1898 / 47 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 23 Feb 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Verkaufte

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentuer Menge

utedrigster b

niedrigster

höchster höchster } niedrigfter Doppelzentner

Mt. Bu C Tad Á

+48, Außerdem wurden rp am Markttage s (Spalte 1) für nah überschläglicher 1 Doppel- Schäßung verkauft zentner Doppelzentner E (Preis unbekannt)

Verkaufs- werth

RS Sees ea

{U WWe a Tr UEUWUULYuNE

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufewerth auf volle Mark abgerundet mitgetheilt. Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis

Aline

Marggrabowa .

Reit bed x S1 eihenbad i. Schl.

rug G s

A as

Neustadt O-S. .

Um 4

Emden

Gin.

Pfullendorf . .

a

Mülhausen i. G. .

Saargemünd

Posen .

Krotoschin

Bréslau . .

Hágen i. W.

Schwexin i. M.

Allenstein . Marggrabowa . Filehne Schneidemühl . R e Reichenbach i. Schl. Freiburg i. Schl... . G Ea Neustadt O.-S. . Hannover

Emden

e Ghingen ¿s Waldsee i. W. Pfullendorf. . Mülhausen i. E... Saargemünd Krotoschin . Breslau . Hagen i. W. Neuß .

Schwerin i. M. i

11,75

12,90 14,75 13,50 15,10

14,90 12.20

17,20 17,00

13,00 12,40 13,00 11,50

13,20

12,80 15,10 13,75 12,50 12,70 14,00 14,60

9,00 13/50

14,20

16,00 12,40 13,40 13,60 13,00

12,00

Großhandels - Durchschnittspreise vou Getreide

an außerdeutschen Börsen-Plätzen

für die Woche vom 14. bis 19, Februar 1898 nebst entsprechenden Angaben für die Vorwoche.

1006 kg in Mark. (Preise für prompte [Loko-] Waare, soweit niht etwas Anderes bemerkt.)

MNoggen, Meller Boden

Weizen,

heiß-

fer, ungarischer, prima erste, slovakische L

Roggen, Weizen,

Mittelqualität

gs erste, Malz-

Noggen

Weizen, Saxonka Di ia e 6

Noggen

Weizen; Ulka

| lieferbare Waare des laufenden Monats {

Weizen |

Paris.

Antwerpen.

Donaus- Red Winter Nr. 2 Amsterdam.

Weizen, poln. Odefsa- . .

a. Produktenbörse (Mark Lane).

|

| |

Weizen

6a erste

Weizen

Hafer Gerste:

London.

L. weiß b. Gazette averages. englisches Getreide,

Mittelpreis aus 196 Marktorten

Liverpool.

Californier . Chicago Spring . Northern Duluth Manitoba Spring . dI WEIBEE ck o ca, GEIDEE 6e Californ. Brau- , Canadische . . Schwatze Meer- . Chicag

0. Weizen, Lieferungs-Waare des laufenden

Weizen, Lieferungs-Waare des laufenden Monats

1) Laufender Monat nur am 14, und 17. Februa Wochen-Durchschnitt für M ailieferung 158,18 (A ?) am 14. bis 16. Februar notiert; Wochen-Durhschnitt für März-

New-York.

lieferung 162,88 #4

14.—19. Februar 1898

160,61 231,15 121,52 180,16

149,14 926,90 114,01 135,97

96,77 151,75 103,36

99,62 153,73

101,83 154,16

140,89 236,49

168,43 179,74

117,72 112,88 157,34

171,57 168,22

164,13 127,46 157,09

170,23 189,23 183,60 183,36 185,01 188,99 125,05 113,59 143,19

99/66

95,35

1)160,65

2)160,72

W och e Dagegen Bor- wodhe

159,73 229,41 118,95 180,13

149,11 99 43 110,59 135,94

96,73 151,70 103,33

94,98 146,86

103,88 155,43

140,04 236,07

165,07 176,14

116,09 110,45 151,66

169,71 165,24

164,52 125,65 155,68

166,95 187,58 181,73 178,67 182,42 186,17 122,96 112,54 143,19

96,13

95,35

151,94 157,24

notiert; esal. nur

Gerste. 12,00

15,90 15,75 } 15/20 16,10

16,90 15,00 13,90 18,20 19,00

11,88 12,00 14,70 15,29 14,20 15,60 11,00 15,90 13,00

17,40 18,10 17,00 18,00 17,00 14 00 14,00 14,30 13,50

11,88 12,30 14,70 15,50 15,00 16,10 11,00 16,00 14,50

18,00 18,70 17,00 18,00 17,00 14,50 14,00 14,60 14,00

12,00

15,90 16,00 16,50 16,80

17,00 18,00 13,90 18,40 20,00

11,75

12,90 15,00 14,00 15,60

15,00 12/60

17,20

17,00 8 * 17,50

14,50 16/39 15/00

17,50 14,50

15,20 14,00

13,00 12,90 13,50

13,00 14,00 Gafer. 1450 |

14,40 13,80 16,15 14,55 13,80 13,70 14,50 15,40 15,30 13,50 14,00 14,80 14,66

12,00 12,90 15,00

13,85 12,20 13,20 13,20 15,40 14,40 13,50 13,70 14,30 15,20 15,20 13,40 13,75 14,20 14 66 15,00 17,00 13,00 13,60 14,40

14,50 14,40 13,80 16,15 14,80 14,80 14,20 14,50 15,60 16,50 14,10 14,00 14,80 15,40

13,85 11,60 13,20 13,20 15,40 14,15 13,10 13,20 14,30 15,00 14.70 12,80 13,75 12,80 14,40 14.30 17,00 13,00 13,60 14,20 14,00

13,20

12,80 15,10 14,00 13,00 13,20 14,00 14,80

12,60 13/50

14,40

16,00 12,40 13,40 14,00 13,90

14,00 13,80 14,80 16,00 14,00

14,00 | 13,80 | |

1460

14,50 15,00 13,00

13,00 13,00

| 14,20 Bet Ln gen

12,50

12,90

Bemerkungen.

1 Tschetwert Weizen ist = 163,80, Noggen = 147,42, Hafer = 98,28 kg angenommen; 1 Imperial Quarter ist für die Weizennotiz an der Londoner Produktenbörse = 504 Pfd. engl. gerechnet; für die Gazette averages, d. h. die aus den Umsäßen an 196 Marktorten des Königreichs ermittelten Durchschnittspreise für einheimisches Ge- treide, ist 1 Imperial Quarter Weizen = 480, Hafer = 312, Gerste = 400 Pfd. engl. angeseßt. 1 Bushel Weizen = 60 Pfd. engl.; 1 Psd. engl. = 453,6 g; 1 Last Roggen = 2100, Weizen = 2400 kg.

Bet der Umrechnung der Preise in Reichswährung sind die aus den einzelnen Tages-Notierungen im „Deutschen Reichs- und Staats- Anzeiger“ ermittelten wöchentlichen Durhschnitts-Wechselkurse an der Berliner Börse zu Grunde gelegt, und zwar für Wien und Budapest die Kurse auf Wien, für London und Liverpool die Kurse auf London, für Chicago und New-York die Kurse auf New-York, für St. Petersburg, Odessa und Riga die Kurse auf St. Petersburg, für Paris, Antwerpen und Amsterdam die Kurse auf diese Pläge.

Deutscher Reichstag. 47. Sißung vom 22. Februar 1898, 2 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht die Fortsegung der zweiten Berathung des Reichshaushalts-Etats für 1898, und zwar bei dem Etat des Reichsheeres. i :

Ueber den Anfang der Sißung wurde in der gestrigen Nummer d. Bl. berichtet. f :

Bei den Ausgaben für die Milit är-Justizverwaltung fragt der ;

Abg. Kunert (Soz.), ob der in der leßten Sihung mehrfah benannte Vorsteher des Festungsgefängnisses zu Dresden bestraft, ob die Strafe militärgerihtlih oder in welher Form sonst festgeseßt sei. Redner fragt ferner, wie es gekommen sei, daß ein Soldat Bahmann in kurzer Frist zu 19 Jahren Gefängniß verurtheilt worden und nach- dem er 6 Jahre verbüßt, begnadigt worden fei. Es seien neun Prozesse gegen den Betreffenden in 3 Monaten abgehalten worden. Da müßte man vermuthen, daß irgend ein Rechtsfehler begangen sei, der durch die Begnadigung beseitigt werden sollte.

Sächs. stelly. Bevollmächtigter zum Bundesrath Graf Vi thum von Eckstädt: Meine Herren! Jch bedauere, dem Anfang der Aus- führungen des Herrn Abg. Kunert nicht beigewohnt zu haben. Nach den Notizen, welche mir gegeben sind, hat er zuleßt einen Fall vor- geführt von einem Soldaten, welher wegen Vergehen bestraft worden ist, die er sich hat zu shulten kommen lassen. Er hat dann an diesen Fall noch weitere Erwägungen angeknüpft. Jh habe zu erklären, meine Herren: der Fall ist ordnungsmäßig untersucht und bestraft worden und findet damit seine Erledigung. Eine höhere Instanz des Reichstags über solche einzelne abgeurtheilte Sachen kann ih niht anerkennen. Zweitens hat der Herr Abgeordnete ges fragt, wer in dem Vorfall, der in dem Festungsgefängniß Dresden zur Sprache gekommen ist, bestraft worden ist, und in welcher Höhe. Meine Herren, ih kann bloß zum dritten Mal auf das zurü ckommen was ih gestern gesagt habe. Ich habe gestern gesagt: die Sache ift dur die gerihtlihen Untersuhungen und Entscheidungen abgeurtheilt und abgeschlossen worden. Wer und in welcher Höhe bestrast worden ist, darüber verweigere ih jede Auskunft. i

Abg. Kunert erklärt, er nehme dann an, daß die Strafen fo gering seien, daß man damit garnicht hervorkommen wolle. :

Beim Kapitel „Geldverpflegung“, und zwar bei den Besoldungen der Militärärzte behauptet der

Abg. Kops\ch (fr. Vp.), daß nah den Ausführungen von Sach- verständigen bei den Aushebungen auch S lOn Ee E eins gestellt worden feien, obwohl der Kriegs-Minister bestritten habe, baß eine erheblihe Anzahl solcher geistes\{chwacckchen Perfonen zum Militär- dienst herangezogen würde. Es fönrte leiht vorkommen, daß die mangelhaften Leistungen solcher Personen die Unteroffiziere zu Miß- handlungen fortrissen. Zu diesen Geistesschwachen kämen nun noch folhe Personen, die nur in bestimmter Richtung geistig minter-

12,23 14,50

12,24 14,50

15,76 16,00

13,70 18,30 18,42 17,00 17,56 17,38 14,82 13,83

66 11,00 9 880 16,00

139 13,90 767 17,84 812 18,76 408 17,00 176 17,60 3 450 17,25 164 14,28 138 13,83

bo do

DO EO DO DO DO DO DO HO

11,80 14,25 13,20 15,90

1 676 11,90 57 14,29 330 13,20 927 15,45

14,00 15,20

13,30 13,75 13,18 14,86 14,76 16,67 13,00 13,60

499 14,28 1 824 15,20

10 125 13,50 1375 13,75 134 13,40 8095 14,64 332 14,71 134 16,79

5 240 13,10 1 360 13,60

Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet. / nidt vorgekommen ift; ein Punkt (.) in den leßten ses Spalten, daß entsprechender Bericht feblt.

werthig wären, die unter Zwangsempfindungen und Zwangsvorstellungen litten, welche ihren freien Willen aufhöben. Man sollte der Unter- suhung des Geisteszustandes der auszuhebenden Mannschaften etwas, arößerz Aufmerksamkeit zuwenden, indem man vielleiht der Ab- stammung der Rekruten nachforschte.

Kriegs-Minister, General-Lieutenant von Goßler:

Ich bin für jede Anregung, die auf Verbesserung der Heeres- einrihtungen hinzielt, dankbar, und ih werde die Anregung des Herrn Vorredners benußen, um dieser Frage erneut näher zu treten. In einer Hinsicht bin ih jedoch mit dem Herrn Vorredner anderer Ansicht. Er hat gegen die Militärzte einen gewissen Vorwurf durchblicken lassen, den ich als begründet niht anerkennen kann. Die Unter- suhungen der Mannschaften finden in sehr gründliher Weise statt, und zwar dreimal vor der Einstellung, nämlih bei der Musterung, dann bei der Aushebung, und \{chließlich bei der Truppe. Die Er- fahrungen sprehen nicht dafür, daß dieser Dienst nicht durhaus sach- gemäß betrieben würde. Im Gegentheil, die Sorgfalt, mit welcher die Militärärzte diefe Untersuhungen durchführen, kann nur voll anerkannt werden.

Die Befürchtung, daß Schwachsinnige in großer Zahl eingeftellt werden könnten, ist ausgeschlossen, Die Statistik beweist vielmehr, und i babe das ja schon gestern näher dargelegt, daß Entlafsungen infolge von Shwa(hsinnigkeit selten nothwendig werden, und daß es fi hierbei im Durchschnitt um etwa drei Mann pro Armee-Korps jährli handelt ; diese Zahl ift verschwindend bei der Masse der Rekruten, die zur Einstellung gelangen.

Daß Selbstmordfälle . als Folge von Schwachsinn beobachtet wordèn seien, ist mir nicht bekannt, und auch in der Selbstmord- Statistikhist cine bezüglihe Rubrik nicht vorgesehen. Ob es ih empfehlen möchte, nah dieser Richtung eine Erweiterung der be- treffenden Tabelle vorzunehmen, werde ih jedoch in Erwägung ziehen. Im übrigen sind die Truppentheile sehr geneigt, Leute, deren Auês- bildung Schwierigkeiten macht, zu entlassen. Also auch die Be- fürhtung, man könnte Leute bei der Fahne behalten, deren Ausbildung unmögli sein würde, kann als ausgeshlofsen gelten, man hat viel- mehr dagegen zu kämpfen, daß nit Leute entlassen werden, die souft brauchbar, für die Ausbildung gewissermaßen nur unbequem find.

Das beste Mittel, um in dieser Beziehung alle Bedenken zu be- seitigen, sheint mir die Sorge für eine gute Auébildung unserer Militärärzte, die ührigens bei uns nah jeder Richtung gesichert ist. Die Militärärzte erhalten nit nur die Gelegenheit, ihre psyhiatrishen Kenntnisse zu érweitern, sondern auch die Studierenden der Kaiser Wilhelms-Akademie werden in dieser Wissenschaft unterrihtet und ausgebildet. Jch kann daher nur die Hoffnung auésprehen, daß der Herr Vorredner“ hiernah die zum Ausdruck gebrahten Beanstandungen als begründet nit aufrecht erhalten wird.

Abg. Bebel (Soz) behauptet, die Untersuhung des Geiftes- zustandes der Rekruten geschehe doch noch nit so ausgiebig, wie man wünschen sollte. Er erinnere an die beiden Fêlle, die er vorgeführt habe; würden die Leute als geistes\chwach entlassen, so wären die ftatt- gehabt cn FPLANE age nicht erfolgt Die Gehälter der Militär- ärzte seien sehr niedrig, zumal sie eine Privatpraxis sich kaum erwerben fönnten, da der Aerztestand tak überfüllt sei. Es gebe in den großen Städten fast ein Aerzte-Proletariat. Die Stellen der Militär- ärzte scien daher durchaus nicht begehrt, und es sei au eine große

Zahl derselben unbeseßt, besonders weil bei der Beseßung ein gewisser Antisemitismus herrshe. Man wolle keine jüdischen Aerzte annehmen.

(S(hluß in der Zweiten Beilage.)

M 47

(Schluß aus der Ersten Beilage.)

Kriegs-Minister, General: Licutenant von Goßler:

Es ift danken8æerth, taß der Herr Abg. Bebel es für seine Pflicht hält, ter Armeeverwaltung dauernd und vielfach Rathschläge zu er- theilen. Erwünscht wäre es nur, er sähe sfich die Thatsachen so an, wie sie vorliegen; dann würde er si selb| überzeugen können, daß ein Theil seiner Bedenken vollständig hinfällig ift.

So ist man zum Beispiel auf unseren Vorschlag, und nicht etwa auf den des Abg. Bebel, auf die Durhschnitts\ftärke übergegangen. Wir stellen die überetatsmäßige RNekrutenquote, und zwar in Höhe von 9%, nur aus dem Grunde ein, um es zu ermöglihen, daß diejenigen Leute, welhe sich nach näherer Beobachtung niht als dienslfähig zeigen, sofort entlaffen werden können, ohne daß Lücken bei den Truppen entstehen; diese Maßnahme hat si als besonders segensreih erwiesen. Seit jeher werden die Leute niht nur auf ihren körperlihen, sondern au auf den geistigen Zustand geprüft, und wer den Anforderungen nicht genügt, wird ohne weiteres entlassen.

Was die Ausführungen des Herrn Abgeordneten über die bei den Aerzten bestehenden Manquements betrifft, so kann ih ihn dieser- halb nur auf den Etat verweisen; denn gerade, weil diese erheblihen Manquements bestehen, haben die verbündeten Regierungen die in demselben vorgesehenen Vorschläge zur Befserstelung der Aerzte gemaht. In der dem Etat beigefügten Denkschrift ist das Nähere hierüber eingehend auseinandergeseßt; würde Herr Bebel dieses gelesen haben, so hätte er dem Reichstage diese Ausführungen ersparen können. Ich nehme an, daß, wenn das hohe Haus sich unseren bezüglih des Einkommens und des Ranges der Militärärzte gemahten Vorschlägen anschließt, diese Manquements erheblich zurückgehen werden. (Sehr rihtig!) Sollten aber auch diese Mittel niht ausreichen, dann wird die Militärverwaltung niht unterlassen, zu erwägen, wie eventuell weiter geholfen werden .muß; denn die Schaffung und Erhaltung eines guten und dabei ausreihenden Sanitätskorps ift von der hochsten Bedeutung für die Armee.

Bezüglich der von Herrn Bebel angeregten Judenfrage kann ih nur erwidern, daß mir keine Bestimmung bekannt is, nah welcher der Eintritt jüdisher Aerzte in die Armee ausgeschlossen wäre. Wir haben in der Armee eine Anzahl höherer Aerzte jüdischer Konfession ; und ih weiß niht, weshalb Herr Bebel, nahdem diese Erklärung be- reits in der Budgetkommission abgegeben worden ist, gerade auf diese Frage hier erneut zurüickommt.

_ Abg. Kop s#ch erklärt, daß er keinerlei Vorwürfe gegen die Militärärzte erhoben habe.

Abg. Bebel erklärt, man gewinne den Eindruck, als ob jüdische Aerzte systematisch der Armee ferngehalten würden. Ausdrückliche Bestimmungen würden weder beim Militär noch bei der Justiz noch bei der Verwaltung vorhanden sein, daß Juden niht angenommen werden sollten. Ebenso wenig bestehe eine Bestimmung, daß ein übergangener Offizier seinen Abschied nehmen solle, thatsählich richteten sich aber die Offiziere nah dieser Negel.

Kriegs-Minister, General-Lieutenant von Goßler:

Meine Erklärung ist sehr kurz. Ich kann dem Herrn Abg. Bebel nur fagen: Die Militärärzte werden nicht nach der Religion, sondern nah der Fähigkeit ausgewählt. (Bravo! und Heiterkeit.)

Abg. Iskraut (Reformp.): Um seine Ausführungen interessant zu machen, hat Herr Bebel die Judenfrage, natürlich in Þphilosemi- tishem Sinne, angeregt. Daß \o wenig jütishe Aerzte in der Armee sind, beruht darauf, daß der Geist unserer Armee wenig Aehnlichkeit mit dem jüdischen Geist hat, Wenn die Gehälter der Meislitärärzte erhöht werden, werden fich auch mehr jüdische Aerzte für diese Stellen finden.

Abg. Dr. Lieber (Zentr.): Von einem Zudrang zu den Stellen der Militärärzte kann bei 67 9/9 unbeseßter Stellen keine Rede sein. Der Kriegs-Minifter hat shon richtig geantwortet, daß die Aerzte nah den Fähigkeiten ausgewählt werden ; das ist selbstverständlih, nahdem man die Iuden emanzipiert hat.

Abg. Bebel: Wenn die Aerzte lediglich nach der Fähiskeit an- gestellt würden, so sei das durhaus zu loben. Aber es sei eine

ele daß die Juden einen hohen Prozentsatz geshickter Aerzte ellten.

Abg. Iskraut: Der Gegensaß von jüdisch is nicht chriftlih, fondern deuts.

Abg. Richter (fr. Volksp.): Wo zeigt sih der Geist der Armee mehr als im Kriege? 1870 haben über 2000 Juden am Kriege theil-

enommen ; darunter befanden sich auch Offiziere und Aerzte. Diese uden haben 83 Eiserne Kreuze erhalten, davon entfallen 36 auf jüdische Aerzte. N Bei den Ausgaben für Geldverpflegung der Unter- Tone und Mannschaften tritt der

bg. Dr. Shuly-Lup (Rp.) für die Aufbefserung der Lage der Stabstrompeter ein, welhe \ich ein Verdienst dadurch erworben bâätten, daß sie wahre Kunstshulen in den Militär-Musikkapellen eingerihtet hätten. E :

Bei den Ausgaben für die Mundverpflegung weist der

Abg. Haa se (Soz.) darauf hin, daß die Fleispreise in Königs- berg eine gewaltige Höhe erreiht hätten: wie man sage, infolge der Grenz)perrewegen der Maul- und Klauenfeuche, in Wirklichkeit aber, um die fis zu steigern. Redner bestreitet, daß in England sehr \harfe Bestimmungen über die Vieheinfuhr beständen.

Preußischer stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrath, General-Lieutenant Freiherr von Gemmingen: Meine Herren, die von dem Herru Vorredner angeführte Thatsache, daß die Fleisch-

reise in der lezten Zeit gestiegen sind, und besonders im Osten der onarchie, ist rihtig und der Militärverwaltung bekannt. Daß daraus für die Truppentheile auch eine Ershwerniß in ihrer Verpflegung ein- treten kann, ist gleihfalls bis zum 1. April dieses Jahres mögli, und zwar aus dem Grunde, weil die nah der Verdingung des Fleisches zu zahlenden Preise niht in rihtigem Verhältniß zu den nah den Marktpreisen den Truppen zustehenden Vergütungen stehen. Wenn aber am 1. April der neue Etat in Kraft tritt, und mit Zustim- mung des hohen Hauses in dankenswerther Weise die Verpflegung des Soldaten verbessert werden kann, fällt diefes Moment ganz hinweg, denn von ha ab wird den Truppen derjenige Preis vergütet, welchen fie leidhzeitig an die Lieferanten zahlen müssen. Es kann also eine Grshwerung in der Lruppenverpflegung nicht durch Steigen der Fleischpreise eintreten. Gs werden die ets, sowohl wenn fie steigen wie auch wenn sie sinken, lediglih vom Militär-Gtat getragen. uf die übrigen Ausführungen, die im wesentlihen politishen Inhalts find und si auf allgemeine Fragen, die weit über den Militär-Gtat (ange en erstrecken, bin ih nicht in der Lage einzugehen.

Abg. Iskraut: Näh den Veröffentlihungen der Landwirth-

schaftskammer für Oftyreußen sind die Ausführungen des Abg. Haase

zum Deutschen Reichs-An

des Junern fort.

Zweite Beilage

Berlin, Mittwoch, den 23. Februar

längst veraltet. Es sind in Königsberg die Viehbändler, die ein Konsortium bilden; um die Fleishpreise hohzuhalten, wird alles werthvolle Vieh aufgekauft und nach Berlin geschaft; nur das shlechtere Vieh bleibt in Königsberg und wird dort dur die ab- bängigen Schlächter zu theuren Preisen verkauft. An die ihm religiös und gesellschaftlich nahe stehenden BViehbändler sollte sih Herr Haase e wegen Ermäßigung der Fleischpreise, nicht an den Kriegs- nister.

Abg. Rettich (d. kons.): Die Einfuhr lebenden Viehs nah Eng- land i nur von Canada aus gestattet, von jedem anderen Lande aber ausgeschlossen. :

Abg. Haase weist auf die Mittheilungen hin, die darüber in dera Organ des Bundes der Landwirthe, in der „Jllustrierten Land- wirthschaftlichen Zeitung" gemaht worden seien. Die Preissteigerung sei niht auf den Zwischenhandel zurückzuführen ; denn die im Großen einkaufende Militärverwaltung müsse auch die hohen Preise zahlen. Die Viehhändler seien niht daran s{chuld, denn sie hätten ihr Ge- werbe schon vor der Grenzsperre betrieben und da seien die Preise nicht so hoch gewesen. Jeßt hielten auch die landwirths{hastlihen Genossenschaften die Fleishpreise hoh.

_ Abg. Rettich: Wenn die „Jllustrierte Lantwirthschaftliche Zeitung" derartige Dinge über die englishe Grenzsperre behauptet, fo befindet sie sih im Irrthum.

Abg. Iskraut: Die Landwirthschaftskammer weist nach, daß die Fleishpreise hon vor der Grenzsperre sehr hoh gewesen find.

___ Vei den Ausgaben für Artillerie und Waffenwesen findet sih eine Mehrausgabe für die Einrichtung einer Feld- zeugmeisterei.

__ Berichterstatter Abg. Graf von Roon (d. konf.) erklärt, daß diese neue Finrihtung zur Entlastung des Kriegs-Ministeriums ge- schaffen werden solle; es handle sich um die Beaufsichtigung eines Materials im Werthe von 845 Millionen Mark.

Bei den Ausgaben für die A L weist der

Abg. Richter darauf hin, daß der Abg. Ahlwardt behauptet habe, es seien ganze Wagenlatungen von zertrümmerten Loewe'schen Gewehren nach Hörde verkauft und dort eingeschmolzen worden.

Preußischer stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundesrath, General-Major von der Boeck: In Mey und Rastatt hat eine Zerlegung alter Waffen, darunter auch alter französisher Gewehre, stattgefunden. Die Metaliltheile davon find veräußert worden, und ¡war an die Firma Herz in Meß. Von dort sind sie auch vielleicht nah Hörde verfrahtet und dort eingeschmolzen worden. Gewehre M. 88, bet denen allein die „Judenflinten“ zu suchen wären, sind über- haupt noch nit zerlegt worden, sondern befinden sich sämmtlich in brauhbarem Zustande in unseren Beständen. Unter den Gewehren M. 88 haben sich die Loewe’schen Fabrikate ebenso bewährt wie die Gewehre aus anderen Fabriken.

Abg. Richter: Danach steht es mit dieser Behauptung des Abg. Ahlwardt ebenso wie mit seinen anderen Behauptungen.

Bei den Ausgaben für Bau und Unterhaltung. von Festungen bittet der

Abg. Rickert (fr. Bag) die innere Umwallung Danzigs weiter nach außen zu verlegen. ie beiden Kriegs-Minister von Bronsart hätten wohlwollende Erklärungen abgegeben. Das Reich sollte, da Danzig unter der Eigenschaft als Festung sehr gelitten habe, in diesem Punkte den Wünschen der Stadt entgegenkommen, bis jeßt wären aber die Wünsche Danzigs von der Relchs-Ravontommiisfion einfa zurückgewiesen roorden.

Kriegs-Minister, General-Lieutenant von Goßler:

Die allgemeine Frage hier näher zu erörtern, empfiehlt ih wohl “nicht. Es kommen da größere militärische Rücksichten in Be- trat, auch sind diese Fragen ja im Schoße der Budgetkommission im Laufe der leßten Tage sehr eingehend erörtert worden.

Fch möchte daher gleih auf Danzig übergehen. Ich kann nur bestätigen, was ich früher gesagt habe. Jh bin der Ansicht, daß Danzig in einer sehr \{chwierigen Lage ist. Jh glaube aber nicht, daß ihm mit einfahen Rayonerleichterungen, wie der ver- ehrte Herr Abgeordnete sie anstrebt, geholfen sein wird. Denn ih bin fest überzeugt, daß, wenn Danzig die Entwickelung haben soll, die es meines Erachtens nehmen muß, nur eine Erweiterung nah der Seeseite hin in Betracht gezogen werden kann. Dann wird es aber erforderlich sein, daß die Stadt sich einen entsprehenden Plan macht und mit diesem an das Kriegs-Ministerium herantritt. Denn wenn die Befestigungen, die die Ausdehnung der Stadt näh der erwähnten Richtung hindern, beseitigt werden sollen, dann brauht man Geld- mittel, um durch äußere Bauten, die nicht mehr den Charakter der Enceinte tragen, sondern lediglich zur Befestigung einzelner bestimmter Punkte dienen, entsprehenden Ersay zu schafen. Fch glaube daher, daß, wenn Danzig in dieser Richtung hin, nah Festlegung eines bestimmten Planes, systematisch vorgeht, wie es auh andere Festungsstädte gemacht haben, mehr erreiht werden wird, als wenn man sich auf eine Erleichterung der Rayonbeftimmungen be- \{ränkt. Ih möchte daher den Herrn Vorredner bitten, sich in diesem Sinne zu verwenden und die Stadt zu veranlafsen, nah Klärung der Verhältnisse und nahdem man sich über einen folchen Plan geeinigt hat, mit dem Kriegs-Ministerium in Verbindung zu treten.

Auf eine weitere kurze Bemerkung des Abg. Rickert erwidert der ?

Kriegs-Minister, General-Lieutenani von Goßler:

Fch bin durchaus bereit, auch hier jede Rücksicht, die für mi zulässig ift, walten zu lassen. Zu bedenken is nur dabei, daß man unter Umftänden einzelnen Privaten Vortheile giebt, die eigentli der Stadt, der Allgemeinheit zu gute kommen müßten.

Im übrigen werden die fortdauernden Ausgaben des Militär-Etats unverändert genehmigt.

Schluß 51/4 Uhr. Nächste Sißung Mittwoch 2 Uhr. (Einmalige Ausgaben der Militärverwaltung.)

Preußischer Landtag, Haus der Abgeordneten. 98. Sigung vom 22. Februar 18986.

Ueber den Beginn der Sißung ist hon berichtet worden.

Das Haus seÿt die zweite Berathung des Staats-

haushalts-Etats für 1898/99 im Etat des Minifteriums Bei dem Kapitel

„Landräthlihe Behörden und Aemter“ befürwortet

Aba. von Bockum-Dolffs (fr. kons.), wie hier kurz wieder- holt E ét "Beseitigung des Schreibwerks eine ftärkere Benußung

zeiger und Königlih Preußischen Staals-Anzeiger.

1898,

des Telegraphen und des Telephons für die Landrathsämter. Auch die Unterbeamten litten sehr unter dem maßlosen Schreibwerk.

Minister des Jnnern Freiherr von der Recke:

Meine Herren! J bin sehr dafür eingenommen, daß alle diese nüßlihen Erfindungen der Neuzeit, namentli solche, die dazu dienen, das Schreibwerk zu vermindern, auch für unsere Behörden nußbax gemacht werden, und ich bin deshalb dem Herrn Vorredner sehr dankbar dafür, daß er diese Frage hier ‘in Anregung gebracht hat. Ih bin sehr gern bereit, dieselbe in genaue und eingehende Erwägung zu zieben. Ganz unerwogen ist dieselbe freilich auch bisher nicht gewesen, denn es giebt, wie der Herr Vorredner angeführt hat, im Westen \{chon Landrathsämter, denen auf Staatskosten telephonische Einrichtungen gewährt worden sind. Auch ist bereits eine Anzahl von Kreisen vorhanden, in denen aus Kreismitteln hon die erforderlichen Mittel bereit gestellt find.

Ob es nun möglich sein wird, ganz allgemein für jeden Kreis derartige Einrichtungen zu treffen, muß doch noch Gegenftand sehr forgfältiger Erwägungen sein. Ich glaube, es giebt eine größere Anzahl von Kreisen, in denen man das Telephon vorläufig noch ents behren kann. Es fällt auch s{chwer ins Gewicht, daß die Kosten, welhe dadur entsteben würden, ketneëwegs gering find, und ih möchte bezweifeln, ob es möglih sein wird, mit der Summe, die jeßt als Dienstaufwandsentschädigung für die Landräthe eingestellt ist, die Kosten zu bestreiten. Es wird wahrscheinlich auch darauf ankommen, nicht nur gewissen Landrathéämtern die Telephonkosten zu ersetzen, sondern es werden sih auch in vielen Fällen die Amtsvorsteher melden, die daëselbe vom Staat beanspruhen. Wir würden also unter Um- ständen zu Lasten kommen, deren Höhe sih kaum übersehen läßt.

Bei den Ausgaben für die Polizei in Berlin und Umgegend (Charlottenburg und Schöneberg) kommt

Abg. Broemel (fr. Vgg.) auf die polizeilihen Sistierungen zurück. Die Presse, führt er aus, hat in dieser Sache allen Anforde- rungen des Anfstandes und der Unparteilichkeit entsprochen. Es werden hier Mehrforderungen gestellt, ein Beweis dafür, daß die Regierung die jeßigen Einrichtungen für unzulänglich hält; sie will deshalb das Personal vermehren. Die große Masse der Scußleute, namentli in Berlin, betrahtet ihren Dienst als eine Art Unteroffizierdienst. Wir wollen aber nicht \{neidige Unteroffiziere als Shußmänner baben, sondern solhe, die fich als Helfer des Publikums fühlen. Im vorigen Jahre find 4 Mordthaten in Berlin ungesühnt geblieben. Der Minister hat auf andere Staaten verwiesen und zur Vor- siht gemahnt. Die f\tatistishen Zahlen geben keine Erklärung. Wenn ih jemand selbst der Polizei stellt, so beweist dies niht eine be- Jjondere Fähigkeit der Fl D. Die Kriminalpolizei Berlins hat in einer auffällig großen Zabl von Fällen versagt. In 10 Jahren ift von 32 Mordthaten die Hälfte ungesühnt geblieben. Andere meinen,

es seien nur 11 Ee ungesühnt geblieben, aber das ift auch gerade" genug. Hier muß unbedingt eine Besserung eintreten, unbekümmert | darum, ob es in anderen Staaten noch \{limmer \steht. Ich erinnere an den Einbruch in eine Weinhandlung in Berlin. Am Tage vorher war ein Kellner wegen ungebührlihen Verhaltens entlaffen worden ; die Polizei legte darauf kein Gewicht. Nach einem Jahre meldet sich bei einer auswärtigen . Strafanstalt ein Ver- breher und gesteht, daß er in Berlin an diesem Einbruchsdiebstahl mitgewirkt habe. Die Kriminalpolizei hat den rihtigen Namen der Weinhandlung vergessen und die Angabe des Verbrechers für unrihti

erklärt. Da sagt der Verbrecher: was ist das denn für eine Polizei, die dies niht einmal weiß. Es ift auch wirklich die Weinhandlung niht ermittelt worden. Die vereinigte Weisheit der Berliner Kriminalkommifsare hat nihcht eine Jagd auf den Schuldigen zu Wege gra Der Kellner wird über alle Berge oder vielleicht auch in Berlin geblieben sein. Wie steht es mit dem Scuy des Publikums? Es muß die vornehmste Aufgabe der Poltzei sein, dem bedrängten Publikum zu P zu kommen. In der Leipziger- straße findet ein Herr auf dem Bürgersteige ein Armband, er will es einem Shußmann geben, um es der Polizei zu über- mitteln. Der Schuyßmann lehnt die Annahme ab, und nun legt der Herr das Armband ruhig wieder hin. Wahrscheinlich hat nun ein anderer das Armband aufgehoben und behalten. Jn der Thiergartenstraße fand einer meiner Bekannten ein Portemonnaie und stellte an einen Shußmann das Verlangen, das Portemonnaie in Empfang zu nehmen. Der Schußmann sagte: „Fällt mir gar niht ein. Gehen Sie selb zur Polizei!“ ein Bekannter warf das Portemonnaie ruhig wieder hin, und da nahm es der Shußmann auf. Die Schhußleute kümmern sich wenig oder gar niht darum, an Straßenecken den Wagenverkehr zu unterbrehen, um die Passage für die Fußgänger zu erleichtern; namentlich die Ecke am Cafs Krauzler und die Potsdamer Brücke sind sehr gefährlihe Punkte für die Passanten. Der Schußmann an den Straßenecken steht den Dingen gegenüber da wie ein Philosoph oder wie ein Gouverneur zu Pferde, wie ein Musiker dem berittenen Shußmann auf dem Potsdamer Plaß juzu- rufen fih versucht fühlte. ie Besoldung der Schutßleute in Berlin ist zu gering. Leider hat man 1890 das Nöthige ver]äumt. 1100 4A als Anfangsgehalt reiht selbs mit dem Wohnungsgeldzuschuß nicht aus, um Bestechungen widerstehen zu können. Diese Seambén müssen wenigstens vor den bitterften Lebensforgen ge{üßt werden. Die Schußleute versehen ja jeßt auch einèn größeren Nachtdienst; es ift O ag bedauern, daß die früheren Nachtwächter beseitigt worden sind.

Minister des Junern Freiherr von der Rede:

Meine Herren! Der Herr Abg. Broemel irrt vollständig, wenn er glaubt, aus meinen Aeußerungen den Schluß ziehen zu dürfen, daß ih mich auf eine gewisse Selbftgenügsamkeit zurücckzöge auf dem Gebiete der Polizei und allen Verbefserungen und Abänderungen in dieser Beziehung unzugänglich sei. Meine Herren, ih bin weit davon entfernt zu glauben, daß alle unsere polizeilichen Einrihtungen auf dem Gipfel der Vollkommenheit ständen. Jch habe ja selbs an- erkannt, daß namentlih auf dem Gebiete der Kriminalpolizei manches zu bessern übrig bleiben würde, und nur hervorgehobeu, wie nah der Auffassung der Kommission anzunehmen sei, daß das Skeletit der Organisation ein rihtiges und zweckmäßiges sei. Es ift mir eins große Reihe von Verbesserung8vorshlägen gemacht worden, und ih werde meinerseits, aller Wahrscheinlichkeit nah, diesen Vors- {lägen beitreten können. Es ift also vollständig unzutreffend, wenn man aus meinen Aeußerungen den Schluß zieht, ih hielte alles bei uns für ganz vollklommen. Wogegen ih mich gewehrt habe, und auch dem Herrn Abg. Broemel gegenüber gewehrt habe, ift, daß man aus einzelnen bedauerlihen Vorkommnifsen sofort den Schluß zieht, daß bei uns die polizeilihen Zustände gänzlich unhaltbar und \{lecht seien, während wir jedenfalls niht s{hlechter dastehez als alle anderen

Staaten.