1825 / 47 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 25 Feb 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Cours royales úber den Heiligthumsschänder erkennen möôgen'; bei Ersteren möchte der Verbrecher, wegen der Frage úber seine Absicht , zu leiht ungestraft davon fommen. Der Graf Lanjuïinais verwirft zunächst die Autoritäten , auf die man sih berufe, um das Geselz zu vertheidigen. Man habe die Gesebe Griechenlands angeführt, habe man auch an die Verurtheilung des Sofrates gedaht ? Die Departemental - Räthe hätten, sage man, den Wunsch nah einem solchen Geseße aus: gedrúct ; aber es sei notorisch, daß nur wenige hier- über überhaupt eine Meinung geäußert hätten, und, vermöge ihrer Zusammenseßung, könnten sie nicht als Organe der öffentlichen Meinung. angesehen werden. Eben so wenig könne man auf die Meinung des Kön. Gerichtshofes zu Toulouse geben, da es bekannt sei, mit welcher úbergroßen Wärme die religiösen Fragen in jenem Theile Frankreichs behandelt würden. Der Red- ner glaubt, es würde für die Sicherung unserer religid- sen Mysterien viel zweckmäßiger sein, einerseits Wäch- ter in den Kirchen zu bestellen, die auf Ordnung sähen, atidererseits, wie auch Ludwig XIV. schon gewünscht habe, die fostbaren heiligen Gefäße durch einfachere] zu erseßen, welche die Raubgier nicht reizen würden. Der Vicomte v. Bonald unterstúßte das Geselz. Jm vorigen Jahrhundert , sagte dieser Redner, waren die Gemüther durch unglückbringende Lehren von der Ne- ligion abgewendet, ja gegen dieselbe gerihtet worden. Das ganze Gebäude der Religion stürzte, getrofsen von den Schlägen ‘der Revolution, mir einer Leichtig- feit, welche den R:volutionsmännern den Glauben gab,

es ruhe auf feinen festen Unuterlageu. Der irreligiôdse-

Geist stieg, wie er aber die größte Höôhe sciner Kraft

erreicht hatte, so stand er still, oder vielmehr, eín dem-.

entgegengeschter Geist bemächtigte sich der Gemüther

und führte sie mit sich fort. Dieser ist seitdem stets

im Wachsen . gewesen. Wer wird den religidsen Geist

in den Begebenheiten in Griechenland, in den Unrxu- _hen in Jrliand verkennen? Wer wird nicht wahrnehmen,

daß in Europa von cinem Ende zum andern em religid- ser Gáhrstoff arbeitet? Mens agitatmolem, DieSchnellig- feit, womit 1800 geistliche Frauenstifeungen unter uns entstanden sind; der Cifer, mit dem jede Stadt, jedes Dorf die heiligen Lehrer des christlihen Glaubens (die Missionnarien) in seine Mitte rufc; sind dies nicht unzweideutige Zeichen, daß der religidse Geist rechr ei- gentlih der Charafter des neuen Jahrhunderts ist ? Umsonst widerschen sich ihm die Anhänger des hievon abweichenden Systems; der Kampf ist zu ungleich, diese wahren Aristocraten der Revolution missen unterliegen ; gelingt es ihnen auch, das Gute aufzuzal- ten, verhindern können sie es niht. Unter diesen Um- ständen ist das Stillschweigen unserer Geseße, in Be- ziehung auf das ‘Verdrechen der Heiligthumsschändung, eine Schande für sl: ; für das Volk ein Aergerniß. Der Redner meinte zjedoch , man müsse nicht durch das blutige Schauspiel von Verstümmlungen die Neigung zur Grausamfeit im Volke erregen; ‘die Kirchenbuße würde sehr zweckmäßiz anstatt der Versiümmlung fest- geseßt werden föônnenz Todesstrafe aber sei unerläßlich, denn es würde unerhört sein, den Falschmüänzer härter wie den Heiligthumsschänder bestrafen zu wollen; die Todesstrafe sei hier oder nirgends anwendbar. Mit gleicher Wärme, wie: der vorige Redner das Geseß ver- theidigt-hatte, grisffes derBaron v. Bareunte an. Er warnte vor der Gefahr, das religióse Gese mit dem bürgerlichen zu verwechseln und zu verwischen. Mau solle gegen die Lehren ‘der Goschichte sich folgiam zeigen. Unter Heinrich dem TV., dem Begründer der Toleranz, habe eine s{chône Zeit für die Religiou geblüht ; ihr hät ten wir Paecal, Bossuet, Arnaud, Str. Vincent de Paul, Fenelon, Nicole, Bourdaleur zu verdanken. Nach dem Widerruf des Edikc von Nantes sei aber

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Heuchelei statt Frômmigfkeit aufgetreten, und so s, allmählig zum Umsturz -aller geistlichen und bürgerlig Ordnung gefommen. Jeßt aber, nachdem auch die & toleranz des Unglaubens unterdrúcft worden, sei Religion siegreih aus diesem Kampfe hervorgegang Nur Muth gefaßt, ruft der edle Pair am Schlusse qy den Vertheidigern der Religion genügt das Evangeliy sie bedürfen feiner Blutgeseze! Am 14. sind | Debatten über das Geseß im Allgemeinen geschlos, worden, und haben zunächst über die Priorität bei) Prüfung der Amendements angefangen. Ïn der Sißung vom 16. hat die Pairskamny nah langen Debatten über die einzelnen Amendemy bis jeßr, nur den ersten Artikel des Geseßes angen men ; dieser spricht jedoch nur aus, die Entweihunq y heiligen Gefäßen und von geweihten Hostien mach: jy Verbrechen der Heiligthamsschändung aus.

__— (Shluß des gestern abgebrochenen, in der D tirten - Kammer erstatteten Berichts über das Rent Ge]eß.) Der vorgelegte Geseß Entwurf schont, so yj wie möglich, die Rentiers, die auch hierauf Anspn haben, da sie in Zeiten der Gefahr ihr Glück mit dy Glücke des Staates verbunden haben; die Regier glaubt aber, daß die Rentiers, nachdem die Renten h zum Pari hinaufgeführt worden sind, hinreichend f die dein Staate geleisteten Dienste, durch den ihnen wachseuen Gewinu, belohnt worden sind. Sie muß h Juteresse aller Unterthanen mit gleicher Wage abwiy und auch die Steuerpflichtigen dürfen nicht verwah set werden. Der Berichterstatter geht. nun ins Einz des Geseßes Über. Die Commission, sagt er, habet wogen, ob die Tilgungs-Cassa genug Kräfte habe, u den dffentlicheu Credit zu erhalten, da doch die Sul jeßt abermals um 1000 Millionen vermehrt werd sollte, Diese Frage sei aber bejaht, nachdem sich er ben, daß, wenn auch sämmtliche jeßt vorhandeu 5pctige Nenten gegen 3pctige, nah Anleitung des 0 ses‘Cntwurses, 75 pCt. umgetauscht würden, und fo lich das Nominal Capital der Schuld um ein Dritthi wüchse, dennoch der Tilgungsfoud jährlich die proz tionnelle Kraft von 1 Fr. 47 pCc. für 100 Fr. Nowinul Capital ausúben wúrde, welches vollfommen hinreidul erscheine. Zu stark sei der Tilgungsfond nicht besu den worden, wenn auch gleich er verhältnißmäßig vi größer sei, als in einem benachbarten Lande (England) aber es habe der Commission nicht beifallen können, it gegenwärtigen Augenblicke die Verminderung desselk in Vor\chlag zu bringen. Was den Umtausch der Ra ten zu 5 pCr. gegen Renten zu 3 pCt. anbetresse, hátten manche bedauert, daß das Nominal - Capi der Schulden vergrößert würte, um geringere Zinsen j! bezah.en; die Commission sei aber der Meinung, d wenn es einer Regierung möglich sei, durch eine Wi mehrung des Nominal - Capitals eine Herabseßung de Zinsen zu erlaugen, die größer sei, als verhältuißmäßi die Vermehrung des Capitals, so músse diese Operatit als vortheilhaft angesehn werden. Es gäbe nur zul Mittel, den Zinsfuß herabzuseken, entweder eine nl Anleihe, um die alten Gläubiger zu bezahlen, oder ül Abkommen mit diesen Gläubigern, den gegenwärtig Rentiers; von diesen beiden aber sei das lelztere in der Rücksicht des Vorzugs werth befunden wordcu, D Herabjeßzung des Zinsfußes, |[chließt der Berichterstatteh wird in der Zukunft wie in der Gegenwart wirk denn es leuchret ein, daß, wären wir in der Folge g zwungen, ncue Auleihen zu machen, wir es, nah d jest vorgeschlagenen Reduktion des Zinsfußes, zu v0!

cheilhafteren Bedingungen würden bewerkstelligen könne als wenn diese verworfen würde. Ein jeder hat geseht wie, als es fund wurde, daß in Frankreich die Herab eßung des Zinsfußes der Schuld beabsichtigt würdi, die meisten Regierungen auf dem Festlaude sich gentig

igten T i: j E all Die Grundsätze, die wir befolgen wollen, sind

“e, f E e Lt E —y L Ä ad D DoT A r E E E E R E B Be E S E NA S di Pur cm0 znDe

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diesem Beispiel zu folgen. Der Credit steigt

einfach. Behalten wir Frieden, \0 werden diese Grund- sábe bald sich überall verbreiten, Brechen wir ihnen die Bahn, und fnüpfen den Namen Fratikreichs an dies wichtige Ereigniß! (Beifallsbezeugung in dex Kammer) der Prásident s{hlägt vor , die Veérhandlungeu über dies Geseh nah Beendigung der Verhandlungen wegen der Entschädigung anzufangen. Herr Casimir Perier pidersebte sich diesem Vorschlage, ob er gleich, sagte er, pie die úbrigen Mitglieder der Opposition, bei der stets ungünstigen Aufnahme ihrer Vorschläge nur aus Pflicht und Schicflichfeits - Gefühl das -Wort nehme. Er be: hauptete, das Geseß der Entschädigung stehe mit dem Reuten-Geseß in einer so engen Verbindung, daß das lektere eigentlich nur ein Mittel sei, das Erstere auszu- führen. Würde also das Entschädigungsgeseß von der airs- Kammer verworfen oder auch nur in gewissen Yunften modificirt (z. B. wenn die Pairs- Kammer be- simmen sollte, daß statt 1000 Mill. 3 pctiges Papier 600 Mill. 5 petige Rente zugegeben seien), so wúrde das ganze Renten - Gesel seine eigentliche Bedeutung verlieren und ganz unanwendbar werden; er trage also darauf an, die Debatten über das Renten-Gesebß aufzu- schieben , bis das Entschädigungs - Ge]eß die Sanktion der beiden Kammern und des Königs erhalten habe. Der Finanz-Minister bestritt die Behauptungen des Práopinanten; láugnen wolle er nicht, daß die beiden vorliegenden Geseßze in einer gewissen Verbiudung ste- hen ; aber selbst, wenu das Entschädigungs - Geseß nicht angenommen werden sollte, würde er das Renten-Geseß fúr nothwendig halten. Der Staat, sagt er, fann nicht ewig die Renten über Pari auffaufen, die er das Recht hat, zu Pari auszubezahlen. Es muß jedenfalls ein Mittel gefunden werden, um aus unjerer gegenwärtigen lage zu kommen; sie ist für die Steuerpflichtigen 10 drúcend, daß ich so lange fordern werde, daß man die- sem Uebel steuern, als mir das Reclt zustehn* wird, diese Rednerbühne zu besteigen. Herr Casimir Perier suchte die Anführungen des Finanzministers zu“ wider- legen z als es aber zum Abscimmen úber seinen Vorschlag fam, standen nur 8 bis 10 Deputirte auf, um dafür ju stimmen; er wurde also verworfen, und festgeleßt, die Debatten wegen des Renten-Gesebes sollten unmit- tlbar nach Beendigung der Verhandlungen über die Entschädigung ihren Anfang nehmen.

Einige Tagblätter, sagt die Etoile, machen gro- jen Lärm ber den Gedanken, daß Portugall die Un- abhängigkeit von Brafilien anerfenneu möchte, Jn wie fern fann denn aber diese Maaßregel, von Seiten der legitimen Autorität gebilligt, Frankreich schaden? Jn wie fern wúrden denn unsere Interessen durch diesen Beschluß des Königs Johann VI. betheiligt ? Die dar- aus hervorgehenden Vortheile fônnen nicht für einen Staât zum Nachtheil eines anderen statt Anden: Mle Anerfenaung von Seiten Frankreichs würde in diesem Falle der Preis dessen sein, was man für Frankreich uen wúrde. Und was ist denn das Interesse eines intstehenden Staats? sich Aufnahme in die große Fa- milie der Staaten zu verschaffen. Das Interesse Bra- îliens, bei erfolgender Anerkennung Seiten Portugalls, vúrde mithin sein, Franfreih eben so sehr wie jeden inderen Staat zu berücksichtigen.

Vorgestern früh ist der Commissionsbericht über die Kosten des spanischen Kriegs, nebst den dazu gehörigen Belägen, den Sißungs- Protokollen der Commifsion, den luszúgen aus den Berichten der Ober - Officiere und [Militair - Jntendanten der spanischen Armee, unter die [Deputirten vertheilt worden, Das Werk umfaßt nicht [weniger als 5 Bände in 4to. und der Bericht allein 2608 Seiten.

Hr. Ricardo hatte bei der in Loudon von ihm

für die griehishe Regierung unterhandelten Anleihe die Bedingung gestellt, daß im Laufe des Jahres keine an- dere Anleihe abgeschlossen werden dürfe. Dem Vernch- men nach hat er dieser Bedingung nicht entsagen wol- len und der Bevollmächtigte der griechischen Regierung, Hr. Louxiotis hat demnach hierher Nachricht ertheilt, daß er den Anleihe - Vorschlägen der Herren Andre Cottier und Gabr. Odiel- und Comp. keine Folge geben tônne. Es scheint nur, daß die englishen Darleiher ihr Darlehen verhältnißmäßig vergrößern werden. Die Certificate dieser Anleihe stehen jeßt in London zu 12 pCr. Prámie und man hat Grund zu glauben, daß die in Paris dem griechischen Abgesandten gemachten Anerbietungen diesem Stande der Dinge nicht fremd sind,

Reute. 103. 90. 104.

London, 16. Febr. Die beiden Sißungen ‘des Unterhauses von vorgestern und gestern wurden , erstere größtentheils und leßtere die bis heute Morgen um vier Uhr dauerte gänzlich von den Verhandlungen über die ungeseßlihen Vereine in Jrland, insbesondere den fatholishen Verein in Anspruch genommen und \chließlih erhielt Hr. Goulburn , mit einer Majorität von 150 Stimmen (278 gegen 123) die in Antrag ge- brachte Erlau®niß zur Einbringung sciner desfallsigen Bill. Als entschiedener Vertheidiger des fatholischen Vereins bethätigte sich Hr. Brougham , welcher unvers- holen nichct nur das ganze Verfahren des Vereins bil- ligte, sondern auch die lebhaftesten Wünsche und Hoff- nungen aussprach, daß derselbe in der begonnenen Bahn fortshreiten möchte. Auch Sir Francis Burdett ließ sich zu Gunsten des Vereins in einer ziemlich langen Rede vernehmen, welche, wie der Courier bemerkt, ganz áausnehmend anw die Declamationen eines Jünglings von 17 Jahren erinnerte, der eben frish von einem Curjus populairer Vorlesungen fômmt, wo er ein Dukend, zwar -etwas abgeuußter , aber doch nicht unebener Ci- tate aufgefaßt hat. Die Rede, meint der Courier, wäre ganz geeignet gewesen, eine Versammlung in der Krou- und Anker - Taverne zu dem Ausruf des Erstaunens zu bringen , „wie ein fleiner Kopf so viele Dinge enthal- ten könne !‘/ i

Nach Sir Franzis Burdett trat der Minister Cans- ning auf und hielt eine sehr lange, alle Haupttheile des Gegenstandes der Verhandlungen umfassende Rede. Er begann damit, den Gegenstand aus der Verwicfelung und Verwirrung, in welche man, im Laufe der Debat- ten, denselben gebracht , herauszuziehen, indem er datr- stellte, wie man mit der Frage wegen der ungeseßlichen Vereine in Jrland, die Angelegenheit der Katholiken (die Emancipation) in Verbindung gebracht , Und Jer- ner das Verfahren der Regierurg überhaupt - so wie endlich viertens sein eigenes Benehmen in Betracht gezogen habe. Er ging hiernach die einzelnen Punfte durch und bemerfce namentlich in Bezug auf den fka- choléschen Verein : „Bedarf es wohl um die Unverträgs lihfeit desselben mit der englischen Verfassung darzu- thun, noch irgend einer anderen Erwägung als des von ihm (dem Verein) selbs sih beigelegten Characters : selbst erwählt , selbst bestimmt, selbst constituirt , selbst vertagt, sich selbst erneuernd, keinen Gleichen anerfen- nend, jede Ober - Autorität verneinend, Geld vom Volke erhebend, sich wie Einige sagen, lôöblih, wie Audere denken, unziemlich in die Justizverwaltung ein- mischend, nicht vorurtheilend, denn das ist nicht das rechte Wort, sondern vorwegveru rtheilend die Indi- viduen, welche er vor Gericht zieht , und in einigen Fällen, wo dieselben von den Gerichtshdfen für sculd- los befunden worden, diejen Spruch abändernd und die- jenigen verbannend, welche das Geseß freigesprochen und fúr ¡chuldlos erflárt hat. Nachdem Hr. Canning jodann in Betracht gezogen hatte ; wiefern der Verein in der Thar zur Erhaltung und Verschärfung der in

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