haus eingetreten, dasselbe ist also beshlußfähig. l

Zu provisorishen Schriftführern beruft der Präsident die Abgg. Bode, Jmwalle, Weyerbush und Worzewski.

Die Verloosung der Mitglieder in die Abtheilungen wird wie bisher dem Bureau überlassen.

Schluß 20 Minuten. nach 1 Uhr. Nächste Sihung: Mitt- woh 12 Uhr. (Wahl der Präsidenten und Schriftführer, Entgegennahme von Vorlagen der Staatsregierung.)

Beiden Häusern des Landtags ist der Bericht über die Verhandlungen . des Landes - Eisenbahnraths im Jahre 1897 zugegangen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Haushaltungen und Wohnungen in Berlin.

Wie in den Jahren 1885 und 1890, so i auch mit der letzten Volkszählung in Berlin eine Crhebung über Zahl und Art der Haus- haltungen, Wohnungen, Grundstücke und Gebäude verbunden worden, deren Ergebnisse in dem soeben erschienenen 22. Jaährgange des „Statistishen JFahrbuchs der Stadt Berlin“ (Verlag von P. Stankiewicz? Bucdruckerei hierselbst) eine eingehende tabellarishe Darftellung ge- funden haben. Wir theilen daraus zunächst die bemerkenswerthesten Zahlen der Statistik der Haushaltungen und Wohnungen mit.

Fn Berlin wurden am 2. Dezember 1895 409 709 Haus- haltungen (gegen 368 105 im Jahre 1890) gezählt. Solche mit Kindern (oder Enkeln) des Haushaltungsvorstandes wurden 269 016 (1890: 245 282), ohne Kinder 140 693 (122 823) ermittelt; die Zahl der lepteren is also, wie \{chon in der vorhergehenden Periode, in erheblich ftärkerem Maße geftiezen (um 14,5 9/0) als die der ersteren (9,7 9/0). Von 1885 zu 1890 betrugen die Zunahmesäße 23,3 bezw. 19,5 9/6. Der Antheil der Haushaltungen, an deren Spiße ein Ehepaar stand, ift von 72,3 auf 69,7 °%/o gesunken; die Haus- baltunaen mit männli@em Vorstand sind von 7,0 auf 7,4%/o, die mit weiblihem Vorstand von 16,6 auf 17,7 9/9 gestiegen. Von den Haus- haltungen mit Kindern hatten als Familienhaupt ein Ehepaar 79,9 (1890: 80,6) 9/0, einen Mann 2,8 (2,8) 9/0, eine Frau 17,7 (16,6) 9%/o. Die nur aus dem Vorstande bestehenden Haushaltungen haben sich feit der g Zäblung weiter vermebrt, sodaß alfo seit 1875 eine stetige Zunahme 1tattgefunden hat (1875: 14,3, 1880: 14,8, 1885: 15,6, 1890: 16,1, 1895: 17,7 0/0). Die Zahl der Haushaltungen mit Einmiethern oder Slafleuten ist relativ gesunken, erstere von 8,8 auf 7,7 9/0, leytere von 15,8 auf 12,8 9%/. Am 2. Des zember 1895 wurden noch 52414 Haushaltungen mit Schlaf- leuten in Berlin gezählt. Der allgemeine Rückgang der Schlafleute is erfreulicherweise vorzugéweise den Familien mit Kindern ¿u gute gekommen; ‘während 1890 noch 16,9 % diefer Haushaltungen Schlafleute hielten, fanden sh folhe 189% nur in 13,4% der Haushaltungen. Eine weitere günstige Ver- \{iebung zeigt sih darin, daß die Familien mit nur einem Schlaf-

änger auf Kosten solher mit mehreren zugenommen haben; die

ÜUntheilsäge stellen ih bei 1 auf 63,0 (1890: 55,2), bei 2 auf 27,1 (30,4), bei 3 auf 7,4 (10,8), bei 4 auf 1,9 (2,6), bei mehr als 4 Súlafleuten auf 0,6 (1,0) 9/0. Von den finderlosen Haushaltungen hatten 11,6 (1890: 13,7) %/% Sclafleute.

Die durhschnittlihe Zabl der Bewohner pro Haushaltung ift seit dem Jahre 1890 von 4,17 auf 3,97 herabgegangen; am stärksten ist sie bei den Wohnungen mit einem Wohnraum gesunken, nämlich von 2,25 auf 1,96, in zwei Wohmäumen von 3,86 auf 3,69, in drei von 446 auf 427 und in vier und mehr Wohnräumen von 4,55 auf 4,73. Die Antheile der Wohnungen dieser vier Klassen haben f seit 1890 in der Weise vershoben, daß die Wohnungen mit einem Wohnraum relativzuriEgrgangen sind (von 9,0 auf 8,72/o) zuGunsten derer mit zwei Räumen, die von 35,6 auf 36,4 % gestiegen sind. Hierin offenbart \sich eine nicht unbedeutende Verbesserung der Berliner Wohnverhältnisse. Der Antheil derjenigen mit drei Wohnräumen ist etwa auf derselben Höhe geblieben, 30,2 gegen 30,3 (1890), derjenigen von vier und mehr Wohnräumen von 25,1 auf 24,7 zurückgegangen. Von 1000 Bewohnern (auss{ließlich der Anstalten) hatten 43 (1890: 49) Wohnungen mit einem Wohnraum, 339 (330) mit zwei, 324 (324) mit drei und 294 (297) mit vier oder mehr Wohnräumen.

ie Zahl der Wohnungen ohne heizbares Zimmer (mit Aus- {eidung der Schiffswohnungen) betrug 4718 (1899: 3376), die der Wohnungen wit einem heizbaren Zimmer 202 943 (183 291), mit ¡wei 111773 (98 722), mit drei 45 046 (40 324), mit vier und mehr heizbaren Zimmern 44 145 (41 207). Der Antheil der Wohnungen mit drei heizbaren Zimmern ist der gleiche geblieben: 11,0 9/0, während die Wohnungen mit keinem sowie die mit zwei heizbaren Zimmern von 0,9 auf 1,1 bezw. von 26,9 auf 27,4 9/0 gestiegen, die Wohnungen mit einem und die mit mehr als drei heizbaren Zimmern von 49,9 auf 49,7 %/9 bezw. von 11,3 auf 10,8 9/0 herabgegangen sind. Wohnungen, die nur aus einer Küche bestanden, wurden 1890: 1286, 1895 : 2605 gezählt, fie sind also von 0,4 auf 0,6 9% gestiegen. In allen hier unterschiedenen Klassen der Wohnungen mit heizbaren Zimmern haben die Wohnungen ohne nihtheizbares Zimmer zu- genommen, und zwar zeigt ih bereits seit 1875 eine |tändige Er- böbung ihres Antheils. Von den Wohnungen mît einem hetzbaren Zimmer hatten 1895: 86,4 °/o, 1890: 84,3, 1885: 79,3, 1875: 69,2 %/o feine nihtheizbaren Zimmer; bei den Wohnungen mit zwei heizbaren Zimmern waren es 90,1, 89,8, 87,1, 78,7 9/0, bri den Wohnungen wit drei betzbaren Zimmern 86,0, 85,5, 83,8, 75,2 9%.

In allen nah der Bahe der beizbaren Zimmer (0, 1, 2, 3, 4 und mehr) unterschiedenen ohnungsklassen hat der Antheil der nur aus Pa bestehenden Haushaltungen seit 1890 sich er-

öht. Bei den Wohnungen ohne heizbares Zimmer betrug er 734 (1890: 709) %, in den folgenden Klassen 77,7 (73,2), 61,3 (54,9), 469 (41,6), 14,1 (11,5) °%/%. Dagegen baben überall die Dienstboten - Haushaltungen abgenommen, nämli von 3,1, 2,8, 9,4, 33,0, 80,19% auf 2,3, 94, 7,2,“ 26,0; 76,2 9%, also in den größten Wohnungen (von vier und mehr heiz- baren Zimmern) verhältnißmäßig am wenigsten. Am 2. Dezember 1895 besaß nur noch der siebente Theil aller Haushaltungen Dienst- boten, nämlich 14,4 °/o (1890: 16,6, 1875: 20,4 9/0). Auch die Haus- haltungen, in denen ih Gewerbegehilfen befanden, sind zurückgegangen, wie “in den Haushaltungen mit Dienstboten, in der höchsten Wohnungsfklafse relativ in geringerem Maße; es waren 16,2 (1890: 19,5), 1,1 (1,4), 3,7 (4,5) und in den Woh- nungen mit mehr als drei beizbaren Zimmern 4,8 (5,0) %/o. Als gün/stigstes See in ge Ben ehng e prr verg qus pas er-

eint die atsache, daß in allen Wohnungen der Antheil derjentgen (8 I i t hat, nämlich von 6,1, 18,3, 91,1, 6,8, 2,0 9% auf 5,1, 14,7, 17,2, 5,4, 1,4°/ im Jahre 189%.

Was die Vertheilung der einzelnen Haushaltungsklassen auf die Wohnungsklassen anlangt, so ergiebt sich im Vergleich mit der Zählung von 1890 fast durchgängig, daß, abgesehen von den Haushaltungen ohne heizbares Zimmer, die Antheile an den kleinen Wohnungen zu Gunsten der Antbeile an einer oder mehreren der höheren Wohnungs- klassen abgenommen haben, und zwar ist diese Verschiebung in der Weise erfolgt, daß die Haushaltungen, die nur aus Familienangehörigen oder aus diesen und „sonstigen aut haltégenossen" (niht Gewerbe- gehilfen oder Dienstboten) bestanden, in den ohnungen von 3, 4 und 5 Zimmern, die Haushaltungen mit Gewerbegehilfen nur in denen von 4 und 5, solhe mit Einmiethern in den Wohnungen von 3 und 4 bei einem gleichzeitigen Rückganae in denen von 5 Zimmern und endlih die Haushaltungen mit Stlafgängern nur in der Wohnungsklafse mit zwei heizbaren Zimmern sih vermehrt haben. Bei den Dienstboten-Haushaltungen fand, abweihend von den übrigen, ein Steigen nur in der Klasse mit vier und mehr heizbaren Zimmern statt. Von den Haushaltungea, denen nur Familienglieder angehörten, hatten eine Wohnung ohne heizbares A inne 1,7(1890: 1,5).9/o, eine Wohnung mit einem heizbaren Zimmer 61,2 (63,0), mit zwet heizbaren Zimmern 26,5 (25,4), mit drei 8,2 (7,9), mit vier und mehr 2,4 (2,2) 9%. Bei den Dienstboten- Haushaltungen belktefen ih die ent-

sprehenden Säße auf 0,2 (0,3), 8,2 (8,5), 13,5 (15,2), 21,3 (22,0),

56,8 (54,0) 9/9, bei den haltungen mit Gewer (7,2), N 35,0 (35,8), 19,7 (19,4), 18,5 (169 T: Haushaltungen mit Schlafleuten wurden in Wohnungen ohne hei barez Zimmer vorgefunden 0,6 (1890: - 0,5) %/o, in Wohnungen m einem heizbaren Zimmer 56,8 (57,6), mit zwei 36,7 (35,8), mit drei 4,7 (4,8), mit vier und mehr heizbaren Zimmern 1,2 (1,3) 9/o. Hinsichtlih der Vertheilung der Bewohnerzahl auf die Wokhnungsklassen macht sich eine entschiedene Abnahme der Dichtigkeit des Wohnens bemerkbar. Während 1890 von den Wohnungen ohne heizbares Zimmer etwa drei Viertel mehr als einen Bewohner hatten, waren es 1895 nur zwei Vrittel. Im einzelnen stellten sich die Säße in dieser Wohnungsklasse folgendermaßen: Von fämmtlichen Woh- nungen ohne heizbares Zimmer hatten etnen Bewohner 35,6 (1890: 27,5) °%/o, zwei Bewohner 27,0 (27,5), drei 16,6 (20,1), vier 10,1 (11,9), fünf 5,2 (6,4), sechs 3,3 (e), sieben 1,5 (1,9), mehr als sieben Bewohner 0,7 (1,0) %. B dèn Wohnungen mit einem hbeizbaren Zimmer waren die Säße 11,7 (9,2), 21,2 (20,6), 22,0 (21,3), 18,7 (18,6), 13,0 (13.8), 7,4 B 3,6 (4,7) und 2,4 (3,3) %; auch in allen übrigen WobuungNna en ift diese günstige Verschiebung eingetreten bis zur höchsten (mit mehr als drei heizbaren Simmern), in der \ich folgende Wohndichtigkeit ergab : 1,5 (1,5) 9% fol&er Wohnungen hatten nur einen Bewohner, 6,8 (6,8) zwei, 16,3 (15,2) drei, 18,1 (17,4) vier, 17,9 (17,2) fünf, 15,3 (149) sechs, 10,2 (10,8) sieben, 6,09 (7,2) acht, 3,5 (4,1) neun, 1,9 (2,5) zehn und 2,5 (3,4) 9/ mehr als zehn Bewohner.

Zur Arbeiterbewegung.

In Seussen (Oberfranken) haben einer Mittheilung des „Vor- wärts“ zufolge die Steinhauer und Schleifer der Firma Tröger u. Frister die Arbeit eingestellt, weil die bisherige Arbeitszeit um eine Stunde verlängert werdén sollte.

Aus Glasgow meldet „W. T. B.* zum Ausstand der eng- lishen Maschinenbauer, daß eine große Anzahl von Maschinenbau- arbeitern gestern die Wiedereinstellung beantragt habe.

Kunst und Wissenschaft.

In Heidelberg starb, wie ,W. T. B." meldet, am heutigen e der Professor der Philologie an dér dortigen Universität, Geheime Rath Dr. Erwin Rohde. Er wurde am 9. Oktober 1845 in Hamburg geboren, ftudierte seit 1865 in Bonn, Leipzig und Kiel, wo er sich 1870 babilitierte und 1872 zum außerordentlichen roth or ernannt wurde. Im Jahre 1876 wurde er ordentlicher rofessor an der Universität zu Jena, 1878 in Tübingen, Ostern 1886 in Leipzig und Herbst 1886 in Heidelberg. Seine Hauptwerke sind: „Der arieische Roman und seine Vorläufer“ (Leipzig E „Psyche, Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griehen“ (Freiburg i. Br. 1890—94, 2 Bde.); „Friedrih Creuzer und Karoline von Günderode, Briefe und Dichtungen* (Heidelberg 1896).

Literatur.

ff. Das sächsishe Amt Wittenberg im Anfang des 16. Jahrhunderts, dargestellt auf Grund eines Erbbuhs vom Jahre 1513. Von Dtto Oppermann. Leipzig, Dunker und Humblot. Der Verfasser giebt nah bisher nicht benußten Archivalien eine genaue Beschreibung des im Titel genannten Amts low der Lage seiner Bewohner in politisher und kirchlicher, in wirth chaftlicher und sozialer Hinsicht. Das Bild zeigt im allgemeinen keine e en harakteriftishen Züge; man findet hier wie überall landesherrlichen und rittershaftlihen Besitz, freie Bauern und abhängige Leute. Auch die Abgaben - und Frobnden unterscheiden sich grundfäßlih nicht von denen in anderen Gegenden. Die auf guter Grundlage ruhende Untersuchung geht sehr ins einzelne; nur fehlt eine zusammenfassende Mee, die es erleichtern würde, sich eine klare Anschauung zu

en.

ff. Codex diplomaticus Lusatiae s8uperioris II. Herausgegeben von Dr. Richard Jecht. Görliß, Tzschaschel. Dieses zehn Bogen starke Heft enthält Urkunden und Regesten der Jahre 1424 bis 1426 aus dem Görlißer Stadt-Archiv, welche vornehms- li Nachrichten über die Hussitenkriege enthalten. Man findet darin vieles über die der Stadt aus den Kriegen erwadhsenen Kosten und einiges über die militärishe Vorbereitung der Feldzüge.

f, Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Landeskunde von Osnabrück. 21. Band. Osnabrückt, Kisling. Fn diesem Heft bringt zunächst H. Meurer seine Biographie des Fürst- bishofs Franz Wilhelm von Osnabrück zum O Der Bischof regierte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und hatte den vollen Leidenskelch der Demüthigungen zu leeren, die damals keinem der kleineren deutshen Fürsten erspart blieben. Von den Schweden ver- trieben, mußte er lange Zeit im Exil leben, bis ihn endlich der west- fälishe Friede in sein Bisthum zurückführte. Die Verhältnisse in Osnabrück sind deshalb von besonderem Interesse, weil das Land konfessionell gespalten war und nah den Den des wests- fälishen Frieders paritätish regiert werden mußte. 8 war daher auch ausgemacht , daß nach dem Tode Franz Wilhelms ein evangelisher Bischof gewählt werden follte und in Zukunft die beiden Konfessionen den Bischofs\stuhl abwechselnd beseßen follten. Bei diesen Zuständen blieben Reibungen zwischen den Bekenntnissen niht aus, do gebt der Verfasser hierauf wenig ein, sondern begnügt \ich mit der Darstellung der äußeren Lebensshicksale seines Helden. Aus dem weiteren Inhalt seien erwähnt die tehnishen Untersuhungen der Bohlenwege im westfälishen Moor von Prejawa und Plathner und das durch A. v. Düring aus dem Nachlasse Reinecke's heraus- gegebene Ortschaftsverzeichniß des Hochstifts Osnabrück. Diese Arbeit, die namentli dem Philologen manherlei Anregungen bieten wird, giebt zugleih eine dankenswerthe Uebersiht über die Verwaltung und deren Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte.

Gesundheitswesen , Thierkraukheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Belgien.

Der „Moniteur Belge“, Nr. 5 vom 5. d. M,., veröffentlicht auf S. 75—76 einen Erlaß des Ackerbau-Ministers vom 3. d. M., dem- zufolge die in Ausführuna der Verordnungen vom 5. April und 1. Mai v. J. erlassenen Bestimmungen bezüglih der Ein- und Durchfuhr von Herkünften aus Formosa und dem südlich vcm 30. Breitengrade gelegenen Theil des chinesischen Reichs vom 10. d. M. ab aufgehoben worden sind. (Vergl. „R.-Anz.* Nr. 112 vom 13. Mai v. J.)

Ueber die in der british-ostindishen Provinz Assam auftretende Krankheit kála-ázar

hat fkürzlich der britishe Militär-Arzt Rogers Untersuhungen an Ort und Stelle unternommen. Die Krankheit wurde zuerst im Jahre 1869 in den Garo-Bergen bemerkt, breitete sich_ dann im Brahma- putra-Thal, namentlich am füdlichen Ufer des Flusses aus und hat zur Zeit den Olsttheil des Nowgang - Distrikts und den Bishnath - Theil des Darang - Distrikts erreicht. Von An- fans an wurde sie vielfa für eine Form der Malaria ge- alten; die später von einem Arzte vertretene Annahme, daß die Krankheit auf das Anchylostomum duodenale zurüdzuführen sei, mußte wieder aufgegeben werden, weil dieser Eingeweidewurm au unter den esunden Bewohnern des Landes weit verbreitet ift, und die durch ihn verursachten Krankheitsersheinungen anderer Art {d als bei kála-ázar. Lebtere Krankheit äußert sich in Fieber von ntermittierendem oder unregelmäßig remittierendem Verlauf, An- s{wellungen der Leber “und Milz, fortshreitender Blutarmuth, Abzehrung und häufig auch in Wassersuht, is einer Bes handlung wenig zugänglib und endét entweder etnem Fieberanfall oder durch Schwäche, oft, - nahdem Durchfälle- und Lungenleiden hinzugetreten sind, (in 90 bis 96% der

Fälle) mit dem Tode des Kranken. Die Dauer beträgt etwa 2 Monate