1825 / 80 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 07 Apr 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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gegen die Anwendung jener liberalen Principien, welche möglicherweise eine unsere Erwartungen vereitelnde Folge haben fonnte, gefaßt. - Wir fühlten uns deshalb ver: pflichtet „- mit größter Vorsicht vorzuschreiten und die Bahn zu sondiren, bevor wir dem Hause. unseren ‘gan- zen Plan vorlegten. Jeßt habe ih das Vergnügen, aus Erfahrung zu wissen, daß alle Einwürfe gegen un- sere Vorschläge, alle üblen Folgen, welche davon besorgt «wurden, ganz grundlos und rein visionairisch sind. Ein Resultat , welches nothwendigerweise bei Allen, die sich früher meinen Vorschlägen wiedersebßten, ein großes Ge- wicht haben muß, und deren Beistimmung zu der jeßt beabsichteten Ausdehnung unseres Systems mit Zuver- sicht hoffen läßt, (Hört!) Der Ausschuß wird sich entsinnen, daß als in der leßten Parlaments - Sißung ih die gänzliche Aufhebung der geseßlichen Bestimmun- gen in Bezug auf Seide in Vorschlag brachte, die Mei- nung ausgesprochen wurde . anstatt des Verbots der Einfuhr fremder Seidenzeuge sei es besser ‘sie mit einer Abgabe von 30 pCrt. zu belegen. Ein Mitglied erhob dagegen die Behauptung, daß der Saß von 30 pCr. zu hoch setz nichr etwa nah der Meinung der Manu- facturisten, denn diese behaupteten, daß selbst 30 pCt. uoch feinen angemessenen Schuß gewährten. (Hört, hôrt !) sondern um deshalb, weil dieser Saß noch eine Versuchung zum Schleichhandel gebe. Jch gestehe offen, daß ih damals, in gewisser Maße jene Bejorguisse theilte, und selbst- jeßt noch einigen Zweifel für be- gründet erachte. Die Besorgnisse d:r englishen Ma- nufacturisten haben sih jedoch gelegt und sind degegen zu den französischen Manufacturisten Übergegangen z denn, wie ih mit Bestimmtheit weiß, isé man dort

jeßt wegen der großen Fort|chritte der englichen Sei- den - Manufacturen sehr bange.

Wenn man nun aber der Meinung war, daß 30 pCt. der hôchste Saß von Abgabe wäre, welche als ein Schub für den“ einzigen Zweig unserer Manufactureu, in welchem roir unseren Nachbaren nachstehen, auferlegt werden könne, so ziemt es gewiß, in Betracht zu ziehen,

ob in Bezug auf andere), seit langer Zeit blühende Manufaccurzweige, es ndrhig sei, die Abgaben zu gänz- lih prohibitorischen Maßregeln zu machen, oder viel- mehr solche so anzuordnen, daß die Versuchung zum Schleichhandel wegfalle. —. (Von den Vorschlägen. des Hrn. Huskisson, von denen bereits im vorgestrigen Blatte der St. Z. eine vorläufige M:-ldung nach ‘Pa- riser Blättern geschehen, werden wir weitere Mitthei- lung. machen.)

Während der Zwischenzeit, die der ferneren Be- rührung der fatholi\hen Frage vorangeht, scheiut es nöthig (sagen die Times), von allen Seiten einen anu- dern Gegenstand zu betrachten, der niht minder wichtig für die Wohlfahrt des ganzen Reiches ist „- wir meinen die vorgeschlagene Kornbill. Brittishe Pächter nidgeu daran zweifeln, ob mäßige Kornpreise ihnen vortheilhafc sind, dieses set uns nicht ia Erstaunen; aber die blei- beaden Landbesiber músseu nothwendig die Unsicherheit einer Theuruna einsehen, die auf künstlihenu Maaßre- geln beruht. Wären alle Märkte der- Welt offen, [o würde uirgend eine theilweise oder öctliche Theurung statt finden; die Nachfrage nah Getreide würde |o zu sagen fest und wechjellos sein. - Der Erdball im Ganzen, erzeugt immer genug für seine Bewohner ,- obgleich ge- wisse Erdstrihe jährlich durch ungünstige Witterung heimgesucht werdén mögeuz zu welhem «Zwecke aber wären die Verbesserungen der Schifffahrt, weun sie niht zum Besten' aller Zwecke dienen, nämlich die Schläge der Vorsehung én allen Theilen der Welt zu lindern, ihre Seguungen über die gauze Welt zu ver-|

breiten. | Das \chiedsrichterlihe Gutachten Sr. Maj. des Kaisers von Rußland, hinsichtlih des ersten Artikels

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des zwischen Großbrittanien und den Vereinigten StzÄzrittishen Truppen aus den Pläßen und Gebieten, ten- abgeschlossenen Genter Tractats lautet , wie folgt Fderen Zurückgabe der Traftat stipulirt , bei ihrem Ab-

Aufgefordert von Großbrittàänien und den

Veres,uge von dort weggeführt haben;

daß die Vereinigten

nigten Staaten, als Schiedsrichter eine Meinung Staaten berechtigt sind, alle die Sclaven als weggeführt.

die Differenzen auszusprechen, die zwischen jenen bei Mächten, hinsichtlich des ersten Artikels, des am‘ December 1814 von ihnen zu Gent abgeschlossenen Try tats, entstanden sind, hat der Kaiser alle Acten, Y gaben und Noten geprüft, in welchen die respectiy Bevollmächtigten dem Kaiserl. Departement der q wärtigen Angeleg:nheiren die Gründe dargelegt hab

wodurch jede Parthei zu beweisen gesucht, daß ihre 6

flárung des besagten Artikels die richtige sei.

Nach reifliher Erwägung der von beiden Parthei gemachten Bemerkungen und in Betracht, daß sow der Brittische, als der Americanishe Bevollmächti verlange hat, die Verhandlungen sollen zum Schluß y bracht werden; in Betracht feraer, daß ersterer in seiy Note vom 8. (20.) October 18321 und lebterer in six Note vom 4. (16 ) folgenden Novembermonats erkly hat, der schiedsrichrerliche Spruch selle sich auf die Cu struction des Textes des Artikels, wie et geschrieh steht, gründen; und daß beide sich auf die allgemein Principien des Völker - und Seerechts nur als auf u gegründete Rücksichten berufen haben, ist der Kaiser d Meinung, daß die Frage nur dem buchstäblichen u grammatifalishen Sinne des ersten Artikels ves Geu Tracrats gemäß, entschieden werden könne.

Hinsichtlich des buchstäblichen und grammatifkalisch Sinnes des ersten Artikels des Genter Tractats; i Erwägung, daß der Paragraph, über dessen Sinn Zw fel entstanden sind, folgendermaßen lautec: „„Alle Ly dereien, Pläße und Besißungen, von. welcher Art sind, welche eine der beiden Partheien ‘der andern wäh rend des Kriegs abgenommen oder nah Unterzeichnun dieses Tractats entrissen haben mag, sollen, mit alle niger Ausnahme der unten benannten Juseln, unver züglich zurückgegeben werden, ohne daß irgend eine Zer

stórung dort angerichtet oder irgend étwas von der Ar tillerie oder anderm Staats- Eigenthum, das ursprüng

lich in besagten Forts oder Pläßen genommen worde

und bei Auswechselung der Ratification dieses Tractatl

dort zu verbleiben hat, oder Sclaven, oder andres Pri vateigenthum weggeführt werden soll. Auch sollen al Archive, Protokolle, Aften und Papiere, den Sta angehend, oder Privatpersonen zugehörig, die im Laus des Krieges den Offizieren eiuer der - beiden Parthei in- die Hände gefallen sind, in so weit es thunlich is alsbald zurücfgestellr und an die geeigneten Behörde und Personen, denen sie gehören, ausgeliefert werden; in Erwägung, daß in diesem Saße die Worte „,U sprünglich genommen worden“// und ¿„die bei Auswed selung der Ratification dieses Traftats darin zu vi bleiben haben‘/ einen Zwischensals bilden, der sich gran maticalish uur auf die vorhergehenden Subskautive od! Gegenstände beziehen fannz daß solchergestalt der erf

Artikel des Genter Traktats die contrahirenden Pal

theien nicht verhindert, aus diesen Pläßen, deren Z rúckgabe er stipultrt, Ausnahme dessen, was ursprünglich dort genomm worden und im Augenbli der Auswechselung der R

tificationen wirklich vorhanden war, wegzunehmen, abl

verbietet irgend etwas, was Privatpersonen zugehö aus besagten Pläßen zu entfernen; daß andrerseits die

beiden Verbote sih nux beziehen auf die Pläße, derd

Zurückgabe in dem Artikel stipulirt worden ist.

So is der Kaiser der Meinung: - daß die Verä nigten Staaten von America berechtigt find, von Gros

brittanien eine gerehte Encschädigung für das Priva

E:geuthum, das. die Brictischen Truppen weggenow men haben- dürften, und da es si besonders um Scl

alles Staats : Eigenthum, mi

1 betrahten, die aus obenerwähnten Gebieten auf Hrittischen Schiffen innerhalb der Gewässer der besag- n Gebiete gebracht und aus diesem Grunde nicht wie- der zurückgestellt worden sind; daß aber die Vereinigten Staaten, wenn Americanische Sclaven aus den Gebie- en weggeführt worden , inigten Staaten der erste Artikel des Genter Friedeus- Fraftats nicht stipulirt, jesagte Sclaven Anspruch haben.

deren Zurückgabe an die Vcr- auf feine Entschädigung für

Der Kaiser erklärt außerdem: daß er bereit ist,

hei den Unterhandlungen, welche die betheiligten Mächte

n Folge des schiedsrichterlihen Spruchs, den sie von Fr, Kaiserl. Maj. verlangt zu pflegen haben dürften,

as ihm von beiden angebotene Vermittler - Amt zu

ernehmen. -St. Petersburg, den 22. April 1822. Der Herzog von York hatte den Wunsch zu erfken- 4m gegeben, einen höhern Grad im Freimaurer -Örden

nzunehmen ; er wurde daher vor einigen Tagen durch cinen Bruder, den Großmeister der Englischen Logen,

erzog von Sussex, in einer sehr zahlreichen Versamm:

ung, der viele Großen beiwohnten, befördert, wobei

hm von Seiten der Brüder ein sehr fostbarer Diamant erehrt wurde. ;

Im Jahre 1823 liefen in der Themse 13,112 See- ¿fe und Küstenfahrer einz; 1824 stieg die Zahl auf 085.

Die Chinesische Regierung ist bei dem jeßigen Kriege 1 Ostindien gegen die Birmanen sehr aufmerksam. Die

ofzeitung von Peking enthält einen Befehl zur Anule-

ing mehrerer Festungen an der südwestlichen Gränze (s Reichs, die, wie es darin heißt, von Ucbelchätern ud Unruhestiftern gefährdet werden fönnte.

Gefängniß-Maschinen. Neuerdings hat man 1 den englishen Gefängnissen eine Mahlmühle ange- aht. Die Gefangenen seßen ‘sie dadurch" in Bewe- 11g , daß. sie die, am äußern Umkreise eines 4 6 chuß im Durchmesser haltenden Nades, angebrachten 8 Zoll hohen Stufen hinauf steigen, Jeder Gé- ngene muß 50 ‘in jeder Mtinute betreten folglich ‘das que Gewicht seines Körpers in einer Stunde zuïam- m 2000 Schuh von der Erde erheben, was für die ne Tageszeit 13,333 Schuh beträgt. So auffallend ese Zahlen scheinen, so besagen sie doch nicht anders, 6s das Aufsteigen in einem Raume, der weniger als ¿ glishe Meile die Stunde und ungefähr 2x Meilen n Tag über beträgt. Das Produkt diefer Arbeit ist 0 2 grôßer, als von jeder andern noch so angestreng-

landwirthschaftliheu oder tehnishen, persönlichen tbeitsfraft. Zu Brixton hebt den Sommer über her Gefangene täglih sein eignes Gewicht 15,000 chuh hoh, oder, leßkteres zu 150 Pf. angenommen, hebt täglich 2,200,000 Pfund einen Schuh hoc. ickt man den Werth dieser hergebrachten Wirkung t 10 aus und vergleicht ihn mit dem durch andere tèn der Arbeit hervorgebrachten, so ergiebt sich folgen- è Verhältniß :

liche Arbeit eines Lastträgers - « « - « 3 : 10 ke a deE allérsiártstén. 46:10 vis tines der Pfähle einrammelt 25 2 10 _ der Wasser aus einem Brun-

hen zieht E E s 27 10 f lie Arbeit einer der mit der Harke den

O Bat - 6 + 2+ « « « e T4 20 (liche Arbeit eines am Spinurade - « « 57 : 10

ven haudelt, für alle Sclaven zu verlaugeu , welche dis" : |

Diese Art Verwendung der menschlichen Kräfte ist also die einträglihste und man s{cháßt zu Brixton den Gewinn gegen den bisherigen Aufwand, da man das Korn durch Menschenhände mahlen- lassen mußte auf 12 .pCt. Die erste Jdee dieser sich immer verbreitenden Kraft-Anuwendung rührt von Coulomb her.

Ala nb.

Berlin. Um sowohl den Pensionair - Aerzten bis zur Erlangung einer regimentsärztlichen Stelle eine angemessene Beschäftigung als auch dem medicinisch- chirurgishen Friedrich -Wilhelms- Jyustitute, bei seiner jeßt größeren Zahl von attachirten Chirurgen und wegen der hinzugekommenen Zöglinge der medicinisch- chirurgischen ‘Akademie fúr das Militair, ohne Staats- fosten einen nothwendigen Zuwachs seines nicht mehr ausreichenden Oberpersonals zu verschaffen, haben des Königs Majestät durch eine Allerhöchste Kabinets -Dr- der vom 10. Februar d. J. zu bestimmen geruht, daß die Pensionair- Aerzte zur Dienstleistung bei dem medi- cinisch - chirurgishen Friedrich - Wilhelms - Junstitute herangezogen und in dem für dessen Oberpersonale vor- geschriebenen Wirkungskreise fungiren, auch überhaupt den Weg zu den regimentsärztlichen Stellen durch das Friedrich - Wilhelms - Jnstitut machen, und nur durch sie die Pläße der Staabsärzte bejeßt werden sollen. j :

Der Director ist befugt, sie in diesen Geschäften so zu benußen und zu vertheilen, wie er es, nach der Eigenthümlichkeit derselben, für angemtssen. erachtet. Demnach werden sie Vorgeseßte der .Jnspectionen und Sectionen, in welche die Zöglinge des Friedri ch- Wilhelms- Junstituts, die von der Königlichen Armee zum Studium nach Berlin beurlaubten Kompagnlie-

und Esfadrons- Chirurgeu und die Zöglinge der Akade--

mie fúr das Militair eingetheilt sind. Es liegt ihnen sowohl die wissenschaftliche als auch die sittliche Leitung derselben úberhaupt ob, und insbesondere werden auch die bei dem Friedrih-Wilhelms - Jnstitute bereits immer bestandenen, sich als höchst nüßlich erwiesenen gemeinschaftlichen NRepetitionen und wöchentlichen Prú? fungen von ihnen gehalten, so wie dies seither von den Staabs - und Oberärzten des Junstituts allein geschehen ist.

Aachen. Von einer Familie der hiesigen Stadt sind der Krankenanstalt fúr Unheilbare (Vincenz - Spie tal) eine Kapitalforderung von 1000 Rtehl. Aachener Währung; und zum Besten der Hausarmen zwei Ka- pitalforderungen ‘von resp. 800 Rthl. und 200 Rthl.

Aachener Währung geschenkt worden.

Oppeln. Der hiesige Regierungs - Bezirk zählt gegenwärtig 653 katholische und 130 evangelische, übers haupt 783 christlihe Schulen; außerdem s Gymnasien und 1 fatholisches Schullehrer-Seminarium. Seit dem Jahre 1816, dem Zeitpunkt mit welchem díe Verwal- tung der hiesigen Regierung eingetreten is - sind 45 ganz neue Schulen errichtet wbrden, „und außer den durch Sr. Königl. Maj. -Milde gestifteten Gymnasien zu Gleiwiß und Ratibor haben seit der genannten Zeit 192 Schulanstalten ganz neue Gebáude erhalten, der an mehreren Oertern bewirkteu Erweiterungen der Schullofalien nicht zu erwähnen. i

N Die u Derlin verstorbene Besißerin des Gutes Friedewalde bei Neiße, verwittwete Franke, hat dem Junstitut der barmherzigen Brüder zu Neustadt eiu Legat von 500 Nthl. au-ge|eßt.

Ia R S A, "B E E R E B EGE E G I