1920 / 85 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 22 Apr 1920 18:00:01 GMT) scan diff

Frankreich.

troffen.

denen die Entente mi wirtschaftliche

Seziehungen wieber

Vertra6s gegeben werden soll p!üfen,

Käufern der Entente die Preise und die Zölle zu okiroy eren

verwirklichende Entscheidungen zu tieffen.

daun sei bie Lösung eir fach. hätten sich kartellieri

uvd das exrleihiere die Arbeit.

hemischen, metallurgishen, Textil-

kurzum, alle noiwendigen Ariikel

durch der Wechselkurs verbessert wlirde.

Tschecho-Slowakei.

worden.

Von den deutschen Mandaten entfallen

die chzistlich-sogíale Partei, 6 au 2 auf die deutsch:demokratische

flerifale, 12 auf die nationaldemoktratische,

natior. ale und Bauernpartei, zusammen 148.

den Mandaten find 89 bürgerlich-agrarisch, 109 sozialistisch.

Geleit aus Eger nah Jitschin geschaft. Die führung des Hölz nah gericht Eger als Strafgericht zvständia wäxe, desha

a des Hsöl

unä

Ka bobe llewataee Gerichten zu verantworten haben wird. Eine Auslieferung wegen der in Deutschland be angenen Straftaten wird olso erft in Frage kommen, wenn ôölz von den t1schecho-slowakishen Gerichten rehtsfräftig von dem ihm hier zur Last gelegten Delikte freigesprochen werden sollte oder für den Fall E rechtskräftigen Verurieilung erst nah Ver- büßung der hier über ibn verhängten Strafe,

Südslawien. Die serbische Regierung ist dem „Corriere della Sera“

zufo'ge zurückgetreten. Das Ministerium Protitsch überreichte dem Vrikitéaiklèn eine Denkschrift über die innere und äußere Lage, in der auf die Notwendigkeit der Bildung eines

Koalitionskabinetts hingewiesen wird.

Griechenläud.

Nach einer Meldung des „Jntransigeant“ habe Veniselos auf der Konferenz in San Remo, von England und Jtalien unterstüyt, bei der Aufieilung der Türkei einen großen Teil

erhalten. Griechenland werde vie gesamte europäische Türkei mit Ausnahme der Bannmeile von Konstantinopel zugesprochen.

Amerika.

Der neue englishe Botschafter Sir Auckland Geddes ist vorgestern in New York eingetroffen.

Die amerikanische Senatskommission für aug- wärtige Angelegenheiten wird dem „New York Herald“ zufolge noh in dieser Woche eine Entschließung einbringen, durch die Amerika sich vom Versailler Vertrag und von den europäischen Angelegenheiten lossagt. Man fordere nur das Recht der meistbegünstigten Nation im Handel mit Deutschland und die Aufrechterhaltung der Beschlagnahme deutscher Werte. Im übrigen wolle man aber auch aus der Wiedergutmachungs- Tommijsion ausscheiden. ;

Nach Blättermeldungen aus der Stadt E Ra soll der reit der Aufständischen O bregon, der nach der Präsidentens Que strebt, nah Sonora geflüchtet sein; Tuuppen ver- folgten ihn. /

Einém Telegramm aus Guatemala zufolge find die

/ britishe und die amerikanische Sa A während der Be-

shießung der Stadt durch Truppen des Präsidenten Cabrera von Geschossen getroffen worden.

Statistil und Volkswirtschaft.

Ps im nächsten rntejahre.

Die Verhandlungen über die Kartoffelversorgung im nächsten Erntejahre, die bereits seit geraumer U der deut]che Städtetag, die landwirtichastlihen Organe und ter artoffelhandel geführt haben,

Der König von Schweden ist gestern in Nizza einge-

Das „Journal“ meldet, daß die gegenwärlige Konferenz der Alliierten endgültig die Bediagungen festsegen werde, unter ihren früheren Feinden regelmäßice aufnehmen kö: nte. Unter dem Voirsiß des französischea Handelsministe: 5 Jsgac soll sie die Auslegung, die den Artikeln 264 bis 268 des Versailler Es jei nicht möglich, daß die deutschen Judustriellen recht behalten könnten, den individuell die Hardelsb ziehungen, Das Problem der Rohmateriaiien werde der Entente Gelegenheit geben, den Stand der Dinge zu ihren Gunsten abzuändern und sofort zu Von tem Umfang, den die fravzösishen Urterbärd!er den Verhandlur gen geben könnten, werde zum großen Teii die Zablung abhängen, die die Feinde als Wiedergutmachunrg leifien könnien. Deutscland besige oußer Koblen nicht die Rohmaterialien, die es nötig habe. Wenn also die Solidarität der Altierteo fortbestehe, Lie großen deutschen Jndustrien Pian müsse sie zusammenberufen, damit sie Delegierte bestimmen und mit ihnen verhandeln und beispielsweise den Vertretern dir und anderer Judustrien sagen: Jhr könnt uneingesch: änkt arbeiten, wir werden euch) den Stahl, die Baumwoüe, das Petroleum, den Kautichuk. liefern wir werden eue Arbeit loyal bezohlen, aber eure ganze Fabrikation, die zu einem vernünftigen Preis begch!t wird, gehört rer En'ente, die sie unter ihren Tetinehmern je nah ihrem Bedür fris auf- teilen und den Rest an die Neutralen verlaufen wird. Das Blatt meint, diese Lösung würde jedermann befriedigen. Sie sei eine Versicherung gegen den Bolshewiemus und gebe auch Fravkreich die besonders noiwendige Befriedigung, da auch da-

In das neue t\{hecho-slowakische Abgeordneten- baus sind nah Meldungen des „Wo!ffschen Telegraphenbüros“ bisher 50 Deutsche und 148 Tichehen und Slowaken gewählt 26 avf die jozialdemokratish2, 8 auf die deutsche Wahlgemeiaschast, 8 auf

den Bund der Landwirte, artei, von den 1scecishen und slowakishen Mandaten 65 auf die Sozialdemokraten, 21 auf die agrarischen, 17 auf die nationalsoziale, 23 auf die ( 1 auf die freie sozialistishe Partei, 1 auf die Gewerbepartei und 8. auf die Bisher wurden 198 Mandate beseyt, 83 Mandate sind noch zu bescyen. Von

Gestern wurde der Korimunifi Hölz mit acht seiner Genossen in einem eigenon Wagen unter siarïem R eber- thin erfolgte, n das Kreis- b, weil Eger

zu nahe an der Grenze und dem Tätigkeitsgebiet des Hölz ge- legen ist, wo vermutlih noch zahlreiche jeiner Anhänger ihr Un- wesen treiben. Wie das „Prager Tagblatt“ d ia ist eine gurzeit nicht aftuell, weil sih Hölz

wegen Verbrechens der öffentlichen Gewalitätigkeit vor

von der bisherigen Kartoffelwirtsckaft wirklich erfaßte Menge, im Wege einer Aufbiingung zur Versorgung der Verbraucher sicher- zustellen, während sür die übrige Ernte fueie Wirtschaft piaggreifen | joll. Die Grundlage dec Sicherstellung soll ein System von ver- schiedenen Verträgen bilden, dessen Träger die ländlichen Haupt- gencssenschaften uno ter o1ganisicrte Kauthandel sein und das fo aus- geftaitet werden soll, daß auch eine wirklihe Sicherheit für die Er- füllung der übernommenen Verpflichtungen begründet ist. Der Vor- stand des deutschen Stäotetages hat in seiner leßien Sitzung vor einigen Tagen in Weimar dem Plane grunosäßlih zugestimmt. Die weiteren, entscheitenten Verhardiungen mit dem Neichser:ährung®- ministerium werden in allernächster Zeit vor fh gehen. (W. T. B.)

p

Arbeitsstreitigkeiten.

Ein seit längerer Zeit in Berlin bestchender Ausstand der Müllkutscher ist hiefigen Blättern zufolge nach erfolgreichen EGinigungsverhandlungen nunmehr been det worden.

Die Angestellten der Kölner Banken sind, wie „W. T. B,“ meidet, gestern in den Ausstand getreten. Auch die Angestellien der Düsseldorfer Banken beshlofsen gejiern den Uusstand bis zum Tarifabschluß.

Nach einer Meldung des „,W. T. B.“ aus Wien hat dort die Leitung des Bundes der Industrieangenellten infolge Ab- lehnung der Forderungen der Angestellten dur die Unternehmer den Ausitand der Industrieangestellten mit Auênahme der lebens» wietigen Betricbe für heute angciündigt. Die lebenswichtigen Betriebe treten am 26. Apuil in den Aussiand. Jn der Provinz beginnt der Auêstand morgen. Es kommen, wie die „Neue Freie Prefse“ mitteilt, 70 000 Angestellte in Betracht.

Nach etner von „W. T. B.“ übe: mittelten Havasmeldung aus Saargemünd haben 4700 Bergarbeiter der Gruben von Forbach die Arbeit wieder aufgenommen. Veber den Metallarbeiterausstand in Lothringen haben Verhandlungen am 20, April in Parts begonnen. Der Arbeitsminister hat die Vertreter der Arbeiter zu {ih berufen.

Wohlfahrtspflege.

Die deutsche Gejellschaft für Kaufmanns- Erholungsheime, Ferienheime für Handel und Industrte (Siy Wiesbaden), versendet ihren Berit über das Geschäftsjahr 1919, Sie hat danah 9 Heime mit 910 Gasibetten in Betrieb gebabt und in 106836 Verpflegungstagen 7352 Gästen Aufnahwe gewöhrt. Diese Zablen hätten bedeutend größer sein können, wenn nicht die politishen Unruhen und die wirtshafilihen Schwierigkeiten die vobe Aen der Heime bebindert hätten. Außer kauf- männischen Angestellten waren auch eine große Anzahl Ingenieure und andere technishe Angestellte sowie selbständige Kleinkaufleute Gâste der Heime. Die bedeutende Steigerung der verheirateten Gäste läßt erkennen, daß die Heime ge1aze für die Familtenväter mehr und mehr zur Notwendigkeit geworden sind. Jn tem mecklenburgischen Badecorte Heiligendamm hat die Gesellschaft ein neues Heim eingerichtet. Eine besonders wertvolle Erwerbung hat sle dur den Ankauf des Kur- und Badhauses „Kölnt{cher Ho)“ in Wies- baden gemacht, das eine eigene Thermalquelle be pt. Der Ver- Pllegungssas war mit 6,25 M tägli außerordenilih niedrig. Das

ereinévermögen betrug am Jahreéschluß rund 14 Millionen Mark. In diesem Fahre beabsichtigt die Gesellschaft 14 Heime in Betrieb zu nehmen, dite liber ganz Deutschland verteilt find. Troß der im legten Fahre geführten zahlreihen Lohnkämpfe hofft die Gesellschaft auf eine Gesundung unserer sozialen Zustände, indem sie am S luß ihres Berichts s{reibt: „Auch heute noch herrscht in den weitesten

Kreisen des Kauswmannstandes und der Industrie der Wunsch ih degentettt zu yersichen und s enseitig zu helfen. Unsere Heime ollen aud in Zukunft ein weit “Kibtbares Symbol dieses wahrhaft sozialen cite sein,“

Theater und Mufik,

Deutsches Cheater.

Im Deutschen Theater wurde gestern wagemutig der Versuch unternommen, ein bühnenfremdes Werk zum ersten Male e u- führen, Es heißt O und Hôlle“, Tragödie in fünf Akten und einem Gyilog von Paul Kornfeld, und ist {on vor einigen Jahren im Dru erschienen. Der Verfasser, dem dichterische Begabung durchaus zuzubilligen ist, bewegt sich im Ideenkreise Strind- bergs, nur sehli ihm die große {öpferishe Kraft des Shweden. Auch in die unwirklidde Welt, die er vor die Sinne der Zuschauer hín- zaubert, stellt Strindberg immer Menschen, Kornfeld dagegen Schemen, Symbole, Abstraktionen, wankelnde Kommeniare ihrer selbst und lehrhafte Verfechter der Gedanken, die ihr Dichter teils in Prosa teils in Verscn, mit manchen Entgleisungen ins Triviale, verbreiten will. Diese Gedanken sind zwar von tiefem sittlißen Ernst und religiösem Sinn getragen, sie weisen Res auf den ewigen Kampf, den Mächte des Lichts und der Finsternis in des Vienshen Biust führen und auf den Gegensag zwischen irdisher und gôttlicher Gerechzigkeit hin; aber se sind ganz und gar niht von dramatischem Leben erfüllt. So sollen sie u. a. darüber belehren, daß im befleckten Köper einer Dirne eine Irn E ean tige, böben Zielen zustrebende Seele wohnen fkann. ie Dirne Pèaria soll uns das dadurch beweisen, daß sie einen Mord auf sih nimmt, den eine andere begangen hat, für die sie stirbt. Nicht schuldig ist nah des Dichters Beweisführung au die Mörderin, eine Gräfin, obzwar fie ihre tiarat Tochter in tiefer sittliher Empörung über sie dun einen unglüdlihen Zufall ums Leben brachte. Nicht s{uldig ist ferner ein anderes Freudenmädhen, Johanna genannt, tas, um gemeinsam mit Maria, von der sie sich nicht zu trennen bermag, sterben zu können, ein todeswürdiges Verbrechen begeht. Neben diesen weiblichen stehen zwei männliche Hauptfiguren: die eine # der zu Anfang sittlich tiesftehende Graf, der dur Leid geläutert, shließlich durch das Ewigweibliche der beiden in sein Leven eingreifenden Fiauen, seiner Gattin und der Dirne Marta, hinan- gezogen wird, die andere ift ein Au ero alles Zusammenhangs mit er Handlung stehender Mann, Jakob mit Namen, ein aefpeutider Zuschauer alles Geschehens im Stück, der sich in langen lyrischen Ergüssen und wilden Anklagen wider die Welt- ordnung ergeht und den Massenselbstmord aller Menschen als Revolution gegen Gott predigt. Auch er wird im Epilog durch die abgcschiedenen und geläuterten Seelen der drei genannten Frauen über den Sinn des Leidens eines Befseren belehrt. Der Spielleiter Dr. Berger, der des Verfassers absirakte Gedankenwelt auf der ühne sinnfällig werden lassen mußte, und die Dar- ps hatten gestern einen s{chweren Stand. Es gelan hnen aber, eine anfangs bemerkbar machende Spottlu einer Anzahl verständnisloser Zuschauer zu überwinden und den Kern der Dichtung deutlih zu machen. Besonders ausdrudcksvoll waren Lina Lossen (vom Lessin e als Gräfin, Agnes Straub als Maria und As ünldedy als Johanna. Die schwierige Rolle des Grafen, die leiht komisch wirken kann, bewahrte Werner Ga k eshidt vor dem Fluch der Lächerlichkeit. Für den Jakob hätte man aber einen besseren Sprecher und ume Mem Vertreter gewünscht als Paul Günther einer war. Zum Schluß entspann h ein langer Kampf zwischen Zischern und Beifallsspendern, der ziemlich unentschieden blieb.

Im Opernhause wird morgen, Freitag, „Die au ohne Satten“ unter der musikalischen Leitung des Generalmufikdirektors Leo Blech (Anfang 5 Uhr) wiederholt.

Im Schau] pielhause wird morgen „Alkestis" zum ersten Male wiederholt, Spielleiter ist Dr. Reinhard Bruck. Anfang 7 Uhr.

| Mankrigfaltiges.

Der letzte Heimschaifungstran8portdampfer, „Nankai-Maru“, mit Familien aus Japan und China ist nad telegcaphischer Nachricht des Transportführers am 14. Upril in Sabang angekommen und am 16. April von dort nah Port Said in See gegangen, Der Dampfer wird etwa vom 24. Mai ab in Hamburg erwartet. (W. T. B.)

Hamburg, 21. April. (W. T. B.) Eine zum Nachmittag nach dem Heiligengeistfeld einberufene Versam Ms Er- werbsloser ist von der Sicherheitspolizei verhindert worden. Versuche einzelner Trupps, nach dem Rathaus zu Besen wurden durch Absperrung vereitelt, ebenso der E den Alster- pavillon zu stürmen. Einige Rädelsführer wurden f: \tgenommen,

Paris, 21. April. (W. T. B.) „Homme Libre“ meldet aus Tours, etwa 200 bis 300 Soldaten der Jahreéklasse 1918 hätten vorgestern abend Kundgebungen in den Hauptstraßen der Stadt für ihre Entlassung veranstaltet.

Rotterdam, 21. April. (W. T. B.) Laut „Nieuwe Rottercamsche Courant“ beabsichtigt die englischeNRegierung einen Cisbrecher zu entsenden, um einem Schiffe, das in der Karabuchtim(ise eingeschlossen ist, zu Hilfe zu kommen. . An Bord des in Not geraienen Schiffes befinden ih achthundert Flüchtlinge, daranter viele Frauen und Kinder, Anfang April war von Moskau drahtlos um Hilfe für das Schiff gebeten worden, i

Jagd.

Die Schonzeit für NRehkälber wird innerhalb des Landespolizeibezirks Potsdam für 1929 auf das ganze Jahr ausgedehnt. Indcssen gilt für Eigenjagdbezinke von mindestens 2500 ha Größe, in denen nicht die Nehwildiagd zu einem Teile verpactet ist, lediglih die geseßlide Schonzeit vom 1. Januar bis 31. Oktober. Falls die Rehwi diagd im ganzen auf einem Eigen|agdbezirk von mindestens 2500 hs Größe verpachtet ist, gilt ebenfalls die geseblide Schonzeit vom !. Januar bis 31. Ottober. Die Bezirke, die von den obenerwähnten Jagdberechtigten zu threm Elgenjagdbezirk hinzugepachtet sind, werden von der Aus- dehnung der Schonzeit für Nehkälber auf das ganze Jahr betroffen.

Für den E Potsdam wird der Beginn der Jagd auf Nehbsdcke auf den 16. Mai 1920 festgeseßt; hinsihtlih des Beginns der Schonzeit für Birk-, Hasel- und Fasanenhähne bleibt es im Jahre 1920 bei dem geseßlih festgelegten Termin (1. Juni 1920).

Nr. 15 der Ms des Reihsgesund- beitsamts“ vom 14. April 19 hat folgenden halt: Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Geseggebung usw. (Deutsches Neich.) Reichsministerium für Ernährung und Landwirt- schaft. (Preußen.) Ziegenmutter- und Schaflämmer. (Reg.-Bez. geisda, Hebammen. (Bayern.) Apoth R (Oesterreich.

spirin usw. Seife, Seifenpulver. (Schweiz, Kant. Thurgau. Leichenbestattung. Ne. (Deutsches Reich.) Nahrungêmittel. Ergebnisse bakteriologischer Untersuchungen der Blutveraiftung verdächtiger Shlachttiere, 1918. (Preußen.) Schafräude. (Luxem- burg.) Gesundheitszustand, 1918. Geichenkliste. Wochentabelle über die Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse in deutschen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgleichen in etnigen grö Städten des Auslandes. Erkrankungen in Krankenhäusern deutscher Großstädte. Desgleichen in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung. Beilage: Gerichtlihße Entscheidungen auf dem Gebiete der öffentlihen Gesundheitspflege (Heilmittel, Gifte).

Aeronautishes Observatorium. Lindenberg, Kreis Beeskow. 21. April 1920. Drachenaufstieg von 5# sa bis 73 a.

Relative Wind Seehöhe | Luftdruk| Temperatur Seudtig- Geshwind, e€ s

ù fg 16 unten | oj, Richtung Sftuad

122 | 749,7 | 9,2 93 |WNW| 3

300 780 | 8,5 80 NWzW s

500 | 714 8,2 75 NW 5

900 682 | 7,0 70 SSO 6 Wolkig.

Temperaturabnahme von 122 bis 1b0 m von 9,2° auf 7,69, JInversion zwischen 150 und 300 m von 7,60 auf 8,69,

(Fortsepung bes Nichtamtlichen in ber Ersten : und Zweiten Beilage.)

E

Theater.

Operahaus. (Unter den Linden.) Freitag: 82. Dauer- bezugsvorstelluag. Die Frau ohne Schatten. Anfang 5 Uhr. Sonnabend: Der Troubadour. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. (Am Gendarmenmarkt.) Freitag: 85. Dauer bezugsvorstelung. Alkestis. Anfang 7 Uhr. Sonnabend: Der Marquis vou Keith. Anfang 7 Uhr.

Familiennachrichten,

Verlobt: Frl. Erna Holg mit Hrn. Hauptmann d. Res. Dr.-Jng-

Eberhard Straube (Baden-Baden—Wutöschingen bei Waldóhut) Gestorben: F: Nittergutsbesiger, Oberleutnant d. Res. Fried Frhr. von Richthofen (Plohe).

Verantwortlicher Schriftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.

Demi den Unzeigenteil: Der Vorsteher der Geschäftsstelle. HNechnungsrat Viengering in Berlin.

Verlaa der Geschäftsstelle (Menger ina) in Berlin.

Druck der Norddeutschen Bubdruckerei und Verlagsanstalt. Berlin. Wilhelmstraße 32.

Neun Beilagen

sind zu einem gewissen Abschluß gelangt. * Landwirt)cha}ft und Handel wollen es übernehmen, ‘eine Kartoffelmenge, die größer ist als die

(einschließ li Börsenbeilage und Warenzeichenbeilage Nr. 30 4 und B) und Erste, Zweite, Dritte und Vierte Zentral-Handelsregister-Beilage.

zum Deutschen Neichs8a

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Erfte Beilage

Berlin, Donnerstag, den 22. April

nzeiger und Preußischen Staatsanzeiger.

Nichtamfkliches, (Fortsepung aus dem Hauptblat.)

Deutsche Nationalversammlung. 166. Sißung vom 20. April 1920.

Na trag

Die Rede, die in Beantwortung der Interpellation über die Erschwerung der Abstimmung in den Kreisen Eupen und Malmedy durch Maß- nahmen der belgishen Behörden nah deren Be- gründung durch den Abg. Meerfeld (Soz.) der Reichsminister der auswärtigen Angelegenheiten, Dr. Köster, gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut: Reich3minister des Auswärtigen, Dr, Ks ster: Meine Damen und Herren! Jch freue mich, daß der erste Anlaß, bei dem ih vor | diesem hoher Hause zu reden die Ehre habe, ein solcher ist, über den | alle Parteien diejes Hauses einig sein sollten und sinig sind. Jn der Tat, wenn es etwas gibt, das imstande ist, über die notwendigen Kämpfe der Parteien hinaus da3 notwendige Zusammengehörigketts-

_gefühl und den notwendigen Zusammens{luß aller Deutschen zu fördern, wenn es eiwas gibt, das imstarde ist, aus diesem von ötonomishen Fiebern und sozialp\sychologishen Krankheitserscheinungen

} noch immer durchschauerten deutschen Volk ein neues, ein reines, von

| allem Nationali3mus freies Volks, Staats- und Gemeinschafts- bewußtsein hervorwacsen zu lassen, darm ift es der Bliek auf die {weren Kämpfe, die urseren Brüdern an der Grenze dur den Friedensvertrag aufgezwungen worden sind.

| Mehrheitsparteten.) :

h Es ist Ihnen bekannt, meine Damen und Herren, daß ich ein Jahr lang mitten in diesen Kämpfen gestanden und gearbeitet babe. Gerade als solcher, der ein Jahr lang mitten in der Arbeit gestarden hat, und auch als Sozialdemokrat, der, solange er politis denken

| fann, geglaubt hat an den großen Wert, der in dem Gedanken der Selbstbestimmung liegt gerade als solcher, meine Damen und Herren, belenne ih hier, daß wir, das deutsche Volk und besonders das Volk in unseren Grenzen, diese uns durch den Friedensvertrag auf- pezwungenen Abstimmungen und ihre Nesuldate niemals als rein nationale Entscheidungen anerkennen können, daß sie die Resultate dieser Abstimmungen vielleicht mit dem Kopf und dem Gehirn, aber

} niemals. mit dem Herzen anerkennen lönnen. (Sehr ritigl) Meine

} Damen und Herren, das können wir {on deêhalb niht, weil alle die Abstimmungen stattfinden in einer Zeit, in der unser Land wirt-

| choftlih und seelish gebrohen am Boden liegt. Das können wir

} schon deshalb nicht, weil diese Abstimmungen praktisch stattfinden nicht #wishen Nation und Nation, sondern weil sie stattfinden zwischen einem geschlagenen und einem siegreichen Lande, zwishen hohen Steuern und niedrigen Steuern, zwischen Hunger und Sattheit. Wir können sie memals anerkennen, weil diese ökonomishe Fragestellung in allen Grenzländern Hunderte und Tausende von Männern, die um ihre

E dfonmishe Existenz kämpfen, von Frauen, die um das Wohl ihrer

} hungernden Kinder besorgt sind, in die tragishsten Herzenskonflikte

} bineinbringen. (Sehr rihtigl) Wir können diese Resultate nit

| merkennen mit einem Worte, weil die einfache {lichte Frage des

} Herzens, ob deutsch oder belgish oder bdänish oder polnisch, dur die Leit der Abstimmung, durch die Bestimmungen des Friedensvertrages

} Umgefälsht, verzerrt, degradiert werden in ein rein öfonomisches

Y Kalkül, in eine einfahe nüchterne Rechnerei. (Sehr richtig!) Von ellen Abstimmungsgebieten liegen die Dinge, wie Ihnen eben der Herr

| Abgeordnete Meerfeld vorgetragen hat, in jenen kleinen Westländern, die der Abstimmung unterworfen werden, in den Kreisen Eupen und Malmedy, am \{limmsten. Jh bin den Herren dankbar, daß sie der

} Reich3regierung Gelegenheit geben, au ihre Stellung zu den Dingen,

h wie sie sih heute in Eupen und Malmedy zugespißt haben, hier zur Kenntnis zu bringen. Die Kreise Eupen, Malmedy und Monschau

| sind in den leßten Tagen stärker als sonst Gegenstand des Interesses gewesen. Teils in Auflehnung gegen wirtshaftlihe Mafmahmen der belgischen Behörden, teils und vor allem zum Zeichen des Protestes gegen Vergewaltigung ihrer nationalen Existenz, ist die Bevölkerung tieser Kreise am 14. April in den Generalstreik getreten. Die belgischen Vehörden antworteten mit Absperrungen und Vevhaftungen. Der festgenommene und ungeseßmäßiger Weise nah Belgien verbrachte Eupener Streikleiter is troß Einspruchs aller Kreise, den auch die Reichsregierung erhoben hat, noch nit freigelassen. (Hört, hört) Am 15, April ist, wie der Herr Abgeordnete Meerfeld son aus- tinandergeseßgt hat, in Gupen ein friedlider Demonstrationszug bon 10000 Männern und Frauen, die nur die Zulassung zur stimmung verlangten, von belgishem Militär und belgiscer

lizei, die mit Gewehrkolben und Gummiknüppeln drein- lugen, auseinandergesprengt worden. (Hört, hört!) Die Belgier haben neue Maschinengewehrabteilungen im die Kreise Kworfen, Die Lage ist also äußerst gespannt. Die. Vorgänge haben sogar eine lebhafte Beunruhigung im gesamten beseßten Gebiet her- borgerufen; der Herr Reichskommissar für die beseßten Gebiete hat hierauf ausdrüÆlich hingewiesen. Im Aachener Gebiet haben bereits Sympathiekundgebungen stattgefunden, die sih leiht ausdehnen können. Meine Damen und Herren! Diese Verhältnisse beweisen, daß # durchaus falsch wäre, der Frage von Gupen—Malmedy—Monschau tine rein lokale Bedeutung beizumessen. Die Reichsregierung hat diesen Standpunkt stets vertreten, und ih hoffe, daß meine Aus- ührungen die Gründe dafür klar legen werden. Wie Ihnen bekannt, wurde der Kreis Monschau durch die neuesten vrgänge mitberührt, während die Frage Eupen—Malmedy viele nate alt ist, Es ist Jhnen bekannt, daß die Kreise in bedingter Weise Belgien zugesprochen worden sind, obwohl über ihren deutschen harakter nit der geringste Zweifel walten kann.

Wf die Feststellung beschränken, daß die beiden Kreise, deren Schick- sal verschieden war, seit der Merowinger Zeit als deutsches Kand an-

(Sehr richtig! bei den |!

| biet umfaßt mit 18500 ha ein Fünftel des Kreises und hat etwa

| medy hat 40 % Wallonen. Elf Gemeinden haben eine wallonisce

zusohen sind. Namentlih Malmety, das im 7. deutshen Benediktinermönchen begründete Malmundarium, hat als Meich8abtei stets in einem besonders innigen Verhältnis zum Deut- schen Reich gestanden und, wie betont werden muß, in jurisdiktioneller Hinsicht stets zur Erzdiözese Köln gehört, während die Schwesterabtei Stavelot vom Bistum Lüttih abhing. 1795 Frankrei einverleibt,“ wurde das Gebiet vom Wiener Kongreß zuglei mit dem Kreife Eupen Preußen zugesprochen.

Die völkishen und spratlichen Verhältnifse entsprechen dieser vierhundertjährigen Entwicklung. Von dem rein deutshen Eupen, das unter 25 000 Einwohnern nur 98 Wallonen bat, will id ganz ! s{weigen. Jn Malmedy beläuft sich die Zahl der Wallonen auf 8- bis 9000 gegenüber 28 000 Deutshen. Das wallonishe Sprachge-

10 700 Einwohner, darunter 2- bis 3000 Deutshe. Die Stadt Mar-

C S A A R E T. tr

Mehrheit, aber nur in drei Gemeinden beträgt diese Mehrheit mehr | als 90 %. Die Malmedyer Wallonen, der Rasse nat romanisierte | Kelten oder Germanen, sprechen eine von dem belgishen Wallonish : nicht unerheblich abweichende Mundart, Die gebildeten Kreise dbe- dienen sih außerdem des Französishen. Im übrigen sind alle | Wallqnen, ausgenommen einige alte Leute, des Deutschen vollkommen j mächtig. ¿ j

Wirtschaslich hängen die beiden Kreise aufs engste mit DeutsW- i lnd zusammen. Untereinander haben sie keine ftarken Beziehungen, | wohl aber stehen sie beide im engsten Güteraustausch mit Aagten. i Naturgemäß bestehen au nach Belgien hin Beziehungen, doch be- ; schränken sih diese auf die anstoßenden Grenzgebiete. Sozial und ! kulturell sind die Kreise völlig mit Deuts(land verknüpft.

Kann es bei diesen Verhältnissen wundernehmen, daß Be- strebungen auf Losreißung von Eupen und Malmedy nie bestanden j haben, und zwar weder diesseits noch jenseits der Grenze! Eine ! JIrredenta hat es in den Kreisen nie gegeben, auh nit in der preußi- | \{chen Wallonei, und in Belgien hat, wie ib ganz besonders betonen will, bis zum Waffenstillstand kein Mensch an die Annexion diejer Gebiete gedaht. Es ist müßig, Betrachtungen darüber anzustellen, ! welches die wahren Gründe sind, die Belgien veranlaßten, diese Ge- biete zu beanspruhen. Spätere Zeiten werden darüber Klarheit i

Was kurz die Gesichte dieser Kreise betrifft, so kann ich mich !

j bringen. Jedenfalls sind die in der Denkschrift der Gegner vom |

16. Juni 1919 angegebenen Gründe recht fadensheinig. Im Jadre 1815 foll, so heißt es, weder auf die Wünsche der Bevölkerung noch | auf die geographishen und Sprahgrenzen NRüdksiht genommen worden

sein. Meine Damen und Herren! Die Grengziehung von 1815 ist, ; was den Kreis Malmedy betrifft, keine willkürlihe Trennung und | Zerreißung, sondern eine den in 11 Jahrhunderten gewordenen Ver- | hältnissen Nehnung tragende Anerkennung bestehender Tatsachen. Jn } Gupen war die Grenzziehung freilih ein Schnitt durch einen lebenden j Körper, aber diefer Schnitt erfolgte niht etwa zu Gunsten, sondern | zum Nachteil Preußens. (Sehr richtig! im Zentrum.) Wenn damals ? auf geschichtliche, wirtschaftliche und insbesontere sprach völkische Ge- | sichtspunkte irgendwelhe Rücksicht genommen wäre, so wäre die alte ; Tuchstadt Eupen niht von ihrem natürlichen Hinterlande getrennt worden. (Erneute Zustimmung im Zenturm.) Meine Damen und Herren! Wie Jhnen bekannt ist, erstreckt si ja die deutsche Siprache auch heute noch weit nach Belgien hinein und umfaßt 12 Gemeinden mit 20 000 Einwohnern. Die gegenwärtige belgishe Denkschrift hat also durhaus recht, wenn sie sagt, das Gebiet habe auch nach 1815 noch enge Beziehungen mit den angrenzenden Teilen Belgiens unter- halten. (Sehr richtig! im Zentrum.) Sie vergißt aber zu erwähnen, daß diese Teile, soweit Cupen in Frage kommt, deutshes Sprachge- biet sind. (Sehr richtig! im Zentrum.) Die Denkschrift hebt ferner hervor das Fortbestehen der wallonishen Sprahe. Aber was wird damit bewiesen? Leddiglich dies, daß alle Anwürfe wegen andauernder Verpreußung jeder Grundlage entbehren. (Sehr gut! im Zentrum.) | Ich möchte hier erwähnen, daß das Wohlwollen der preußischen Ne- | gierung während der 100jährigen Zugehörigkeit Malmedys zu ! Preußen keine einzige Verordnung gegen den Gebrauch der wallonishen

ache zuließ. (Hört, hört!)

S A und Herren! Jn den beiden Krveisen selbst, um auf die heutige Lage überzugehen, hat sih im wesentlichen nur eine Handvoll Großkapitalisten nebst ihrem Klüngel der Annexion ver- schrieben. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten.) Wenn die ge- | samte Bevölkerung von Malmedy von derselben Gesinnung wäre wie } diese Kriegsgewinnler, die während des Krieges whrem Patriotismus in raushenden Sefktgelagen Nahrung zuführten, jeßt aber, um ihre Millionen in Sicherheit zu bringen, nichts Eiligeves zu tun haben, als ihr Vaterland zu verraten, damm wäre über Malmedy kein Wort mehr zu verlieren. Die wahre Stimmung der ganzen Bevëlkerung ist aber, wie auch der Abgeordnete Meerfeld Jhnen gesagt hat, eine !

G V FOPE E A R T E A R P Lw - R

|

ganz andere (sehr vichtig! links); sie ist deutsch und nohmal deutsch | und es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß in dieser Treue zum Deutshtum die Wallonen Malmedys an der Spiße imarschieven. (Hört! hört! bei den Sozialdemokraten.) Wallonische Avbeiter sind es gewesen, die sich sofort zusammensch{lossen und mit Zerstörung der Papierfabrik Steinbah drohten, als zwei belgische Großindustrielle auf den Fabrikgebäuden die belgishe Flagge hißten, und die Stimmung der Bevölkerung zeigt der einstimmige Beschluß des Malmedyer Kreistages, der die Losreißungsbestrebung verurteilt. Eine Umfrage, die von deutscher Seite veranstaltet wurde darüber, welhe Bewohner bei Deutschland verbleiben wollten, erhielt in wenigen Tagen auf dem Lande 7000 und in der Stadt Malmedy 1200 Unterschriften, während eine von belgisher Seite in Umlauf | gesebte Liste es nur auf 400 brachte. (Hört! hört! bei den Sozial- demokraten.) Aus dieser Gesinnung heraus hat dann auch die Be- völkerung von Malmedy beim Einzug der belgischen Truppen auf dem ; Calvarienberg an allen vier Enden der Stadt und auf dem Ehren- friedhof die deutsche Flagge aufgepflanzt; aus dieser Gesinnung heraus hat dann ver kurzem auch jener {lichte deutshe Arbeiter, von dem Sie vielleicht gelesen haben, auf die Frage, warum er für Deutschland

Jahrhundert von :

| Abstimmung“ faum gebrauchen kann.

1920.

timmen wolle, erklärt, er wolle lieber bei den Deutschen troen Brot essen als Weißbrot bei den Belgiern. (Sehr gut! und bravo! bei den Deutschen Demokraten und bei den Sozialdemokraten.)

Meine Damen und Herren! Jn Belgien hat man si namentli in der offiziós bedienten Presse erstaunlih \cknel in die Nolle des Annerionisten hineingeiunden, (Zustimmung bei den Sozialdemokraten.) Man hat Eupen-Malmedy zum belgischen Lothringen gema®t, und um die Bedeutung des Gebiets zu heben, hat man die beiden Kreise in Provingen umgetauft. Geschihtswidrig gefällt man sich au darin, von einer Wiederveroinigung dieses Gebiets mit Belgien sprechen, und

/ äwar handelt es stch hier um ein amtlihes Schriftstück. Einsihts«

volle Leute in Belgien freilich verurteilen diese Annexion und geben zu, daß sie eine {were Belastung des künftigen deutsch-belgisden Verhält- nisses sein könnte. Leider sind diese Stimmen selten.

Meine Damen und Herren! Sie wissen, daß im Friedensvertrag eine Abstimmung für Eupen und Malmedy vorgesehen it, freilich eine sehr eigenartige Abstimmung, \o eigenartig, daß man die Bezeichnung (Sehr wahr!) Diese Ab«

j timmung findet nämlih nah dem Uebergang der Souveränität statt, j und sie ist als eine Protestaktion

gen den bereits vóllzogenen Souveränitätsübergang ausgestaltet. an gibt den Bewohnern also einen neuen Herrn und mutet ihnen dann zu, diesem neuen Herrn

gegenüberzutreten und zu erklären, man wolle lieber den alten Herrn

| haben. Und das heißt Volbsbefragung!

Das Begeichnente aber bei dem hier in Frage kommenden Artikel 34 ist, daß Garantien für eine freie, unbeeinflußbare Abstimmung in diesen Gebieten keineswegs mit ihm wnvereinbar sind, daß er aber dur seine Lücken und Unklarheiten der Willkür Tür und Tor offnet

! und die tatsächliche Möglichkeit für eine Hintertreibung der Abstimmung : abgibt.

Es ist uns zwar versichert worden, die Abstimmung werde unter der Leitung, unter den Auspizien des Völkerbundes vor sich gehen, doch haben wir bi&bher von einem Gingreifen des Völkerbundes ebensowenig

! gehört wie von der wiederholt und feierlih zugesagten Schaffung von Garantien für eine unbeeinflußte Abstimmung.

(Sehr ritig!)

Der in Artikel 34 festgesegte Abstimmungsmodus hat, wie Ihnen

| bekannt sein wivd, sogar in Belgien s{arfe Kritik hervorgerufen. Der

Sozialist Louis de Brouquères erklärt in einem Artikel im Peuple“ vom 2. Juli 1919, wenn man den Bewohnern zumute ihren Einspruch

j gegen das belgische Regime öffentli in Listen einzutragen, die von

belgischen Beamten überwacht werden, \o sei das nur die Parodie einer Abstimmung. (Lebhafte Zustimmung.)

De Brouquòres hat weiter anerkannt, daß Eupen rein deutsh ift, und daß dort und in Malmedy keine Bewegung für eine Annerxion an Belgien besteht. Der Belgier Brouquères lehnt weiter die Ein- verleibung von 50 000 Deutschen, die weder ‘durch Interessen noch dur Sprache noch durch Gefühle mit Belgien verbunden sind, als gröb« lichsten Rechtsbruch ab, gegen den jeder Sogialist den härten Ein- spruh erheben müßte (hört, höri!), und er fordert unter allen Um- ständen eine geheime Abstimmung, wobei er tbarauf hinweist, daß der Vertrag eine solde Abstimmung zwar nicht anordne, aber aub nicht verbiete; deshalb müsse man sie fordern. Von diesen Ausführungen, meine Damen und Herren, werden wir jedes Wort untershreiben. Aber wie ih vorhin schon andeutete die große Masse der Belgier ist anderer Meinung. Auch unter den belgischen Sozialisten gibt es den Herrn Louis Pirard, der im „Soir“ erklärt, man könne zwar die Listencbstimmaung kritisieren, aber sie sei nun einmal da, und man müsse mit ihr rechnen. Wer sich in diese Listen eintrage, der sehe sich eben auf die Liste der verdächtigen und unerwünshten Personen. (Zört, bórt!)

Die belgische Frermdherrshaft lastet seit vielen Monaten {wer auf den Kreisen, am längsten auf Eupen, während Malmedy sich zeit- weilig unter englischer Besehzung in erträgliher Lage befand. Unter belgishem Drucke werden den Bewohnern die Aussprache, die gegen- seitige Verständigung, die Orientierung durch die Presse fast unmöglich gemacht. Jede Zusammenkunft, sogar der Gotteëdienst, wurde durch Sdhpione überwacht, jedes vaterländishe Wort der Kirchendiener beider Konfessionen geahndet, Die Ortépresse durfte niht einmal den Wort- laut des Friedensvertrages mitteilen! (Lebhafte Rufe: Hört, hört!) Wer irgendwie sih im deutschen Sinne betätigte, wurde ausgewiesen. (Hört, hört! im Zentrum.) Natürlich wunde wie in allen Abstimmungs« gebieten auch mit wirtschaftlihen Lokungen aller Art gearbeitet, unter denen das Weißbrot eine besondere Rolle spielt. |

Im übrigen wurde von den Belgiern sehr viel versprochen, aber wenig gehalten, dagegen sehr viel hin- und herregieri.

Der belgische Oberkommissar, meine Damen und Herren, führte

| sich am 11. Januar 1920 mit einer Proklamation ein. Jn dieser an

Druckfehlern und sprablihen Härten reihen Kuntgebung wird der Bevölkerung eine große Reihe von Freiheiten verheißen. (Ruf im

| Zentrum: Verheißen!) Aber im gleichen Aiemzuge wird ein belgisches

Geseyz verkündet, wonach den Bewohnern jedes politishe Mitbestim- mungsreht verboten wird (hört, hört! im Zentrum) und sie einem vein absolutistishen Regiment unterstellt werden. (Hört! im Zentrum.) : j

Die Auflösung des Kreistags war die erste Tat dieses Regimes. Helle Empörung hat auch die Bemerkung des Oberkommissars her- vorgerufen, daß er es als seine vornehmste Aufgabe betrachte, aus der Bevölkerung von Eupen und Malmedy ein diszipliniertes und arbeit- fames Volk zu machen. (Hört, hört! bei den Deutsch-Demokraten und Lachen im Zentrum.) :

Evwähnen will ih auch, daß die Belgier hon jeßt am Werke sind, den deutschen Charakter der Gebiete und Bewohner zu verändern. Alte deutshe Ortsnamen werden frangösiert, und als Lehrer werden Personen eingestellt, die wegen ihrer dürftigen Kenntnis des Deutschen zum Gespött ihrer eigenen Schüler werden, Die behördlichen Be- fanntmachungon ergehen neben französisch in einem Deutsch, das von Fehlern \troßt (Zustimmung links), umd oft wird es der Lokalpresse überlassen, den französischen Text selber zu überseßen. Und alles dies, meine Damen und Herren, geschieht von den Behörden einer der

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