1898 / 12 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Jan 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Leidenschaft, die aus der Julia Teresina Geßner's spra, konnte sich der Romeo des Herrn Schmelzer {wer tebaupten. Vor allen Dingen h ihn fcrgi ert trocknes, nüchternes Organ, defsen Mängel durch

inderte - die Klangfülle seiner Partnerin verschärft hervortraten. Einem solchen

Organ wird wegen feiner Farblosigkeit der Ausdruck feuriger Leiden- séaft im großen Stil an sich fast vnmöglih, sodaß der Mangel an

perament, der diesem Romeo anhaftete, nit einer unzureihenden ursprünglichen Anlage für die Da: stellungskunst im allgemeinen zuzu- {reiben ist. Der Darsteller versuchte redlih, jedem Wesel der Empfindung im Ausdruck gerecht zu werden; das Ergebniß feiner Bemühungen war aber mehr eine verständige, als eine poetishe Leistung. Herr Stahl hielt sich als Mercutio recht gut; Herr Bassermann verkörperte ges{meidig und ungestüm den wilden Tybalt, und Herr Hellmuth, Bräm spra seine Lorenzo-:Rolle mit s{lichter Einfalt. Herr Pitis hau machte sid durch die natürlihe Derbheit bemerklih, mit der er den alten Capulet charakterisierte. In der Rolle der Amme plauderte Frau Wenck mit der ihr eigencn Behaglichkeit und Unbefangenkeit und fand dadurch vielen Beifall. Der gute Eindruck der Aufführung wurde erhöht tun Ftimmungsvolle Dekorationen und Pracht der Kostüme.

Thalia-Theater. J

Herr Heinrih Bötel beendete gestern sein Gastspiel als Chapelou - St. Phar in Adams komischer Oper „Der Postillon von Lonjumeau“ mit dem stürmischen Erfolge, den er in dieser Nolle stets zu erringen pflegt. Die wirkungsvolle Postillonéarie sowie das eingelegte Lied „Gute Nacht, Du mein herziges Kind“ mußte er, wie üblih, auf Verlangen wiederholen. Die übrigen Mitwirkenden, von deren Fräulein Lili Schäfer (Magdalena) und Herr Sel„burg (Bijou) gerannt seien, sowie das Orchester unter Leitung des Dirigenten Otto Lippits hielten sich waer, r o war ausverkauft,

onzerte. 4

Der gestrige dritte und leßte populäre Kammermusik-

Abend Ia E Barth, Wirth und Hausmann erhielt durch

_-diegefällige Mitwirkung des Professors I oahim eine ganz besondere An-

iebunasfraft. Saal und Logen der geräumigen Philharmonie waren i 5 Die Reihe der Vo:trâge wurde mit dem G-mol1l-Quartett von Brahms für Klavier, Violine, Bratsde und Violoncello eröffnet, An dieses gedankenticfe und eigenartige We1k reihten si noch zwei bekannte Kompositionen an: Schumarn's „Märchenerzählungen“ für Klavier, Klarinette und Bratsche und Beethoren's Septett in Es-dur (op. 20) für Violine, Bratsche, Violoncello, Klarinctte, Horn, gi und Kontrabaß. Die Ausführung, an welcher sh auch die Kammervirtuosen Schubert (Klarinette), Lange (Fagott), Littmann (Horn) und Clam (Kontrabaß) betheiligten, bet in jeder Beziehung einen ungetrübien Genuß. Ein englisher Sänger, Mr. Ffrangcon-Davies aus

London, konzertierte gestern zum ersten Male in Berlin, im Saal der

Sing-Akademie, welcher, dank dem lebhaften Interesse ter hiesigen englishen Kolonie für ihren Landsmann, ansehnlih gefüllt war. Das Mißtrauen, das fast allem, was an Mosikalishem von jenseits des Kanals zu uns herüberkommt, entgegengebraht wird, erwies sich diesmal als unbegründet. Der Sänger ist im Besiße cines Baritons, rcilos weiher Klang - vermöge richtiger Tonbildung sympathisch berührt. Leicht und ungezwungen, \priht die Stimme, besonders _in den oberen Registern an. Daß der Ausländer hier als Wagner-Sänger auftrat und den Monolog des Hans Sachs aus den „Meistersingern® sowie Wotan's Abschied aus der „Walküre“ sang, ersien als ein inter- essantes Wagniß, das der Konzertgeber aber gut bestand. Die nicht allzu große Stimme reite für diefe Aufgabe bei der günstigen Akustik des Saales vollkommen aus, der Vortrag war durchdacht und temperament- voll. Daß die englische Sprache sich nit fonderlih zum Gesang eignet, daß die nichtreinen Bokale zuweilen die Schör heir des Klanges be- einträchtigen, fiel besonders in der Arie „Honour and Arms“ aus Hândel's „Samson“ auf. Die Aus*prache des deutschen Textes war nicht überall deutlih; einige scharf accentuierten Stellen zeigten aber, daß es dem Sänger niht unwöglih wäre, die deutsde Sprache klarer zu sprechen. Zwischen seinen Vorträgen, die alle beifällig aufgenommen wuden, |pielte das Philharmonische Orchester, tas die Begleitung übcrnowmen hatte, meh1ere Sticke, und errang kefonters

mit dem Scherzo aus dem „Sommernäachtstraum“ ‘von Mendelssohn lebhaften Beifall. Das Vorspiel zu den „Meistersfingern“ klang da- gegen für den kleinen Saal zu läut. ;

Im Königlichen Opernhau se geht morgen Richard Wagners Oper „Rienzi, der Leßte der Tribunen“, in Scene. Am Montag findet eine Aufführung von Otto Nicolai's. komischer Oper „Die [lustigen Weiber von Windsor“ statt. Den Falstaff singt Herr Stammer, die Frau Fluth Frau Herzog.

Im Neuen Königlichen Opern-Theater gelangt morgen zu ermäßigten Preifen „Mutter Thiele“ von Adolf L’Arronge in der be- kannten Beseßung zur Aufführung.

Im Königlichen Schauspielhause gelangt morgen Heinrich von Kleist's Drama „Die Hermannsschlacht* in folgender Beseßung zur Aufführung : Hermann : Herr Matkowsky ; Thusnelda : Fräulein Poppe ; Marbod : Herr Molenar ; Ventidtius : Herr Arndt, Teuthold : Herr Kahle ; Alraune : Frau Stollberg. Das Publikum wird ersucht, im Gesellschafts - Anzuge zu ersheinen. Am Montag gebt zum ersten Mal das politische Drama „Die Aufgeregten“ von FJoharn Wolfgang von Goethe in der ergänzenden Bearbeitung von Felix Freiberrn ron Sterglin und în der bereits mitgitheilten Beseßung

in Scene.

Der Vorstand tes Zweigvereins Berlin des Vater- ländischen Frauenvereins erläßt folgenden Aufruf:

„Der Zweigverein Berlin des Baterländishen Frauenvereins hat es übernommen, in unmittelbarer Nähe Berlins ein Krankenhaus nebst Mutterhaus für Krankenpflegerinnen zu errichten. Um dieser Aufgabe {hon im nächsten Jahr gerecht werden zu können, bedarf es ncch einer Verstärkung des {on vorhandenen Baufonds. Diesem follen alle Mittel zufließen, wele das am 2. und 3. Februar 1898, Abends von 6 Uhr ab, im Neuen Königlichen Opern - Theater (Krell's Etablissement) stattfindende Fest „Eine NRheinfahrt* einträgt. Eine Rheinfahrt mit allen den Reizen und Freuden, die unser deutscher Strom uns bietet, eine Nheinfahrt von den Hängen des Hochgebirges bis hinab in die nieder- deutsche Ebene wird den Besuchern vor Auaen gezaubett werden. Wer einmal auf dem prächtigen neu erbauten Rheindampfec „Loreley" an den retengrünen Ufern entlang çleiten will, wer sib an dem rheinischen volfsthümlichen Leben erfreuen, und wer des Rheinstroms Märchen und Sagen vor feinen Augen lebentig erstehen sehen will, der komme zum fröhlichen Feste. Ein gutes, edles Werk unterstüßt er mit seinem Kommen, aber er wird auch die Ueberzeugung mitnebmen, glükliche, \{hóône Stunden erlebt zu haben, wie nur der Nhein fie kenrt.“

Berlin, den 8. Januar 1898.

(Folgen die Unterschriften.)

Eintrittskarten find zu haben: in der Bellevue-Apotheke am Pots- damer Plat; im Hotel Kaiserhof, im Hotel Monopol, bei Knöffler im Hotel Kaiserhof; bei Gerold, Unter den Linden 24; bei £on Hövpell, Unter den Linden 12; bei Gerson, Kaiserbazar, am Werdershen Markt; bei Kayser, Ecke der Leipziger- und Wilhelmstraße; bei Radvaß, Leipzigerstr. 123; bei Herzberg, Thiergartensir. 12; bei Hampe Nach- folger, Markgrafenstr. 50; bei Jordan, Markgrafenstr. 107; bei Loeser u. Wolff im Equitable-Palast im Central. Hotel, Leipzigerstr. 103, Poisdawerstr. 1 a., Behrenstr. 26 und Unter den Linten 76; endlich am 2. und 3. Februar, Abends, an der Kasse des Neuen Königlichen

Opern- Theaters.

Im Deutschen Theater wird der Spielplan der ganzen nächsten Woche bis einschließli künftigen Sonntag Abend von Suder- mann’s Tragödie „Johannes* ausgefüllt. Ausgencmmen ift nur der Mittwoch, an wel@m „Die versunkene Glocke“ zur Aufführung fommt. Als Nachmittagsvorst: [lungen find für morgen „Das Käthchen ter E tant und für den rähsten Sonntag „Mutter Erde“ angefeßt.

u Berliner Theater wird Max Dreyer's Lusispiel „In Behandlung“ morgen. am Donnerstag und rädlsten Sonntag in Scene gehen. „Romeo und Julia* wird am Mittwoch

Is

mit dem Andante aus „Tschaikowsky's Streichquartett (op. 11) und |

und Sonnabend, ‘„Der Pfarrer von- Kicchfeld®" ‘am - Montag u «Mein Leopold“ am Dienstag und Sonntag, den 23, Sue Nachmittags gegeben. Am Freitag gelangt als 19. Abonnements: Vorstellung „Ver Veilchenfresier* zur Aufführung. Morgen Nach: mittag wird „Faust“, T. Theil, gegeben.

Im Goethe-Theater gelangt „Krieg im Frieden" morgen, am Montag (als 19. Abonnements-Vorstellung) und Freitag (als 20. Abonnemente-Vorstellung) zur Aufführung. „Ein Sommexnachts, traum“ ist für Sonnabend angeseßt. „Die Journalisten*® werden am Dienstag, „Minna von Barnhelm*“ am Mittwoch Nachmittag und am Donnerstag, „Des Meeres und der Liebe Wellen* am Mittwoch, „König Krause“ am nächften Sonntag wiederholt. Am nächsten Sonntag Nachmittag geht als Klassiker - Vorstellung „Othello“, morgen Nachmittag das Lustspiel „Die Journalisten* in Scene.

Im Sciller-Theater wird morgen Nachmittag Blumen- thal’'s Schauspiel „Cin Tropfen Gift“, Abends Fulda!'s Luftspiel „Die wilde Jagd“ gegeben. Am Montag und Mittwoch geht das reue Schauspiel „Der König® von Veß in Scene. Am Dienstag und Sonnabend kommt Fulda's Lufispiel „Die wilde Jagd“ zur Aufführung. Am Donnerstag und Freitag finden die zwei leyten Wiederholungen des Lustspiels „Der Registrator auf Reisen“ start. Die erste Vor- stellung im zweiten Schiller-Cyclus, „Die Räuber“ ist für Sonntag, den 23, Januar, Nachmittags, angeseßt. Im Bürgersaale des Rathhauses findet morgen ein „Carl Löwe-Abend“ statt.

_ Im Lessing-Theat er beherrsht das Lustspiel „Jm weißen Nößl* von Oscar Blumenthal und Gustav Kadelburg auch in der kommenden Woche den Spielplan. Die Novität wird morgen, am Dienstag, Mittwoh, Donneritag, Sonnabend und am räthsten Sonntag gegeten, während Philipp Langmann's Drama „Bartel Turaser“ am Montag und „Hans Huckebein“ am Freitag sowie am nächsten Sonntag Nachmittag zur Aufführung gelangt. Als Nachmittagsvorstellung für den morgigen Sonntag wird Max Halbe's Schauspiel „Jugend“ gegeben.

__ Der Wochen-Spielplan des Belle-Alliance-Theaters kündigt

für Mittwoch, den 19. Januar, die Erstaufführung des von Eugen Zabel nah dem Russischen bearbeiteten Schauspiels „Im Dienst“ an. Das Stück wird am Freitag und am Sonntag, den 23. Januar, wiederholt. „Kean“ geht am Montag und Sonnabend in Scene. „Romeo und Julia" wird morgen, „Die relegierten Studenten“ am Dienstag und „Der Bräutigam auf Probe* am Donnerstag gegeben. Als Nach- mittags. Vorstellungen sind „Die Grille“ für morgen und „Das Glas Wasser“ für nähsten Sonntag angeseßt.

„Im Residenz-Theater wird morgen der Shwank „Sein Trik“ zum fünfundzwanzigsten Male gegeben; Rachinittazs wird Sardou’'s Schau)piel „Odette“ aufgeführt.

Im ‘Theater Unter den Linden wird von morgen bis ein- \{ließlich Mittwoch _ «Der Bettelstudent“ gegeben. Am Donnerstag fiadet die erste Aufführung der Operette „Die Göttin der Vernunft“ von Johann Strauß ftatt. Morgen Nachmittag geht „Orpheus in der Unterwelt*“ in Scene.

Im Thalia-Theater geht am Sonnabend nächster Woche ein neuer Schwank, „Ninetten's Hochzeit“ betitelt, in Scene. Bis dahin bleibt „Das Opferlamm“* auf dem Spielplan.

Im Central» Theater findet morgen die leßte Sonntags- Aufi¡ührung der Ausstattungéposse „Berliner Fahrten“ statt. Vie Novität „Die Tugendfalle*“ kommt im Laufe der nähsten Woche zur Aufführung.

Wie die „Neue freie Presse“ meldet, ist der Berliner Schrift- steller Dr. Paul Schlenth er provisorisch für vier Monate, also bis zum Schluß der Saison, zum Direktor des Hofburg- Theaters in Wien ernannt worden. Dr. Schlenther tritt mit dem 1. Februar sein neues Amt an.

Der Musik-Schrifisteller Oskar Eichberg, langjähriger Musik- fritikfer des „Berliner Börsen.Couriers“, ist am Donnerstag Abend nah längerem Leiden im Alter von 53 Jabren gestorbin.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

Wetterberiht vom 15. Januar, 8 Uhr Morgens.

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Wind. | Wetter. | | | |

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Stationen.

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in °? Celsius

Temperatur

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeres\p red. in Millim

5 G

Anfang 7 Ubr.

778 [S 2|\bedeckt 778 |[W 2'halb bed.

N EBauE, 16. Dan Die L \cchlacht. Ein Drama in 5 Aufzügen von Heinrich | =, e : von Kleist. (Mit Sg der Bearbeitung von Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Nudolf - Genée.) In Scene gesezt vom Ober- MKegisseur Max Grube. Dekorative Etnrichtung vom Ober-Inspektor Brandt. Anfang 7 Uh-.

N ues Opern- Theater. Mutter Thiele. Ein Charak e:bild in 3 Akten von Adolph L’Arronge.

Montag: Opernhaus. luftigen Weiber von Windsor. 1 phantastische Oper in 3 Akten von Otto Nicolai.

Schiller - Theater.

ie elung Ee | 74 Ubr: Im weißen Rößl.

Montag: Bartel Turafer.

(Wallner - Theater.) | In Scene gesezt vom Direktor W. Hasemann.

j Eiu Tropfen Gift. Bbends §8 Uhr: Die wilde Jagd.

Montag: Der König. Anfang 8 Uhr. E Dienstag: Die wilde Jagd. Anfang 8 Uhr.

Anfang Uhr. Montag: Dieselbe Vorstellung.

Ceniral-Theater. Alte Jakobstr. 30, Direktion : Rich. Schuly. Sonntag: Letzte Sonntags-Auf- führung. Emil Thomas, a. G, Berliner Fahrten.

Lessing-Theater. Sonntag, Nahmittags 3 Uhr | Burlesfe Ausftaitungspofse in 6 Bildern von Die | (volksthümlie Preise): Jugend, “Abends | Jul. Freund und Wilh. Mannstädt. Musik von

Kapellmeister Jul. Ginêdsboier. KAnfarg 74 Uhr. Montag: Berliner Fahrten.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger

„M 12.

Berlin, Sonnabend, den 15. Januar

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Dentsches Rei eh.

Nachw der Einnahme an Wechsel stempelsteuer im Deuts

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Einnahme

im Monat

Ober - Postdirektions - Bezirke Dezember 1897

Schluß des Monats Dezember 1897.

eisung en Reih für die Zeit vom L April 1897 bis zum

Hierzu Einnahme „in den Zusammen Vormonaten

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3, L E 4. 5. 6,

Einnahme in dem- | Im Etatsjahre selben Zeitraum 1897/98 des Vorjahres + mehr (Spalte 4) wentger

I. Im Neihs-Postgebiet. E E 2) Gumbinnen S 3) Danzig .

4) Derlin.

9) Potsdam .

6) {Frankfurt a. O.

7) Stettin

8) Köslin .

9) Posen

10) Bromberg .

11) Breslau

12) Liegnitz .

13) Oppeln R Ee O C T Y 16 941 | 7 I O L 9 675 I t a 12 234 E 10 551 | Io E E 12 650

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143 535 162284 | ( 153 413 | 80

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167 249 | 70 189 285 162 340 | 60

292 722 | 17/963 | ( 154 834 |

441 248 |

L 000 (4 327 423 | ch 102 874 | 215 487 |

112456 |

20 209 | 40 153 648 809 237 149 857 |

|

119 565 | 104 925 | 80 43 403 | 20 49 257 40 605 | 80 86 863 97 769 92412 | 5

987 069 924 643 39 890 41 228 | î¿ 38 886 | 60 98 363 65 698 62727 | 80 73 194 83 941 | 3 78377 | 70 19 497 23 070 20192 | 60 46 091 | ( 92 326 48 056 47 534 93 361 51 664

14640 | 10 8651 | 80 5 356 | 60 62425 | 90 2341 | 70 2970 | 20 5 563 | 60 2878 | 4270 | 20 1696 | 90 8871 | 10 92 634 | 20 19 283 | 50 6 845 | 70 713 | 40 3519 | 40 13 084 | 40 4673 | 40 1853 | 70 6 230 | 80 26 944 | 90 17 302 | 50 2980 | 20 18 918 | 40 5 370 | 90 15 789 | 50 63 657 | 80 2158 | 20 21583 | 30 74 297 | 10 + 123 344 | 37 448 | 10 5051 | 10 9 350 |- 20 766 | 10 10 499 | 433 | 20 1529 | 60 12 809 | 30 5 078 | 90 577 | 80

84 829 96 176 93 542 | 40 94 590 | 107 672 88 389 | 10 149 394 142 548 | 90 71 829 81 504 80 791 | 30 99 896 | 112 131 108 612 | 82 535 93 087 | 80 002 | 60 98 657 | 7 111 307 106 634 | 40 32 696 36144 | 34290 | 62 448 71 733 65 503 | 10

79 640 | 7 89 216 71913 | 90 280 968 | 277 988 172 797 153 879 58 671 | 65668 | : 60 297 53 360 | 60 406 44 616 503 817 440 160 19535 | 22 763 | 20 605 195 740 174 156 363 087 437 384 123 344 | n

242 127 204 679 | 63168 | 72 209 | 67158 | 128 119 | 6 118 769 24273 | ( 27 656 | ch 26 890 41 002 | 45 386 | 34887 | : 49 227 | f 55 570 | 56 004 | 173858 | : 175 387 | 909 467 | : 896 658 170 309 165 230 | 22 681 | 26318 | % 741 |

+ |+++++++++++++++++++++++++++++

+++ 1 1 +++++

Summe I 750514 | 30

I ea 25 643 | 90

5 762 331 | ( E E E 68517-| 50 555 261 | 200 636 | 50

6030971 | : 572 053 208 558 |

3512 846 | ch 623 778 | 5 9226 280

+481 874 | 90 F 51725 | 10 Le 721 | 60

844 675 | 70

Ueberhaupt Berlin, im Januar 1898,

6 518 229 | 40

6811583 |?

+551 321 | 60

Haupt-Buchhalterei des Reichs-Schaßamts. Biester.

Deutscher Reichstag.

er glaube, daß die Kommission die Sache in ciner Weise behandeln werde, daß man zu einer Einigung komme; die Anstände, die gemacht

1898,

Abg. Dr. Rintelen (Zentr.): Die Tendenz des Aritrages, den Nacheid einzuführen und eine Reihe von Eiden überhaupt zu vers meiden, ist auch von mir {on bet früheren Berathungen durchaus ge- billigt worden. Jh bin auch damit einverstanden, daß der Antrag an die bestehende juristishe Kommission überwiesen wird. Soweit sih der Antrag auf die Strafprozeßordnung bezieht, kann er in die Anträge Lenzmann und Rintelen hineingearbeitet werden; der Rest kann als besonderes Geseß erlassen werden.

Abg. Dr. Pieschel (nl.): Auh bei dieser Materie liegt die Ge- fahr vor, daß das, worauf es uns besonders ‘ankommt, nicht zu stande kommt, wenn es mit anderen Gegenständen verknüpft wird ; ih komme darauf noch bei der Berathung der nächsten Gegenstände zurück. Was den vorliegenden Gegenstand betrifft, so ist der Nacheid das Wesentlichste an der ganzen Sache; der Nacheid is jedenfalls viel wehr geeignet, die Wahrheit zu erfahren als der Voreid. Man kann die Zeugen auf Grund der Akten hinweisen auf die Aussagen, die sie früher unter ihrem Eide gemaht haben, und sie davor warnen, einen faÿrläfsigen Falsheid zu leisten. Es fällt dem Richter sehr leit, bei dem Voreide einen Metneid zu fubstartiieren. Er weiß aus den Akten, daß das, was der Mann jeßt sagt, fals ift; andere Zeugen baben das Entgegengeseßte ausgesagt. Da kann man dann leiht die Akten zumachen und sagen: „Wir siad fertig, Sie haben einen Meineio geschworen.“ Wenn aber der Eio hinterher- kommt, dann fann er den Mann sagen: „Ueberlegen Sie sch noch mal die Sathe!®* Wenn er troß seiner W senschaft der entgegengeseßten Thatsachen den Meineid abs nimmt, odne den Mann auf die früheren Ausfagen hinzuweisen, dann macht er sich in hohem Grade verartwortlih, vielleicht fogar strafbar. Das sind die Gründe, aus denen ih entschieden dem Nacheid den Vorzug gebe. Nach § 52 Abs. 1 des geltenden Gesetzes sind Geistliche, Rechtsanwalte und Aerzte berechtigt, das Zeugniß über Dinge za verweigern, die ihnen in Ausübung ihres Becufs als Geheimnisse anvertraut find. Der dazu beantragte Zufatz besagt: „Die Vernehmung dieser Perfonen ist, auch wenn das Zeugniß nicht verweigert wird, auf Thatsachen niht zu richten, in Ausehung welcher erhellt, daß ohne Verleßung der Verpflichtung zur Vershwiegenheit ein Zeugniß nicht abgelegt werden ftann.“ Diefer Antrag erscheint etwas unmotiviert, hat aber seinen historischen Entwickelungsgang. Jn dex Kommission über die Strafprozeßnovelle wurde st. Z. bemerkt, daß, wenn z. B. ein Geistlicher die Aussage über ein Beichtgeheimniß verwcigere, in dem Richter der Verdacht entstehe, daß der Geistlihe etwas wisse, was dem Angeklagten zur Last zu legen fei. Dem ift eine gewisse Berechtigung nicht abs zusprehen. Der Abg. Schmidt-Warburg wollte dieses Dilemma dur den Antrag aus der Welt shzffen, daß unter dem Beicht- geheimniß mitgetheilte Dinge niemals Gegenstand einer Ver- nehmung sein dürften, sodaß der Geistliße mit gutem Gewissen den Eid leisten ïönnte, nihts verschwiegen zu haben, auch wenn er etwas wifsen sollte. Aber einen gewissenhaften Mann würde diese Lösung doch immer ia ein Dilemma versezen. Denn wenn er etwas weiß und fagen foll: . Ich weiß nichts!“ fo ift das immerhin eine thatsählihe Unwahrheit. Dieser Ausweg hat also seine großen moralishen Gefahren, und ich glaube, daß auch kein fatholisher Staat darauf eingehen könnte. Der Vorschlag des Antrages Salisch if allerdings besser, aber immerbin noch eine zu weitgehende Konzession an eine von uns niht zu Ret anerkannte Fiktion. Wenn ih au anerkenne, daß für“ den Vorschlag etwas spricht, kann er doch so, wie er hier steht, nit bleiben; vielleicht kann man dem Richter zur Pflicht machen, bei der Vernehmung eines Geistlichen zu sagen: Wenn ih über Sachen fragen sollte, die Sie nur unter Verlegung des Beichtgeheimnisses mittheilen können, mae ih Sie auf den Absaß T des § 52 aufmerksam. Es würde dann dem Geistlihen überlassen werden, wie er dieser Aufs forderung gerecht wird. Wir wünschen, daß der Antrag Salisch Gefeß wird, und deshalb wollen wir seine besondere Behandlung und niht in Verbindung mit den- übrigen Anträgen zur Strafprozesßs ordnung. In der gestrigen Sißung bin ih nah den Zzitungsberichten mißverftanden worden; ih foll gesagt haben: In gewisse Schau- stellungen kôöane alle Mitglieder des Reichstages hingeben, ohne daß ihr Scham- und Sittlichkeitsgefühl verlegt würde. Das wäre eine schwere_ Beleidigung des Reichstages. Jh habe vielmehr gemeint : ohne Schaden an ihrer Seele zu nehmen. Jedenfalls hat mir jeder dolus einer Beleidigung des Reichstages gefehlt.

E r Lat) e e L I R, ck Me L

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Christiansund 767 |W 4|Regen T U 4 Dienstag: weißen Nößl N z Text von Mosenthal, nah William Shakespeare's icnstag: Jm weißen Rößl. In Vorbereitung: Die Tugendfalle. L a ets er senthal, n sp 17. Sißung vom 14. Januar 1898, 1 Uhr. worden, seien niht so groß, daß man sih nit darüber verständigen

2|Dunst 4|bedeckt _2 halb bed.

Kopenhagen . | 775 |W Stotholm . | 767 |SW Haparanda . | 749 |W Cork, Queens- | E A D 4 bededt 776 2\bededt 778 1/bededckt 776 1/bedeckt Bird ck08 1Nebel winemünde | 776 3|Dunst Neufahrwasser| 773 |W 1 \bedeckt Memel . …. 769 4|bedeckt

i L 70 Nebel arlsruhe. . | 778 Nebel Wiesbaden . | 778 |S bedeckt München .. | 777 3 [Nebel Chemniy .. | 780 ill/Nebel S9 bedeckt

779 wolkenlos

779 1 wolkenlos

771 halb bed. 775 bedeckt

wolkenlos

Ueberfiht der Witterung.

Das Hochdrukgebiet, dessen Kern heute über Ungarn liegt, hat sich“ nordwestwärts nah den Britischen Inseln ausgebreitet. Eine Depression von mäßiger

s Uo N U DO CO

|

Max Grube.

7x Uhr. Opernhaus.

rusticana.

Emil Göyte, K

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tag: Taunhä

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Sonntag: Und Sauspielha

Mittwoch: E

Das neue

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Deutsches

Tiefe liegt über Lappland, sodaß im Nord- und 2x Uhr: Das Käthchen von Heilbrouu. bends 74 Uhr: Johannes. Montag: Johannes.

Ostseegebiet Winde aus westlihen Richtungen vor- herrschend sind. In Deutschland is das Wetter ruhig, trübe und neblig ohne meßbare Niederschläge ; in den nördlihen Gebietstheilen liegt die Morgen- temperatur über, in den südlihen, wo leihter Frost berrs{cht, unter dem Mittelwerth. Abkühlung für das nöôrdlihe Deutschland demnächst wahrscheinli. Deutsche Seewarte.

Theater. Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern-

Dienstag: J

Richard Scene geseßt vom Ober-Regisseur TediaN. Deko- rative Einrihtuag vom Ober-Inspektor Brandt. im Frieden Sn Kapellmeister Sucher. (Jrene: Frau i Marie Bofsenburger, vom Hof-Theater in Dresden,

als Gast.) Anfang 6b# Uhr.

gleichnamigem Lustspiel. Tanz von Emil Graeb. In Scene gefeßt vom Ober-Regisseur Teßlaff. Dirigent: Musikdirektor Steinmann. Anfang 7F Uhr.

S(auspielhaus. 17. Abonnement A. 3. Vorstellung. Zum ersten Male: Die Aufgeregten. Von Johann Wolfgang von Goethe. Ergänzende Bearbeitung von Felix von Stenglin. In Scene gesezt vom Ober-Regisseur

Ehrenmitglied des Königlihen Schau!ptels.) Anfang

Vhantasien im Bremec Rath®keller. Donners-

6. Symphonie-Abend der Königlichen Kapelle. Sonnabend: Der Prophet. Anfang 7 Uhr.

Sonnabend: Lefsing's Geburtstag. Miuua von Barnhelm. Sonntag: Mutter Thiele. Neues Opern- Theater. Sonntag : Die Geierwally.

Berliner Thedter. Sonntag, Nachmittags 24 Uhr: Faust, L. Theil. Abends 7} Uhr: Jn Behaudluug.

Montag: Der Pfarrer vou Kirchfeld.

Dienstag: Mein Leopold.

Goethe-Theater. Bhf. Zoologisher Garten.

haus. 16. Vorstellung. Rienzi, der Lette der | Lantstr. 12. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Die

Tribuneu. Große tragische Vper in 5 Akten von Journalisten. Abends 74 Uhr: Zum ersten Wagner. Ballet von Emil Graeb. In Male: Krieg im Fricden, f

Montag (19. Abonnements-Vorstellunz): Krieg

Dienstag: Die Journalisten.

Vorstellung. Sonbder-

(Die Gräfin: Frau Clara Meyer,

Dienétag: Bajazzi. Cavalleria Mittwoch : Martha. (Lyonel: Herr önigliher Kammersänger, als Gast.)

user. Anfang 7 Uhr. Freitag:

ine.

us. Dienstag: Mutter Thiele. mont, Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Zeib, Freitag: Die Aufgeregten.

Theater. Sonntag, Nahmittags

ohaunes.

Mittwoch: Zu weißeu Rößl.

Neues Theater. Shiffbauecdamm 43. /5, Direktion: Sigmund Lautenburg. Sonntag: Die Logenbrüder. Schwank in 3 Akten von C. Laufs und C. Kraat. Regie: Hermann Werner. Anfang 74 Uhr. Nachmiitags 3 Uhr: Zu volksthümlichen Preisen: Trilby.

Montag: Die Logenbrüder.

Dienstag: Zum ersten Male: Familie. Lust- spiel in 3 Akten von Auguste Germain. Deutsch von Mox Schönau. Vorher: Der Hérr Kanu- didat. Schwank in 1 Akt von Ernst Berger.

Belle-Alliance-Theater. Belle-Alliancestr.7/8. Sonntag: Rotieo und Julia. Nachmittags: Die Grille.

Montag: Keau. „,

Dienstag : Die relegiérten Studenten.

Mittwoch: Zum ersten Male: Jm Dienst.

Residenz-Theater. Direktion: Theodor Brandt. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Kassen- preisen: Odette. Pariser Sittenbild in 4 Aufzügen von Victorien Sardou. Deutsh von Schelher, Abends 74 Uhr: Zum 25. Male: Sein Trickt. (Le Truc de Séraphin.) Schwark in 3 Aften von Maurice Desvalliècres und Antony Mars. Veberseßt und für die deutsche Bühne bearbeitet von

Benno Jacobson. Montag und folgende Tage: Sein Trick.

Theater Unter den Linden. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Orpheus in der Unterwelt. Abends 77 Uhr: Der Bettelstudent. Operette in 3 Akten von F. Zell und Richard Genóe. Musik von Carl Miller.

Montag: Der Bettelstudent. Donnerstag: Zum erften Male: Die Göttin

der Vernunft von Johann Strauß.

Thalia-Theater. (Vormals: Adolph Ernft- Theater.) Sonntag: Das Opferlamm. Schwank

Konzerte.

Saal des Königlichen Schauspielhauses. Sonntag, Mittags 12 Uhr: AUx. Kammermusik- Matinée von Halir, Exucr, Müller, Dechert.

Sing-Akademie. Sonntag. Anfang 8 Uhr: Lieder-Abend von Selma Nictlasß-Kempuer.

Philharmonie. Montag, Anfang 7# Uhr: L. Konzert des Philharmonischen Chors. Dirigent: Siegfried Ochs.

Saal Bechstein, Scnntag, Anfang 74 Uhr: Ix. Konzert von Emilie und Gabriele Christ- mann (Gesang). Mitwirkung: Herr Albert Schilling (Cello).

Montag, Anfang 74 Uhr: AV. Schüler - Auf- führuug des Stern’schen Koufervatoriums.

Familien-Nachrichten.

Verlobt: Frl. Gabriele Trüßschler von Falkenstein mit Hrn, Sec.-Lieut. Arthur Krause (Lissa i. P.— Rawitsch). / Frl. Margarete Giesler mit Hrn. Prem. - Licut. Franz te Dumas te l'Espinol (Schloß Falkenlust b. Brühl— Ehrenbreitstein). Comtesse Irma Bethusy-Huc mit Hrn. Regierungs- Referendar und Sec.-Liéeut. d. R. Dr. jur, Friß Hegenscheidt (Deshowitz O.-S.=-Düsseldorf).

Geboren: EinSohn: Hrn, Prem.-Lieut. Swidom (Charlottenburg). :

Gestorben: Hr. Oekonomie-Raih Julius Wenzel (Schedlau).

Verantwortlicher Redakteur: Direktor Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Scholz) in Berlin.

Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Sechs Beilagen

in 3 Akten ron Oscar Walther und Leo Stein.

(einschließli Bötsen-Beilage).

Auf der Tagesordnung steht als erster Gegenstand die Fortseßung der ersten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend Aenderungen der Zivilprozeßordnung und eines dazu gehörigen Einführungsgeseßes.

_ Abg. Bekh (fr. Volksp.) spriht zunähst seine Befriedigung über die Vorlage aus und bestreitet, daß in derselben irgend welche Animosität gegen den Stand der Rechtsanwalte enthalten sei. Die deutsche Zivilprozeßordnung, die so vielfah getadelt sei, während die alte preußishe Gericßtsordnung gelobt wurde, habe {ich durhaus bewährt, wie Redner, der auh unter der alten baye- rishcn Prozeßordnung als Anwalt gearbeitet habe, aus eigener Erfah- rung bestä'igen könne. Abg. Beckh wendet sich sodann polemistierend gegen die Redner, welche an dem früherea Verhandlungstage gesprochen haben, namentlich gegen den Abg. Gamp, der bewiesen habe, daß er von der Sache nichts verstehe, dadurh, daß er meinte, der Vortermin _könne auch auf die Urkundenprozesse angewendet werden, während doch selbst für einen Rechtsanwalt die Er- langung eines Urtheils im Urkundenprozesse \{chwierig sei. Ueber- haupt sei die _Dur@hführung des Parteiprozesses durchaus nicht möglih; es müßten dann in den Landgerichten dreimal so viel Richter sigen als jet, wenn die Prozesse so {nell erledigt werden sollten wie jeßt unter dem Anwaltszwang. Mit der Einschiebung des § 49 a erflärt sih der Redner einverstanden; es sei nur zu bedauern, daß bloß die passive Nechtsfähigkeit der Vereine eingeführt werden folle, nit au die aktive Rechtsfähigkeit, die Berehtigung zur Klage- erhebung. Bezüglih der Rechtskonsulenten stehe er auf dem Stand- punkte, daß dieselben bei den Amtégerichten zugelassen werden sollen, anns nicht unsaubere Manipulationen derselben zu Tage treten.

mmerhin sei die Schaffung gewissermaßen einer zweiten Kategorie von Anwalten bedenklih, deshalb müsse die Sache etwas anders geregelt werden als in der Vorlage. Der Vortermin sei das allerzweifelhafteste an der ganzen Vorlage, wenngleih dadurch viel- leiht etwas an den Kosten gespart werden könne. Der Vortermin würde häufig nur eine Verschleppung mit sich bringen, weil dem Vortermin doch in den meisten Fällen ein späterer Termin nachfolgen müsse. Was man durch den Vortermin erreihen wolle, sei durch die Vorschriften über den Vergleich hon jeßt im Geseyß vorhanden. Der wichtigste Punkt der Vorlage sei die Erhöhung der NRevisiontsumme.

‘erbei müsse in erster Linie das Interesse der Rechtsuchenden ent- heiden. Die Rücksicht auf das Neichsgericht könne dabei niht maßgebend ein. Wenn s{chon sechs Senate bei demselben bestehen, dann komme es auf zwei oder drei mehr wirklich niht an. Die Belastung des Reichs- gerichts sei allerdings gestiegen, aber das werde immer der Fall sein mit der Zunahme der Beyölkerung. Wenn vorgeshlagen worden sei, die Geseße, welhe durch das Bürgerliche Geseßbuch abgeschafft werden, nicht mehr für revisibel zu erklären, so würde das vollständig fals sein. Verträge, die auf den alten Geseßen beruhten, würden no jahrelang nah dem 1. Januar 1900 gelten, und man könne sie nicht shlechter im Recht stellen als bisher. Schließlich erklärt Redner,

könnte, denn in den Hauptpunkten sei man einig,

Damit schließt die Debatte.

_Die Vorlage wird der schon bestehenden juristishen Kom- mission überwiesen.

Es folgt die erste Berathung des Antrages der Abgg. von Salisch (d. kons.) u. Gen., betreffend die Einführung des Nacheides

Abg. von Salisch erinnert an die früheren Verhandlungen über die Novelle zur Strafprozeßordnung, bei denen man von allen Seiten darauf hingewiesen habe, daß durch die Vereidigungen der Zeugen vor threr Ausfage die Gefahr der Vermehrung der Mein- eide herbeigeführt würde. Der Richter sei sogar gezwungen, Eide abzunehmen in dem Falle, wo die Aussagen der Zeugen durhaus keine Bedeutung hätten. Es müsse dafür gesorgt werden, daß die Ableistung des Eides mit größerer Feterlihkeit erfolgen könne. Die falshe Aussage müsse unter Strafe gestellt werden.

Abg. Lenzmann (fc. Volksp.): Meine Freunde sind mit dem Inhalt des vorliegenden Antrags vollständig einverstanden. Es würde sih vtelleiht empfehlen, die Debatte über diesen Antrag mit der Debatte über die Anträge Nintelen und Lenzmann wegen Wiedereinführung der Berufung 2c. zu vereinigen. Der Eid in seiner jeßigen Form is weniger geeignet, die Wahrheit zu garantieren, als das frühere Verfahren in Preußen, welches den Nacheid hatte. Daß dieser besser is als der Voreid, darüber besteht unter den Juristen wohl kein Zweifel; es if unerträglich, daß der Richter sich zum Theilnehmer eines Meineids machen muß, wenn er einen Zeugen vereidigt, dessen Aussage ihm unwahr erscheint. Der Eid follte überhaupt möglichst da abgeschaffft werden, wo die Ausfage des Zeugen glaubhaft erscheint. Darüber häben in erster Linie die Parteien zu entscheiden, im Zivilprozeß die \treitenden Parteien, im Strafprozeß der Staatsanwalt. Diese Parteten follen nicht gezwungen werden können, auf den Eid zu verzihten, wenn sie kte Beeidigung einer Aussage für nothwendig in ihrem Interesse halten. Da wir gewisse Richter haben, welhe den Sozialdemokraten den Respekt vor dem Eide absprechen, so darf es nicht in der Hand des Nichters allein liegen, ob er die Beeidigung unterlassen will, Dann würden die nah Millionen zählenden Sozialdemokraten niht mit dem Schimpf belastet werden, daß sie nicht zum Eide zugelassen werden. Hier muß niht die höhere Wetsheit des Nichters entscheiden, sondern der Wille der Parteien. Darin unterscheiden wir uns von dem Antrage des Herrn von Salish. Jch hoffe aber, daß wir uns über diese Frage verständigen können. Wird der Antrag von Salisch angenommen, so wird auf großen Gebieten der Nacheid eingeführt. Die Annahme des Antrages wird die Regierung dementieren, welche bet der freiwilligen Gerichts: barkeit den Nacheid abgelehnt hat, weil man nicht auf einem einzelnen Gebtete damit vorgehen könne. Und dabei fteht der Nacheid {on in dein Entwurf der Militär-Strafprozeßordnung, die allerdings in diesem Punkt der Ziviljustiz voraus ist.

__ Abg. Stadthagen (Soz.): Jh bezweifle, daß der Antrag dazu dienen werde, die Meineide zu vermindern, wenn er auch vielleicht geeignet ist, die Zeugen zu {hüßen vor den Richtern, die ih ihrer Verantwortlichkeit nicht voll bewußt find. Nach unserer Anschauung folgt die Verpflichtung, die Wahrheit zu sagen, aus den Pflichten des Einzelnen gegenüber der Allgemeinheit. Es wird auf die ftarke Ver- mehrung der Zahl der Meineide hingewiesen. Die Meineide sind am stärksten in Ostpreußen und Westpreußen und nehmen ab, je mehr in einem Bezirk die Zahl der Sozialdemokraten zunimmt. Redner weist auf einen Vorfall aus der Praxis eines der Mitantragsteller des Antrages von Salisck) (des Abg. Himburg) hin, in welchem ein Arbeiter wegen Meineides verurtheilt worden fei, und fährt dann fort: der Richter, der nit alle Maßregeln triffi, daß der Zeuge keinen Meineid leistet, steht nicht anders da als ein Anstifter zum Meineid. In einem Falle wurde die Aussage eines Zeugen als niht maÿ- gebend erachtet, weil er Sozialdemokrat sei und weil die Sozial- demokratie unter Umftänden den Meineid entshuldigte. Dem gegen- über genügt es nit, gesittet „Pfui* zu rufen; dieser Gesianungs- rohheit gegenüber müjsen Strafbestimmungen erlassen werden, um die Freiheit der politishen Gesinnung zu sihern. (Zwischenruf des Abg. Dr, Kropatsheck.) Herrn Kropatscheck möchte ih be- merken, wie die _»Kreuzzeitung*" über den Eid geurtheilt hatte. Der Rundschauer schrieb damals, daß der Eid auf die Verfassung niht gelten könne, weil ein Eid, der gegen Gottes Willen sich richte, nicht bindend fei; die Könige ständen aber in Gottes Hand, und des- halb könnten sie dur die Verfassung nicht gebunden werden. Die mehrfachen Vorfälle, in denen Sozialdemokraten vom Richter oder Staaisanwalt wegen ihrer Gesinnung s{chlecht behandelt sind, bringen uns dahin, daß wir nicht dafür timmen köanen, daß die Zeugen allein nah dem Willen des Richters vom Eide ausgeschlossen werden können. Denn es E nicht nur \{chlechte, sondern sogar bös- willig schlechte Richter in Deutschland. Der Angeklagte hat ein Recht darauf, nah diefer Richtung bin Anträge zu stellen. Ebenso wenig können wir dem zustimmen, daß im Vorverfahren die Beeidigung vor- genommen wird, wo die Garantie der Oeffentlichkeit nicht vorhanden ist. Eine Quelle des Meineids is auch die Bestimmung, daß Be- amte ihre Ausfagen einshränken können, sobald das Wohl des Staats dabei in Betracht kommt. Die Beziehungen der Polizei zu den Agenten und Spißeln sind ebenfalls ein Mittel, die Wahrheit zu vershleiern und Meineide zu provozteren. Wenn man ehrlih die Verminderung der Meineide herbeiführen will, dann müßten die Fälle beseitigt werden, in denen e Pre verlangt wird, namentli der Zeugnißzwang gegen die Presse. Auf dem Lande besteh die Meinung, daß die Gendarmen gern - als Zeugen aufträten, weil sie dafür Gebühren erhalten. Ein gegen Belastungszeuzen und die Unterstellung der Gendarmen unter die ordentlihen Gerichte ift iageno nothwendig. Die Zeugen müssen auch geshüpt sein gegen Beschimpfungen und Schmähungen seitens der Staatsanwalte, deren hon mehrere vom Reichsgericht deêwegen verurtheilt find. Die besondere Bestrafung der unbeeidigten, wissent-