der gestrigen Sißung des steyerischen Magen,
A bei der Verhandlung über den Antrag Posh au derung des R N GE Nelenes bezügli
der Schulpflihi noch der Abg. Kaltenegger das Wort. Es erhob sich dabei großer Lärm, und verschiedene Rufe wurden laut. Da der Lärm andauerte, unterbrah der Landeshauptmann die Sißung. Nach der Wiederaufnahme derselben sprach ‘der Abg. E iategaer nur noch vor den deutschkonservativen “Und slovenishen Abgeordneten. Erst nah der Beendigun E Rede kehrten die übrigen Abgeordneten in den Saa urück.
y Im Lng Ren Unterhause Abg. Graf Alexander Andrassy ( ( ingen der Minister des Júnern gegen die sozia- istishe Agitation zu treffen gedenke. Der Redner führte aus, daß die agrarsozialistishe Bewegung im Szabolcser und Zempliner Komitat nur ein Werk von Agitatoren sei und absolut niht durch Nothstand verursaht werde. Die Agitatoren vertheilten Heßpschristen unter die Bauern, ließen dieselben bei Naht s{chwören “ und verkündeten ihnen, daß ihre Bestrebungen an maßgebender Stelle gebilligt würden. Die Regierung müsse energishe Maßregeln ergreifen. Gegen die verhezende sozialistishe Presse müsse eingeschritten werden; er sei indessen kein Freund der Präventivzensur, auch dürfe die anständige Presse durch die betreffenden Maßregeln nit berührt werden. Außer den momentanen Maßregeln sollte die Regierung aber auch s{chleunigst eine gründliche Lösung der sozialen Frage vornehmen.
fragte gestern der an, . welhe Ver-
Großbritannien und Frlanud.
Der Premier-Minister Lord Salisbury empfing gestern, wie „W. T. B.“ berichtet, eine Deputation von Kaufleuten, welche sih über die Schädigung des britischen Handels in West-Afrika durch Erhebung von Differentialzöllen seitens der französischen Behörden beshwerte und darum ersuchie, die Be- seitigung der Handelsbeshränkungen zu erwirken. Lord Salis- bury erwiderte, es seien in dieser Angelegenheit Verhandlungen im Gange, welche einen vollkommen freundschaftlichen Charakter trügen. Er sche keinen Grund, warum die Ziele, welche die Deputation im Auge habe, niht gütlih zu “erreihen wären. Lord Salisbury warnte davor, angesichts der delikaten Ver- handlungen zweier dvefreundeten Länder verfrühte und indiskrete Mittheilungen zu machen.
Frankreich.
Der Prozeß Zola ist gestern zu Ende geführt worden. Dic Geschworenen bejahten alle gestellten Schuldfragen, worauf der Gerichis8hof Zola zu einem Sabr Gefängniß und 3000 Fr. Geldstrafe und den Herausgeber des Blattes „Aurore“, Clémenceau, zu vier Monaten Gefängniß und 3000 Fr. Geld- strafe verurtheilte.
RNufßland.
Wie der „Regicrungsbote“ meldet, ift der Professor Bogoljepow in Moskau zum Verweser des Ministeriums für Volksaufklärung ernannt worden.
Graf Mussin Puschkin wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, zum Stadthaupt von St. a gewählt.
Der Metropolit von Moskau Sergius ist gestern in St. Petersburg gestorben.
Ftalien.
Jn Modica (Sizilien) zogen, wie „W. T. B.“ meldet, vorgestern Nachmittag an tausend Bauern und Arbeiter vor das Haus des Bürgermeisters und suchten in dasselbe ein- Zzudringen, um zwei Verhasftete zu befreien. Es kam zu einem Zusammenstoß mit der bewaffneten Macht, wobei zwei Personen getödtet wurden. Acht Verhaftungen wurden vorgenommen. Der Präfekt hat sich nach Modica begeben.
Griechenland.
Aus A then meldet die „Agence Havas“, daß Groß- britannien und Frankrei ch offiziell ihre Zustimmung zu dem Finanzkontrol - Entwurf ertheilt hätten. — Die Depu-
tirtenkammer ist zum 3. März einberufen worden.
Schweden und Norwegen. Die Regierung hat, wie „W. T. B.“ aus Stockholm meldet, im \{chwe dischen Reichstage einen Gesetzentwurf, betreffend die Altersversorgung der Arbeiter, eingebracht.
Asien.
Wie die Londoner „Daily Mail“ aus Singapore meldet, veranstaltet die dortige deutsche Kolonie heute zu Ehren des Prinzen Heinrih von Preußen, Höchit- welcher gestern auf dem Kreuzer „Deutschland“ daselbst eintraf, im Teutonic-Klub einen Empfang. Morgen findet im Re- gierungsgebäude ein großes Bankett statt.
Der „Times“ wird aus Peking gemeldet: die chin esische Regierung habe Rußland ersucht, die Varisicherung zu er- neuern, daß es sich nach Ablauf des Winters aus Vort Arthur zurückziehen werde. Darauf habe die russishe Ne- gierung die Antwort ertheilt, daß die russischen Schiffe länger, als ursprünglih geplant gewesen sei, in Port Arthur ver- bleiben würden, da ihre Zurückziehung den Interessen Chinas Und Korecas zuwiderlaufen würde.
Afrika.
Das „Reuter'she Bureau“ berichtet, daß nah einem in London eingetroffenen amtlichen Telegramm aus Mombasa dort die Nachricht aus Uganda eingegangen sei, der Major Mc Donald habe am 29. Januar den König Mwanga ge- {lagen und dessen Streitkräfte zersprengt.
Parlamentarische Nachrichten.
t Die Berichte über die gestrigen Sißzungen des 7 Reichstages und des Hauses der Abgeordneten be- nden sih in der Ersten L eilage.
— Zn der heutigen (49.) Sißung des Reichstages “wurde zunächst auf Antrag der Ge châ toorbnunggfommision en den Antrag des Abg. Augst (d. Volksp.) auf Gestattung des Fortgangs des beim Amtsgericht zu Langen-
‘burg gegen den Antragsteller s{hwebenden Strasverfahrens !
dex Dauer.
wegen E Beleidigung zu genehmigen und die ftraf- rechtliche Verfolgung des Antragstellers P ähtend der Dauer der Sigungsperiode zuzulassen. i
Darauf folgte die erste S eraung der von dem Abg. Dr. Schneider (fr. Volksp.) und von dem Abg. Dr. Lieber (Zentr.) und Genossen eingebrachten Gesezentwürfe, be- treffend die cingetragenen Berufsvereine. (Schluß des Blattes.)
— Das Haus der N Aen seßte in A Jngen (30.) Sigung, welcher der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld beiwohnte, die zweite Berathung des Staats- haushalts-Etats für 1898/99 bei dem Etat der Berg-, Hütten- und Salinen-Verwaltung fort.
Bevor das Haus in die Berathung dieses Etats eintrat, nahm der Minister für Handel und Gewerbe Brefeld das Wort, um über das {were Unglück Bericht zu erstatten, welches sich im rheinish-wesifälishen Nevier in der geche „Ver. Carolinenglück“ vor 8 Tagen ereignet hat. Diese Rede
«
wird morgen im Wortlaut mitgetheilt werden.
Abg. Dr. Schul §-Bochum (nl.): Die Grklärungen des Ministers werden zur Beruhigung im Lande beitragen. Es ist aber eine falsche Politik, die Arbeiter gegen ihre Arbeitgeber aufzubegen. Die Angriffe der Sozialdemokratie sind vielfa auf Lüge und Verleumdung geftügt. Ein fozialdemokratis@Wes Blatt hat behauptet, daß jedes 14 Tausend Zentner Kohlen ein Menschenleben erfordere und daß dies \{limmer sei als der Moloch des Kapitalismus. Nah der - Statistik ergiebt fich aber, daß auf 13x _Millionen Zentner erft ein Menschenleben verloren geht, das ift also eine 9000 fahe Ueber- treibung. Die meisten Explosionen erfolgen dur mangelnde Borsicht. Es muß daher die Aufgabe der Aufsihtsbeamten sein, alles dacan zu feßen, den Gefahren vorzubeugen. Wenn man aber die Gruben- verwaltung beschuldigt, follte man ihr wenigstens. die Gerechtigkeit widerfahren laff en, welche Philipp 11. feinem Admiral gelten licß, als die stolze Armada zu Grunde ging: e habe. die Flotte gegen die Gngländer geschickt, nicht gegen die Glemente. Die weiteren Aus- führungen des Redners bleiben auf ter Tribüue im Zusammenhang unverständlih; ex bespriGt einzelne technische Mafinaßmen zur Ver- hütung der Welter, die Gefahrenkommissionen, die Mithilfe der Ar- beiter bei der Aufsiht 2c. i
Abg. Vopelius (fr. kons.) spricht ebenfalls seine Entrüstung über die sozialdemokratishen Aufheßzungen gegen die Verwaltung aus und fährt dann fort: Ueber die Zuziehung von Arbeitern ¿ur Aufficht will i noch kein Urtheil aussprechen, in Gngland scheint ih diese Maßregel nicht bewährt zu baben. Wir werden alles gern bewilligen, was zur Beseitigung der Gefahren an technischen Maßnahmen erforderli@) i. Die Beamten der Bergverwaltung sind angesihts der Gefahren des Betriebs noch nicht güusiig genug gestellt; der Minifter sollte deren Gebalts- aufbeflerung in Erwägung ziehen. Der Allerhöchste Erlaß vom 27. Januar hat verschtedene N atgeryobangen vorgesehen, ins allgemeinen bemißt sich nach Aeußerlichkeiten nit der Wertb deg ‘Menschen, aber der Grlaß ist mit lebhaftem Dank begrüßt worden. Nur eine Kategorie von Beamten hätte der Minister noch zur Er- böbung vorshlagen sollen, die Bergwerks - Direktoren, um deren Autorität zu stärken. Die Beamten des Bergressozts müßen denen anderer Verwaltungen gleichgestellt werden.
(Schluß des Blattes.)
Nr. 8 der „Veröffeutlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts“ vom 23. Februar hat folgenden Inhalt: Gesund- heitôstand und Gang der Volkskrankheiten. — Zeitweilige Maß- regeln gegen Ghbolera. — Medizinal-\tatiftisGe Mittheilungen aus Kopenhagen, 1896. — Gesezgebung u. |. w. (Preukfen.) Waagen und Gewiche in den Apotheken. — Nahrungsmittel - Chemiker. — Lepra. — (Neg. - Bez. Stralsund.) Masseure, — (Neg. - Bez. Trier.) Maul- und Schweineseuhen. — (Hessen.) Medizinaltaxe. — (Schwetz. Kanton Zürich.) Kanalifation von Winterthur. — (Rußland.) Arbeitszeit in den Fabriken. Sang der Thierseuchen in der Sc{hwelz, 4. Vierteljahr. — Desgl, in Norwegen. — Zeitweilige Maßregeln gegen Thier- seuhen. (Deutsches Reich, Preuß. Regierungsbezirke Königsberg, Breslau, Osnabrück, Mecklenburg-Schwerxin, Oldenburg, Frankreich.) — Verhandlungen von geschßgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. |st. w. (Deutsches Reich.) Deutsher Verein für öffenilihe Gesundbeitspflege. (Preußen.) Staatshaushalts-Gtat, 1898/99. (Fortseßung.) — (Brauns(weig.) Schlachtvieh. — (Frank- reich.) Impfungen und Wiederimpfungen. — Vermischtes. (Sachsen.) Hetlanstalten, 1886/95. — (Großbritannien.) Pocken. — Impfs- shädigungen, 1889/96. — Geschenkliste. — Wochentabelle über die Sterbefälle in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Krankenbäusern deutscher Großftävte. — Desgl. in deutschen Stadt- und Landbezirken. — Witterung.
Heilgehilfen und Klauenseuche und
Statistik und Volkswirthschaft.
Die landwirthschaftlihen Betriebe in Mecklenb urg- Sch@werina.
Nachdem in Nr. 43 des „R.- u. St.-A.* die wichtigsten Er- gebnisse der landwirthschaftlihen Betriebszählung vom 14, Juni 1895 in dem am dichtesien bevölkerten, 250 Bewohner auf je 1 qkm zählenden Theile des Deutschen Reichs, dem Königreich Sachsen mit seiner hochentwickelten, auch immer mehr über das platte Land sich ausbreitenden Industrie, mitgetheilt worden find, soll die folgende Darstellung der Statistik der landwirthschaftlihen Betriebe des Großherzogthums Meklenburg- Schwerin, desjenigen deutschen Bundesftaates gewidmet sein, in wel@em noch die Landwirthschaft als Hauptbexuf mehr Personen ernährt, als selbst zwei oder drei der anderen großen Berufs- abtheilungen zusammengenommen, und nur 44 Menschen auf je 1 gkm leben. Sie beruht auf den Ergebnissen der leßten Berufs- und Gewerbezählung in Mecktlenburg-Schwerin, die, soweit sie die land- und forstwirtbs{haftlihen Betriebe betreffen, das Großherzogliche Statistishe Amt soeben in den „Beiträgen zur Statistik Mecklen- burgs“ (13, Band, 2. Heft) veröffentlicht hat.
Auch in Mecklenburg sind allerdings, wie {on früher nach- gewiesen wurde, die Zeiten vorüber, in denen mehr als die Hälfte der Bevölkerung dem landwirthschaftlichen Beruf angebörte ; im Jahre 1882 war dies noch der Fall, da damals von der Landwirthschaft als Hauptberuf 52,88 0/6 der Gefammtbevölkerung lebten, während sie im Jahre 1895 nur noch 48,74 9/9 derselben er- nährte, Immerhin hatten von 100 Haushaltungen 1895 noch 72,9 (gegen 735 im Jahre 1882) einen landwirthschaftlichen Betrieb als Haupt- oder Nebenerwerh, - Die absolute Zahl der landwirthschaftlihen Betriebe i| in den 13 Jahren 1882 bis 1895 gestiegen, indessen nur von 93 097 auf 97 089, d. h, um 3972 oder 4,3 9/6 (im Deutschen Reich dagegen von 5 276 344 auf 5 556 900, mithin um 280 556 over 5,3 9/0), während die Beyölke- rung des Landes in derselbex Zeit von 576 485 auf 606 459, d. i. um 9,2 9/0, und die Zahl der Haushaltungen von 126 709 auf 133 214, d. h. um 5,1 9%, O OUNEIO ist. Die Vermehrung der landwirthschaft- lichen Betriebe, die \sih im Deutschen! Reich verhältnißmäßig. Ungefähr glei) auf alle Örößengru pen vertheilt, betrifft im Großherzogthum gariz vorwiegend die kleinsten, die Zwergbetriebe unter 20 a ; denn diefe ftiegen von 23 340 auf 26 532, vermehrten fi also um 3192, sodaß den übri en Betrieben zusammen nur noch ein Zuwahs von 780 bleibt, ie
4
kleinen Ackerbetriebe bis zu einer Fläche von 5 a sind meistens rein gärtnerische, deren im Ganzen 11 216 ermittelt wurden (durchschnitt- ih im Lande von 100 landwirthscaftlihen Betrieben überbaupt 11,6 rein gärtuerisde, gegen 6,6 im Deutschen Reich). Die Größenklasse von 20 a bis 1 ha ging von 39 069 auf 38 999 Be- triebe zurück, verringerte ih also um 70; die von 1 bis 2 ha fiel von 10929 auf 10403 Betriebe, sie verlor also sogar 526. Zu diesen Betrieben, bemerkt das Großherzogliche Stalistische Amt, gehören Flächen, die zuw Beackern mit dem Spaten zu groß, aber nit groß genug sind, r eigens für sie Lo gehalten werden könnte. Da nun fremde Anspannung- oft nit leiht zu haben ift, fo scheinen folGe Wirthschaften unbequem und unbeliebt geworden zu fein. Unterscheidet man folgende sech3 Größen ruppen der Betriebe nach der landwirthsaftlich benußten Fläche, fo etrug
die Anzahl der die Zu- (4+), die
bnabme (—) Betriebe vou 1882 bis 1895 18829 1895
an sich v. Hundert 718:088 75 934 -+ 2 596 -+— 3,5 6 569 7611 -+- 1 042 - 15, 3 421 3 619 -+— 198 D, E 0 20 de 180 ; O O0 1 068 1024 — 44 ; VI, 100 ha und darüber 1 310 1 301 —— 9 ;
Die Vermehrung ift an sich also am bedeutendsten in der I. Gruppe, den kleinsten Betrieben — unter 2 ha —, und zwar troß des Rück- gangs der Zahk der zu ihr gehörigen Betriebe der Klase mit 20 a is 1'ha. Verhältnißmäßig am größten ist aber die Vermehrung bei der II1. Gruppe, den Büdnerwirthschaften (2 big 5 ha); fie beträgt 15,9 vom Hundert, bei Grupye 1 uur 3,5 vom Hundert. Die Bes triebe der 111, Gruppe, die Kossäthenbetriebe (5 bis 10 ha), vers mehrten si noch um 5,8 vom Hundert und die der 1Y. Gruppe, die Bauernwirtbs{aften (10 bis 50 ha), um 2,6 von undert, was bet der größeren Bedeutung dieser Betriebe von Wichtigkeit ist. Die Zahl der Großbanernwirthschaften dec V. Gruppe (50 bis 100 ha) stie um 4,1, die der Hofwirthschaften dex VI. Gruppe (100 ha und darüber) um 0/7 vom Hundert. Jn der VI. Gruppe trifft die Abnahme besouders die Betriebe vou 500 bis 1000 ha, die von 355 auf 343 een weniger die von 100 bis 500 ha, da diese nur von 936 auf 934 exabgingen. Die ganz großen Betriebe der YI. Gruppe mit 1000 ha und darüber vermehrten si um 5; ihre Zahl stieg von 19 auf 24. — Wie sich die Vermehrung der Betriebe im Ganzen vollzog, wird ersichilid, wenn man die weiter unten behandelte Besißart der Bes triebe mit in Betracht zieht. Zunächst wurden von 1882 bis 1895 etwa 2600 kleine Landstellen, die größtentheils dem Großherzoglichen Domanium angehören, neu errichtet. Diese liefern so gut wie aus- nahmelos Betriebe mit eigenem Land, da bödst felten eine folhe Stelle von dem Besiger verpactet wird. Hauptsächlih besteht dieser Zuwachs aus Häuskereien mit etner Ackerflähhe von durchschnittlich 19 a. Die übrige Vermehrung der Betriebe um noch rund 1300 ist auf die Errichtung von neuen Pachtbetrieben aus Theilflähen der vorhandenen Betriebe zurückzuführen.
Welchen Antheil die einzelnen Größengruppen der Betriebe an der Gesammtzahl sowohl wie an dem ganzen landwirthshaftlih (und ¡ärtneris@) benugten Lande des Großherzogthums und an der Ges fammtfläche der landwirthschaftlißen Betriebe (d. h. einschließlich des zu 4325 von ihnen gehörigen forstwirth\{chaftlid benußten Landes und des von 8739 großen Betrieben verzeichneten Oed- und Unlandes [auch geringer Weiden und Hutungen]) baben, ergiebt fih klar aus folgender Ueberfiht. Gs kamen im Großherzogthum auf nebenstchende Größengruppen im Jahre 1895
von 100 land- von 100 ha der land- von 100 ha wirthshaftl. wirthshaftliß benußten der Gesammts- Betrieben Fläche fläche (im Deulsgeu Reich)
1% (5,6) (10,1) (13,0) (38,7)
in den Größengruppen
I. unter 3 ha Io Dia Di TIL D 10
p pu
Betriebe I. unter 2 ha 78,2 T S T; T O2 210 S; LVA0 ¿00 ,8 V. 50 , 100 1 (8,5) VI. 100 ha und darüber 1,4 60,3 (24,1) 61,0 Diese Verhältnißzahlen stimmen mit denen von 1882 in allen Größens- gruppen fast völlig überein. Nach beiden Zählungen kamen der L. Gruppe mehr als F, der IL. uud IV. je 7 bis 89%, der I[L. 3,7 9%, der V, 1,1% und der VI, Gruppe 1,4% aller Betriebe zu. — Ist also auch die Anzahl der Betriebe in den unteren Gruppen groß, sehr viel größer als in den oberen, fo genügt diese doch lange nicht, um nur cinigermaßen ein Gleihgewiht in den bewirtts{afteten Flächen der Betriebe der unteren und derjenigen der oberen Gruppen her- zustellen. Gine sehr bedeutende Fläche, die nah Hundert- taufeuden von Hektaren zählt, findet man erst in der [Y. Gruppe. (10 bis 50 ha). Die drei oberen Gruppen I1V bis V1 besaßen 1895 zusammen 91,9% der Gesammtflähe. Ein außerordentlihes Ucber- bie D haben die IV. (die Bauernwirthschaften) und die V1. Gruppe
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do —IGI O d D N IINRNNE
die Hofwirthschaften); jene besitzt fast ein Viertel, diese rund ses Zehntel der Gesammiflähe. Im Reich sind alle fünf ersten Gruppen, vor allem die II. bis 1V., welche die Büdner- und Bauern- betriebe umfassen, durch\{chnittlich besser bedaWt als in Mecklenburg- Schwerin. Dagegen is der verzältnißmäßige Antheil der VI,. Gruppe, der Hofbetriebe, im Großherzogthum mehr als doppelt so groß als im Deutschen Nei. Von großer Bedeutung ist die Vertheilung der land- wirthschaftlichen Betriebe auf die verschiedenen Besit- arten. Nach ¿der Zählung vom 14. Juni 1895 batten von je 100 der 97 069 landwirthshaftlihen Betriebe des Großherzogthums (in Klammern sind die für das Deutsche Neich gewonnenen entsprechenden Zablen beigefügt) aus\chließlich eigenes Land 16,7 (40,7) %o, theilweise eigenes Land 23,8 %, zusammen cigenes Land 40,9 °%/0, — auss{ließlih gepahteics Land 32 (16,4) °/, theils weise Pachtland 26,4 (30,9) 9%, zusammen Pachtland 58,4 (46,9) %%, — auss(ließliÞ auf O oder gegen einen anderèn Grtragsantheil bewirthschastetes Land 0,01 (0,2) 0°/, theilweise Halbschcidland 0,1 (0,5) 0/6, zusammen Halbscheidland 0,1 (0,7) %/%, — -ausschließlih Deputatland 22,1 (6,5) 9%, theilweise Deputatland 3,3 (1,7) 9/9, zusammen Deputatland 25,4 (8,2) %/o, — ausschließlich felbstbewirthsaftetes Dienstland 1,8 (1,1) 0/%, theilweise Dienséland 1,3 (0,8) 9/0, zusammen Dienstland 3,1 (1,9) 9%, — e Antheil am Gemeindeland 0,03 (0,2) 0%, thúeil- weise Gemeindeland 0,1 (6,7) %, zusammen Gemeindes land- 0,1 (6,9) %. — In die Augen fällt sofort die toße Zahl der Betriebe mit Pachtland in Mecklenburg. Gs ist eine Gigenthümlichkeit der Staaten und Provinzen West. und Norddeutschlauds, außer dem äußersten Osten, daß daselbst in der Landwirthschaft die Betriebe mit Pachtland der Zahl, jedo nicht der gläche nah vörherrschen. Ja hohem Grade ift dies in den beiden Großherzogthümern Mecklenburg der Fall, was {on in der Statistik von 1882 festgestellt und 1895 wieder beftätigt worden is. 1882 er- aben sih für Mecklenburg-Schwerin, von 93 097 Betrieten überhaupt Son 90861 mit Pachtland, d. i. mehr als die Hälfte aller, genau 94,6 9/0, 1895 von 97 069 Betrieben 56 732 oder 58,4 % mit Pachtland. In Bayern, Württemberg, Sachsen (Königreich) und in den östlichen preußischen Provinzen sind nicht die Betriebe mit Pactland, sondern vielmehr die mit eigenem Lande bet weitem am zahlreichsten vértreten. Natürlich dehnt das Pachtland in den landwirthschaftlihen Betrieben ch besonders auf Kosten der Betriebe mit. aus ließli ecigenem ande aus, und în der That ist in Mecklenburg.Schwerin die Zahl dieser Betriebe recht klein, se machen nur 16,7 % aller Betriebe aus. Sehr weit fteht diese Deo eaht Lier der für das Deutshe Reih gewonnenen, zurück. [Freilich- aben im Großherzogthum noch 23,8 9/4 aller Betricbe wénigstens. theilweise Gigenland (die ' Zahl dieser Betriebe im Reiche ift nichr ermittelt), sodaß im Ganzen die Betriebe mit Eigenland 40,5 %' dler
V . i Gemeindeland.
A 100ha 8,5 ( 8,5) 10,3 ( 8,8)
landwirthschaftli Betriebe ausmachen. — Verhältnißmäßig sehr wichtig sind A Mecklenburg, wie im FRUe nordöstlichen Deutschland, die Betriebe mit Deputat and wegen ihrer großen Anzahl. Judessen sind diese Betriebe uit umfangreich. Die meisten Habea uur 20—50 a, das ift die ubthige Fläche für Gemüse und Kartoffelbau eines Hoftagelbhuers; und die mecklen- burgischen Hoftagelöhuer find zum weitaus größten Theil die Inhaber der kleinen Deputatbetriebe. Ginige Betriebe haben weniger als 20 a, das sind die Ackerstücke, die z. B. auf den Höfeu den auf Altentbeil geseßten Tageldhnern, den Wittwen, andern einzelnen Per- fouen u. s. w. gegeben werden; manche Betriebe haben aber auch mehr als 50 a, einzelne steigen sogar bis zur Größe von 10 bis 20 ha hinauf. Die größeren ODeputatbetricbe find in den Hänvenu von Lohuhandwerkern, — Dienfstland, wenn au theilweise nur aus einem Garten e eyen besien in Meckleuburg die Prediger bis auf wenige Ausnahmen, die Küfter, die meisten Schullehrer auf dem Lande, auch einige städtische Lebrer, die Schul diener, viele Domanialbeamte, meistens die Amts- uud Gerihisviener, die anten, viele Gisenbahnbeamte, untere Beamte und Diener bei Wege- und Wafserbauten, die Grenzaufseber der Zollverwaltung auf dem Lande, eine große Anzahl von Schulzen und viele andere. Die Pfarrländereien fob wohl häufiger verpachtet, bi4weilen auch andere Dienftäcker; doch fällt darum der Betrieb mit Dienstland nicht weg, weil der Dienstgarten niht mitverpactet wird. Bis auf einen kleineren Theil gehören die 3016 selbftbewirthschafteten Dienstländereiea den kleinen und mittleren Greößenklafsen an. Die größten ausschließlih mit selbstbewirtbshaitetem Dienftland ausgestatteten Betriebe (mit 50 bis 100 ha) befinden sh in den Händen von Predigern und Rai — Die Betriebe, welche gegen Ertragsantheil bewirthshaftetes Land Haben, sind wegen threr Lernen Anzahl (140) für das Großherzogthum nit von Beteutung. O E ist bei den Betrieben mit Antheil am Gemeindeland (123) er Fall.
Von den (16249) Betrieben mit aus\ch{hließlich eigenem Land gebören 39,9 (im Deutschen Reiche 44,6) 9% zur I. Größen- gruppe (unter 2 ha), 31,4 (19,5) % zur IY. (109 bis 15 ha), 11,9 (19,6) 9/0 zur II. (2 bis 5 ha), 7,5 (14,3) 9% ¿ur IIT. (5% bis 10 ha), 4,9 (0,7) 9% ¡ur VL. (100 v. mehr ha) und 4,4 (im Reiche 1,3) % zur VI. Gruppe (50 bis 100 ha). Die größte Zahl dieser Betriebe ommt alfo den kleinsten und den Baxexrnroirthschaften zu. Die (23136) Betriebe, welGe nur theilweise eigenes Land haben, finden sich vorzugsweise in der [. Größengruppe (64,7 9/0); es sind dies meistens die Betriebe derjenigen Häusler und Kleinbüdner, welche auß Pachtacker bewwirth\{haften. Ansebnlich ist ibre Zabl auch noch in der 11. Gruppe (17,7 ®%), weniger bedeutend in der IIT. (8 9/0) und 1V. Gruppe (8,1 °/0); die Betriebe in der II. und TIT. Gruppe sind meistens im Besi von Büdnern, welhe au Pachtacker haben , diejeaigen in der 1V. Gruppe im Besiß von Bauern, welche als Schulzen noch Dienstland bestellen, — Die (56 732) Betriebe mit Pachtland finden sich ganz vorwiegend in der I. Größengruppe: 94%/ der 31 054 reinen Pahtwirthschaften, 77,6 9/9 der Betrtebe mit zu wehr als der Hälfte und 56,7%/6 derjenigen mit zur Hälfte oder weniger als der Hälfte ihrer Gefammtfläche gepachtetem Lande (im NeiDe gehören von 100 Betrieben mit Pachilaxd überhaupt zuz I. Gruppe 64,3 9/0, jur ILT. 19,3 0/6, zur III. 9,4%, zur IV. 6,3 %o, zur V. 0,5% und zur VI. 0,4 9/0). Die reinen Pachtwirtbh schaften find besonders in den mitileren Größengruppen (den Kossäthen- und Bauernbetrieben) {wach vertreten, in den oberen steigt ihre Zahl erben hg wieder an. Von 278 (0,9 9/0) Betrieben dieser Art mit 200 bis 500 ha bestehen die meisten aus Domanial- achthöfen.
Für die reinen Pachtbetriebe ift die Anzabl aus bei der Zôöblung von i
1882 ermittelt worden. Die fast genaue Uebereinstimmung der Zahlen von 1895 und 1882 beweist, daß si die Verhältnisse in den 13 Jahren nur wentg verändert haben.
Was endlih die Vertheilung ver bewirthschafteten Flächen auf die verschiedenen Besißarten anbelangt, so waren von den 1895 verzeichneten 1143 618 ha, die zu den landwirtbs{aft- lihen Betrieben gehörten (= 86,9 9/9 der ganzen Landesfläche), 876 188 oder 76,6 % (im Neiche 86,1 9/9) eigenes Land der Be- triebsinhaber, 244 675 oder 21,4 0/6 (im Reiche 12,4%) gepachtetes, nur 34 ha oder 0,0% (im Reiche 0,1 09/0) gegen Grtrags8antheil bewirthschaftetes Land, 11274 oder 19°/ (im Reiche 0,4 9/0) N nur wenig mehr und zwar 11384 oder ebenfalls
o (1m und 63 ha oder
(im Reiche Antheil anm
Die verbältnißwäßige Vertheilung der Fläche der einzelnen Be-
0,0 9% 0,4 9/0)
N sißarten auf die verschiedenen ESrößengruppen bringt folgende J Uebersicht, in der zum Zwette des Bergleihs in Klammern die ge- Y wonnenen entsprehenden Zahlen für das Reich beigesügt sind, in | Y Berhältnißzahlen zur Anschauung. Größengruppen der landwirthscaftilihen Betriebe von 100 ha
E8 entfallen auf die nebenftehenden
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der | bes 1 be f |
des | gegen
| Ertrags- eigenen ¡gepachteten] antheil
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3,3 ( 5,6) 0,9 ( 4,2)| 7,6 (11,2)/59,9 (18,2)| 93,2) 5,2 | 41,
2,3 ( 9,6)| 1,7 ( 9,0)| 3,9 (12,3)/12,3 (11,2) ad 10,1 | 34,6 10 ha 2,4 (12,4)| 2,1 (12,7)| 2,6 (10,3)| 8,2 A 0,2) 26,8 | 23,7 50 ha 22,4 (38,4)/26,4 (41,5)| 8,1 (19,4)|16,6 (28,0)| 0,1| 48,8 | — ohe 387,0 — C09)
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100 u. | mehr |
ha 61,0 (25,5)/58,6 (23,8)|75,5 (39,4)} — (23,7)| — 02| — Wie {on oben bemerkt wurde, baben die unteren Größengruppen in Mecklenburg troy der sehr großen Zabl der zu ihnen gehörigen Betriebe nur einen fehr geringen Antheil an der Gesammtflähe wie an der Fläche des eigenen und des gepachteten Landes, wenn au das Pachtland ‘der Fläche nach etwas bedeutender in den unteren Klafsen it als das Eigenland. Der Antheil dieser Gruppen an der bewirthshafteten Fläche is im Reich wesentli arößer. In er- höhtem Maße gilt dies von den mittleren Größengruppen, während die oberen, insbesondere die Betriebe mit 100 und mehr Hektaren, im Reiche einen weit geringeren Theil der Fläche als in Meklenburg in Anspruch nehmen.
Zur Arbeiterbewegung.
In Erdmannsdorf im Riesengebirge haben, einer Mittheilun es „Vorwärts“ zufolge, sämmtliche Arbeiter der Vereinigten Berlins Frdmannsdorfer Bürstenfabriken von Böhm und Haraske ihre Stellungen: gekündigt, weil von ihnen gestellte Lobnförderungen -ab- jelehnt wurden. Die Arbeiter verlangen die zehnftündige Arbeitszeit, 0% Lohn- und Accordzuschlag 2c.
, Hier in Berlin haben nah demselben Blatt die Lacktierer der virma Falkson wegen angeblicher „Maßregelung* eines Arbeiters die
()
Arbeit niedergelegt.
Literatur.
ff, Kaiser Wilhelm 1. Von Ertch Mars. Leipzig, Dunker nd Humblot. 1897. Preis 6. — Unter den zahlreihen seit 1888 [hienenen Schriften über Kaiser Wilhelm den Großen zeihnet sich
Neiche 0,6%) selbstbewirthschaftetes Dienstland j
|
|
die vorliegende dadur
aus, daß sie zum erften Male die ganze
ersönlikeit des Kaisers wissenshaftlih zu erfassen bemüht ist. Der
nhalt ist \{roer in einem
uzen Referat zu \kizzieren. Das Buch
enthält nicht eine Aufzählung aller Erlebnisse, Fahr für Jahr, fondern es schildert die Stellungnahme scines Helden zu “allen wichtigen
Greignissen der preu
ßishen und europäischen Geschichte; es legt dáâr,
wie fie auf den Knaben, den Mann und Greis einwirkten, seine An-
shauungen beeinflußten und von ihm E wurden. Darstellung eine fortgesegte psycholcgische
da nicht ganz leicht dem aufmerksamen
So ift die ntwoicklung, die hier und zu lesen tft, bei ihrem Gedaukenreihthum aber Leser ftets großen Genuß bereiten und selbst dem
| mit der Geschichte des 19. Jahrhunderts näher Vertrauten mancherlei
Anregung und Belehrung bicten wird. Der Grundzug des Charakters
Katser Wilbelm?s 1.
Staatsgefühl,
ift, wie der Autor darlegt, fein preußisches
das Bestreben, Preußens Macht zu kräftigen und zu
erweitern; diesem Ideal ordnete er von Jugeud auf — häufig genug
nit ohne bittere Neigungen uuter.
innere Kämpfe — alle jeine Anschauungen und
Damit hängt zusammen, daß seine ganze politische
Anschauung in erster Linie bestirnmt wurde durch die RNüdLsiht auf
die auswärtige Poli und Geftaltung der wegen Differenzen. i Opposition zur
seines Bruders, des
Gebiet, in dem thätig war, in
war das Heerwesen.
tik; fie war ihm maßgebead für die Beurtheilun inneren“Politi?, uad fo trat er als Prinz tichrfäd n auswärtigen Fragea, auch in innerpolitischea, in
Negierung und zu den persönlihen Anschauungen
Königs Friedrich Wilhelm 1V. — Das der Kaiser von jeher als Fachmann dem exr seinen eigentlihen Beruf sah, Ueberaus interessant i es daher zu
verfolgen, wie er bereits als junger General die Mängel der damaligen
Heere8verfafsung erkennt und auf ihre Abftellung dringt, Autoritäten, wie der von ihm ho verehrte von Boyen, i
obwobhI gegen ibn
aussprechen; wte er, zur Herrschaft gelangt, endlich seine Ideen dur{- f\übren kann, und wele gewaltigen Erfolge {ließlich setne Lebensarbeit krönen. — Ein Glanzyunkt des Buches ift die Schilderung des Verhält- nifses zwisheu dem Herrscher und dem Fürsten Bismark. Nicht ohne Widerstreben ernannte der König den vielgehaßten Diplomaten zum
Minister-Präsidenten; er kannte wohl seine Genialität und
eiserne
Thatkraft, aber in manchen Punkten gingen ibre Ansichten noch aus-
einander. Sohald
er indessen einmal die Ueberzeugung gewonnen
batte, daß allein Herr von Bismark das Staats\chif in den Wogen des Konflilis zu fteuern und den um die Heeresreform entbrannten
Kampf zu beenden
{lossen hinweg und \{enkte ihm rüthalislos fein Vertrauen.
vermöge, sah er über alles Untergeordnete ents Ohne
Differenzen war, wie der Verfasser ausführt, ibr Verhältniß nie; der
Herrsczer nahm die
ibm von dem Minifter entgegengetragenen Ideen
ftets kritisch auf uud ließ si oft nur mit Mühe überzeugen; einmal
aber gewonnen, seyt
sie ein und vertra
e er sih mit seiner geschlossenen Persönlichkeit für t sie wie seine eigenen. Aehnlich war das Ver-
bältniß des Monarchen zu den anderen großen MNathgebern, und darin
liegt ein gut Theil seine Selbftändigkei
seiner Größe, daß er, umgeben von Heroen, nte t verlor, fondern immer der Herr blieb, der seine
Gnischlüfse selbft faßte, in defsen Namen und auf dessen Befehl jene
als seine Diener handelten.
Ueberzeugung, „daß als derjenige nit
Das Buch, hervorgegangen aus der kein Klang Kaiser Wilhelm I. besser ehren könnte der Lobrede, sondern der ehrlihen Prüfung“, ift
daher eine ausgezeichnete Gharafkteriflik des Kaisers wie seiner ganzen
Zeit und kann nur warm empfohlen werden;
ift, ift alleix der- ho Wege sein wird.
— Gdward Freunden. Hera Bände buhbandlung. im Jahre 1886 in
einer der hervorragendften jängeren 1 i In seinea religiösen Bildern dieser Richtung verwanbt, erx- ormgebung do ungleiw krästiger und freier.
Schule. scheint seine
mit 19 Lichtdxucken. 1897.
was daran auszuseßen he Preis, der leider der weiteren Verbreitung im
von Steinle’s Briefwechsel mit seinen usgegeben von A. M. von Steinle. Zwet Freiburg i. Br. Herdec*’sche Verlags- Preis 13 „6, in Leinwand geb. 22 # — Der Hrauffurt a. M. verstorbene Maler Steinle war Anhänger der Overbel’schen
Seine
profanen Darstellungen zeigen eine feinsinnige Auffassung und nit
selten ansprehenden
Humor. Besonders gilt dies von feinen reizvollen
Märchen-Illuftrationen. Von Bedeutung sind auch Steinle’s Fresko- Cyclen in den Dowmkirhen zu Straßburg und Köln, in der Kapelle zu
Heubach, in dem S
lofse Nheineck 2€. Vor mehreren Jahren hat f{on
Wurzbach in feiner Schrift „Ein Madonnenmaler* biographisches Ma-
terial über Steinle
mitgetheilt, bas dur die oben angezeigte umfang-
reie BerdöffentliGung des Sohnes des Malers in dankenswerther
Weise ergänzt wird. bilde Steinle?s aus
Einem mit Wärme geschilderten kurzen Lebons- der Feder des Herausgebers, in das verschiedene
Bricfe Steinle’8 an Zeitgenossen, wie Graf Schack, Bischof Stroß-
mayer, Graf Alexa
nder von Hübner, sowie Schreiten von diesen ein-
geflochten sind, sind mehrere ges{chlofsene Briefwechsel aus dem viel-
leitigen Freundeskre Clemens Brentano, und mit Dr. Schlo
auch der Briefwe@
ise Steinle’s beigegeben, so mit Friedrih Overbeck, dessen Freundin, dec Basler Malerin Emilie Lindner, ex und Frau auf Stift Neuburg. Von Bedeutung ift el mit dem bekannten österreihishen Diplomaten
Freiherrn A. von Brenner. Steinle erscheint in dieser Briefsammlung
als ein feiusinniger, Künstler, der, voll
edler Mann und ein begabter, ernst strebender tiefen religiösen Empfindens, die Ausübung feiner
Kunft als einen hehren Gottesdienst betrachtete. Neben dero biographts-
schen Interesse biet
Material für die zeitgenössise Geschichte.
et diese Verdffentlihung noch mances [chäßbare Steinle hat feiner öôfter-
reichischen Heimath ftets warme Anhänglichkeit bewahrt. Dies und die
ftreng katholische An
T
schauung, die er mit den meiften Personen aus seinem
Freundeskreise theilte, treten bei Beurtheilung der zeitgenössisGen Er- eignisse, in9besondere in Deutschland, ftark in den Vordergrund, Auch
wer 1n dieser Beziehung den Ansichten
pflichten kann, wird
, Steinle’'s nicht überall bei- immerhin die chrlihe Konsequenz in seiner Ueber-
zeugung anerkennen müssen. Die beigegebenen, gut ausgeführten Licht- drucke 1aŸ Steinle’schen Arbeiten gereichen dem an!prechend ausgeftatteten Buche zu besouderem Schmuck.
Lanud- uud Forfiwirthscchaft.
Saatenstand in Syrien.
Der Saat enftand an der syzishen Küste hat sich im Monat
Januar weiter günstig entwickelt.
Im Innern hingegea, besonders
in der Gegend von Damaskus und im Hinterlande von Alexandrette,
foll bisher zu wenig
Regen gefallen sein, Auch hat in jenen Gegenden
die diesjährige ungewöhnliche Kälte das Wachsthum der Saaten auf- gehalten, und man fürchtet, daß si noch weitere Schäden des Frofstes später herausstellen werden.
Ernteaussichten in Australien.
Der in Sydney erscheinende „Daily Telegraph" vom 31. De- zember v. J. veröffentliht eine auf amtlicher Grundlage berubende
Berechnung, betreffend
die Aussichten für die Weizenernte in der
Kolonie Neu-Süd-Wales für das Jahr 1897/98. Darnach wird die zum Schnitt gebrahte Fläche auf 482 123 ha
angegeben, wovon j CeTUN in haben.
edo 102413 ha zur Heubereitung Verwendung
Der Ertrag von den übrig bleibenden 379 710 ha wird auf 3542 308 h1 Weizen oder 9,45 hi1 auf den Hektar geschätt.
An alten! Beständen
nd etwa noch 363 500 1 in der Kolonie
vorhanden, sodaß für das Jahr 1898 ein Gesammt - Weizenquantum von 3 905 808 11 zur Verfügung steht.
Der Verbrauch
für Nahrungs- und Saatzwecke wird für 1898
auf 3 416 900 þ1 angegeben, und es würde si hiernach das für Ausfuhr- zwecké verfügbare Quantum auf 488 908 h1 Weizen tellen, das ift
601592 hl weniger,
als Anfang Dezember v. J, angenommen wurde.
—————-
Getreidehandel in Buenos Aires.
Ausfuhr von Getreide aus dem Hafen von Buenos Aires
Mengen in Säcken| Selammt-
lbolsas) (i A
——— ——)
Getreideart Verschiffungsziel
Süd-Afrika 86 500 Italien 2718 Brasilien 850 f. Order 1587
insgesammt 91 655 Brasilien 13 906
S 11 407 England 5 527
30840 |
Mais
2 059
Gegenwerth der höchften und niedrigften Preise in Mark a8 dem Durch- \chnittskurse von S§Sm/nl=MÆA 155
Preise im Großhandel für 1 dz
Mais, und zwar: § m/n bis § m/n a. gelb 3 2 8/00 4,65 b. weißer 0 7,75
Weizen, und zwar: a. guter und feinerer b, geringer und mittel- mäßiger e. Candeal
*) Die bolsa == 66,66 kg.
8,70
17,05
__ Heft VI des XLIX. Bandes des Organs für naturwissenshaft- lihe Forschungen auf dem Gebiete der Landwirthschaft „Die land- wirthschaftlichen Versuhs-Stationen“*, unter Mitwirkung sämmilicher deuts@en Versuhs-Stationen, herausgegeben von dem Geheimen Hofrath Dr. Friedrich Nobbe, Professor an der Königlichen Akademie und Vorstand der physiologischen BVersuhs- und Samenkontrol - Station zu Tharand (Verlag von Paul . Parey in Berlin; Abonnementspreis des Bandes, 6 Hefte, 12 4), erschien mit folgendem Inhalt: „Versuche über den Ginfluß der Verfütterung von Nunkelrüben, getrockneten und ge- säuerten Scnigeln auf die Milproduktion“ von Professor Dr. O. Kellner in Möckern und Rittergutsbesiter G. Andrä in Braunsdorf. — Mittheilungen aus dem agrikultur-Wemishen Laboratorium des Polytechnikums3 in Zürich: „Die Nothwendigkeit der Umgestaltung der jetzigen Futter- und Nahrungêëmittel-Analyse“ von E. Schulze ; „Ueber die Verbreitung des Glutamins in den Pflanzen. Zweite Mittheilung“ von €E. _SthulzZe — „Ueber die dhemische Zusammenseßung des Hanfes*“, Untersuhungen und Beobachtungen von Professor Fausto Sestini und Dr. Ghero. Catani in Pifa. — Mittheilung aus der Versuchs-Station Dahme: «Ueber die Einwirkung des Formaldehyds auf die Keimkraft“ von Dr. W. Kinzel. —- Mittheilungen aus der D pflanzenphysiologishen Versuhs-Station Tharand: „Ueber die Dauer der Anpafsungsfähigkeit der Knöllchenbakterien an bestimmte Leguminosengattungen“ von Dr. F- Nobbe und Dr. L, Hiltner.
Gesundheitswesen , Thierkrankheiten und Absperruugs2 Maßregelu.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlißen Gesundheitsamts*, Nr. 8 vom 23. Februar.)
Pet.
British-Ostindien. Einer Mittbeilung vom 29. Januar zufolge hat die Seuche in Bombay während der vorausgegangenen Wochen ununterbrochen zugenommen. Jn den 5 Woden vom 21. De- zember 1897 bis 25. Januar 1898 starben überbauvt 949 (davon an Peft 200), 1048 (302), 1283 (450), 1506 (651), 1726 (834) Personen in der Stadt.
Gelbfieber.
Auf Cuba wurden vom 2. bis 8. Januar in Sagua la Grande viele Fälle der Krankheit festgestellt, vom 9. bis 15. Fa- nuar in Santjago und Sagua la Grande je 1 Todesfall, vom 13. bis 19, Januar in Matanzas 3 und vom 14. bis 20. Januar in Havanna 2, in Negla 3 Todesfälle.
Verschiedene Krankheiten.
Poden: Moskau und St. Petersburg je 3, Warschau 7 Todes- fälle; Paris 8, St. Petersburg 32 Erkrankungen; Fleckfieber: St. Petersburg 3 Erkrankungen ; Rückfallfieber: Moskau 4 Todes fälle; Genickstarre: Wien 2 T Kench usten: London 67 Todesfälle; Rot: Moskau 1 Todesfall; Influenza: Berlin 11; Hamburg 5, Braunschweig und Breslau je 2, London 98, Moskau 2, Paris 13, St. Petersburg 3, Rom 2, Wien 5 Todesfälle; Nürn- berg 53, Stokholm 27 Erkrankungen; epidemishe Ohrspeichel- drüsenentzündung: Wien 106 Grkrankungen. — Mebr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Masern (Durhschnitt aller deutshen Berichtsorte 1888/95: 1,15 9%); in Augsburg, Krefeld, Mainz und Straßburg i. E. — Erkrankungen kamen vor in Berlin 41, Breslau 144, in den Reg.-Bezirken Arnsberg 104, Aurich 96, Düsseldorf 174, Königsberg 364, Posen 133, Schleswig 152, Stettin 176, Wiesbaden 304, in Müngshen 193, Hamburg 67, Budapest 54, Edinburg 43, St. Petersburg 93, Prag 67, Wien 282 — an Scharlach (1886/95: 0,91 0/0)? in Halle, Posen und Spandau — Erkrankungen sind angezeigt in Berlin 23, Breslau 22, im Reg.- Bezirk Düsseldorf 85, in Gdioburg 59, Kopenhagen 37, London (Krankenhäuser) 232, Paris 46, Petersburg 75, Stockholm 31, Wien 55 — an Diphtherie und Croup (1886/95; 4,27 9/9): in M a. O., M.-Gladbah, Gleiwiß und Zwickau — Erkrankungen ind angezeigt in Berlin 80, in den Reg.-Bezirken Arnsberg 107, Düsseldorf 109, ‘in München 62, Kopenhagen 42. London (Kranken- bäufer) 135, Paris 91, St. Petersburg 130, Stockholm 66, Wien 64, desgl. an Unterleibstyphus3 in Budapest 30, St. Petersburg 199.
i Bulgarien.
Die 'farisde Negterung hat folgende am 11. d. M, in Kraft geireienen Masnahmen zur Verhütung der Einschleppung der Pest getroffen :
1) Die Einfuhr aller Waaren, welche direkt aus pestverseuhten Orten kommen, ist verboten. Außerdem if die Einfuhr nachstehender Gegenftände aus den verseuhte Ländern verboten : Lumpen, alte Kleider, Decken, Matratzen, Hadern, s\{muzige Kleidungsstücke, ges braudite Gegenstände, alte und gebrauchte S de, aebrauchtes und Makulaturpapier, alte Zeitungen, gebraudhtes oder Makulaturpapier zum Einwickelu.
2) Die bulgarischen Häfen des Schwarzen Meeres sind für alle Schiffe geschlossen, welhe aus pestverfeuhten Ländern kommen und nicht în einem türkishen Lazareth der Quarantäne unterlegen baben. Dasselbe gilt für folhe Swiffe, auf denen, nachdem sie einer Quarantäne unterlegen haben, noch Pestfälle vurgekommen sind.
3) Schiffe, welche direkt..aus verseuchten Orten kommen und au denen, uahdem fie einer Quarantäne in einem türkischen Lazaret unterlegen haben, kein elta vorgekommen ift, dürfen nur die Häfen Varna und Burgas anlaufea und erbalten erft freie Prakrik, nachdem in jedem einzelnen Fall eir Ecmächtigung der Sanitäts-Direktion eingeholt worden ift,