1898 / 80 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 02 Apr 1898 18:00:01 GMT) scan diff

omburg v. d. Höhe, 30. März. Frhr. v. Bodenhaufen, Kapit: zur See und Kommandant S. M. Yacht „Hohenzollern“, ünter Belassung in dieser StcUlung, zum Kontre-Admiral, Gülich, Westphal, Korv. Kapitäns mit Oberst-Lieutenantsrang, ersterer kom- mandiert zur Botschaft in London, letzterer kom mandiert zur Dienstleistung im Reichs. Marineamt, zu Kapitäns zur See, Kindt, Kommandant S. M. Kreuzers 4. Klasse „Seeadler“, Kretsh mann, Kommandant S. M. Squlschiffes „Sophie“, Coerper, kommandiert zur Dienft- leistung im Reichs-Marineamt, Follenius, Kommandant S. M. Kreuzers 3. Klasse „Gefion*, Obenheimer, Kommandant S. M. Kreuzers 2, Klaffe „Jrene", jämmtlih Korv. Kapitäns, zu Korv.

Kapitäns mit Oberst, Lieutenantsrang, befördert.

Preußischer Landtag. Haus der Abgeordneten. 61. Sißung vom 1. April 1898.

Der Präsident eröffnet die Sißung in Anwesenheit von 20 Mitgliedern; eine Anzahl von Referenten ist abwesend.

Auf der Tagesordnung steht die Berathung von Pe- titionen.

Die Petition des 6. westpreußishen Städtetages um Abänderung des § 56 der Städteordnung vom 30, Mai 1853 wird im Hir biick darauf, daß eine shleunige Regelung der Frage der Anstellung, der Pensionierung und der Reliktenverforgung der Ge- meindebeamten dringend nothwendig erscheine, der Staatsregierung zur Berücksichtigung überwiesen, f

Die Gemeinde Modcker bei Thorn wünscht Ergänzung des § 53 des Kommunalabgabengeseßzes vom Jahre 1893 nach der Richtung, daß sie das Recht hat, von Thorn für die Zwecke des öffentlichen Volksschulwesens, der öffentlichen Armenpflege, sowie der Polizei- und Gemeindeverwaltung einen angemessenen Zuschuß zu verlangen. Die Petition wird der Staatsregierung als Material

überwiesen.

Die Petition des Grafen von Schmising-KerssenbroX um Ab- änderung des Jagdpolizei-Geseßes vom 7. März 1850 wird der Staatsregierung als Material für eine Aenderung der Jagdgesetz- gebung überwiesen.

Der Geheime Kanzlei-Sekretär im Ministerium für Landwirth- jgait X. Leder in Charlottenburg bittet um eine andere Festseßung eines Besoldungsdienstalters.

Berichtersta'ter Abg. Freiherr von Erffa theilt mit, daß die Petitionskommission hon im vorigen Jahre dieselbe Petition als un- berehtigt zurückgewiesen habe. Troß der Belehrung darüber, daß ihm keinerlei Ansprüche zuständen, habe der Petent seinen unbescheidenen Wunsch wiederholt. Vor Geriht würde man ihn einen Q uerulanten nennen. Der Petent babe jenes Mitglied der Kommission, das in feinem Auftrage die Petition überreicht habe, ersucht, die Petition zurückzuztehen, wenn die Sache schief gehe. Jenes Mitglied habe denn auch die Petition zurückziehen wollen ; darauf set die Kommission aber niht eingegangen, und sie beantrage Uebergang zur Tagesordnung.

Das Haus beschließt demgemäß.

Aus Vieß, Schönfee i. Westpr, Much und Westerburg liegen Petitionen um Errichtung von Amtsgerichten vor. Die Kommission s{chlägt vor, die beiden ersten der Staatsregierung zur Berücksichtigung zu überweisen, die beiden leßten dur Uebergang zur Tagesordnung zu erledigen.

Justiz-Minister Sch önsted t:

Meine Herren! Jh bitte, mir zu der vorliegenden Petition einige allgemeine Bemerkungen zu gestatten, die für die Beurtheilung der Einzelfragen vielleiht mit in das Gewicht fallen können.

Für die Errichtung und Abrenzungen der Amtsgerichtsbezirke it bekanntlich die Verordnung vom Jahre 1878 maßgebend, die auf Grund sehr eingehender Prüfung aller einshlägigen Verhältnisse er- gangen ift. Man hat damals zweifellos angenomnien, daß die so ge- shaffene Neuorganisation eine dauernde sein solle, an der zu rütteln wohl nur angezeigt sein werde, wenn entweder auffällige Fehlgriffe si ergeben möchten, deren Möglichkeit ja nicht ausges{chlcssen war, oder aber wenn eine wesentlihe Aenderung der Verhältnisse inzwischen eingetreten sein würde.

Dieser Gesichtépunkt is bisher überall seitens der Iustiz- und Finanzverwaltung festgehalten worden, und die Zahl der seit 1878 errihteten neuen Amtsgerichte is deshalb eine recht geringe gewesen ; soviel ich weiß, sind etwa 14 neue Amtsgerichte ins Leben getreten. Dem gegenüber steht die Aufhebung von drei oder vier nicht lebens- fähigen Amtegerichten.

Diese neuen Amtsgerichte sind in ihrer überwiegenden Mehrzahl errihtet worden in den Industriebezirken, wo ein ganz außerordentliches Anwachsen der Bevölkerung, eine völlige Verschiebung der früheren Verhältnisse zu Tage getreten is. Aus den östlihen Provinzen gehen mir gleichfclls for1während zahlreihe Anträge auf Errichtung neuer Amtsgerichte zu, die sih aber weniger stüßen auf eine Aenderung in den früheren Verhältnissen als auf die Unbequemlichkeit, mit der die vom Siß des Amtsgerichts entfernteren Eingesessenen zu kämpfen haben. Solche Unbequemlichkeiten liegen zweifellos in vielen Fällen und in erheblichem Maße vor ; sie vollständig zu beseitizen, verbietet die Natur der Verbältnisse. Die Gefahr, wenn man einem einzelnen Ansuchen nach dieser Ricktung hin stattgiebt, liegt für die Staatsverwaltung im wesentlichen darin, daß eine vereinzelte derartige Konzession glei zahlreihe andere Berufungen nah sich zieht und die Wünsche überall entfefselt, die bisher noch zum Schweigen gebracht worden waren. Meine Herren, diese Unbequemlihkeit ist cine Thatsache, mit der immer gerehnet werden und in den weniger diht bevölkerten öftlihen Provinzen mit ihren mangelhaft entwickelten Verkehrs- verhältnissen. Vielfach sind jedoch die Zustände {hon besser geworden dur die Ausbildung des Eisenbahnneßes und durh die im besten Wachsthum befindliche Entwickelung unseres Kleinbahnwesers.

Im übrigen ist die Justizverwaltung bemüht gewesen, soweit es in ihren Kräften lag, dur Einrichtung neuer und dur Vermehrung bestehender Gerihhtétage nah Maßgabe des B-dürfnisses überall den Wünschen der Bevölkerung möglihst entgegenzukommen.

Nun, meine Herren, is mit verschiedenen Umständen zu renen, wenn man folhe neuen Amtsgerichte gründet. Einmal ist zu berüd- sichtigen, ob sih die Bildung neuer Amtëégerichte ermöglichen läßt bei angemessener Beschäftigung der denselben zu überweifenden Beamten, und darin liegt vielfah eine große Swierigkeit. Sehr häufig liegt die Sache so, daß man einen Amtsgerichtsbezirk nur bilden kann, der für einen Richter zu groß, für 2 Richter zu klein ist; selten gelingt es, das Personal für das neue Amtsgericht denjenigen Amtsgerichten zu entziehen, auf die der neue Bezirk bisher angewiesen war, sodaß alfo für die Staatsverwaltung damit eine ganz erheblihe Mehraus- gabe regelmäßig verbunden ist, und es ist erklärlih, daß unter diesen Gesichtêpunkten die Finanzverwaltung si ret zurückhaltend zeigt.

Es ist aber außerdem zu prüfen, ob nun die Orte, die den Wunsch haben, Sih eines Amtsgerichts zu werden, dicjenigen Lebens-

bedingungen bicten, auf die für einen höheren Beamten mit gerechnet

werden muß, ob die Shulverhältnisse, die Erreihbarkeit von Arzt und Apotheke und auch die gesellschaftlichen Verhältnisse derart sind, daß ein folher Beamter sich dort dauernd wohl fühlen kann; und darin werden Sie alle mit mir einverstanden sein: ein Beamter er- füllt nur seine Aufgabe vollständiz, wenn er mit den Verhältnissen seines Bezirks verwähst und nicht von vornherein gewissermaßen mit einem Fuß {on in einer andern Stelle steht, die er erstrebt, weil ihm die Verhältnisse seiner Stelle nicht zusagen. Die Bezirke, die mit solhen Amtsrichtern zu renen haben, die sch in diesen Ver- hältnissen niht wohl fühlen, werden auch die Wohlthat der Ecrichtung eines Amtsgerichts keineswegs in dem von ihnen erhofften Maße ge- niefen.

Meine Herren, unter diesen allgemeinen Gisihtspunkten balte ih es für durchaus getoten, daß bei der Prüfung folher An- träge, wie sie heute vorliegen, und bei denen ja in zwei Fällen die Ueberweisung zur Berücksichtigung beantragt ist, recht vorsihtig vorgegangen werde, und nicht nur aus dem allgemeinen Bestreben heraus, den Leuten eine Wohlthat zu erweisen , die entgegenstebenden Schwierigkeiten und Bedenken untershäßt werden. Es ist dabei auh zu berüd- sichtigen, daß die Errichtung eines neuen Amtsgerichts immer mit Nacktheilen verbunden ift für die Siye der besteheuden Amtsgerichte, die vielfa diesen Vorzug mit großen Opfern sih erkauft haben, und dafür demnächst, wenn eine Verkleinerung der Bezirke stattfindet, nit mehr die von ihnen erhoffte Gegenleistung firden. Jn wie weit diese Gesichtépunkte und andere im einzelnen auf die vorliegenden Petitionen Anwendung finden, darüber, bitte ih, die Erörterung meinem Herrn Kommissar überlassen zu dürfen,

Geheimer Ober-Ivstiz-Rath Supper hält die Errichtung eines Amtsgerichis in Vieh nicht für nothwendig, da Viet jeßt eine Eisenbahn nah Landsberg habe. Er bittet, über die Petitionen ron Viet ebenso wie über die von Schönsee zur Tagetordnung überzugehen.

Atg. Ebert (kons.) tritt für die Berucksichtigung der Petition von Vichz ein.

Justiz-Minister Schön stedt :

Ih möchte bitten, nur einige Worte auf die Bemerkungen des Herrn Vorredners erwidern zu dürfen.

Der Wunsch, daß der Ort Viet Siß eines Amtsgerichts wird, ist viel älter; er geht weit hinter das Jahr 1895 zurück. Schon bei der Vorbereitung der Organisation im Jahre 1877 hat Viet \ih die größte Mühe gegeben, Siy eines Amtsgerichts zu werden, und es hat damals die allereingehendste Prüfung der einshlägigen Verhältnisse stattgefunden, die zu einem negativen Nesultate führte. 1895 ist allerdings die Frage au hier angeregt worden, wie ih glaube, bei Gelegenheit der Etatsberathung durch den da- maligen Abgeordneten Jakobs, den Landrath des Kreises, ohne daß das hohe Haus dieser Anregung Folge zu geben damals in die Lage gekommen ist. Nun versichert der Herr Abg. Ebert, die Lebens- verhältnisse in Viet scien so günkLig, daß man wohl einen Richter hinseßen könne. Demgegenüber möchte ih aufmerksam machen auf das, was im vorigen Jahre im Herrenhause der Herr Abg. von Klißing, der den Verhältnissen außerordentli nahe steht, ge- äußert hat. Er meinte: ja sehr \{chôn wäre Viey als Gerichtssig allerdings nit, aber der Justiz - Minister möge nur einen passionierten Jäger dorthin s{chicken, die würden sfih ganz glüdlich dort fühlen. Das war der Vorschlag, den damals Herr von Klizing machte. Nun, meine Herren, stehen. mir die passionierten Jäger auch nicht immer so zur Verfügung (Heiterkeit); ih weiß auch nicht, ob diese Eigenschaft dicjenige ift, auf welche ein auéshlaggebendes Gewicht gelegt werden muß bei der Auswahl eines Richters, und ob dadur dieInteressen der Gerichtseingesessenen immer vollkommen gewahrt werden. Ich würde es besonders in dem Falle für bedenklih balten, wenn das Gericht nur mit einem einzigen Nichter zu beseßen wäre, der vielleicht dur seine Jagdpassion mit seinen Pflichten als Richter in Kollision geriethe. Wenn das Jagdvergnügen zu seinem Glück nothwendig ift, so kann die Garantie unsererseits nit übernommen werden, daß der Richter in Vieh sih glücklich fühlen werde.

Die außerdem sehr wesentli ins Gewicht fallenden Schulvcrhält- nisse hat der Abg. Ebert nicht erwähnt; er hat nur von Aerzten und einer Apotheke gesprochen.

Nun darf ih noch an eine Aeußerung des Herrn von Kliting erinnern. Es war damals gesagt worden, das Amtsgericht in Lands- berg bedürfe einer Vermehrung von Richterkräften; es seien dort jeßt sechs Richter, und es sei eine siebente Stelle nothwendig. Seitens der Justizverwaltung wurde diese Nothwendigkeit nicht anerkannt, und da erklärte Herr von Klißing, dann bitte er wenigstens, falls diese Nothwendigkeit einmal eintreten möchte, dann die Verlegung dieser neuen Stelle von Landéberg nah Vieß ins Auge zu fassen.

Aljo nur unter diéser Voraussetzung hat Herr von Klißing, der sih auf das wärmste für die Vietzer interessiert, den Wunsch damals aufrechterhalten, und für diesen Fall habe ih auch zugesichert, daß dann die Frage noch einmal in wohlwollende Erwägung gezogen werden sollte. Nun kommt der Appetit beim Esscn: Die Borauéfetzung ist niht eingetreten, und Herr von Klißing hat sich nunmehr, wahr- scheinlih ermuthigt durch den einstimmigen Beschluß Ihrer Kommission, im Gegensaß mit dem Beschlusse, den die Herrenhaus: Kommission gefaßt hatte, veranlaßt geschen, au im Herrenhause einen Antrag auf Berücksihtigung der Petition zu stellen; er sieht also jeßt von dem Eintreten dieser Vorausseßung ab.

Die Sache liegt so, daß, wenn einmal eine neue Stelle für Landsberg geschaffen werden müßte, dann dort räumlihe Swierig- keiten und Verlegenheiten cintreten könnten, tie vielleiht die Staats» regierung veranlassen könnten, alsdann für die Errichtung eines Amts- gerihts in Vieß sich zu enticheiden Vorläufig licgt aber der Fall niht vor, und ih möchte das hohe Haus bitten, au den Zeitpunkt abzuwarter, den seinerseits der Herr Vertreter dieser Interessen im Herrenhause als den geeigneten bezeichnet hat.

Abg. Beleites (nl.) beantragt, die Petition von Vieh der Regierung zur Erwäzung zu überweisen. Den gleihen Antrag stellt er bezüglih Schönsees.

Der etste Antrag des Abg. Belcites wird verworfen, sein zweiter Antrag angenommen, und die beiden anderen Petitionen werden nah dem Antrag der Kommission erledigt

Die Petition des Domschullehrers Bernhardt in Scleéwig und anderer scminaristisch gebildeter Lebrer um E1höhung ihres Lienst- einkommens wird ter Negt: rurg als Material übeiwiesen; die Petition

des Lchrers Haberlantt in Riesenburg um Gleich llurg der Ele- méentarlehrer an den nidtstaatlichen höheren Lehranstalten mit deren an

staatlihen L:hia stalten wird für erledigt erklärt; und die Petition ! / 2 | ' nebst dem Einführungs- gefeße vom 18. August 1896, mit ausführlicbem

Sachregister herausgegeben von G. A. Grotefend, Geheimem Re-

der Eymnasial- Oberlehrer a. D. Piofi ssor Barthel und Genossen in Breslau und anderen Orten um Pensionterhöhung für tie vor 1892

pensionterten Königlichen Gymnasial - Oberlehrer wird dur Ueber- gang zur Tagesordnung erledigt mit Rücksicht darauf, daß die Ne- gierung in besonders harten Fällen eine Zuwendung aus Diépositions- fonds den Lehrern in Aussicht gestellt habe.

Bezüglich der Petition des Pfarrers Wriedt und Genossen in Nositten um Stationierung des Arztes für die kurische Nehrung in Nidden statt in Schwarzort beantragt die Kommission Uebergang zur Tagesordnung; das Haus überweist aber auf Antrag des Abg. Dr. Scchnaubert (kons.) die Petition der Regierung zur Erwäzung.

Eine Reibe weiterer Petitionen von mehr persöulihem und N Interesse wird durhweg nach den Vorschlägen der Kommission erledigt.

Schluß 1 Uhr. Nähste Sizung Dienstag, den 19. April, 11 Uhr. (JnterpeUlation von Brockhausen, betreffend die Waaren- häuser, und Jaterpellation Szmula, betreffend den Arbeiter- mangel.)

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

In Düsseldorf haben, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, 18 Tischler der Möbelfabrik von L, Lehnhausen wegen Lohnstreites die Arbeit niedergelegt.

In Mödling und Hinterbrühl bei Wien haben am Montag nah demselben Blatt 600 Maurer mit ibren Hilfsarbeitern die Arbeit niedergelegt; als Grund des Ausstandes wird die Forderung verkürzter Arbeitszeit angegeben.

In der Gemeinde Toba (Komitat Torontal) fand, wie ein Pester Telegramm des „W. T. B.“ meldet, eine Arbeiter-Nevolte statt. Die Gendarmerie mahte von ihren Woaffen Gebrau; vier Perfonea wurden getödtet.

Aus London wird dem „W. T. B.“ berihtet: Die Arbeiter von beinahe 40 Kohlengruben in Süd-Wales haben die Arbeit niedergelegt aus Unzufriedenheit über das Arrangement, be- treffend die gleitende Lobnskala. Bis jeßt wird in etwa 50 Gruben noch gearbeitet, doch fürdtet man, daß der Ausstand beträchlich g! ößeren Umfang annehmen wird. Fm ganzen Beztrk herrscht große Sus Die Zahl der Ausständigen beläuft sih bereits auf viele

ausende.

Kunst und Wissenschaft,

Die angekündigte erste Ausstellung des Verbandes deutsher JIJllustratoren ift gestern in den Räumen der Akademie der Künste eröffnet worden. Die moderne Jlluftration seit den leßten zwanzig Jahren unterscheidet sih von der älteren, auch unseres Jahrhunderts, fundamental dadur, daß sie sih weniger der mit dem Buchgewerbe zusammen empor- gewahsenen Neproduktionstechniken , Holzschnitt und Kupfer- stih, als der erst in neuerer Zeit vervolikommneten photo- mechanishen Verfahren bedient. Während früher die Holzschnitte in den Text hineingedruckt wurden und zusammen mit den Druck- typen ein dem Auge wohlgefälliges Ganzes bildeten, blattgroße Holz- schnitte die Folge der mit Lettern bedruckten Seiten unterbrachen, Kopfleisten und Vignetten Eingang und Schluß zierten und in ähnliher Weise hat der Kupferstih zur Herstellung köstlicher Bücher gedient —, hat man in der Gegenwart und jüngfen Bergangen- beit blattgroße Illustrationen bevorzugt, welche die Zeichnungen eines Künstlers wiedergaben und in gewisser Reihenfolge in den Text ein- gefügt werden.

Dieser leßteren Art der Jllustration, die man nach der Art ihrer Verwendung in Deutschland die „Prachtwerk-Illustration*“ nennen könnte, gehören die ausgestellten Blätter zumeist an. Wer der An- ficht ist, daß wir damit „zu der heutigen fürstlerishen und te{nischen Vollendung“ gelangt sind (so heißt es in der Einleitung des Führers), der wird die Ausftellung sicherlich zu rühmen wissen. Wer dagegen die Meinung vertritt, daß der Illustrationsschmuck sih anzupassen habe der typographischen Ausstattung eines Buches und sich mit dieser zu einem harmonishen Ganzen verschmelzen foll, der wird mit Betrübniß finden, wie weit wir uns von diesem Ideal entfernt baben. Auf der ganzen Ausftellung findet sich auch nit der leiseste Ansaß im Sinne jener älteren Bestrebungen oder der anregenden Versuche, die z. B. in England schon ganz hervorragend \{chöne Bücher hervorgebracht haben.

Wenn jemand in die Ausstellung geführt würde, der den Namen derselben niht fkennte, er würde \ckwerlich errathen, es seien bier Illustrationen ausgestellt. Man sieht da Zeichnungen aller Art, mit der Feder, mit Bleistift, vorzügli aber Tuschzeichnun- gen, die, besonders in den Reproduktionen, so leiht nah „etwas“ aussehen und doch häufig künstlerish so gar wenig bedeuten. Aber es snd und bleiben immer nur Zeichnungen, die ihren Stoff irgend einem Gegenstand der Literatur entnehmen; Illustrationen, d. b. Zeichnungen, die \ih als zum Buchsmuck bestimmt charakterisieren, sind es niht. Cs mag dies eine Folge sein der modernen Neproduktiorstehniken mit Hilfe der Photographie (Lichtdruck, Zinkäßuna u. a), aber bedauerlich bleibt die Thatjache dennoh. Wie abgeschnitten erscheint mit einem Male die alte Tradition, nicht nur wenn wir die Erzeugnisse früherer Jahrhunderte, von denen einige héerrlihe Proben ausgestellt find, sondern auch die Illustrationen der ersten Hälfte des Jahrhunderts betrahten. Von diejen leßteren findet man eine bhübsd)e Auétwahl auf der Ausstellung vereinigt, leider an der s{lecbtesten Wand, unterhalb der Fenster des Langsaales: köfstliche Blätter zum theil aus dem Besißstand der National-Galerie von Meistern wie Cornelius, Julius SLnorr von Karoléfeld, Ludw'g Richter, Graf Pocci, Adolph Schrödter u. A. Oder man erinnere sich an die Illustrationen Menzel?s zu Kugler, zu den Werken Friedrichs des Großen u. \. f. Wendet man si von diesen älteren Illustrationen, die wirklich waren, was sie scin wollten, zu den modernen Schöpfungen an der Wand gegenüber, so wird man den Unterschied deutlih empfinden und zugeben müssen, daß die Illustrationskunst als solche einen Fortschritt "iht zu verzeihnen hat. Am meisten {einen nech die für die Wipblätter bestimmten Zeichnungen (von Slittgen, Harburger, Ober- länter 2c.) dem ihnen zugedachten Zweck zu entsprechen

Das Publikum wird son manche Originalzeinungen finden, die aus Prachtwerken bekannt sind. Hervorgehoben seien die Jllu- strationen Anton von Werne1!s zu Scheffel's Dichtungen, die Z-ich- nungen von Woldemar Fricdrih, Röchling, Paul Thumann ü As sowie die liebens8würdigen Märchen - Illustrationen von Hermann Bogel. G. Gr.

Literatur.

Die Neihs-Grundbuchordnung vom 24. März 1897 mit Anmerkungen und Sachregister von Wi iilenbücher, Ober-Landes- gecihts-Rath in Stettin. Verlag von H. W. Müller in Berlin, Preis 1,20 A Der bekaante Bearbeiter des preußischen Grund- bucbrehts, auf welchem die Reiché-Grundbuchordnung beruht, hat den Text der lchteren mit inhaitreihen Erläuterungen versehen, die das Verständniß des neuen Rechts zu erleih!ern geeignet sind, seine Abweichungen von der preußischen Grundbuchordnun bezw. die Uebereinstimmung mit derselben feststellen und au andere Reichègef\Þße, namentlich das Bürgerliche Geseßbuch Bezug nehmen Die Praxis der böchsten Gerichtehöse, soweit sie au fernerhin von Bedeutung bleibt, ist gleichfalls berüdsihtigt. Ferner ist eine Anzahl von Verfügungen des Ober-Landeégerichts-Präsidenten in Stettin mitgetheilt, deren Gültigkeit auch für die Reichs-Grund- buhordnung angenommen 1roerden darf und die von allgemeinem Interesse sind. Das Werk bietet demgemäß mehr als die bisher er- schiene; en Textausgaben.

An Textausgaben vonNeths- undLandesgeseten sind in neuester Zeit folgende erschienen : Bürgerliches Gejeyubuch

gierungs-Rath (Verlag von L. Schwann in Düffeldorf; Preis 2 46), wie alle Shwann'shen Handausgaben deuts@er und preußischer Gesete mit genügenden freiem Raume“ zu handsch{riftlihen WBe- merkungen auf jeder Seite neb:n dem Texte versehen; Grund- buhordnung für das Deutsche Reich vom 24, März 1897, mit den einzelnen Abschnitten der Denkschrift und des Kommissionsberihts zusammengestelt von Brogsitter, Amtsrichter in Neunkirhen (Verlag von L. Shwann in Düsseldorf; Preis 1 4); Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 24. März 1897 nebst dem Einfübhrungs- eseß, mit Einleitung, Erläuterungen und Negister von P. Reinhard, Pannlbier (Leipzig, Verlag der Roßberg’ schen Hof-Buchhandlung; Preis geb. 3 46), und eine zweite Ausgabe ohne Erläuterungen, in welcher lediglich der Wortlaut des Geießes mit den einzelnen Ab- s{nitten der Denkschrift und des Kommissionsberichts zusammengestellt ist, von H. Brogsitter, Amtsrichter (Düsseldorf, Verlag von L. S@{wann; Preis 1,20 46); Handelsgeseßbuch vom 10. Mai 1897 unter Ausschluß des Seerehts, mit den ergänzenden Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs und Erläuterungen herausgegeben von Jufttz- Rath C. Litthauer, Rechtsanwalt beim Kammergericht (Berlin, Verlag von J. Guttentag; Preis 2,25 4), und eine ¡weite Ausgabe des neuen Handelsgeseßbuhs nebst dem Einführungégeseßze, welche auch das Seereht, aber keine Erläuterungen enthält, mit ausführ- licheën Sachregister herausgegeben von G. A. Grote fend, Geheimem Regierungs-Rath (Düsseldorf, Verlag von L. Schwann; Preis 1,50 A4); die mit Anmerkungen und Sachregister versehene Tert- ausgabe der Reichsgeseßgebung über Münz- und Noten- bankwesen, Papiergeld, Prämien papiere und Neichs- Anleihen von dem Wirklihen Geheimen Nath Dr. R. Koch, Präsidenten des Reichsbank-Direktorium s, in dritter Auflage, die alle seit dem Jahre 1890 eingetretenen Ver- änderungen berüdsihtigt und in der zu den erläuterten Gesetzen 2c. namentli die Geseße x. über das Neichs\{uldbuch, die Tilgung und die Konversion von Reichs- Anleihen hinzugetreten sind (Verlag von I. Guttentag, Berlin ; Preis 2,80 4M); Deutihe Gewerbe- ordnung und deren Nebengeseze nebst dea Ausführungserlassen und sonstigen Erläuterungen, herausgegeben von - G. A. Grotefend, Geheimem Regierungs-Rath, in ¡weiter Auflage (Düsseldorf, Verlag von L. Schwann; Preis 3,50 46); Neihs-Haftpflichtgesez vom 7. Juni 1871 mit Anmerkungen und Sachregister nebst Anhang: Die einschlägigen Bestimmungen anderer NReichsgeseßze, von W. Coerman n, Amtsrichter in Bolchen (Verlag von Siemenroth u. Troschel, Berlin; Preis 1 4). Einen alphabetisch geordneten Auszug aus dem NReichs- gese vom 22. Junt 1889, betreffend die Invaliditäts- und "llters- versiberung, den dazu ergangenen Ausführungsbestimmungen und den vom Neichs- Ver siherung8amt in den „Amtlichen Nachrichten“ bis zum 1. Oftober 1897 veröff-ntlihten Entscheidungen nebst den bei Aus- führung des Gesetzes erforderlichen Tabellen hat unter dem Titel «HVandbuch zur Durchführung des Invaliditäts- und Altersversiherungsgeseyes"“ für Behörden und Arbeit- geber, Berufägenossenschaften, Krankenkassen, Schiedsgerichtsvor- sißende, Bureau- und Kontrolbeamte Wilhelm Maaß, Landes-Sekretär bei der Inyaliditäts- und Altersversicherunge- anstalt Posen, herauêgegeben (Verlag der „Atrbeiter-Versorgung “, A. Troschel, Berlin; _Preis 2 46). Die Organisations- geseße der inneren Verwaltung in Preußen, die Gesetze, welche die Organisation der Staatsbehörden und die der Kommunal- verbände betreffen, das Zuständigkeitegesey vom 1. August 1883 und fünf ergänzente Gesetze, hat für die Praxis und ten akademischen Gebrauch Dr. jur. Gerhard Anschüß, Regierungs - Assessor und Privatdozent an dez Universität Berlin, zusammengestellt (Karl Hey- mann’s Verlag, Berlin; Preis 4 4). Die von dem Negterungs- und Schulrath Giebe herausgegebenen Verordn ungen, be- treffend das Volksschulwesen sowie die Mittel- und die höhere Mädchenschule in Preußen, haben in fünfter, von dem Geheimen Regierungs- und Schulrath Hildebrand neu bearbeiteter Auflage im Berlage von L. Schwann in Düsseldorf zu erscheinen begonnen (vollständig in 15 Lieferungen zum Subskriptionepreise von je 80 4). Die Schie dsmanns- Ordnung vom 29. März 1879 Gese, Motive und Ausführungs- verfügungen mit einer geshihtlichen Einleitung übr das Institut der Sciedsmänner, einer Geschäftsanweisung und Mustern zum Ges brauche für dieselben von dem Wirklichen Geheimen Ober-Justiz- Rath P. Flo r\chüß, Ober - Landesgerichts - Präsidenten a. D,, ltegt in zwölfter, vermehrter Auflage vor (Berlin, Karl Heymanns Verlag; Preis 1 4). Landesgeseßze anderer deutscher Staaten ent- hält eine im Verlage von Wilhelm Engelmann zu Leipzig erschienene kleine Schrift: die Verfassungs-Urkunden für die freien und Hansestädte Lübeck, Bremen und Hamburg, welche mit allen Abänderungen bis zu den Geseßen von Mitte 1897 in diploma- tish genauem Abdruck zum amtlichen und akademischen Gebrau Dr. Karl Binding, ordentlicher Professor der Rechte an der Universität Leipzig, herausgegeben hat (Preis geb. 2 M4). ff. Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins8. 19. Band. erausgegeben von Dr. Emil Fromm. lus dem Inhalt dieses Bandes, der zualeih eine Festshrift zur Feier der Eröffnung des neuen Archiv- und Bibliothekgebäudes der Stadt Aachen darstellt, ift hervorzuheben W. Brüning's Aufsaß über Aachens Schicksale unter französisher Herrschaft. Wie alle die fleinen rheinischen Staatengebilde, so befand sih auch Aachen am Schluß des vorigen Jahrhunderts in tiefem politisGen und wirthschaftlichen Elend und lernte erst dur seine Vereinigung mit Frankreich kennen, was es heißt, Glied eines großen Staats zu sein. Mit Freude wurde die französishe Herrschaft jedoch nicht begrüßt, wie auh die Revolution nur wenig Anhänger gefunden hatte. Die Feindschaft der republikanisWen Regierung gegen die irhe und die drückenden wilitärishen Lasten waren auch nit geeignet, die Sympathie der Aachener für die Pariser Gewalthaber zu erhöhen, Erst als Napoleon zur Herrschaft kam und für die materielle Entwickelung der Stadt Sorge trug, söhnte si Aachen vorübergehend mit der neuen Ordnung aus; die häufigen Konscriptionen machten aber seine Herrschaft verhaßt, und mit der Erhebung Deutschlands loderte auch in Aachen die nationale Begeisterung auf, und die Truppen der Verbündeten wurden jubelnd als Befreier auf- genommen. Für den Lokalforsber von Werth sind die 50 Urkunden aus dem 15. Jahrhundert, die O. Redlich veröffentliht. Mit einem Literaturberiht und Vereinsnachrichten {ließt der Band, der mit einem Bilde des neuen Archivgebäudes ges{chmückt ift.

ff, Oberbayerishes Archiv für vaterländishe G e- \chihte. Perausgegeben von dem Historishen Verein von Ober- bayern. 50. Band. München, G. Franz, 1897. Der wichtigste Aufsay dieses Bandes ist der von B. Kreuter über die Geschichte der

ollengewerbe in Bayern im Zeitalter des Merkantilsyitems. Ge schildert, wie die bayerishe Textilindustrie seit dem Ausgang des Vittelalters tief darniederlag und wie der dreißigjährige Krieg ihre ebung unmögli) machte. Am Ende des 17. und im 18, Sabr; hundert versuchte die Regierung mehrfah, ihr aufzuhelfen; analog wie in Preußen wollte die Regierung den Bedarf des Landes durch die ein- heimishe Produktion decken; sie verbot daher die Ausfuhr vou Nohstoffen und suchte die Einfuhr fremder Rohstoffe zu erleichtern, die fremder abrikate durh hohe Schußzölle dagegen zu verhindern. Auch auf die erbesserung der Techaik wurde viel Mühe verwandt. Fn reußen gelangen alle diefe Versuche glänzend, wie namentli die Geschichte der Seidenindustrie unter Briedrih dem Großen" beweist, in Bayern blieben sie unfruchtbar. Der Grund lag, wie der Verfasser ausführt, in der Verschiedenheit der Regierungen beider Länder: in Preußen hatten der Große Kurfürst und Friedrich Wilhelm 1. eine geordnete Verwaltung hergestellt, und die Könige kümmerten fich selbst um alle Details; in Bayern war die Verwaltung weit weniger straf, und die Kurfürsten besaßen nit die eiserne Thalkraft der drei großen Hohenzollern, zum theil auh, wie der hohbegabte Max Emanuel, niht das Verständniß und Interesse ur diese trockenen „Und kleinlih erscheinenden Dinge. Ohne ‘eine be- ändige und verständniß volle Mitarbeit des Herrschers, der in der teuordnung des wirthsca ftlihen Lebens alle sih widerstreitenden

Interessen auszugleichen hatte, konnte das \{chwierige Werk mithin nit gelingen, Von lokalbistorischem Werth sind sodann die Mittheilungen von Och, über die Münzen bayerisher Klöster, und anderer geistlicher Institute und von Lindner, über die Benediktiner Abtei in Teger1: see. Wegweiser der Gewerbehygiene, Berausgegeben von Dr. E. Golebiewsfi, Veitrauensarzt bei der Nordöftlihen Bau- gewcrks-Berufegenessenschaft, Sektion T und Il. Heft 1—5, Berlin, Karl Heymanns Berlag. Diese „Wegweiser“ des bekannten Vers- fassers des für die Berufégenossenshaften wie für die Aerzte glei werthvollen » Aerztlihen Kommentars zum Unfallversicherungeg setz“ bilden kleine Heste, in Betrieboweise je cines Gewerbes und die Schädlichkeiten desselben kuri erörtert werden, woran sich cine Be- lehrung über die Vermeidung dieser Schädlichkeiten \{chließt. Der Preis ift, namentli bei Massenabnahmen, so billig gestellt (40 Z oder wenig mehr), daß die Anschaffung au dem Arbeiter möglich is. Die bis teht erschienenen fünf Pefte, deren jedes von einem besonderen Sach- kenner bearbeitet ist, behandeln das Bäkergewerbe, die Phoéëphor- ¿Undwaarenfabtikation mit Berülcksichticung der Hausindustrie, die Tuch- und Budckskinfabrikation, den Steinkohlenbergbau und das Scneidergewerbe. Im Interesse der Arbeitgeber ni%t minder wie der Arbeitnehmer der genannten Gewerbe ift diesen «Wegweisern" die weiteste Verbreitung in den Kreifen der Interessenten zu wünschen.

Heft 19 der bekannten iUustrierten Familienzeitschrift „Für Alle Welt“ (Deutsches Verlagshaus Bong u. Co., Berlin e Pr. 40 4 für „das vierzehntäglih erscheinende Heft) enthält einen ür Reisende wie Hotelbesißer gleih interessanten illustrierten Artikel : „Das moderne Hotel, seine Einrichtung und Führung", von Georg Buß, sowie wieder eine Reibe instruktiver "technischer Notizen über neue Et findungen und praktische Vervolllommnungen von Geräthen für den täglihen Gebrauch, è. B. „Ein neuer Entfernungêmesser“, „Bambus als Baustoff“, „Gatquellen“, „Fabrikation künstlicher Augen“, „Versuche mit Spiritusmotoren" 2c. Dem Unter- haltungsbedürfniß kommen zwei große Romane entgegen: „Die Jagd nah dem Glü" von Ant. Andrea und „Frma“ von A. M. Witte, sowie ferner eine drastishe Humoreëke aus dem amerikanischen Leben, „John und Joan Madax“. Die kfünstlerishen Beiaaben werden ein- geleitet durch die Reproduktion des anmuthigen Gemäldes „Frühlings- knoêpen“ von J. Koppay; dann folgen eine große doppelseitige Zeichnung des Pariser Malers Sabatktier: „Der Zola- Prozeß in Paris“, ferner eine Schilderung des „Fasching in Paris“ von William Pape, und Maria Wunsch’'s Gemälde „Ein seltsamer Fang“, beide in viel- farbigem Aquarell-Faksimiledruck. Die Holzschnitte „Schuld und Un-

\{chuld“ von Charles Vigor, „Sturwfluth*“ von Hans von Bartels, „Des Löwen Erwachen" von Paul Meyerheim, humoristishe Bilder von Arthur Thiele und viele kleinere Textillustrationen vervollständigen den Bildershmuck des reihhaltigen und preiswerthen Familienblattes.

Die Halbmonats\{: ift „Aus fremden ungen" (Stuttgart und Leipzig, Deutsche Verlags. Anstalt ; Pr. uns 50 5 bis in den Heften 3 und 4 des laufenden Jabrgangs außer den Fort- seßungen des Romans „Paris* yon Emile Zola, Novellen aus dem Dänifchen (, Thauwetter* von Erna Juel- Hansen), demItalienischen (,Er-

wachende Liebe“ von Arnaldo Alberti) und Tichechischen (_Unsfterblih“ von Gabriele Preiß). Die portugiesische neueste erzählende Literatur ist vertreten durch zwei Skizzen von Alberto Braga („Der shwarze Hahn“ und „Die Predigt“). An poetischen Gaben bieten die Hefte Gedichte von dem provençalischen Félibre Frederi Mistral und eine Satire aus dem Numäni\hen von Mikbail Emineêcu. Unter der Nubrik „Lose Blätter* findet man ferner kleinere Beiträge, wie das Märchen „Die Schwiegermutter des Teufels* aus dem Spanischen, das Charakter- bild „Gutsbauer Matti*“ aus dem Finnishen von Juhanit Aho, Biographisches (Maupassant's Jugend), Aphorièëêmen und literarische Notizen.

Zeitgemäß und ansprehend sind die Beiträge der neuesten Nr. 12 des Frauenblattes „Häutlicher Rathgeber“. Der Kon- firmationszeit sind ein einsihtsvoller Artikel „Großmütterhens Rath“ und das Gedicht „Glaube, Liebe, Hoffnung" von Anna vom Strande gewidmet, während „Frühlingseinzug“ von Oekar Ungnad und der anziehende Aufsaß „FSrühlingswehen“, aus der Feder von Frida von Kronoff, das Eiwachen des Lenzes feiern. Der Original. Roman von A. Scyffert „Auf der Woge des Lebens* tritt mit jeder Fortseßung in interefsantere Phasen; das gleiche gilt von der Novelle „Künstlexliebe“ von Elise Polko. Im Handarbeitstheil sind dieêmal niedlihe Ofter- gaben in verschiedener Form und Ausführungsart vorwiegend. Mütter- dens Lieblinge werden in der illustrierten Beilage „Für unsere Kleinen“ wiederum mit freundlihen Gaben für Kopf und Herz be- dacht, ¡odaß Mutter und Kind rechnet man die praktischen Küchen- rezepte, die nüßlihen Winke für Erhaltung des Hausraths und der Garderobe hinzu, auch die Familie durch dieses nüßliwe Blatt wohl- berathen ist. Probenummern versendet gratis und postfrei der Verlag von Robert Schneeweiß, Berlin W,, Eißholzstraße 19.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs-

Aachen, Cremer, 1897. |

Maßregeln,

Türkei.

Zufolge Beschlusses des internationalen Gesundheitsraths in Konstantinopel unterliegen Herkünfte von Djeddah wegen der dort aus- gebrochenen Pest einer zehntägigen Quarantäne.

Dänische Antillen.

Die für Herkünfte aus Mayaguez (Puerto Rico) seiner Zeit angeordnete Quarantäne i} seit dem 19. Februar d. F wieder auf- gehoben worden. (Vergl. „Reichs-Anzeiger“ Nr. 133 vom 9. Juni v. J.)

Egypten.

Der internationale Gesundbeitêrath in Alexandrien hat gegen Herkünfte aus Dijeddah das Pestreglement in Kraft geseßzt.

Handel und Gewerbe.

Tägliche Wagengestellung für Koblen und Koks

an der br und in Oberschlesien. An der Ruhr sind am 1. d. M. gestellt 12863, nit redt- ¡eitig gestellt keine Wagen. In Oberschlesien sind am 1. d. M. geftellt 4690, nicht recht- ¡eitig gestellt keine Wagen.

Zwangs-Versteigerungen.

Beim Königlichen Amtsgericht 11 Berlin fanden zum Zwecke der Auseinandersezung unter den Miteigenthümern am 1. April die nabbezeihneten, dem Rittergutsbesißer Otto Wollank zu Gr.- Glienicke, dem Lieutenant d. Landw. Ad. Wollank zu Damens- mühle, der Frau Premier-Lieutenant Luisa von Zollikofer- Altenklingen zu Hamburg und dem Gutsbesißer Karl Alwin Schwarz gehörigen, zu Pankow, Berlinerfträße 142, 113 und 109, an der Panke, an der Berlin-Prenzlauer Chaussee, zwischen Berliner und Prenzlauer Chaussee, an der Wollankstraße, im Haideplan und großen icholz, an der Berlin-Stettiner Eisenbahn belegenen Grundftüde zur Versteigerung. Das Grundstück im Grundbuch von Pankow Band 11 Blatt 88 ersland die Immobilien-Verkehrsbank zu Berlin, Maikgrafer straße 51, mit dem Gebot von 3 000 000 A Das Grundstück im Grundbuch von Pankow Band II Blatt Nr. 139 er- standen Rittergutsbesißer Ad. Wollank zu Damensmüble, Guts- besißer K. A. Schwartz zu Pankow und Rittergutsbesiter Otto Wollank zu Gr.-Glienicke, zu gleihen Theilen mit dem Gebot von 1050000 Æ, das Grundstück im Grundbuch von Nieder-Schön- haufen Band XI 398 und im Grundbuch von Pankow Band XI1II Blatt 476 der Kaufmann Emanuel Wolff zu Berlin mit dem Gebot von 20 000 \& und 1000 M

Vom oberschlesischen Eisen- und Zinkmarkt be-

richtet die „Schl. Ztg.“: Auch in der verflossenen Woche kamen in Walzeifen neue Schlüsse nur in mäßigem Umfang zu tande, da der

Handel si neuen Engagements gegenüber zunächst noch abwartend verhält, Um fo lebhafter war die Abwickelung älterer Schlüfse, sodaß in allen Werken flotteste Beschäftigung herrshte. Tag für Tag liefen Spezi- fifationen auf belangreihe Postes ein und fast in jedem einzelnen Fall wird um s{leunigste Lieferung erfucht. Konstruktionswerkstätten, Waggonfabriken und Eisengießereten find mit Aufträgen für Neu- bauten, Klein- und Straßenbahnen auf Monate hinaus befeßt. Bekanntlich verlangte auch die Staatébahnverwaltung die prompte Erledigung ihrer fcüheren Aufträge, da neue umfangreiche Bestellungen zur Vergebung bereit liegen, die ebenfalls noch vor Ein- tritt der großen Herbstansprüche ausgeführt werden sollen. Der leb- hafte Spezifikationseingang und das Drängen um Abladungen bes weisen, daß die Lage des Eisenmarktes doch keine so prekäre sein kann, wie das seit einiger Zeit in einem Theile der Presse be- hauptet wird. Der Spezifikationsstand is zur Zeit ganz er- heblih höher als zur gleichen Zeit des Vorjahres. Gleich den obershlesishen sind auch die westlichen Werke jeßt durhaus gut bes- \häftigt und ihre Konkurrenz macht si demgemäß in den sonst heiß umstritienen Absaßzgebieten schon weniger fühlbar. Infolge dieser Umstände scheint au die Stimmung in den leßten Tagen wesentlich befestigt worden zu sein und weitere Preisrückgänge sind auch in den exponierteren Gebieten demnächst als ausgeschlossen zu betraten. Auch das Ausland bestellt fortgeseßt ansehnliche Posten, insbesondere ist der Bedarf Rußlands, Numäniens und Dänemarks bedeutend. Die Kundschaft dieser Länder, welche sih nit dur Schlüsse eingedeckt hat, richtet ihr Augenmerk jeßt vornehmlich auf {nelle Lieferung und bewilligt infolge dessen die geforderten Preise, ohne erst, wie sie das sonst zu thun pflegt, vor Abschluß eines Kaufes alle möglihen. Wettbewerbs- angebote auêëzuspielen. Das russische Geschäft bringt den Walzwerken ganz besonders auch umfangreiche Bandeisenordres, die im Inlande zuweilen rar sind. Die bereits im Winter für die Wasserverladung fertig gestellten Eisenposten werden jeßt in raschem Zeitmaß ab- gerufen; neue Ordres für Kahnverladung gehen umfangreih ein. Die Erzbezüge werden bei dem guten treckenen Wetter in arößexem Maße aufgenommen. Neue Käufe sind, da die Werke sih für die Sommerperiode sämmtlih eingedeckt haben dürften, in legter Zeit niht vorgenommen worden. Die günstige Stimmung für Rohzink behauptet \sich sowohl im Jalande wie in Enaland und Nord-Amerika und führte bereits zu belangreihen Umsfägten für das zweite Halbjahr, da der Nachfrage für das erfte Halbjahr von den Hütten niht mehr genügt werden kann. Gute ges wöhnliche Marken gelten heute 36,70 bis 36,80 4, spezielle 37 M,

. v. Giesche’s Erben W. H. Marke 38 M für 100 kg frei Breslau. Der Verbrauch von Zinkblech ift anhaltend gut; die Preise haben ih in der leßten Woche nit geändert.

In Köln i} gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Kom- merzien-Rath Robert Heuser gestorben.

Die „Kamerun-Hinterland-Gesellshaft“ theilt dem „W. T. B.“ mit: Am 12. d. M. reist der neue Hauptvertreter der Kamerun-Hinterland- Gesellschaft, Konsul a. D. Haudmann, von Ham- burg nâch Kamerun ab, um dort die Leitung ihrer Stationen zu über- nehmen. Derselbe war bereits einige zwanzig Jahre in West-Afrika thätig und kennt die Verhältnisse sehr genau. Herr Haudmann wird seinen Hauptsißz nach der Station Edea verlegen, von der die Gesell- chaft durch einen eigenen Flußdampfer, sowie eiserne Leihter und Boote Verbindungen nah Kamerun, wie auch zur Küste nah Malimba unterhält. Mit der Anlage der geplanten Plantagen wird dann bes gonnen und zu diesem Zweck bald auch ein Pflanzer entsandt werden.

Stettin, 1. April. (W. T. B.) Spiritus loko 47,60 bez. „Breslau, L April (W. E B.) SgHluß - Kurse. Schles. 34 9% L.-Pfdbr. Litt, A. 100,40, Breslauer Distontobank 122,25, Breslauer Wehszlerbank 111,80, Sglesisher Bankverein 143,50, Breslauer Spritfabrik 155,20, Donnersmarck 157,90, Kattowiger 78,50 ex., Oberschles. Eis. 102,50, Garo Hegenscheidt Akt. 125,75, Oberschles. Koks 168,50, Oberschl. P.-Z. 162,50, Opp. ement —,—, Giesel Zem. 156,00, L.-Xnd. Kramsta 151,75, SHles. ges —,—, S@hles. Zinkh.-A. 240,00, Laurahütte 182,75, Bresl. Oelfabr. 96 80 Koks-Obligat. 102,40, Niederschles. elektr. und Kleinbahn- gesellschaft 134,00.

Produktenmarkt. Spiritus pr. 100 1 100% exkl. 50 A Verbrauchsabgaben pvr. April 66,30 Gd., do. 70 4 Verbrauchs

abgaben pr. April 46,60 Gd.

Magdeburg, 1. April, (W. T. B.) Zudcklecberiht. Korn» der erti, 88 ‘jy Rendement 9,95—10,15, Nathprodukte exkl. 75 9% Rendement 7,10 —7,60. Stetig. Brotraffinade l 23,25, Brotraffinade I1 23,00. Gem. Raffinade mit Faß 22,87}7—23,25, Gem. PVêelis T mit Faß 22,50. Stetig. Rohzucker I. Pro- wt Transito f. a. B. Pamburg vr. April 9,10 bez., 9,15 Br. pr. Mai . 9,227 bez., 9,25 Br., pr. Juni 9,324 bez., 9,35 Br., pr. Juli 9,374 Gd., 9,40 Br. pr Oktober-Dez. 9,40 Gd., 9,423 Br. Fest. Wochenumsaß im Rohzuckergeshäft 110 000 Ztr.

Frankfurt a. M., 1. April. (W. T. B.) Schluß - Kurse. Lond. Wechs. 20,49, Pariser do. §0,975, Wiener do. 169,97, 39% Reichs-A. 97,10, Unif. Egypter 108,50, Ftaliener 93,00, 39/6 port. Anleihe 20,10, 5 9/9 omort. Rum. 100,70, 4 °% - rusfische Kons, 103,40, 4% Ruff. 1894 68,30, 4 % Spanier 51,50, Darm- stä»ter 158,40 ex., Deutsche Genofsenshafts-Bank 118,50, Diskonto- Komm. 201,70, Dresdner Bank 162,10, Mitteld. Kredit. 118 40 N ütonalb, f. D. 147,90, Oesterr. Kreditakt. 3088, Deft.-Ung, Bank ——, Meichsbank —,—, Allgem. Elektrizität 278,40, Schugert 261,45 erx. Bochum. Gußst. 203,80, Dortm. Union ——-,—, Harpener Ber. 17750, Hibernia 187,80, Laurahütte 183,00, Westeregeln 188.20, Hôifter Farbwerke 436,50, Privatdiskont 23.

Effekten-Sozietät. (Schluß.) Oest. Kredit-Aktien 3023 ex. Franz. 2954, Lomb.673, Ung.Goldr. 103/25, Gotthardb. 147,40, Deutsche Bmk —,—, Disk.-Komm. 202,00, Dresdner Bank 162,30, Berl, Handelszef. 164,80 Bochumer Guyst. —,—, Gelsenktrchen —,—, Harpener —,—, Hibernia —,—, Laurahütte —,—, Portugiesen ——, Schwehzerishe Zentralb. 136,90, do. Nordostbabn 99,90, d3. Union 74,90, Ital. Mèéöridionaux —,—, Schweiz. Simplonb. 81,80, 6 °/9 Mexikaner —,—, Italiener 93,00, Shuckert _—,—, Helios —,—, Allg. Elektr. —,—, Nationalbank 147,80, Türken —,—.

Köln, 1. April. (W. T. B.) Rübsl loko 55,00, pr. Oktober 51,90.

Dresden, 1. April. (W. T. B) 3% Sächs. Rente 95,40, 3F 9/0 do. Staatsanl. 100,75, Dresd. Stadtanl. v. 93 101,09, Allg. deutsdhe Kreditbk. 207,75, Dresd. Kreditanft. 138,25, Dresdner Bank 162,00, Dresdner Bankverein —,—, Leipziger Bank 197,50, Sächs. Bank 131,00, Deutsche Straßenb. 168,25, Dread. Straßenbahn 222.75, Sähs.-Böhm. Damypsfschiffahrts-Ges, 291,00 ex., Dresd. Baus-

gefellsh. 249,99.

„Leipztg, 1. April. (W. T. B) Schluß - Kurse. 39% sächsische Mente 95,15, 34 % do. Anleihe 100,85, Zeiger Paraffin- nd Solaröl-Fabrik 115 00, Mansfelder Kuxe 960, Leipziger Kredits Anftalt-Aktien 208,00, Kredite und Sparbank zu Leipzig 122,00, Leipziger Bankaktien 198,25, Leipziger Hypothekenbank 149,50, Sächjische Bankaktien —,—, Sächsishe Boden-Kreditanstalt 133,00, ceipztger Baumwollspinnerei-Aktien 174,00, Leipziger Kammgarn- pinnerei-Aktien 181,00, Kammgarnspinnerei Stöhr u. Co. 193,00, Altenburger Aktienbrauerei 238,00, Zuckerraffinerie Halle-Aktien 116 90, Große Leipziger Straßenbahn 231,90, Leipziger Elektrishe Straßenbahn 93,50, S Ge ige eg! n afts-Aktien 222,75, Deutsche piyene 'abrik 242,00, Leipziger Jleltrizitätswerke 132,00, Sächsishe Woll- garnfabrik vorm. Tittel u. Krüger 139,00. Kammzug - Terminhandei. La Plata, Grundmuster B. pr. April 3,55 „4, pr. Mat 3,55 4, pr. Juni 3,50 4, pr. Juli 3,90 #, pr. August 3,474 ,46, pr. Sevtember 3,474 4, pr. Oktober 3,474 M, pr. November 3,45 t, pr. Dezember 3,45 46, pr. Januar 3,45 M, ver Februar 3,45 „4, pr. März —,— M, Umsay: 30 000, Tendenz: Ruhig

Karlsruhe, 1. April. (W. T. B.) Serienzichung Badischer 100 Thaler-Loose: 10 48 60 61 86 110 205 238 241 308 454 456 504 510 632 634 635 644 654 762 781 815 850 891 904 905 916 997 1014 1032 1162 1221 1251 1261 1296 1317 1345 1355 1508 1533 1539 1565 1594 1642 1659 1713 1735 1764 1817 1824

1849 1864 1893 1897 19:0 2050 2074 2395 2398,