1872 / 155 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 04 Jul 1872 18:00:01 GMT) scan diff

Deutseher Central-Bau-Y erein

(Aktien-Gesellschaft), Sdamm-Capi(al 1.200.000 Thaler.

S. T,

Vor einigen Jahren wurden in unserer Nähe einige Genossenschasten unter dem gemeinschastlichen Titel: Deutscher Central-Bau-Verein gegründet, um bei entsprechender Unterstützung des Kapitals wenig Bemittelte in den Stand zu setzen, sich durch regelmässige Sparsamkeit successive ein Eizenthum zu erwerben, wodurch ihr Selbstgesfühl gehoben und sie befähigt werden ¿alten auf genossenschastlichem Wege ah Vorschriften des Gesetzes mit an der Lösung der Wohnungs- und sozialen Frage, selbst in ganz bescheidenen Verhältnissen, mitzuwirken. Die guten Wünsche der vielen Freunde und In- teressenten dieser Idee waren aber nicht genügend, mit Faktoren abzurechnen, welche seit der Zeit auftauchten und die Durchführung des genossenschaftlichen Prinzips auf dem Gebiete des Bauwesens zur Unmöglichkeit machten, weil Berech- nungen und Voraussetzungen jeder Zeit fehlschlugen. Die rapiden Stei erungen der Löhne, die durch diese verursachten Steigerungen der Preise aller Materialien machten eben jedes sichere geschäftlicheCalcul zunichte. Die Arbeitn eh mer, für welche in der Hauptsache (von Wohlthätigkeitsanstalt konnte keine Rede Sein) diese Genossenschasten Segen bringen sollten, traten direkt oder indirekt gegen die Arbeitgeber und das Kapital auf und jene können sich Jetzt nicht wundern, wenn praktische Erfolge,

welche sich bei dem Versuche nicht ergeben wollten, in Zukunst mit gehöriger Berücksichtigung der materiellen Interessen

angestrebt werden.

Der „Deutsche Central-Bau-Verein“ als „Genossenschaft“ trachtete danach, wie schon gedacht, ohne Ver- waltungskosten sparsähige Leute durch regelmässige Abzahlungen zu schuldenfreien Grandbesitzern zu machen. Der Versuch missglückte, wenigstens insoweit, als er praktisch nichts Grosses, Einheitliches schassen konnte und so verschwindet vom Genossenschafstsregister der „Bauverein“, um der „Aktiengesellschaft“: „Deutscher Central-Bau-Verein“ Platz zu machen. Wir sind befugt, zu erklären, dass dieser Verein der Herstellung kleiner und mittlerer Wohnungen unter Berück- sichtigung aller sanitätlichen Verhältnisse hauptsächlich seine Thätigkeit widmen wird, wobei natürlich nicht ausgeschlossen ist, dass der Verein „selbstständigen Genossenschasten“ durch Kapitalvorschüsse und kommissionsweise Uebernahme ihrer Bauten nach Kräften Vorschub leiste. Nur wird er im Interesse seiner Aktionäre dabei besorgt sein, dass der ihm gehörige Grund und Boden und die von ihm in seinen eigenen Werkstätten geschassenen Materialien und die daraus hervorgehenden Baulichkeiten nicht allein dem Zwecke entsprechen, sondern auch den Beweis liefern, dass das Kapital nicht wiederum ein Experiment um eines humanen Prinzips willen beabsichtige. Der „Deutsche Central-Bau-Ve rein“ wird in Vertretung seiner Aktionäre nach Krästen bemüht sein, zu einer praktischen Lösung der Wohnungsfrage in den an-

edeuteten Verhältnissen beizutragen. Er hat, ungleich manchen Novitäten, die sich auf fremdem Gründ und Boden sür Tieses Ziel enthusiasmirten, vorläufig seine eigenen Terrains in der

öpnicker-Strasse 22/27, die bekannten Goldschmidt'schen Baulichkeiten und Plätze umsassend, an der

Gneisenau-Strasse, ferner am Hamburger Thor, welche die Sogenannten Familienhäuser mit in sich schliessen, hinter dem

Gesundbrunnen, (wo schon 26 Häuser mit Einzelwohnungen zum sofortigen Verkauf fertig und weitere 93 Häuser in Angriff genoïnmen sind) und bei

Niloabit, dazu auserkoren, gute, gesunde Wohnungen sür Tausende von Familien herzustellen und um der

Poien Ausführung des Projektes sofort E treten zu können die erforderlichen Fabriken für Baumaterial in vollem

etriebe erworben, resp. die nöthigen Werkstätten in entsprechèndem Maasse in Bau genommen. Das Kapital der Gesell-

schast ist, wie Eingangs schon ermit wurde, auf 1,200,000 Thlr. sestgesetzt, wobei darauf Bedacht genommen ist, dass auch

für die Rechtsnachfolge der Erwerber einzelner Grundstücke die hypothekarischen Verhältnisse in entsprechend billiger Weise geregelt werden können.

Da der Verein gleichzeitig berufen sein wird, die baulichen Ausführungen der Westend-Gesellschast gegen eine der Sache entsprechende Provision hier s0wohl, wie auswärts mitzuleiten, so liegt es nahe, dass uns, als finanziellen Repräsentan- ten des Vereins, die Bedingung aufgelegt wurde, den Aktionären dieser Gesellschast gleichmässig mit denen der nsTIgen einen Vorzug einzuräumen. Diesem Vorbehalt genügen wir, indem wir den Inhabern von je sünT Aktien der WesteRg- Gesellschaft, H. Quistorp & Co. oder der Vereins-Bank, Quistorp & Co. ein Bezugsrecht auf je zwei Aktien des Deutschen Central-Bau-Vereins in der Weise al pari einräumen, dass gegen Präsentation der betressenden Aktien beider Gesellschasten nach erfolgter Abstempelung der Stücke 40 pCt. Interimsquittungen gegen Erlegung von Thlr. 80. pro Stück nebst 5 pCt. Zinsen vom L. Julia. c. in dem Zeitraum vorn 3. bis 12. Juli in unsern Bureaux

Berlin, IHegelplatz 2, Charlottenburg, Berliner-Strasse 71,

ausgehändigt werden. Vollzahlung ist unter gleichmässiger Zinsberechnung jeder Zeit gestattet. Ueber den demnach ver- bleibenden Rest des Kapitals, welches sest übernommen ist, wird je nach Bedürfniss freihändig disponirt werden.

Berlin, den 29. Juni 1872. 36/7)

Vereins-Bank, Quistorp & Co.

Deutscher Reichs-Anzeiger

und

Königlich Preußischer

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a U Ee n B Sa e

Me 155. Berlin, Donnerstag,

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Präsidenten der Seehandlung, Günther, den König-

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lichen Kronen-Orden zweiter Klasse mit dem Stern zu verleihen.

Nr. 76 das Geseh, betreffend die Einführung der allge- meinen Deutschen Wechselordnung und des allgemeinen Deutschen Handelsgeseybuchs in Elsaß-Lothxingen. Vom 19. Juni-1872.

Berlin, den 4, Juli 1872. È

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Kaiserliches Posk-Zeitungs8amt.

Dem Königlich italienischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister in Berlin, Grafen von Launay, das Großkreuz des Rothen Adler-Ordens ; dem Kaiserlich russischen Wirklichen Staats-Rath von Thoerner zu St. Petersburg den Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit dem Stern ; dem Kaiserlich russischen Kammerjunker Grafen von Nieroth, Chef des Fremden-Bureaus 1n St. Petersburg, den Rothen Adler-Orden dritter Klasse; dem Kaiserlich russischen Obersten von Gran- feld, Chef der Skt. Petersburger Feuerwehr , den O Kronen-Orden dritter Klasse; dem Kaiserlich russischen Major und Polizei - Kommissar von Jung zu Stk. Petersburg und dem Kaiserlich russischen Major von Seidli , Ordonnanz- Offizier des Ober-Polizeimeisters und Generäl-Ädjutanten von Trepoff zu St. Petersburg , den Königlichen Kronen - Orden vierter Klasse zu verleihen.

Königreich Preußen,

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Dem Kammergerichts-Sekretär, Kanzlei-Rath Parti bei seiner Pensionirung den Charakter als Geheimer Kanzlei- Rath zu verleihen.

Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche A rbêkken.

Den Gebrüdern Paget in Wien ift unter dem 1. Du D cin Patent, auf eine Nähmaschine, soweit solcbe nach der vorgelegten Zeich- nung, Beschreibung und dem Modell für neu und eigen- thümlih erachtet worden ift, ohne Jemand in Anwendung bekannter Theile zu beschränken, auf drei Jahre, von jenem Täge an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden,

Justiz-Ministerium.

Der Referendarius Thelen aus Elberfeld ist auf Grund der bestandenen großen Staatsprüfung zum Advokaten im Bezirk des Königlichen Appellationsgerichtshofes zu Cöln er- nannt worden.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den nachbenannten Damen die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen fremdherrlichen Dekorationen zu ertheilen, und zwar: des Königlih württembergischen Olga- Ordens: der Frau Ober-Bürgermeister Anna Scydel, ge- borenen Meyer, der verwittweten Frau Professor Marie von Bärensprung, geborenen Bluhme, der Frau Apo- theker Adelheid Clara Kobligk, geborenen Bock, der Frau Geheimen Kanzlei-Rath Emilie Rechten, geborenen Brose, dem Fräulein Pauline Hedemann, dem Fräulein Clara Schubarth, den Fräuleins Clara und Emma Lobedan, der Frau Geheimen Kommerzien-Rath Therese Ravené, geborenen von Kusserow, der Frau Sarahjane von der Lancken, gebornen Jrotter, dem Fräulein Hedwig von Bismarck, dem Fräulein Georgine von Görn c, sammt- lih zu Berlin, dem &Freifräulein Hedwig von Wißingerode zu Cöln; sowie des Königlich bayerischen Verd ien st- ireuzes für die Jahre 1870/71: dem FräuleinEleonore Scheffer zu Marburg, der Frau Doktor arolineClaus, geborenen Sanner, daselbst, der separirten Frau Auguste Engel, geborenen Gladenbeck, zu Berlin, und dem Fräulein Emilie Nourney zu Cöln.

Finanz-Ministerium.

Bei der heute beendigten Ziehung der 1. Klasse 146. König- licher Klassen - Lotterie fiel 1 Gewinn zu 5000 Thlr. guf Nr. 81,98/ 1 Gewinn zu 1200. Thlr. auf Nr. 8320; 4 Ge- lane zu 100 Thlr. fielen auf Nx. 38,134. 53,352. 71,461 und

979. Berlin, den 4. Juli 1872. s Königliche GenekalzLotterie-Direktion.

Angekommen: Se. Erlaucht der Graf Heinrich von Schönburg-Glauchau, von Gusow.

Abgereist: Se. Durhlgucht der Prinz Friedrich zu Hohenzollern, nach Sigmäringen.

Der Kaiserliche General - Post - Direktor Stephan nach

Fischbach in Schlesien.

Deutsches Nei.

Se. Majestät der Kaiser und König haben im Namen des Deutschen Reichs den Pr. phil. Carl August Varac zum Kaiserlichen Ober-Bibliothekar bei der Universitäts- und Landes8bibliothek zu Straßburg mit dem Charakter als ordent- liher Professor zu ernennen geruht.

Uichtamtliches. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 4. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin-Königin gab gestern auf Schloß Babelsberg ein Diner und beehrte die Wittwe des verstorbenen Staatsministers Grafen Schwerin mit Allerhöchstihrem Besuche. Heute em- pfängt Jhre Majestät einige der Vorstände der unter Aller- höchstihrem Protektorate stehenden Vereine und Institute.

Ihre Majestät die verwittwete Königin ift am 1. d. Mts. Abends 10 Uhr mit dem Schnellzuge aus Salzburg in München angekommen und nach einem Aufent- halt von 10 Minuten mittels Extrazuges nah Possenhofen weitergereist. Am Bahnhofe in München wurde Jhre Majestät von Jhren kk. HH. dem Prinzen Luitpold und Herzog Max, sowie von dem preußischen Militärbevollmächtigten v. Stülp- nagel begrüßt. E l

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der

Se. Majestät der Kaiser und König haben im Namen des Deutschen Reichs geruht: den Königlich bayerischen Advokat-Anwalt Dursy aus Frankenthal zum Kaiserlichen Regierungs-Rath in der Verwaltung von Elsaß-Lothringen zu ernennen.

Bekanntmachung. L )

Qwischen Hamburg und Geestemünde (Bremerhafen) einerseits und Helgoland andererseits bestehen bis zum 13, bezw. 8, Juli d. J, folgende Postverbindungen : :

A. zwischen Hamburg und Helgoland (per Dampfschiff »Cux- haven«) bis zum 13. Juli: aus Hamburg jeden Montag und Don- nerstag 9 Uhr Vormittags, aus Helgoland jeden Dienstag und Frei- tag Morgens ; ]

B, zwischen Geestemünde (Bremerhafen) und Helgoland (per Dampfschiff »Nordsec«) bis zum 8. Juli aus Geestemünde jeden Kronprinz kam gestern Vormittags 9 Uhr von Potsdam R nt Samen 9 Hor S aus Helgoland Jeden | nach Berlin, machte dem Herzoge von Ratibor und anderen

ittvoch un ontag Vormittags. A ert i 5 , Mi ;

Mit dem Dampfschiffe von Hamburg na Helgoland erhalten Ln lge und kehrte Mittags wieder nah dem sämmtliche für Helgoland bestimmte Postsendungen Beförderung, | Neuen Palais zurü. weite spätestens am Abend vor dem gange desselben Über Har- burg und Altona bezw. von Lübeck und am Morgen des Abgangs- tages mit dem Courier uge aus Berlin in Hamburg eintreffen.

Mit dem Dampfsch{fe von Geestemünde (Bremerhafen) nach Helgoland werden die spätestens mit dem ersten Eisenbahnzuge aus Hannover am Morgen der Abfahrt in Geestemünde eingehenden Briefpostsendungen und die mit dem leßten Zuge am Abend vorher dort angekommenen Fahrpostsendungen weitergesandt.

Hamburg, den 1. Juli 1872. i

Der Kaiserliche Ober-Post-Direktor, Geheime Post-Rath Schulze.

Zu Liebstadt, im Regierungsbezirk A enigoverd wird am 16. Juli cer. eine Telegraphenstatión mit beschränktem Tagesdienst cfr, § 4 der Telegraphen-Ordnung eröffnet werden.

Königsberg, den 2. Juli 1872. : S Kaiserliche Telegraphen - Dircktion.

Auf den Antrag Preußens, betr. die Statistik der Ein- und Ausfuhr von Tabak, hat der Bundes e, in der Sigzung vom 25. v. M. nach Anhörung des Ausschusses für Joll- und Steuerwesen bes{lossen, daß in die nach Muster 13 zu den Borschriften über die Statistik der gemeinschaftlichen Zölle und Steatern des Deutschen Reiches zunächst für die Zeit vom 1. Juli 1871 bis 30. Juni 1872 aufzustellende Uebersicht der Einfuhr und Ausfuhr von Tabak, die Ein- und Ausfuhr der verschiedenen Gattungen der Tabaksfabrikate für das legte Halbjahr 1871 nur nach Maßgabe der bei den bisherigen An- schreibungen für die Kommerzial-Statistik beobachteten Unter- scheidungen aufgenommen und von nachträglichen Ermittelun- gen zum Zwecke größerer Spezialisirung abgesehen werde.

Das Staats-Ministerium trat heute zu einer Sizung zusammen.

Der Finanz-Minister Camphausen is am Abend des 30. Juni in Begleitung bes Land-Forstmeisters Ulrici, pon Geestemünde kommend, in Aurich eingetroffen, um fich persön- lih Über die dortigen Moor- und Fehnverhältnisse zu in- däiserliche Telegraphen-Direktion (oem, M O e treltion, Der Geheime Ober-Regierungs-Rath Wagener, wel- Das 14, Stück des Geseßblatts e Elsaß-Lothringen, welches | cher sich vor einigeu Tagen nach Varzin begeben hatte, ist von beute ausgegeben wird, enthält unter dort zurückgekehrt.

Zu Uscz und Chodziesen im Regierungsbezirk Bromberg, Gra- bow a. O. Pölip und Ziegenort im Negierungsbezirk Stettin, werden am 16. Juli mit den Postanstalten daselbs fombinirte Telegraphen- stationen mit beschränktem Tagesdienste eröffnct (cfr. §. 4 der Tele-

graphenordnung.) j; Stettin, den 1. Juli 1872.

den 4, Juli, Abends.

S É E E E L E L ee L E iri Ai E G

In Folge der Mittheilung des Kaiserlich deutschen General-Konsulats zu Warschau ist die Rinderpest im Gou- vernement Radom ausgebrochen. Die vorgeschriebenen SPerr- maßregeln find von den diesseitigen Regierungen getroffen worden.

Durch Kabinetsordre vom 18. Juni d. J. ist für die Seekadetten der Kaiserlichen Marine an Stelle des bisher gebrauchten Dolchs als Dienstwaffe ein Seitengewehr, in

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Form der in der Landarmee getragenen Extra-Faschinenmesser, an einem s{malen Koppel, eingeführt worden. Das Portepée ist dasselbe, wie es bisher von den Seckadetten am Dolche ge- tragen wurde.

In Folge der durch die lehten Mobilmachungen hervor- gerufenen Erörterungen ift jeßt bestimmt , daß bei künftigen Mobilmachungen die zur Bildung der Parkkolonnen erforderlichen Fuhrwerke, soweit folche nicht durch freihändigen Ankauf oder miethweise zu erlangen sein sollten, in der Weise beschafft werden sollen, daß die Pferde auf Grund des Kriegs8- leistung8geseßes ausgehoben , Wagen und Geschirre aber nach Maßgabe desselben Gesehes von Seiten der Gemeinden gestellt und gegen die für derartige Kriegsleistungen vorgesehene Ver-

gütung für die Militärverwaltung erworben werden,

Die militär- wissenschaftliche Bibliothek aus Metz, etwa 40,000 Vände umfassend, welche bereits an mehrere militär-wissenschaftliche Anstalten, wie die dortige Krieg8schu!e;, die hiesige Kriegs-Akademie, das Kadetten-Corps zur Verthei- lung gelangt war, soll auf Befehl Sr. Majestät des Kai- sers und Königs wiederum vereint und ungetheilt dem hiesigen Königlichen Generalstabe überwiesen werden. Die Meter Bibliothek enthält Werke, welche zu den größten Seltenheiten gehören, ja überhaupt nur noch in dieser Bibliothek vorhanden find, sowie höchst werthvolle Handschriften und Zeichnungen. Ueber zwei Jahrhunderte lang ift daran mit regstem Eifer und obne die Kosten zu scheuen, geschaffen worden. Qur Unterbringung dieser Bibliothek, von welcher bis jeßt erst der geringste Theil hier eingegangen ist, werden einige Säle des Königlichen GeneralstabSgebäudes frei gemacht werden; die völlige Aufstellung wird jedoch erst dann erfolgen können, wenn die Räumlichkeiten des schon sehx beschränkten General: stabs8gebäudes durch weiteren Anbau vergrößert worden sind.

Nachdem die Besichtigungen der Truppentheile der hie- sigen Garnison mit dem verflossenen Monat ihr Ende erreicht, haben Beurlaubungen von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften im größeren Maße stattgefunden. Bei den Truppentheilen wird jeßt vorherrschend, bis zum Beginn der großen Herbstübungen, der kleinere Dienst bestehend im Ba- jonettiren, Turnen, Detailexercitien, Schwimmen 2c. betrieben. Um die Mannschaft, namentlich die im Herbst v. Js. einge- stellten Rekruten mit dem Bivouakiren 2. für die Herbft- übungen bekannt zu machen, werden bei den Trupventßeilen auch kleinere Gefechtsübungen ausgeführt.

Die Karte, welche von dem Central-Komite der deutschen Verkine zur Pflege verwundeter und er- krankter Krieger dem in Aussicht stehenden Rechenschafts8- berichte über die Privatpflege der im deutsch-französischen Kriege verwundeten und erkrankten Krieger beigefügt werden soll, giebt ein sehr interessantes Bild. Die Karte umfaßt das gesammte deutsche Gebiet, das Kriegs8terrain und Belgien. Die Zeichen, welche die Orte der Pflegevereine, Depots 2c. bezeichnen, stehen, namentli in Deutschland, gcdrängt neben einander. Sie reichen in Deutschland von Memel, Schirwind, Lyck, Pleschen, Schildberg, Lubliniß, Ober-Beuthen 2c. im Osten, bis nach Emden, Cleve, Aachen, St, Vith, Saarbrücken, Bergzabern, Rastatt, Kehl, Freiburg 2c. im Westen, von Norden, Otterndorf, Hadersleben, Heiligenhafen, Bergen, Colberg, Pillau, Cranz 2c. im Norden, bis nach Lörra, Lindau, Fußen, Berchtesgaden 2. im Süden. Außerdem befanden \ich Depots in Belgien und auf feind- lichem Boden vorgeschoben bis an die Grenzen des Kriegs8- theaters. Sie reichten bis Amiens, Rouen, Versailles, Le Mans, Bendôme, Blois, Orleans, Pithiviers, Corbeil, Lagny, Nanteuil, Epernay, Chalons, Chaumonts, Nuits, Dôle und Belfort!

Mitte September d. I. feiert das Appellations- gericht zu Marienwerder sein 100jähriges Jubiläum. Qu diesem Feste wird das Justiz-Ministerium dem obengenannten Kollegium das Bild König Fricdrichs 11. schenken. Die Aus- führung desselben (in Oel) war dem Hofmaler Professor von Hanstein in Berlin übertragen worden ; derselbe hat es soeben vollendet und in seinem Atelier ausgestellt.

Das Programm für die Verhandlungen des inter- nationalen Gefängniß-Kongresses, dessen Sißungen gestern begonnen haben, ist veröffentlicht worden. Der Kongreß zerfällt in drei Abtheilungen , die aber nicht zu gleicher Zeit Sibungen abhalten und wird folgende Fragen besprechen : 1) Fragen in Bezug auf Gefangene vor threr Ueberführung ; 2 ragen in Bezug auf Gefangene während der Strafdauer; D Caen in Bezug auf Gefangene nah ihrer Entlassung. In Abth. T wird besprochen: 1) Die „Beibehaltung oder Ab- schaffung gewisser Strafen, 2) Die Strafdauer. 3) Erhöhte Strafbarkeit in Folge früher verübter Verbrechen. 4) Behandlung Gefangener während der Untersuchung. 5) Auslieferung.

Die Us IT hat folgende OTANS zu berathen: 1) Gefängnißgeseßgebung, 2) Verwaltung un Beaufsichtigung