1898 / 102 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Apr 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Die bisher nur dem Güterverkehr dienende Theilstrecke E De der im Bau Aen \chmalspurigen isenbahn Nordhausen—Wernigerode wird am 1. Mai d. J. auch für den Personenverkehr eröffnet werden. Berlin, den 29. April 1898.

Der Präsident des Reichs:Eisenbahnamis. Schulz.

Der Marine-Jntendantur-Registrator Zimmermann ist zum Geheimen Registratur - Assistenten in der Kaiserlichen Marine ernannt worden.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Verwaltungsgerichts - Direktor von dem Busch in Schleswig zum Ober-Verwaltungêgerichts-Rath, und

den Regierungs-Assessor Lu cke in Jnowrazlaw zum Land- rath zu ernennen,

dem Domänenpächter, Ober-Amtmann Albert Kroll zu Neuenhagen, Regierungsbezirk Köslin, den Charakter als Amtsrath,

dem tehnishen Eisenbahn-Sekretär R ohr in Berlin und dem Eisenbahn-Sekretär Jasper in Altona bei ihrem Uceber- tritt in den Ruhestand den Charakter als Rechnungs-Rath, und

dem Polizei-Sekretär Schneider-Zeußgius in Koblenz aus demselben Anlaß den Charakter als Kanzlei-Rath zu ver- leihen, sowie

der Wahl des Professors am Andreas - Realgymnasium zu Berlin Dr. Karl Müllenhoff zum Dircktor der siebenten cit aan daselbst die Allerhöchste Bestätigung zu ertheilen, erner

infolge der Wahl der Stadtverordneten-Versammlung zu Brandenburg a. H. den bisherigen Stadtrath Franz Weller a T S. als Zweiten Bürgermeister der Stadt Branden- ura a. H, ; “infol der Wahl der Stadtverordneten-Versammlung zu Luckenwalde den bisherigen juristishen Hilfsarbeiter beim Magistrat in Kottbus, Gerichts-Assessor a. D. Johannes Granier als besoldeten Beigeordneten der Stadt Lucken- walde, und

infolge der von der Stadtverordneten-Versammlung zu Barmen getroffenen Wahl den bisherigen Stadtrath Bern - hard Eberhard in Freiberg in Sachsen als besoldeten Bei- geordneten der Stadt Barmen für die geseßlihe Amtsdauer von zwölf Jahren zu bestätigen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht :

den Staatsanwaltschafts - Rath Nessel in Magdeburg zum Ersten Staatsanwalt in Lüneburg,

den Gerichts-Affessor Dr. Salinger in Graudenz zum Landrichter in Koniß,

den Gerichts-Asscssor Balszus in Jnowrazlaw zum Amtsrichter daselbst,

den Gerichts-Assessor Dr. Freytag in Berlin zum Amts- rihter in Gostyn,

den Gerichts-Assessor Kilian in Quedlinburg zum Amts- rihter in Wirsiß, /

den Gerichts-Assessor Op in Wermelskirchen zum Amts- richter in Friedewald und

den Gerichts - Assessor Jürgens zum Staatsanwalt in Magdeburg zu ernennen, sowie

dem Gerichtsschreiber, Sekretär Stechel in Danzig den Charakter als Kanzlei-Rath zu verleihen.

Ministerium der öffentlihen Arbeiten.

Der Wasser-Bauinspcktor Prüsmann in Berlin is in die Wasser-Bauinspektorstelle zu Nuhrort verseßt worden.

Die Negierungs - Baumeister Eckardt in Dramburg, Nieck in Birnbaum, von Bandel in Kaukehmen, Böhnert in Schwetz, Claren in Mogilno, Runge in Obornik, Klemm in Schlochau, Weihe in Groß-Strehliß, Friede in Grünberg in Schlesien und Adams in Wongrowiß sind zu Kreis-Bauinspektoren, :

der Regierungs -Baumeister Kern in Berlin ist zum Bauinspektor,

die Regierungs-Baumeister Guth, Fasquel und Knocke in Berlin sind zu Land-Bauinspektoren, und

die Regierungs - Baumeister Hefermehl in Thorn, cat pin fe in Kulm W.-Pr., Jken in Potsdam,

arneseus in Frankfurt a. O., Frenyen in Bonn, John in Nikolaiken und Witte in Charlottenburg zu Wasser-Bau- inspektoren ernannt worden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Preisausschreiben

zur Erlangung eines Modells für einen Brunnen in Bromberg.

Es wird beabsichtigt, in der Stadt Bromberg einen monumentalen Brunnen mit figürlihen Darstellungen zu er- rihten. 9 Alle preußischen und in Preußen lebenden anderen deut- hen Bildhauer werden eingeladen, sich an dem Wettbewerb zur Gewinnung von Entwürfen für den Brunnen zu betheiligen und ihre Arbeiten U diesen Zweck einzureichen.

Für diese Konkurrenz gelten folgende Bedingungen:

1) Der Brunnen soll auf dem Welßien-Plaß hinter der Paulskirche in den entsprehend umzugestaltenden gärtnerischen Anlagen seine Aufstellung finden. Die genaue Bestimmung der Stelle wird nach Vereinbarung mit dem ausführenden Künstler erfolgen. :

Eine Vereinigung der Anlagen des Regierungszartens mit denjenigen des Welßien-Playes und die Beseitigung des jegt vorhan enen trennenden Gitters ist in Aussicht genommen.

E 2 er Brunnen ist freistehend von allen Seiten zu ent- wickeln.

Bei den Abmefsungen desselben G auf ein angemessenes Verhältniß zu den Umgebungen besonders zu achten.

Es ist bei den figürlihen Darstellungen darauf Rücksicht zu nehmen, daß in unmittelbarer Nähe des Platzes zwei oöffent- liche Schulen liegen.

3) Die Bildwerke sollen in Bronze ausgeführt werden.

Für die OLE la der Ausführung der Brunnen- anlage mit Einschluß aller Nebenkosten stehen 80 000 bis 100 000 M zur Verfügung. |

4) Es sind plastische Modelle in ein Achtel der Ausfüh- rungsgröße einzureichen; für den architektonishen Theil genügt Aa friseg 8 einer Ansihtszeihnung, eines Grundrisses und

ufri}es.

Den Künstlern bleibt es überlassen, sih bezüglich des bau- lichen Theils der Hilfe eines namhaft zu machenden Architekten zu bedienen.

Die Modelle sind sorgfältig durhzuarbeiten, sodaß die- selben ein sicheres Urtheil über das fertige Werk ermöglichen.

5) Die Entwürfe und Zeichnungen sind unter genauer Angabe von Namen und Wohnort des Urhebers, oder der in Gemeinschaft auftretenden Bewerber, unter Beifügung eines Erläuterungsberihts und eines ausführlichen, auf die einzelnen Bestandtheile der Gesammtanlage mit Eirshluß der Aufstelung und sonstiger Nebenkosten bezüglihen Kostenanshlags bis zum „1. Dezember 1898, Nach- mittags 3 Uhr“ in der Königlichen Akademie der Künste in Berlin Unter den Linden Nr. 38 kostenfrei einzusenden.

Die Kosten des Wasserbeckens, der Fundamentierung und Aufstellung des Brunnens, sowie die Kosten der Wasserzuführung, der Plaßzregulierung und sonstiger Nebenarbeiten sind in der u 3 genannten Summe mit enthalten und sollen - in dem

nschlag von den übrigen Kosten getrennt aufgeführt werden.

6) Die Entscheidung über die eingegangenen Arbeiten erfolgt durch die Landes - Kunstkommission, welcher zu diesem Zweck zwei Vertreter der Stadt Bromberg mit Stimm- reht hinzutreten.

7) Für die besten Werke werden drei Preise von 3000 46, 2000 A und 1000 M, zusammen 6000 /6. ausgeseßt.

Außerdem bleibi es dem Beschlusse des Preisgerichts vor- behalten, höchstens fünf weiteren Bewerbern für anerkennens- werthe Arbeiten Entschädigungen von je 600 4 zuzusprechen.

8) Die sämmtlichen Entwürfe, welhe niht zur Aus- führung gelangen, werden den Bewerbern wieder zur Ver- fügung gestellt.

9) Ueber die Ausführung des Brunnens bleibt die Ent- scheidung vorbehalten. Sofern sich keine Anstände ergeben, wird jedoch thunlichst der mit dem ersten Preise ausgezeichnete Entwurf zur Ausführung bestimmt werden.

10) Bei der Ertheilung des Auftrags kommt der dem Künstler aezahlte Preis auf das Gesammthonorar für Aus- führung der Brunnenanlage in Anrechnung.

11) Die Bestimmung über öffentliche Ausstellung der ein- gelieferten Entwürfe bleibt vorbehalten.

Ein Lageplan von dem Welzien-Plaß und seiner Um- gebung, ferner ein Abdruck dieses Preisausschreibens können bei dem Bureau der Königlichen Akademie der Künste in Berlin Universitätsstraße 6 in Empfang genommen werden.

Berlin, den 25. April 1898.

Der WVtinister der geistlichen, iein Ver Medizinal-Angelegenheiten. osse.

BELra nun t maun a

Felix Mendelssohn-Bartholdy-Staats-Stipendien für Musiker.

Am 1. Oktober cr. kommen zwei Stipendien der Felix Mendels\sohn-Bartholdy’schen Stiftung für befähigte und streb- same Musiker zur Verleihung. Jedes derselben beträgt 1500 // Das cine ist für Komponisten, das andere für ausübende Tonkünstler bestimmt. Die Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutschland vom Staat subventio- nierten musikalischen Ausbildungs-Jnstitute ohne Unterschied des Alters, des Geschlehts, der Religion und der Nationalität. : /

Bewerbungsfähig ist nur derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr Studien an einem der genannten Jnstitute ge- macht hat. Ausnahmsweise können preußische Staatsangehörige, ohne daß sie diese Bedingungen erfüllen, ein Stipendium empfangen, wenn das Kuratorium für die Verwaltung der Stipendien auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für qualifiziert erachtet. j

Die Stipendien werden zur Fortbildung auf einem der betreffenden, vom Staat subventionierten Jnstitute ertheilt, das Kuratorium is} aber berechtigt, hervorragend begabten Be- werbern nah Vollendung ihrer Studien auf dem Fnstitut ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen, durch Besuch auswärtiger Jnstitute 2c.) zu verleihen.

Sämmtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Erfüllung der oben gedachten Bedingungen und einem kurzen, selbstgeshriebenen Lebenslauf, in welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind nebst einer Bescheinigung der Reife zur Konkurrenz durch den bisherigen Lehrer oder dem Abgangszeugniß von der zuleßt besuhten Anstalt bis zum 1. Juli cr. an das Kuratorium Berlin W., Pots- damerstraße 120 einzureichen.

Den Bewerbungen um das Stipendium für Komponisten sind eigene Kompositionen nah freier Wahl, unter eidesstatt- nett Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihilfe aus- geführt worden ist, beizufügen. /

Die Verleihung des Stipendiums für ausübende Ton- fünstler erfolgt auf Grund einer am 30. September cr. in Berlin durch das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.

Bérliit, dei 1. April 1898,

Der Vorsißende des Kuratoriums. Joachim.

Justiz-Ministerium.

Verseßt sind: der Amtsgerichts - Nath Ren in Magde- burg als Landgerichts-Rath an das Landgericht daselbst, der Amtsgerichts - Rath Weckbecker in Mayen als Landgerichts- Nath an das ‘Landgericht in Trier, der Landgerichts - Rath Schwanert in Oppeln an das Landgericht in Breslau, der Amtsgerichts - Rath Arndt in Kyritz als Landgerichts - Rath an das Landgericht in Neu-Ruppin, der Amtsrichter Deeg en in Bernau an das Amtsgericht T in Berlin und der Amts- rihter Draeger in Schivelbein an das Amtsgericht in E

Dem Banquier Rosenberg in Dortmund ist die nah- gesuchte Entlassung aus dem Amt als Handelsrichter ertheilt.

Der Staatsanwalt Lüdke in Beuthen O.-Scchl. ist an das Landgericht in Breslau verseht.

_Dem Notar Hruby in A und dem Notar Künstler in Mohrungen ist die nahgesuchte Entlassung aus dem Amt ertzeilt.

Dem Notar Herßberg in Burscheid ist der Wohnsiß in Aldenhoven und dem Notar Naß in Heitstedt der Webs in Aschersleben angewiesen.

Zu Notaren sind ernannt: für den Bezirk des Ober- Landesgerichts zu Köln der Gerichts-Assessor Herhaus, mit Anweisung seines Wohnsißes in Hillesheim, und der Gerichts- Assessor Zartmann, mit Anweisung seines Wohnsißes in Wiehl; für den Bezirk des Ober-Landesgerichts zu Königsberg i, Pr. der NRehtsanwalt Nhode in Allenstein; für den Bezirk des Ober - Landesgerichts zu Marienwerder der Rechtsanwalt Dr. Leyde in Tiegenhof; für den Bezirk des Ober - Landes- gerihts zu Naumburg a. S. die Rechtsanwalte Panse und Reißert in Erfurt.

Jn der Liste der Rechtsanwalte sind gelöscht: der Nechts- anwalt, Justiz-Rath Sertürner in Hameln bei dem Land- geriht in Hannover, der Rechtsanwalt Pinn in Tempelhof bei dem Amtsgericht Il in Berlin, der Rechtsanwalt Hruby bei dem Amtsgericht in Krappiß, der Rechtsanwalt Künstler bei dem Amtsgericht in Mohrungen und der Rechtsanwalt Felix Krause bei dem Amtsgericht in Nakel.

In die Liste der Rechtsanwalte sind eingetragen: der Rechtsanwalt Pinn vom Amtsgericht TT in Berlin bei dem Landgericht TT in Berlin, der Rechtsanwalt Künstler aus Mohrungen bei dem Amtsgeriht und dem Landgericht in Tilsit, der Rechtsanwalt Hruby aus Krappiß bei dem Amts- geriht in Ober-Glogau, der Rechtsanwalt N a ß aus Hettstedt bei dem Amtisgeriht in Aschersleben, der Gerichts - Assessor Fete Landsberger bei dem Landgericht in Oels, der Gerichts-Assessor Chelius bei dem Amtsgericht und dem Land- geriht in Saarbrücken, der Gerichts - Assessor Skaller bei dem Amtsgericht in Lauban und der Gerichts-Assessor Frey bei der Kammer für Handelssachen in Siegen.

Der Amtsgerichts -Rath Rostoski in Quedlinburg ist gestorben.

Ministerium des Jnnern.

__ Dem Landrath Lucke ist taz Landrathsamt im Kreise Jnowrazlaw Übertragen wc rden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Beta tau lid

Bei den Schiedsgerihten der Arbeiterversiche- rung sind nachfolgende Beamte zu Vorsißenden bezw. ftell- vertretenden Vorfißenden ernannt worden :

der Landrichter Schmidt in Neu-Ruppin zum Vor- fißenden und der Amtsrichter Neßbandt ebenda zum stell- vertretenden Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbst;

der Amtsrichter Dr. Heuser in Cochem zum stell- vertretenden Vorsißenden der Schiedggerichte daselbst;

der Amtsrichter Than in Krotoschin zum stellvertretenden Vorsißenden der Schiedsgerichte daselbst.

Berlin, den 29. April 1898.

Der Minister für Handel und Gewerbe. Jn Vertretung: Lohmann.

Der Berg-Assessor Karl Schulte ist zum Berg-Jnspektor bei dem Gesammt-Steinkohlenbergwerk zu Obernkirchen ernannt worden.

Die Personal-Veränderungen in der Armee 2c. befinden sich in der Zweiten Beilage.

Nichtamlliches. Deutsches Reich.

Preußem. Berlin, 30. April.

Seine Majestät der Kaiser und König wohnten heute Vormittag von 8 Uhr an den Bataillonsbesichtigungen auf dem Tempelhofer Felde bei. Nachmittags von 21/5 Uhr ab hörten Allerhöchstdieselben die Vorträge des Chefs des General- \stabes der Armee, Generals Grafen von Schlieffen und des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke.

Den Kammerherrndienst bei Fhrer Majestät der Kaiserin und Königin übernimmt vom 2. Mai ab bis zur Rückehr Jhrer Majestät nah Berlin der Königliche Kammerherr und Zeremonienmeister von Esbeck-Platen.

Die vereinigten Ausshü}se des Bundesraths für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen sowie die ver- einigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr hielten heute Sißungen.

Ueber die Lage an der Kiautshou-Bucht bei Uebergang der Verwaltung an das Reihs-Marine- amt hat der Chef des Kreuzer-Geshwaders, Vize-Admiral von Diederichs, dem Staatssekretär des Reichs-Marine- amts folgenden Bericht erstattet:

Rhede von Ts\intau, den 15. Februar 1898. Eingegangen beim Reihs-Marineamt am 22. April.

Eurer Excellenz beehre ich mich n Anschluß an mein Telegramm vom 10. d. M. gehorsamst zu melden, daß am 11. Februar Korvetten- Kapitän mit Oberst-Lieutenantsrang Truppel das Kommando der ge- landeten Streitkräfte übernommen hat und gleichzeitig der Beginn der

Allerhöch#| befohlenen Unterstellung dèr Besaßungstruppen und der NBerwaltung unter das Neihs-Marineamt Aue ioroDn ist. Den Dampfer „Crefeld“ lasse ih mit Mannschaften und Booten des Ge- shwaders löschen, roeil am Lande die Mittel zu solchen Arbeiten fehlen.

Die Kanalisation und Entwässerung der Unterkunftslager der Truppen, sowie der Schuß der Brunnen in tenselben gegen Ver- unreinigung erfordert noch besondere Aufmerksamkeit. Zeit und Kräfte reihten für eine dur{greifende Umgestaltung der vorhandenen An- lagen nicht hin. Eine Sanitätskommission is seit einiger Zeit be- lolur mit der Untersuhung der sanitären Zustände, der Auf- tellung von Vorschlägen und Ueberwahung der Ausführung der getroffenen Anordnungen. Mit dem Höhersteigen der Sonne wird die Durchführung sanitärer und vorbeugender Maßnahmen gegen etwaige Epidemten dringliher, und es muß namentlich für das Truppenlager und sonstige Quartiere mehr Luftzutritt und Sonnen- \chuyt geschaffen werden, als er sich in der rückliegenden Zeit der Be- seßung hat {affe lassen. So weit wie mögli is bei den Ein- rihtungsarbeiten und den Beschaffungen auf diese Sommerbedürfnisse {hon gerücksichtigt. :

Der aus Formosa bestellte Brunnenbohrer is ausgeblieben. Bisher baben die vorhandenen Brunnen bei vorsihtiger Benußung gutes Wasser in genügenden Mengen geliefert; füc die Sommerzeit wäre die Herstellung von Tiefenbrunnen wegen des besseren Schutzes gegen Infektionen sehr erwünscht.

Die vorhandenen eingerihteten Magazine werden die vom Dampfer „Crefeld“ gebrachten Munitionsmengen nicht ganz zu fassen vermögen. Es war hier nicht bekannt, daß 12 em Munition zu erwarten sei. Immerhin stehen so viel Näume am Lande zur Verfüguna, daß cine geschüßte vorläufige Unterbringung der ganzen Crefeld-Ladung auf keine großen Schwierigkeiten stoßen dürfte, und mit den chinesischen Handwerkern lassen sich leihte Schuppen zur dauernd guten Unter- bringung in der Nähe der vorhandenen Magazine {nell erbauen.

Eine Landungsbrücke im Innern der Bucht querab vom Horso shoe rock wird von Handwerkern S. M. S. „Arcona“ gebaut, da der Zeitpunkt für die Verlegung des Ankerplaßes von der äußeren nach der inneren Bucht mit den häufiger werdenden Ostwinden herannaht.

In welchem Umfang und in welher Art alle vorgedachten Arbeiten auszuführen find, hängt hauptsählih von einer Entscheidung über die Zeitdauer ab, für welhe die zu \chaffenden Einrichtungen bestimmt find, und diefe wieder wird bedingt von dem zukünftigen Hafenplan. J kann daher nur meine Bitte wiederholen, mit thun- ris Beschleunigung einen geeigneten Hafenbautechniker *) heraus- zusenden.

Eine neugeshaffene chinesisde Polizei unter einem deutschen Sergeanten hat zwar {on einige Erfolge in Ordnung und Rein- haltung der Chinesenstadt zu verzeichnen, doch wären durhgreifendere bau- und \traßenpolizeilihe Maßnahmen nöthig, wenn Tfintau auch zukünftig, neben dem im Innern der Bucht zu s{haffenden euro- päischen Hafenplaß, in den europäischen Verkehrsbereih entfallen sollte. Auch auf die Landerwerbsfrage würde leßterer Umstand einigen Einfluß üben.

Landerwerb.

Das Vorkaufêreht iff noch nicht weiter ausgedehnt, als es bei Beginn des chinesishen Neujahrs stand. Mit der jeßt erfolgten Rük- kehr des Dolmetschers Dr. Schrameier können die Verhandlungen wieder aufgenommen werden. Gekauft habe ich bisher durch den Just'z-Rath Fieliet **), der von den Kaiserlichen Dolmetschern Krebs und Fretherr von der Golß urterstüßt wurde, einen Landstreifen von etwa 10 ha am Strande, füdöftlih von Horse shoe rock. Der gezahlte Preis beträgt 2804 Doll. Die Verhandlungen über einen doppelt so großen Uferstreifen weiter nördlih und über das Land zwischen Tsintau und dem Truppenlager in einigen Hundert Metern Breite waren nahe zum Abschluß gelangt, als die Besißer mit ihren Forderungen derart in die Höhe gingen, daß eine gütlihe Verständigung ausgeschlossen erschien. Der chine- sishe Dolmetscher berichtete, daß fi die nächsten 20 Dörfer uunter- einander verständigt hätten, gleih hobe Preise, etwa das Zehnfache des bisherigen Kaufwerths, zu fordern. Auf dem Terrain der Nähe des Truppenlagers war der Play für das Barackenlazareth ausgewählt, das Land mußte deshalb in unsere Hände übergehen und ich prokla- mierte daher die Preise für drei Bodenklafsen, welche in Zukunft für alles Land gezahlt werden sollten, welches die Regierung in Besiy nehmen würde. Schon der von uns vertriebene General Chang haite die bezüglichen Preise festgeseßt, und ih behielt diese Säße bei. Bei fester Durchführung dieses Verfahrens wird ih die geringe Unruhe, welche beim Beginn der Ankäufe unter den Dorfbewohnern bemerkt wurde, bald legen ; es müssen nur die berechtigten Wünsche der Landbesiter thunlihst berücksihtigt werden. Zu diesen berechtigten Wünschen rechne ih die Shonung der Begräbnißstätten beziehungsweise Ver- legung derselben auf Staatskosten und vorläufige Zurückstellung der- jenigen Grundstücke vom Ankauf, welbe nit nothwendig zur Zeit avs werden, auf deren Besiß die Eigenthümer aber wegen der

rtragsfähigkeit oder aus anderen Gründen besonderen Werth legen. So befindet sich z. B. auf einer Sandstrecke eine besonders hoh ge- {chäßte Medizinwurzel, um deren Besi die Dorfbewohner daher hart- näâdcktg handelten.

Die Landstreck?n, welche unter allen Umständen in unseren Besitz übergehen müfsen, find so umfangreih, daß Monate lang cine emsige Thätigkeit des zur Verfügung ftehenden Personals zum Äbsch{lusse der Kaufverhandlungen darüber nöthig sein wird. Aber ohne genaue Ber- messung werden die Eintragungen in das vorläufig angelegte Grund- buch unzuverlässig fein; es ift deshalb durchaus nöthig, Landmefser bald herzushicken.***) Landaufkäufe zu Spekulationszwecken dur Gesetze und Verordnungen zu hindern, wird eine dringende Aufgabe der allernächsten Zeit sein. Eine Verpachtung nach Art der englischen leass halte ih für \chädlich im Interesse der entstehenden Stadt. Niemand will an ein Ge- bäude, welches nah 99 Jahren mit dem Grundstück dem Besißer des Bodens verfällt, viel wenden. Die Häuser werden daher möglich|t billig, unfolide und \{mucklos errichtet, wie man dies fo häufig in England zum Nachtheil des Ausfehens der Städte und des Komforts der Miethwohnungen erfährt. Dagegen könnte bei Strafe des Rük- falls des Grund und Bodens an den Staat verlangt werden, daß in den ersten Jahren gewisse Prozentsäßze des Kaufpreises auf die Grund- stüdcke verwendet werden müssen. In der ersten Zeit, wo die Grund- preise mäßig sein werden, müssen höhere Säße (50 bis 100%) ver- langt werden, in späterer Zeit entsprehend weniger. Daneben könnten hohe Gebäudesteuern und eine besondere Besteuerung von Luxus- grundstücken (Gärten) der Spekulation einen Riegel vorschieben.

Arbeitslöhne.

Die Arbeitslöhne, welche anfänglich infolge des größeren Bedarfs Perlen Bag hoch waren, wurden, nachdem durch Erkundigungen bei den Magistratsbeamten in den Städten die ortsüblihen Löhne in Erfahrung gebraht waren, vom 1. Februar ab um ein Viertel herab- gesezt. Hierbei wurde immer noch etwas mehr gezahlt, als der Chinese giebt. Dennoch entstand in den ersten Tagen etwas Unzu- friedenheit und Zurückhaltung. Beides ift aber inzwischen vollständig geschwunden, und es ift jede gewünschte Zahl von Tagelöhnern ohne Mühe zu erhalten. Gelb

eld.

Die Frage der Geldbeshaffung wird in ein neues Stadium treten durch Eröffnung einer Wechselstelle der deutsh-ostasiatischen Bank in Tsintau. Der Beamte will mit dem nächsten Dampfer aus Shanghai kommen und nah den ihm bei einem früheren Besuch geäußerten Wünschen die Geschäfte vermitteln.

Ueber die Anforderungen, welhe in nächster Zukunft befriedigt werden müssen, beehre ih mich, noch Folgendes anzuführen.

*) Inzwischen bereits veranlaßt. **) Marine-Auditeur auf dem Kreuzerge\{wader.

***) Inzwischen bereits veranlaßt. Reihs-Marineamt.

Kohlenlager.

Ein bedeutendes Lager deutsck&er oder englischer Kohlen in Tsintau empfiehlt \sich vom militärishen und hausbälteris@en Standpunkt. Die eben jeßt auffällig bemerkten starken Ankäufe von Kohlen am offenen Markt seitens der englishen und russishen Marine, welche die Preise stark in die Höhe getrieben haben, find eine Lehre für die Beurtheilung zukünftiger Zustände bet kriegertshen Verwidkelungen an hiesiger Küste. DAS

ock,

; Wesentlich für die Selbständigkeit des hier zu gründenden Hafens ist die baldige Schaffung einer Dokgelegenheit. Falls mik den Arbeiten an einem festen Dok nicht in nächster Zeit begonnen werden soll, würde die Beschaffung eines getheilten Shwimmdocks in Frage

kommen. Wetterbeobachtung.

Eine Wetterbeobahtungsstation mit Sturmwarnung i sowohl wegen des erhofften Schiffahrtsverkehrs, wie wegen der zu erschaffenden Wasserbauten fehr erroünsht. Bisher find außer den auf den Schiffen vorgeschriebenen Beobachtungen regelmäßig nur noch Pegelregistrierungen an einem an der Brücke von Tsintau angebrachten Maßstab gesammelt. Da Telegraphenverbindung besteht, so ift ein Anschluß an das Beob- atungsneß der chinesischen und japanischen Küste ohne weiteres gegeben. Die Verbindung mit Shanghat würde von besonderem Werth sein, und es ift wohl nicht zu zweifeln, daß die hinesishe Telegraphenverwaltung den Austausch der Witterungsnachrichten kostenlos zulassen wird. Die Instrumente müßten von der Heimath mit den nöthigen Gebrauhs- anweisungen herausges{chickt werden. Ein Beobachter, welcher neben- amtlih die vorläufige Verwaltung führt, würde sich unter den vor- handenen Beamten am Lande finden lassen. Falls ih Schwierig- keiten heraueftellen sollten, könnte das Wachtschiff einen geeigneten Mann zeitweise kommandieren.

Eine baldige genaue geologische Untersuhung der näheren Um- gebung von Tfsintau halte ih im staatlichen Interesse für geboten, weil die Art und Lagerung des Bodens auf die Doarbeiten, auf die Lage der Stadt und damit wieder auf die Landankäufe von Ein- fluß sein kann.

Landkultur.

Der Rath und die Thätigkeit eines tüchtigen, praktischen, er- fahrenen Forstbeamten is für die Lanteëkultur nit zu entbehren. Die jeßt meist kahlen, zum geringen Theil mit nicdrigem, dürftigem Nadelgestrüpp fspärlich bestandenen Bergkuppen würden nach Bodenbeschaffenheit und Klima warscheinlich werthvolles Nugholz tragen können. Neben dem zu erzielenden ökonomishen Vortheil würde hierdurh Schuß geschaffen gegen das Fortshwemmen frucht- baren Bodens und das Autschwemmen mächtiger Ravinen, wie sie bis zu 20 m Tiefe und mehr von den Bergabhängen weit herab in die Gbene zahlrei eingerissen sind. Auch die Feuchtigkeit des Bodens würde vorauesihtlich mit der Bewaldung der Berge und Hügel gleihmößig werden und länger anhalten. In der Nähe der Dörfer sieht man neben wohlgepflegten ausgedehnten Obstplantagen kräftige CEichen- und andere Laub- sowie hochstämmige Nadelbäume. Meine Frage, warum auf den Bergen nicht ebenfalls bessere Bäume gepflanzt würden, beantwortete der Distriktsvorsteher von Tsimo dahin, daß sich die Beamten um sol@e Dinge niht bekümmerten, das sei Sache der Privatleute ; übrigens hâtten sie nicht genug von den großen Bäumen, um die Berge damit zu bepflanzen. Nebenbei will ich noch erwähnen, daß die Landschaft, reren Retz jeßt hauptsächlich in den bizarren Berg- formen liegt, durch au8gedehnte Waldanpflanzung außerordentlich ge- winnen müßte, was wieder zur Hebung der Kolonie viel beitragen Fönnte, weil alle übrigen Bedingungen zu einer Sommerfrische und einem Badeplay in nächster Nähe Tfsintaus in einem so hohen Grade vorhanden sind, wie fie sid an keinem von Europäern bewohnten Punkt der chinesischen Küste finden. Der Play könnte deshalb leiht ¿um Sammelpunkt der erholungsbedürftigen guten Gesellshaft hiesiger Küste werden, was seiner Entwickelung förderlih sein müßte.

Auch ein mit Gemüsebau vertrauter Gärtner würde lohnende Beschäftigung finden und viel beitrazen können, den Aufenthalt hier während der Entwickelungsjahre erträglih zu machen.

Verwaltung.

Zu meinem früheren Bericht über die Verwaltung des Gebiets muß ich noch nachtragen, daß \ich in mir mehr und mehr die Ueber- zeugung herausgebildet hat von der Nothwendigkeit, den an die Spiye zu stellenden Gouverneur thuzlichst von der heimathlihen Verwaltung unabhängig zu machen, damit er ohne das Bedenken, gegen Vo1schriften zu verstoßen, welhe zu Recht bestehen, aber auf bie hiesigen Verhältnisse durhaus nicht passen, den schnell wachsenden und dabei wechselnden Bedürfnissen der Ent- widckelung mit Kraft und ohne Zeitverlust gerecht werden kann. Das englische System der Kron-Kolonie, in denen der Gouverneur der Stellvertreter der Königin ist, scheint das richtigste im Gebiet eines frembartigen Kulturvolkes, wo Angehörige der verschiedensten Nationen zusamnienftrömen und eine Gemeinde bilden, Die Gesetze werden den Ortsverbhältnissen in vielen Dingen Rechnung zu tragen haben und deshalb nur hier entworfen und berathen werden können Jedenfalls zeugen die beispiellosen Erfolge der englis{ez Kolonten, namentlih im Vergleich zu den französischen, deutlich, welhes System nahahm-:nswerther ift.

Nach der englishen Bestimmung ist der Truppenbefehlshaber der Vertreter des abwesenden oder behinderten Gouverneurs. Dies Verhältniß läßt es erwünscht erscheinen, daß auch der Befehlshaber am Lande niht zu häufig und jedenfalls nit gleichzeitig mit dem Gouverneur wechselt. Dagegen sollten die Truppen nur wenige Jahre in der Kolonie verbleiben. Unter dem Einfluß eines ungewohnten, erslaffenden Klimas und beim Fehlen jedes Wettstreites mit anderen Truppenkörpern muß die Leistungsfähigkeit abnehmen und der Maßstab für das zu Leistende verloren gehen. Es ist aus diesem Grunde zunähst wichtig, häufig tüchtige Offiziere und Unteroffiziere aus den bestges{ulten heimathlihen Verbänden zur Ablösung herauszuschicken und überhaupt die Truppen nur etwa zwet bis drei Jahre hintereinander hier zu belassen. Bei einer ständigen Kolonialtruppe muß dies lehren Erfahrung und Ueberlegung der Kampfwerth abnehmen und die Disziplin fich lockern, namentli, wenn sie unter friedlihen Verhältnissen lebt; und nur in den großen heimathlichen Verbänden wird sie den vollen Gehalt wiedergewinnen. Hier draußen wird aber die Haltung der Mannschaften scharf kritisiert und wo fo viele mißgünstige Augen uns auf Schritt und Tritt nach- spüren, haben wir allen Grund, nur Mustergültiges zu zeigen.

Es ift für das Ansehen unserer neuen Besißung an der Küste Ost-Asiens von nicht zu unterschägzender Bedeutung, welchen Ruf die Verwaltung in den erften Monaten ihres Bestehens sich saft. Davon wird der schnellere oder langsamere Zufluß kaufmännischen Kapitals, von Unternehmern und Ansiedlern wesentli mit abhängen.

Schule. __ Für das Erlernen der deutschen Sprache haben einige erwachsene Chinesen lebhaftes Interesse gezeigt, sodaß ein Schulunterricht zunächst unter Leitung eines Offiziers unter Zuhilfenahme geeigneter Unter- offiziere und eines Dolmetschers gute Erfolge versprechen würde. Zur Erleichterung des Unterrichts follte mit Hilfe des Orientalischen Seminars eine Bilder-Fibel und Lescbuch mit deutshem und chinesishem Text bearbeitet und in etnigen Hundert Exemplaren herausgeschickt werden. Man würde sich durch richtige Leitung der Schule wahr- \{einlich eine Generation von Deutsh-Chinesen hberanziehen können, die zur Ausbreitung deuishen Einflusses im himmlischen Reich in 10 bis 15 Jahren mehr und nachhaltiger beizutragen vermöthten, als kriegerische Eroberung. Missionare.

Drei deutsche katholische Missionare, Provikar Freinademey, Missionare Erlemann und Wewel waren vor drei Tagen bei mir, um ih für die durch das Einschreiten Seiner Majestät ihnen ger währte Unterstüßung zu bedanken. Sie hatten gehofft, Seiner König» lihen Hoheit dem Prinzen Heinrih hier zu begegnen und ihren Dank unterbreiten zu dürfen, Sie erklärten, daß ihre Behandlung

[ von seiten der Mandarîne durchgängig eine außerordentli viel freundlihere und rücksihtsvollere geworden set seit der A von Kiautschou. | Die Frommen Brüder kamen dann auf den Gegenstand zu sprehen, welher wahrscheinli den eigentlihen Grund zur Reife hierher gegeben hatte. E8 ift dies, wie sie sich ausdrückten, die ers ihrer Mission. Diese is bisher auf freiwillige eiträge beziehungsweise Sammlungen angewiesen. Um feste Einnahmen zu gewinnen, streben fie nah dem Erwerb (Schenkung) bon einem größeren Grundstück (es wurden 16 Morgen erwähnt), um darauf Häuser zu bauen, aus deren Miethserträgen die Ausgaben der Mission gedeckt werden sollen. Eine ähnlihe Anlage follen die Jesuiten in Hongkong besißen. Mit Rücktsicht auf die Rolle, welche die ermordeten Missionare in der Besitergreifungsfrage gespielt haben, dürfte diese Bestrehung der wohlwollenden Erwägung der Regierung

sicher sein. SigtGerung der Navigation.

Bei dem zu erwartenden Dampferverkehr, der bauptsächlich an der Küste entlang betrieben werden wird, ift es nothwendig, die theil- weise nur oberflählih ausgeführten Vermefsungen der Engländer durch genaue Beobachtungen zu kontrolieren und zu ergänzen. Hierzu ift ein Vermessungs\chif nöthig, weil den übrigen Schiffen die Instrumente, das Material und das geschulte Personal niht im nöthigen Umfang zur Verfügung stehen.

_ Auch die Anlage von Leuchtfeuern wird alsbald vorbereitet werden müssen. Ein Feuer 2. bis 3. Ordnung auf der Insel Tscha lieu tau, ein ebenfolhes bei Pile point und ein Hafenfeuer bei Yu nui san dürften allen Bedürfnissen genügen. Wenn nicht alle gleichzeitig hergestellt werden sollen, würde ich das Feuer bei Pile point für das wichtigste halten; dasfelbe müßte aber mindestens 20 Seemeilen zu sehen sein.

Einige proviforische Seezeihen bei Horseshoe-rock lasse ih {on „jeyt errichten, diese werden vorläufig genügen; dagegen sind Ankerbojen für die Schiffe südlih von der bezeihneten Untiefe fehr

erwünscht. Verhalten der Bevölkerung.

Die Arbeiter- und Landbevölkerung zeigt sich im allgemeinen ruhig, arglos und leiht zu leiten. Der Mittelstand, kleine Kauf- leute, kletne Grundbesißer, Literaten niederen Grades und der- gleichen, ist argwöhnisch und zurückhaltend; man will abwarten, ob der zukünftige Verdienst unter deutsher Herrschaft den Fort- fall der erpreßten und ershlihenen, ohne Anstrengung gewonnenen Einnahmen ausgleiht. Vielleicht hofft oder fürhtet man now, daß ein Rückfall des Gebietes an China die Fremdenfreundlichkeit zum Verbrechen ftempeln könnte. Große, einflußreihe Leute, höhere Mandarine oder fonstige Würdenträger scheint es in dem uns abgetretenen Gebiet nicht zu geben. Die Magistratsbeamten in Kiautshou -—— Loo und Tsimo Chu haben s\ich, offenbar unter hôherem Befehl, außerordentlih dienstbeflifsen, gefällig und hilfreih gezeigt. Sie besißen und übten eine absolute Autorität über die Bevölkerung, wie sie in höherem Grade kein militärisher Befehls- haber bei uns über seine Mannschaft erreichen kann. Der Unter- schied is nur, daß hier offenbar Furcht und Gewohnheit die einzigen Triebfedern der Unterwürfigkeit sind. Bei mehreren An- lässen in Kiautshou und bei den an die Ermordung des Matrosen Schulz in Tsimo sich anschließenden Maßnahmen haben die Magistratsbeamten beidec Städte unferen Truppen fo vortreffliche Dienste geleistet, daß ih gehorsamst beantrage, denselben eine Anerkennung, etwa in Form des Geschenks einer Uhr oder der- gleichen, zu ertheilen. Es würde dies für das spätere Verhältniß zu den chinesischen Grenzbehörden von günstigem Einfluß sein. Um uns das Zutrauen der chinesishen Bevölkerung in unserem Gebiet zu ge- winnen und zu erhalten, wird für längere Zeit noh die bestehende Gemeinde- und Familtenordnung beibehalten werden müssen. Wenn wir das größere, anfänglih beseßte Gebiet Übernommen hätten, wäre die Verwaltung infofern einfaher gewesen, als die natürlihen Vorgeseßten der Dorfshulzen (Tipao) in Tsimo und Kiautshou thr Amt unter unserer Autorität hätten weiter verwalten können. Da jeßt von beiden Distrikten Theile auf Deutschland übergehen, so werden wir einen neuen chinesishen Verwaltungsbeamten, wohl am besten hier in Tsfintau, für unser Gebiet einseßen müssen. Ein folher Beamter ist für die ersten Jahre wenigstens zur Handhabung der niederen Justiz gegen Chinesen nicht zn entbehren. Bisher hatte ih mir geholfen durch Verhängung von Prügeln und Strafarbeit für kleine Vergehen nah den chinesischen strafgeseßlihen Bestimmungen, welche der Beamte Loo in Kiautschou mitgetheilt hatte und die insofern sehr einfa sind, als die Höhe der Strafe in jedem Fall dem Ermessen des Richters freigestellt ist. Mit Beendigung des Kriegszustandes dürfte aber ein derart summarisches Verfahren niht mehr am Play sein. Bei größeren Vergehen und Verbrechen, die bisher hier und in nähster Umgegend nicht vorgekommen sind, würde auch jeßt {hon eine Verlegenheit über die Art der Ab- urtheilung bestehen, wenn nur Chinesen dabei interessiert sind.

Für Gerechtigkeit hat der Chinese ein besonders feines Gefühl, und er läßt sich ohne Murren eine rauhe, rücksihtslose Behandlung gefallen, wenn unpartctisch verfahren wird und ihm das geringe Maß, was er als Menschenre@t kennt, nit verkümmert wird. Aus diesem Grunde ift es aber wichtig, gerade im Anfang urserer hiesigen Herr- haft Personen mit der Verwaltung zu betrauen, die entweder genaue Mo des Volkêcharakters und der Volksgebräuche haben oder ernsilich bestrebt find, bei allen Schritten in diesen Dingen erfahrene Berather heranzuziehen.

__ Wem die Entwickelung unserer hiesigen Besißung am Herzen liegt, muß wünschen, daß sobald als mögli eine in weiten Grenzen selbständige und energische Leitung eingeseßt wird.

i gez. von Diederichs, Vize-Admiral und Chef des Kreuzer-Geschwaders.

Amtlicher Nachricht zufolge wird das Leucht\chiff an der Mündung des Vardar, sowie das Leuchtfeuer bei Kap Kara am Eingang der Bucht von Salonik seit dem 22. d. M. wieder angezündet und die Durchfahrt durch die Meerenge bei Kap Kara zwishen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang wieder gestattet.

Der Kaiserlihe Gesandte in Brüssel, Wirkliche Geheime Rath Graf von Alvensleben hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsmäßige Legations-Sekretär der Kaiserlihen Gesandtschaft, Legations - Rath cker-Jenisch als Geschäftsträger.

Laut telegraphischer Meldungen an das: Ober-Kommando der Marine beabsichtigt S. M. S. „Jrene“, Kommändani Korvetten-Kapitän mit Öberst-Lieutenants-Rang Obenheimer, heute von Nagasaki nah Manila in See zu gehen; S. M. S. „Schwalbe“, Kommandant Korvetten-Kapitän Hoepner, ist am 29. April in Gibraltar angekommen und beabsichtigt, am 3, Mai nah Port Said in See zu gehen,