1825 / 203 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 01 Sep 1825 18:00:01 GMT) scan diff

Schule, die Bergwerksshule, das Conservatorium der Kúnste und Gewerbe haben ihre besten Schüler herge- geben, um bei dem großen Werke thätig zu sein. Eine eigene Schule is in Paris errichtét worden, um die zur Ausführung der weiteren Arbeiten nöthigen Sub- jecte zu bilden. Wenn, wie zu hoffen steht, die Regie- rung und die Kammern dem Vorhaben ihre Genehmi- es gung nicht versagen, so wird sih zeigen, was in Franf- S reich der Gesellshaftsgeist, im Bündniß mit der Wissen- D shaft und der practishen Thätigkeit, hervorzubringen vermag. Paris wird der Mittelpunft einer Schifffahrt

Æ werden , die fih von der einen Sette bis zum Meere, e von der andern bis zum Nheine erstrecken wird. Au g der Spiße dieser Unternehmungen stehen der Fürst von

Polignac und der Herzog Matthieu von Montmorency, die, weit entfernt zu bejorgen, der äußere Glanz ihres Ranges kônne durch solche industrielle Unternehmungen verdunkelt werden, die erhabene und richtige Ansicht he- gen, daß vielmehr solche, dem Vaterlande nüßliche,{ Thä- tigfeit in den Augen der niedern -Klasse die äußere Ehre rechtfertigen wird, die der Souverain den höhern Kla})- sen zum Vortheile der bürgerlichen Gesell chaft selbst, nicht aber der Eitelkeit Einzelner zugesteht.

Die Fregatte Galathea, mit welcher Sidÿ- Mah- muth nach Tunis zurückkehrt, ist am 9ten von Toulon abgesegelt. Er hat gewünscht, die Anker möchten in der Nacht gelichtet werden, um, wie er sich ausdrückte, den Schmerz nicht zu haben, die Küsten eines Landes vor seinen Augen entshwinderi zu sehen, in welchem er so viel Beweise von Auszeichuung und Theilahmen er- halten habe, und an welhès er nie aushôren werde, zu deiifen.

Am 28sten dieses werden auf dem Marsfelde zu Paris die jährlichen Wettrennen inländischer Pferde statt finden, :

Fünfprocentige Rente 102 Fr. 45-C. Dreiproc. 72. Al, 495 C, RE |

London, 20. August. Folgendes is vollständig die (gestern erwähnte) Proclamation, welche, wie einige unserer Blätter melden, am Morgen des 30. Juli in den meisten Hauptstraßen von Lissabon, so wie auch gleichzeitig in den vornehmsten Straßen von Oporto, Brague, Villa - Real und andereu: Städten angeheftet gefunden worden ist: O L

Brave Portugiesen, die Englische Regierung folgt ihrem räukepollen System; sie begünstigt unjere ‘Partei nur dann, weun sie es nah ihren machiavellistujchen Absichten dienlih erahtec, uud bringt dann mit uner bdrter Sch!auheit die Französishe Regierung dahin, eben die Komplotte auszuführen, welche England ange- legt hât, um die Verbannung des Prinzen, der allein úber uns herrschen sollte, zu bewirten. Die Brittische Regierung diktirte das Dekret vom 24. Juli, als sie deni Augenblick so nahe jah, wo das fkompetente Gericht unsere Unschuld und unjere Forderungen aus}precen solltez ein Ausspruch, der ünjere Feinde mit ewizer Schande bedeckt haben würde. Der günstige Augenbli ist gekommen, Portugiesen! die Regierungen des festen Landes sind auf unserer Seite und odgleih es nicht zu einer Ent)cßhung des Königs kommen muß, so wird uns doch ein völliz gleicher Erfolg ohne die Uebel zu Theil, welche diese Maaßregel herbeijühcen würde. Einen wir uns also; leiten wir das Ungewitter, welches gegen uus im Aufsteigen ist, dadurch ab, daß wir Zuflucht zu einer Politik ehmen, die niht ganz die un rige ist; seßen wir eine Regentschaft ein, bei der die Königin, unjere Herrin, den Vorsiß führt; mit ihr allen können wir glücklich sein.“ .

Bei einer der leßten Assisen-Sißungen hierselbst brachte ein der Bigamie angeklagter Engländer ein gatiz neues Vertheidigungsmittel vorz; Er bewieß nämlich, durch einen in gehöriger Form abgeschtossenen Contract,

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Streitfragen und so vieler Handels - Speculationen ge worden ist, so wird es nicht außer der Zeit jeyn, die Verhältnij}e, worin sich Franfreih in Rücksicht auf die dortigeri - Colonien bcfinder, und den wahrscheinlichen Ausgang dieser Verhältnisse zu érörtern.

Die zwei streitigen Haupt -Punkie sind: die Unab- hängigk:it St Domingo’s, und die Anerkennung des neuen Zustandes der spantishen Colonieen. Jm Grundsaß findet kein Unterschied Statt: St. Domingo gehört dem Rechte nah Frankreich, so wie . spanisheun Colonieen dem Rechte nah Spanien ge-

ren, / Jn der Anwendung ist der Unterschied groß. - Franf- reih kann, die Unabhängigkeit St. Domingo's morgen añerfennecn, ohné auf andere Recht-, als seine eignen, Verzicht zu leisten; wollte es die Unabhängigkeit der spanischen Colonieen anerkennen, so würde es Spaniens Rechte verl-ben.

Nie ist zur Rechtfertigung des abscheulihen Sy- stems der Empdrung etwas genugthuendes, oder auch nur etwas scheinbares aufgebracht worden *). Man hätte das Eigenthums - Recht läugnen, man hätte behaupten müssen, ein Feld gehöre nicht dem, der es gekauft hat, sondern dem , der es bebaut; eine Werkstätte nicht dem Kapitalisten , der sie. mit seinem Gelde gestiftet, son- dern den Arbeitern , die darin angestellt sind; der wahre Herr eines Haujes sei der Hausverwalter, weil er die Ordnung darin unterhäle, Wirklich hat auch die indu- rielle Secte diese Lehren gepredigt.

Eine Colonie ist die Frucht einer Eroberung, oder einer Entdeckung, oder einer U: barmachung. Aber Ur barmachung, Entdeckung, Eroberung, alles fand auf Kosten des Murteilandes Statt. Und es is merfwür- iig, daß die Trennung einer Colonie immer in dem Zeitpunkte erfolgt, wo sie ihre größte Stärke erreicht hat, mit andern Worten, wo die Wohlthaten des Mut- erlandes am meisten fühlbar werden.

Die Lehre von der Unabhängigkeit der Colonieen teht also mit dem Eigenthumsrecht und der Maral im Widerspruh: Sie ist nicht einmal den Colonieen selbst zinstig; denn sie erweckt bei den Mutterstaaten ein na \:lihes Mißtrauen gegen Besißungen, in welchen sie nihts mehr als Schlangen sehen, die sie in ihrem eig- neu Busen èrnährten.

Man ruft alle Autoritäten , Beispiele aus der Ver gangenheit an; man citirt Philipp den IL., dessen gro- jer Schatten wenigstens dieselbe Republik der Nieder: ande anerfennen mußte, die er dem Joche des Herzogs jon Alba unterworfen hatte. Auf solche Beispiele ant orten wir: damals war das Junteresse des Staates ur durch unsihtbare und geheimnißvolle Bande an die Brundsäße geknüpft; heute ist es vollkommen flar, daß die Aufrechthaltung -der Grundsäße zugleich das erste

daß die zweite Frau ihm von ihrem Manne, mit frei Zustimmung von ihrer Seite, verkauft worden war, Der Contract lautete dahin, daß der Verkauf als ‘ay dem Smithfield- Markte geschehen und als ob der ver faufte Gegenstand auf dem Makfte dort mit eie Stricke um den Hals vorgeführt worden hei, betrachte werdez indem dafür eine Summe ‘von fünf Schillin bezahlt und empfangen worden: Alles dicses vermög des alten nicht aufgehobenen Geseßes, welches derglei chen Käufe gestattet und von den Einwohnern London etwa 3 bis 4mal jährlih in Ausübung gebracht wir) Der Beklagte behauptete nun auf Grund dessen, daj wenn auch die neuern Gescbe den treuen Unterthane Sr. Majestät verbieten, bei Lebzeiten der ersten Fray eine zweite regelmäßige Verheirathung zu begehen, e doch nicht geseßwidrig sei, die Frau eines Andern mi seiner -und- ihrer Uebereinstimmung gegen gültige Zat lung fäujlich an sich zu bringen, ob schon man sich nod in anderen ehelihen Banden befinde, weil durch solche Kauf nichts weiter bewirkt werde, als daß man sich da gesebmäßige und unbestreitbare Eigenthum einer neue Gefähitin sichern, ohne zu verlangen, daß dieses Gi \häst jo gut als eine gültige Verheirathung lein so Dieje Ertlärungen des Angeklagten wurdeu für gülti angenommen und derselbe frei gesprochen.

Die Zeitung von Calcutta spricht von der Leichtil feit, womit die Verbindungen zwischen den verschiedene Theilen Ostindiens unterhalten werden. Als Bele wird angeführt, daß ein Regierungs - Courier, der vesst Calcutta über Madras nah der Jnsel Ceylon reist dort in 9 Tagen und F Stunden angekommen ist; di Entfernung beträgt 1044 engl. Meilen. Die gewöh lihe Post macht den Weg in 11 Tagen. Ein auß ordentlicher Courier, der von Bombay zu Lande nal Calcutta geschickt wurdè, máächte die Reise in 135Tagen die, Entfernung beider Städce berrágt 1308 Meilen.

Brüssel, 24. August. Die Ziegen von Thib und der Cirkaßishe Widder, welche durch Hrn Lesclu| in Brugge eingeführt wurden, und die lange Zeit i Gent, bei Hrn. Delbecq waren, sind jekt an uns Klima gewöhnt; das Gouvernement hat jelbige nul mehr nah dem Schlosse Ramzer bet Marche gesandl und sie dem Besißer desselben, dem Baron Virario, zu Uufsicht gegeben. Die Thiere waren einer räudeartige Kraûñkheit unterworfen, von welcher sie mit Anwenduv ciniger Sorgfaltsmittel geheilt sind, - doch verhindert diese Krankheit die Schur im vorigen Jahre. Di tleine Heerde hat sich um einen Widder und zwei Z! gen vermchrt, die man erhalten, obgleich die Mut am Blutverlust gestorben ist. |

Wiesbaden, 21. August, Von Seiten der Lal desregierung ist Folgendes befannt gemacht wordei ¡Das seit einiger Zeit gegen das bestehende - Verb ivieder besonders häufig vorkommende persdulihe Sollisind höchste Jnteresse ist, citiren verantaßt Uns, die desfallsigen Versügungen vol Was soll man“ also thun? Denn Europa fann un- 8. Márz 1816 und 10. Januar 1817 in Erinnerung ¡Möglich von einem großen Theil der Erde getrennt bleiben. oringen, und Wir beaustragen die herzogl. Beamte Sollen wir unser Eigenthum mit den Waffen in hiermit, dieselben in ihren sämmtlichen Amtsgemeindeet Hand zurückfordern ? Aber die Schicksale des Krieges nochmals ôffentlih bekannt machen zu lassen. Sollcessind ungewiß; der Krieg entflammt die Leidenschaften ; sich daher demohngeachtet noch ferner unbefugte Sollser Krieg mögte den Ruin eines tiefaufgewühlten Bo citanten hier einnnden, so werden es slch dieselden zelbsFens vollenden. % beizumessen haben, wenn sie ungehört zurückgewiesck} . Besser wäre es vielleicht, alle Aufgaben dieser Art werden, und Zeit und Kosten vergebens- auswendesMit jener zeitgewinnenden Politik zu behandeln, welche (dem erforderlihenfalls durch eine auf Frcipapier einisffle europäischen Mächte in Ansehung der orientalischen zureichende schriftliche Sollicitation derselbe Zweck e ngelegenheiten zur Regel genommen haben ; mit jener reiht wird, und ohnch:n die Beschlüsse auf die an UnPolitik, welche dem rômishen Senat oft nüßlicher war, gelangten Eingaben noch wenigen Tagen und nah Un ständen sogleich gefaßt und expedirt werden.‘

Wien, 23. August. Der österreichische Beobad ter theilt heute folgenden, aus der Gazette de Frand entilehnten, Aufsaß mit : :

*) Die, obschon Hunvertmal wiederholten , do immer gleich \hwachen Gemeinpläße des Hrn. v. Pradt, wissen alle Verstándige in Frankreih zu würdigen; kaum finden seine Rhapsodien noch cinige Liebhaber in der Fremde,

Anmerk. des Ueberseters.

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ersten Einschnitt eine gute Erndte gegeLen.

als der Gebrauch der Waffen, Den Lauf der Begeben- heiten abzuwarten i eins [der großen- Gehetmnisse des Staatsmannes, wie des Geld, Speculanten. Man weiß aus welchen Veriegenheiten äch Oesterreich durch dirse Maxime zu ziehen gewußt, die ihm eine Zeitlang a!s Schild, und hpäter als Hebel gedient hatc- l

Soll man \sih aber im gegenwärtigen Fall auf Ab- warteu allein beshränfen? Dürfen wir \chlafen, - wenu ehrgeißige Nebenbuhler wachen? Dürfen wir der Zeit durchaus überlassen, unsre Encschlússe zu bestimmen ? Können die Regierungen von bloßer Hoffnung leben?

Nein! es ist aber auch nichr nôthig, jene Maxime buchstäblich zu b-obachten. Die Politik einer Regierung fann nie jo ausshliessend auf Zeitgewinn berechnet seyn, daß sie uicht auch Mittel finderz sollte, den Gang der Zeice zu beflúgeln, Sie giebt sich niht so ganz der Zu- kunst hin, daß sie nicht insgeH eim jeden Vortheil bes nußen fônnte, welhen die Gegenwart ihr darbietet. Die Kabiuette verehreu nicht eine reine Abstraction, wie man ihnen oft vorwirft; sie verkennen. das Wesentliche upd Positive nicht, welhes im Hintergrunde dieser Ab- straciion liegt. Wenn sie den Grundsäßen huldigen, wie es sich gebührt, so lassen sie au - den Dingen , die einer Berechnung fähig sind, ihr Recht wiederfahren, Sie wissen uur zu gut, welchen Werth das Geld in diejem Zeitalter der Judustrie und der Agiotage hat. Da es ionen gelungen ist, das Vermögen des Staates mit dem Vermögen der Einzelnen zu verschmelzen „, so kann ihnen nicht unbekannt seyu, von welcher Wichtigkeit Handel und Gewerbe, die Quellen des Credits, sind.

Werden sie aber die Zukunft dem Augeublick, das Recht dem Juteresse unterordnen 2 Werden sie die ewi- gen Grundsäße aufopfern, sür Wortheile, die unsicher oder vergänglih sind, wenn sie mit den Grundsäßen nicht übereinstimmen? Selbst die Feinde der Ordnung haben das Gewicht, das in dem Wort: Grundsäße liegt, hinlänglich begrissen. Sie spotten über die An- [prüche der Mutterländer; aber mit welchem Eifer em- pschien sie den Colonieen, ihrer EHre nichts zu vergeben! Wie lebhaft nehmen sie die Würde der Fusurrektion zu Herzen, indem sie uns uusern Fanatismus für die Würde der rechtmäßigen Herrschaft vorwerfen! i Wenn es ein Mittel giebt, Zwei große Pflichten zu vereinigen, das, was Schuß verdient, zu \{chÜzen ohne jich an den Grundsäßen zu vergeHen, so können wir s her erwarten, daß unsre Regierutrz g diesen schweren aber großen Beruf zu erfüllen wissen wird. Vielleicht sind wir dem Ausgange aus diesem Lab yrinth näher , als man glaubt *), Jun solchen Sachea kann ein erster Schritt, ein erstes Beispiel viel entscheiden. Die Handels - Ver- bindungen der beiden Welttheile siud auf wechselseitiges Bedürfuiß gegründet. Wenn Europa die Producte Ame- rika’s bedaif, so fann Amerika auch die Producte Eu- ropa's nicht entbehren. Wenn das Junteresse beider Theile eine Uebereinkuust nothwendig macht, so muß ihre Tren- nung eine Grenze finden, und wenn es einen gehcim:n Tractat zwijchen den Sach Verhältnissen giebt, [o kann auch die Zeit nicht entferut seyn, wo die Menschen sich unter einander verstehen.

Landwirthschaftlihe Berichte aus dem Jn __nern des Reichs vom Ende Juli.

I, Ostpreußen. Königsberg. Das Vinter- getreide, mitunter mit vielem Unfraut durhmwacchbsen, läßt nur eine mitelmäßige Erndte erwarten. Die Som- merfelder bewähren sich im Ganzen besser. Einigen Feldern ist durch starfen Hagelschlag ein bedeutender Schaden zugefügt worden. Die iesen haben in dem Gum-

*) Dieser Aufsaß erschien kurz vor Der Bekanntmachung de Königl, Ordonnanz vom 17, April,

Da America der Gegenstand so vieler politische!

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