1898 / 45 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 21 Feb 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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E I S S E F SI LIM A Be A T S A E N e E

Berlin, den 16. Februar 18. öniglih preußische Ee Wittwen-Verpflegungs-Anstalt. : ermar.

Verzetcchniß ‘der Nummern der Aufnahmescheine derjenigen Interessenten, welche für die Termine vem 1. Oktober 1897, 1. April 1897. und 1. Oktober 1896 mit ihren Wittwenkassenbeiträgen im Rückstande verblieben sind. a. Restanten für einen Termin: 63 687, 71 133, 77 265, 81 881, 83 655, 87 056, 89 297, 97 597, 98 337, 99 727, 108 179, 114887, 116 064, 117 554. b, Restanten für zwei Termine: 95 149, 109 620.

c. Nestant für drei Termine, weler ausgeshlessen worden ift: 5 225.

Nichtamtliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 21. Februar.

Scine Majestät der Kaiser und König nahmen heute Vormittag von 9 Uhr ab dén Vortrag des Chcfs des Zivilkabinets und hieran anschließend die Marinevorträge ent- gegen. Um 1 Uhr empfingen Allerhöchstdieselben eine Depu- tation der Stadt Mey.

fig Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenars ißung.

In der Zeit vom 1. April 1897 bis zum Schlusse des Monats Januar 1898 sind im Deutschen Neich nah dem „Centralblatt für das Deutsche Reih“ folgende Ein- nahmen (einshließlich der kreditierten Beträge) an 2öllen und gemeinshaftlihen Verbrauchsfsteuern sowie andere Einnahmen zur Arschreibung gelangt:

Zölle 405 093 182 M. (gegen denselben Zeitraum des Vor- ahrs +5 265 8664/6), Tabadsteuer 10188 844 6 (4-721 249 4),

udersteuer und Zuschlag zu derselben 76 795508 - 8430 469 6), Salzsteuer 40 639 718 M6 (+ 580 032 M6), *Maischbottih- und Branntweinmaterialsteuer 12 222 988 6 + 25697104 44), Verbraucsabgabe von Branntwein und uschlag zu derjelben 104150021 # (+ 611276 M), «Brennsteuer 684652 M (— 174604 4), Brausteuer 25 699267 (+ 1581 145 MÆ), Uecberaaigsabgabe von Bier 3231 043 M (+ 87379 #6), Summe 678 605 223 M (+ 2828978 6). Stempelsteuer für: a. Werthpapiere 12 298 201 6 (— 623367 6), b. Kauf- und fonstige An- schaäffung8geshäfte 11 441 768 M (+ 511584 4), c. Loose f: Privatlotterien 2458 862 46 (— 825 341 4), Staats- otterien 11385286 # (— 173 646 M), Spielfartenstempel 1 238 632 é (—+ 14527 Mé), Wechfelliempelsteuer 8 241 862 #6 (+ 6083 993 M6).

Die zur Reichskasse gelangte Fs - Einnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten, beträgt bei den nahbezeihneten Einnahmen bis Ende Januar 1898: Bóôlle 367 630164 # (+ 6668845 M), Tabadsicuer 10516 441 (+186 469 46), Zudersieuer und Zuschlag zu derselben 66 591 315 (— 20728340 ), Salzsteuer 37 673559 6 (+4- 336 818 #4), Maischbottih- und Brannt- tweinmaterialsteuer 12077 521 # (42051 028 #4), Ver- brauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 84 607 340 a (— 833720 M), Brennsteuer 234 660 M 174454 6), Brausteuer und Ucebergangsabgabe von Bier 24 584 973 4 (+ 1 419002 Æ#), Summe 603 915 973 M6 (— 11074362 #). Spielkartenftempel 1151 230 # (+- 20 896 46).

Der im Reichs - Eisenbahnamt aufgestellten Nachweisung über die in den Monaten Oktober bis Dezember 1897 auf den größeren deutschen Eisenbahnen (ausscließlih der bayerischen) bei den fahrplanmäßigen Zügen mit Per- i erung vorgekommenen Verspätungen ift

folgendes zu entnehmen: Anzahl der in Vergleih gezogenen Bahn-

Ae 42 deren Gcsammtlänge Ende Dczember 1897 839706 km, davon zweigleisig . C e 14630

Befördert wurden : 2 Personenzüge . ; E . 754 745 gemischte Züge . . 355 997

Geleistet wurden

| ti Tiiaass | auf 1 km im Ganzen Un &ageSs Se d it (im BVierteljahrs-

| net. durchschnitt

Zugkilometer .…. | 50802919| 6552206 | 1279 Von den fahrplanmäßigen Zügen mit Personenbeförderung haben sih verspätet: irn gegen

Ganzen das

: Vorjahr E 019666 + 8198 und zwar durch Abwarten verspäteter Ansch!lußzüge 19041 -+ 5 380 Vorkommnisse bei den verspäteten Zügen E e apa ete T7895 -+ 2818 Von den Verspätungen der leßteren Art Men auf: illion Zugkilometer. . .. 144 + 54 Anzahl der versäumten Anschlüsse . *. 11 389 + 3 827

Der Brandenburgishe Provinzial-Landtag ift E ing dehause zu S SES hat Ober-Präfidenten - r. von enba - E Lofiner worden: ch ch mit folgender An

E l _ Indem ich Ste bei Beginn Ihrer Berathungen willkommen beiße, gedenken wir zuerst in tiefster Dankbarkeit Tes Gnade und

ahre der Provinz erwiesen hat. Die Zusammenseßung des Landtages is} seit der leßten Tagung insofern wesentlih verändert, als zu ursercm Schmerz neun Mit- glieder aus unferer Mitte burch Gottes Willen abgerufen sind. Die Neuwak”en baben zum größten Theile stattgefunden und werden Ihrer P:üfung unterworfen werden.

In Betreff der Beichlüsse und Verhandlungen des lebten Land- tages hebe ich hervor, daf das in dir Sihung vem 27. Februar v. X. genehmigte Statut wegen Anstellung eines fünften oberen Beamten der Provinzial-Verwaltung durch Allerhöcsten Erlaß vom 7. April v. J. genehmigt worden ist. Ebenso haben die an demselben Tage von Ihnen bes{lossenen Normatibbedingungen {ür den Neubau von Provinzialsiraßen am 16. Juni v. J, die Zustimwung des Herrn Yiinisters der öffentlichen Arbeiten gefunden. Der bisherigen Land- gemeinde Schöneberg wurde dur Allerhch\ten Erlaß vom 17. Mai, rahdem Sie sih in der Sipung vom 24. Februar v. J. hier e OSNG erklärt haîiten, die Annahme ber Städte-Ordnung gestattet. i ___ Einen {weren und fast unerseßli@zen Verlust erlitt die Provinz dur den am 17, November v. J. erfolgten Tod des ausgezeichneten Arztes, Geheimen Sonitätä-Raths Dr. Zinn, bes Medizinal. NRefei enten und Direktors der Irren-Anstalt zu Eberswalde. Wegen der Dring- lichkeit der Sache hat der Provinzialaus\{chuß bereits am 10. Dezember die Direktorstelle neu beseßt.

Wie Sie sicherlic) mit Genugthuung aus dem Ihnen vorzulegenden Voranschlag des Haushaltes der Provinz ersehen werden, ist die Finanzlage infolge der fortgesezt trefflichen Verwaltung eine günstige geblieben. Diese Thatsache erscheint um fo erfreulicher, als die in- folge der Erhöhung der Gehälter der Staatsbeamten nothwendig ge- wordene Neuordnung der Besoldung der Provinzialbeamten, welce Ihnen im grundsäßlichen Einklang mit den Beschlüssen der Landes- Direktoren aller Provinzen vom 29, Oktober v. J. vorgeschlagen werden wird, eine jährliche Mehrausgabe von 70 bis 80000 4 »edingt.

Unter den außerordentli@en Ausgaben des Etatsentwurfs befinden fich neben nit unbeträchtlihen Aufwendungen für verschiedene Bauten in einzelnen Provinzialanstalten und für mehrere Chausseeübernahmen, eine Bethilfe für die Ueberschwemwten, und cine erste Rate zur Er- bauung des Denkmals, welches zu Ehren des unvergeßlichen großen Kaifers Wilhelm von der Provinz zu Potsdam errichtet werden soll.

Weges Uebernahme der Berrwoaltung der Land-Feuersozietät der Kurmark durch die Provinz und die Herstellung einer gemeinsamen Direktion für die beiden Land-Feuer|ozietäten der Kurmark wird Zhnéèn cine Vorlage des Provinzial-Ausschu}es zugehen.

Meine hobverehrten Herren, wir alle find {merzlich bewegt, wenn wir an dieser Stelle auh des großen Unheils gedenken müssen, welches weiten Landestheilen unserer Provinz insbesondere dur die aus Schlesien gekommenen Wasserfluthen im leßten Sommer bereitet worden ist. Von Anfang an hat es an werkthätiger Hilfe nicht (es fehlt. Die Landräthe der geschädigten Kreise und die Bezirksregierungen

find mit Anspannung aller Kräfte sofort bestrebt gewesen, ten fo

{wer Heimgesuchten thunlichst Hilfe zu leisten . und durch den Bet- stand der bereitwilligst für die eiste Zeit zur Verfügung gestellten Truppen tit der Herstellung der uothwendigsten Schutzarbeiten zu be- ginnen. Nechdem infolge Allerhöchster befonderer Änordnung, für welche wir immerwährenden Dank verschulden, das Königliche Staats- Ministerium den Betrag von 500090 46 insbesondere ¿zur Wieder- herfielung der den öffentlihen Juteressen dienenden Anlagen über- wiesen hatte, ift cs in dem leßten Monat des Jahres den Meliorations- Bauinspektoren gelungen, durh die von dem Herrn Minister der öffentlihen Arbeiten auf mein Ersuchen ermöglihte Heranziehung einer großen Zahl von Arbeitern die hundertfah zerstörten Deiche au- näherod in den früheren Zustand zu vecfegen.

Mit größter Dankbarkeit habe ih ferner zu erwähnen, daß das Zentral-Comité für die Uektersbwemmten QDeutss&zkands rund 217 000 A für die Geschädtgten des Frankfurter und 113 000 4 für diejenigen des Potsdamer Bezirîs verwendet hat und daß mir von

dem Herrn Regierungs-Präsidenten zu Düsseldorf aus dortigen Samm- lungen 30 000 M überwiesen find.

Frühzeitig am 26. August v. J. hat au der Provinztal-Aus\chu§ etneu Vetrag bis zur Höhe von 500 000 4 für Beihilfen zur Wieder- herstelung öfferntliher Anstalten der Provinzial-Verwaltung zur Ver- fügung gestellt, für welhen Beschluß berèlih Dank zu sagen ich mi verpflichtet fühle. :

Trotz aller dieser Hilfe wird nicht zu verkennen sein, daß ganz abgesehen von den dem Staate obliegenden Maßnahmen zur thnn- lihften Verhütung ähnlihen Unheils für die Zakunft noch Mandterkei gesehen muß, um unsere {wer getroffenen Mitbürger wenigstens vor einem Nothstande zu {üßen. Zu diesem Behufe wird Ihnen cine Vorlage zugehen, in welcher die Provinz zu einem Beis- trag von cin Fünftel der bierdurch dem Staate erwasenden Auslagen verpflichtet werden soll, Ebenso werden Ste über die Se- währung mehrerer Beihilfen, welGße mit den Wasserschäden in nä&stem Zusammenhang ftehen, näwlih zur Verbesserung der Vorfluthverbält- niffse in deim Wittenberge-Cumioser Polder und der Löcknißz-Niederung, fowie zur Eindeichung der völlig gefährdeten Schönfeld-Schiedloer Niederung Veshlüsse zu fässen haben.

Ich emvfehle auf das dringendste diese Angelegenkeiten Ihrem besonderen Wobltoollen.

Wenn in diesem Sinne die Ihnen diesmal gestellten Aufgaben, wie ich hoffe, ihre Lösung finden, dann werden Ihre Berathungen zum größten Segen mancher {wer geprüften und ges{chädigten Land- haften unferer geliebten Provinz gereichen.

In dem sicheren Vertrauen, daß es so geschehe, erkläre ich Ihre

diesmaligen Sitzungen für eröffnet. Hierauf wurden die Verhandlungen unter dem Vorsiß des Alters-Präsidenten Student eingeleitet und, nahdem der Wirklihe Geheime Rath, - Landes - Direktor a. D. von Leveÿow-Gossow dur Acclamation wiederum zum Vor- sizenden gewählt worben war, nah einem dreifahen Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung begeistert einstimmte, weitergeführt.

Der persishe Gesandte, Gencral Mirza Reza Khan ist nah Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt- schaft wieder übernommen.

Kiel, 19. Februar. Auf der Germania-Werft ist heute das Hochsee-T orpedoboot „G& 89“ vom Stapel gelaufen.

Schleswig, 19. Februar. Heute Vormittag 111/94 Uhr wurde der 32. Schleswig-Holjteinishe Provinzial- Landtag von dem Ober-Präsidenten, Staats-Minister von Köller mit einer kurzen Ansprache, unter. Anerkennung der rashen und ersprießlihen Erledigung der Geschäfte, panien. Nah einem sodann von dem Vor- ißenden, Klosterpropst Grafen von Reventlou-Preeß auf SeineMajestät den Kaiser und König ausgebrachten, begeistert aufgenommenen dreimaligen Hoch trennte sich die Versammlung. /

Der 32, Provinzial-Landtag hat sicben Plenar-Sißungen abgehalten. Zwei Vorlagen, betreffend Wahlen, sind dem- selben von der Königlichen Staatsregierung gemacht worden.

Von dem Provinzial - Auss{huß wurden 20 Berichte und An-

Bee welche unser geliebter Kaiser und König auch im vergangenen

träge vorgelegt, darunter: der Erlaß cines neuen Neglements ür die Einrichlung des Rechnungé- und Ka ines der

rovinz; der Erlaß eines neuen Statu!s über die Verwaltung des Thaulow-Muscums; der Erlaß eines neuen Reglements über die dienstlihen Verhältnisse der Provinzial-Beamten der Pro- vinz; der Antrag auf Aufbesserung der Besoldungen der Pro- vinzial-Beamten; der Erlaß eines neuen Reglements für die Schleswig-Holsteinische Provinzial-Wittwen- und Waisenkasse; ferner Vorlagen, betreffend cin Gesuh des Magistrats der Stadt Altona um Gewährung eines Zuschusses zu den Kosten der Erbauung eines Museums dase!bst (bewilligt wurden 100 000 M), betreffend ein Gesuch der Gemeinde Kollmoor im Kreise Steinburg um Bewilligung einer Beihilfe zu den Kosten eirer Erhöhung und Verstärkung ihrer im Jahre 1895 beschädigten Deiche (bewilligt wurden 10 000 4). Vier Ausshü}e sind niedergeseßt gewesen, und zwar für die Prüfung der Petitionen, die Prüfung der Ersaßz- wahlen für den Provinzial-Landtag, für das Besoldungswesen, und der Senioren-Konvent. Von dem Petitions-Ausshuß sind 12 schriftliche Anträge gc stellt worden. Auf eine Petition für die Znselgemcinden Pellworm und Nordstrand um außerordent- lihe Unterstüßunge n ¿zu den Wegebaukosten wurden mit Nü- sicht auf die unge wöhnlihen Verhältnisse dieser Gemeinden E : MERIODe 20 000 6 und für Nordstrand 15000 4 be- willigt.

Vayern.

Seine Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Kegent des Herzogthums Braunschweig, nahm vorgestern in München an einem Familien-Dejeuner bei Jhren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Arnulf theil. Nachmittags fand im Hof-Ballsaal der Königlichen Residenz ein Galadiner statt, zu welchem an alle zur Zeit in München anwesenden Prinzen und Prinzessinnen, an die sämmtlichen Minister, die obersten Hofchargen, das militärische Gefolge Seincr Königlichen Hoheit des Vrinz-Regenten, die Mitglieder der preußischen G:sandtscheft, die zum Ehrendienst bei dem Prinzen Albieht befohlenen Offiziere und die Deputation des 6. Chevaulegers - Regiments Ein- ladungen ergangen waren. Seine Königlihe Hoheit der Prinz-Regent brachie eincn Trinkspruh auf Seine König- liche Hoheit den Prinzen Albrecht aus, Höchstwelcher mit einem Hoch auf das Haus Wittelsbach erwiderte. Kurz nach 9 Uhr Abends sehte der Prinz Albrecht die Reise nah San

Remo fort. Württemberg.

__ Seine Majestät der König und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Pauline sind am Sonnabend von Bülke- burg wieder in Stuttgart cingetroffen. Jhre Majestät die Königin hat sih von Cort zu kurzem Aufenthalt nah Dessau begeben. i

Der Landtag ist zum 8. März einberufen worden. Schaumburg-Lippe,

__ Der neuernannte Staats-Minister Freiherr von Feiliß\ch, bisher Landrath des Kceises Naumburg, Provinz Sachsen, hat, wie- dem „Hann. Courier“ gemeldet wird, am 15. d. M. die Amtsgeschäfte eines Chefs des shaumburg - lippischen Ministeriums übernommen.

Der Landtag ist zum 24. d. M. nach Bückeburg ein- berufen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Im Laufe der Naht zum Sonntag ist bei der Prin- zessin Clementine von Sachsen: Coburg und Gotha eine länger andauernde Herzshwäche cingelreten. Der Kräfte- zustand war gestern wemger befriedigend.

Der österreichishe Minister - Präsident Freizerr von Gautsch sowie die Botschafter Graf zu Eulenburg, Graf Kapnist, Marquis de Reverseaux, Graf Nigra, Marquis von Hoyos und Mahmud Nedim Bey sowie mehrere Gesandte haben sih vorgestern von Wien nah Buda- pest begeben. :

Zn der vorgestrigen Sißung des böhmischen Land- tages beantragten die Abgg. Lippert und Genossen: aus der Mitte des Hauses eine Deputation an das Aller- höchst: Hoflager zu gegebener Zeit zu entsenden, um dem Kaiser anläßlich seines fünfzigjährigen Regierungs- Jubiläums die Huldigung Böhmens darzubringen. Jn formeller Beziehung wurde beantragt, daß cine 18gliedcige Kommission über den Antrag in 24 Stunden berichten rolle. Vor Schluß der Sizuna, in welcher im übrigen nur landwirth- schaftliche Angelegenheiten besprohen wurden, brachte der Oberst-Landuarschall Fürst Lo bkowiß den Antrag der Abgg. Lippert und Genossen zur Verhandlung. Der Abg. Lippert gab hierauf die Gründe an, weshalb die Deutschen nicht dem von der Kommission cingebrahten Antrage zustimmen könnten. Der Abg! Graf Buquoy begrüßte den sahlihen Jnhalt des Antrages freudig, hielt leßteren indeß niht für dring- lih und sprach die Ueberzeugung aus, daß der Oberst- Landmarschall die Verhandlung über den Antrag rechtzeitig anberaumen werde. Die Partet des Großgrundbesißes stimme daher gegen die Dringlichkeit des Anirages. Der Abg. Engel betonte, der Antrag der Deutschen sei bereits in dem Antrage seiner Partei enthalten. Es sei höchst bedauerlih, daß die Deutschen niht mit den Czechen stimmen wollten. Ec bitte den Obersi-Landmarschall, den Antrag der Kommission thun- lichst bald auf die Tagesordnung zu seßen. Die Dringlichkeit a 2E wurde hierauf gegen die Stimmen der Deutschen abgelehnt.

Der mährische Landtag ist am Sonnabend geschlossen worden. Jn den Schlußreden hoben der Landeshauptmann Graf Vetter von der Lilie, Freiherr von Chlumeßtßky und der Statthalter Freiherr Spens von Booden die Anbahnung des Friedenswerkes zwishen den beiden Nationalitäten in Mähren hervor. Der Landeshauptmann sagte, “alle Aktionen des mährischen Landtages überrage

ie Friedensaktion, deren Fundamente in dieser Session E worden seien. Er hoffe, diese Fundamente würden zu einem tolzen Bau emporwachsen, der für alle Zeiten Zeugniß gebe von dem friedlihen Sinn, der Versöhnlichkeïit und der Gerechtigkeit der Mähren bewohnenden beiden Volksstämme. Der Rede folgten lebhaster Beifall und dreifache begeisterte Hoch- und Slavarufe auf den Kaiser. : i

__ Im Landtage von Jstrien waren vorgestern die Mit- glieder der Minorität nicht erschienen. Der Vertreter der Regierung E ein Kaiserliches Dekret mit, welches den Bc- {luß des Landtages, die italienishe Sprache zur Verhand- lungssprahe im Landtage zu mache, füx ungültig erklärt und

außer Wirksamkeit seßt.

“Das ungarische Unterhaus seßte am Sonnabend die Berathung über das Kultusbudget fort. Der Kultus- Minister von Wlassics erklärte E den Abgeordneten der Volkspartei, die kirhenpolitishen Geseyze schadeten der Religion nicht. Die Regierung unterstühe die konfcssionelle Religiosität, aber nur eine solhe, welhe auf ehrliher Ueber-

eugung und freiec Anhärglichkeit an den Glauben beruhe. Einrelee Abgeordnete sprähen auch von dem Anti- semitiamus. Dies sei ein gefährlihcs Beginnen; mit dem

Antisemitismus fange die Sache an, und beim Kampf gegen

jeden guten Rock ende sie. Der Minister erinnerte daran, daß das Komitat Szabo!cs, wo jezt eben eine heftige sozialistische Agitation betrieben werde, eine Brutstätte des Antisemitismus ewesen sei. Dic Regierung denke niht an die Säkularisierung Ri Kirhen und geistlihen Güter. Des Weiteren kam der Minister auf die deutsche Literatur zu sprehen und bemerkte, die deutshe Wissenschaft sei auch heute noch ein leitender Kul!turfaktor. Es sei auch von Chauvinismus ge- \pcohen worden. Er liebe das starke Nationalgefühl, und es sei seine Pflicht, dasselbe zu fördern. Doch möge man si vor einem Chauvinismus hüten, welcher das Land in einen Abgrund von Unwissenheit stürze. Die nationale Jndividualität könne und müsse gewahrt werden, aber man müsse dasselbe große Ge- wicht auf die internationalen Beziehungen legen. Die Absicht der Regierung, im Auslande Künstlerheime zu errichten, werde baldigst zur Ausführung gelangen. Der Minister he-. ründete sodann seine Verordnung, welhe den Mittelschul- ehrern die Beschäftigung bei Ge!danstalten und die Ertheilung von Privatstunden verbietet, Er verwahrte sich gegen den Vorwurf des Nepotismus und der Protektion und bat das Haus, ihm Vertrauen entgegenzubringen.

Großbritannien und Frlaund.

Dex Voranschlag des Armeebudgets für 1898/99 be- iffert sich auf 19528 817 Pfund Sterling gegen 18 657 791 Pfund im Jahre 1897/98.

Frankreich.

Jn der vorgestrigen Sißung der Deputirtenkammer interpellierte der Deputirte Samary die Regierung über die jüngst in Algericn vorgekommenen Ruhestörungen und führte aus: die Judenfrage sei seit der Eroberung des Landes vorhanden, sie habe abcr seit dem Jahre 1870 an Schärfe zugenommen, namentlih infolge des Dekrets Crémieux’, durch welhes alle Juden naturalisiert worden seien. Der Redner gab dann cinen historishen Ueber- blick über die Unruhen seit dem Jähre 1881, verdreiteie sich über die Gründe der lezten Unruhen in Algier und beschuldigte den Präfekten, niht im Einklang mit den ftädtischen Be- hörden gehandelt, vielmehr Zwangsmaßregeln ergriffen u haben, welche die Gemüther erregt hätten. Samary warf {hließlich der Negierung vor, eine shlechie Organi- sation in YAlgerien getroffen zu haben. Der Deputirte Bourlier hob Samary gegenüber hervor, daß eine Juden- gefahr in Algerien nicht vorhanden sei; man rufe dort die Un- ruhen zu persönlichen Zweckten hervor. Der General-Gouverncur von Algerien Lépine crklärie, da die slädtishe Polizei nichts habe ausrihten können, habe der Präfekt eingreifen müssen, um die Unruhen zu unterdrü@ken, und wies sodann auf die Plözlichkeit, mit welcher die Unruhen zum Ausbruch ekommen seien, sowie auf die Unzulänglichkeit der

ruppcnzahl hin. Sein Wunsch sci, für die Beruhigung der Gemüther zu wirken ; was3 dent Algeriern fehle, sei die Einigkeit Der Deputirte Jaurès verlangte, daß man cin Mittel zur Bekämpfung des in Algerien vor- handenen Antisemitismus angeben möge. Andererseits müßten aber auch die Juden die Doktrin von der Untheilbarkeit ihres Stammes aufgeben und darauf - verzichten, die Bevölkerung auszubeuten. Wan möge den Arabern politische Nechte einräumen, um ein Gegengewicht gegen den politischen Einfluß der jüdischen Bevölkerung herzustellen. Der Minister des Junern Barthou führte aus, daß er ein Dekret erlassen werde, durch welches die poiizeilihe Einheitlihkeit Algeriens esichert werde. Die allgemeine Politik werde darin bestehen, dak man sich von allen Koterien fernhalte und die Organisation Algeriens weiter fortführe. Die Regierung wünsche, den Arabern allmählich das Wahlreht zu verleihen, diese zögen es ober vor, ihre Nationalität zu bewahren. Man müsse dem Wucher Einhalt thun und den landwirthschafilihen Kredit aus- bilden. Die Individuen, die die Plünderungen begangen hätten, seien meist Ausländer gewesen. Der Minister crklärte ferner, er sei gegen die Aufhebung des Crémieux’shen Dekrets und egen die Massenaustreibung der Juden. Ec s{chloß mit den

orten: „Es sind Maßnahmen getroffen, um die Ordnung zu sihern. Die Regierung wird nicht zulassen, daß ein Unterschied zwischen den Rassen gemacht werde.“ Der Mirister acceptierte darauf folgende, inzwishen von dem Deputirten Gerville eingebrahte Tagesordnung: „Jn Erwägung, daß eine Politik, die unabhängig is von den Fragen der Rassen und der Religion, allein die Ruhe und Sicherheit Algeriens sichern fann, und unter Billigung der Erklärung der Regierung geht die Kammer zur Tagesordnung über.“ Diese Tagesordnung wurde mit 361 gegen 80 Siüimmen angenommen und die Sizung hierauf geschlossen.

Die sozialistishe Gruppe der Deputirtenkammer ga beshlossen, nah Beendigung des Prozesses Zola einen Protest gegen die Haltung der Offiziere in demselben zu ver- öffentlichen.

Gestern Nachmittag 3 Uhr fand in der Salle Chayne in La Villette eine Volks3versammlung statt, welche die antisemitishe Liga für den algerishen Antisemiten Max Régis, der einen Vortrag halten wollte, einberufen hatte. Der frühere Deputirte Millevoye seßte auseinander, daß der Antisemitismus nicht eine religióse Frage, sondern eine nationale Frage sei; es handle sich darum, Frankreich gegen den Kosmopolitismus: zu vertheidigen, welcher eine auswärtige Jnvasion herbeiführen würde. Max Régis griff sodann in seinem Vortrag heftig die algerischen Jsraeliten an, deren Verhalten die gegen- wärtige Lage in Algerien verursaht habe. Nach einer weiteren Rede Thiébaud'’s nahm die Versammlung eine Tages- ordnung an, in welcher die Gemeinsamkeit des Antisemitismus in Frankreich und Algerien betont wurde.

Jn dem Prozeß Zola wurde vorgestern das Zeugen- verhör beendigt. Heute beginnen die Plaidoyers.

Ftalien.

Der König empfing vörgestern, wie „W. T. B.“ meldet, den Geographen C ora aus Anlaß der Nordpolreise des H erzogs der Abruzzen, der sih gegenwärtig in Christiania befindet, um mit Dr. Nansen Rücksprache zu nehmen. Die Reise soll im Laufe

des Sommers beginnen und zunächst nah Franz-Josefs-Land gehen, wo die Expedition überwintern wird; alsdann soll ver- suht werden, den Pol zu erreihen. Die Expedition soll drei Jahre dauern.

Die Deputirtenkammer hat am Sonnabend nah Ie tägiger Debatte über den G-schentwurf, betreffend die Bildung cincr Kommuüunal- und Provinzial-Kreditkasse, mit grober Majorität eine TageLordnung angenommen, welche

esagt, daß die Kammer nach den Erklärungen des Schaß- Ministers zur Berathung der einzelnen Artikel übergehe. Drte Kammer vertagte sih sodann bis zum 24, Februar. Wie verschiedene Blätter melden, sollen bei dem (in Nr. 44 d. Bl. gemeldeten) Zusammen stoße zwishen Mani- fesianten und Soldaten in Troina (Sardinien) 4 Bauern getödtei worden sein.

Schweiz. Bei der gesiern vorgenommenen Volksabstimmung über den Rückkauf der Eisenbahnen wurden, dem „W. T. B.“ zufolge, 384146 Stimmen für und 177 1830 Stimmen gegen den Rückkauf abgegeben.

Türkei,

Wie „W. T B.“ aus Konstantinopel meldet, wohnten der deutsche Botschafter Freiherr Marschall von Bieber- stein in Begleitung des Ersten Dragomans Testa, sowie der bisherige deutshe Gencral-Konsul in Sofia Dr. von Voigt s- Nhey am Sonnabend Abend dem Jftar im Yildiz-Kiosk bei und wurden darauf von dem Sultan in besonderer Audienz empfangen. :

Das österreichish-ungarische Kriegsschiff „Pan ther“ ist vorgestern in die Suda-Bucht eingelaufen.

Serbien.

Der Kaiser von Nußland hat, wie „W. T. B.“ aus Belgrad beritet,- den russishen Geschäftsträger in Belgrad, Staatsrath Nekludow, mit seiner persönlichen Vertretung bei dem Leichenbegängniß des Metropoliten Michael betraut. Zum Verweser der Metropolie ist der Bishof Melentije von Bajka als der rangälteste Geistlihe der Synode besiellt worden, bis der auf dem Berge Athos weilende älteste Bischof, der von Kraljévo, in Belgrad eingetroffen sein wird,

Amerika.

Die Königin-Regentin von Spanien hat, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, ein sympathisches Bei- leidsielegramm an den Präsiderten Mc Kinley gesandt, welches dieser mit der Versicherung aufrichtiger Würdigung der Theil- nahme beantwortete.

Jn Beantworlung des Ecsuchens Spaniens um Vor- nahmc einer gemeinsamen Untersuchung des Bodens der „Maine“ und der umliegenden Theile des Hafens hat die Negierung der Vereinigten Staaten mitgetheilt, daß sie eine unabhängige Untersuchung vorziehe, aber bereit sei, Spanien jede Erleichterung bei der Durchführung einer eigenen Untersuchung zu gewähren.

Das spanische Kriegsschiff „Vizcaya“ lief gestern Nach- miitag in den Hafea von New-Yorë ein und feuerte 21 Salutshüsse ab, die vom Fort erwidert wurden. Ein Vertreter des Marine-Arsenais ging an Bord und hicß das Schiff willkommen. i

Aus Havanna wird gemeldet, daß die Untersuchung des gesunkenen Panzerschiffs „Maine“ durch von amilicher Seite gestellte amerikanishe und spanishe Taucher begonnen habe. Der Marine-Kommandant in Havanna, Admiral Manterola hat an den spanischen Marine-Minister, Admiral Bermejo telegraphiert: die Untersuhungen über die Ursache der Katastrophe der „Maine“ hätten ergeben, daß in der Um- gebung des Schiffes keine Bewegung der Wasseroberflächhe zu bemerken gewesen und und kein todter Fisch aufgefunden worden sci, was bei einer unterseeishen Explosion hätte der Fall sein müssen.

Asien.

Aus St. Petersburg berihtet „W. T. B.“; Einem Telegramm aus Chabaronsf zufolge melde die dort ein- getroffene „Jopan Daily Mail“, daß im neuen japanischen Staatsbudget die Ausgaben auf 229 Millionen Yen, die Einnahmen auf 212 Millionen Yen veranschlagt würden. Das sich hieraus ergebende Desizit von 17 Millionen solle nah dem Finanzprogramm gedeckt werden, welches dem Parloment werde vorgelegt werden. Das japanische Blatt „Nischi-Schimbum“ s{hreibe: Die japanische Regierung müsse folgende drei politishe Richtungen ernstlich erwägen und an einer derselben nunmehr festhalten. Die erste Richtung sei eine Politik der Zurückhaltung und Selbsthilfe, die zweite eine friedliebende, und die dritte eine aggressive Politik. Die erstere schließe die Enthaltung von jeglihem demonstrativen Vorgehen sowie die Bereitschaft, die Nechte Japans zu vertheidigen, in sih. Diese werde augen- blicklih von der japanischen Regierung befolgt. Der „Kobe Herald“ berichte von einer den Europäern feindlichen Bewegung der konservativen Elemente in Mikavo angesichts der bevorstehenden gänzlihen Aufschließung Japans für die Green, Der Haß gegen die Fremdem fei auch in einer

ersammlung einheimischer Priester in dem Bezirk Tschidara gepredigt worden.

Die „Times“ meldet aus Peking vom gestrigen Tage, daß die chin:sische Regierung die Oeffnung aller Binnen- gewässcr für Dampfschiffe, gleihviel ob Ausländern oder Einheimishen gehörig, unter Anwendung von Verord- nungen zugestanden habe, welche späterhin festgeseßt werden sollten. Das Zugeständniß solle binnen vier Monaten in Kraft tretcn. China habe sih auch darauf eingelassen, einen Vertragshafen in Hunan innerhalb zweier Jahre zu öffnen, und zwar Yutschau, nahe dem Jangtsekiang. Als Grund für die Aufschiebung der Eröffnung sei vom Tsung-li-Yamen angegeben worden, daß die E E jeßt nicht die Macht habe, die sofortige Oeffnung irgend cines Hafens in Hunan zu erzwingen oder die Ausländer in dieser Provinz zu beshüßen. China habe ferner Großbritannien genügende Sicherheit dafür gegeben, daß es keiner anderen Macht irgend einen Theil des Jangtsekiang-Thales abtreten werde.

Afrika,

Das „RNeuter'she Bureau“ meldet aus Akassa, daß zwei französishe Expevitionen gegen Sokoto vor- rückten; 6 Öffiziere und 200 Mann seien bereiis in Agungu und Jagga auf dem halben Wege zwishen dem Niger “4nd der Stadt Sokoto engelrefien, Der Sultan von Sokoto

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Kompagn Wallac mit Munition und tan

As der Näumung des britishen Gebietes durch die ?

Instruktionen ab.

Provision bereit, um dem Sul

ranzosen beizustehen. erselbe warte jedoch noch weitere

Parlameutarische Nachrichten. Die Berichte über die vorgestrigen Sigungen des

Reichstages und des Hauses der Abgeordneten hbe- finden sich in der Ersten Beilage.

Jn der heutigen (46.) Sißung des Reichstages welcher der Kriegs-Minister, General-Lieutenant von, Goßler beiwohnte, wurde die zweite Berathung des Reichshaus- halts-Etats für 1898 bei dem Militär-Etat, und zwar bei dem Titel „Gehalt des Kriegs-Ministers“, fortgeseßt. Das Wort nimmt zuerst der

Königlich \äbsische Bevollmächtigte zum Bundesrath Graf Vi h- thum von Eckstädt: Der Abg. Kunert hat neulich auf ein Vor- kommniß; in einem sähen Festungsgefängniß hingewiesen und daran eine beleidigende Aeußerung geknüpft. Er hat gesagt, daß in diesem Gefängniß am Sonntag gearbeitet worden fei, zur Shmack der \ächsiszen Militärverwaltung. Die Sache ist vor mehreren Jahren zur Kenntniß der Regierung gekommen. Auf Bitten der Militär- gefangenen hatte nämli die Verwaltung gestattet, daß die Gefangenen am Sonntag arbeiten fönrten, um fich einen Verdienst zu vershaffen, damit sie mit Geld versehen seten, wenn fie entlassen würden. Die Verwaltung hat troy der wohlwollenden Absicht keine Minute ver- \treiden lassen und hat das Arbeiten am Sonntag verboten, weil es im Widerspruch steht mit den Sonntagsvorschriften und weil damit sachlide Unannehmlickeiten verbunden find, die vermieden werden follen. Die Sonntagsarbeit ift seitdem absolut untersagt; sie beschränkt fi auf die wirth\chaftlihen Arbeiten, welche zur Unterhaltung der Ge- fangenen nothwendig sind. Jch muß also auf das Bestimmteste Verwahrung einlegen gegen die beleidigenden Aeußerungen des Abg. Kunert. Das Vorkommen von Unregelmäßigkeiten kann einer Zentralbehörde nur dann zum WVorrourf gemacht werden, wenn fie, nachdem sie von der Saße erfahren hat, es unter- läßt, Nemedur zu schaffen. Die sächsische Militä. verwaltung hat gezeigt, daß sie ißre Schuldigkeit voll und ganz gethan hat. Es würde misch freuen, we:.n meine Aeußerungen vie Folge bätten, daß auf dieses Vorkommniß, welches mehrere Jaßre zurückliegt, niht mehr zurücgekommen würde. : Darauf nimmt der Abg. Bebel (Soz.) und bei Schluß des Blattes der Kriegs-Minificr, General-Lieutenant von Goßler das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut nach- getragen werden wird.

Das Haus der Abgeordneten seßte in der heutigen (27.) Sigzung, welher der Minister des Jnnern Freiherr von der Rede beiwohnte, die zweite Be- rathung des Staatshaushalts-Etats für 189899 im Etat des Ministeriums des Junnern bei dem Titel „Gehalt des Unter-Staatssekretärs“ fort.

Abg. Schröder (Pole) bedauert. daß die Beschwerden seines Freundes von Czarlinsf: im cirzelnen seitens des Ministers un- beantwortet geblieben seien, und führt weitere Beispiele für die Be- shrä-kung tes Bersammlungsrechßts in den Landestheilen mit polnis@ \prehender Bevölkerung an. Sogar Versammlungen un- politischer Vereine seien aufgelöt worden, weil polnisch gesprochen worten fei.

Unter-Staatssekretär Braunbe hrens hält die Beschwerden des Vorredners ira allgemeiren für unbegründet. Wenn z. B. im Kreife Karthaus cine Versammlung woëgen der baulihen Beschaffenheit des Lokaïs nicht zugelassen worden set, so kênaten bie baupolizeilihen Be- denken begrüntet oder nit begründet gewesen sein. Die Betreffenden hätten si) beschweren sollen, dann wäre die Sache untersuht worden.

Abg. von Heydebreck (konf.): Herr Nickert hat uns am Sonn- abend vorgehalten, ir begriffen unsere Tomishe Situation nicht. Herr Niert follte erst felbst scine komishe Situation erkennen. Sein Vortrag ift in der That so, daß man lachen muß, z. B. wenn er anführt, daß der Gendarm bewaffnet gewesen sel, Ih habe einen Gendarmen im Dienst nie anders ge- fehen, er kann doh richt im SclafroX und in Pantoffeln feinen Dienst thun. Die Bauern des „Nordost“ sind nicht so ruhig, wie Herr Rickert behauptet; ih habe sie anders kennen gelernt. Einige Bauern find allerdings im Verein „Nordost“, aber was für welche ? Nur sole, die irgend einmal einen persönlien KAerger mit dem Bezirksauësshuß oder dergleigden gehabt haben und unzufrieden find. Der Herr Rubo mag meinet- wegen die ganze Welt durchreifen, seine Neden wirken doch nicht. Der Verein „Nordost“ hett niht nur dea Kleinbesitß gegen den Großbesißtz, sondern auch die Arbeitnehmer gegen die Arbeitgeber. Herr Rickert hat ein warmes Herz für Juden und Christen, nur niht für eine Klasse Christcn, die Junker. Herr Nickert hat neulich wieder den Minister cxaminiert, er sagt ja stets: „Jch frage den Minister“. Nach seinen Mienen zu urtheilen, hat der Minister am Sonnabend vor ihm sein Examen bestanden, aber ih muß doech fagen : ein Rickert fann mehr fragen, als zehn Minifter beantworten können.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 7 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herauêgegeben im Reichsamt des Innern, vom 18. Februar, hat folgenden Inhalt: 1) Konsulat-Wesen: Ernennungen; Erxequatur- ertheilungen. 2) Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Neichs vom 1. April 1897 bis Ende Januar 1898. 3) Statistik : Vebersiht der nah der Verfassung und den Geseßen des Reichs fest- zustellenden Bevölkerungszahlen nah der Volkszählung vom 2. De- zember 1895. Polizeiwesen: Auëweisung von Ausländern aus dem

Neichsgebiet.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Mannheim wird dem „Vorwärts“ gemeldet, daß die Gießcreiarbeiter der Maschinenfabrik von Bopp u. Reuter aufs neue die Arbeit eingestellt haben. L

In Mailand hat die Pferdebahn, wie ,W, T. B.“ meldet, gestern den Betrieb eingestellt, weil das Personal infolge von Meinungsverschiedenheiten über die Regelung der Altersverhältnifse und Beförderungen in den Ausstand getreten war. Infolge einer Ueber-- einkunft zwischen der Edison-Gesellschaft, der Stadtverwaltung und dem Perfonal ter Straßenbahn sollte der Betrieb heute wieder auf- genommen werden.

Kunst unnd Wifsenschäft.

D¿r bekannte Historien- und Porträtmaler Professor Alexander von Liezen - Mayer ist, wie aus München gemeldet wird, am Sonnabend daselbst gestorben. Er war am 24. Januar 1839 zu aab in Ungarn geboren, besuchte die Akademien in Wien und München und seit 1862 das Atelier Piloty's. Seine ersten größeren Arbeiten : „Krönung Karls von ODurazzo im Dom zu Stublweißenburg" und

habe an die Franzosen Befehle gesandt, vierzig Meilen von der Haupistadt f-hen zu bleiben, Der Genero!2 gent der Niger-

„Heiligsprehung EGlisabeth's von Thüringen“ zeigten ihn zwax

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