1872 / 218 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 14 Sep 1872 18:00:01 GMT) scan diff

folgende Interpellation „an den Minister - Präsidenten: »We8- halb wurden die auf die Organisirung des serbischen Kon- a es sowie auf die Wahl des Karlowißer Erzbischofs und erbischen Patriarchen bezüglichen Statuten des im Juni 1869 einberufenen Kongresses nicht bestätigt? We8halb beabsichtigte der Minister auf dem in diesem Jahre einberufenen Kongresse die Wabl des Patriarhen nach dem alten Modus vornehmen u lassen? Weshalb hat der Königliche Kommissar en Kongreß aufgelöst, bevor derselbe noch eröffnet worden? Aus welchem Grunde wurde mit Uebergehung des Kongresses und während derselbe nicht versammelt war, zur Prüfung der Rechnungen Baron Ladislaus Majthenyi als Königlicher Kommissär entsendet? Wann beabsichtigt der Ministerpräsident im Sinne des Geseßartikels vom Jahre 1868 den nationalen Kirchenkongreß einzuberufen , damik dieser die Wakhl des Patriarhen vornehmen und die Verwaltung der Fundationen regeln könne?« Die Jnterpellation wurde dem Ministerpräsidenten zugewiesen. - Hierauf E die Beeidigung der Mitglieder der Verifikation8gerichte, und wird die Dele- gation8wahl auf morgen festgeseßt.

Schweiz. Bern, 13. September. Das gestern Abend stattgehabte Diner zu Ehren der Per des Genfer Schied8gerichts verlief in glänzender Weise. Der Bundes- präsident Welti brachte einen Toast auf das glückliche Resultat des Schiedsgerichts aus, welchen Graf Sclopis, der Vorsitzende des Schiedsgerichts, mit einem Trinkspruch auf die gastliche Schweiz beantwortete.

Niederlande. Haag, 11. September. Die neue Session der Generalstaaten wird am 16. d. durch den König in Person eröffnet werden.

Großbritannien und Jrland. London, 12. Sep- tember. Aus Dunro bin- Castle meldet das Hofjournal unterm 10. d. M.: » Sir Henry Rawlinson (Präsident der Königl. geographischen Gesellschaft) und Mr. Stanley (der amerifanische Journalist und Auffinder Dr. Livingstone's), wurden heute Jhrer Majestät der Königin vorgestellt.

Die Chefs der Japanischen Gesandtschaft be- suchten gestern mit ihrem Gefolge das Arsenal in Woolwich und wurden mit großen Ehrenbezeugungen empfangen. Sie kamen in cinem Spezialdampfer von London an und wurden von dem Kommandanten der Garnison, Generalmajor Sir David Wood und den höheren Beamten des Arsenals ehrfurchts- voll begrüßt. Der Besichtigung des Arsenals widmeten fie ses Stunden, während welcher Zeit sie den verschiedenen Prozessen der Fabrikation von Geshüßen, Wurfgeschossen u. \#. w. bei- wohnten und den ihnen ertheilten Erläuterungen große Auf- merksamkeit s{henkten. Vor ihrer Abfahrt nach Woolwich, nahmen die Japaner die hervorragendsten Gebäude in der City, wie u. A. die Bank von England und die Paulskirche in Augenschein und folgten einer Einladung des Lordmayors zum Dejeuner im Mansion-House.

Frankreich. Paris, 12. September. Nach der »Patrie« gewinnt die Untersuhung gegen den Marschall Bazaine solche lid mit iele daß der General Seré de Revières sich aus\chlicß- lih mit dieser Arbeit befassen muß und deshalb von der In- spektion der Fortifikation von Havre enthoben ist.

Das »Journal officiel« enthält Nachrichten Algerien, denen wir Folgendes entnehmen:

»Im Westen herrschen noch immer die Pocken, da die ! Î der großen Hitze ohne Erfolg blieb. Die

lieber, welche im Thale von Jssers wütheten, haben an Jnten- sität abgenommen. Der in der Gegend von Bordj Menarel fignalifirte Brand hat keine große Ausdehnung gewonnen. Die Eintreibung der Steuern in Oran geht ohne Anstand vor sih und werden dieselben einen höheren Ertrag als im vorigen Jahre liefern. Mehrere Brände brachen aus, die bedeutendsten in den Wäldern von Sidi Youb und Tenira, wo fast 3000 Hektaren Waldung verzehrt wurden. Die Wälder auf tunesi- hem Gebiete von Tebessa bis La Catte fahren fort zu bren- nen. Der Gesundheitszustand is vortrefflich. Die Nomaden haben ihren Rückzug in die Sahara angetreten.

Die zwei vor Cherbourg liegenden nordamerikani- \chen Kriegsfregatten »Congan« und »Plymouth« haben von ihrer Gesandtschaft den Befehl erhalten, sich am 14. Sep- tember zur Begrüßung des Präsidenten der Republik nah Havre zu begeben.

Der Maire von Châlons hat an seine Mitbürger folgende Bekanntmachung erlassen:

Der Maire is von der französischen Jntendanz und von der Pren iien Kommandantur in Kenntniß gejeßt worden, daß im Laufe

es Monats September große Manöver in der Umgebung von Châlons

stattfinden sollen. Die deutschen Truppen werden am 5. und 14. an- kommen und bis zum 21. in der Stadt bleiben. Die Einwohner werden außer der Garnison 89 Offiziere, 2303 Unteroffiziere und Soldaten und 471 Pferde aufzunehmen haben. Der Maire rechnet bestimmt auf den Beistand seiner Mitbürger und bittet sie, diese leßte Last mit der Entsagung und dem Patriotismus zu ertragcn, von denen sie seit zwei Jahren so viele Beweise gegeben haben.

Châlon§, 2. September 1872.

i Im Auftrage des Maire: Eug. Juglar.

Türkei. Konstantinopel, 6. September. Der Gro ß- vezir hatte gestern Mahmud Pascha und die übrigen Mit- glieder des früheren Ministeriums aufgefordert, sich vor dem Ministerrath einzufinden, um gewisse Fragen bezüglich ihrer Geschäftsführung zu beantworten. Mahmud Pascha hat in- dessen sein Erscheinen verweigert, unter der Angabe, daß er Unwohlseins wegen das Haus nicht verlassen könne. Der Großmeister der Artillerie hat die Anwerbung von vier neuen Jnspektoren in London für die Kaiserlihen Waffen- fabriken beschlossen. Die Kommission, welche mit der Prü- fung der neuen Eisenbahn - Konvention beauftragt ist, hat bercits ag Sizungen gehalten. Vorsißender der Kom- mission ist der General - Direktor der österreichisch - türkischen Kredit-Anstalt. j

_— Mahomed Ruschdi Pascha is zum Chef des neu gebildeten Ministeriums der Bergwerke (bisher zum Ministe- rium der öffentlichen Arbeiten gehörig) und der Forsten er- nannt. Der neu ernannte Minister war unter Mahmud Pascha verbannt worden.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 9, Sep- tember. Die Königin Mutter, welche am 16. August in Berchte8gaden eintraf, bewohnte dort die Königliche Villa, welehe ihr der König von Bayern zur Verfügung gestellt hatte. In Berchtesgaden wourde Jhre Majestät von Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin des Deutschen Reiches und von Preußen, der Herzogin von Urach und der A ed von Urach, Gräfin von Württemberg besucht. Am

9. August, als am Geburtstage des Königs von Bayern, gab die verwittwete Königin von Schweden ein Diner. Heute ist die Königin nah Wien abgereist, um der verwittweten Kaiserin Carolina Augusta einen Besu abzustatten. Am 13. d. Mts. gedenkt Jhre Majestät die Reise nah Dresden fortzuseßen.

Dánemark. Kopenhagen, 11. September. Die Prin- zessin Alexandra von Wales reiste wegen shlechten Reise-

aus

Sang in Folge

wetters erst gestern Nachmittags mit ihren Kindern auf der englischen Dampf-Yacht »Victoria and Albert« von hier nach England ab. Die ganze Königliche Familie begleitete Jhre Königliche Hoheit auf demselben Dampfschiffe und fieg erst bei Bellevue nah genommenem Abschiede an das Land.

Der Chef der Leibgarde, Oberst Kammerherr Baudißt, und Premier-Lieutenant L. Meyer sind, dem »Tags§-Telegraphen« zufolge, beordert worden, den Manövern, welche von Ab- theilungen der österreichischen Armee in den Monaten August undssSeptember theils bei Bruck a. d. Leitha und theils in der unmittelbaren Nähe der österreichishen Hauptstadt abgehalten werden sollen, beizuwohnen, während der Ingenieur - Kapitän Tobiejen und Premier-Lieutenant Rohde angewiesen worden sind, der zur obenbezeichneten Zeit bei Millingen in Gaderland stattfindenden Truppenaufstellung beizuwohnen. Die Jn- fanterie-Offiziere, Oberst Lund und Kapitän Schroll find in diesen Tagen von einem Besuche bei den russischen Truppen- sammlungen in Zarskoje-Selo zurückgekehrt.

Amerika. Aus Washington wird unter dem 11ten d. M. gemeldet: Der Präsident Grant is hier in Folge des Empfanges wichtiger Depeschen“ aus Genf angekommen. Mor- gen findet eine Kabinets-Sißung statt. Es is Grund zu der Annahme vorhanden, daß die zuerkannte Schadloshaltungs- summe 15 Millionen Dollars beträgt. Der Präsident Grant hat seine Befriedigung über das durch das Genfer Schicds- gericht erzielte Resultat offen ausgedrückt, nicht wegen der Qu- erkennung, sondern weil Prinzipien geregelt und der Streit O und in den Interessen des Friedens beigelegt worden.

Amerikanische Blätter melden das Ableben des che- maligen amerikanischen Gesandten Ralph J. Ingersoll, am russischen Hofe, im 84. Lebensjahre.

__ New-York, 13. September. Gestern fand hier cine große liberal-demokratishe Demonstration zu Gunsten Greeley's statt. Präsident Grant ernannte Lorenzo Brentano zum ameri- kanischen Konsul in Dresden. Aus Baltimore werden drei große Zahlungseinstellungen gemeldet, mit Gesammtpassiven im Betrage von 3 Millionen Dollars.

Die sogenannten » Jnseln im Winde « wurden nach Nachrichten, welche von den Antillen hier eingetroffen sind, durch orkanartige Stürme heimgesucht, welche eine große An- zahl von Schiffen zum Scheitern gebracht und auch sonst furchtbare Verheerungen angerichtet haben. Namentlich sind an der Küste von Dominica viele Schiffe zerschellt, der Landung8play an dieser Insel ist fast vollständig zerstört und eine große Anzahl von Menschenleben is zu Grunde gegangen.

Aus dem Wolff’ schen Telegraphen-Büreau.

London, Sonnabend, 14. September. Aus Genf vom gestrigen Tage wird der »Times« telegraphirt, daß die Höhe des vom Schiedsgericht den Vereinigten Staaten zugebilligten Schadenersaßes ctwas über 3 Millionen Pfund Sterling be- trägt. Das Urtheil sei von vier Schied8richtern unterzeichnet, während der fünfte SchiedSrichter Cockburn cin Separaturtheil abgegeben habe, in welchem er nur dem Urtheilsspruche der anderen Schiedsrichter bezüglich der durch die »Alabama« ver- ursachten Schäden, nicht aber bezüglih der anderen Kaper- schiffe beistimmt. Die Verbindlichkeit Großbritanniens für die durch die »Florida« erwachsenen Schäden wurde mit 4 Stim- men gegen 1, für die durch die »Shenandoah« mit 3 gegen 2 Stimmen anerkannt, während sämmtliche übrige Ausprüche verworfen wurden.

London, Sonnabend, 14. September. Aus Hull geht die Meldung ein, daß unwkrit dieser Stadt dic Rinderpest aus- gebrochen sei. Eine in der Dubliner amtlichen Zeitung ver- öffentlichte Verordnung verbietet die Vieheinfuhr in Jrland aus Deutschland, England und Schottland.

Paris, Sonnabend, 14. September. Das »Journal officiel« enthält einen Ausweis Über die französischen Staats- einnahmen aus dem ersten Halbjahr 1872. Nach demselben waren an direkten Steuern 271 Millionen eiñgegangen, wäh-

heit, ja mit liebevoller Entrüstung zu protestiren sämmtlich solche Möglichkeit des Verraths ohne Weiteres und mit einer durch ihre Naivetät rührenden Besorgniß eines Jeden, er könne es vielleicht selber sein, zugeben. Nur ein Einziger enthält si des Fragens: Judas; und es ift als ein besonders feiner Qug der Komposition hervorzuheben, daß der Künstler den wirklichen Verräther sich still fortschleihen läßt. Auch daß sich die durch. gängig realistische Behandlung der Jünger gerade bei Judas bis s Trivialisirung verhärtet, wird durch dieselbe Intention vollkommen gerechtfertigt.

Es liegt bei der Betrachtung der Komposition eine Ver- gleichung mit dem berühmten »Abendmahl« von Leonardo da Vinci nahe, und hier zeigt sich sogleih der große Unterschied der damaligen Auffassung religiöser Motive von der heutigen wir meinen nicht von der heutigen der religiösen Maler, sondern von der des heutigen religiösen Bewußtseins. Bej Leonardo ist Alles arrangirt, bis auf die regelmäßigen Falten des Tischtuchs herab, völlig entrückt der Wahrscheinlichkeit des wirklihen Vorganges, die Figuren typisch idealisirt, wie sie sich allmählich durch die Entwicklung des christ lichen Dogmas in der mittelalterlihen Anschauung ge- staltet hatten; bei von Gebhardt überall das gerade Gegentheil : Die Anordnung der Tafel zeigt, bei aller Beobach, tung malerischer Effektuirung und kompofsitioneller Oekonomie, nichts Arrangirte8s; es herrscht auch hierin, wie in der Art, in welcher die Jünger gekleidet sind und sich gruppiren, völlige Ungenirtheit. Man hat das Gefühl, daß in der That so und gerade so die Scene sih zugetragen was bei Leonardo's Abendmahl Niemandem einfallen kaun —; aber gerade des. halb, gerade dieser derben Natürlichkeit halber, wirkt das, worauf es hier ankommt, die innige Hingebung dex Jünger an ihren Meister und Herrn, die tiefe Verehrung, die \ich in jeder Bewegung, in jeder Miene dieser einfachen und ungebil. deten Männer ausdrückt, mit um so überzeugungs8vollerer Wahrheit. Durch Nichts wird die empfindungskräftige Wir- kung cines echten, d. h. durcbgeistigten Reali8mus, gegenüber shwächlicher Jdealisirung, in schlagenderer Weise bewahrheitct, als durch diese Versöhnung naturwahrer Gestaltung mit dem Ausdruck bescelter Jnnerlichkeit.

Vielleicht mag wegen dieser rücksichtslosen Naturtreue in Allem, was zur äußerlichen Scenirung gehört, das Gemälde für Manchen, der bei religiösen Bildern jene sentimentale ödealisirung zu finden gewöhnt i}, etwas Fremdartiges, ja Befremdendes haben. Aber bei längerer Betrachtung wird dicser Eindruck schwinden und einer desto tieferen Befriedigung, ja ciner wahrhaften Rühruvg Plaß machen. Denn der Realis- mus ist hier nur die äußere Hülle für cinen tiefen seelischen Inhalt, denn weit entfernt davon, damit den Eindruck einer trivialen Lebenswirklichkeit zu erzielen, so daß etwa dieser Christus und besonders diese Jünger, wie auf den Bildern der alten deutschen und holländischen Meister, ebenso gut cine Gesellschaft deutscher oder holländischer Bauern darstellen, prägt sich in diesen Jüngern troy alles Reali8mus eine Innigkeit der Em- pfindung, eine Wahrhaftigkeit inneren Seelenlebens aus, die uns sogleich der bloßen Tageswirklichkeit und der modernen Gegenwart entrückt.

Einen wesentlich andern Charakter hat das Plockhorstsche Bild. Wenn von Gebhardt, bei sehr bescheidener, aber dennoch bedeutender Koloritwirkung, den Reali8mus hauptsächlich in der Komposition vorwalten läßt, so legt Plockhorst den Haupi- accent, bei aller Kraft und Schönheit der Formen in seinen Gestalten, auf die Intensität der Farbenwirkung. E®§ ret- fertigt sich dies ideale Streben in der Gestaltung durch das Motiv selbs. Christus und seine Jünger gehören immerhin der realen Geschichte an, find Personen , die unter den andern Menschen auf der Erde wandelten und lebten. Hier dagegen handelt es sich um ein überirdisches Sujet, ja was noch mehr in Betracht kommt nicht einmal um ein Motiv des christlichen Dogma's, sondern um eine talmudische Mythe, Denn es is} dem Talmud entnommen, wenn erzählt wird, daß der Erzengel Michael, von Jehova auf die Erde gesandt,

| um den Leichnam Mosis in den Himmel emporzutragen,

| mit

rend der Voranschlag für 1872 im Ganzen 598 Millionen be- |

trägt. An direkten Steuern waren 759 Millionen erhoben

worden, mithin 88 Millionen weniger, als nach dem Voran- |

schlag angenommen war. Dieses Defizit besteht in 22 Millio-

nen für die früheren, in 66 Millionen für die neu eingeführten | | wand wie Flügel sind weiß, während die Flügel der kleinen

Steuern und Jölle. Es wird hinzugefügt, daß man dieses

Defizit vorhergesehen habe, und daß dasselbe durch die in Vor- | ausfiht der neuen Steuern und Zölle vorher angeschafften |

Vorräthe von den betreffenden Waaren sowie durch die Kontre- bande herbeigeführt sei.

Nach Absorbirung dieser Vorräthe |

würden die Einnahmen rasch wieder steigen, namentlich die- jenigen von Kaffee, Thee, JZucker, Cacao, welche einen Ein- | nahmeausfall von 58 Millionen repräsentirten. Ebenso würden

die Einnahmen aus dem Tabak und Alkohol sich in Folge der Repressivmaßregeln gegen die Kontrebande wieder heben. Alles lasse sonach hoffen, daß der Voranschlag in den leßten Monaten dieses Jahres werde erreiht und daß das finanzielle Gleich- E im Laufe des Jahres 1873 faktish werde wiederhergestellt werden.

Bukarest, Freitag, 13. September. Auf den neu ge- bauten Linien Bukarest-Pitesti und Bukarest-Roman sind heute die ersten Züge abgegangen. nahme der vorgenannten Bahnlinien Bukarest - Pitesti und Bukarest-Roman zugesichert und übernimmt damit die Ver- pflichtung zur Garantie für dieselben.

Die Kunst-Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste, IV. Religiöse Malerei.

Von den dem Gebiete der religiösen Malerei angehöri- |

gen Gemälden betrachten wir zunächst das von der National- allerie angekaufte Gemälde von Gebhardt's »Das

bendmahl« (I. Nr. 251) und das dem Cölner Museum zu- gehörige Bild Plockhorst 8: »Der Kampf des Erzengels Michael mit dem Satan um den Leichnam Mosis« (111. Nr. 680). Diese beiden bedeutenden Werke entfernen sich in so glücklicher Weise von der Richtung, welche die heutige religiöse Malerei

Die Regierung hat die Ueber- |

eingeschlagen hat, daß wir uns darüber weil es sich dabei |

um eine Prinzipienfrage, nämlich um die wahre Aufgabe der religiösen Kunst der Gegenwart überhaupt handelt ausführ- licher äußern wollen.

Wenden wir uns zunächst zu dem von Gebhardt'schen Gemälde. Der für die Darstellung gewählte Moment is} durch die Worte Christi angedeutet: »Und er sprach: Einer von Euch wird mich verrathen. Und sie wurden sehr betrübt und fragten: Herr, bin ich'8?« Es liegt in diesen Worten eine fast antike Andeutung fatalistisher Nothwendigkeit. Handelte es sich hier um eine profane Begebenheit, so würden wir es unserer Em- pfindung widerstrebend finden, daß die Jünger statt gegen diese sie kränkende Versicherung Christi, daß Einer von thnen ihn verrathen würde, Jeder für seine Person mit Entschieden-

Sätan in Kanf gerieth, weil: diese wegen dis Todtschlag8 des Acgypters Anspruch auf ihn machte. Der Leichnam Mosis wird von drei kleinen geflügelten Engeln emporgetragen , während Michael das Flammenschwert gegen den im Dunkel sich verlicrenden Satan zückt , der haßerfüllt, doch scheu zu der hehren Lichtgestalt aufblickt. Michaels Ge-

Engel perlmutterartig shimmern. Auch hier ist nichts von weichlicher Sentimentalität zu finden: entschiedene Kraft in Farbe und Form, die fich in dem Ausdruck und der Haltung des ErzengelsS bis zu einer imponirenden Energie steigert, sind die charafkteristishen Merkmale dieses mit außerordentlicher Meisterschaft in Wirkung geseßten Bildes.

Als cin drittes, dem gesunden Realis8mus huldigendes Ge- mälde können wir Stevers »Adam und Eva an der Leiche Abel8« (IX. Nr. 875) hervorheben. Die unglücklihe Mutter kauert mit verhülltem Gesicht auf dem todten Körper ihres Lieblings8sohns, während Adam mit verschränkten Händen da- neben sißt, als sfinne er über die Folgen dieses ersten Bruder- mordes für die kommenden Menschengeschlechter nah. Das noch auf dem Altar glimmende Feuer zeigt, daß der Mord erst ganz kürzlich geschehen sein muß. Den Hintergrund bilden wilde Felsmassen, welche dem Gesammteindruck der Scene einen düstern

harakter verleihen. B. v. Neher behandelte »Abrahams Fürbitte für die Gerechten in Sodom« (IV. Nr. 624). Abraham hat sich in demüthiger Haltung vor dem Engel nicdergeworfen, der in hellrothem Gewande und mit ausgebreiteten weißen Flügeln vor ihm steht. Zwei andere Engel mit Flammetn- schwertern scheinen nur auf den Befehl ihres Führers zu warten, um das Jerstörung8werk zu beginnen. Von Pfannschmidt ijt ein kleines Bild: »Maria, ihr Kind küssend« (I[. Nr. 661) ausgestellt, das mit der dem Künstler eigenthümlichen Sauber- keit der Technik ausgeführt is und in der Darstellung cinc große Innigkeit zeigt. Schau ß malte den kleinen » Johannes in der Wüste« (11. Nr. 748), in der typischen Manier der Alten, mit Ziegenfell als Schurz , Holzkreuz und Kanne. »Die Kreuztragung Christi« (1IT. Nr. 413) von dem verstor benen Prof. Jäger is ein großes Altargemälde. Hinter dem das Kreuz tragenden Christus gehen klagend die drei Marion während Kriegsknechte mit cinem Hohenpriester, der drohend die Hand gegen den Erlöser aufhebt, voraufgehen. "Ein anderes Altarbild »Christus am Kreuz mit Magdalena « (Kor- ridor II. Nr. 153) rührt von des Cordes her; ein drittes: »Ecce homo«, Christus mit der Dornenkrone, als Brustbild (Korridor I1. Nr. 317), von Händler.

Bereits auf der Grenze zum historischen Genre steht ein bemerkens8werthes Bild von Elisabeth Jerichau: »Christen in den Katakomben« (Korrid. I. Nr. 427). Es sind nur zwi weibliche Figuren, die eine stchend, von ernstem, fast düsterem Charakter, in weißem Gewande , die andere knicend , sich an e anschmiegend, wie um Schuß suchend, in fahlblauer Kleb- ung. Die Scene wird durch eine enge, in der Decke dek Felswölbung angebrachte Spalte , mit spärlichem Licht erhelll/

E d

während man weiterhin in weite Räume schaut, die, mit Fadeln erleuchtet, noch zahlreiche Christen vor thren Verfolgern hergen. Das Ganze hat etwas überaus Düsteres, dem auch die eigenthümliche Stimmung in der coloristischen Behandlung

richt. He A ; en ußerdem sind noch einige religiöse Darstellungen, theils in Carton, theils in Plastik ausgeführt, vorhanden , die wir unter den betreffenden Abtheilungen erwähnen werden.

Das »Amtsblatt der Deutshen Reihs-Postverwal- tung « Nr. 70, enthält cine Allerhöchste Ordre, betreffend das Statut der Kaiser Wilhelm-Stiftung für die Angehörigen der Deutschen Reichs-Postverwaitung ; : i

Das » Justiz - Ministerialblatt für die Preußische Geseßgebung und Rechtspflege « Nr. 34 enthält u. A. folgenden Nlenarbeschluß des Königlichen Ober-Tribunals vom 10. Juni 1872, D betreffend die Exekutionsfähigkeit cincs Erkenntnisses: Die Exefutionsfähigkeit cines Erkenntnisses ist nach den im F 3 Tit. 24 Thb. 1. der Allgemeinen Gericht8ordnung und den im &, 148 des Anhangs dazu enthaltenen Vorschriften zu beurtheilen und

u entscheiden, nicht aber nah dem § 14 Tit. 28 Th. 1. der Allgemei- nen Gericht8ordnung und nach dem §. 195 des Anhangs dazu, welche Erfenntnissen verhalten. Dic Exekution ist daher nicht unbedingt un- statthaft, wenn zur Zeit der Nachsucbung derselben "das Judikat vor länger als fünf Jahren ergangen ist. Angenommen im Plenum am 10, Juni 1872.

Statistiscze Nachrichten.

Die Einfuhr in Hamburg belief sih im Jahre 1871, nah den tabellarischen Uebecfichten des Hamburgischen Handels im Jahre 1871, zusammengestellt von dem handelsstatistischen Bureau (Ham- burg, Druck von A. F. M. Kümpel, 1872) auf 68,186,321 Ctr. im Werthe von 603,243,950 Thlr, 15,308,671 Ctr. und 233,606,980 Thlr. (63,20 pCt ) mehr als im Jahre 1870. Von der Einfuhr famen sce- wärts 43,714,437 Ctr. (ca. 64 pCt.) = 375,885/920 Thlr. (62 pCt.), land- und flufiwärts 24,471,884 Ctr. (ca. 36 pCt.) = 227,358,030 Thlr. (ca. 35 pCt.). Gegen das Jahr 1565 hat die Sce-Einfuhr um 31,22, die Land- und Flußeinfuhr um 5,40, die gesammte Einfuhr um 2,53 pCt., zugenommen. Die stärkste Einfuhr fand von Großbritannien und Jrland aus statt, von wo 243,480,960 Thaler (40,36 pCt.) importirt wurden, demnächst mittelst des Berlin - Hamburger Eisenbahn (118,307,395 Thlr., 19,61 pCt.) Von transatlantischen Pläßen betrug die direfte Einfuhr 65,645,670 Thlr. (10,88 pCt.), von Europa und der Levante 279,815,500 Thlr. (46,39 pCt.), von und über Altona 30,424,750 Thlr. (5,04 pCt.) land- und flußwärts 227,358,030 Thlr. (37,69 pCt.) An Verzehrungs- Gegenständen wurden im Jahre 1871 für 148,230,000 Thlr. einge- führt, 251,79 pCt. mehr als im Durchschnitt der Jahre 1851—55; an Bau- und Brennmaterial für 10,045,000 Thlr ; 151,88 pCt. mchr als der Durchschnitt der genannten Jahre; an anderen Robstoffen und Halbfabrifaten für 139,592,000 Thlr., 217,62 pCt, an Manufaktur- waaren für 74,334,000 Thlr. 173/84 pCt.; an Kunstindustric- Erzeugnissen für 60,316,000 Thlr, 324,55 pCt.; im Gan- zen (ohne Kontanten) 515,603,000 Thlr. 225,13 pCt. über jenen Durchschnitt. Unter den einzelnen Einfuhrartifeln sind hervorzuheben: Kaffee 27,087,925 Thaler, roher Zucker 19,241,840 Thlr, Tabak 10 569,765 Thlr, Schlachtvieh und Fleisch- waaren 17,442,155 Thlr., Baumtwollengarn 15,879,850 Thlr., Wollen- und Halbwollengarn 20,891,305 Thlr, Baumwolle 18,123,920 Thlr. Schafivolle 18,445,550 Thlr, Felle 12,637,815 Thlr, Guano 10 691,230 Thlr, Sciden- und Halbseidenwaaren 14,649,615 Thlr. Wollen- und Halbwollenwaaren 4 ‘227,920 Thlr. Baumivollen- waaren 20,717,635 Thlr., Maschinen und Jnstrumente 14,923,615 Thlr.

Dem Schlachtviehmarfkt in Hamburg und Aitona wurden im Jahre 1871 zugeführt: 66,263 Stück Nindvich (7,128,000 Thlr.), 30,894 Kälber (593,000 Thlr.) 277,678 Schweine (5,276,000 Thlr.) 271,598 Hammel (2,036,000 Thlr.) zusammen 646,433 Stück Vich (15,033,000 Thlr.) gegen 525,787 Stück (12,916,000 Thlr.) in 1870.

An Seceschiffen trafen in Hamburg im Jahre 1871 5439 mit 838/391 Kommerzlast (zu 6000 Pfund) und 73,196 Mann Besaßung cin, darunter 2458 Dampfschiffe, 4687 Schiffe (7:3,823 K. L.) beladen, 752 (45,068 K. L.) leer. Die deutsche Flagge führten von diesen Schiffen 1174 (34/714 K. L.) preußische , 798 (188,486 K. L.), hamburgische, 116 (12,413 K. L.) bremische 73 (4672 K. L.) olden- burgishe, 11 (1644 K. L.) mecklenburgische und 2 (209 K, L.) lübeckische , zusammen 2174 Schiffe mit 242,198 K. L. oder 40 pCt. der Schiffs- und 28 pCt. der Lastenzahl. Noch stärker war die groß- britannische Flagge vertreten ; welche 2448 Schiffe (41/67 pCt.) mit 489/471 K. L. (55/68 pCt.) führten. Von den Schiffen kamen 794 mit 192,747 K. L. aus transatlantischen Häfen, 3418 mit 600,366 K. L. aus der Levante und außerdeutschen curopäischen ; 1227 mit 45/778 K. L. aus deutschen Häfen. Die Zahl der im Jahre 1871 aus Hamburg abgegangenen Sceschiffe betrug 5457 (inkl. 2456 Dampfer) mit 835,571 K. L.7 davon gingen 669 mit 145,421 K. L. nach trans- atlantishen Pläßen, 2304 mit 666,922 K. L. nach der Levante und außerdeutschen europäischen Häfen, 956 mit 26,228 K. L. nab deutschen Häfen. An Kohlenschiffen trafen im J. 1871 1272 mit 370,699 Last ein; gegen 994 mit 286,491 L. in 1870. E

In Altona kamen im J. 1-71 10338 Schiffe mit 46,146 Last (zu 4000 Pfund), in Harburg 715 Schiffe mit 34,750 L. (zu 4000 Pfund) an Jn Hamburg, Altona und Harburg trafen im Ganzen 7192 Schiffe mit 1,339,233 L. (zu 4000 Pfd.) cin. Die direkte Sce- Einfuhr in diese 3 Häfen belief sich auf 44,013,120 Ctr., und zwar für Hamburg auf 40,252,570, Altona auf 2,510,589, Harburg auf 1,249,970 Ctr :

Die hamburgishe Rhederei zählte Ende 1871 406 Schiffe mit 115,318 L. (zu 4000 Pfd.), gegen 439 Schiffe und 81,9 8 L. Ende 1570. Nach Altona gehörten Ende 1871 37 Schiffe von 7677 L, nach Vlanke- nese 117 Schiffe mit 10,867 L.

Auf der Oberelbe famen in Hamburg und Altona im I. 1871 5761 Schiffe und Holzflösse mit 13,515,907 Ctr. Tragfähigkeit und 6,072,498 Ctr. Güter an; es gingen dorthin 5735 ¿zahrzeuge mit 73,185,039 Ctr. Tragfähigkeit und 11,147,630 Ctr. Güter. fs Rer wurden im J. 1871 42,224 über Hamburg be- ördert.

St. Petersburg, 11. September. Nach den in der Woche vom 20. bis 27. August beim Medizinaldepartement cingelaufenen Und im »Reg.-Anz.« veröffentlichten Nachrichten befanden sich außer in den beiden Hauptstädten noch 7153 Cholerakranfke im Gebiet Bessarabien und in den Gouvernements Astrachan, Charkow, Chersson, Esthland, Grodno, Jekaterinosslaw, Kaluga, Kiew, Kostroma, Kowno, Mink, Mobhilcw, Moskau, Nowgorod, Oloncz, Pensa, Podolien, Poltawa, St. Petersburg, Ssaratow, Taurien, Tobolsk; Tschernigow, Tula, Wilna, Wjatka, Wolhynien und Woronesh in Behandlung. In zwei Gouvernements (Nowgorod und Tobolsfk) waren allerdings nur noch je 1 Kranker, in andern (Pensa und Wjatka) je 2 Kranke vorhanden, dafür hatte das Gouvernement Voltawa deren 1867 und das Gouvernement Tschernigow noch 1886 aufzuweisen. Nach diesen Nachrichten zu urtheilen, breitet sh die Epidemie noch immer

mehr aus. : Kunf}t und Wissenschaft. Im Verlage der Königlichen kGeheimen ¿Ober-Hosbuchdruckerci (R. v. Deer) in Berlin ist jo cben erschienen: »Die Freizügig- keit und der Unterstüßungswohnsiß 2c, herausgegeben vom Regierungsrath Arnoldt in Königsberg (624 B. gr. 8.). Ein Korrespondent des »Leeds Mercury« giebt die interessante Beschreibung eines seiner abgelegencn Lage wegen fast unbekannten ruidentempels, der sih sieben Meilen von Pateley-Bridge (Grafschaft Yort in England) in beinahe unverschrtem Zustande be- findet. Dic äußeren Mauern, die cine Länge von 132 Eulien haben, sind aus sehr großen einzelnen Steinen zusammengeseßt und mit äußeren Stüßen versehen. Jm Innern des Tempels befindet sich cin mächtiger Blo wahrscheinlich zum Behuf der Opferungen, eine Säule, ein

sich über die Prozeßiform bci Klagen aus nicht mchr exekutionsfähigen | )ergen l | nach den Siebenin

Altar unter einer Eiche, dem Eingang gegenüber \sechs Nischen, die durch drei kolossale Steine gebildet werden, und sechs ceinze:ne Steine an jeder Seite nahe der Mauer; vier große Steinblöcke, zwei an jeder

| Seite, sichen in der- Nähe des Centrums. Aus dem Tempel gelangt

man in cinen Speisesaal mit einer langen Steintafel, an deren vier

| Seiten sih Steinsiße befinden; diese Halle führt wiederum in ein bedetes

inneres Zimmer, welches aht Steinsiße enthält. Auf der Dee dieses innern Zimmers find ungeheure Steine aufgethürmt, zwischen denen Eichen wachsen. Weiterhin stcht cin einzelner großer Stein, in dessen obern Theil viele fleine Löcher gebohrt sind und der von kleineren Steinen gestüßt wird. Noch weiterhin steht cine riesige Säule von 30 Fuß Höhe, die aus 16 Steinen zusammengeseßt is und um diese Säule befindet sich ein aus 12 Stéînen gebildeter Doppelkreis. Alles

| dies ist sehr gut erhalten, fcin Stein scheint von scinem ursprüng-

lichen Plaße gerückt worden zu sein. Nürnberg, 13. September. Ludwig Feuerbach is heute Vormittag in seinem 68. Lebensjahre auf Rechenberg, unweit hiesiger Stadt, verstorben. 4 ___ Stockholm, 7. September. Von dem Dr. phil. Ocberg, welcher in diesem Sommer Spizbergen besuchte, hat das »S. D.« folgendes), vorgestern in Tromss eingelieferte Telegramm erhalten: »Jn dieser Nacht von Spitbergen zurücgekommen, kann ih Folgendes über Nordenskiöld mittheilen: Der Führer des mit dem Fischfang im Eis- fiörd beschäftigten Dampfers »Finn« berichtete am 31. August, daß »Polhem« und »Gladan« am 28. August an der nordwestlichen Küste von Spißbergen liegend, scit ihrer Ankunft daselbs an das Vordringen feln des undurchdringlichen Eises wegen verhindert worden sind. Die Rennthiere sind auf der Jnsel »Norsk-Oen« ans Land geseht. »Onfkel Adam« ging am 2. September vom Eisfjord mit ciner Steinfohlenladung für »Mimer« ab, um Nordenstjöld auf- zusuchen.« Vom Konsul J. Berger in Hammerfest hat das norwegische meteorologische Jnstitut ein Schreiben erhalten, worin er mittheikt, daß Kapitän Altmann, Führer der Yachk »Elvina Dorothea«, das Fahr- wasser östlih von Spißbergen gänzlich frci von Eis gefunden hat. Er hat das sogenannte Giles Land (auf Petermanns Karte »König Carls Lande) aus drei größeren und fünf kleineren Jnseln bestehend, gefunden und dieselben auf seiner Karte abgeseßt. Nach dieser liegt die südliche Spiße der wesilichen Jnsel ungefähr 78 Gr. 43 Min. N. Br. und 28 Gr. 35 Min. O. L. von Greenwich. Die Jnsel nimmt nach Norden an Breite zu. Die übrigen Jnseln liegen in nordöstlicher Nichtung, die östlihste ungefähr auf 79 Gr. 2 Min. N. Br. und 32 Gr. 17 Min. Oest. L. von Greenwich. Altmann segelte längs der südlichen Seite dieser Jnseln und zwischen denselben nach der festen Eisfante, cr fonnte jedoch selbst bei klarem Wetter kein Land inn Norden oder in irgend ciner andern Richtung gewahr werden. Er fing 11 Eisbären auf der größten der bezeichneten Jnseln.

Gewerbe und Handel.

Unter der Firma General-Bau-Bank, Domizil Berlin, hat sich cine Aktiengesellschaft mit einem Grundkapital von 3,000,000 Thalern gebildet, welche den Bau von Eisenbahnen und anderen öffent- lichen Verfehrswegen, Bauwerken 2c. zum Zweck hat. Die Gesellschaft ist bereits mit dem größten Theile der bei der Berlin-Dre8dener Eisenbahn zu vergebenden Bauarbeiten betraut worden und is} ihr ferner das vor- zugsweise Anrecht auf andere bedeutende Linien zugesichert. Auf die Uktien der Gesellschaft findet die Subskription am Dienstag, den 17. d. M. , in Berlin bei der Centralbank für Jndustrie und Handel und dem Bankhause S. Abel jun. statt. Das Nähere is aus der im Jnseratentheil enthaltenen Bekanntmachung der Centralbank für Tndusirie und Handel zu ersehen.

Verkehrs - Anstalten.

Magdeburg, 13. September. (W. T. B.) Der gestern Nach- mittag auf dem hiesigen Helmstedter Bahnhofe abgelassene Per- \sonenzug- ist wie der »Magdeburger Korrespondent« meldet, in der sudenburger Feldmark mit einem von Helmstedt kommenden Extra- zuge, in welchem 9 die Mitglieder der Bahndirektion befanden, zu- jsamimnengestoßen. Lokomotivführer und Heizer wurden verleßt.

Telegraphische Witterungsberichte v.13. Septbr. I Allgemeine |Vimmelsansiecbt heiter. 1)

Bar. |Abw|Temp.|Abw s P. L.v.M| R le .M| Wind. 3365| —| 9,8| |

14. September.

0/8 N, schwach. 5,6) Windstille. 1,3 Windsüille. fast bedeckt. 2) 4,4 NW., mässig. |sehr bewölkt, 5 9 NNW., s. schw.|bedeckt.3)

WNW,, lebhaft. halb heiter. 4)

N., schwach. —§)

NNO., mässig. 6)

|NW, lebhaft. |bedeckt.

|SO., mässig. |trübe, Regen.

NW., stark. bezogen.

S, stark. * bedeckt, Regen.

3,8|SW., stark. bedeckt?)

WNW.,, lebh. trübe. ®)

| WNW,, heftig. bew., Regen.

11,8 |NNW., lebhatt. trübe.®,

13,6/+5,4|W., stark. |bed., gest. Reg.

13,44 |WNW., schw. |Regen.

14,6| |W., heftig. bewölkt.

Helder. ...337,8| | 146! |WNW., stark.

Berlin... /835,8/—06| 14 5/+6,5 /SW.,, lebhaft. [ganz bewölkt 10)

|Posan ….…-/334,0|-0,9) 13,5|+6,2/W., stark. bedeckz,

Münster .…/335,8|+0,4| 14 6|+5,3/NW., schwach. bedeckt.

Torgau .…./334 4|—0,3| 12,4/+4,4|W., lebhaft. |bedeckt.

|Breslau .… 1332 1/—0,6| 13'a/+5,s|W., mässig. [wolk., gest. Reg.

|Brüssel .…..|3838,7| 13,1| |W., schwach. |sehr bewölkt. |Côln 337,0|+1,4| 13,6/+3,5|W., z. lebh. bedeckt. |Wicsbaden |335,0| | 132| ¡NW., schwach.|halb heiter.

[Ratibor .../328 s|—1,5 t2,1/+5.3N., 8. Schw, heiter.

Tes 3-3,2|+0 s| 11,2|+2,4/NW., schwach. bedeckt, neblig.

Cherbourg |340,7| | U WNW.,, schw. |bedeckt,

[ETAVT G «es 341.2! | NW., schwach. bedeckt.

335,0| S., 8ehr schw. |bewölkt,

340,7| NNW.,, schw. neblig.

St. Mathien/342’2| NNO., schw. [bedeckt

|Constantin. 339,1 | Windstille. |schön.

li) Gestern Sturm und Regen. *) Gestern Abend brillantes Nordlicht. - 2) Max. 9,2, Min. 5,1, ‘*) Geéstern Abend Regen. s) Gesiern Nachmittag ONO. schw., §*) Strom N. Ges‘ern Nachm. WNW. mässig. Stiom N. ?) Regen, Nachts Regen. §8) Anhalten- der Regen. ®*) Regnerisch, 10) Gestern Regen.

Ort.

R A Dia

|Vanzig ...

halb bedeckt.

|Daparands, 335, halb bedeckt.

|Christians. 335,7 |Bernögsand |935,1| | Petersburg /332,9| |Srockholm. 335 o| |Skudesnäs.|385,1| |Frederiksh,| | |Helsingör «| Vioskau. 325,0 [Memel | ¡Flensburg 834,5) |Bönigsbrg. 833,9 |—8,2 Putbus... (330,9 —4,4 Kieler Hat. 335,9| Wes. Lehtt.|334,9| Wilhelmsh./334 s| \Stettin.. «.|335,4|—1,0 Gröningen |337,2| | Bremen .….. 836 4| |

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3,6| 14,6! E 12,6| 11.0 12.0 16,5] E

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Frrodukten- und Waarem-RöÖrse.

Eer, 13. September. (AmtlichePreisfeststellung von (etreide, Mehl, Oel, Petroleum undSpiritus auf Grund des S. 15 der Börsenordnung, unter Zuziehung der ver- eideten Waaren- und Produk tenmakler.) s

Weizen pr. 1000 Kilogr. loco 79 90 Thlr. nach Qualität, neucr gering. gelber 71 Thir. ab Babn bez, gelber pr. diesen Monat 84% à 855 à §4 bez., September - Oktober 84% à 855 à 5 bez., Oktober-November 83% à 85 à 84 bez., November-Dezem- ber 824 à 834 à % bez., April - Mai 1873 §2 à 835 à 83 à 5 bez. Gek. 10,000 Ctr. Kündigungspr. 85 Thlr. pr. 1000 Kilogr.

Rogyon pr. 1000 Kilogr. loco 61—565 Thir. nach Qual. ge- fordert, pr. diesen Monat 547 à 55 à 54% bez., September- Oktober 54% à 55 à 54% bez., Oktober - November 54% à 5ö7 à

Gerste pr. 1099 Kilogr. firooss 49 59 Thlr. nach Qual., kleine 49—59 Thlr. nach Qua ität. Z

Haser pr. 1000 Kilogr. loco 33 50 Thlr. nach Qualität, pr. diesen Monat 474 bez., September - Oktoher 473 bez., Okto- ber-November 474 bez., Aprü-Mai 1873 465 bez., Mai-Juni 465 bez. Gekündigt 1800 Ctr. Kündigungspreis 475 Thlr. pr. 1000 Kilogr. ¿

Roggenmebl No. 0 u. ! pr. 190 Kilogr. Brnito unversteuert inkL Sack pr. diesen Monat 8 Thir. 12 à 15 Sgr. bez., Septem- ber-Oktober 8 Thlr. 4 à 75 Sgr. bez., Oktober-November 8 Thir. 2 à 4 Sgr. bez., November - Dezember 8 Thle. à 8 Thlr. 3 Sgr. bez., April-Mai 8 Thlr. à 8 Thlr. 2 Sgr. bez.

Erbsen pr. 1000 Kilogr. Kochwaare §0936 Thlr. nach Qual, Futierwaare 45-—-49 Thlr. nach Qualität. :

Rübs1 pr. 100 Kilogr. ohne Fass loco 24 ThlIr., pr. dieson Monat 23% à 3 bez., September-Oktober ‘3% à 3; bez., Okto- ber-November 234 à % bez, November-Dezember 235 à 3 bez., Dezember - Januar 23% bez., April-Mai 1573 24; bez Gek. 300 Ctr. Kündigungspreis 235 Thlr. pr. 100 Kilogr

Leinöl pr. !(v Kilogr. ohne Fass loco 26% Thlr., Lieserung September 264 Br.

Petroleum, raifinirtes (Standard white} pr 100 Kilogr, mit Fass in Posten von 50 Barreis (125 Ctr.) loco 14% Thiír., pr. diesen Monat 135 bez., September-Oktober 135 bez., Oktober- November 134 bez, November-Dezember 13% à 2 bez., Dezem- ber-Januar 135 à % bez., Jannar-Februar 1878 14 Thir. Gek- 750 Ctr. Kündigangspr. 135 Thlr. pr. 100 Kilogr.

Spiritus pr. 100 Liter à v! pCt. = 10,000 pCt. mit Fass pr. diesen Monat 24 Thlr. à 24 Thlr. 2 Sgr. bez., September- Oktober 21 Thlr. 6 à 13 à 12 Sgr. hez., Oktober-November 19 Thir. 17 à 25 Sgr. bez., November Dezember 19 Thlr. 6 à 17 Sgr. bez., Dezember-Jannuar 19 Thlr. 6 à 17 Sgr. bez., Januar- Februar 1873 19 Thlr. 13 à 17 Sgr. bez., April-Mai 19 Thlr. 15 à 28 à 25 Sgr. bez.

Spiritns pr. ¡V0 Liter à 100 pCt.= 1 609 pCt. ohne Fassg loco 24 Thlr. 19 Sgr. à 25 Thlr. bez.

Weizenmehl No. 0 125 à 12%, No. 0 u. 1115 à 115 Roggen- mehl No. 0.9 A 8, No. 0 u 185 à 7% Þe, 100 Ko. Brutto unversteunert inkl. Sack

anzig, 13. September. (Westpr. Ztg.) Weizen loco recht fest und in gutem Begehr. Die Zufuhren waren heute Klei- ner, weshalb der Umsatz nur 350 Tonnen betrug. Bezahlt wurde 60-——90+4 Thlr. tür frische Waare, 82{—85 Thir. für alte Waare. Regulirungspreis für 126pfd. bunten lieferungsfähigen 85 Thlr. Termine fester. Auf Lieferung 126pfd. bunt pr. Sep- tember 674 Thlr. Br.. pr. September - Oktober 84 u 845 Thir. bez., 844 Thir. B6r. u. G., pr. Öktober-Novbr. 83 u. 835 Thir. bez., Apri!-Mai 81 u. 815 Thlr. bez. Rogg«{n loco ebenfalls fester bei kleiner Zufuhr. Umsatz 10 Tonnen. Es bedang 120ptd. 53 Thlr. Regulirungspreis für 1-0pfd. lLieferungsfäbigen 49 Thlr, inl. 52 Thlr. Termine höher gehalten. Aut Lieferung 120pfd4. pr. Septbr.-Oktober 49 Thlr. Br., 485 Thir. G., pr. April- Mai 53 Thlr. Br., 525 Thlr. G. Gerste loco reger: kleine 101 —2pfd. 43 Thlr., grosse 110psd 46 Thir. bez. Kocherbsen loco 465 Thlr. bez. Rübsen loco pr. September - Oktober 1024 Thir. Br. Alles pr. Tonne von 2000 Ptd. Zollgewicht. —- Spiritus loco nicht gehandelt.

Stettin » 13. September, Nm. 1 U. 32 M. (T. D. des Staats- Anzeigers). Weizen 74-55, September 894, September-O0=to=- ber 857-844, Oktober-November 84—+35, Frübjahr 83{—825 bez. Roggen 47—55, September-Oktober 53, Oktober - Novbr. 53%— 53%, Frübjabr 55 54% bez. Rübö1 23% Br., September- Oktober 23 Br. u. G., Oktober - November 23% Br. April - Mai 23% bez. Spiritus 244, September 245, September-Oktober 21%, Frübjahr 195 —19*% bez.

osem s, 13. September. (Pos. Z.) Roggen (pr. 20 Ctr.) Kündigungspreis 583, pr. September 53, September-Okthr. 53, Herbst 53, Oktober - November 53, November- Dezember 52%, Dezember-Jan. 1873 —. Spiritus (mit Fass) (pr. 100 Liter = 10,000 pCt. Tralles). Kündigungspreis 22%, pr. September 22%, Oktober 19%, November - Dezember im Verbande 183, Januar 1873 185, Vebruar —. :

Breslau, 13 Septbr., Nm. 5 U. 6M. (Tel. Dep. ies Staats- Anzeigers.) Spiritus pr. 100 Liter à 100 pCt. 28% Thir. Br., 234 Gd. Weizen. weisser 232—276 Sgr, gelber 234—260 Sgr. Roggen 170 185 Sgr. Gerste 138—152 Sgr. Hafer 120 bis 128 Sgr. pro 200 Zollpfd. = 109 Kilogramm.

agdeburg, 18. September. (Magdeb. Ztg.) Weizen 74 bis 80 Thlr. Roggen 54-69 Thlir., Gerste 52—68 Thlr., Hafer 47 51 Thlr. pr. 2000 Pfd. Kartoffelspiritus: Locowaare gut behauptet, nabe Termine fest, spätere wesecntlich höher gehalten. Loco ohne Fass 25% Thlr. bez., September 243 Thir. nominell, Oktober 215 ThIr. vez, November 20% Thlr., Dezem- ber 19% Thlr. pr. 10,000 pCt. mit Uebernahme der Gebinde à 1% Thlr. p# 100 Liter. Rübenspiritus zu den hohen For- derungen geschäftslos. Loco 22% Thlr. nominell, Oktober 20% Thlr. nominell. s /

Cöln, 13. Septbr... Nm. 1 U. (W.T.B.) Getreidemarkt. Wetter: Schwül. Weizen höher, hiesiger loco 8.75, fremder loco 7.25, pr. November 7.285, pr. Mörz 7.22, pr. Mai 7.24. Roggen fest, loco 55, pr. November 4.29%, pr. März 5.54, pr. Mai 5.84. Rüböl behauptet, loco 12%, Pr. Oktober 12/6, Pr. Mai 12%/, 6 Leinvb] loco 135. _ j

Flam burg, 13. Septbr., Nm. (W.T.B.) Getreidemarkt. Weizen loco 2 Mk. höher gehalten, auf Termine sehr fest, Roggen loco und auf Termine fest. Weizen pr. Sept.-Oktbr. 127pfd. pr. 1000 Kilo netto in MKk. Bco. 170 G., pr. Oktbr.-Novbr. 127psd. pr. 1000 Kilo netto in Mk. Bco. 168 G., pr. Nov.-Dezbr. 127pfd. pr. 1000 Kilo netto in Mark Bco. 166 G., pr. April-Mai 127ptd. pr. 1000 Kilo netto in Mark Bco. 166 Gd. Roggen pr. Septbr.- Vktober 1000 Kilo netto in Mk. Bco. 100 G., pr. Okto- ber-Novbr. 1000 Kilo netto in MKk. Bco. 101 G6., pr. November- Dezember 1000 Kilo netto in Mk. Bco. 102 Gd., pr. April-Mai 1000 Kilo netto in Mk. Bco. 107 Gd. Hafer fest. Gerste ge- sragt. Rüböl b-hauptet, loco 24 Br., pr. Oktober 235, pr. Mai 244. Spiritus fest, pr. 100 Liter 100 pCt. pr. September 18%, pr. Oktbr. - November ‘165, pr. April-Mai 16 preussische Thaler. Kaffee rubig, geringer Umsatz. Petroleum sest, Stan- dard white loco 13% Br., 137 Gd., pr. September und pr. Oktober-Dezember 13% Gd. Wetter: Regen.

Amsterdam, 13 September, Nm. 4U 30 M. (W. T. B.)

Getreidemarkt (Schlussbericht). Weizen sehr „ruhig. Roggen loco behauptet, pr. Oktober 1845, pr. März 193%. pr. Mai 1954. Raps pr. Oktober 405, pr. November 410. KÜbGI1L loco 414, pr. Herbst 41%, pr. Mai 43. Wetter: Schön.

Amtwerpen, 13. September, Nm, 4 U. 30 M. (W. T. B}

Getreidemarkt (Schlussbericht). Weizen fest, dänischer 363. Roggen behauptet, Odessa 174. Hafer unverändert. Gerste gesragt, Donau 18. i 4

Peiroleummarkt (Schlussbericht). Raffinirtes , Type weiss, loco 48 bez , 484 Br, pr. September 48 bez , 484 Br., pr. Oktober 49 Br., pr. Oktober-Dezember 495 bez., 50 Br., pr. Nov.-Dezbr. 50 Br. Rukhig.

Lomdonm, 13. Septbr., Nm. (W.T.B) Getreidemarkt. (Schlussbericht),. Fremde Zufuhren seit letztem Montag: Weizen 28,800, Gerste 2410, Hafer 26,120 Qrtrs.

Der Markt schloss sür sämmtliche Artikel sest, Hafecr £ Sh. höher; Mehl in steigender Tendenz; Danziger Weizen mitunter 2 8h. böher bezahlt. Wetter: Heiss.

Liverpool, 13. Septbr., Nm. (W.T. B.) Getreidemarkt. Weisser Weizen 2, Mehl 6 d. höher. Mais 3 d. niedriger.

Liverpool 13. Septbr., Vm. (W. T. B.) Baumwolle Anfangsbericht): Muthmasslicher Umsatz 8000 Ball. Ruhig: "agesimport 12,000 B., davon 10,000 B. ostindische.

Liverpool, 13. Septbr., Vm. 10 U, 55M. (W.T.B.) Baum- wolle: Mutbmasslicher Umsatz 8000 Ballen. Sehr ruhig, Preise unregelmässig. Tagesimport 12,141 B., davon 10,256 B. ostindische. Orleans September-Verschiffung 10, desgl. neue

55 à % à § bez. Gek. 30,000 Ctr. Kündigungspr. 54% Thlr. pr.

1000 Kilogr.

55 bez., November- Dezember 55 à ê à & bez., April - Mai 1573.

Ernte 9# d.