1898 / 79 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 01 Apr 1898 18:00:01 GMT) scan diff

isterium für Handel und Gewerbe. Bekanntmachung, ffend die Allerhöchste Genehmigung der von Korporation der Kaufmannschaft von Berlin

Verfassung dieser Korporation vom 19. Februar d. J

Des Königs Majestät haben mittels Allerhöchsten Erlasses vom 21. d. M. die von der Korporation der Kaufmannschaft von Berlin beschlossene Verfassung dieser Korporation vom

19. v. M. zu genehmigen geruht. :

Der Allerhöchste Erlaß nebst der genehmigten Verfassung wird durch das Amtsblatt der Königlichen - Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin bekannt gemacht werden.

Berlin, den 29. März 1898.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Im Ausitrage : Höeter.

Bekanntmachungen.

K Das bevorstehende Studien - Semester unserer Universität nimmt mit dem H 16¿ April d: J:

einen geseßlidWhen Anfang. Indem wir dies hierdurch zur allgemeinen “o ty “ret machen wir diejenigen, welche die Absicht haben, die hiesige Universität zu besuchen, darauf auftacrkfsam, daß sie ih ünktlih mit dem Beginn des Semesters hier einzufinden haben, um fd dadur vor den Nachtheilen zu bewahren, welche ihnen dur das ersäumen des Os der Vorlesungen unausbleiblich erwachsen müsen, Zuglei ersuchen wir hiermit die Eltern und Vormünder der Studierenden, au ihrerseits zur Beobachtung dieses wichtigen Punktes der akademischen Disziplin möglichst mitzuwirken. In Ansehung derjenigen tudierenden, welhe auf Grund vorschriftsmäßiger Dürftigkeit8atteste die Wohlthat der Stundung_ des Honorars für die Vorlesungen in Anspruch zu nehmen beabfichtigen oder um ein akademisches Sti pendium sih bewerben wollen, bemerken wir, daß nah den geseßlihen Vorschriften derartige Gesuche bei Pen der Nihtberücksihtigung, und zwar die Stundungsgesuche innerhal der ersten Woche und die Gesuhe um Verleihung eines Stipen- diums innerhalb der ersten vierzehn Tage nah dem geseßlichen Anfang des Semesters, von den Petenten in Person einger eiht wer- den müssen, und daß von denjenigen Studierenden, welchen die Wohl- that der Stundung bereits zuerkannt worden ist, unter dem Präjudiz des Verlustes ihrer Berechtigung von dem erhaltenen S tundungs- {ein innerhalb der ersten Woche nah dem geseßlihen Anfang des Semesters bei der Quästur Gebrau gemacht werden muß. Bonn, den 28. Mär 1898. B E Rektor und Senat der Rheinischen Friedrich- Wilhelms-Universität. TE

Die Immatrikulation für das bevorstehende Studien-Semester

ndet vom 16. April d. J. an bis zum 7. Mai inkl.

fit, Später können nah den bestehenden Vorschriftén nur diejenigen Studierenden noch immatrikuliert werden, welche die Verzögerung ihrer Anmcldung nah Nachweisung gültiger Verhinderungsgründe zu ent- chuldigen vermögen. Behufs der Immatrikulation häben 1) die- enigen Studierenden, welche die Universitätsstudien beginnen, insofern e nländer sind, ein vorschriftsmäßiges Schulzeugniß und, falls sie usländer sind, einen Paß oder sonstige ausreichende Legitimations-

papiere, 2) diejenigen, welche von anderen Universitäten kommen, außer den vorstehend bezeihneten Papieren noch cin voll- ständiges Abgangszeugniß von jeder früher besuchten Universität vor-

zulegen. A Snländer, welche keine Maturitätspcüfung be- F

tanden, beim Besuch der Universität auch nur die Absicht haben, ch eine allgemeine Bildung für die höheren Lebenskreise oder eine besondere Bildung für ein gewisses Berufsfach zu geben, ohne daß sie ih für den eigentlichen gelehrten Staats- oder Kirchendienst bestimmen, fönnen auf Grund des § 3 der Vorschriften vom 1. Vktober 1379 immatrikuliert werden. Bonn, den 28. März 1898.

Die Immatrikulations - Kommission. Wilmanns.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. April.

Seine Majestät der Kaiser und König nahmen, wie aus Homburg v. d. Höhe gemeldet wird, heute Vormittag den Vortrag des Gesandten Grafen Wolff-Metternich entgegen.

Der kommandierende Genecal des ŸVILI. Armee - Korps, General der Infanterie von Goeße und der General- Adjutant weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs Friedrich IIL., General der Fnfanterie z. D. von Mischke begehen heute die Feier ihres 50jährigen Dienstjubiläums.

Kiel, 31. März. Auf der Krupp'schen Germaniawerft wurde heute Mittag der neugebaute Kreuzer „G“ vom Stapel elassen. Der Feier wohnten Jhre Majestät die Kaiserin riedrich, Jhre Königlihe Hoheit die Prinzessin einrih, der kommandierende Admiral von Knorr, der dmiral Köster, der Vize-Admiral Thomsen, der Staats- sekretär, Staats - Minister und Kontre - Admiral Tirpiß, die Kontre-Admirale Bindemann und Oldekop, eine große Zahl von Seeoffizieren, der Finanz-Rath Jencke als Vertreter der Firma Krupp und der Chef - Konstrukteur im Reichs- Marineamt, Wirkliche Geheime Admiralitäts-Rath Dietrich bei. Als Ihre Majestät die Kaiserin Friedrih mit Jhren Königlihen Hoheiten der Prinzessin Heinrich und dem Prinzen Waldemar, den Admiralen von Knorr und Köster und dem Staatssekretär Tirpiß die Werft betrat, spielte die Kapelle des ersten See - Bataillons den erar D die Ehren-Kompagnie präsentierte. Jhre ajestät die Kaiserin Friedrich nahm auf der Tribüne Plaß, während Jhre Königliche Hoheit die Prin essin Heinrich mit dem Staatssekretär E Taufkanzel beitieg. Der Staats- sekretär, Staats-Ministec Tirpiß hielt hierauf, wie „W. T. B.“ meldet, folgende Ansprache:

Untex günstigen Zeichen vollzieht sich der Stapellauf dieses Schiffes. eht er do von statten, nahdem soeben der Ausbau und die Weiterentwickelung der deutschen Flotte durch Gesehes Kraft ge-

ert worden sind! Durch die Gnade Seiner Majestät des Kaisers st es uns vergönnt, Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin

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einri die Taufe an diesem Kreuzer voll;tehen zu seken zu einer Zeit, da ihr Hoher Gemahl im fernen Osten zu unserem tolz und zu unserer Freude für Deutschlands Seemacht ein- tcitt. Möge Gottes Segen über di:-sem Schiffe walte, damit es gute Kunde gebe jenseits der Meere von deutscher Art und deulschem Sein. Mit tiesem Dank erfüllt es uns, daß Ihre Majestät die Kaiserin Friedri durch Allerhöhstihre Anwesenheit geruht hat, SFhre Antheilnahme an dem Blühen und Ged:thea unserer lotte zu dekunden. I fordere Sie auf, unseren Gefühlen gegen das Grhabene Herrsherhaus Ausdruck zu geben dur ten Ruf: „Seine Majestät der Kaiser, Hurrah!“ i i Die Festversammlung stimmte begeistert in den Ruf ein, worauf die Musik die National-Hymne spielte. Jhre König- lihe Hoheit die Prinzessin Heinrich vollzog dann die Taufe mit folgenden Worten: „Jm Allerhöchsten Auftrage taufe ih Dich „Gazelle“. Hierauf erfolgte der Stapellauf, welcher glatt von statten ging. Nach der Feierlich- keit kehrten Jhre Majestät die Kaiserin Friedrich und Zhre Königliche Hoheit die Prinzessin Heinrich in das Schloß zurück, während im Werftverwaltungsgebäude ein AEDE stattfand, bei welhem der Staatssekretär, Staats- inister Tirpiß einen Trinkspruh auf die Germaniawerft ausbrachte.

Oesterreich-Ungarn.

Ueber die gestrige Sißung des österreihishen Ab- geordnetenhauses liegt folgender Bericht des I Bor:

Der Finanz - Minister Dr. Kaizl leate den akgeänderten Staatsvoransch{lag für 1898 vor. Derselbe {ließt mit einem Erforderniß von 717 946 604 Fl. und mit einer Deckung von 792 271 982 FI. ab, ergiebt somit einen Uebershuß von 4 325 378 Fl, während der Ueberjchuß nach dem Voranschlag des Finanz- Ministers von Bilinski 3 979 455 Fl. betragen hatte. Unter den Aenderungen find hervorzubeben: die Erhöhung des Ordi- nariums des Staatébahnbetriebes um 2 103 700 Fl. behufs Schonung des Personals und die Aufnahme von 2 000 000 #Æl. in den íFnyvestitions - Voranschlag behufs Erhöhung der Verkehrsficherheit. Dagegen werden die Einnahmen des Staatsbahnbetriebes um 92 064 200 Fl. erhöht. Bei ter Staatsschuld wird die Einnahme aus der Kaufshillings-Einzahlung für die Südbahn um 503 900 Fl. höher veranschlagt. Der Finanz-Minister gab zu dem Voranschlag folgende Erläuterungen :

Man werde bemerken, daß einerseits gegenüber dem gegenwärtig eingebrachten Budget der Ueberschuß von nahezu 4 Millionen beinahe ver- wunden fei, wohingegen das Netto-Erforderniß des öInvestitions- Budgets beinahe um vieselbe Summe sich vermindert habe. Das

| e:kTlâre sich daraus, daß im Oktober 1897 im Erforderniß mit | einer bedeutend höheren Post zur Bestreitung gemetin}amer

Auslagen gerechnet worden fei. - Diese Erhödung sei vor 1898 thatsählich nicht eingetreten und sei deshalb die Summe, welche hierfür in Reserve gewesen, frei geworden und dazu benußt worden, um aus dem Fuvestitions-Präliminare eine Gruppe von Gr- fordernißziffern in das ordentlihe Verwaltungsbudget hinüberzustellen. (F3 werde hoffentlih gelingen, deu Juvestitionsfonds in voller Retns- heit darzustellen, nämli als die Sumrae jener Erfordernisse, welche dagu bestimmt seien, wirklih wirthschaftlih-produktive Anlagen zu schaffen und zu deckden. Die Regierung könne nit über die ihr ver- fasungsmäßig zu Gebote stehenden Mittel Ausgaben machen, ohne ins Defizit zu gerathen; sie habe jcht die provisoris@Ge Gr- mäthtigung auf Grund des § 14 zur Deckung der Staats8ausgaken, Gerade deswegen müsse die Degierung sich vor Ausschreitungen hüten, weil sie sch auf dem provisorischen Boden einer Verordnung bewege, und weil man mitten in der Valuta-Regulierung steße und ein De- fizit in diesem Augenblick niht nur den Staatsfkredit Oesterreichs, sondern überhaupt die ganze Valuta-Regulierunzsaktion auf das bee- denklichste gefährden würde. Gegenüber etwaigen Annahmen, daß: die Regierung aus verschiedenen neu eingeführten Steuern übershüssige

Gelder zur Verfügung habe, konstatiere er, daß auf Grund der bisherigen j : nniwe u 1 2 | Zucker mit 10 294 457, Taback mit 2991 172 und Taxen und

Einbekenntnisse und Schäßungen aus der Perfonal-(Finkommen- steuer 18 Millionen zu erwarten seien, was dem Minimum des bei der legislatorishen Festlegung des Gesetzes präliminierten Betrages entsprehe. Der Rückgang der Einnahmen aus der Zuckersteuer und der Salzsteuer sei bedauerlich. Dié Ueberschüsse von 1895 sowie aúdere Kassenbestände würden durch die Valuta-Regulierung fast gänzlih in Anspruch genommen. Die Anschauung, als ob auf Grund der jeßigen Staatseinnahmen irgend welche höhece Auëgaben geleistet werden könnten, sei unzutreffend. Der Zustand des Staats8- voranschlages sei der, daß die Regierung mit den gegebenen Einnahmen gerade knapp auskommen werde. Werde es sih darum handeln, die bevorstehenden nothwendigen größeren _Au?gaben zu machen, darunter die weiteren Erfordernisse für die Justizreform, die Grhöhung der Beamtengehälter, die Weiterführung der fozialpolitischen Aktion, so werde die Echöhuag der indirekten Steuern unyermeidlih sein. Die Regierung betrachte gewisse finanzpolitishe Exigenzen als \ole, deren rechtzeitige Befriedigung unbediagt zu gewähren sei, wenn au die Ausgleihsvorlage vom 1. Januar 1899 niht Geseßeskraft erlangen werde. Solche Exigenzen seien die Erhöhung der Beamten- gehältex sobald als mögli im Laufe dieses Jahres und die Erhöhung der Dienerbezüge, bann Aufhebung des Zeitungsstempels, Aufhebung der ärarishen Wegmauten. Für dieje drei Gruppen müsse die Bedeckung, wenn auch nur provisorish, beschafft werden. Der Minister hob sch\ließlich die Nothwendigkeit der Milde- rung des Gesezes über die Mobiliar-Gebühren bei Uebertragungen ver fleinsten und kleinen bürgerlichen Grundstücke hervor. Das dharauf bezügliche Geseg werde dem Haule baldigst vorgelegt werden. Der Minister \{loß: Die nächste Aufgabe und Bitte der Regierung an das Haus sei, das Budget rechtzeitig zu erledigen, zunächst wenigstens ein Budzet-Provisorium zu bewilligen, damit die Negterung weiter wirthschaften und die Investitions-Anlethe bezahlen könne. Die zweite Bitte gehe dahin, der Regierung zu helfen, daß diese Arbeit legis- [latorisch ausgetragen werde. ]

Nach dem Exposé des Finanz-Ministers wurde ein Budgetaus\{chuß von 48 Mitgliedern gewählt und sodann die Debatte über die Gr- flärung des Minister-Präsidenten Grafen Thun fort- gesetzt. Der Abg. Graf Stuergkh erklärte namens des verfassungêtreuen e TA La tba próf aus der Erklärung, daß die Regierung verfassungs- mäßig vorzugehen gedenke, {chöpfe seine Partei die Beruhigung, daß die Regierung eine Lockerung der verfassungsmäßigen Verhältnisse uicht beabsichtige. Seine Partei werde für die Berfassung, vorbehaltlih ver- nünftiger Weiterentwickelung derselben, unentwegt eintreten und stehe für einen auf gegenseitiger Billigkeit ‘beruhenden annehmbaren Ausgleich mit Ungarn ein. Sie beklag-z, daß die Regierung einen Standpunkt gegenüber der Sprachenfrage, dieser aktuellsten Frage, niht zu er- fennen gegeben habe. Es sei aber die geseßliche Regelung der Sprachen- frage zu verlangen und die Partei des Redners werde bei diesen Be- \trebungen eifrigst mitwirken. Das Zusamuíenstehen aller Deutschen in nationalen Fragen unter Zurücktstellung brennender Divergenzen könne umsomehr angestrebt werden, als auf dem heißumstrittenen kon- fessionellen Gebiete bereits cine mildere Auffassung eingetreten sei. Seine Partei stehe der Regierung in beobactender Haltung mit völliger Unabhängigkeit und Aktionsfreiheit gegenüber. Der Abg. Mauthner (freie deutshe Vereinigung) verlangte ebenfalls, daß die Sprachenverordnungen durch ein Geseß erseßt würden, welches den berechtigten Forderungen der Deutschen Oesterreihs entspreche. Redner schilderte die mißlihe Lage der Industrie, des Handels, Gewerbes und der Landwirthschaft. Er erklärte #ch ofen sür einen Verfechter der Aufrechterhaltung der wirths{aftlihen Gemeinschaft mit Ungarn, Die Interessen, welche beide Reiche in wirthschaftliher Beziehung ver- bänden, seien so große, daß eine Zerstörung dieser Verbindung für

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beide Theile cinen trreparablen Schaden bedeufen wlirde, Er hoffe, daß die Regierung einen Ausgleih s{chaffen werde, welcher den berechtigten Interessen beider Theile entspreche; dazu bedürfe es aber des inneren Friedené. Der Abg. Dr. Vasaty erörterte die Sprachen- verordnungen des Grafen Badeni und des Freiherrn von Gautsh, welche er insbesondere in Bezug auf Mähren als arrogant be- zeichnete. Nicht die Deutschen, sondern die Czehen hätten wegen der Sprachenverordnungen die Anklage erheben sollen. Die Verhandlung wurde sodann abgebrochen.

„Bei der am Atend fortgeseßten Berathung über die RNegierungs- erklärung flagte der ruthenishe Abg. Jarosiewicz (Sozialdemokrat) über die Behandlung der Ruthenen in Galizien und über die Miß- bräuche bei den Wahlen. Derselbe sprach si gegen die Erweiterung der Autonomie und gegen eine eventuelle Sonderstellung Galiziens aus und erklärte seine Opposition gegen die Regierung. Der Abg. Herold (Iungczehe) führte aus, das Parlament be- finde sich thatsählih in einem Stadium akuter Krankheit, welche jedoch durch die die slavischen Völkerschaften unterdrückenden Wahl- ordnungen hervor gerufen sei. Die Czechen hielten an der Majorität fest, während tie Deutschen troß der Gemeinbürgschaft nicht im stande scien, aus sich cine Majorität zu bilden und dieselbe aufreht zu er- balten. Das staatsrechtlihe Programm der Czechen bildekeine Gefahr für Oesterreich. Redner führte weiter aus, daß die Regelung der Sprachen- frage in Böhmen nicht s{wierig sei, wenn man die Gleichwerthigkeit und Gleichberehtigung beider Landessprachen anerkenne. Durch NReichb- geseß lasse sich die Sprachenfrage nit regeln, Redner betonte das ruhige Verhalten der Czehen bei der leßten Obstruttion und be- merkte, die Czechen machten niemals persönliche Opposition, sondern nur sachliche. Sie hätten seinerzeit den Statthalier bekämpft, niemals aber den Grafen Than, und verlangten nur die Ein- haltung der Gesetze Wenn die Regterung auf gleichen Bahnen fortfahren sollte, wie die bisherigen Regierungen, so werde das Parlament nit arbeitsfähig werden, Der Abg. Stojalowski begrüßte die von dem Minister-Präsidenten angekündigte Wahrung des Rechts und der Ordnung, jcdoh in dem Sinne, daß Gerechtigkeit gegenüber dem Volk geübt und das Rechtsbewußtsein nit verleßt werde. Redner führté zahlreihe Fälle an, in denen Arbeiter des {lesien Bergwerksgebiets bedrückt werden seien, ebenso in den galizischen Naphthagruben u. \. f. Hierauf wurde die weitere Bes rathung vertagt.

Die Quoten-Deputation hat si gestern konstituiert. Graf Schoenborn wurde zum Obmann, von Jaworski zum Stellvertreter desselben und Beer zum Berichterstatter gewählt. .

Ein über die gesirige Sißung der österreichischen Quoten- Deputation veröffentlihtes Communiqué besagt: Jn der unter Betheiligung des Minister-Präsidenten und des Finanz-Ministers über verschiedene Fragen theoretisher und meritorisher Natur eingeleiteten Diskussion überwog die Mei- nung, daß die óôsterreichishe Quoten: Deputation zunächst eine zurückhaltende Stellung zu beobachten und die Erstattung des

Nuntiums der ungarishen Quoten-Deputation abzuwarten

habe. Das Ministerium legte neue Ausweise über die Steuer- eingänge des leßten Dezenniums vor.

Einem Communiqué über die gestrige Sihung des Czechen-Klubs zufolge hat der Klub sich mit der Frage der Erneuerung des ójterreichisch - ungarishen Ausgleihs befaßt und die parlamentarishe Kommission beauftragt, im Ein- vernchmen mit dem Exekutiv-Comité des Czechen-Klubs nach Anhörung von Sachkundigen und unter Berüclsihtigung der im Laufe der Debatte geltend gemachten Anschauungen dem Klub zu geeigneter Zeit Vorschläge zu unterbreiten. Der Klub hat fecnex beschlossen, einen dringlichen Antrag gegen die Sprachenverordnungen des Kabinets Gautsch einzubringen.

Der Ertcag der direkten Steuern im Fahre 1897 weist ein Mehr von 956829 Fl., der Ertrag der in- direkten Abgaben ein Mehr von 17 105 303 Fl. und der Ertrag der Zölle ein Mehr von 9401 986 Fl. gegen kas Vorjahr auf. An dem Mehrertrage der indirekten Abgaben sind betheiligt: Branntwein mit 1172 458, Bier mit 1 197 156,

Gebühren von Rechtsgeschäften mit 2114 221 Fl. Der Mehr- ertrag der Zolleinnahmen 1jt hauptsächlich der gesteigerten Ein- fuhr von Getreide, Wein, Fett und Eisenwaaren zuzuschreiben,

Großbritannien und Frland.

Das Oberhaus hat gestern die Bill, betreffend die griechishe Anleihe, endgültig angenommen. Im Unterhause erklärte der Parlaments-Sekretär des Auswärtigen Curzon: am 27. Januar habe der russishe Botschafter der britischen Regierung die Versicherung ertheilt, daß jeder von Rußland an den Küsten des nördlichen Pacificmeeres erworbene Hafen den Schiffen und dem Handel der ganzen Welt offen sein werde, gleih den anderen Häfen des chinesischen Küstengebiets. Am 16. März habe der russische Minister des Auswärtigen Graf Murawjew den britischen Botschafter in St. Petersburg Sir R. OD'Connor ermächtigt, die britische Regierung zu benachrihtigen, daß, falls die chinesische Regie- rung einwillige,, Talienvan und Port Arthur an die russische Regierung zu verpachten, beide Häfen dem fremden Handel, gleich den anderen Häfen Chinas, geöffnet sein würden, Das diese Versicherung enthaltende Telegramm sei vor der Absendung dem Grafen Murawjew unterbreitet worden und habe dessen Billi- gung erhalten. Graf Murawjew habe ferner Sir R. D'Connor ermächtigt, der britischen Regierung zu versichern, daß seitens der russischen Regierung keine Absicht bestehe, die dur die bestehenden Verträge zwischen China und anderen Ländern garantierten Rechte und Privilegien zu verlegen. Diese Privilegien s{lössen unter Artikel 62 des Tientsiner Ver- trages das Recht ein, Kriegsschiffe nah allen Häfen innerhalb der Besißungen des Kaisers von China zu senden. Die genauen Bestimmungen des zwishen Rußland und China abgeschlossenen Abkommens fönnten nicht im Besiß der englischen Regierung sein, bevor sie von der russischen oder chinesishen Regierung mitgetheilt seien. Großbritannien habe diese Mittheilung verlangt. Eine Note des russischen Bol: chafters vom 28. März besage, daß Port Arthur und Talicnwan ofort von russischen Truppen beseßt worden seien und, die russishe Flagge neben der chinesischen gehißt sei. Die russische Regierung habe die der britischen Regierung gemachten Zu- sagen, betreffend Port Arthur, nit zurückgezogen. Ashmead Bartlett fragte, ob er darunter verstehen solle, daß dic Regierung die Zusage, Port Arthur solle ein offener Hafen sein, auch für die russishe Regierung bindend erachte. Der Parlaments - Sekretär des Auswärtigen Curzon l widerte, scine Antworten seien völlig klar gewesen, und es gebe keinen Menschen im Hause, der niht im stande sei, sie zu verstehen. Ashmead Bartlett fragte ferner an, ob die britische Regierung zu gestatten beabsichtige, daß Port Arthur, welches den Golf von Petschili und die Unabhängigkeit Chinas be- herrshe, von Rußland in eine befestigte ia ver wandelt werde. Der Erste Lord des Saßhamis Balfour erwiderte, die Regierung habe für Dienstag cine Erklärung über die Regierungspoliti! und über

e Lage verheißen; es würde unbequem sein, abgerifssene Erler gen E Dienstag abzugeben. Der Parlaments- Sekretär des Auswärtigen Curzon bemerkte noh, daß am 94. Mrz der türkische Botschafter ein Telegramm seiner Re- gierung mitgetheilt habe, in welchem Karatheodori Pascha zum Statthæ [ter von Kreta vorgeschlagen werde :

Næch den Berichten des Schagamts weisen die Ein- nahmen des Vereinigten Königreihs am Ende des EtatsjaHres (31. März) eine Netto-Zunahme von 2664 119 Pfund Sterling auf. / ;

Be+X der Ersaßwahl zum Unterhause im Wahlkreise East Berkshire wurde gestern für den verstorbenen Sir George Nussel €Xons.) der Kapitän Young (kons) mit 4726 Stimmen gewählt z der radikale Gegenkandidat Palmer erhielt 3690

Stimnren. Frankreich.

Die Deputirtenkammer überwies in ihrer gestrigen Sizunaæ die Vorlage, betreffend die griehishe Anleihe, an die BudgetEommifsfion.

Die Ar meekommission der Deputirtenkammer ver- handelte gestern in Anwesenheit des Kriegs-Ministers, GeneraLs Billot über die von 160 Deputirten unterzeich- nete Nesolution, in welcher die Einführung der zwei- jährig en Dienstzeit gefordert wird. Der Kriegs-Minister trat dezn: Antrage entgegen, da sih die Ober-Befechlsheber der Armee=STorps und der Oberste Kriegsrath dagegen ausgesprochen hätten 2tnd die Annahme des Antrages eine Schwächung der Armee Fowohl hinsichtlih des Effektivbestandes wie der Kriegs- tüchtige it mit sih bringen würde. Die Kommission lehnte hierauf den Antrag einstimmig ab.

Vor dem Kassationshofe fand gestern die Verhandlung über Die N ichtiakeitsbeshwerde Zola’s statt. Die Fälluncg des Urtheils wurde auf morgen verschoben.

Ftalien.

Der Pap st las gestern, wie „W. T. B.“ meldet, in der SakLa del Consistorio eine Messe, zu der etwa 300 Personen, darunter 200 ungarische Pilger, die nahher vom Papst auch in AuDLenz empfangen wurden, zugelassen waren.

Spanien.

Der Ministerrath hielt, wie „W. T. B.“ aus Madrid meldet, gestern eine Sißung ab. Ueber die Verhandlungen desselben wird Stillshweigen beobachtet; der Arbeits-Minister hat jed Occh auf Bcefragen erklärt, daß die Lage sih in den legten 24 Stunden gebessert habe.

ALS der Königin-Regentin der Beshluß des Minister- raths =niigetHheilt wurde, für die Unterstüßung der „Recon- centraD ms“ cinen Kredit von drei Millionen Pesetas zu er- öffnen, äußerte Allerhöchsidieselbe ihre Absicht, ein Damen- Comite ins Leben zu rufen, um verlassene Kinder von Cubanerxn aufzunehmen und zu erziehen.

Ge stern Nachmittag fand eine mehr als eine Stunde dauernDe Besprechung statt, an welher der amerikanische GesanDte Woodford sowie der Minister-Präsident Sagasta, der Münster Des Aeußern Gullon und der Kolonial-Minister More®t theilnahmen. Wie Sagasta erklärte, wurde dem GesanDten Woodford auf die von ihm erhobenen Forderungen eine riftlihe Antwort ertheilt, die er seiner Regierung über- mittelte Fm übrigen wird bezüglich des Verlaufs der BespreŒung große Zurückhaliuug beobachtet.

Lrx MadDrid fand gestern eine Theater-Vorstellung ftatt, deren Srirag für die Vergrößerung der Flotte bestimmt ist. Der S öniga in-Negentin wurden während derselben an- daucrnDe stürmische Huldigungen bereitet. Als die Königin- Negentäün das Haus verlassen wollte, wurde Allerhöchstdieselbe durch Die begeisterten Kundgebungen veranlaßt, noch zweimal an der Brüstung der Königlichen Loge zu erscheinen.

DeL „Temps“ meldet aus Madrid, daß mehrere Bataillone Fnfantezie und mehrere Batterien Artillerie den Befehl erbhalterz hätten, sich marshbereit zu machen, um die Garnison auf derx Canarishen Jnseln zu verstärken.

Schweiz.

Der Bundesrath hat, dem „W. T. B.“ zufolge, bei der Baux ndeS versammlung beantragt, ihn zu ermächtigen, die Garantie Des Bundes für die von dem Kantonal-Konfortium der Fuxzra - Simplonbahn offerierte 31/2 proz. Anleihe von 60 MilkXionen zu übernehmen, sobald die Genehmigung der vor- aelegtezt Pläne und des Finanzausweises für den Simplon-Dur- stih Dau:rch den Bundesrath erfolgt sein werde. Jn seinem Bericht an Die Bundesversammlung erklärt der Bundesrath, daß dexn BundDe aus dieser Garantieübernahme keinerlei finan- zieles Misiko erwachse; die Garanticerklärung müsse aber ab- gegeberzx werden ftönnen, sobald die Ausführung des Tunnels vollstärxDig gefichert sei.

Türkei.

ILSie „W. T. B.“ aus Kanea vom gestrigen Tage meldet, haben Die A dmirale von dem Präsidenten der National- versam znlung Sphakianakis die Auslieferung derjenigen CHristezz gefordert, welche in der Umgebung von Kanea Moharrredaner niedergemeßelt haben, und demselben mitgetheilt, daß sie gesonnen seien, energisch vorzugehen.

Griechenland.

Kardißi und Georgis sind gestern, wie „W. T. B.“ aus L then berihtet, wegen des Attentats auf den König zum Tode verurtheilt worden.

Amerika.

__ Dele Antwort der spanischen Regierung, welche gestern dem amerikanishen Gesandten Woodford übermittelt wurde, ist der Negierung der Vereinigten Staaten zugegangen.

Das „Reuter he Bureau“ meldet aus Washington, daß De spanische Gesandtschaft eine Depesche des General- Gouverneurs L Blanco veröffentlicht habe, in welcher dieser ch«xnzeige, daß er infolge der Wiederherstellung der Ruhe in den östlichen Provinzen Cubas sih entshlossen habe, die Vorschxiften betreffs der „Reconcentrados“ aufzuheben und ihnen zu gestatten, in die Heimath zurückzukehren. Der Marsczall theilte gleichzeitig die Maßnahmen mit, die zur Unterf€£üßgung der „Reconcentrados“ getroffen seien.

Der franzóösishe Botshaster Cambon besuchte gestern den steUbvertretenden Staatssekretär Day und erklärte ihm: falls Die Vereinigten Staaten irgend einmal glauben sollten, &Frankzx-eih könne ctwas dazu beitragen, eine r Krise zu verhinDern undzden Friedentzu erhalten, so zweifle er nit, daß Frankrei in einer Weise Vermittelungsdienste leisten werde, wie es für beide Mächte annehmbar sei.

P ufol, de Republikaner hie!ten, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern eine Versammlung ab. Es wurde

in derselben ein Aus\huß ernannt, welcher sih zu dem Präsidenten Mc Kinley begeben soll, um die Stimmung der Republi- kaner zu Gunsten einer sofortigen Aktion in der Cubafrage dem Präsidenten kundzugeben.

_ Aus Havanna wird gemeldet, daß die Aufständischen bei Santiago de Cuba in mehreren Treffen geschlagen worden seien und 70 Todte verloren hätten. Die „Gaceta“ veröffentlicht ein Dekret des General-Gouverneurs, demzufolge die Bauern nicht mehr in die festen Pläße zusammengezogen werden sollen, es ihnen vielmehr gestattet wird, ihre Feld- arbeiten wieder aufzunehmen.

Afien. Die britishen Kriegsschiffe „Powerful“, „Grafton“, „Narcissus“/ und „Jphigen ia“ sind, wie das „Reuter’'sche Bureau“ meldet, am 29. v. M. in Chefoo angekommen.

Afrika.

Dem „Reuter’shen Bureau“ wird aus Kairo gemeldet, daß eine Truppenabtheilung unter dem General Hunter die Stellung Mahmud's refognoLciert habe, die sih als sehr stark herausgestellt habe. Die Derwische schienen entschlossen, einen Angriff zu erwarten. Die Stellung sei von einem dichten Walde umgeben.

Aus Preto ria wird berichtet, daß der neucrnannte Oberrichter Gregorowsfi gestern vereidigt worden sei. Der Präsident des Zweiten Volksraads Malherbe sei zum General-Schaßmeister an Stelle von Bosho} ernanrit worden, welcher leßtere gestern seine Entlassung gleichzeitig mit der Frage eingereiht habe, weßhalb sein Rücktritt verlangt werde.

Die Berichte über die Wahlen zum geseßgebenden Nath bex Kapkolonie liegen nunmehr vollständig vor. Gewählt sind 13 Fortschritiler, 10 Mitglieder des Afrikander-

Bond und ein Unabhängiger.

Parlamentarische Nachrichten.

Die Berichte über die gestrigen Sizungen des Reichstages und- des Hauses der Abgeordneten he- finden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Das Haus der Abgeordneten erledigte in der heutigen (61.) Sißung in zweistündiger Berathung eine Neihe von Petitionen und vertagte sih alsdann bis Dienstag, den 19. April, 11 Uhr.

Ueber die Verhandlungen wird morgen ausführlich be- richtet werden.

Dem Reichstage is die Berehnung der nach dem Reichs- haushalts-Etat für 1898 aufzubringenden Matrikularbeiträge zugegangen. Dieselben betragen: für Preußen 275 403 581 6, Bayern 959981 831 4, Sachsen 32770228 #46, Württemberg 20 970 783 6, Baden 16 201 796 M4, Hessen 8 978 174 4, Mecklen- burg-Schwerin 5 168 412 46, Sachsen-Weimar 2 934 687 46, Mecklen- burg-Streliß 877 898 4, Oldenburg 3 231 102 4, Braunschroeig 3 755 620 6, Sachsen-Meiningen 2022 937 6, Sachsen-Altenburg 1560925 Æ, Sagÿhsen-Coburg und Gotha 1 872094 4, Anhalt 9 536 557 4, Shwarzburg-Sonder8hausen 673 489 #4, Schwarzburg- Nudolstazt 767 315 46, Waldeck 499 191 4, Reuß älterer Linie 583 284 M, Reuß jüngerer Linie 1 147 268 4, Schaumburg - Lippe 356 329 M, Lippe 1167496 M, Lübeck 720228 A, Bremen 1 698 646 6, Hamburg 5 891 833 f, Elsaß-Lothringen 15424969 M.

Bei der gestern im 4. Danziger Wahlbezirke (Berent, Pr.-Stargard, Dirschau) vorgenommenen Ersaßwahl zum Hause der Abgeordneten erhielt der Rittergutsbefißer Arndt-Grotschin (fr. kons.) 239, der Pfarrer von Wolszlegier - Gilgenburg (Pole) 234 Stimmen. Ersterer ist somit gewählt.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Fn Ober -Roden in Hessen ist, wie im „Vorwärts“ „berichtet wird, der Ausftand der Arbeiterinnen der V. Donner’'shen Ha sen- haarschneiderei für beendet erklärt worden. Die Lohnkürzung konnte nit verhindert werden; 20 Arbeiterinnen wurden nicht wieder angenommen.

n Langenbielau befinden si, nach demselben Blatt, bet der Firma Julius Neugebauer etwa 100 Weber und Weberinnen wegen Lohnstreits seit einiger Zeit im Ausstande.

In Leipzig fand am Mittwoh eine Versammlung der S(neidergehilfen statt, in welcher, der „Lpz. Zta." zufolge, mit- getheilt wurde, daß nur noch 160 Ausständige der Untetstügung be- dürfen, daß fast alle in Frage kommenden Arbeitgeber die Gehilfen- forderungen in thren wesentlihen Punkten anerkannt haben, und daß demna das Ende des Ausstandes nahe bevorstehen dürfte. Man be- stimmte denn auh, daß eine demnächst cinzuberufende Versammlung die Frage, ob der Ausstand aufzuheben beziehungsweise zu vertagen sei, endgültig entscheiden soll.

Kunft und Wissenschaft.

Fn der Gesammtsitzung der Akademie der Wissenschaften vom 24. März (vorsitzender Secretar: Herr Diels) las Herr Landolt „Ueber die Vorgänge bei cinigen langsam verlaufenden chemishen Neaktionen“. Es wurde die Ursache der Verzögerung der Neaktionen zwischen 1) Chloralhydrat und Natriumcarbonat, 2) Jodsäure und \{wefliger Säure, 3) Natriumthiosulfat und Chlorwasserstoffsäure erörtert. Die Akademie hat den Professor der Anatomie an der Universität Edinburah Sir William Turner zum korrespondierenden Mitglied der physikalisch-mathematischen Klasse gewählt.

Zu der internationalen aëronautishen Konferenz, welde, wie {hon gemeldet, gestern Vormittag in Straßburg i. E. zusammengetreten ist, sind vierzig Gelehrte aus Deutschland, Frank- rei, Oesterrei, Rußland und Amerika dort eingetroffen. Der Unter-Staatssekretär von Sraut eröffnete, dem Bericht des „W. T. B.* zufolge, die Konferenz mit einer längeren Ansprache, in der er Zweck und Ziel derselben darlegte. Der Rektor, Professor Dr. Windeldband begrüßte die Gäste namens der Kaiser Wilhelms-Universität. Professor Dr. Fonvielle aus Paris dankte im Namen der Gäste für die liebenswürdige Aufnahme. Den Borsiß bei der Berathung führt Professor Dr. Hergesell. Nach der Sihung folgten die Theilnehmer einer Einladung des Statthalters Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg zum Frübstück. Die Sihungen werden voraus chtlich drei bis vier Tage in Anspruch nehmen.

Das Vervielfältigungsreht bezüglih des von Professor Kna ckf in Cassel im Auftrage Seiner Majestät des Kaisers und Königs ausgeführten und gegenwärtig im Salon Gurlitt ausgestellten Gemäldes „Ritter Wr des ersten Hohenzollern vor den Thoren Roms“ is in den Besiß der irma Keller und Reiner hierselbst übergegangen. Eine sorgfältige Reproduktion des Gemäldes soll demnächst erscheinen.

Der diesjährige Deutsche Histocikertas findet in der Zelt vom 13. bis 15. April in Nürnberg statt, und zwar mit folgender Tagesordnung : Mittwoch, den 13. April: Erläuterung des in Inns- bruck über die Archivfragen gefaßten Beschlusses. Verhandlung über die Förderung der Benutzung des Vatikanishen Archivs (Stadt- Archivar Professor Dr. Hansen und Archiv - Direktor Geheimer Rath von Wee). Vorträge: Professor Kaufmann, über die Lebrfreiheit an den deutschen Universitäten im 19. Jahrhundert; Stadt-Archiyar Dr.[Mummenhoff, über die Geshihte Nürnbergs. Donnerstag, den 14. April: Verhandlungen: „Wie kann die Geschichte der im Mittel- alter erfolgten deutschen Kolonisation des Ostens gefördert werden ?" (Geheimer Regierungs-Rath Profeffor Eo und „Wie sind die Vorbildung und Prüfung der Geschihtslehrer an den Mittelschulen zu gestalten?“ (Gymnafial-Direktor Jäger und Rektor Vogt). Bersammlung des Verbandes deutscher Historiker: Vortrag von Professor Lamprecht, über die Entwickelung der deutschen Geschichtshhreibung, vornehmlich feitHerder. Freitag, den 15. April : Berhandluna: „Wie is die Grundbherrshaft in Veutschland ent- standen?“ (Profeffor Gothein). Anirag von Dr. Steinhausen : „Der Historikertag möge erörtern, wie zusammenfassende kulturgeschichtlihe Quellenveröffentlichungen anzuregen und zu veranstalten seien". o Sonnabend, den 16. April, ist ein Ausflug nach Bamberg in

usfiht genommen. Gleichzeitig mit dem Historikertage wird eine Berathung von Vertretern deutsher Publikationsinstitute ftattfinden.

Unter dem Präsidium der Landräthe der drei uckermärkischen Kreise Prenzlau, Templin und Angermünde sowie des Kreis-Bau- inspektors Schulße in Prenzlau hat sich im Januar d. I. ein „Uckermärkisher Museums- und Gescchichtsverein“ mit dem Siße in Prenzlau gebildet. Seine Zwecke sind: 1) Sammlung uckermärkif{her Alterthümer und Kunstgegenstände und Erhaltung uckermärkisher Denkmäler, 2) Erforshung von Entwickelung und Geschichte der Uckermark, 3) Hebung des Kunfstsinnes und Kunft- gewerbes. Als Museumsgebäude hat der Magistrat von Prenzlau, wie das „Ceniralbl. d. Bauvrerw.“ mittheilt, tem Verein bereitwillig die in der Nähe des bekannten „Mittelthurmes" und der Marien- firche belegene, leerstehende Kirche zum Heiligen Geist zur Verfügung gestellt, die gegenwärtig für den neuen Zweck hergerichtet wird.

Beim Erscheinen der vierten Lieferung des Werks „König Ludwig IL. von Bayern und die Kunst“ von Louise von Kobell (Verlag von Jof Albert, München) sei noch einmal auf dieses populäre Prachtwerk hingewiesen. Schon im zweiten Heft {ließt die Verfasserin die allgemeinen, einleitenden Bemerkungen über den erlauhten Förderer des deutschen Kunsthandwerks ab und wendet sich dann der Entstebungsgeshihte feiner Hauptshöpfungen zu. Sie beginnt mit einer reih illustrierten Beshreibung des Schlosses Linder- hof, die dann im dritten und vierten Heft fortgeseßt wird nicht etwa in der Form einer ermüdenden Führung von Zimmer zu Zimmer, fondern in lebendiger Darstellung des allmählichen Werdens und Wachsens unter den Augen des Monarchen und den Händen der Künstler. Die Verlagshandlung hat das Werk mit zahlreichen, troß der Kleinheit des Formats (groß 89) eine tlare Vorstellung gebenden Lichtdruckbildern ausgestattet. In die alten Tage zurück verseßt das Forsthaus und die einsame Linde, die wir dann staunend inmitten der zierlihen Terrassen der fertigen Schloßanlage wieder "fehen. Nicht nur die bereits bekannten Außen- und Innenansichten, sondern auch die zum ersten Mal in die Oeffentlichkeit gelangenden Detail-Abbildungen der Wand-, Plafond- und Sürporte-Bilder (aegen 20), der Wèöbel, Lüstres und anderer Dekorations-Gegenstände fesseln das Auge des Lesers. Der Preis der Lieferung (50 4) ist in An- betrat dieser reihen bildlihen Ausftattung (ie 24 Illustrationen und 2 Kunstbeilagen bei 24 Seiten Text) ein billiger zu ¡nennen. Im Ganzen wird das Werk ca. 20 Lieferungen umfassen.

Land- und Forstwirthschaft.

Die Weizenernte Indiens im Jahre 1897/98.

Dem von dem Statistiihen Bureau in Kalkutta unter dem 9. März veröffentlichten zweiten allgemeinen Bericht über die Aus- e der diesjährigen Weizenernte Indiens entnehmen wir folgende Angaben :

_In Bezug “auf die diesjährige Weizenernte kann das Land in zwei große Regionen getheilt werden, welche sowohl nach der bebauten Fläche, wie nah dem voraussichtlicen Ergebniß erheblih fih von ein- ander unters{eiden.

__Im nördlichen Indien, wozu Sind, Punjab, die Nordwest-Pro- vinzen und Bengalen zu rechnen wären, crreiht die Anbaufläche im allgemeinen den Durhschnitt oder übertrifft ihn, und die Aussaat fand unter günstigen Bedingungen statt. Die aufgegangenen Saaten aber hatten anfangs unter anhaltender Dürre zu leiden, erholten si jedo, als im Februar die Winterregen endlich eintraten, sodaß eine gute Ernte zu erwarten steht. Am besten sind die Aussichten in Punjab und Sind. In den Nordwest-Provinzen, Dudh und in Bengalen wird wahrsheinlich eine Dur{schnittsernte erzielt werden. Es ist an- zunehmen, daß eine lebhafte Ausfubr von Weizen in der kommenden Saison von Kurrachee aus stattfinden wîrd. Auch der Handel von Kalkutta dürfte sich umfangreicher als in den leßten Jahren gestalten.

_In der zweiten Negion, welGe West- und Zentral - Indien, nämlih Bombay, Berar, das Nizzam-Territorium und die Zentral- Provinzen umschließt, sind die Aussichten weniger günstig, indem die Anbaufläche fich vermindert hat und das voravsfihtlihe Ergebniß auf dieser Flähe in manhen Gegeaden sogar bedeutend hinter dem einer Durchschnittsernte zurückbleiben wird. Gs erscheint daher zweifelhaft, ob aus diefer Region ein solher Uebershuß zur Ausfuhr bleiben wird, um die Weizenverschiffungen aus Bombay auf die Höhe früherer Fahre zu bringen.

m einzelnen liegen aus den Provinzen folgende Berichte vor:

Fm Punjab wird die Anbaufläche auf 7 654 400 Adler gefs{chäßt, d. h. 89/6 über den Durchschnitt und 16 9/6 über die des Vorjahrs. Das Ergebniß dürfte im allgemeinen um ungefähr 9% das einer Dur(hschnittsernte übertreffen.

In den Nordwest-Provinzen erwartet man eine Duräschnittsernte oder vielleiht auch noch etwas mehr, vorausgeseßt, daß die Witterung günstig bleibt.

___ In Bengalen wird die mit Weizen bestellte Fläche auf 1 574 090 Acker, d. h. 159% mebr als im Vorjahre, und das Ergebniß auf /16 einer Durschnittsernte ges{chäßt.

íIn den Zentral-Provinzen find 1882 000 Acker mit Weizen be- stellt, d. h. noch weniger als im Vorjahre und nicht ganz eine halbe Durchschnittsanbauflähhe. Der Stand der Saaten is im allgemeinen gut, man erwartet etwa "3/16 einer Dur(ischnittsernte.

In Bombay und Sind ah man die Ankauflähe auf 9 280 000 Aer; dieselbe übertrifft somit zwar die außerordentli geringe Anbauflähe des Vorjahres um 23 °/o, bleibt aber um 22 %/s hinter dem Durchschnitt zurü. Die Saaten haben unter der Dürre gelitten, besonders im Dekkan und Karnatak. Hier wird nur ein m R ae im übrigen aber ein befriedigendes bis gutes Ergébniß erwartet.

Fn Berar beträgt nah den angestellten Schäßungen die Anbau- fläche etwa 370 000 Ader, d. h. weniger als im vorigen Jahre, und bleibt um 579% hinter dem Durlhschnitt zurück. Das Ergebniß dürfte si auf etwa 56 9% ciner Durhshniitsernte stellen.

Fm Nizzam-Territorium soll die Anbaufläche 1 991 000 Acker betragen, d. h. 28% mehr als im Vorjahr. Das Ergebniß wurde auf ungefähr F einer Durschnittsernte gehäpt, N zu befürchten, daß diese Schäßung infolge des Ausbleibens der interregen nicht erreiht werden, wird.

Gesuv.oheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungë«. Maßregeln.

Konstantinopel, 31. März, (W. T. B.) gu D edde e e info

kamen gestern zwei Erkrankungen und zwei Todesfä ge es vor, heute eine Erkrankung, Der General » Jnsyek+

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