1825 / 174 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Fri, 29 Jul 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Ueber den Nuben der Wissenschaften für die Gewerbe.

Die Jdeen und Thatsachen, ‘welhe Düpin in dem folgenden Aufsabe aufstellt, sind so ansprechend und er- greifend, daß wir glauben, ihr Vortrag werde hier nicht unpassend seyn; zumäl sih auch bei uns derselbe Geist zu regen anfängt, der in Großbrittanien herrsht, und in dem Gebiete der Judustrie so unerhörte Wunder her- vorbringt. Es heißt darin:

Als man anfing die Wissenschaften zu cultiviren, trennte man sie von dem öffentlichen Leden. Sie blie ben ver\ch!os}sen in den Studtierzimmern einiger ge|[häfts- loser Menschen, und schienen den Bedingnissen des Le- bens völlig fremde Speculationen abzugeben. :

Von da an bildete sich die Meinung, daß die Wis senschaften nichts gemein hätten mit den Arbeiten der Gewerbsamfkeit, und daß die theoretischen Erkenntnisse den Arbeitern und Jnhabern der Werkstätten von kei-

m. Nuben sein könnten. M Aber A muß befennen, daß die abstraften und schweren Formeu der Lehren und Ertlärungen, die be- sonderen Beziehungen, welhe man Ding.n gab, die auf der eirfachst:n Weie hätten angedeutet werden müs sen, und die mit lateinischen, arabischen und gzriechi- shen Namen durchspickt wurden, dazu beitragen muß ten, die Wissenschaften für diejenigen unverständlich zu machen , welche feine andere Studien gemacht hatten.

Daher die nur zu sehr verbreitete Vorstellung, die Wissenschaften könnten den Personen - nicht angeeignet werden, deren Beruf die Handardeit ist, und die mehr gewöhnt sind, ihre Glieder zu gebrauchen, als ihren Geist auszubilden. nt

Man kömmt jedoch glücklicherweise jeßt davon zu- rúck, und versucht immer mehr die nüßlihen Theile der Wissenschaft in der gewöhnlichen Volks\pract;e vorzutra- gen, wie sie gebraucht wird, um die einfachsten Jdeen auszudrücken. E

Die Grundsäße der Wissenschaft sind Wahrheiten mit Bestimmtheit zusammengefaßt, in die möglich we- nigsten Worte. Es sind Wahrheiten, welche das noth? wendige Verhältniß angeben , daß zwischèn den Gegen- ständen unserer Erkenntnisse oder unserer Arbeiten be- stchet. Sie sind einer Menge Anwendungen fähig, Diese Anwendungen zu kennen und ihren Gebrauch zu verstehen ist dem Gewerbtreibenden besonders Noth. Da- durch fômmt ér in den Stand, von vorn herein zu be- stimmen, was ihm auszuführen am nüßlichsten sein wird, Er hat micht nôthig zu suchen, herumzutappcn, Zeit und Stoff zu verlieren. Er- besißt einen treuen Führer, um besser zu arbeiten , und nut größerer Sicher- heit zu wirken, | /

Die McchLanifk insbesondere ist eine Freundin des Arbeiters. Sie hat den Zwet, ihn von den drücken:

nehmen. Er wird zwei gleich große Eimer an ej Trage hängen, die sie in Gleichgewicht seßt. Auf di Weije wird er die beiden Eimer leichter und mit wey ger Schwierigkeir tragen , als wenn er nur einen y der Hand trúge. Bedient er sich feiner Trage, \o. m er seine Arme von der senkrehten Richtung entferne damit: die beiden Eimer nicht mittelst ihrer Schw gegen seine Schenkel anschlagen. Die Trage zerth den Druck diejer Last, um ihn dem Gange des Trägs anzueignen.

Hiermit fann er shon seinen Kunden die dopp(| Menge Wasser zubringen. Mit Hülfe der Maschin wird- er weit mehr leisten. Er bedicne sich einer Y ne, die 32 bis 36 mal so vicl Juahalt hat, als ein ( mer, und seße diese auf” einen zweirädrigen Kart Alsobald wird er 16 bis 18 mal jo viel Wasser du die Stadt führen, als mit der Trage, und 32 bis| mal jo viel als in einem Eimer. Schon diese einfat Maschine gewährt einen großen Vortheil.

Judeß dient das Faß bloß dazu , das Wasser | an die Thüre der Häuser zu bringen, Wie hart y ermüdend ist noch das Geschäft , die beiden Eimer Treppen hinauf in die hôchsten Stockwerke zu trazj in einer Stadt, wo es Häuser von sechs bis sieben ( gen giebt,

Verseben wir uns nun in die Stadt, wo man Wasser , durch die Mittel der Hydraulik, d. h., d Theil der Mechanik , der das Wasser als Gegenst oder wirkendes Mittel gebraucht , bis in die Gipfel Häuser bringt.

Wir- sehn mit einemmale die Arbeit vieler taus Menschen , die vorher wie Lastthiere gebraucht wurd in eine weit weniger erniedrigende Beschäftigung geändert, welche einer Menge geschiter Handwerker thun giebt,

Die Maurer, Steinmeßer, Zimmerleute, Baun s)ser und Mechaniker führen die Canäále und Wasser tungen aus, um das Wasser in die Stadt zu fühn die Grubenarbeiter, Metallgießer, Bleiarbeitet, Schu giäâber, bereiten, legen und lôthen die hölzernen , ess nen, bleicrnen Röhren, die das Wasser vertheilen (lu Endlich er]cßen die Aufseher, welche über di: Vrd lung wachen, und die Leute, deren einziges Gej carin bestehet , die Hähne ‘an - gewissen Stunden \ Tages umzudrehen , die Träger und deren drücke! Arbeit.

Durch Pumpen und Dampfmaschinen wird m das Heben des Wassers befördern, an welche Arbe gestellt werden , die leichte Verrichtungen ausführ Zur Fabrikation dieser Pumpen , diejer Dampfmaschi gehören sehr geschickte Mechaniker und Ardeiter.

Alle diese Arbeiter werden in Thätigkeit ges! die unfôrmige Tonne des Wasserträgers und seine

den Arbeiten zu befreien , wobei der Mensch wie das das Thier wirkt , um Lasten zu schleppen zu ziehen oder zu tragen. Sie beschäftigt sich mit Erfolg damit, zum Besten des betriebsamen Menschen weniger zum Vieh herabwürdigende Arbeiten aufzufinden, bei welchen die Kräfte des e leid mit denen des Körpers wechsel- eitig sih Beistand leisten. i

! L vergleiche , z- B. zwei große Städte. Jn der einen verschaffen sih die Einwohner ihren Hausbe- darf an Wassex durch Lastträger. Die andere erhalte es durch Röôgren , Wasserleitungen, Pumpen, Dampsf- maschinen u. s, 1, :

In der ersten Stadt muß eine große Menge Men- hen, vom Strohme bis in jedes Haus , unbegueme, \chwere. Eimer tragen. Der Träger wird wohl auch die Mechauik zu seiner Erleichterung , etwas in Anspruch

strengende Arbeit ‘zu erseßen. Wir fehen hier, wit rohen Beschäftigungen des Lastträgers durch die chanik in verstándigere, leicht:re, der Menschheit dig:re, Arbeiten umgeschafsen werden.

(Fortseßung folgt.)

Königliche Schauspiele.

Donnerstag, 28. Juli. Jm Opernhause: K Lear, ‘‘ Trauerspiel in 5 Abthciluygen,. nach Shaf]pl von Schrôder- ;

Freitag, 29. Juli. Jm Opernhause : ¿„Jesson?

Oper in 3 Adotheil. , von Gehe, Musik von Spóht

Gedruckt bei Feister und* Eisersdorff.

s | Redacteur Joh |

A [imi Be

sreußishe Staats - Zeitung.

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174.

Berlin, Freitag, den 29sten Juli 1825,

I Amtliche Nachrichten.

Kron 14...d.05.:T 0 gie s

Des Königs Majestät haben dem bisherigen außer- utlichen Professor in der juristishen Fakultät der inigten Universität zu Halle, Dr. Blume, zum ntlihen Professor in gedachter Fakultät zu ernennen,

die “rlaocaide. desselben Allerhôchstselbst zu vollzie- gerudyt.

S # ,

Il, „Zeitungs - Nachrichten.

A U la n-d.

Yaris, 22. Juli. Der Moniteur enthält folgende l, Ordonnanz: Jn Erwägung der Wichtigkeit, ‘in ‘der gallifanischen Kirche jene Kenntnisse und flárung fortdauern, wodurch sie unter der Regierung rer Vorfahren sich so sehr ausgezcihnet hat, haben auf den Bericht unseres Ministers der geisilichen Unterrichts - Angelegenheiten befohlen und befehlen folgt: Art. 1, Es soll in París eine Central : An- fur die hdhern geistlihen Studien errihtet werden, . 2. Sie wird aus den ausgezeihnetsten. von den esen - Bischöfen gewählten Subjeften bestehen. Es ) niemand’ darin aufgenommen werden, der nicht geistlihe Weihe empfangen und die gewöhnlichen osophischen und theologischen Studien beendigt ha: wird, Jeder. wird iu der Sorbonne in Gegenwart Doctoren und Professoren, der Pariser theologischen ultät, ôffentliche Theses vertheidigen. Die weitern ifel und oine zweite erlassene Königl. Ordonñanz be: en sich auf die Einrichtung einer Commission, welche Statuten der Anstalt entwerfen und Vorscl.läge we Ernennung der Chefs derselben thun soll. Zu Mit- dern dieser Commsfsion sind vier Erzbischdfe, (unter tin der Cardinal de la Fare, und der Erzbischof von is) drei Bischöfe und vier Abbé’s ernaunt.

Jn Aaqcr (Departement ‘Lot und Geronne) is eine

vor Gericht gestellt. und zu fünf Jahren Gefäng- verurtheilt worden, weil -sie mehrere Personen unter Angabe, sie wolle sie vor dem bdsen Einflusse der n sie und gegen ihr Vieh gerichteten Hexereien be: hen um bedeutende Geldsummen betrogen hatte.

__ Zwischen Havannah und Bordeaux is eine regel- mäßige Packet-Bot- Fahrt eingerihtet worden. Das erst hierzu gehörende Packet-Bot ist vor einigen Tagen nach einer Fahrt von 42 Tagen in Bordeaux angekommen.

Fünfproc. Rente 103 Fr. 15 C. Dreiproc. 76 Fr. 10 €.

London, 19, Juli. Donnerstag Abend, als Herr Canning im Begriff war, zu einem Besuch bei Herrn Ellis in Lancashire abzufahren , wurde er von einer Ent- zündung in den Eingeweiden befallen, wogegen Blut- igel gelegt wurden und woran er wohl. ziemlich lange das Zimmer hüten dürfte, obschon es allmählig besser mit ihm geht.

Gestern wurde feierlich der Grundstein zu dem neuen Hause sür den Herzog v. York in Gegenwart Sr. K: H. selbst auf der Srelle, wo das alte gestanden, nahe an St. Jawef’s gelegt.

Se. Maÿj. halten heute in Windsor geheimen Rath.

Der Erb - Groß- Falkonier von Englang, Herzog v. St. Aibans, Wm. Beauclerk, ist gestorben. Titel und E Hagen auf seinen ältesten Sohn, Grafen v. Burs

ord, über.

Die Times glauben , ungeachtet der widerholten Ges rüchte von baldiger Auflösung des Parlaments, zuvets sichtlich melden zn föônnen, daß die Minister solche jeßt nicht vor der Mitte nächsten Jahres beabsichtigen.

Zum stärksten. Beweise, daß die in der abgelaufes nen Session nah ‘so langen und beshwerlichen Debat- ten beschlossene Parlaments-Acte, wodurch der Katholis sche Verein in Jrland bei harten Strafen verboten wors den, gänzlich ihres Zweckes vérfehlt, muß es dienen, daß nun würkflih in Dublin ein „„neuer Kotholischer Verein// zu Stande gekommen ist, welcer sich bestimmt nur solche Gegenstände zum Zwecke gese6t hat, die in der Acte nicht unter den verbotenen aufgezählt worden, und diese sind: Oeffentliche und Privat-Mildthätigkeitz Eintracht zwischen allen-Klassen von Jrländern ; religidse und sittlihe Erziehung; Kirchenbau und Anschaffung von Begräbnißpläßen; Beförderung von Wissenschaft, Landbau und Jrischer Manufactur; Umlauf von Schrif- ten, welche sowohl den Katholiken als ihren Protestan- tishen Nachbaren dienen föônnen, Widerlegung der wi- der erstere im Laufe der leßten Session vorgebrachten Beschuldigungen enthaltend; und der einstweilige Zweck der Zustandebringung einer Zählung (census) der Bevöl- ferung Jrlands nach den verschiedenen Secten. Seiner Benennung Katholischh ungeachtet, umfaßt der Verein nunmehr Jrländer von allen Confessionen und man wird den Sinn seiner Stiftung aus ‘dem einzigen Umstande begreifen können, daß der ersten Sißung desselben au der General - Anwald von Jrland, Herr Plunkett, beie wohnte. Begreiflih wird im Laufe der Debatten nie- mand verwehrt werden können, die Gegenstände, welche