1898 / 39 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 14 Feb 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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E e E E rer Bara

N Ÿ T E E T E S I S S

An find ebenfalls ar-Direktion_ Srogbig qu Thien. ' sondercs portosreies Ersuchen werden Abdrücke der Nachrichten und Bestimmungen über die Droyßiger Anstalten von der Seminar- Direktion übersand!. Berlin, den 12. Februar 1898. Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. Im Auftrage: Kuegler.

Der bisherige Seminarléhrer Gustav Menzel aus Liegniß ist zum Kreis-Schulinspektor ernannt worden.

Dem Privatdozenten in der medizinishen Fakultät der Friedrih:Wilhelms-Üniversität zu Berlin Dr. Julius Pagel und dem Maler Max Liebermann in Berlin ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Der, Thierarzt Johann Memmen zu Hettsiedt- ist zum Königlichen Kreis-Thierarzt ernannt und demselben die Kreis- Zlrrariistele für den Mansfelder Gebirgskreis übertragen worden.

Der Thierarzt Wilhelm Diercks zu Plön ist zum Königlichen Kreis-Thierarzt ernannt und demselben die Kreis- Thierarztstelle für den Kreis Plön, mit Ausschluß der Land- gemeinden Ellerbeck und Gaarden, übertragert worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Vekanntmachung.

Bei den Schiedsgerichten der Arbeiterversiche- rung sind nahfolgende Beamte zu Vorsißenden bezw. stell- vertretenden Vorsißenden ernannt worden :

der Amtsrichter Schwarz in Lüdenscheid zum Vor- sißenden des Schiedsgerichts der Sektion TIT der Rheinisch- Westfälishen Maschinenbau- und Kleineiscnindustrie - Berufs- genossenschaft daselbst und zum stellvertretenden Vorsißenden der ebenda besichenden Schiedsgerichte der Jnvaliditäta- und Altersversiherung und der landwirthschaftlihen Unfallvcrsiche- rung für den Kreis Altena;

der Landri®ter Landau in Saarbrücken zum Vor- sißenden der daselbst E Schiedsgerichte:

a. der Südwestdeut]hen Eisen-Berufegenossenschast,

b. der Sektion VII der Glas-Berufsgenossenschaft,

c. der Sektion VIIT der Rheinish-Westfälischen Bau- gewerks-Berufsgenossenschaft :

der Landgerichts-Rath von efi in Flensbuxg zum Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbst;

der Spezial-Kommissar , Regicrungs-Rath Haack in daselbt: zum stellvertretenden Vorstßenden der Schiedsgerichte aselbst ;

i der Amtsgerihts-Rath Theis in Fulda zum Vorsißzenden un

der Amtsgerich!8s-Rath Hofmann ebenda zum fstellver- tretenden Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbst:

der Landgerichts-Nath Creizenah in Frankfurt a. M. zum Vorsißenden und

der Landgerichts - Rath Jrmler ebenda zum ste!lver- tretenden Vorstßenden des daselbst bestehenden Schiedsgerichts für die für Staatsrehnung verwalteten Eisenbahnen des Direktionsbezirks Frantfurt a. M., der Landgerichis - Nath Jrmler außerdem zum stellvertretenden Vorsißenden des ebenda bestehenden Sthiedsgerihts der Pensionskasse für die Arbeiter der preußischen Staats - Eisenbahnverwaltung des Direktionsbezirks Frankfurt a. M.;

der Amisrihter Richter in Kreuzburg O.-S{l. zum stellvertretenden Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbft.

Berlin, den 12. Februar 1898.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Jn Vertretung: Lohmann.

Kriegs-Ministerium.

Dem Militär-Fntendanten Helmke is die Militär-Jnten- dantenstelle des T. Armee-Korps übertragen worden.

Hauptverwaltung der Staats\schulden.

Vetanntmachuna.

Die zum 1. Juli 1885 zur baarcn Rückzahlung gekündigte 4prozentige Potsdam - Magdeburger Eisenbahn- Obligation Litt. A. vom 1. Januar 1846 Nr. 3603 über 200 Thlr. ist troß des in den Jahren 1886 bis 1888 wieder- holten öffentlichen Aufrufs bis jeßt nicht zur Einlösung vor- gezeigt worden. Gemäß 8 7 des Privilegs vom 17. Äugust 1845 (Geseß-Samml. S. 572) ist die Obligation nunmehr werthlos geworden und jeder Anspruch aus derselben an den Staat erloschen. ;

Berlin, den 10. Februar 1898.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Dmer,

Nichtamlkliches. Deutsches Reich,

Preuszen. Berlin, 14. Februar.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag um 9 Uhr den Vortrag des Chefs des Zivil- kTabinets, Wirklihen Geheimen Raths Dr. von Lucanus und daran anschließend die Marinevorträge entgegen.

Zhre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilten am 12. d. M. A im Königlichen Schlosse dem zum Ober-Präsidial-Rat n Königsberg ernannten bisherigen Landrath des Kreises Nieder-Barnim von Waldow und dem Direktor des Königlichen meteorologischen Jnstituts, Geheimen Regierungs-Nath, Profcssor Dr. von Bezold Audienz.

Ausschüsse des Bundesraths für

Eisenbahnen und Telegraphen und für Rechnungs- wesen Hielten beuts eine Sipung. M E P

Der Wirklihe Geheime Rath von Wolff, Chef- Präsident der Sen Ober-Rehnungskammer und des Ae es ea Reichs, Kapitular des Domstifts Brandenburg, ist gestern früh in Potsdam gestorben.

Schleswig, 13. Februar. Am heutigen Tage, Mittags 12 Uhr, wurde na einer in der hiesigen Domkirche ab- S IS Feier der 82. Schles wig-Holsteinische Provinzial-Landtag in Gegenwart von 61 Abgeordneten von dem Ober-Präsidenten, Staats-Minister von Köller mit nachstehender Ansprache eröffnet :

ohgeehrte Herren !

Es gereiht mir_ zur besonderen Ehre und hohen Freude, Sie kraft des mir von Seiner Majestät dem König anvertrauten “Amtes zum ersten Male namens der Staatsregierung willkommen zu heißen.

Schon bald nach Uebernahme meines Amtes hatte id die traurige Pflicht, dem Grafen Holstein auf Neverstorf, einem Ihrer ältesten Mitglieder, die leßte Ghre zu erweisen. Der Hingang des werthen und ausgezeilneten Mannes wird mit uns Allen auch ton se:nem Kaiserlichen Herrn \chmerzlih betrauert. Sein Andeuken wird wie überall, so besonders in unserér Provinz in verdienten Ehren gee halten werden.

Die Provinz S@leswig-Holstein blieb in dem abgelaufenen Jahre von s{chweren allgemeinen Schädigungen verschont. Um so bereiter zur Hilfe erwiesen sich alle Kreife der Bevölkerung für die dur furht- bare Unwetter {chwer heimgesuhten Landschaften im weiteren Vater- lande. Die dur meine Hand für Schlesien, Brandenburg, für die Königreihe Sachsen und Württemberg, sowie für Elsaß-Lothringen und das Großherzogthum Baden vertheilten Spenden haben die ansehnliche Höhe von 231 566 4 erreicht und bei den Betheiligten den aufrichtigsten Dank gefunden.

Die dur Feuer verursachte beklagenswerthe Schädigung eines der chrwürdigsten Bauwerke- der Provinz, die Vernichtung der Kupvel des Schlosses Gottorf, hat dur Kaiserliche Huld alsbald die {on nahezu vollendete pietätvoliste Wiederherstellung erfahren.

Das wirthschastliche Leben verblieb in gesundea und gesegneten

Bahnen.

Die Landwirthschaft wird noch immer durch die Maul- und Klauenseuche, wie durch das Umsichgreifen der Tuberkulose in einem ibrer wichtigsten Betriebszweige beunruhigt. Es if zu boffen, daß die von der Staatsregierung geplanten kräftigen Abwehr-Maßnahmen bald zu wesentlicher Abhilfe führen. Die Theilnahme der Provinz an der ia Hamburg veranstalteten großen Obst-Ausftellung gab, wie i mi überzeugen Tonnte, den Beweis cines ecfreulihen Aufs{hwunges unseres Obstbaues, für dessen kräftigere Begründung auch Ihre besondere Mithilfe erbeten wird. Dankbar zu begrüßen war die Errichtung eines Remontedepots zu Hardebek im Interesse unserer immex kräftiger sich entwidckelnden Pferdezucht. Zu meiner Genugthuung ist ins- besondere in nördlihen Kreisen eine lebhaftere Bett eiligung der an- fässigen Bevölkerung an dem Institut der Lebensversiherung eingetreten zum Zweck zeitiger Sicherung der für zukünftige Abnahme und Auseinanderfeßungen erforderlihen Mittel. Ich erblide hierin, zumal da das Gesch die Beiträge von der Steuerpfliht befreit hat, einen hervorragend geeigneten Weg zur Befestigung bäuerlitßen Wohlstandes. Das Genofsenschaftewesen entwickelt sich kräftig und günstig weiter. Handel, Gewerbe und Indufirie erfreuen fi ofensihtlich des durch den {starken Schuß des Reiches gesicherten Friedens. Mehrere neue Voll- und Kkeinbahnen haben eröffnet werden können, andere sind im Bau und werden unter Ihrer Mithilfe geplant, um erheblichen Distrikten zum Aufschluß zu dienen.

Hochgeehrte Herren! Jbre Berathungen werden ih vornehmlich einez Neiße von wichtigen Vorlagen Ihres Ausschusses zuwenden, welcke die ersprießlide Ausgestaltung und Neuordnung Ihrer organischen Einrichtung bezwecken. Die Staatsregierung begleitct diese Ihre Arbeiten mit aufrihtizger Sympathie.

Ich gebe dem Wunsche wie dem Vertrauen Ausdruck, daß Ihre Berathungen zum Segen der Provinz gereihen mögen, und erkläre nunmehr im Namen Seiner Majestät des Kaisers und Königs den 32. Schle8wig-Holsteinischen Provinzial-Landtag für eröffnet.

Unter dem Vorsiß des an Jahren ältesten Mitgliedes der Versammlung, Bürgermeisters Mcßtorff - Uetersen, wurde mittels Acclamation der Klosterpropst Graf von Reventlou- Preeßÿ wiederum zum Vorsißzenden des Provinzial-Landtages und der Ober-Bürgermeister Dr. jur. Giese-Altona zum stell- vertretenden Vorsißenden gewählt. i

Der Vorsigende begrüßte darauf die Versammlung und brachte auf Seine Majestät den Kaiser und König cin dreimaliges Hoch aus, in welches die Versammlung begeistert einstimmte.

Hannover, 13. Februar. Der Provinzial-Landtag genehmigte in seiner heutigen Sißung den Bau einer vierten Mevenasiali in der Stadt Lüneburg, welhe zur vorläufigen Aufnahme von. 800 Kranken hergerihtet werden soll und für die in dem nächsten Etaisjahre die Summe von 1 000 000 anzuweisen ist. Hieran {loß sich die Wahl des stellver- tretenden Vorsißenden des Provinzialausshu}es; mit 54 Stimmen wurde der Abg. Geheime Regierungs - Rath Tilemann gewählt. Sodann folgte die Berathung der Beschlüsse der Kommission für die Besoldungsvorlage, der Negulative, betreffend die Reisekosten und Tage- gelder der Provinzialbeamten und der Provinzialwegbau- beamten, und dcs Neglements, betreffend die dienst- lien Verhältnisse der Provinzialbeamten. Die Anträge des Loo Miau wurden mit einigen unerheblichen Aende- rungen zur Annahme empfohlen. Die Gehaltssäße wurden im einzelnen durhberathen und nah den Vorschlägen mit folgendem Antrage angenommen: „Der Provinzial - Landtag wolle beschließen: die Normalbesoldungen verschiedener Klassen von Provinzialbeamten in Gemäßheit unserer aus der anliegenden Uebersicht sih ergebenden Anträge festzustellen und den Provinzialausshuß zu ermächtigen: den im Dienst be- findlichen Beamten diejenigen Gehaltserhöhungen vom 1. April an zu gewöhren, welche i aus der Anwendung der Be- soldungsgrundsäße auf ihr ichiges Dienstalter ergeben, unter Vorbchalt der Bcfugniß, eine Ermäßigung der Erhöhung ein- treten zu lassen, wenn diese gegen die jeßige Besoldung und im Hinblick auf das Lebensalter einen unverhältnißmäßig hohen Betrag erreichen würde“. Der Antrag, betreffend die Tagegelder und Reisekoften der Provinzialbeamten sowie der Mitglieder des Provinzial-Landtages, der Rechnungs- kommission, des Provinzialausshusses und des Provinzial- raths, wurde auf Antrag des - Abg. Ludowieg von der Tagesordnung abgcsezt und damit für dieses Jahr ab-

è wurde mit ciner unerheblihen Aenderung bezüglich der Be-

gelehnt. Das neue Dienstreglement für die Provinzialbeamten

G | Der Senats - Präsident am Reichsgericht Dr. O Lg ist, wie R B.“ meldet, ge T in Spie

Oesterreich-Ungarn.

Der Kaiser empfing gestern den rüheren Statthalter von O, Grafen von Lun-Gobentein in besonderer udienz.

Das Befinden der Prinzessin Tlementine von Sachsen-Coburg und Gotha hat sich verschlimmert. Die Entzündung hat nunmehr auch den linken Lungenflügel er- griffen. Der Fürst Ferdinand von Bulgarien und die Tochter der Prinzessin Clementine, die Erzherzogin Joseph, sind in Wien eingetroffen.

_ Der frühere Minister des Auswärtigen Graf Käálnoky ist, wie „W. T. B.“ aus Brünn meldct, gestern Nachmittag gestorben.

Eine Kundmachung -des Rektorats der Wiener Ak a- demie der bildenden Künste verfügt auf Grund eines Beschlusses des akademischen Professoren - Kollegiums die Sistierung des Unterrichts an der allgemeinen Maler- und Vildhauerschule.

Die Adreßkommission des böhmischen Landtages berieth am Sonnabcnd den Adreßentwurf des Referenten Kramarz. Derselbe beantragte: der Landtag möge beschließen, eine Deputation an den Kaiser abzusenden, welche zu geeigneter Zeit Allerhöchstdemfelben die Huldigung des Landtages zu dem fünfzigjährigen Herrscher - Jubiläum unterbreiten solle; ferner möge der Landtag eine Adresse an den Kaiser beschließen. Der Adreßentwurf mißt den größten Theil der Schuld an der Verschärfung der politischen Verhältnisse Oester- reichs dem Zentralismus zu, welcher es der Regierung unmöglich mache, sih den eigenartigen Verhältnissen der Königreiche Und Länder anzupassen. Der Landtag halte es für scine Pflicht gerade jeßt zu crklären, daß er in unbeugsamer Treue festhalte an dem Rechte des Königreichs Böhmen auf selbständige Geseßgebung und Verwaltung. Die Adresse. hebt feriier die Nothwendigkeit der Erweiterung der Kompetenz der Landtage hervor, betont den Grundsaz der absoluten Gteichberech- igung und Gleichwerthigkeit beider Völker Böhmens, ebenfo das Recht eincs jeden Einwohners des Königreichs, in seiner Sprache bei allen Behörden Reht zu suchen und zu finden, weist auf die Nothwendigkeit der Erhaltung der Einheit und Untheilbarkeit des Königreihs hin und {ließt mit dem Ausdruck der Hoffnung auf Wiederkehr von Ruhe und Frieden und dem Wunsch, daß unter dem Jubel beider Völker die heilige Wenzelskrone auf dem Haupte des Kaisers erstrahlen möge. Jm Laufe der Debatte bezeihnete der konservative Großgrundbesißzer Graf Sylva Tarouca den Vorschlag des Referenten, den Huldigungsakt von der Adresse zu trennen, als eine glücklihe Lösung, da seine Partei aufrihtig wünsche, der Minorität dadurch nicht die Möglichkeit zu nehmen, ihre Gefühle der Anhänglichkeit und Treue sowie ihre Huldigung im Verein mit der Majorität des Landtages auszudrücken, daß man ihr zumuthe, sich an einer Kundgebung zu betheiligen, welche Anschauungen ent- halte, die sie prinzipiell negiere. Der Adreßentwurf wurde einstimmig angenommen.

Frankreich.

In ‘der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer legte der Minister der öffentlihen Arbeiten Turrel einen Geseßentwurf, betreffend den Bau der Pariser Stadtbahn, vor. Die Deputirten Ernest Roche, de Beauregard und Castelin erklärten, daß sie die Regierung über die Zwishenfälle in dem Prozeß Zola interpellicren wollten, Der Kriegs - Minister, General Billot be- inerkte, diese Jnterpellation fönne erst nach Beendigung des Prozesses erörtert werden. Der Minister verwahrte sich zugleich gegen die Jnsinuation, Beziehungen zu der Familie Dreyfus zu haben, und erklärte: „Dreyfus is gerecht und regelrecht verurtheilt worden; er ist ein Verräther und ist s{chuldig. Wenn man angesihts wahnbethörter Leidenschaften Zur Forderung der Revision des Pro- zesses gelangen sollte, müßte man sich einen anderen Kriegs-Minister suchen.“ Der Minist:r-Präsident Méline verlangte gleihfalls die Vertagung der Jnterpellation bis nach Beendigung des Prozesses Zola. Erncst Roche, welcher eine Ent- gegnung vorbrachte, wurde zur Ordnung gerufen. Die Ver- tagung der Jnterpellation wurde mit 478 gegen 72 Stimmen beschlossen.

Bei der am Sonnabend fortgeseßten Vernehmung der Zeugen, im Prozeß Zola wurde zuerst der Oberst Picquart nochmals vorgerufen; derselbe erklärte: Zola habe gegen das Kriegsgeriht niht die Anschuldigung erhoben, Esterhazy auf Befehl freigesprochen, sondern seine Entscheidung auf ungenügendes Material hin getroffen zu haben. Der Ge- neral Pellieux habe aus Achtung vor der „abgeurtheilten Sache“ geglaubt, die Frage des Bordereau's nicht in seine Unter- suchung einbeziehen zu follen; der Major NRavary habe, ohne Zweifel unbewußt, denselben Weg eingeschlagen, und. das Kriegsgericht habe auf unvollständiges oder ungenügentes Material hin sein Urtheil gefällt. Es kam sodann zu heftigen Scenen zwishen dem Vertheidiger Zola's Labori und dem Obersten Henry und ferner zwishen dem Obersten Picquart und dem Obersten Henry, welhe sich geger- Ptis in der heftigsten Weise bezüglich der geheimen Schrift- tüdke, die Picquart Leblois gezeigt haben solle, dementiertcn. Nach einem längeren Kreuzverhör des Obersten Henry, ließ si dieser zu der Erklärung herbei, daß das Schrif: stück, welches die Worte enthält: „Diese Canaille von D.“ niemals in irgend einer Beziehung zu der Dreyfus-Affeaire gestanden habe. Der Oberst Henry seßte auseinander, dieses Schrifst- stück habe zu einem - unwichtigen Aktenstück gehört, das er anzulegen beauftragt gewesen sei. Was das wirklihe Akten- stück Dreyfus anbetr.ffe, so habe er (Henry) dieses niemals ge- schen. Hierauf fand die Vernehmung des Advokaten Demange, des Vertheidigers Dreyfus’, des Senators Ranc, des Depu- Gat Jaurès und des Schreib-Sachverständigen Bertillon tatt.

Jn einer am Sonnabend Abend in Paris abgehaltenen Versammlung, in welcher mehrere Anarchisten sprachen, wurde die Armee h:ftig angegriffen, und es wurden die Rufe „Nieder mit der Armee !“ laut. Vorgestern Abend fanden einige Kundgebungen im Quartier latin und den Straßen

s{chwcrdeführung neren

St. Affoine, Montmartre und Notre Dame de Lorette statt.

“Die Comités des Seine-Departements zu Gunsten eines

Plebiscits hielten gestern Nachmittag eine Versammlung ab. Beim Verlassen des Versammlungslokals wurden von den Theilnehmern an der Versammlung die Rufe: „Vive l'armée!“, „Vive la France!“ und „Vive l’empereur!“ aus- gestoßen. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen, ohne daß es zu cinem ernsten Zwischenfall gckommen wäre.

Rußland.

Wie die „Times“ aus Odessa meldet, ist der Kreuzer „Tamboff“ E von dort mit 1000 Mann, 56 Hilfs wundärzten und einer Anzahl von Krankenträgern nah Wla- diwostok in See gegangen.

Ftalien.

Die Deputirtenkammer beendcte vorgestern die Be- rathung des Geseßentwurfs, betreffend die Garantien und die Sanierung des Notenumlaufs der Emissions- banken, und genehmigte denselben in geheimer Abstimmung mit 176 gegen 65 Stimmen. Sodann wurde zur Aus- loosung der Universitäts-Professoren geschritten, da nah dem Geseß nur zehn im Parlament sißen dürfen, während zwanzig gewählt worden sind. Unter den Ausgeloosten be- finden sih Bovio und Guido Baccelli.

Der Messe, welche der Papst gestern aus Anlaß des bevorstehenden Jahrestages seiner Wahl zelcbrierte, wohnte eine große Menschenmenge, darunter ungefähr 15 000 Pilger, bei. Auch das diplomatische Korps hatte fih auf der für das- selbe reservierten Tribüne eingefunden. Der Papst, welcher mit lauter Stimme den Segen ertheilte, wurde sowohl bei seinem Erscheinen in der Basilika des Vatikans wie beim Verlassen dersclben von der Menze begeistert begrüßt.

Spanien.

Der Minisicr des Aeußern Gullo hat, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, auf eine Anfrage erklärt, daß der Zwischenfall Dupuy de Lôme vollständig erledigt sei.

In Barcelona veranstalteten gestern etwa 10000 Per- sonen eine Kundgebung, durch welche sie gegen die angeblich in dem Gefängnisse Montjuih gegen Anarchisten begangenen Grausamkeiten Einspruch erhoven. Eine Protest:Erklärung wurde auf dem Bürgermeisteramt und in den Konsulaten von Frankreih und England niedergelegt.

Portugal.

In der Deputirtenkammer fand vorgestern, wie „W. T. B.“ berichtet, eine Verhandlung über den Plan eines Konkordats mit den auswärtigen Gläubigern siatt. Ein Abgeordneter der Opposition beschuldigte die Regierung und die Majorität der Verleßung der nationalen Würde. Es entsiand ein Tumult, so daß die Sißung unterbrochen werden mußte. Nach Wiedereröffnung dersclben fanden Auseinander- seßzungen statt, durh welche sich der Zwischenfall erledigte.

Türkei.

Aus Konstantinopel meldet das Wicner „Telegr.-Korresp.- Bureau“, daß das Verlangen Bulgariens, den durch die Vor: fälle im Vilajei Uesküb kompromittierten Kaimakam von Palanka abzusetzen, abgelehnt worden sei; doch habe der Vali von Uesküb den Auftrag crhalten, cine Unter- suchung gegen die Tompromittierten Personen einzuleiten.

Griechenland,

Der Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ erfährt, den Beschluß gefaßt, die Deputirtenkammer im Laufe dieser Woche, und zwar voraussichtlich zum Donnerstag, zur Ab- stimmung über die Finanz-Vorlagen einzuberufen.

Numänien.

Der Senat und die Deputirtenkammer haben, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern den Gesegentwurf, betreffend die Erhebung einer Konsumsteuer von 15 Centimes für das Kilogramm Zucker, genehmigt.

Schweden und Norwegen.

Das norwegische Ministerium hat, wie „W. T. B.“ aus Christiania meldct, in dem am Sonnabend abgehaltenen Staatsrath seine Demission eingereiht und der Präsident des Storthing Steen gestern die Bildung des neucn Ministeriums übernommen. Derselbe ersuhte das Mitglied des Storthing Wollert Konow dringend, in das neu zu bildende Ministerium einzutreten, doch lehnte dieser es ab. Die ehemaligen Minister im En Steen’shen Ministerium Blehr, Duam, Wexelsen, Nysom und Holst werden wiederum in das Ministerium eintreten. Auch das Mitglied des Storthing Lövland wird ein Portefeuille übernehmen. Die Zusammenseßung des Ministeriums ist jedo noch nicht definitiv erfolgt.

Amerika.

Dem canadishen Parlament wird, wie das ¿Reuter’she Bureau“ aus Ottawa meldet, bei Beginn der diesjährigen Session ein Gescßentwurf zugehen, durch welchen die Tarifbestimmungen in der Weise abgeéndert werden, daß, vom Ablauf des deutschen und des belgishen Handelsvertrages an, eine Zollermäßigung um 25 Proz. nur noch für Waaren aus England und zen britischen Kolonicen gewährt werden wird.

Vertreter derx cubanishen Regierung statteten, nah einer Meldung aus Havanna, gestern Vormittag dem Krieas- schiffe der Vereinigten Staaten „Maine“ einen Besuch ab und wurdcn daselbsi mit Ehrenbezeugungen empfangen. Bei dem ihnen zu Ehren veranstalteten Lunh brachte der Kom- mandant des Kriegsschiffes einen Trinkspruch auf die gin Beziehungen zwischen Spanien und den Vereinigten

taaten aus,’ Jn einer Versammlung des radikalen

lügels der Autonomisten wurde beschlossen, Ver- andiungen mit den Aufständischen zu ail da män glaube, t der Aufstand niht mit Waffengewalt unterdrückt werden ônne.

Die „Times“ meldet aus Montevideo vom gestrigen Tage, der neue Staatsrath habe am Sonnabend sein Amt angetreten und Dr. Juan Carlos Blanco zu seinem Prôäsi- denten gewählt.

Asien. __ Die Neujahrs-Audienz der Gesandten in Pekin ist, wie das „Neuter’she Bureau“ meldet, auf den 15. un das „Oen des Tsung - li - Yamen auf den 16. d. M. festgeseßt Worden,

Dasselbe Burcau meldet ferner, daß die chinesishe Re- eung an Frankreich die verlangte Entschädigung von 00000 Fr. für die Familie des französischen Fngenieurs, wel@er- in Tonking von cinesishen Briganten gefangen ge-

‘nommen worden war, gezahlt habe. Großbritannien s ‘verhandle mit China wegen der Oeffnung Yüan: Tshous in

Hunnan als Vertragshafen sowie wegen der Schiffahrt auf den Binnengewässern.

Parlamentarische Nachrichten. :

Die Berichte über die vorgestrigen Sißungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be-

finden si in der Ersten und Zweiten ‘Beilage.

In der heutigen (40.) Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichs-ZJustizamts Dr. Nieber- ding und der Staatssekretär des Reihs-Schaßamts Dr. Frei- herr von Thielmann beiwohnten, stand die crste Berathung der Entwürfe eines Gesetzes, betreffend Aenderungen der Konkursordnung, sowie cines zugehörigen Einführungs- gesches in Verbindung mit der ersten Berathung eines von den Abgg. Dr. Rintelen (D An Genossen eingebrachten, den- selben Gegenstand betreffenden Antrages auf der Tagesordnung.

Abg. Dr. Rintelen (Zentr.) erinnert zunächst daran, daß er bereits im Jahre 1893 ten Antrag gestellt habe, eine Konkursstatistik vorzulegen, und betauert, daß diese Statistik dem Reichstage noch nit vorgelegt fet, obwohl sie zur Beurtheilung der Vorlage von er- heblicher Bedeutung sei. Außerdem habe er mit setnen Freunden einen materiellen Antrag zur Kenkursordnung vorge!kegt, der au in einer Kommission berathen und worüber \chriftliher Berit erstattet sei. Diefer Antrag sei jeßt von ihm wiederholt, damit die verbündeten Regierungen sich über die darin bekandelten Fragen {lüsfg maten tönnten. Es handele fich dabei um Anträge von großer sfozial- politisher Bedeutung. Die betreffenden Kommissionsbeschlüsse seien dawals mit großer Mehrheit gefaßt worden. Im allgemeinen sei man im Publikum der Meinung, daß die Konkurse meist auf Unglücksfälle zurückzuführen - seien. Die Zahl solcher Kon- lurse bilde aber eine geringe Minderheit. Die Konkurse entständeaz hauptf\ächlich dadur, daß die Geschäfte wie Pilze aus der Erde wüchfen und so eine vernihtende Konkurrenz ins Leben riefen. Jeßt komme cs beinahe auf das amerikanisGe Wort hinaus, daß niemand eher ein fkredilwütdiger Mann fei, bevor er nicht dreimal Korkurs gemacht - habe. Febler der jeßigen Gesetzgebung seien die Erleiterung des ZwangéEverglei(ßs und der Umstand, daß na Erledigung des Konkurses der Gemeinschuldner wteder volle bürgerliche Ghrenrechie habe. So erkläre sich auch in Preußen die Ver- doppelung der Konkurse în wenigen Iabren bis 1895; erst 1896 sei ein kleiner Rückgang eingetreten. Der Antrag wolle nicht die Grundsäße der Konkursordnung über den Haufen stürzen, sondern nur die marchesterlihen Vorschriften derselben beseitigen, im übrigen aber alles beim Alten lassen. Redner geht zum Schluß auf die Einzelheiten seines Antrages ein und bittet, den- selben in der Kommission zu berücksichtigen, wril später eine Revision der Konkursordnung nit fo leiht mögli sein werde.

Im weiteren Verlauf der Debatte nehmen bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Bassermann (nl.) und Gamp (NRp.)

das Wort.

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heu- tigen (21.) Sißung, welcher der Vize-Präsident des Staats- Minißeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Freiherr von Hammerstein beiwohnten, die zweite Berathung des Staatshaushalts-Etats für 1898/99 im Etat der Forstverwaltung fort. i

Bei den Einnahmen von Torfgräbereien bespricht

Abg. Knebel (nl.) den Werth der Torfstreu für die Landwirth- hast. Der Staat, welcher die meisten Torfgräbereien felbst besitze, solle cicene Fabriken errihten, welWe Torfstreu an die Landwirthe direkt abgeben. Der Wald könne tadurch von der Hergabe von Waldftreu entlastet werden. Der Ministerial-Direktor Dr. Thiel babe sich im Landes-Oekonomie-Kollegium gegen die Errichtung staatlier Torfstreufabriken erklärt, jedoch möglidfte Förderung der Privatfabriken zugesagt. Wenn sich diese Sache aber für cinen staatlihen Betrieb nicht eigne, würden sich um fo weniger Private ihrer annehmen. Die Torfstreu befördere nah einem Gutachten einer Autorität am wenigsten die Bildung derjenigen Baktecien, welche den Dünger entwertken.

Dber-Landforstmeister Donner: Die Regierung wirkt nah wie vor für die Verbreitung der Torfstreu im Irteresse der Landwirtk- haft und der Forsten. Eine Fabrik Haben wic errichtet, tie ih aber nit rentiert hat.

Abg. von Sanden - Tilsit (nl.) weist ebenfalls auf die Vor- züge der Torffstreu hin, die immer weitere Verwendung in der Land- wirtbsckaft finde. Die weiteren Ansführungen des Redners bleiben unverständlich, weil er der Tribüne den Nücken zuwendet. ;

Abg. Knébel meint, daß der Staat bei eigenen Torfslreufabriken auf feine Kosten kommen würde.

Der Rest der Einnahmen wird ohne erhebliche Debatte bewilligt. i

Bei den muérnden Ausgaben, und zwar bei den Gehältern der Oberförster, wiederholt :

Abg. Hofmann (ul) feinen früher geäußerten Wunsch, daß die frei werdenden Stellen der Oberförster zur freien Bewerbung für alle Veamten ausgeshrieben werten. Im leßten Jahre feien fünf Stellen ohne Ausshreibung beseßt worden unter Vevorzugung des Feldjäger- korps, während nur eine ausgeshrieben worden sei. Der größte Feind einer tüchtigen Beamtenschaft sei die Günstlingswoirthschaft. Äh der Schein einer solchen müsse vermieden werden. Redner be- mängelt fernex die Mißstäinde“tn den Stellenzulagen der Oberförster. Es müßten allgemeine Normen" für die Gewährung der Stellen- zulagen aufgestellt werden. / i l i

Aktg. Hodler (Zentr.) bespricht gleihfalls die ungleichen Gehaltss verhältnisse der Oberförster. i i

Ober- Landforstmeister Donner erwidert, daß die frci gewordenen Stellen ausgeschrieben werten, wo es nothwendig ift, und daß die Stellenzulogen je nach den Annehwlichkeiten der Stelle, nah. den Schwierigkeiten des Betriebes und nah dem Vorhandersetn einer Dienstroohuung u. f. w. gegeben werden.

Abg. Krause- Waldenburg (fr. konf.) bittet, die Bevorzugung der Felt jäger gegenüber den Ziyil-Assessoren dadur etwas zu mildern, daß den legtereu die Dienstzeit als Qssessor bei der Anstellung an- gerechnet werde, Bei gutem Willen werde sich wenigstens ein Theil der Klaçen der Zivil-Forstassessoren beseitigen lassen. Ferner müsse die Zahl der Oberförsterstellen vermehrt werden.

Die Gehälter der Oberförster werden bewilligt.

(Schluß des Blattes.)

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Im Neichstage haben die Abgg. Pachnicke und Genossen

Hause der A L S Plate Iu erpellation eine

gebrackcht: t ; A

der Königlichen Staatsregierung bekannt, daß in ben östlihen Provinzen sprztell in der Provinz Sl sowohl bei Groß- als Klein - GrundbenBern ein derartiger angel an ständigen Dienstboten und tandwirthschaftliGen Arbeitern vor- handen ift, daß die Landwirthe niht mehr im stande find, rehtzcitig und rationell ihre Felder zu bestellen und abzuernten?_ Auf wel pur pe ti gr die E Dae aeg een O es zuhelfen, fofern die Zulassung - russischer un err er Vientt- und Arbeitskräfte nah wie vorx nicht den S ict ent- sprechend gestattet wird?

Nr. 4 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts“, heraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 10. Februar hat folgenden Inhalt : Ds des Reichskanzlers, betr. die dem internationalen Uebereinkommen über den Eisenbahnfra@tverkehr beigefügte Liste, vom 21. Januar 1898. Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 31. Januar 1898, betr. Amtsbezirke der im § 3 der Allerhö{sten Verordnung vom 12, Oktober 1897 ge- nannten Beamten; vom 1 Februar 1898, betr. Reihenfolge für die Anstellung der Militäranwärter; vom 2, Februar 1898, betr. Ver- rechnung der Kosten für Dienstreisen zur Abnahme von Privat- ans{chlüssen. Nachrichten.

Statistik und Volkswirthschaft,

Die Durchschnittspreise der wichtigsten Lebens- und Futtermittel

betrugen in Preußen im Januar 1898: für 1000 kg Weizen 179 (im Dezember 1897: 180) #, Roggen 1357 (139) (, Gerste 145 (145) 4, Hafer 141 (140) 4, Rocherblei 218 (218) Æ, Speisebohnen 266 (265) Æ, Linsen 414 (412) Æ, Eßkartoffeln 48 (47,1) M, Nichtstroh 41,7 (42,1) 4, Heu 54,6 (54,3) M, Nindfleish im Groß- handel 1044 (1050) A; für 1 kg Rindfleish von der Keule im Kleinhandel 134 (136) Pf., vom Bauch 116 (115) Ble Schweinefleisch 138 (139) Pf., Kalbfleisch 130 (131) Pf., ammelfleisch 125 (125) Pf., inländishen geräuherten Speck 156 (157) Pf., Ehbutter 217 (227) Pf., inländishes Scweineschmalz 157 (158) Pf., Weizen- brs Vf (33) Pf., Noggenmehl 26 (26) Pf.; für ein Schock Eier 407

Zur Arbeiterbewegung.

In Leipzig fand am 9. d. M. eine Versammlung. der Bäcker- gehilfen statt, in welcher über den für dieses Jahr in Auesicht ge- nommenen allgemeinen Ausftand der Bädtergehilfen Deutschlands ver- handelt wurde. Der azgedrohte Ausstand wirft, wie die „Lpz. Ztg.“ berichtet, don jeßt feine Schatten voraus, insofern als die Innung8- meister beschlossen haben, die Mitglieder des Leipziger Ausstandsaus- {usses dauernd aus ihren Arbeitsftellen zu entlassen.

In Stuttgart befinden si ciner Mittheilurg des Vorwärts" ¿ufolge dic Bauschreiner und Anschläger in eincr Lohubewegung. In einer Bau’chreiner-Versammlung am 5. Februar wurde die Ant- wort der Arbeitgeber auf die vierzehn Tage zuvor erfolgte Einreichung des Tarifs bekannt gegeben. Da jedoch von den Arbeitgebern keine bestimmte Erklärung vorlag, ob sie dea Tarif anerkennen wollen oder niht, wurde der Beschluß gefaßt, die Arbeitgeber nochmals zu ersuchen, spätestens bis Freitag, den 11. Febrzar, ihre Er- flärung abzugeben. Die zur Bersammlung eingeladenen Werkstatt- \hreiner stimmten dein Vorgehen ihrer Berufsgenofsen zu. In den- jenigen Geschäften, welche bis Freitag ni@t ihre Zustimmung zu dem Tarif gegeben hatten, sollte heute die Arbeit niedergelegt werden.

Aus Wien wird demselben Blatt gemeldet, daß der Aus ftand der dortigen Kammmachergehilfen (vgl. Nr. 30 d. Bl.) mit einer Niederlage der Arbeiter geendet habe, weil sich genügend Arbeits- willige fanden.

Kunft und Wissenschaft.

Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum beginnt morgen, Dienstag, eine Ausstellung von Neuerwerbungen. Die im «„Schlüter-Zimmer“, hinter dem „Goldsaal“, aufgestellte Kollektion en!hâlt u. a. große Terrakottafriese aus Crewmona und Bologna ; einen Fund von silbernen Shmuckstücken, der in der Nähe von Pritz- ivalk gemacht worden ift, mehrere Hundert Stücke aus der Zeit um 1400, darunter künstlerisch und kberaldish herverragende Ärbeitenz ferner Möbel, darunter ein Etenholzshrank des XVI1. Jahrhunderts aus der Sammlung Gavet und Stühle verschiedener Pertoden ; eine Samm- [lung alt@inesisher Porzellane und Emails; einen persischen Ceppich des XV.—XVI. Jahrhunderts von ungewöhnlicher Grêße und Neihthum des Musters; die in Paris hergestellte Nachbildung des Silberfundes von Bosco reale (römische Arbeiten des T. Jahrhunderts) ; drei mittel- alterliche Goldarbeiten, die dem Museum aus der Sammlung Heckscker zum Geschenk gemaht worden sind; cine Zukerdose feinster Ziselierung (Paris um 1770); viele Stücke Porzellane und Fayencen, darunter Schüfseln von Palissy; endli Eifengitter, Laternen und hervorragende Po /Anibenn, Im Lichthofe ist S ausgestellt éine

eckverzierung für S. M. Kreuzer „Victoria Luise“, nach dem Gatwourf des Bildhauers G. Haun in Kupfer getrieben von J. NRohmeyer.

„Die Baukunst", berausgegeben von R. Borrmann und R. Graul. Verlag von W. Spemann in Berlin und Stuttgart, Zweites Heft: „Der Dom zu Prag“, von Professor Dr. Jo sevÿ Neuwirth. Dieses zweite Heft veranshauliht auf aht T-x) nebst erläuterndem Text und in weiteren, diesem eingefüg* „y bildungen ten gothischen St. Veitsdom auf dem Hradscin dem Burgberg von Prag. Der prächtige, reich auêg’” taltete Chor wird in äußerer und innerer Ansicht dargeftellt ; ande- e Blätter zeigen die Südseite mit -dem Renaissance-Thury pie zierlichen Treppentkürmhen an derselben Seite, pie Arxkaden und Kapellen des Chorumganges, das Innere tex alten Wenzels- kapelle, das prachtvolle \pätgothische «W” adislaw’she Oratorium“ mit dem dasfelbe tragenden originellen * aaturalistischen Astwerk, und das kostbare, im pruntvollsten Barokst* ( ausgeführte silberne Grab- mal des eigen Johann von Nepor „f, Jm T: rt findet man ferner viele Detailzeihnungen von Pfeiler "Fenstern, Grundrissen 2. Auch e Ds der F ister Matthias von Arras und D g ler und das [eider arg beshätigte Grabmal S o hr x L u j E schr verwitterten Wandgemälde der Daf i E L Qu i i - photographishen Aufnahmen wicder f edin 4 E ist ine A P erbe in der Publikation nicht vernach ässiat Rb eaen F , -vildung des rei verzierten Fußes von dent land f v roman „en Bronze-Leuchter, der wahrsheinlich aus Mai- Abbild Un. 7 Ausführung fowchl ter Tafeln wie der Text- theils WSEN 7: chihtdruck bezw. Holschniit ist sorgfältig und cue el hi A ge augen. Das Architckten und Freunden der Baukunst empfehlen8w -cthe Werk erschcint in Lieferungen zum Preise von 3 #6

den Antrag eingebracht : den Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu - wirken, daß Maßregelu getroffen werden, um a. einec Häufung von

Unfällen, wie sie in leßter Zeit auf deutswen Eisenbahnen j

vorgekommen ist, wirksam zu begegnen, Þþ. die Leistungsfähigkeit der Bahnen, dem steigenden Verkehr entspr:@end, zu erhöhen.

Der Schloßhaupimann von Wiesbaden, Kammer* err Graf Hugo Matuschka von Toppolczan, Freih®; von Sas Mitglied des Herren hauses, ist am Sot-zabend gestorben,

| Franz und das

Theater und Musik.

Berliner Theater.

Am Sonnabend gelangte unter dem Titel „8 Katherl " ein 1 Wiener Voltkoftück in fünf Aufzügen von Mar Ba Rh zur | ersten Aufführung, dessen Handlung durch eine Mischung behaglichen,

wenn auch etwas breit au8gesponnenen Humors und rein men chlicker

Rührung caralkterisiert wird. Das rührende Element wird dur ein , junges Liebespaar vertreten: dur des reickd;n Krämers Schn Kaiherl, cine arme Nähecin, deren