treten :
der Schule des Jan Scorel versehen. Brüsseler Kleinplastiken, meist Marienstatuetten, sind in der Vtirine untergebracht.
versehen ift, sehen wtr neben dem wundervodll ge\cnigten französishenChor- mit der hetligen Sivpe seine Aufstellung gefunden hat.
stärke der Sammlung liegt aber guf dem Gebiete der süddeutscheu H'lzplastik.
Schweiz.
… , Der Ständerat nahm i Telegraphenbli 0s“ gestern die Voriage, betreffend Sub- ventionierung des Wohnungsbaues aus Bundesmitteln, die einen Kredit von 10 Millionen Franken vo: sieht, an, ebenso die Vorlage, betreffend Erhöhung der Peniionen der Bundesräte, Bunvesrichier und Richter bei eidgenössischen Versfichezungsgericzien auf 40 Piozent des Gehalts. Der Nationalrot und der Ständerat genehmigten den Antrag, die Mindestzulagen sür eidgenössishe Beamte, die 25 Jahre ali sind 1nd mindej!ens drei Fahre Diensi geleisiet hoben, auf 2200 Fr. bis zum Höchsibetraa von 5000 Fr. fistzus: en. Dem- en1sprehen0 werden die Gehä!ter des Bundesperjonals nun- mehr 400 Willionen Franken jährliÞh betragen gegen 150 Millionen Franken vor dem Kriege.
Dänemark,
Der König wird nah einer Meldung des „Wolffschen Telegraph:nbüroe“ in Uebereinstimmung mit dem gegen- wärtigen Ministerium mit den Parteiführern in Veir- bindung treten, um die schleunige Bildung eines parlamentarischen Ministeriums oorzubereiten.
— Die Wahlen zum Folkething hatten folgendes Schlvßergebn.is: Liberale 48 Mandate (Gewinn : 4 Mandate), Sozialisien 42 Mandate (Gewinn : 4 Mandate), Koniervative 28 Mandate (Gewinn: 7 Mandate), Radikaie 17 Mandate (Verlust: 15 Mandate), Erwerbspaxrteci 4 Man- date (Gewinn: 3 Mandate), Freie Sozialdemokraten, Unab- hängige Rechle, Unabhängige Radikale je 1 Mandat Verlust. Die Faröer (1 Sig) wählen später.
Türkei.
Laúit Meldung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant“ haben die alliierten Truppen in Konsiantinopel den vormaligen Groß- wefir Morschall Jzzet und den Vizepräsidenten des Senats, General Ali Riza, gefangen genommen.
Amerika,
Einer Meldung des „Wolfsschen Telegraphenbüros“ zu- folge geben die Militärbehörden von SZonora in Mexiko bekannt, daß die Streitkräfile der Aufständischen die Hafenstadt Manzanilla (Colima) genommen haber. Ein in Los Angeles eingetrofsener Dampfer berichtet, daß auch Guaymas von den Sonoratruppen beseßt sei.
Ufien.
Nach einer Havasmelbung hat die aus 1 Bataillon Jnufanterie und 1 Detachement Kavallerie bestehende fran- zösi\sche Garnison von Urfa, dem ösilichsten g zwischen Tigris und Euphrat, die Stadt räumen müsen und beim Rückzug im Kampf mit überlegenen türkischen und kurdischen Banden beträchtliche Verlusie gehabt. Die Räumung sei nuot- wendig geworden, well die armenische Bevölkerung sfih offenbar mit den Rebellen verständigt habe, den französishen Soldaten die Ernährung zu entziehen und die Wasserzufuhr abzuschneiden.
— Weie der Pekinger Korrespondent der „Times“ meldet, verfolgt man im fernen Osten das Vorgehen der Japanec in Sibirien mit Aufmerksamkcit und schließt aus verschiedenen Anzeichen, daß eine Nenderung der japanischen Politik in Sibirien und der nördlihen Mandschurei eingetreten sei. Die Japaner haben gleichzeitig bei Wladiwostok, Nikolsk und Chabarows? die Russen angegriffen und geschlagen und befinden sih in dem Besiß der drei genannten Städte sowie verschiedener Eijenbahnstationen. Weiter westlich, wo die Japaner bereits mit der Räumungsbewegung begonnen hatten, find sie wieder vorgegangen und haben im Verein mit den Resten der Truppen Koltschaks und Semenows der Roten Armee eine Anzahl fiegreicher Gefechte geliefert, wobei die japanischen Verluste sich auf über 3000 Mann belaufen.
Kunst und Wissenschaft.
Die staatlichen Museen haben eine groß? Bereicherung durch die Shenkung derSammlung deutscherBild- werke von Dr. Ms S imon erfahren, der {on vor einigen Rees dem Kaiser Friedril-Museum seine Sammlung italienischer
unst übergeben hatte. Von der Sammlung konnte bei dem großen Playmangel nur ein Teil dem Publikum zugänglih gemaht werden und wurde im Eingangsraum des Museums ausgestellt. Es wurden Proben aus allen Gebieien der mittelalterlihen Plastik gegeben, so- daß man einen Ueberblick über die Bedeutung und Neichhaltigkeit der Sammlung erhält. Zu den frübesten Stücken gehören die beiden wohl südfranzösischen Grabsteine eines Ritters und seiner Fra die der Tracht nah noch dem 13. Jahrhundert angehören. Nicht viel später sind Maria und Johannes von einer Kreuzigung, noch voll- ständig in den ruhigen Linien der frühen französishen Gotik. Den Uebergang zur Hochgotik vertritt die große franzöfishe bemalte Steinmadonna um 1300. Sie gehört zu einer in der Ile de France weitverbreiteten Gattung, von der auch in Berlia fih noch ein \hônes Beispiel in der Sammlung Benno Oppenheim befindet. Als Bei- spiel für die deutsche Kunst des ¡päten 13, Jahrhunderts dienen zwei Köinische sißende Marieen mit dem Kind; beide Werke noch in der guten alten Bemalung. Etwas später ist der hinter der kleineren aufgehängte Chormantel, eine sehr seltene englische Arbeit, zu der ein Gegenstück in dem Metropolitan-Museum in New York aufbewahrt wird. Die Weiterentwicklung der niederrheinishen Plastik, die in beständigem Zusammenhang mit Frankreich steht, wird am besten durch eine kleine unbemalte Katharina mit dem Rad veranschaulicht. Sie ist in der Mitte des 14. Jahrhunderts entstanden. An sie schließt sih eine in der Vitrine slehende, noch wuüñdervoll bemalte Tkleintë A aus dem Ente des Jahrhunderts an, die die Eleganz
rankreichs mit der Innerlichkeit Deutschlands verbindet. Die niederrheinische Plastik aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird durch zwei große unbemalte Eichenholzstatuetten sehr gut ver- eine Maria mit Kind und eine hl. Katharina. Auch eins der sehr seltenen Werk- holländischer Plastik finden wir bier, ein Haus- altärchen mit der Kreuzigung. Die Flügel find mit Malereien aus Herrliche Proben der reizenden
Aber auch einen der größeren, zum Export berechneten Schuitaltäre mit bemalten Flügeln, der mit der Brüsseler Fabrikmarke
geslühl, zwischen dem ein aus Spanien stammender großer Schrein Die Haupt-
Der barocke Stil Seinberge1s, der im M'seum son mit glänzer den Proben vertreten ist, wird durch zwei Heiligenfizuren in glänzender alter Bemalung gezeigt. Die Kunst aus dem Kreise des Ttrolers Pader veranschaulichen die beiden stehenden großen Ritterfiguren. Aus dem Kretse Syrlins und der Kunst Ulms wurden
(aut Meldung des „Wolffschen |
kleinen Föstlihen Ritterfiguren. Das Relief aus Solnhofer Stein, wahrscheinlih von dem Augsburger Meister Victor Kaiser, führi schon
Die Akademie der Künste beabsichtigte als Frühjahrs- ausstellunçg eine Uebersicht über die Entwicklung der deutschen Porträttfunst im 19. Jahrhundert zu gebeu. Bei der Schwierigkeit des Transports ergab es fich nun aber, daß der Hauptteil der aus- gestellten Arbeiten aus Beriiner Besiß sh zusammensetßte. Man verzichteie auf die auswärtigen Werke und kam dadurch zu einer ges{losscnen Uebersicht der Berliner Bildniskunst des vorigen Jahr- hu!derts. Viele verborgene Schäße konnten fo gehoben werden, und man gewinnt einen vortrefflichen Ueberblick über das Gebiet der Berliner Porträtpl-stik, zugleih aber unternimmt man au einen Gang durch die verschiedensten ge)ell\chattlihen Kreise der Stadt, der zeigt, daß doch au hier vor dem Anwachjen zur Weltstadt eine eigenartige geistige Kultur berrshte. Den Anschluß an die grazióöse Kurist des 18. Jahrhunderts, an Meister wie Pesne, gibt die ausgezeichnete 2nsfammensiellu"g verschiedener Porträts von Graff. In ihnen zeigt sid noch der fkoloristishe Neiz, die große Farbigketit des späten Nokoko. Zum eigentiichen Klaisizismus leiten dann die Arbeiten Schadows und setnes Kreises über. Fast als Gegenst ömung eht nun gegen diese eircas nüchternen Arbeiten die Kunst der Nazarener, die Neugotik, ein. Als eins der rei: vol! sten Weike finden wir aus diesem Kreise das Porträt der Geschwister Humboidt von Schick. Steffeck, der mit einer großen Unzahl seiner tüchtigen Urbeiten vertreten ist, leitet {on zu den Malern der modernen Ge- fellshafi, vor allem zu Lenbach und. Böcklin über. Unter den Plastiken sind vor allem die Meister aus der ersten Hälfte des Jahr- hunderts und unter ihnen besonders Schadow sehr gut vertreten.
Von kleineren Ausftellungen sind besonders die Ausstellungen von M eroner M ara PMen Rabel! 00n Ves mann und von Kauffmann im Kunstsalon Gurlitt zu erwähnen. Leßterer lehnt sich stark an die französishen Pointillisten an. Seine Landschaften bieten farbig große Reize, M P, V
Theater und Mufik,
Im Opernhause wird morgen, Donnerstag, „Figaros Hochzeit", mit den Damen von Granfelt, Hansa, Marherr-B3agner, von Scheele-Müller und den Herren Schhüßzendorf, Philipp, Kraus als Gast, Henke, Bachmann, Philipp und Kraja beseßt, unter der musikalishen Leitung von Dr. Friß Stiedry, gegeben. Anfang 6# Uhr.
Im Schausptelhause geht morgen „Der Marquis von Keith“ in bekannter Beseßung in Szene. Anfang 7 Uhr.
Mannigfaltiges.
Die Neihszentralstelle für Kriegs- und Zivil- gefangene teilt mit: Der Dampfer „Capetown Maru“ ist mit etwa 700 deutschen Kriegsgefangenen aus Oft- sibirien nach Deutschland unterwegs. Er hat bereits am 24, April Schanghai verlassen und geht über Sabang, Port Satd nach Hamburg. (W. T. B.)
In der Net zum 13. April wurde, wie hiesize Blätter melden, ein Einbruch indie Shaßkammer desHildesheimer Doms verübt, aus der ein L Teil des Domschatzes geraubt wurde. Den Einbrechern waren u. a. folgende Stücke in die Hände gefallen: ein vergoldetes Kreuz aus dem 14. oder 15, Jahrhundert, ein aus Undenholz hergestelltes, mit Goldlamellen
gotisches und ein romanisches Siegel des Domstiftes und zwei silberne Sedisvakanztaler. Die Gegenstände haben Millionenwert. Die
räuber zu verhaften und alle gestohlenen Gegen- stände, die zum großen Teil zerschlagen und verbogen waren, wieder herbeizushaffen Nah Ansicht von Sachyer- ständigen dürften sich die wertvollen Gerätschafien, da alle Teile vorhanden sind, einigermaßen twiederherstellen lafsen.
Ueber die
Witterung in Norddeuts{land îm Monat Februar 1920 berihtet das Preußische
Meteor9-
der Januar, so hatte auch der Februar 1920 durchaus den Charakter eines milden Wintermonats. Seine Durchschniitstemperaturen, von 4--6 Grad im linksrheinischen Gebiet abnehmend nach Osten bin bis auf 0 Grad im äußersten Ostpreußen, lagen überall erheblih über den Normalwerten. Doch zeigten die Wärmeüberschüsse diesmal keine in die Augen fallende geographische Anordnung, hielten sich vielmehr in ganz Norddeutschland ziemlich gleichmäßig zwischen 2 und 4 Grad. Auch im zeitlihen Verlauf der Temperaturen während des Februar machte sich eine für diesen Monat ungewohnte Gleichmäßigkeit geltend ; nur die Lage vom d. bis 8. brahten mit stärkferex Erniedrigung der Temperaturen, die fast überall zu den niedrigsten Werten des Monats führte, eine bemerkeng- werte ÜUnterbrehung der milden Witterung. Fröfte dielten fih auch da, wo Me noch häufiger auftraten, in recht mäßigen Grenzen, und allein der Nordosten hatte einige Tage aufzuweisen, an denen das Thermo- meter dauernd unter dem Gefrierpunkt blieb. Die höchsten Tempe-
Westen bereits über 15° C. Geringe Bewölkung half neben den hoben Temperaturen die Februarwitterung großenteils freundlich gestalten. Namentlich zeichneten sch die Tage zwischen dem 16. und 25., in dite auch die höchsten Temperaturen fielen, durch überwiegend heiteren Himmel aus. Ihnen is es hauptsächlich zuzuschreiben, daß das Monaisinittel der Bewölkungsstärke geringer war als der vieljährige Durch hnitisbetrag. Dementsprehend wurde ein Uebershuß an Sonnenschein gegenüber den zu erwartenden Vêonats- summen registriert, der [d in den am meisten begünstigten Gegenden im Süden und Südwesten auf über 50 Stunden bezifferte. Cine Ausnahme machte allerdings der äußersie Nordosten, der stellenweise etwas zu trübe war. — Die Monatsmengen des Niederschlags ent- sprachen im größten Teile des Landes, besonders in den ebenen Gegenden, mit Beträgen zwischen 30 und 50 wm etwa den normalen Werten. Nur kleine Bezicke, die {ch im Norden und Nordosten zerstreut finden, erwiesen sich als zu naß, dagegen traten Troen- gebtete in größerem U der südwestlihen Hälfte auf. Im Rheinland und am unteren Main blieben die Gesamtmengen vielfach unter 20 mm, zu beiden Seiten der Saale sowie in der Altmark gab es sogar Gebiete mit wentger als 10 mm, alfo nur rund dem vierten Teil des üblichen Februarniedershlags. Wie nah den Temperalur- verhältnissen veiständlih, hatie, vom Gebirge abgesehen, allein der Nordosten noch öfters Schnee; sonst wurde nur ganz selten Schneefall beobachtet, der zur Bildung einer Schneedecke kaum mehr ausreichte. Unsreundliches Wetter mit Niederschlägen leitete den Vionat ein, da Nandbildungen nördlicher Tiefdruckgebiete vorüberzogen, deren Einfluß iro stark ansteigenden Barometers nur langsam nachließ, Erst vom 5, Februar an lam der Ho&druck voll zur Geltung und xie: bei Ver- lagerung seines Kernes nah Mitteleuropa eine kurze Periode trockenen, teilweise heiteren Weiters hervor. Der erwähnte Temperaturrückgang in diesen Tagen ist daher vornehmlih auf Rehnung der Ausstrablung zu setzen. Schon vom 9. Februar an bewegten sich indessen neue Vepresfionen über Nordeuropa osiwärts, verschafften dabei auf ihrer Südfeite warmcn ozeanischen Luf! strömungen Zutritt zu unserem Gebiet und beeinfl!ßten die Witterung mit Trüßbung und Niedershlägen. Namentlich der
hiesige Kriminalpolizei nahm die Spur der Verbrecher, die nah | Berlin wies, alsbald auf, und es gelang thr, die beiden Kirchen- !
logische Inslitut auf Grund der angestellten Beobachtungen: Wie f
raiuren wurden meist am 20. oder 25. beobadhtet, sie erboben fh im
| zu dem etwas flachen italierisierenden Stil der süddeu!shen Hod- j renaissance. Cine genoue Beiprehung der Sammlung wird das nächste Heft der Berliner Museen bringen. Auß-rdem erscheint in Kürze ein illufirierter Führer.
überzogenes, reich mit Edelsteinen besegtes Muttergottesbild, vier silberne, ¡tark vergoldete Kelche, zwet silbervergoldete Monstranzen, mehrere silberne und goldene Kreuze, ein
rrE
10. Februar war im Küstengebiet ein niederschlagsreiher Tag: es
dei große Mautenfiguren ausgestellt, auch eine reizende kleine langes aria mit Kind über dem Chorgestühl neben den beiden bayerischen
gingen im äußersten Nordwesten und in Schleswig-Holstein Tages- mengen über 20, in Memel fogar über 30 mm nieder, die für die ?
Monatëssummen natürliG stark ins Gewicht fielen. Den Ab\{luß
: dieier Schicchtwetterpe:iode brachte der 15. Februar, an dem über
Polen und Wesirußlard hoher Luftdruck festen Fuß faßte. Seine
| Aucbreitung verhinderte in der Fo!gezeit das Vordringen westlicher
Tiefdruckgebilde und gestaltete dadunch die Witterung bei uns zunächst
| heiterer, dann bei Winddrehung nach südlichen Richtungen auch milder. | Nach turz vorübe: gehender Störung wurde vom 23. bis 25. Februar | unfer Wetter neuerdings von bohem Luftdruck beherr|cht, der sih nun-
mehr aber über Veitteleuropa selbst befand. Er wih am 26. nah Südosten zurück, gestattete so wieder größeren atlanti\chen De- pressionen bei uns einzuwirken, so daß der Monat mit \{chlechtem Wetter abschioß.
Leipzig, 27. April. (W. T. B.) Das Neichchsgericcht hat die Revision des ehemaligen Fähnrs Oltwig von Hirschfeld verworfen, der am 21. Februar vom Sch{wurgericbt beim Landgericht T1 in Berlin wegen \{chwerer Körper- verleßung, begangen ckdurch einen am 26. Januar vor dem Moabiter (Serichtsgebäude auf den damaligen Neichsfinanzminister Erz berger abgegebenen Pistolenschuß, zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden ift.
Wien, 28. April. (W. T. B.) Im Verlaufe einer Aus- einanderfeßung, die vorgestern in einerStudentenversammlung vor dem Nathause be onnen hatte, entfernten gestern früh die deutsch- nationalen Hochschüler alle jüdi)hen und sfozialistishen Studenten aus der Universität. Es kam hierbei zu Tätlichkeiten und zum Einschreiten der Polizei, welhe Studenten beider Parteien verhaftete. Als Mittazs gegen tausend deutshnationale Studenten die Universitätsrampe beseßt hielten, eishien ein Kommunistenführer. Wie die Blätter melden, verlangte er beim Chef der Staatspolizei unter Drohung mit dem Eingreifen der Kommunisten die Enthaftung der sozialistishen Studenten und die Näumung der Universitätsrampe. Schließlich veranlaßte die Polizei die deutshnationalen Studenten, abzuziehen. Das Rektorat verfügte darauf die vorläufige Schließung der Uni- versität und die Einstellung der Vorlesungen. Die amerit- kanische Mission wurde wegen der Zerslörungen in der von amerifanischer Seite eingerthteten jüdishen Mensa Ac-demica bei der österreichishen Regierung vorstellig. T\hechische und polnishe Studenten, die bei den Zusammenstößen verleßt wurden, haben bei thren Gesandten Beschwerde eingereiht. — Zu anderen Zusammenstößen kam es, wie die „Korrespondenz Wilhelm“ meldet, bei einer gestern vom Ständerat einbe- rufenen Versammlung, da Arbeiter und Jugend- liche in das Versammlungslokal einzudringen ver- suhten. Hieran wurden fie von Polizei verhindert, die mit ge- zogenem Säbel in die vor dem Hause angesammelte Menge stürmte und fie zersprengte. Zwei Bataillone Volks weh r verlangten die Auslieferung derjenigen Polizeibeamten, die von der Waffe Gebrauch gemacht hatten. Es kam zu Tätlichkeiten zwishen Polizeimannschaft und Volkswehrleuten. Schließlich etnigten fich aber die Polizei und die Offiziere und Soldatenräte der Volkswehr, worauf die Volks-
wehr abzog.
Brüssel, 27. April. (W. T. B.) Der belgische Just iz- minister hat entschieden, daß von jeßt ab der 1. Mai als Fest der Arbeit zu betrachten ijt, und daß das von seinem Ministerium abhängende Personal zu feiern hat.
Aerongutishes Observatoriniu. Lindenberg, Kreis Beeskow. 27. April 1920. — Drachenaufstieg von 5X a bis 9 a,
NRelative Wind Seehöhe | Luftdru#| Temperatur 0 i ut Nichtung| ÆGwind L ihtung| Sefund.- H A oben | unten 0/9 Meter 122 746,4 9,8 92 SVzW 9 300 729 5,0 80 SWW| 12 500 710 4,0 75 W 14 1000 669 0,9 90 WzS 16 1500 629 | — 3,6 100 WSW 16 2000 590 — 5,0 6,4 80 WSW 14 2500 992 — 6,8 50 Wz S 14 3000 518 — 8,5 40 WzS 14 3500 486 —10,5 30 WSW 14 3750 470 —11,8 30 WSW 15
Bewölkt. — Inversion zwischen O und 1880 m von — 5,59 auf s 0
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater, Opernhaus. (Unter den Linden.) Donnerstag: 88. Dauer-
bezug8vorstelung, Figaros Hochzeit. Anfang 64 Uhr. Freitag: Tristan und Jsolde. Anfang 5} Uhr.
Schauspielhaus. (AmGendarmenmarkt.) Donnerst. : 90. Dauer- bezug8vorstellung. Der Marquis von Keith. Anfang 7 Uhr. Freitag: Alkestis. Anfang 7 Uhr.
Familienunachrichten.
Verlobt: Frau Marga verw. von Hornhardt, geb. von der Nee, mit Hrn. Hauptmann Oskar von dem Hagen (Charlottenburg).
Verehelicht: Hr. Dr.-Ing. Carl Daeves mit Frl. Atta Schäfer- Hansen (Bismarckhütte O. S.). — Hr. Joachim Graf von
. Arnim mit Freiin Luise von Loën (Bottschow).
Gestorben: Hr. Baurat Carl Diblmann (Berlin). — Hr. Haupt- mann a. D. Nudolf von Brauchitsh (Halensee).
Verantwortlicher S{riftleiter: Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.
Verantwortlich für den Anzeigenteil: Der Vo rsteher der Geschäftsstelle, Necbhnungsrat Vi engering in Berlin.
Verlaa der Ges{äftsstelle (Mengering) in Berlin.
Druck der Norddeutschen Bubdruerei und Verlagsanstalt, Berlin. Wilhelmstraße 32.
Sechs Beilagen (eins{ließlich Börsenbeilage) und Erste, Zweite und Dritte Zentral-Handelsregister-Beilage,
t:
Erfte Beilage
znm Deutschen Neich3anzeiger uud Preußischen Staatsanzeiger.
¿ 90.
Berlin, Mittwoch, den 28 April
Nichtamtliches. (Fortseßung aus dem Hauptblatt.)
Deutsche Nationalversammlung. 171. Sißung vom 26. April 1920. Nachtrag.
Die in der gestrigen Nummer d. Bl. auszugsweife wieder- gegebene Rede, A N der zweiten Beratung des Geseh- entwurfs zur Ergänzung des Reich3gesehßes über die e a Regelung des Nei S - haushalts für das Rehchnung3jahr 1920 in Er- widerung auf Ausführungen des - Abg. Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner (D. Nat.) der Reichsfinanzminister Dr. Wirth gehalten hat, hatte folgenden Wortlaut:
Meine Damen und Herren! Ich bin der Rede des Herrn Abgeordneten Grafen v. Posadowsky mit großer Aufmerksamkeit gefolgt. JIch will seine Mahnung, unliebenswürdig zu sein, einmal einen Augenblick befolgen. Ih richte aber die Worte, die ib jeßt an den Herrn Grafen v. Posadowsky zu richten habe, nicht eiwa gegen seine verehrungswürdige Person. Wir, die wir der jüngeren Generation ter Politiker dieses Hauses ange- hôren, haben immer zu seiner Person mit Hochachtung aufgeschaut. (Sehr wahr! links.) Jch darf das wohl in Jhrer aller Namen sagen. (Lebhafte Zustimmung bei den Mehrheitsparteien.) Aber Herr Graf b. Posadowsky soll es mir nicht verübeln, seine Ausführungen, die er foeben gemacht hat, richten sich zunächst einmal in voller Schärfe gegen die hinter ihm sißenden politishen Freunde. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien. Lachen rechts.) — Die Herren sind zu un- ruhig. Jch bin ja aufgefordert worden, niht ganz liebenswürdig zu sein. (Sehr gut! und Heiterkeit.) Haben Sie jeßt noch einmal Ge- duld für die Dinge, die ih Jbnen rein sachlich zu sagen habe. Jch will gar feine boshaften Bemerkungen himeinflechten. Der Herr Graf v. Posadowsky hat sih mit aller Schärfe gegen eine übertriebene Ver- mehrung der Beamtenschaft gewandt, und das mit Recht. (Sehr rihtig!)) Es ist zweifellos eine ungeheure Mehrforderung von Be- amten in allen möglihen Zweigen der Staatsverwaltung eingetreten, und vielleiht ist man nicht stark genug gewesen, im Laufe der Zeit diesen Forderungen gegenüber ein entshiedenes Nein zu sagen. Was sagt aber der Herr Graf Posadowsky dazu, taß mir heute — ich war bei den Verhandlungen nicht anwesend — ein Antrag Deglerk, Laverrenz, Dr. Oberfohren, Nr. 258, zum Entwurf eines Besoldungs- gesehes unterbreitet worden ist, in dem verlangt wird, in Ziffer 3 des & 6 den Abs, 2 des Gesehes, das ta in Frage steht, zu streichen und dafür. zu sehen:
Die diätarische Dienstzeit darf 5 Jahre, bei Militäranwärtern A Zahre, bei den Post-, Telegraphen-, Fernspreh- und Schreib
géhilfinnen 7 Jahre nicht übersteigen. (Hort! hôrt! bei den Mehrheitsparteien.)
Die Zahl der einzustellenden Anwärter ist alljährlih von den Nessortministern im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzminister festzuseben.
(Suruf rechts: Na also!) Ich will vom lehten Saß absehen, denn der leßte Saß spricht sih wegen der Aufnahme der Anwärter für die Zukunft aus. Aber: der erste Teil hat die ungeheure Ausroirkung, wie mir meine Herren mitgeteilt haben, daß wir dann gezwungen sind, in dem neuen großen Haupthaushaltsetat etwa 70 000 etatmäßig? Siellen neu einzuseßen. (Stürmishe Rufe bei den Mehrheitspar- éi: Hört! hört! Wahlen!) Nun frage ih Sie, meine Herren: Sind si die Herren, die den Antrag Deglerk usw. in der Kommission gestellt haben, der großen Verantwortung bewußt gewesen? (Vielfache Rufe: Neir:! Wahlmanöver!) Ja, meine Damen und Herren, es ist niht {wer für einige der Herren Abgeordneten, sich in der Kom- mission populär zu machen.
Der Herr Graf Posadowsky hat gesagt: ein Finanzminister darf h niht populär machen, er muß sogar unliebenswürdig sein — was mir als Junggesellen gar ait gut anstehen würde. (Große Heiter- Feit,) Aber was soll man denn dazu sagen, wenn eine Partei sich populär machen will, deren großer Führer — groß in seiner sozial- politishen Vergangenheit hier im Hause —, wenn er sh auch zu uns wendet, doch tatsählih in seinen Folgerungen sich mit voller Wucht gegen einen Antrag wendet, den drei seiner Freunde in der Kommission eingebraht haben. (Lebhafte Rufe bei den Mehrheits- parteien: Hört, hört! — Abgeordneter Deglerk: Jch werde {on ant- worten!) — Ja, wenn Sie mir antworten, darauf bin ich sehr ge« spannt. Ich will nicht liebenswürdig sein, ih sage nur, meine Damen und Herren, die Herren, die den Antrag gestellt haben, sollen sih jeßt die Rede des Herrn Grafen Posadowsky zu Gemüte führen und morgen, wenn die Frage hier zur Entscheidung kommt, sagen: mea culpa, mea maxima culpa! (Lebhafter Beifall bei den Mehrheits-
rteien. z T e Herr Graf Posadowsky hat eine ganze Anzahl von Zahlen genannt; insbesondere hat er sich mit dem Mammutministerium, dem Neichswirtshaftsministerium, beschäftigt. Soweit ich gehört habe, sind die Zahlen folgende: am 1. Oktober 1919 sind 1399 Köpfe dort vor- handen gewesen, am 1. April 1920 1199, jeßt, nah Abtrennung des Neichsernährungsministeviums, sind zirka 750 Personen dort bor- handen. Dabei ist aber das gesamte Personal eingerechnet einshließ- lih der Sheuerfrauen — um die auch nicht zu vergessen. Ich glaube, die Angaben, die gemaht worden sind, sind außerordentlich übertrieben.
Nun hat der He:r Graf Posadowsky sich den Steuergesehen zu- gewendet. Er hat hier gleichsam — das ist nicht eine boshafte Be- merkung, sondern nur eine sherzhafte — eine vierte Lesung der Steuer- geschgebung vorgenommen. Das ist in diesem Hause nicht üblich. Jh gebe gern zu und habe das in meiner Rede anerkannt, daß der
- Besiß in Deutschland sehr schwer belastet ist. Das haben, glaube ich, alle anerkannt, die an diesem Geseßgebungswerke mitgearbeitet haben.
daß draußen genau se wie in diesem hohen Hause Einstimmigkeit dar- über herrsht —im Hinblick auf die kommende große Wahlbewegung —, daß man eben an dem Besiß nicht vorbeigehen konnte. (Zurufe rechts.) — Ih wende mich ja gar nicht zu Jhnen. Machen Sie doch einmal Ihre Augen auf, übershauen Sie die Zeitungen, und sehen Sie, wie bereits eine große heßerishe Bewegung inszeniert wird, um die Leute mobil zu machen, die durh die große Steuergeseßgebung @e- troffen sind. (Sehr richtig! bei den Mehrheitsparteien.) Aber wenn Sie mit uns diesen Gedanken vertreten, um so besser.
Nun hat der Herr Abgeordnete Graf von Posadowsky sttch einzelnen Steuerproblemen zugewendet, die wir im Haushaltsaus\chuß erörtert haben. Die Zeitungsnotizen sind völlig unvollständig. Wir haben im Haushalt3ausshuß aufrichtig die theoretishen Möglicßkeiten erörtert, die uns jeßt noch zur Verfügung stehen, um dem Reich neue Einnahmequellen zu erschließen. Das ist allerdings mehr als eine rein akademische Frage, und wir sind auf den Kernpunkt eingegangen, nämli auf die Frage, wo neue Steuerquellen sind, die dem Reich sofort größere Summen zuführen könnten. Da sind wir allerdings mit dem Herrn Grafen Posadewsky der Auffassung, daß auf dem Gebiet der direkten Steuern neue große Einnahmequellen vorerst nit er- \chlossen werden können, wenn wir nicht das gesamie Wirtschaftsleben ras erdrosseln wollen. Da sind wir also durchaus derselben Auffassung wie Sie. Es sind ‘Anregungen an uns herangetreten, und in diesem Zusammenhang habe ih erwähnt, es werde in weiten Kreisen der Gedanke erörtert, ob es nicht mögli wäre, das Notopfer in gewissem Sinne zusammenzudrängen. Es gibt Kreise, die zweifellos dazu bereit wären, und ih glaube, es gibt auch Kreise, bei denen es sehr not- wendig wäre, das Notopfer zusammenzudrängen (sehr richtig! bei den Suygialdemokraten), weil sie sonst aus ihrem fkapitalistischen Kreise heraus das Notopfer in einer Form zusammenkraßen, durch Preis» steigerungen und alle möglichen Manipulationen sih die Gelder be- schaffen, so daß der Charakter des Notopfers verloren geht. (Sehr rihtig!l) Das war also die rein akademische und theoretische Erórte- rung. Welte Gestalt diese Erörterungen annehmen, wenn wir zum Hochsommer kommen, vermag ih zur Stunde noch nit zu sagen. Herr Graf Posadowsky hat in weitgehenden Ausführungen einzelne Ministerien behandelt, insbesondere das Auswärtige Amt. Ja, Herr Graf von Posadowsky, ih habe auch mut Staunen die Ziffern im Etat gesehen, die mir da überreicht warden sind. Aber man möge doch einmal daraufhin den Gtat prüfen, was die Beamien des Auêwärtigen Amts, die außerhalb Deutschlands arbeiten müssen, unter der Berücksichtigung der Valuta für Summen ausgezahlt be- fommen. Ich glaube, man kann 150 Millionen Mark allein beim Auwärtigen Amt abstreichen, wenn man nicht die Valuta berüdck- sichtigen müßte. Es ist ja undenkbar, die Beamten draußen zu be« schäftigen, chne daß man ihnen das Geld in die Hand gibt, damit sie draußen leben können. Wir haben auch in Baden bei der Eisenbahn» verwaltung die Erfahrung gemacht, daß wir unseren Beamten und Arbeitern, die auf S&weizer Gebiet wohnen, derartige Zuwendungen macben müssen, die — mein Kollege Rückert aus Baden mckt mir zu — allein für Baden, ih glaube, 70 bis 80 Millionen ausmachen; soviel müssen wir den Gisenbahnbeamten und -arbeitern auf \chweigeri- {hem Gebiet auszahlen. Man muß nur bedenken, daß ein solcher Mann 6 bis 7 Mark hinlegen muß, wenn er die angenehme oder auch unangenehme Manipulation des Rasierens an sich vollziehen lassen will. Das muß man bei dieser Gehaltsbemessung eben berücsihtigen. Ich führe diese Beispiele nur an, um zu zeigen, daß im Etat Aus- gaben stehen, die unvermeidlih sind. (Zuruf rechts: Aber die Kopf- zahl?!) Veber die Kopfzahl wird der verantwortlihe Vertreter des Auswärtigen Amts, wenn es nötig sein sollte, si{ch äußern.
Ich habe das Bestreben, die Zahl der Beamten, soviel ih als Finanzminister dabei mitwirken kann, nicht ins Ungemessene gesteigert zu sehen. (Sehr gut! rechts.) Aber gewiß, Herr Graf Posadowsky, i kann mir auch vorstellen, daß es möglih wird, eiwa in Deutschland Monopole aufzurihten in eigener Verwaltung und Regie der be- treffenden Industriezweige, eiwa in der Form eines sozialen Mono- pols, ohne gleichzeitig ein ungeheures Beamtenheer auf die Beine stellen zu müssen. (Sehr richtig!) Jch habe diesen Gedanken auch in die Debatte geworfen, und warum? Ja, wir müssen uns doch, wenn der neue Reichstag zusammenkommt, wieder über die Frage der Ausgabendeckung unterhalten. Was wird denn die erste Aufgabe sein, die Sie bekommen? Sie werden einmal den Hauptetat des Jahres 1920 bekommen, und Sie werden in den ersten Tagen, möge der neue Reichstag zusammengeseßt sein, wie er will, z. B. zu prüfen haben, ob das Kohlensteuergesey aufzuheben oder zu verlängecn ist. Fh habs. dargelegt, daß der neue Etat in einem der Hauptpunkte auf den Erträgnissen der Kohlensteuer aufgebaut ist, die mit 4,5 Milliarden in diesen Etat eingeseßt sind. (Hört, hört) Glauben Sie, daß der Reichstag in die Lage kommen wird, eiwa am 31. Juli d. I. diese Kohlensteuer aufzuheben? In diesem Zusammenhang, Herr Graf Posadomsky, habe ih angeregt, die Frage zu prüfen, ob bei der Kohlensteuer eventuell noch neue Einnahmen für das Reich herein- zubringen sein werden, und ih habe in der Kommission auf diese unsoziale Seite der Kohlensteuer, die Belastung des Hausbrandes, mit aller Energie hingewiesen. Das haben wir getan, ehe wir die Mahnung des Herrn Grafen Posadowsky in diesem hohen Hause gehört haben. Seine Mahnung war berechtigt, sein Warnungsruf kann durchaus beachtet werden.
1920.
nach außen blendend wirken (fehr gut! und Heiterkeit links), aber solche Anträge müssen dann von dem Verantwortlichkeitsgefühl be- gleitet sein, uns auch die nötigen Einnahmen für solche Anträge zu verschaffen. (Sehr wahr! bei den Mehrheitsparteien, Aber 1ch glaube, diese Einnahmen sind uns, was den Gtat angeht, von der reten Seite des Hauses versagt geblieben. (Sehr richtig!)
JIGH bin also sehr gern bereit, den Anregungen des Herrn Grafen Posadowsky zu folgen; ih darf nur bitten, daß er im Kreise seiner Partei dahin wir!en möge, daß seinen Anregungen auch in seinen eigenen Kreisen entsprohen wird, (Bravo! bei den Mehrheits- parteien.)
172. Sigung vom 27. April 1920, Vormittags 11 Uhr. (Bericht des Nachrihtenbüros des Vereins deutscher Zeitungs8verleger.)*)
Auf der Tagesordnung stehen zunächst Anfragen.
Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Hu g o (D. Vp.) erflärt ein Vertreter des Verkehrsministeriums, daß unter ewissen Vorausseßungen die Vorarbeiten für Den Werra-
ain-Kanal beginnen können. : Abg. Degler k (D. Nai.) beschwert sich über die Er- M Obr
s{hwerung der Abstimmungsvorbereitungen erflärt, da die Zeit
schlesien. : Ein Vertreter der Regierung 1 r die Abstimmung noch nicht feststehe, jei anzunehmen, daß jeder S noch Zeit E seine Eintragung in die Stimmlisten zu bewerkstelligen. Als Paß habe für Schles- wig ein polizeilih abgestempelter Ausweis genügt, das dürfte auch für Oberschlesien zutreffen. Genügend Eisenbahnzüge zur Beförderung der Abstimmungsberechtigten würden zur Ver- fügung stehen. i bg. Pohlmann (Dem.) bringt ebenfalls Klagen aus Oberschlesien vor, namentlich hinsichtlich des Verbots an die Staatsbeamten, den Bezirk zu verlassen, der Einführung des Paßzwange3, des Eingrisfs in die Gerichtsbarkeit usw. Ministerialdirektor Behrent: Die Befugnisse der inter- alliierten Kommission in Abelsen Se sich aus den Be- stimmungen des Friedensvertrags. Die Einführung einer eigenen Briefmarke und das Ausreiseverbot für Beamte stellen sih als ein Mißbrauch dar. Der pahuwana L noch nit eingeführt. „Hinsichtlich der Geridtöbarkfeit steht die deutshe Regierung auf dem Standpunkt, daß die Einseßung neuer Gerichte nur im Wege des Geseßes erfolgen fann. Gegen die willkürlihen Maßnahmen der Kommisston haben si die Richter durch Eintreten in den Richterstreik zur Wehr geseßt. Jn einem Falle wurde der Richter, der den Amnestieerlaß für reckchts- ungültig erklärte, von der Entente seines Amtes entseßi und binnen 94 Stunden abgeshoben, Auch darauf is zurückzuführen, daß die Nichter ihre Befugnisse nicht ausüben, solange niht die alte demo- kratishe Forderung der freiheitlihen Rechtsprehung gewährleistet ist.
Abg. De g ler k (D. Nat.) weist darauf hin, daß die preu- ische Regierung in Uebereinstimmung mit der Reichsregierung
egen das Streikrecht der Beamten ausgesprochen habe, Und E ob die Reichsregierung diese Auffassung aufrecht er- alte, nachdem sie sowie der Reichspräsident den Beamten für frei Streik während des Kapp-Putsches gedankt habe.
Reichsminister des Innern K o ch : Die Auffassung der preußischen Regierung über das Streikreht der Becmten deckt si mit der Auf- fassung der Reichsregierung. Mit dem Verhalien der Beamten während des Kapp-Putsches hat diese Frage nichts zu tun. Während des Kapp-Putsches haben sih die Bearten in anerkennenswerter Ver- fassungstreue auf den Standpunkt gestellt, daß sie den Usurpatoren, die unter Bruch der Verfassung gegen den Willen der Mehrheit des Volkes die Gewalt an sich zu reißen versuchten, shärfsten Widerstand zu leisten hätten. Bei ihrem dementsprehenden Verhalten sind sie entweder den Weisungen ihver Vorgeseßten gefolgt oder sie haben mangels solcker Anweisungen dem vermuteten Willen ibrer Vor- geseßten gémäß gehandelt, oder dort, wo die Ufurpatoren sch in den Besi der Gewalt geseht hatten, thre Beruf3tätigkeit 9 lange unter- brochen, bis der verfassungsmäßige Zustand wiederhergestellt war, offenbar in der Absicht, auf diese Weise den Erfolg des Putsches zu vereiteln, Tatsählich haben die Beamten durch ihr Verhalten wesent- lih dazu beigetragen, daß der verbrecherishe Kapp-Putsch ohne blutige Ahwohrmaßnahmen und ohne Bürgerkrieg zu Ende gebracht ist. Wie der Verfassung sind die Beamten auh der verfassungsmäßigen Re- gierung treu geblieben. Wenn die Reichsregierung der Beamtenschaft ihren Dank und ihre Anerkennung für ihr Verhalten während des Kapp-Putsches ansgesprochen hat, so ist dies für die dur die Tat bewiesene Treue gegen die Verfassung geschehen. Die Reichsregierung is der Ueberzeugung, daß die Nationalversammlung in ihrer Gesamt- heit au ihrerseits der Beamtenschaft ihren Dank und ihre Anerkennung für ihre Verfassung8treue nit verweigert.
Abg. Degler k e Nat.) teilt im Wortlaut eine von den Gewerkschaften entworfene Vollmacht mit, die der Reichs- und Staat3kommissar für A Dr. Köbi \ch erteilt hat, wo- nach Eisenbahnbeamte und Arbeiter über die Vorgänge des Um- sturzes vom 13. März verantwortlih vernommen werden können, und fragt, wie sich ein solches Verhalien des Reichs kfommissars mit der Erklärung des Reichskanzlers gegen eine Nebenregierung der Gewerkschaften verträgt.
Geheimrat Wedel: Der Rei Cor hat mitgeteilt, daß Sn tue e ün O erteilt habe. Danach ‘erübrigt sich die ußso r Arfrage. 5
Abg. Deglerk fragt zur Feglngung, ob dde Regierung dies ns aufreht erhält, nahdem er eine solhe Vollmacht vor-
Aber, Herr Graf Posadowsky, ih orinneve nohch an einen zweiten Fall, der in shreiendem Widerspru zu den ideal gehaltenen Aus- führungen steht, die Sie soeben gemaht haben. In der Haus8halts- fommission oder in de: Unterkommission war ein sehr populärer An- trag, soviel ih mi erinnere, von dem Abgeordneten Beuermann ein- gebracht worden bezüglih der Erhöhung der Grundgehälter für die Beamten. (Widerspruch und Zuruf rets.) — Nein, es war noch ein Antrag Beuermann gesondert eingebracht, der, soviel ich weiß, die Mehrkosten auf etwa 2 Milliarden gesteigert hätte. (Hört, hört!
Aber ebenso notwendig ist es, darzutun, daß es unmöglich ist, an dem Besiß vorbeizugehen. (Zuruf rechts.) — Gut, wenn das keine Frage ist, so nehme ih dus mit Dank entgegen. Jh möchte nur wünschen,
links. Widerspru rechts.) — Es liegt kein Irrtum vor, sondern
es lagen Anträge vor, die Sie gewiß aus freudigem Herzen für die *
| Beamten gestellt haben — ih will Ihnen das nicht destreiten —, die
| gelesen habe. j Geheimrat Wedel: Die Vollmalht müßte erst vorgelegt werden. Reichsminister des Innern K o ch : Bisher ist uns eine derartige Vollmacht nicht vorgelegt worden, es ist uns lediglih ein Dru exemplar ohne Unterscrift vorgelegt worden. Wenn der Anfragesteller eine eingehendere Antwort hätte haben wollen, hätte er gut getan, die von: ihm jet angekündigte Vollmaht rechtzeitig vorzulegen. Abgeordneter Degle r k: . Die Regierung gibt also zu, daß ein Vordruck mit diesem Wortlaut vom Reichskommissar ausgegeben ist. (Widerspruch.)
*) Mit Ausnahme der Reden der Herren Minister, die im Worts laut wiedergegeben werden.