1898 / 95 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Apr 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Deutschlands und der unterzeihnetèn Akademie der Künste bezogen werden. | &, Berlin, den 16. April 1898. p y Der Senat der Königlichen Akademie der Künste, Sektion für die bildenden Künste.

Vi: Nafthdor ff. i

Justiz-Ministerium.

Der Rechisanwalt Mehlhausen in Braunsberg ist zum Notar für den Bezirk des Ober: Landesgerichts Königsberg i. Pr., mit Anweisung seines Wohnsiges in Braunsberg, und

der Rechtsanwalt Dorien in Jauer zum Notar für den Bezirk des Ober-Landesgerichts Breslau, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Jauer, ernannt worden.

Ministerium des Jnnern.

Der Ober-Präsidial-Rath Graf von der Schulenburg- Angern ist dem Ober-Präsidenten zu Hannover zugetheilt worden.

Nichtamlliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 22. April.

Seine Majestät der Kaiser und König arbeiteten, wie aus Homburg v. d. Höhe gemeldet wird, gestern nach den Vorträgen des Kriegs-Ministers und des Chefs des Militär- kabinets mit dem Gesandten Grafen Wolff-Metternich. j

Heute Abend werden Seine Majestät der Kaiser über Rumpenheim, wo Beide Kaiserlihen Majestäten Seiner Hoheit dem Prinzen und Jhrer Königlichen Hoheit der Prinzessin O Carl von Hessen einen kurzen Besuch abstatten, nah

resden abreisen.

Seine Majestät der König haben an den General: Feldmarschall Grafen von Blumenthal am heutigen Tage nachstehendes Handschreiben erlassen:

Mein lieber Feldmarschall! Nacdem durch Meine Ordres vom 28. März und 21. April d. I. Ihre äußeren Dienstverhältnisse anderweit geordnet sind, nehme Ich an dem heutigen Tage, an welchem Ihnen vor nunmehx 34 Jahren Mein in Gott ruhender Herr Großvater für Ihre hervor- ragenden Dienste während des Feldzuges 1864 den Orden pour le mérits verlieh, gern Gelegenheit, erneut Meiner Freude warmen und herzlihen Ausdruck zu geben, daß mit Jhrem Rüktritt von der Stellung als Armee - Inspekteur in den Beziehungen zu Mir und Meiner Armee eine Aenderung nicht eingetreten ist. Ih und Meine Armee sind stolz darauf, Sie auch weiter als leuchtendes Vorbild aller fol- datischen Tugenden zu besißen. Um Ihnen auch ein äußeres Zeichen Meiner fortdauernden Dankbarkeit und Meines Wohlwollens zu geben, verleihe Ich Ihnen hiermit die Brillanten zum Orden pour le mérite. Homburg v. d. Höhe, den 22. April 1898, Ihr woblgeneigter König Wilhelm R.

An den General-Feldmarshall Grafen von Blumenthal, Chef des Reitenden Feldjäger-Korps zu Berlin.

Die englische Regierung hat, im Hinblick auf die bevorstehende Jnbesignahme von Wei-hai-wei, der deutshen Regierung spontan die Mittheilung gemaht, daß sie niht willens sci, deutshe Rechte oder Jnter- essen in der Provinz Shantung zu schädigen oder in rage zu stellen oder der deutshen Regierung in jener Provinz Schwierigkeiten zu bereiten, und daß sie insbesondere nicht beabsihtige, von Wei-hai-wei oder dem dazu gehörigen Gebiet aus Eisenbahnverbindungen nah dem Innern der Provinz anzulegen.

Der hiesige Königlich italicnishe Botschafter Graf Lanza ist vom Urlaub nah Berlin zurückgekehrt und hat die Ge- schäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich e e Ober-Zolldirektor Kun ckel ift von Berlin ab- , gereist.

Der Regierungs - Assessor Dr. Suermondt zu Breslau ist der Königlichen Regierung zu Potsdam zur dienstlichen Verwendung überwiesen worden.

Der Regierungs-Assessor Dr. jur. zur Nieden in Lüben i. Schl. ist dem Landrath des Kreises Mettmann, Regierungs- bezirk Düsseldorf, der Regierungs-Assessor Dr. Schmidt zu Marburg, g ernngöbezirt Cassel, dem Landrath des Land- kreises Gelsenkirchen, Regierungsbezirk Arnsberg, und der Regierungs-Assessor Dr. Fleck dem Landrath des Kreises Marburg im Regierungsbezirk Cassel zur Hilfeleistung in den landräthlihen Geschäften zugetheilt worden.

In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staal1s - Anzeigers“ wird die vom Reichs- Eisenbahnamt aufgestellte tabellarishe Uebersicht der Be- triebs-Ergebnisse deutsher Eisenbahnen für den Monat März d. J. veröffentliht, auf welhe am Mittwoch an dieser Stelle auszüglih hingewiesen worden ijt.

Bayern. Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent hat si gestern Abend von München nah Dresden begeben. Sachsen. Ihre Nelaien der König und die Königin nahmen ern Vormittag die Beglückwünshungen der Hofstaaten,

des Bischofs und der katholischen Geistlichkeit, der Staats- Minister, der am Königlichen Hofe beglaubigten Gesandten und Missionschefs, der Mitglieder der Fürstlihen Häuser Schönburg und des Gräflihen Hauses Solms-Wildenfels, der Deputationen der nihtsächsishen Regimenter , deren Chef Seine Majestät ist, und der außerordentlichen Abgesandten fremder Höfe entgegen. Nachmittags 51/7 Uhr empfing der König die Deputationen beider Kammern der Stände. Der Vize - Präsident der Ersten Kammer, Ober - Bürger- meister Dr. Georgi - Leipzig richtete eine Ansprahe an den König, in welcher er Allerhölhstdemselben von dem Beschluß der Ständekammern, Seiner Majestät als vuldigung und Dank des Landes eine Summe von 3 Millionen

ark zu Bau- und Ausstattungszwecken für die Königlichen Schloß- und Hofgebäude zur Verfügung zu stellen, Kunde gab. Seine Majestät der König erwiderte hierauf, wie „W. T. B.“ berichtet, ungefähr Folgendes :

Meine Herren! Vor allem drängt es Mich, Meinen Dank aus- zusprehen für das {chöne Geschenk, welches die Kammern Mir zur Ver- fügung des mit Ihrer Unterstüßung begonnenen Schloßumbaues be- willigt haben. Mein Dank geht abec noch weiter und tiefer. Wenn Ich in diesen Tagen auf eine bald % jährige glücklihe, friedfertige und ruhige Regierung zurückblicken darf, so ist es im Ganzen und Wesentlichen auch Ihr Verdienst, Meine Hertan, und das Ihrer Vorgänger. Zu allen Maßregeln, welche Meine egierung zum Besten des Landes vorgeschlagen hat, haben die Kammern, ohne kleinliGe Privatinteressen zu verfolgen, ihre Unter- stüßung gegeben. Hat Unserem Vaterlande einmal Gefahr gedroht, so bin Jh sier gewesen, ohne Unterschied der Partei, Sie an Meiner Seite zu finden. Infolge dessen kann Ih in Wahrheit Ihnen den alten Spruch zurufen, der seit Jahrhunderten den Ständen an dieser Stelle ausgesprochen worden ist: „Auf des Landes Wohl und aller getreuen Stände !“ ;

Um 6 Uhr fand im Bankettsaale des Residenzschlosses große Tafel statt, an welher die Majestäten , die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses , die Staats - Minister, die Deputationen der Ständekammern und die \ächsishen Neichs- tags8abgeordneten theilnahmen. Bei der Tafel toastete der König auf das Wohl der Stände. Der Präsident der Zweiten Kammer, Geheime Hofrath Dr. Ackermann brachte ein Hoch auf Seine Majestät den König und der Vize-Präsident der Ersten Kammer, Ober-Bürgermeister Dr. Georgi-Leipzig ein Hoh auf Jhre Majestät die Königin und die Königliche Familie aus.

Abends gab die Stadt Dresden im Ausstellungspalast ein großes Fest. Auf Einladung der städtishen Behörden hatte sih im großen Saal der Ausstellung eine aus etwa 1600 Personen bestehende Versammlung eingefunden, welhe sich aus den Mitgliedern des diplomatischen Korps, den Staats-Ministern, den Umgebungen des König- lihen Hauses, der Gencralität, den Spißen der Behörden, den Vertretern der Ständekammern, den Mitgliedern der Kunst-, Finanz- und Handelswelt und den in Dresden anwesenden Deputationen zusammenseßte. Um 81/2 Uhr erschienen, von stürmishen Hochrufen begrüßt, der König und die Königin mit den Prinzen und Prinzessinnen des Königlihen Hauses und wurden von dem Ober- Bürgermeister Beutler und den Mitgliedern der städtischen Behörden empfangen. Nach einer Fest:Ouverture gelangte das Fesispiel „Albreht der Beherzte“ zur Aufführung, dessen Schlußapotheose das Haus Wettin und dessen Treue zum Reiche feiert. Alsdann fand Souper und Ball statt.

Der Rath und die Stadtverordneten von Dresden haben gestern mit Genehmigung des Ministeriums einen König Albert - Jubiläumsfonds im Betrage von 2 Millionen Mark errichtet, wovon 1 600 000 /6 zur Schaffung eines großen Parks und 400000 /( zur Schaffung gärt- nerischer Anlagen verwendet werden sollen. Der Ober-Bürger- meister macht bekannt, daß der König Albert-Denkmals- Fonds 205 000 M beträgt und daß der Professor Baumbach- Verlin das Denkmal ausführen wird, welches auf dem Schloß- plaß vor dem Residenzshlosse errihlet werden soll.

Baden.

Jhre Königlihen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, vorgestern zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheit der Kron- prinzessin von Shweden und Norwegen von Karls- ruhe nah Nervi abgereist, wo Höchstdieselben etwa acht Tage zu verweilen gedenken.

Mecklenburg-Schwerin,

Seine Hoheit der Herzog Johann Albrecht, Regent des P UNEIO T LnO, und Jhre Hoheit die Herzogin haben sih, den „Mel. Nachr.“ zufolge, gestern von Schwerin nah S begeben und werden von dort die Reise nah Cannes ortjeßen.

Oesterreich-Ungarn.

Der Minister des Auswärtigen Graf Gol uchowski ist, wie „W. T. B.“ meldet, in Begleitung des Sektions-Raths von Merey und der Flügel-Adjutanten des Kaisers Graf Alberti de Poja und Fürst L s Le gestern Abend von Wien nah Dresden abgereist, um sih dem Gefolge des am Sonnabend dort eintreffenden Kaisers Franz Soseph anzuschließen.

Das öster reihishe Abgeordnetenhaus seßte gestern, nah Beantwortung mehrerer erti Stignen lokaler Natur durch den Minister-Präsidenten Grafen Thun und den Justiz: Minister von Rubner, die Berathung über die Anträge, den früheren Minister-Präsidenten Grafen Badeni in Anklage- zustand zu verseßen, fort. Nachdem die Abgg. Eisele, Heeger, Straucher, Mayreder, Pfershe, Schuecker und Türk für die ung der Anklage gesprochen hatten, wurde die Ver- handlung abgebrochen.

Das ungarische Unterhaus beshloß gestern dur namentlihe Abstimmung mit 151 gegen 22 Stimmen, die Ausgleichsvorlagen unmittelbar an den Finanz- und den Volks- wirthschaftsausschuß zu verweisen. Der Minister-Präsident Baron Banffy betonte, daß er Gewicht auf eine gründliche und rasche Verhandlung in den Ausschüssen lege.

Großbritannien und Frland.

In dex go en Sihung des Unterhauses erklärte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Erste Lord des Schaßamts Valfour, die cinesishe Regierung habe die Absicht kund- gegeben, Wusung als Vertragshafen zu öffnen und daselbst ein Zollamt gu errichten. Johnson Ferguson fragte an, ob die Verträge zwischen Großbritannien und China dem britishen Handel in China die Behandlung als

meistbegünstigte Nation sicherten, und ob die Bestimmun

in dem Abkommcn zwischen der chhincsishen und der russischer Regierung, nah welcher die von und nah Rußland per ded beförderten - Waaren an inesishen Ein- und Aus: fuhrzöllen im Vergleich mit den im Sechafenzollamt erhobenen Zöllen ein Drittel weniger zahlen sollen, eine Verleßung dey britischen Vertragsrehte enthalte. Der Erste Lord dez Schaßamts Balfour beantwortete die erste Frage mit „ja“. Jn Betreff der zweiten Frage bemerkte er: Die einfache Thatsache, daß ein Unterschied zwischen dem Tarif der Landgrenze und dem der Seegrenze gemacht wecde, bedinge an und für sih keine Verlegung des Rechts der Meist: begünstigung; ein solcher Unterschied bestehe auch an der Auel en birmanisch-chinesischen Grenze. Ob die praktische Ausführung einer solchen verschiedenen Zollerhebung unter ge- wissen Umständen eine Verlegung des britischen Vertrags- rehtes enthalte, . sei eine besoitbere Frage, die nach g Ansicht weder an der nördlichen noh an er südlichen Landgrenze Chinas entstanden sei. Der Schaßkanzler Sir Michael Hicks Beach legte das Budget vor. Jn seinem Exposs hob derselbe hervor, daß der thatsählihe Uebershuß des leßten Rechnungsjahres 3600000 Pfund betrage und die Nationalschuld um 61/2 Millionen Pfund zurückgegangen sei. Die Ausgaben seien für das laufende Finanzjahr auf 106 829 000 Pfund, die Einnahmen auf 108615000 Pfund, der Ueber: {uß also auf 1786000 Pfund veranschlagt. Jn dem Budget sei der Einkommensteuersaß von 8 Pence für das Pfund Sterling beibehalten, jedoch eine theilweise Erweiterung des bestehenden Steuernachlasses auf Einkommen zwischen 400 und 700 Pfund jährlih vorgesehen; ferner seien Erleichterungen für gewisse drückende Fälle bei den Todesfallabgaben und der Grundsteuer vorgesehen. Die Steuer auf Nohtaback werde um 6 Pence auf das Pfund herobgeseßt, in demselben Verhältniß au die Steuer auf die übrigen Tabacksorten: nur die Steuer auf Zigarren werde niht herabgeseßt. Die verringerten Tabacksteuersäße sollten am 16. Mai in Kraft treten. Im weiteren Verlaufe seiner Rede erklärte der Schaßkanzler: Großbritannien wende für Heer und Marine 631/, Millionen, &ranfkreih 36 387 000, Deutschland 35 226 000 und Rußland 38 569 000 Pfund Sterling auf; aber Großbritanniens Herrschaft umfasse eine Bevölkerung von 365 Millionen, welche über den ganzen Erdball zerstreut sei, das seien 380 Millionen mehr, als Frankreih, Deutschland und Rußland zusammen hätten. Man könne niht sagen, daß die Ausgaben Großbritanniens unnöthig groß scien im Hinblick auf die großen Interessen, die es zu vertheidigen habe. Der Netto-Tonnengehalt der britishen Handelsmarine sei dreimal so groß und der Werth des Sechandels um 50 Proz. höher als derjenige der oben genannten drei Länder. Die Marine- und Heeresausgaben zur Verbreitung des britischen Handels über die ganze Welt würden dur den vergrößerten Handel den Wohlstand mehren, sodaß die er- höhten Lasten leiht getragen werden fönnten. Ec sche, was den Handel betreffe, zuversihtlich in die Zukunft. J°-de Störung desselben in der westlihen Hemisphäre werde mehr als ausgeglichen sein durh die Besserung der Lage in JIndien und durch das, was sich vor kurzem im fernen Osten ereignet habe. Zum Schluß drückte Sir Michael Hicks Beach seine Genugthuung darüber aus, daß er im stande gewesen sei, für so große Jahresausgaben, wie sie noch nie vorher ge- wesen seien, Deckung zu schaffen, ohne die Steuern zu erhöhen. Eine Voraussicht in finanzieller Hinsicht sei unsicher und schwierig bei dem Handel Großbritanniens auf jedem Meere, in jedem Lande. Kein Ereigniß in irgend einem Theile der Erde könne für England gleichgültig sein, und cin Ereigniß, wie der voraussichtlih zum Ausbruch kommende Krieg zwischen zwei zivilisierten Nationen, müsse Anlaß zu Besorgnissen geben. Er hoffe, daß, wenn es zum Kriege komme, dieser nur kurze Zeit dauern werde. Seiner Ansicht nach liege kein Grund vor, anzunehmen, daß der Krieg die Einnahmen oder Ausgaben Englands in größerem Maße {ädlich beeinflussen werde. Der Attorney-General Sir R. Webster erklärte, gegenwärtig sei Großbritannien durch die Pariser Erklärung gebunden, jedoh könne über seine Lage im Falle eines Krieges mit einem nicht gebundenen Lande im voraus nihts Bestimmtes fest- geseßt werden. Er könne angesichts der zu Recht bestehenden Verträge niht bestimmt sagen, ob im Falle eines Krieges britishe Güter auf Schiffen ciner der beiden fkriegführenden Mächte, - oder britishe Schiffe, welche Güter einer der beiden friegführenden Mächte an Bord führten, wenn es sih niht um Kontrebande handele, von einem Eingreifen seitens der Kriegführenden befreit sein würden. Ob die Kaperei werde gestattet werden, hänge von dex Ansicht der Kriegführenden ab. Was die Rechte auf Ein- griffe in den neutralen Handel betreffe, so sei eine Verständigung bezügli des Schußes neutraler Güter auf neutralen Schiffen im Falle eines Krieges niht möglich, bevor weitere Jnformationen hin- nhtlih der Ansichten der kriegführenden Länder über ihre Rechte eingegangen scien. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour bemerkte: Obgleich weder Spanien noch die Vereinigten Staaten der Pariser Erklärung beigetreten seien, jo zeigten doch die Verträge und Erklärungen beider Länder, daß sie den Haupt- grundsäßen der Pariser Erklärungen freundlich egenüber- ständen. Die Regierung habe von der titierifants@a; Re- gierung die Versicherung erhalten, daß sie diese Grundsäye anerkenne. Von Spanien sei noch keine Antwort ein- gegangen, aber gleiwe Zusicherungen würden mit Sicherheit erwartet. Besondere Schritte zum Schuß der britischen Schiffs- eigner könnten nicht unternommen werden. Die Interessen der- selben seien, wie cer glaube, in diesem Falle niht mehr bedroht, als in jedem Seekriege. Er könne keine erschöpfende Definition des Begriffs Kriegskontrebande geben. Kohle sei häufig Kriegskontrebande gewesen, aber sie müsse es nicht nothwendig unter allen Umständen sein. Die L ufhebung der Pariser Erklärung könne für Großbritannien, wenn es in einen Krieg verwickelt werde, vortheilhaft sein oder nit; durchaus unvortheilhaft würde sie sein, wenn England neutral sei. Es würde dem internationalen Brauche zuwiderlaufen, das spanische Kanonenboot, welches zur Zeit in Cork zur Reparatur sei, in Beschlag zu nehmen, wenn der Krieg vor Beendigung der Reparatur Aae sollte.

In der gestrigen Generalversammlung der Chartered Company beglückwünschte der Vorsißende, Herzog von Abercorn, die Aktionäre zu dem finanziellen Erfolg der Bulawayo-Bahn. Cecil Rhodes wurde zum Direktor gewählt. Er bemerkte, er sei von dem Mineralreihthum Rhodesias über- zeugt. Binnen 15 Monaten werde das Gleichgewicht zwischen den Einnahmen und den Ausgaben der Bahn hergestellt sein. Später sei auch ein ergiebiger Ertrag den Aktionären sicher. Er habe

der Regierung den Bau einer Eisenbahn von Bulawayo nach dem Tanganyika - See unter Garantie der Regierung vor- eschlagen. Falls dieselbe nicht dea ganzen Kostenbetrag, der auf 1900000 Pfund Sterling ges äßt werde, garantiere, so könne sie doch die Garantie hundertmeilenweise gewähren. Die Eisen- hahn werde eventuell die Verbindung mit Sir H. Kitchener Pascha in Khartum herstellen. Beit lehnte die Wahl zum Direktor ab, erklärte jedoh, er werde die Hälfte der ersten Emission der neuen Kapitalsaufnahme gewährleisten.

Frankreich.

Gestern Nachmittag fand, dem „W. T. B.“ zufolge, im Ministerium des Auswärtigen eine Konferenz von Ver- tretern der einzelnen Ministerien statt, um eine den spanisch - amerikanischen Konflikt betreffende Neutralitäts- erklärung und die sih daraus ergebenden Konsequenzen fest zustellen. Der Professor der Rechtswissenshaft Renault hat auf Ersuchen des Ministers des Aeußern Hanotaux die Frage der verschiedenen durch den spanisch-amerikanischen Konflikt berührten Juteressen des Handels und Scetransports eingehend geprüft und wird das Resultat seiner Arbeit in einer heute stattfindenden Konferenz vorlegen.

Spanien.

Jn dem gestern unter Vorsiß der Königin-Regentin abge- haltenen Ministerrath legte der Minister-Präsident Sagasta, wie „W. T. B.“ berichtet, den gegenwärtigen Stand der Lage dar, den er als Kriegszustand bezeichnete, und theilte mit, daß der spanische Gesandte Bernabe Washington verlassen habe. Dem amcrikanishen Gesandten Woodford sei eröffnet worden, daß cs unnüß sein würde, irgend welche Note zu über- reihen. Jn diesem feierlihen Nugenblick, da bald der erste Kanonenshuß ertönen werde, übernehme die Regierung die volle Verantwortlichkeit. Indessen halte er es für empfehlenswerth, daß die Königin - Regentin die Meinung aller politishen Führcr und einflußreichen Persönlichkeiten der Parteien ebenso wie die der Hauptführer der Armee höre. Jnfolgedessen hatte die Königin - Regentin gestern Abend Besprehungen mit mehreren politischen Persönlichkeiten, um dieselben, dem Rathe des Minister-Präsidenten gemäß, u befragen. Der Präsident des Senats Montero Rijfo Bad sih dahin aus, daß das gegenwärtige Kabinet, ohne jede Aenderung in der Zusammensezung, auch weiterhin der Lage die Stirn bieten müsse. Der Präsident der Kammer Vega di Armijo äußerte sich in gleiher Weise. Der Marschall Martinez Campos gab der Königin - Regentin folgenden Rath: Er halte es für vernünftig und patriotisch, daß die Krone ihr Vertrauen erneut auf die liberale Partei seße, und daß sie mit dem Zusammenwirken der politishen Parteien und mit der Einmüthigkeit aller Spanier, die Ehre und die Jnteressen des Vaterlandes zu wahren, rechne. Martinez Campos fügte hinzu: wenn die liberale Partei niht mit allen Kräften weiterhin zu regieren gedenke, solle man die Konservativen heranxufen; wenn endlich auch diese Schwierigkeiten machten, die Regierung zu übernehmen, so stelle er sich zur Verfügung. Der frühere Senats-Präsident Elduayen bewahrt absolutes Stillshweigen über die Besprehung, ebenso Pidal, der frühere Präsident der Kammer ; aber man spriht mit Sicher- heit davon, daß dieser, sowie Azcarraga der Regentin ge- rathen hätten, das gegenwärtige Kabinet die Geschäfte weiter- führen zu e :

Dem „W. T. B.“ zufolge lautet die Note, welhe dem amerikanishen Gesandten Woodford von dem Minister des Auswärtigen Gullon zugegangen ist, um ihn zur Abreise zu veranlassen, wie folgt:

Mit Bedauern theile Ihnen mit, daß, nachdem der Prä- sident der Vereinigten Staaten die Refoluticnen der beiden Häuser des Kongresses, welhe auf eine sofortige bewaffnete Intervention in der spanischen Provinz Cuba abzielen und die Kriegserklärung in sich schließen, genehmigt hat, die Be- ziehungen zwishen den beiden Regierungen abgebroßen worden find, und daß die Regierung Spaniens keine weitere Mittheilung seitens Amerikas entgegennehmen wird. Aus demselben Grunde hat der spanische Gefandte in Washington Polo de Bernabe Washington bereits verlassen. Eure Excellenz wird dementsprehend thun, was ihr angemessen erscheint.

Jnfolge dieser Note sind der amerikanishe Gesandte Woodfor d, der Erste Gesandtschafts-Sekretär, sowie die anderen Beamten der Gesandtschaft gestern Nachmittag von Madrid in der Richtung nah Paris abgereist. Der Bahnhof war von berittenen Gendarmen umgeben, der Bahnsteig von der Polizei beseyt; auh der Präfekt befand sih am Bahn- steig. Als Woodford den Bahnsteig überschriit, grüßte er durch Lüften des Hutcs, was von mehreren Personen erwidert wurde. Bis zum Augenblick des Abgangs des Zugs bewahrte die Menge eine respektvolle Haltung; dann erschollen die Rufe: „Es lebe Spanien!“ „Es lebe die Armee!“ „Es lebe die Marine!“ Woodford zeigte sih vor der Abreise sehr bewegt. Als die Menge rief: „Es lebe Spanien!“ grüßte Woodford vom Waggonfenster aus mit dem Hut. a

Der amerikanische Konsul in Malaga ist nah Uebergabe der Archive und des Mobiliars an den britischen Konsul nah Gibraltar abgereist. Der Sekretär der Präfektur ab dem Konsul das Geleit nah dem Bahnhofe. Das

appenschild und die Fahnenstange wurden vom Konsulats- gebäude entfernt.

Der großbritannische Botschafter Sir Henry Drummond Wolff stattete gestern einen Besuh im Ministerium des Auswärtigen ab, um mitzutheilen, daß er die Geschäfte der amerikanischen Gesandtschaft übernommen hahe.

Jn der gestrigen Sißung des Senats fragte der Marshall Martinez Campos an, ob es wahr sei, daß der amerikanishè, Gesandte Woodford seine Pässe erhalten und daß der spanishe Gesandte Polo de Bernabe Washington verlassen habe, um nah Spanien zurückzukehren. Der Minister des Auswärtigen Gullon beantwortete beide ragen bejahend; er habe Bernabe Befehl gegeben, alle Beziehungen zu der amerikanischen Regierung abzubrechen. Der Marschall Martinez Campos sprach fich anerkennend Über die von der Regierung gezeigte Weisheit aus, welche gern alle Forderungen erfülle, die niht die Würde Spaniens verleßten. Seit dem Zahre 1820 verfolgten die Ver- einigten Staaten das Ziel, sich Cubas zu bemächtigen.

enn Amerika für die Amerikaner sei, so müsse panien als amerikanishe. Macht betrachtet werden, denn es habe sein Blut auf den Gefilden Amerikas eruelen, edner erinnerte daran, daß in Amerika 40 Millionen Ein- wohner spanischer Abstammung existierten, welhe dem Mutterlande günstig gesinnt seien. Fernando Gonzalez epublikaner) erklärte, er sei vollkommen einverstanden mit

Martinez Campos, und fügte hinzu, wenn das Vaterland in Gefahr sei, seien alle Parteien in Spanien einig und böten der Negierung R ihre Mithilfe an. Ein Antrag mehrerer Senatoren, die Mitwirkung des Senats zur Rettung der Ehre Spaniens anzubieten, wurde _durch Acclamation angenommen. Der Minister des Auswärtigen Gullon sprach seinen Dank aus, nicht namens des liberalen Kabinets, sondern namens der nationalen Regierung. Der Präsident hielt sodann eine patriotische Ansprache, welche sehr beifällig und mit großem Enthusiasmus aufgenommen wurde.

Jn der Deputirtenkammer forderte der Präsident Vega di Armijo dringend auf, sich so bald wie möglich zu konslituieren, damit die Ehre des Vaterlandes und der Fahne vertheidigt werden könne. Die Kammer begann sofort die Wahlen für die Kommissionen. Jn den Couloirs gaben Deputirte aller Parteien ihrem Gefühl dahin Ausdruck, daß Spanien gegen die Vereinigten Staaten bis aufs äußerste kämpfen müsse.

Nach einer Meldung des „Temps“ aus Madrid hätte der Vertreter Großbritanniens der spanischen Regierung mit- getheilt, die britishe Regierung beabsichtige, Kohle als Kriegs- Kontrebande anzusehen und den Verkauf derselben an beide Theile zu untersagen. Sie habe ferner den Wunsch geäußert, f Pera möge auf die Ausrüstung von Kaperschifsen ver- zichten.

Gestern Abend 8 Uhr \{aarte sich in Madrid vor dem Geschäftsgebäude der amerikanischen Versicherungs-Gesellschast „Lhe Equitable“ eine Menge zusammen und verlangte die Er- seßung der amerikanishen Fahne durch eine spanische ; diesem Verlangen wurde unter den jubelnden Zurufen der Menge Folge geleistet. Ebenso wurde das Wadpenschild durch ein anderes Schild erseßt mit der Aufschrift, daß das Gebäude ein Unterpfand für die bei dcr Gesellshaft Versicherten sei. Die Theil- nehmer an der Kundgebung begaben sih dann nach dem Bahnhof, um zwei abfahrenden Bataillonen Ovationen dar- zubringen, und von dort nah dem militärischen Klubhaus, wo unter Hochrufen auf die Armee und Marine eine Fahne überreiht wurde. Die amerikanishen Schilder sollen heute überall entfernt werden. Nach dem Besuch des mili- tärishen Klubhauses veranstaltete ein Theil der Manifestanten eine Beifallskundgebung vor der französischen Botschaft, andere zogen nah dem „Teatro E3pañol“, wo der Präfekt eine Ansprache hielt, in welcher er der Menge sagte, sie möge, nachdem sie ungehindert demonstriert, sich nun zurüczichen. Später durchzogen etwa 6000 Personen mit Fahnen unter den Rufen: „Es lebe Spanien!“ „Es lebe die Armee und die Marine!“ „Nieder mit den Yankees!“ die Hauptstraßen der Stadt.

Türkei.

Wie „W. T. B.“ aus Konstantinopel meldet, ist daselbst amilih die Bildung einer Kommission mitgetheilt worden, welcher der Sultan präsidieren werde, um über Maßnahmen zur Ordnung der Finanzen und Herstellung des finanziellen Gleichgewichts zu berathen. Mitglieder der Kom- mission scien der Minister für die öffentlihen Arbeiten, zwei ZBivilfunktionäre, zwei Generale und ein Kontre-Admiral.

Aus Kanea erfährt „W. T. B.“, daß eine Kompagnie französisher Truppen sih von dort nach Hierapetra einge- \chifft habe; sie solle die italienischen Mannschaften, die bisher dort stationiert gewesen seien, erseßen.

Der „Agence Havas“ zufolge wäre es in Kanea dadur, daß ein türkischer Soldat mit einem französishen Soldaten Streit angefangen habe, beinahe zu einer Schlägerei zwischen Türken und Europäern gekommen; durch das Dazwischen- treten des Kommandanten eines in der Nähe stationierten Postens, eines französishen Sergeanten, sei dies jedoh ver- hindert worden. Zur Zeit erwäge man die Frage der Ent- sendung europäisher Gendarmen, welche auf den dur inter- ENaGe Zruppen beseßten Posten den Polizeidienst verschen sollten.

Griechenland. Der Kronprinz, die Kronprinzessin und der Prinz Georg sind gestern von Athen nach Venedig abgereist. Der König gab denselben bis Korinth das Geleit.

Schweden und Norwegen.

Das Storthing hat, nah einer dem „W. T. B.“ zuge- gangenen Meldung aus Christiania, gestern mit 78 “gegen 36 Stimmen die Vorlage, betreffend das allgemeine Stimm- recht der Männer bei den Storthing - Wahlen, angenommen. Die 78 Stimmen gehörten mit einer Ausnahme der Linken an. Für die Ausdehnung des Stimmrechts auf Frauen stimmten 33 Abgeordnete.

Amerika.

Eine Note der Regierung besagt, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, daß das Staats-Departement am Mittwoch dem spanischen Gesandten Bernabe die Absichten der Regierung und eine Abschrift der Resolutionen des Kongresses mitgetheilt habe. Nah Empfang derselben habe der Gesandte seine Pässe verlangt, welche ihm am Nachmittag zugestellt worden seien. Gestern früh habe das Staats-Departement cin Telegramm von dem amerikanishen Gesandten in Madrid, Woodford, cmpfangen, aus dem hervorgehe, daß die spanische Regierung die diplomatischen Beziehungen abgebrochen habe. Diese Haltung mache jede weitere diplomatische Aktion seitens der Vereinigten Staaten unnüß. / A

Der französische Botschafter Cambon und der österreichisch- ungarishe Botschafter Hengelmüller von Hengelvär begaben si gestern in das Staats-Departement, um die Re- gierung offiziell davon in Kenntniß zu schen, daß sie die Ver- tretung der Jnteressen Spaniens übernommen hätten.

Der Senat nahm gestern die Freiwilligen-Bill an. Beide Häuser des Kongresses genehmigten eine Reso- lution, dur welche der Prästdent ermächtigt wird, die Ausfuhr von Kohlen und anderen im Kriege gebrauhten Materialien zu verbieten. i

Das atlantishe Geshwader ist gestern von Key West abgegangen, um die sofortige Blokade von Havanna herzustellen. Auh das Geschwader in Hampton Roads hat Befehl erhalten, in See zu E Die Truppen sollen ihre Operationen mit denen des it ear vereinen, sobald sie in den südlichen und den am Golf von Mexiko gelegenen Hafenpläßen konzentriert seien, was voraussihtlich in zehn Tagen der Fall sein werde. / A :

“Der brasilianishe Kreuzer „Nictheroy“ is, wie W. T. B.“ aus Rio de Janeiro meldet, an die Ver- eini 5 t 3000 t einigten Staaten verkauft worden. Derselbe soll mi Kohlen an Bord als Handels{hif nach den Vereinigten

Staaten abgehen.

Wie aus rection gemeldet wird, wurde die Haltung der spanischen Regierung dort mit Enthusiasmus aufgenommen. Patriotishe Kundgebungen fanden in Havanna und Matanzas statt.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sihung des A der Abgeordneten befindet sich in der Zweiten eilage.

Statistik uid Volkswirthschaft.

Zur Arbetterbewegung.

In Spandau haben die Maurer, wie der „Vorwärts“ be- richtet, den Tbeilausstand (vgl Nr. 81 d. Bl.) mit Erfolg durch- geführt, da der geforderte Stundenlohn von 50 S bewilligt worden ist. Die Zimmerleute sind aber noch auéftändig. /

In Wilster haben nach demselben Blatt 280 Lederarbeiter der Fina Gebr. Böhme wegen Lohnstreites die Kündigung ein- gereit.

Aus Leipzig berichtet die „Lpz. Ztg.“ : Bei der Firma Mügge u. Co. haben 31 Former die Arbeit eingestellt, weil sie sih einer von der Fabrikleikung in die Arbeitsordnung neu eingeführten Be- stimmung niht fügen wollen, nah welcher den Formern für solche Arbeit (Guß 2c.) kein Lohn gezahlt werden soll, die als scadhaft vom Kunden zurückgewiesen wird. Jm Gegensaß bierzu fordern die Gebilfen Regelung der Arbeitszeit, Anerkennung eines Arbeiter- ausschusses und Wiedereinstellung aller ausständigen Former. Von den Ausständigen sind 7 von Leipzig abgereist, sodaß nur noch 24 zu unter- stügen find, 11 unverheirathete und 18 verheirathete (mit 17 Kindern). Die Bauschlosser Leipzigs sind in eine Lohnbewegung ein- getreten. Die Zementarbeiter haben in ciner Versammlung den Ausftand beschlossen, weil die Arbeitgeber die Zahlung des Mindeststundenlohns von 40 und 50 4 ablehnen. Älsbald traten

Many, nämlich 36 Zementarbeiter und 22 Hilfsarbeiter, in den Ausstand. (Vgl. Nr. 92 d. Bl)

In Schaßtlar, einem böhmischen Grenzstädthen, find, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, sämmtliche Bergarbeiter der West- böhmischen Kohlenwerksgesellshaft ausständig. Ursache zur Unzu- friedenheit der Arbeiter soll eine von der Leitung des west- böhmishen Bergbau-Aktienvereins getroffene Verfügung sein, nah der ein Arbeiter nicht mehr als 1 Fl. 50 Kr. täglich verdienen kann. Als die Forderung einer Lohnerhöhung bei ent- fprehender Mehrleistung der Leitung zur Kenntniß gebraht worden war, sollen sieben als Wortführer geltende Knappen entlassen worden sein. Die übrige Mannschaft hat gemeinsame Sache mit ihnen ge- mat und will nit eher einfahren, bis ihre sieben Arbeitsgenossen wieder aufgenommen worden sind. Zue:st beschränkte sih der Ays- stand auf die 900 Marn des Elisabeth-Schachtes, bald {loß ch aber au die Belegschaft des Marien-Schachtes an, und gegenwärtig wird überall gefeiert.

Kunft und Wissenschaft.

Am 18. bis 21. April fand in Berlin die jährliche ordentliche Gesammtsizung der Zentraldirektion des Kaiserlichen Archäologishen Jnstituts statt. Außer den in Berlin wohnenden Mitgliedern waren dazu auch die auswärtigen Mitglieder ershienen, aus Rosto Herr Korte, aus Bonn Herr Löschke, aus Straßburg Herr Michaelis und aus Heidelberg Herr Zangemeister.

Land- und Forftwirthschaft.

Getreideernte Uruguays.

Das Ergebniß der diesjährigen Weizenernte Uruguays fann sowohl in quantitativer wie au besonders in qualitativer Beziehung als ein recht günstiges bezeihnet werden. Bollständig sihere Angaben über die Auédehnung der Weizenfelder und den Ernteertrag sind niht erbältlih, doch darf man annehmen, daß im Jahre 1897 ca. 350000 ha mit Weizen bebaut waren und daß der Ertrag der Ernte sich auf ungefähr 220 000 bis 290 000 t die Tonne zu 1000 kg beläuft. Der Konsum des Landes eins{ließlich der für die Ausfaat erforderlihen Körner beträgt gegen 100 bis 110 000 t, fo daß ungefähr 120 bis 140 000 & exvportiert werden können, und zwar in einem niht unbedeutenden Theile in Form von Mehl. Der Ende März in Montevideo für Weizen he- zahlte Preis beträgt etwa 3,20 Doll. = 13,91 für 100 kg.

Die Mais-Ernte beginnt ers im April. Dieselbe verspricht, eine fehr gute zu werden troß der starken Gewitterregen, unter welchen das Land den größeren Theil des Sommers zu leiden hatte. Ueber die Ausdehnung der Maisfelder und über das voraussichtliche Er- gebniß der Ernte ist es noch s{hwieriger als beim Weizen, eine genaue Angabe zu machen, da Mais niht nur auf großen Flächen, fondern au in bedeutenden Quantitäten von kleinen Bauern kultiviert wird, Der Marktpreis für Mais stellte sich zu Ende März auf 1,80 Doll, = 7,82 A6 für 100 kg.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperrungs- Maßregeln.

Jtalien.

Im Hinblick auf die in Hedjaz (Arabien), in Kanton, Hongkong und Macao herrshente Beulenpest ift durch Verordnung des Königlich italienishen Ministeriums des Innern vom 183. d. M. (Nr. 1) be- stimmt worden, daß die in den Verordnungen Nr. 3 vom 8. Mai und Nr. 8 vom 15. Juli v. J. vorgesehenen seefanitätspolizeilichen Maßregeln auch auf Proventenzen aus jenen Häfen Anwendung finden. (Vergl. „R.-Anz.“ Nr. 121 vom 24. Mai und Nr. 177 vom 30, Juli v: F)

(W. T. B.) Seit drei Tagen kam hier keine Grkrankung an der Peft vor. Infolge eines Beschlusses des internationalen Gefundheitsraths werden sih die aus Mekka zurüdck- kehreaden Pilger anstatt in Djeddah in Ras-el-Aswad einschiffen.

Verkehrs-Anstalten.

Laut Telegramm aus Dortmund ist die erste englische Post über Vlissingen vom 21. April ausgeblieben. Grund: Verspätete Abfahrt des Zuges von Vlissingen.

Bremen, 21. April. (W. T. B) Norddeutscher Llovd. „Crefeld“ 20. April v. Genua n. Bremen abgeg. „Willeva d“ 20. April v. Baltimore n. Bremen ages: „Mainz“ 20. April Reise v. Lissabon n. Brasilien fortge!. e Havel“, v. Bremen kommend, 20. April Abds. Cherbourg angek. und Reise r... Rew- York fortges. „Trave“ 21. April Mrgs. in “Mee angck. «Fulda“ 21. April V;mn. v. Genua n. New-Yor?( abgeg. „Aachen“ 21. April Nm. Reise v. Antwerpen n., Corunna fortges. „Bayern“, von Ost-Asien kommend, 21. April Bm, in Suez angek. „Königin Luise“ und „Werra“ 21. April Mrgs. in New York angekommen.

Hamburg, 21. April. (W. T. B.) Hamburg - Awmerika- Linie. Dampfer „Ascania*, von PAORY kommend, ist gestern in St. Thomas tingeklommen. D. „Palatia“, von New-York kommend, ift beute Morgen in Cuxhaven eingttroffen, ;

Djeddah, 21. April.