1825 / 73 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 28 Mar 1825 18:00:01 GMT) scan diff

Ende machten. Ein Jahr früher war ihm seine Gat- tin, eine Tochter des Kriegsraths von Ficher, nach lan- gen körperlichen Leiden vorangegangen. Tief schmerzte ihn- dieser Verlust nach einer sieben und vierzigjährigen überaus glücklichen Ehe. Von acht Kindern haben ihn nur drei úberlebt, ein Sohn und zwei Töchter. Der Sohn, Justizrath, arbeitet als Expedient im Justiz- ministerium ; von den Tôchtern ist die älteste an den Geheimen Rechnungsrath Vetter, die jüngste an den Hauptmann im Generalstabe von Schenfkendorff verhei- rathet. - Kinder und Kindesfinder trauern um einen liebreichen Vater.

Der - vorstehende kurze Abriß stellt nur ein schwa- hes Bild des vortrefflichen Mannes auf. Noch mögen einige der hervorstehendsten Züge scines Charäcters und Geistes fúr Zeitgenossen und- Nachkommen hier ihren Plaß finden. Selten verband wohl ein Staatsmann solche Festigkeit mit solcher Milde. Seinem Worte fonte man trauen, was er versprochen hatte, das hielt er, aber er versprach nicht viel und leistete licber ohne Versprechen. verweigerte er ohne- Rückhalt und mit Aeußerungen des Mißfallens, wenn das Gesuchte ihm ungerecht oder un- billig hien. Bewilligen, wo er konnte und durfte, war seine Freude, die er ofe dur die zuvorkommende Art der Befauntmachung noch zu erhöhen suchte. Rechtschaffen- heit galt bei ihm für kein Verdienst; er forderte sie un- bedingt, und war unerbittlih, wenn es darauf anfam, eine shlechte Handlung ju ahnden. Die Fehler des Bluts, des Leichtfinns, der Unbesonnenheit übersah er gern. Jn scinem Amte war er bestimmt und sicher, das Bewußtsein, das Gute zu wollen und seine Schul- digkeit gethan zu haben, begleitete ihn. überall und seßte ihn úber schicfe Urtheile hinweg. Jeder Kleinigfcits- främerei und Sylbenstecherei abhold, hatte er in seinem Amte nur immer den Zweck vor Augen, leiht nachge- bend- über die Wege, die dahin führten, Wahrheit gieng ihm über alles, Wahrheit gegen -Freund und Feind, ge- gen Hohe und Niedere, er gab sie, er verlangte sie aber auch z ‘seine Meinung sprach er ohne Menschénfurcht aus, sle mochte mit der Meinung anderer übereinstimmen oder niht. Dem Könige, seinem Herrn, war er mit ‘unver- brüchlicher Treue und mit der innigsten Anhänglichkeit ergeben, aufrichtig liebte er sein Vaterland, aber Beide, König und Vaterland, wären ihm cins, und etne Tren- nung war ihm nicht denfbar. Hatte er gegen beabsich- tigte nèue Einrichtungen oder Geseße Bedeuken; so äu- ßerte er sie vollständig und freimüthig. War -die An- ordunng einmal erfolgt : so war ex der erste und eifrigste, dex sie zur Ausführung brachte; er gestattete dabei keis nen weitern Widerspruch. Ju den Grundsäßen der Mo- narchie auferzogen, und úber ihre heilsame Wirkungen durch eine lange Erfahrung belehrt, war er streng gegen

jeden Angriff auf selbige. Reformen in der Justiz, die

das Wesentliche unserer Rechts - und Gerichts, Verfas- sung betrafen, liebte er nichtz er hielt sich lieber an das Bestehende, und wat ein eifriger Freund und Vertheidiger der Carmer- Suarezschen Geseßgebung. Für Modificatios- nen und Verbesserungen verschloß er indessen keineswegs sein Ohr ; vielmehr hielt er'sich- von. deren Nothwendigkeit überzeugt. Er flagte zuweilen darüber , daß er in der streng - wissenschaftlichen Bildung nicht diejenigen Fort- {ritte gemacht habe, die er nach seinen Talenten hätte inachen fônuen, doch befand er sih im Besiß der manuich- faltigsten Kenntnisse, die er durch Vücher und durch den Uingang- mit Gelehrten stets zu erweitern suchte. Unter den Dichtern stellte er Schiller oben an, und die „Jde- ale‘’ waren ihm das Gedicht, dessen Werth er uicht genug

Was er verweigern zu müssen glaubte,

24. Márz |A, 28° 1‘|+4+3x°“] 54° | SO. sternflar.

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Yrceußishe Staats-Zeitung.

Sache des Herzens; er war evangelischer Chrift im ät Sinne des Worts. Nur die Schwäche seines Gehörs bu ihn in spätern Jahren von dem Besuche des öffentli, Gotteedienstes ab. Früher hatte Spalding durch sj Kanzelreden ihn angezogen. Wich er auch in mans Punkten von den tkeligidsen Ansichten anderer ab;

war er doch. weit davon entfernt, hierüber abzuspre und den Richter zu spielen. Die Arbeit war jj

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Bedürfniß, Geschäftslosigkeit der Tod.. Wirksam zu sei so weit seine Kräfte reichten, glaubte er sich und sein Nebenmenschei schuldig zu fein. Deshalb bes{hrän sih seine Thätigkeit nicht auf die Grenzen seinès Amt Er war Präsident der Hauptbibelgesellschaft, Vorsteher]

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Bürger - Rettungs - Jnstituts und Mitglied der Arm Speisungs-Anstalt, und in allen diesen Verhältnissen y er redlich und eifrig bemühet, zur Erreichung des Zwi der Vereinigung das Seinige beizutragen. ___ An seinen Freunden hing Kircheisen mit gat Seele. Aber er genoß auch das Glück, von ganz Seele wieder geliebt zu werden. Geselliges Talent saß er in hohem Grade, seine Laune war die unbesy genste und unschuldigste, und aus dem reihen Vorra seiner Erfahrungen theilte er gern mit, was ihm si n bunte S FeRGe R L von den mei | würdigen Ereignissen früherer Zeiten darbot. Seit j : a ; : Untergebenen war er ein väterlich gesinnter Vorgesebßti E A aas E VélóGnéA anb Vi Tnicels rathen, aufzumuntern, Wyffermann die erledigte Post- Director - Stelle zu So war unser Entschlafener, eine prangende Bl erten mar att Plus der Jta- ar a der tete (fat: rice im ienishen Sprache, Dr. Valentini, das Prädikat

ines Professors, zu ertheilen, und das Patent “Aller Woch stselbst zu vollziehen allergnädigst geruhet.

Se, Majestät der König haben dem Stellmacher- eister Walter das Prádifacr eines Hof- Stellmacher meisters beizulegen geruhet.

L Amtliche Nachrichten.

N L E VEeS Tages

Königliche Schauspiele.

Sonnab. 26. März. Im Schauspielhause: „DF| - : Gefangenen“/ , Lustsp. mit Masken, in 5 Abthcilung Abgereist. Se. Excellenz der Staats-Minister, nah Plautus. Hierauf: ¿¿Humworistishe Studiw“FGraf v. Alvensleben, nah" Erxleben, und der Ober- Schwank in 2 Abtheilungen, nach Andrieux frei buPräsident des Großherzogthums Posen, Baumann, beitet von C. Lebrün. i zah Breslau.

Sonnt. 27. Jm Opernhausez „¿„¿„Der Schiffskap tain‘/, oder: *,¿Die Unbefangenen//, Vaudeville: in Aufzug, nach dem Franz., von Carl Blum. Hierai zum Erstenmale m e CIOIeRN und - Lied tafel‘‘, Singspiel in theilungen , verfaßt und F ( a e Musik geseßt von Freiherrn von -Lichtenstein. J IL Zeitungs - N achrihten. Schauspielhause: „Der Wollmarkt‘/, - Lustspiel in Abtheil., von H. Clauren. Vorher: „„¿Dir wie mir! Lustsp. in 1 Nud e L A A a ¿ ]

__ Mont, 28. Jm Schau]pielhause: „Der Kam p gris, 21. März. Die (im vorigen Blatte er- diener‘/ , Lustsp, in 1 Aufzug, nach dem Französischa e) Rede des Ra ate Boürdéau gegen den von der Königl. Schauspielerin F. Krideberg. (Guten, Geseß- Entwurf lautete im wesentlichen folgen- main: Hr. Carl Unzelmann. Aunette: Mille. Au dermaßen: „¿„¿Das vorjährige Geseß war, bei allen den

A usland.

Brandes.) Hierauf zum Erstenmale wiederholt ; „StWraurigen Folgen, welche es gehabt haben würde, doch

fenpferde‘/, Lustsp. in 5- Abtheilungen, von. P. War und cinfach, das diesjährige ist verwickelt, dunkel Wolff. | : Wind in seinen Wirkungen noch verderblicher. Sonst jielt man den Grundfaß fest, nur einerlei Papiere für

Kie Schulden des Staates zu haben. Wie mannigfach

ürden sie jeßt nicht sein! Zuerst Papiere zu 5 pCt., lie einlôsbar sind, Renten zu 47, die während 10- Jahr iht cinlôsbar sind, endlich 3pctige Papiere doppeltén rsprunges, die Renten nämlich der Entschädigten, velhe für 100 gegeben werden und die neuen 3pctigen Nenten, die fúr 75 zu haben sind. Die erste Klasse vird verwahrloset sein, da die Kraft der Tilgungs-Kassse hr entzogen wird, so lange sie höher als das Pari steht. Die Rentiers, welche sich auf ihren Vortheil recht gut

Meteorologische Beobachtumgen, Barometer| Therm. ]| Hygr.| Wind| Witterung.

25. Márz|F. 27® x11‘|-+1% | 70? S, trüb, Regen, M. 27211 1/|+#529| 629 SW. |Sonnenblicfen,

preisen founte. Die Religion war unserm Kircheisen ]

Gedruckt bei Feister.

e (Werstehn, werden diese erste Klasse schon um deswillen Redacteur J oh lichn und nach den Z3pctigen greifen, weil diese ihnen Mir den Augenblick eine Möglichkeit des Gewinns am

Berlin, Montag, den 28sten März 1825.

Cápital darbieten. Die zehnjährige Frist, welche man den Epctigen darbietet , ist ein zu geringer Vortheil, als daß sich viele dadurch werden bewegen lassen, in diese Klasse zu treten, die immer nur sehr unbedeutend ist, und eben deshalb als ein geringfügiger Bruch beé dem großen Plan feiner ernsten Beachtung bedürfen. Der ganze Mechanismus des Geseßes besteht also darin, auf die Rentiers eine moralische Gewaltthätigkeit aus-

zuúüben, durch die sie gendthigt werden, ihre Renten

umzutauschhen und in das den Agioteurs von fern schon gezeigte gelobte Land zu treten. Als Grund der Zinsen- Redukfcion giebt man den hohen Stand der Rente an. Was aber seic dem Gtseßes-Vorschlag von 1324 an der Börse geschehn ist, beweiset gar nichts, da man nür zu gut weiß, daß dies nur die künstliche Folge der Stellung ist, in welcher- sich die Banquiers befanden, die voriges Jahr, in der festen Vorausseßung, das Rzentengeseß würde durchgehn, eine ungeheuere Masse Renten auf- gekauft hatten, die sie nicht hätten halten ‘kdnnen, wenn thnen micht Hülfe geleistet worden wäre, und die ihnen, wie es die ‘gestern in dieser Versammlung gehörten An- führungen beweisen, auch geleistet worden ist. Betrachs ten wir aber das Gescb selbst, so ist ja handgreiflich, welch. ein s{chlechtes Geschäft der Staat dadurch machen ivurde. Der Geldgeber erhält 4 pCet. jährlich für ein Capital von 100, das er giebt und wofür ihm ein Capital von 133 anerfannt wird; ‘so gleicht sih der Verlust von 1 an den Zinsen durch einen Gewinn von 33 am Capital aus. Welcher vernünftige Debitor würde so mit seinem Vermögen umgehn, und ein Geschäft machen, durhch welches er, um L1pctige Zinsen zu ersparen, das Capital seiner Schulden um so viel vermehrt. Wenn aber |chon auf diese Weise dem Staate eine Schnldenvermehrung von beinahe 900 Millionen aufgewälzt wird, und die Operation schon deshalb ]chlecht ist, - so ist sie es noch

‘in vielen andern Rücksichten. Von väterlichen Händen

gehegt und gepflegt wird die 3pctige Rente sichtbar blühen z schon ehe sie ins Leben getreten ist, hat ihr die Börse ihre Arme geöffnet und sie ist zu 79 notirt worden. Je- mehr sie steigen wird, desto nachtheiliger wird dies für dén Schaß sein, da es der gegenwärtige Stand schon so sehr ist. Jun der That bedarf es nur einér geringen Kenntniß der Rechenkunst, um einzusehn, wie drückend es fúr den Staat ist, während ihm das Recht zusteht fúr 100 Fr. Capital 5 Fr. Rente zu tilgen, für 79 Fr. Capital die Renteumasse nur um 3 Fr. vermindern zu fónnen. Wenn ich- nun auf die Arc und Weise das Gescß auszusúhren fomme, so finde ich, daß es dabei lediglih auf den Vortheil der von Renten stroßenden Banquiers, von denen vorhin die Rede war, abgesehn zu’ sein scheint. Schon vom 22. März an soll die Til- gungs - Kasse allein auf die Zpctigen Papiere wirken. Wer wird deren zu dieser Zeit besisen? Dex

Pfli A E R E R G I E L E R TAGTE