1825 / 219 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 20 Sep 1825 18:00:01 GMT) scan diff

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Coblenz, 12. September. ‘Am 8. September trafen Se. Majestät der König ‘um 7# Uhr Abends in Werl ein ,' Übernachteten ‘daselbst , fuhren um 7# Uhr Udr des andern Morgens wieder ab, und trafen Abends um 6 Uhr in Côln ein, wo Höchstdieselben im Comraan- dantur - Gebäude Jhr Absteige- Quartier nahmen und von den obern Militär-Behörden „, dem Erzbischofe und den ersten Civil. Personen empfangen rourden. Am 10, Morgens um 8 Uhr verließen Se. Majestät Côln und langten Nachmtttags um 25 Uhr in Coblenz an, woselbst die obern Militär- und Civil - Behörden Höchstdieselben in Jhrer Wohnung empfingen. Der Großherzog ‘von Baden, der Großfürst Constantin von“ Rußland, die Herzôge von Clarence, Cambridge und Cumberland KK. HH., des Herzogs von Nassau Durchlaucht, so wie mehrere Oesterreichische, Englische, Dänijche, Baier he, Würtemb.rgische, Badensche, Hessendarmstädtsche und Nassauische hdhere Offiziere waren hier eingetrof. n,

um der Revúe über das in der Gegend verj\ammelce |

aus 30 Bataillonen Jnfanterie, 28 Schwadronen Ka- vallerie und 50 Geschüßen bestehende achte Armee Corps beizuwohnen. Se. Majestät der König empfingen und erwiederten bald nah Hdôchstihrer Aukunft die Besuche dieser hôchsten Herrschasten. Abends wurden Se. Maj. auf dàs Erfreulichste durch die Ankunft Hôchstihrer er- lauchten Tochter der Prinzessin Fiieèrih der Nieder- lande, und Jhres Gemahls überrascht. Am 11. um 82 Uhr Morgens begaben Sich Se. Majestät und sámmtliche. Königl. Prinzen, so wie die fremden hier anwesenden Höchsten Herrschaften, nah einem ohnweit der Stadt bei Schönbornslust gelegenen Plaß, wo das Ste Armee s- Corps unter dem Befehl des Generals der Cavallerie v. Borstell en parade aufgestelit war. Se- Majestät ritten die Fronten herunter, und ließen die saimmtlihen Truppen vor Sich vorbei defiliren, worauf dieselben zum Gottesdienst ein Quarrèe formirten. Se. Maj: stät, tie Hôchsten Herrschaften und sämmtliche Ge: folg’, näherten Sich dem an der Morgenseite des Vier-

es errichteten” Altar und wohnten dem Gottesdienste

dei. Nach Beendigung desselben begaben Sich die Höchsten Herrschaften in die Stadt zurück. -

Mittags war große Tafel bei Sr. Majestät, wel: cher sámmiliche anwesende Höchste Herrschaften mit ih- rem Gefolge beiwohnten und zu der außêrdem die jämmt- lichen Generale und Staabs- Offiziere des 8ten Armee- Corps, die anwesenden andern Preußischen ‘und fremden Generale, die Höchsten Civilstellen und mehrere anwe- sende Fürsten und Landstände gezogen wurden, Nach: mittags besuchten Se. Majestät ia Begleitung Höchst- ihrer Familie und des General-Lieutenants v. Rauch die Veste Ehrenbreitstein und Abends bechrten die Kd- nigl. und anwesenden fremden Prinzen und Prinzessin- nen einen von der Stadt veranstalteten Ball mic Jh- rer Gegenwart. Am 12, Morgens 87 Uhr begaten Sich Se. Majestät auf den Manöver : Plaß des 8ten Arni&ee Corps chnweit Weissenthurn, woselbst in Gegen- wart sämmtlicher höchsten Fremden, ein Corps Manöver zur Allerhöchsten Zufriedenyert ausgeführt wurde.“ -Mit- tags war. ivieder Tafel bei Sr, Majestät. Nach der- selben besahen Se. Majestät einen Thel der Stadt- werke und die. Veste Alexander mit den neuen Befesti- gungen der Carthause. Heute früh wohnten Se. Maj. einem zwischen Kärlich und Weissenthurn "statt. finden, den Maudvre in zwei Corps bei, und speister Mittags en fámillc. Der Großherzog von Baden, der Groß- fúrst Constantin und der Herzog von Cumberland sind im Laufe des" heutigen Tages abgereist, Se. Majestät

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werden Sich morgen auf. dem von der Dawpfschi fahrtsgesell|haft zu Côln zur Allerhöchsten Dispositiz gestellten neuen Dampfboote einschiffen, mit demselh, nach Côln fahren, und von hier aus die Reise zu V; gen nah Aachen fortseßen, woselbst Höchstdieselben üby naten und folgenden Tages nach Brüssel weiter reis werden.

Wissenschaftlihe Nachrichten.

Berlin, 19. September. Heute wird das Jubi fest eines Mannes* gefeiert, in dem nicht blos Tausey ihren Lehrer verehren, sondern dem die Wissen|chasy überhaupt, vor allen aber die Naturgeschichte und h Medicin unendlich viel verdanken. Heute vor funf Jahren empfing Blumenbach in Göttingen die DY corweihe und vertheidigte seine Dissertation: De ; rietate generis humani nativa, und begründet dady; recht eigentlih die Naturgeschichte des Menschen,

_ Gegen sechzehnhundert Verehrer Blumenbah' allen Gegenden Deutschlands, haben sich vereinigt, d Jubelgreije nicht blos ihre Liebe zu beweisen, |ondy auch das Andenkèn an dieselbe für die - Nachkommen bewahren. Es ist hier eine beinahe zwei Zoll groj von Gube sehr brav geschnittene Medaille, bei Loi geprägt worden, die auf der Hauptseite sein wohl trofsenes Bild mit der Unschrift: J. Fr. Blumenbij Nato Gothae, D. 11. Maji 1752. Doct. Creato 64 tingen D, 19. Sept. 1775., auf der Kehrseite a {als Anspielung auf seine Theorie von den Mens raçen) einen europäischen , einen mongolishen und tine äthiopi|chen Schädel darstellt, mit der Fortseßung ja Umjchrift: Naturae Interpreti Ossa Loqui Jubea Philosophili Germanici. D, 19. Sept. 1829. Dem} belgreise wird heute nicht blos dieje Medaille in Ÿ und Silber, so wie das Festprogramm (worin die zw um ein Drittel vermehrte Ausgabe des hier vor gy Jahren erschienenen Index numismatum 11 viro de rebusmedtcis vel physicis meritorum memorigf percussorum) úberreichc, sondern auch zugleich die N richt mitgetheilr, daß die ¡Subseritirten durch ihre | träge ein Stipendium Blumenbachianum begrüi haben, ein Ret)cstipendium für einen mittellofen jun Arzt oder Naturfor]cher, der seine akademische La: fd mit Lob beendigt hat, und sich nun auf Rci}eo vél ausbilden w!ll, Dieses Stipendium soll Blu menbal so lange er lebt, hoffentlich noch recht lange, st vergeben. |

Uederdieß werden heute von der hiesigen Köni Akademie der Wissenschaften, vou der Phile}ophyild und Medicinischen Facultät der hiesigen Königl. Univ niát, so wie von -den úbrigen Preußischen und vil audern Universitäten und gelehrten Gesellschaften Gl wünschungs}chreiben bei ihm eingehen, und nicht wel Aerzte und Naturforscher, unter ihnen zwei aus Bel begrüßen den Jubelgreis persdulich.

Königliche Schauspiele

Montag, 19. September. Jm Schauspielhal „Der èwige Jude,“ dramatische Legende in 5- Abth

von A. Kiüingemann.

Dienstag, 20. September. Jm Schauspiel ¿Maria Struarí,‘/ Trauerspiel in 5 Abiheilungey V Schiller. (Mad. Wolf wird als Königin Elis wieder auftreten.) i 10nuC R

- Gedruckt -bei Feister und Eisersdorff-

Nedacteur. Joh!

reußische

Allgemeine

Staats - Zeitung.

e. 219%

Berlin, Dienstag, den 20sten September 1825.

I Amtliche Nachrichten.

Fromit:. des T:9:g €%

Seine Majestät der König haben den Geheimen r: Finavzräthen Wlöômer und Bon den rothen er - Orden dritter Klasse, und dem Schull-hrer gzzeba zu Przywor, im Regierungsbezirk Oppeln, Pete Ehrenzeichen zweiter Klasse zu verleihen et,

Das 17te Stück der Geseßsammlung, welches heute

gegeben wird, enthält: unter

963, die Verordnung, wegen der nah dem Edifte rom 1sten Juli 1823 vorbeholtenen Bestim- mungen für die Provinzial: Landstände der

‘Kur - und Neumark und Niederlausilz ;

964, die Verorduung wegen zukünftiger Verfassung der Kommunal», Landtage der Kur - und Neus- inaurfz

965. die Kreisordnung der Kur - und Neumark Brandenburg z

966. die Verordnung wegen der nach dem Edifte

vom 1sten Juli 1823 vorbehaltenen Béstim- mungen ‘für die Provinzial - Landstände des Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen z

967. die Verordnung wegen zukünftiger Verfassung der Kommunal. Landtage in Pommern, und

968. die Kreisordnung des Herzogthums Pommern und Fürstenthums Rügen. Sämmtlich vom 17ten, und unter

969, die Allerhôchste Kabinetsordre vom- 20, v. M., daß die Ablesung der Subhastations-Patente von Berg - und Hättenwerken in den Kirchen nicht mehr Statt finden soll.

Berlin, den 20. September 1825.

evt ts Note o Er.

ll, Zeitungs - Nachrichten. Ausl-and. Paris, 13. September. Vorgestern hat der Kai-

lihe dsterreichische Botschafter, Baron v. Vincent,

t Audienz bei dem Könige gehabt, um ißm ein No- fationsschreiben wegen der Geburt eines Sohnes des

E E e CrTI E L E E E

Eryeryeas Jofeph, Palatins von Ungarn, zu úber- reten,

Ein hiesiges Blatt sagt: „Wenn es wahr wäre, daß die proviforishe Regierung Griechenlands sich der englischen Regierung unterworfen habe, so würds auf unsern Ministern eine schrecklihe Verantwortlichkeit lasten.// Es ist uns unmöglich, bemerkt hierbei die

Etoile, herauszubringen, was für eine Verbindung

zwischen der Verantwortlihkeit der französischen Mis- nister und dem Entschlusse der Griechen aus Napoli di Romanía vorhanden ist. Dieser Entschluß is zuoödrderst

wahrscheinlih nur von wenigen Griechen gefaßt worden,

welche dem sie bedrohenden Ungewitter dadurch zu ent-

gehen: hofften, und wird gewiß nicht von allen Hellenen

genehmigt werden, die seit vier Jähren so tapfer für ihre Unabhängigkeit gefochten haben, und ihre Freiheit

gewiß nicht aufopfern werden, indem sie sih zu Unter-

i(hanen Großbrittaniens machen, Geseßt aber, . dieser Akt sei allen Griechen gemein, so ist es flar, daß es sich nicht mehr um die Freiheit eines Volkes handel würde, sondern-bvlos von einer Veränderung in der Per- son. der Herkscher, welches die Frage sehr verändern

“würde, denn alsdann würde sie sich darauf beschränken :

ob es für Europa gut sei, daß England die Eroberung von Morea und von den Fnseln des Archipelagus be- werkstellige? Es léßt sich leiht abnehmen, daß die Folge davon ein Krieg zwischen England und der Pforte und noch andern Mächten Europa's sein würde. Eng- land wird aber gewiß nicht, um einen Aft der Ver- zweiflung einzelner Griechen gut zu heißen, dem System der Neutralität , welches es immer aufgestellt hat, ents sagen und den Weltfrieden gefährden, da cs das größte Interesse hat , ihn ungestört zu erhalten.

Nachrichten aus Bagdad vom 28. Mai melden, daß auch dort bedeutende Ueberschwemmungen statt ges- funden haben. Der Tigris war an vielen Orten über- getreten, und Bagdad befand sih seit drei Wochen wie in der Mitte eines ungeheuern-Sumpfes. Zur Zeit: des Abganges jenes Briefes nahm das Wasser at, aber die Stadt ist in der Gefahr gewesen, ganz überschwemmt zu werdenz viele Häuser sind eingestürzt, unter andern: auch das Wohngebäude des Pascha. Die bedeutenden Regengüsse in Ober-¡Mesopotamien und das Schmelzen des Schnees auf den Bergen von Medèien und Kur- distan sind die Veranlassung dazu gewesen. Zahlreiche Familien von Arabern in Nieder - Mesopotamien sind von den Fluthen beinahe verschlungen worden; ja man versichert, daß der eine Theil der Bevölkerung nur mit Aufopferung vieler Menshea gerettet worden sei. Jn der Verzweifelung' hat man auch die Leichen der Ers- trunfenen gebraucht, um Dämme und Deiche aufzufühs- ren. Alle Lebensmittel stiegen auf das Dreifache ; die Araber und Kurden waren überall im Aufruhr,