__ Homburg v. d. Höhe, 29. April. hre Majestät die alistein A brtas JZhre Königlichen Sobrlten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland sowie Seine Hoheit der Prinz und Jhre Königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen sind heute zu kurzem Aufenthalt hier eingetroffen.
Sachsen.
Die Erste Kammer hat gestern die Geseßentwürfe, be- treffend die Einführung einer allgemein verbindlihen Schlachtvieh- und Fleishbeshau und die staatliche Schlachtviehversicherung, mit einzelnen Aenderungen und Einführungen angenommen. Die Zweite Kammer hat in ihrer vorgestrigen Ds den Entwurf eincs Vermögens- steuergeseßes dem Antrage der Kommission gemäß abgelehnt und den weiteren Antrag der Kommission gegen 18 Stimmen angenommen, für den Fall der Nothwendigkeit der Erhebung von Zuschlägen zur Einkommensteuer diese Erhebung in der Weise eintreten zu lassen, daß die Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von über 830 000 bis 100000 6 mit einem Qusdlag von 10 Proz. und die Steuerpflichtigen mit einem
inkommen über 100 000 M mit einem Zuschlag von 20 Proz. getroffen werden. Anhalt.
Der Geburtstag Seiner Hoheit des Herzogs wurde gestern im ganzen Lande in der üblihen Weise festlich be- gangen. Jn Dessau fand vorgestern Abend großer Zapfen- ireih und gestern früh großes Wecken statt. Jn den Schulen wurden Vormittags Festakte abgehalten. Mittags fand eine Parade der Garnison und Nachmittags ein offizielles Fest- diner stait. Die Stadt war festilih géschmüdckt.
Oesterreich-Ungarn.
Das österreihishe Abgeordnetenhaus beschloß gestern, der Kaiserlichen Verordnung, betreffend die Gewährung von Unterstüßungen aus Staatsmitteln und betreffend die Bewilligung anderweitiger Kredite anläßlih der Elementar- ereignisse, die verfassungsmäßige Genehmigung zu ertheilen. Das Haus ging hierauf zur weiteren Berathung der Anträge auf Aufhebung der Sprachenverordnungen über. Der Abg. Funke erklärte: die Haltung der Deutschen gegenüber der Regierung werde weder durch die Ecklärung des Minister-Präsidenten, noch durch die Einseßung eines Sprachen- ausschusses cine Aenderung erfahren. Redner s{hloß: „Wenn die Sprachenverordnungen aufgehoben sind, werden wir als treue Bürger dieses Staáätes für dessen Wohl und Entwicke- lung eintreien.“ Der Abg. Steinwender gab im Namen der deutschen Volkspartei die Erklärung ab, daß derx Antrag der Partei nicht die Einsezung eines Ausschusses, sondern ledig- lih die Aufhebung der Sprachenverordnungen bezweccke. Die Partei verlange, daß über ihren Antrag unmittelbar, ohne Vorberathung, abgestimmt werde. Eine Permanenz- erklärung des Sprachenaus\chusses bedeute ohne vorherige Aufhebung der Sprachenverordnungen cine Permanenz der Obstruktion. Der Abg. Schönerer erklärte, die deutschen Abgeordneten könnten an den Arbeiten des Sprachenausschusses nur unter folgenden Bedingungen theilnehmen: Erstens, wenn die Sprachenverordnungen des Barons Gautsh vor der Wahl des Ausschusses ohne Vorbehalt aufgehoben würden. Zweitens, wenn die Verhandlungen des Ausschusses allen Abgeordneten zugänglich gemacht würden. Drittens,
wenn die Regierung die Zusicherung gebe, für die Sicher- |
Wetterbericht vom 30. April, 8 Uhr Morgens.
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Sabinerinnen. und Paul von
Bar. auf 0 Gr. "ck U. d. Meeressp. red. in Milli
Stationen. Wind. Wetter.
Neues
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59C. =40R.|
Temperatur
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Uebersicht der Witterung.
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Anfang 7X Uh-.
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Opernhaus.
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liegt über dem Bristolkanal, während über Nord- {weden der Luftdruck am höchsten ist. “Auf den Scillys wehen stürmische westlihe, an der süd- norwegishen Küste stürmische öftlihe Winde. Jn Deutschland is bei s{chwachen, im Norden östlichen, | mal. im Süden umlaufenden Winden das Wetter trübe und wärmer; nur in Süddeutshland herrscht heitere Witterung; fast überall ift Regen gefallen, ver- einzelt, zu Rügenwaldermünde, 44 mm. Deutsche Seewarte.
Theater.
Königliche Schauspiele. Sonntag: Opern- gans, 110. Vorstellung. Undine. ‘Zauber-Oper in 4 Akten von Albert Lorzing. Text
27 Uhr:
nah Fouqus's Erzählung frei bearbeitet. Anfang 74 Uh
Li Schauspielhaus. 114. Borstelung. Der Raub der Schwank in 4 Aufzügen von Franz Schönthan. Herr Emil Thomas, als Gast.) Opern - Theater. Die Schauspiel in 5 «Die Klöße von Rofen*“, nach ihrem Roman Namens
Montag: Opernhaus. und Zimmermann, von Albert Lorting.
Schauspielhaus. Abonnement A. 18. Vorstellung. Mohammed, der Prophet. Dramatisches Gedicht in 5 Aufzügen von Otto von der Pfordten. In vom OVber-Negifseur Max Grube. Dekorative Einrichtung vom Ober-Inspektor Brandt.
Dienstag: Opernhaus. ersten Male: Aláe. spiel und 3 Akten. Deutsch von Victor Léon. Ballet von Emil Graeb.
Schauspielhaus. der Sabincriunen. Schwank in 4 Aufzügen von Franz und Paul von Schönthan. Herr Emil Thomas, als Gast.) Mittwoch: Odysseus? Heimkehr. Donnerstag: Margarethe. e Kraus, Mephistopheles: Herr Jean Lassalle, als êFreitag: Lobetanz. Die
Sonnabend : (Nelusco: Herr Jean Lassalle, als Gast.) Anfang 7 Uhr.
Schauspielhaus. L L Anno A, Madame Dutitre. L f: reitag : ohammed, Ein tiefes Miniwum, südostwärts fortschreitend, S L V Mam der Sabinerinnea. Striese: Herr Emil Thomas, als Gast.) Viel Lärmen um Nichts. Emil Thomas, als Gast.)
Neues Opern-Theater Madame Dutitre.
Deutsches Theater. Sonntag, Nahmittags Die versunkene Gloce, — Abends ¿ Uhr: Der Biberpelz.
Montag: Johannes.
Dienstag: Der Biberpelz.
Berliner Theater. Romantische | 2} Uhr: Maria Stuart. — Abends 75 Uhr: Der | Mars. Vfarrer von Kirchfeld.
stellung der E Staatssprache in diesem Ausschusse cin- zutreten. Schließlih, wenn vor Beginn der Sißungen des Sprachenausschusses beschlossen werde, daß die die Sprachen- frage betreffenden Geseße stets nur von einer Zieidrittel- Majorität des Hauses bei Anwesenheit von Dreiviertel aller Mitglieder des Hauses beschlossen werden sollten. Die Ver- handlungen wurden hierauf abgebrochen.
Wie „W. T. B.“ erfährt, hat die österreichische Quoten-Deputation die Forderungen des ungarischen Nuntiums abgelehnt und den Antrag auf mündliche Ver- handlungen beider Deputationen gestellt.
Das ungarische Unterhaus verhandelte gestern über mehrere Vorlagen, betreffend den Ausbau von Vizinalbahnen. Der ) Sr vous G Daniel erklärte, daß noch in diesem Jahre eine Revision des Vizinalbahngesezes werde in Angriff ge- nommen werden.
Frankreich.
Die Königin von Großbritannien und Jrland ist gestern Nachmittag in Cherbourg eingetroffen. und von den Spißen der - Behörden empfangen worden. Die Königin begab sich sofort an Bord ihrer Yacht.
Ftalien.
Der Ministerrath hat, wie „W. T. B.“ meldet, gestern Nachmittag beschlossen, die Carabinieri der Jahrgänge 1870 und 1871 einzuberufen.
Jnfolge der von den Behörden getroffenen Maßnahmen ist die Ruhe in Bari und Foggia wiederhergestellt. Aus mehreren anderen Ortschaften werden Kundgebungen zur Her- beiführung der Herabseßzung der Brotpreise gemeldet, die in- dessen ohne besondere Bedeutung waren. Jn den Marktflecken Palo, Bitonto und Modugno (Provinz Bari) kam es zu Ausschreitungen; in Modugno war die Polizei genöthigt, von der Feuerwaffe Gebrauh zu machen, wobei einer der Theil- E an den Ausschreitungen getödtet, ein anderer verwundet wurde. i
Parlamentarische Nachrichten.
Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Reichstages und des Herrenhauses befinden sh in der Zweiten Beilage.
— In der heutigen (80.) Sißung- „des Rei ch3- tages, welher der Staatssekretär des Jnnern, Staats- Minister Dr. Graf von Posadowsky - Wehner, der Kriegs - Minister, General - Lieutenant von Goßler und der Staatssekretär des Reichs-Postamts von Podbielski beiwohnten, nahm das Haus zunächst in dritter Lesung die aus den Berathungen des im vorigen Zahre zu Washington abgehaltenen Postkongresses her- vorgegangenen Vertragsurkunden, den Gesch ent- wurf, betreffend die Handelsbeziehungen zum britischen Reich, und den Gesegentwurf, betreffend die elektrishen Maßeinheiten, an.
Es folgt die zweite Berathung der Novelle zum Geseß, betreffend die Naturalleistungen für die be- waffnete Macht im Frieden, vom 13. Februar 1875.
Abg, Broekmann (Zentr.) beschwert sich darüber, daf die Eifel besonders \tark von Manövern heimgesucht werde, fast in jedem Jahre. Durch die Erböhung der Ersaßleistungen und dadurch, daß Vorspann in Zukunft gemiethet werden folle, werde den Klagen noch nicht genügend abgeholfen. Anträge stellt Redner nit, behält {ih aber vor, bei geeigneter Gelegenheit darauf zurückzukommen.
Dienstag: Kinder der Bühne.
(Emanuel Striese: Anfang 7F Uhr. Geierwally. Aufzügen und cinem Vorspiel:
Kantstr. 12. Veilcheufrefser. Male: Die Frau ohne Geist. L ' Montag von Wilhelmine Frau ohne Geist. 111. Vorstellung, Zar Komishe Oper in 3 Akten Anfang 7F Uhr. 115, Vorstellung. Sonder- Zum ersten Male:
von Hillern.
Schiller - Theater. Sonntag, Nachmittags Anzengruber - Cyclus): Der Abends 8 Uhr: Kyritz:-Pyritz.
Montag: Blaues Blut.
Dienêtag: Doppelselbstutord.
Lessing-Theater. Nöfßl. Anfang 7F Uhr. Montag: Jm weißen Nößl. Dienstag: Im weißen Nößl. Mitiwoch: Juin weißen Rößl.
112. Vorstellung. Zum Romantische Oper in 1 Vor- Dichtung und Musik von Géza
Anfang 77 Uhr.
116. Vorstellung. Der Raub
(Emanuel Striese: Anfang 73 Uhr. D OUTE Lautenburg, Freuden der Häuslichkeit. (Faust: Herr Ernst | yon Maurice Hennequin. Rose von rad T Uk 910 urg. Arfang 71 L Alár. Sonntag: Die 2 ‘lig L nitt lihen Preisen: Mittwoch: Der Burggraf. at Häuslichkeit. Sonn- (Emanuel Sonntag :
Holzapfel: Herr Sonntag: Anno dazu-
der Prophet.
(Novität.)
Sonntag: Herr Coulifsset.
Sein Trick.
Sonntag, Nachmittags
Montag: Zum 50. Male: In Behandlung.
Gocthe-Theater. Bhf. Zoologisher Garten.
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Der | und Ra — Abends 74 Ühr: Zum ersten | S, BaLDnerg
(34, Abonnements - Vorstellung): Die
Dienstag: Die Frau ohue Geist.
(Wallner - Theater.) 3 Uhr (3. Vorstellung im Meineidbauer. —
Anfang 8 Uhr. Anfang 8*Uhr.
Sonntag:
Ueues Theater. Schiffbauerdamm 4a. /5, Sonntag: Die Schwank in 3 Akten Ï Deutsh von Benno In Scene geseht von Sigmund Lauten-
Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Zu volkstbüm- Aschermittwoch. Schwank in 3 Akten von H. Fischer und F. Jarno.
Montag und folgende Tage: Die Freuden der
Belle-Alliance-Theater. Belle-Alliancestr.7/8. Sonntag: Robert und Bertram. Anfang 8 Uhr. — Nachmittags 27 Uhr: Die Räuber.
“Montag : Robert uud Bertram.
Dienstag: Zum ersten Male: Die Aermsteu.
Mittwoch : Kaiser und Galiläer.
Residenz-Theater. Direktion: Theodor Brandt. Schwank in 3 Akten von Ernest Blum und Raoul Tos. Anfang 8 Uhr. — Nachmittags 3 Uhr: Zu halben Kassenpreisen: (Le Truc de Séraphin,) Schwank in 3 Akten von Maurice Desyallières und Antony Deuts von Benno Jacobson.
Montag und folgende Tage: Herr Coulisset.
Abg, Brunck (nl.) {ließt #|{ch diesen Ausführungen an verzichtet , aber ebenfalls ‘auf die Stellung von Anträgen. Der pfälzishe Jagdshußverein habe angeregt, auß den Schaden zu er- segen, der an der Jagd ducch Manöver 2c. angerichtet werde; ex nehme an, daß, wenn ein folher Schaden nachgewiesen werden könne, der Ersaß unbedingt auf Grund des bestehenden Gesetzes erfolgen werde.
Die Vorlage wird darauf in zweiter Lesung ohne Aende- rungen genehmigt.
Bei Schluß des Blattes folgt die Berathung des vom Abg. Dr. Bachem (Zentr.) eingebrachten Gesetzentwurfs, betreffend die Verzollung von rohseidenen Ge- weben (sogenannten Pongees).
— Auf der Tagesordnung für die heutige (69.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten D. Dr. Bosse beiwohnte, stand zunächst die Verlesung der Jnter- pellation der Abgg. Gothein (fr. Vgg.) und Genossen:
Welches sind die Gründe, aus denen die Königliche Staats regierung die Genehmigung zur Errichtung eines von den \tädti\chen
A in Breslau beschlossenen Mädhengymnasiums ver-
agt ha
Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenkciten Dr. Bo s\e erklärt sich bereit, die Jnterpellation sofort zu beantworten.
Abg. Gothein führt zur Begründung der Interpellation aus: Die Schulbildung wird immer eine bestrittene Frage sein; man muß aber jedenfalls der Jugend die Möglichkeit geben, auf verschiedene Art ihre Bildung zu suchen. Das gilt auc von der Erziehung der Mädchen. Die Erziehung des logischen Denkens wird auf den Gymnasien besser erzielt als auf unseren höheren Mädchenshulen. Wenn ein Mädchen das Abiturientenexamen bestanden hat, hat es sicherlich die sittlißhe und geistige Qualifikation, eine Universität zu besuen. Das Berliner Mädchengymnasium hat bereits sehr gute Erfolge gezeigt. Aber diese Anstalt is eine Privatanstalt und verfügt nicht über die Mittel, um die genügenden Lehrkräfte anzustellen. Deshalb und weil sich aus weiten Kreisen das Bedürfniß geltend machte, beschlossen die städtishen Behörden von Breslau die Errich- tung eines Mädcengymnasiums; die Breslauer Stadtverordneten haben mit großer Majorität zugestimmt. Einer der eifcigsten Förderer der Sache in der Stadtverordneten:Versammlurg war ein konservativer Herr. Es wurde ein Lehrplan aufgestellt, der mit der Tertia begann und insgesammt 7. Jahre umfassen sollte. Am 21. Januar erstattete der Magistrat von Breslau an den Minister Bericht und bat um die Genehmigung der Anstalt. Es zweifelte niemand, daß diese Anstalt genehmigt würde, nahdem die Berliner Privatanstalt genehmigt war. Der Staat hat keine Pflichten dafür ¿zu Über- nehmen; er brauchte nur die Genehmigung zu ertheilen. Es hatten sich bereits 26 Schülerinnen gemeldet, welche in die Tertia eintreten wollten, darunter 14 Töchter von Beamten, Lehrern und Geistlißen. Die übrigen rek-"tieren sich aus den verschiedensten Ständen. Da kam wie ein Sch... zus hbeiterem Himmel am 13. April die Antwort des Ministers an den Magistrat, daß die Genehmigung versagt worden sei. Vergeblich fragte man nah ben Gründen; denn es war nicht für nöthig erachtet worden, Gründe ans zugeben. Der Magistrat bat den Minister um Mittheilung der Gründe, aber sie sind bisher noch nit mitgetheilt worden. Es ift do anzunehmen, daß der Minister Gründe gehabt hat. Schon ein Akt der Höflichkeit wäre es gewesen, die Gründe anzugeben. Als Stadtverordneter von Breslau bitte ih deshalb den Minister hier um die Mitthcilung der Gründe. Jch hoffe, daß nur formelle Gründe die Genehmigung ver- sagen ließen. Um Klarheit über die Sahlage zu \chafen, war die Interpellation nothwendig. :
__ Hierauf nimmt der Minister der geistlihen 2c. Angelegenz heiten Dr. Bosse das Wort, dessen Rede am Montag im Wortlaut mitgetheilt werden wird.
(Schluß des Blattes.)
(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)
Theater Unter den Linden. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bei halben Preisen: Die Fledermaus. — Abends 77 Uhr: Mit neuer Aus- stattung: Der Opernball. Operette in 3 Akten nach dem Lustspiele , Die Nosa-Dominos" von Lóon Musik von Richard Heuberger. Jn Scene geseßt von Julius Frißshe. Dirigent: Herr Kavellmeister Korolanyi. ¿
Montag: Der Operuball.
Thalia-Theater. (Vormals: Adolph Ernst- Theater.) Sonntag: Gastspiel des Oberbayri- schen Bauern-Ensembles D’ Tegernsecer, unter Leitung des Herrn Direktors Rudolf Opel. Der Tatzelwurm. Volks\ftück mit Gesang und Tanz in 5 Bildern von Hermann Schmid. Anfang 7x Uhr.
Montag: Der Zimmerfeftl.
Dienstag: Die Haberer,
Central - Theater. Alte Jakobstraße 30. Sonntag: Leßte und Abschiedsvorstellung des platt- deutschen Gesammt-Ensembles des Ernst Drucker - Theaters aus Hamburg. Familie Eggers, oder: Eine Hamburger Fischfrau, Lebensbild mit Gesang in 9 Bildern von F. Scholer- mann und Charles Schuly. Jn Scene geseßt von W. Biel. Anfang 7ck Uhr.
Montag: Erstes Gastspiel des Fiala-Ensembles. ’s8 Nullerl. Volksftück mit Gesang in 5 Akten .von Carl Morré. (Hans Neuert und Paula Wirth als Gäste.) Bufons 7& Uhr.
Dienstag: Dieselbe Vorstellung.
Familien-Nachrichten.
Verehelicht: ée Karl von Schwarß mit Frl. Marie von Hantelmann (Gr. - Winnigstedt— Abbensen). Í
Geboren: Ein Sohn: Hru. Sec -Lieut. Wil- helm Frhrn. von Müffling sons Weiß gen. (Berlin) -
Gestorben: Hr. Forstmeister Wilhelm Geßner (Karlshof b. Tarnowiß O.-S.).
Im weißen
Verantwortlicher Redakteur : Direktor Siemenroth in Berlin. Verlag der Expedition (Sch{cholz) in Berlin,
Druck der Norddeutshen Buchdruckerei und Verlags- Anstalt Berlin SW., Wilhelmftraße Nr. 32.
Neun Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).
Erste Beilage | zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.
Z¿ 102.
Berlin, Sonnabend, den 30. April
1898,
Nichtamtliches.
Großbritannien und JFrland.
Jn der gestrigen Sißung des Unterhauses unterzog, wie „W. T. B.“ berichtet Sir W. Harcourt bei der Be- rathung des Etats des Auswärtigen Amts die be- züglich Chinas von der Regierung befolgte Politik einer Kritik und führte aus, daß die zu Beginn der das session angekündiate Politik vollständig umgestoßen worden sei. Ungeachtet des Protestes Großbritanniens habe Deutsch- land in Betreff Shantungs durchgeseßt, daß cs gegenüber Großbritannien und anderen Ländern bevorzugt werde. Er wünsche zu wissen, ob eine bindende Verpflihtung von seiten Deutschlands dafür vorliege, daß Kiautshou Freihafen sein solle. Die Mittheilung an Deutschland betrcfs Wei-Hai-Weis sei unnö!hig gewesen; wegen der Versicherung, daß Shantung innerhalb over deutschen Einflußsphäre liege, fragte Redner, 1vas aus dem Tientsin-:Vertrage geworden sei. Bezüglich der chinesishen Anlcihe habe man nach der freund- lihen Warnung Hanotaux* angenommen, daß sie allen Mächten angeboten werden müsse-—Sir W. Harcourt verurtheilte weiter die Zurückziehung der britischen Schiffe von Port Arthur, wo zu bleiben sie durhaus ein Recht gehabt hätten. Wenn die britishen Schiffe in “Port Arthur geblieben wären, würde Großbritannien bessere Bedingungen von Rußland erlangt haben. Die Pachtung von Wei- Hai - Wei bedeute die Umstoßung der in Betreff der Auftheilung Chinas befolgten Politik. Wei-Hai-Wei sei als Gegengewicht beansprucht worden, es sei aber ein un- wirksames Gegengewicht, ein gefährlihes und fkostspieliges Experiment. Die Regierung beabsichtige vielleiht, aus Wei- Hai-Wei ein Gibraltar, Malta oder Cypern zu machen. Ehe es sich in eine solhe neue Politik einlasse, habe das Haus das Recht, ausführlichere Aufklärungen zu verlangen. Der Erste Lord des Schaßamts Balfour entgegnete: Sir W. Harcourt scheine zu ouben, daß in der Erklärurg, welche der Bot- schafter Sir gcank Lascelles der deut)chen Negiervna zu machen ermächtigt worden sei, die britishe Regierung Einflußsphären zugelassen, werthvolle Vorrechte aufgegeben oder in die Außer- krafiseßung des Vertrages von Tienisin gewilligt habe, soweit Shantung dabei in Frage komme. Jn alledem habe Sir W. Harcourt Unrecht. Er, Redner, habe niemals Einfluß- sphären zugegeben, aber auch niemals Jnteressensphären in Ab- rede gestellt. Der Unterschied möge ein feiner sein, für Groß- britannien würde es aber eine verhängnißvolle Politik gewesen sein, wenn es Juntercssensphären nicht zugegeben häite. Die Re- gierung habe immer dafür gehalten, daß die Engländer an allen Punkten Chinas gleiche Handelsintercssen wie die Angehörigen aller anderen Länder hätten. Jn diesem Sinne lasse die Regierung in keiner Sphäre einen Unterschied zu. Wei-Hai- Wei diene nur militärishen und diplomatischen Zwecken: die Besißergreifung von Wei-Hai-Wei stehe außer jedem Zusammen- hang mit dem Handel von Shantung und mit der Be- seßung Kiautschous durch Deutschland. Jn Betreff der Anleihe erinnerte Balfour daran, daß Rußland {hon die chinesische 16 Millionen - Anleihe übernommen habe: wäre die neue Anleihe unter die Großmächte vertheilt worden, so würde Rußland einen großen, überwiegenden Theil der Anleihen in Händen gchabt haben. Jn Betrcsf Nußlands erklärte Balfour: Rußland sei nie von Großbritannien ein- geshüchtert worden und habe auch seinerscits Großbritannien nie eingcschüchtert. Schiffe in Port Arthur zu haben, sei nie- mals ein Theil der Politik der britishen Regierung gewesen. Großbritannien habe das Necht gehabt und habe es noch, Schiffe nah Port Arthur zu senden. Bezüglich Wei- Hai-Weis zu einem endgültigen Entschlusse zu kommen, sei verfrüht. Seine feste Ueberzeugung sei, daß keineswegs eine in Wei: Hai: Wei auf- gestellte Kanone vom höchsten Weithe für Großbritannien sein würde, weder in diplomatischer Hinsicht in Peking zu Friedens- zeiten, noch in strategisher Hinsiht zu Kriegszeiten. Er glaube nit, daß große Aufwendungen an Mannschaften und Geld in Wei-Hai-Wei nöthig seien. Falls Verwickelungen zur See in den nordchinesishèn Gewässern einträten, sei aber Wei-Hai-Wei eine Flottenposition von größtem Werth. Er glaube nicht, daß irgend jemand einen europäischen Krieg um Port Arthurs willen als geretfertigt angesehen haben würde. Die Beseßung von Wei-Hai-Wei sci keine Verlegung und Heraus- forderung Rußlands in demselben Sinne, wie die Beseßung von Port Arthur es gewesen sein würde. Sie sei keine Er- niedrigung Rußland gegenüber und fcin Grund für eine dauernde Mißstimmung zwischen Rußland und Großbritannien. Wei-Hai-Wei könxe nur einer Macht get ören, welche zur See gebicte. Er leugne, daß Großbritanniens Politik während der ichten sieben Monate eine verfehlte, Rußlands Politik dagegen eine erfolgreiche gewesen sei. Jm Gegentheil, Rußlands Position sei damals unvergleihbar besser gewesen, als sie es jeßt sei. Ein Zusammenstoß Europas im fernen Osten möge vielleicht nie zur Thatsache werden, aber die Negierung habe dafür gesorgt, daß, falls es dazu komme, der Handel sih niht im Nachtheil sehe. Rußland habe Vortheile erlangt, deren es nicht beraubt werden könne, aber es habe sih um viele andere Vortheile gebracht, deren es sih hätte erfreuen können; jeßt seien alle Länder, deren gemeinsames FJnteresse die Freiheit des Handels in China verlange, in unvergleihbar stärkerer Position in Bezug auf die Zukunft, als sie es vor steben Monaten gewesen seien.
Spanien.
Jm Senat vertheidigte gestern, wie „W. T. B.“ meldet, der Minister der Kolonien Moret die Cuba und Porto Nico ewährte Autonomie. Der Senat genehmigte alsdann unter Veifallskundgebungen das Geseß, durh welches für die Ge- währung der Autonomie Jndemnität ertheilt wird. Der General Weyler suchte seine Haltung auf Cuba zu rechtfertigen und rieth der Regiecung, die Offensive gegen Amerika zu ergreifen. — Jn der Deputirtenkammer crwiderte auf eine an ihn gerichtete Ayfrage der Minister-Präsident Sagasta, daß der Marine-Minister Bermejo der Regierung große Dienste geleistet habe; er sei energish genug, um das Vater-
land zu vertheidigen, aber sein Patriotismus gebiete ihm, über - die Maßnahmen, die er ergriffen have, zu shweigen. Der Kriegs-Minister Correa theilte mit, daß das ameri- fanishe Geshwader 60 Schüsse auf die Forts am Eingang der Bucht von Matanzas abgegeben habe, ohne Schaden an- zurichten. Die Jnsurgenten seien mit der amerikanischen Flotte im Einvernehmen gewesen, denn sie seien gleichzeitig gegen Matanzas vorgegangen, hätten aber cine völlige Niederlage erlitten und viele Todte zurückgelassen. Der Kriegs-Minister {loß mit den Worten: „Es war ein ruhmreicher Tag für Spanien.“ Hierauf wurde die Diskussion über die Adresse fortgeseßt.
Das spanische Geschwader ist, wie das „Neuter'sche Bureau“ berichtet, gestern von Sao Vicente in südlicher Richtung abgegangen. Am Nachmittag kehrten indessen drei Torpedoboote und zwei Transporischiffe infolge eines Zu- sammenstoßes zwischen zweien der ersteren dorthin zurück. Die- selben haben leichte Beschädigungen erlitten und werden heute wieder in See gehen.
Portugal.
Die Pairskammer hat, dem „W. T. B.“ zufolge, den Geseßentwurf genehmigt, durch welchen die Regierung zur Konverjtion der auswärtigen Schuld ermächtigt wird.
Die Lissaboner Blätter verlangen Maßregeln gegen die Theuerung der Lebensmittel in Lissabon.
Serbien.
Die Wahlen zur Skupschtina sind, wie dem „W. T. B.“ aus Belgrad berichtct wird, auf den 4. Juni n. St. an- geseßt worden.
Amerika. Das Staats-Departement hat, wie „W. T. B.“
aus Washington erfährt, die Nachriht von der Neutra- litätserklärung Frankreihs, Mexikos, Argentini:ns, Belgiens und Koreas erhalten.
Das Repräsentantenhaus nahm gestern mit 181 gegen 129 Stimmen die Kriegskosten-:Bill an.
Die Mitglieder des gemeinsamen Ausschusses dec beiden Häuser des Kongresses hab:n eine Einigung über die Marinekreditvorlage erzielt und die von dem Senat beantragie Vermehrung der Flotte génehmigt. Es werden u. a. 4 weitere Monitors und 16 Torpedoboots- zerstörer verlangt.
Wie das „RNeutershe Bureau“ meldet, haben gestern acht Batterien, das 24. Jnfanterie-Negiment und vier Schwadronen des 9. Kavallerie-Regiments das Lager bei Chattanooga ver- lasset mit dem VBefchl, nah Tampa zu gehen. Dem Obersien Cochrane, Kommandeur der ersten Brigade der Division von Tampa, is die Ordre zugegangen, seine Streitkräfte zu sofortigem Abmarsch bereit zu halten und mit Lebensmitteln auf 30 Tage zu versehen. Die Kriegs- verwaltung hat aht große Dampfer mit einem Tonnengehalt von durh\chnittlich 2000 t für den Transport der ersten mili- tärishen Expedition nah Cuba gechartert.
Das Kanonenboot „Newport“ hat, wie aus Key West
berichtet wird, vor Cabafias eine kleine, mit Fischen beladene | Schaluppe aufgebraht, nachdem es einen blinden Schuß auf |
dieselbe abgefeuert haite.
Eine gestern aus Havanna in Madrid eingetroffene (Gouverneurs Blanco bestätigt, dem |
Depescie des General „W. T. B.! zufolge, die Nachriht von der Beschießung von Matanzas: dieselbe habe cine Stunde gedauert, aber keinerlei Schaden angerichtet. Die Konsuln Frankreichs und Oesterreich - Ungarns hätten gegen die ohne vorgängige Benachrichtigung erfolgte Beschießung protestiert. — Das gegenüber von Disnas in der Provinz Pinar dcl Rio f-\- gefahrcne amerikanische Panzerschiff (\. die gestrige Nr. d. Bl.) ist der „Montgomery“. Dasselbe soll wieder flott sein, aber große Havarien erlitten haben.
Eine Schaar Aufständischer wurde von den spanischen Truppen gcschlagen ; erstere hatten 20, leßtere 2 Todte.
Das „MNeuter'she Bureau“ meldet aus Kingston (Jamaica), daß der deutshe Dampfer „Remus“, von Ham- burg nah Baltimore unterwegs, gestern früh Port Antonio angelaufen und 441 deutsche, cubanische, britische und amerika- nische Flüchtlinge aus Santiago ans Land gebracht habe. Die Flüchtlinge seien größtentheils Frauen und Kinder.
Afien.
Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Hongkong, daß der britishe Dampfer „Es meralda“ nach Manila in See gegangen sei. Der Dampfer sei von den Banken gechartert worden, um das Metallgeld von Manila fortzuschaffen, da daselbst Unruhen befürchtet würden.
Aus Manila erfährt dasselbe Bureau, daß das amerikanishe Geshwader am Sonntag vor den Philippinen erwartet werde: Die spanishen Schiffe hätten sich getheilt; ein Theil derselben bewache die Einfahrt zum Hafen von Manila, während der andere den Feind im äußersten Westen des Gebiets der Philippinen erwarte.
Nach einer Meldung der „Times“ aus Tokio vom gestrigen Tage hätte Japan die neue Bahn Söul- Che- mulpo erworben. Eine hierauf bezügliche Bill werde in der nächsten Session dem japanischen Parlament vorgelegt werden.
Statistik und Volkswirthschaft.
Auswärtiger Handel des deutschen Zollgebiets im März 1898.
(Nach dem vom Kaiserlihen Statisiishen Amt herausgegebenen Märzheft.)
A. Einfuhr im März in Tonnen zu 1000 kg netto : 3 255 269 gegen 2928 111 im März 1897, daher mehr 327 158. Hiervon 96 Edelmetalle. Gestiegen ist hauptsächlich) die Einfuhr von Droguerie-, Apotheker- und Farbewaaren (um 42 616), Erden, Erzen 2c. (78 251), Holz 2c. (172 138), Grdôl (23 233), Steinen und Steinwaaren (15 495), Kohlen 2c. (93 139), während die Einfuhr von Baumwolle und Baumwollenwaaren, Flachs, Leinengarn und Leinwand, Seide weniger zugenommen, die Einfuhr von Wolle und Wollenwaaren
| 3673 006 dz
(2661), Abfällen (37 595), Getreide (77 653), Material- 2c. Waaren (10 165) erheblich abgenommen hat.
Die Gesammteinfuhr im 1. Vierteljahr 1898 beträgt 8 772 019 gegen 7 857 770 im Vorjahre, daher mehr 914249. 6 von 43 Zoll- tarifnummern zeigen eine verminderte Einfuhr, die übrigen dagegen zum theil eine starke Steigerung, hauptsählich Kohlen (313 453), Holz (268 652), Erden, Erze 2c. (167 280), während Getreide nur ein Mehr von 18 650 ergiebt. Alle Rohstoffe und halbfertigen Erzeug- nisse für die Textilindustrie ergeben größere Einfuhrmengen als 1897.
B. Ausf vyhr im März in Tonnen zu 1000 kg netto: 2 392 779 gegen 22959 869 im Vorjahre,“ daher mehr 136 910. Hiervon Edel- metalle 44. Gestiegen ist hauptsählich die Ausfuhr von Droguen 2c. (11 186), Gisen und Eisenwaaren (32 109), Erden, Erzen 2c. (29289), Getreide (40 585), Steinen 2c. (20 667), Kohlen (65 689), Thon- waaren (10 910), während die Ausfuhr von Material- 2c. Waaren bedeutend (87 543) zurückgegangen ist. Allein auf Rohzucker, wovon 37 313 gegen 127 010 ausgingen, trifft ein Ausfall von 89 697.
Die Gesammtausfuhr im 1. Vierteljahr 1898 beträgt 6 889 030
gegen 6 070568 im Vorjahr, daher mehr 818 462. 12 von 43 Zoll- tarifnummern zeigen eine geringere Ausfuhr, während bei den übrigen eine zum theil ganz beträchtliÞhe Zunahme der Ausfuhr zu bemerken ift. Hauptsächlich sind dies: Kohlen (416 397), Getreide (122 219), Erden, Erze (112 803), Eisen und Eisenwaaren (76 365), Droguerie- 2c. Waaren (37 429). Erheblich ist nur der Ausfall bei Material- 2c. Waaren, die nah der starken Zuckerauéfuhr nah den Vereinigten Staaten im Vorjahre und der jezigen Ershwerung der Zuckerausfuhr um 47 035 weniger ergaben. __ Einfuhrwerthe für 1. Vierteljahr 1898 nach den für 1897 festgeseßten Einheitswerthen in 1000 4: 1302204 gegen 1 133 306 im Vorjahre, daher mehr 168 898. Hiervon Edelmetalle 83 592 gegen 21 593.
Ausfuhrwerthe für 1. Vierteljahr 1898 nah den für 1897 festgeseßten Einheitswerthen in 1000 4: 917224 gegen 849 287 im Vorjabre, daher mehr 67 937, Hiervon Edelmetalle 16 778 gegen 22 131.
Gestiegen ist hauptsählih der Einfuhrwerth (in Millionen Mark) von Baumwolle und Baumwollenwaaren (15), von Eisen 2c. (3), Erden, Erzen, Edelmetallen (65), Flachs (4), Häuten (3), Holz (16), Leder (3), Material- 2. Waaren (15), Oel (9), Seide und Seidenwaaren (4), Wolle und Wollenwaaren (11). Um nahezu 3 Millionen Mark ift dagegen der Werth der Abfälle zurückgegangen.
Gestiegen ift hauptsählih der Ausfuhrwert h (in Millionen Mark) von Droguerie-, Apotheker- und Farbewaaren (18), Gisen und Eifenwaaren (13), Getreide (15), Häuten (3), Holz (3), Inastru-
| menten (7), Kleidern und Wäsche 2c. (8), Leder und Lederwaaren (4),
Papier und Pappwaaren (3), Kohlen (5). Material- 2c. Waaren find dagegen um 8, Glas und Glaswaaren um nahezu 12 Millionen zurückzegangen.
Aufgenommen ist in das Monatsheft eine Uebersicht über die Ein- und Ausfuhr von Zucker im Jahre 1897, die au die Bestimmungs- länder für den bis zum Jahres\{chluß aus dem Freihafen Hamburg weiter versandten Zudcker enthält. Darnah wurden in Doppel- Bentnern an fremdem Zucker 6865 Robzucker, 9492 gereinigter Zucker in den freien Verkehr, 68 941 Rohzucker, 183070 gereinigter Zucker auf Niederlagen gebracht, 169 309 Rohzucker und 352 153 gereinigter Zucker aus Niederlagen ausgeführt, an deutshem Zucker 6 815 159 dz Nohzucker, 4 381 066 Brotzucker, 208 047 sonstiger Zucker (Klasse c) ausgeführt.
Nach Großbritannien gingen im Jahre 1897 an deutshem Zucker 2399915 dz Roh-, 3284156 dz Brot- und 69527 dz sonstiger Zucker, an fremdem Zucker 85 478 Roh-, 274 282 gereinigter Zucker.
Nach den Vereinigten Staaten gingen an deutschem Zucker Rob-, 89 168 dz Brot-, 656 dz sonstiger Zuder, an
99 492 dz MNob-, 12828 dz gereinig!er Zuder.
From do f p remdem 5 Zuder
Ein- und Ausfuhr der wihtigsten Bergwerks- und Hüttenerzeugnisse.
Im Jahre 1897 gefialtete sich die Einfuhr der wichtigsten Bergwerks- und Hüttenerzeugnisse — nur die Summen über 10 000 t find berüdLsihtigt — folgendermaßen: Braunkoblen 8 111 075 t (gegen 7 637503 t im Jahre 1896), Steinkohlen 6 072 028 (5 476 752) t, Eisenerze 3 185 643 (2586 705) t, Koks 435 160 (393 §81) t, Roh- eisen 423 126 (322 501) t, Shwefelkies 356 869 (343 852) t, Bleierze 88 225 (61 742) t, Manganerze 86 910 (63 869) t, Preß- und Torfkoblen 79 450 (72 450) t, robes Kupfer 67 572 (56 114) t, Dachshiefer 45 571 (50 623) t, Brucheisen und Nobeisenabfälle 37 956 (14 976) t, rohes Blei, Bruchblei, Bleiabfälle 35 092 (33 015) t, \{chmiedbares isen in Stäben 2c. 29 467 (23 769) t, Zinkerze 24 734 (21 492) &, Salz 21 981 (22 907) t, robes Zink 18 925 (15 668) t, grobe Eisen- waaren, Werkzeuge 2c. 15 259 (12 917) t.
Die Ausfuhr betrug: Stcinkohlea 12 389 906 (11 595 757) t, Eisenerze 3 230 390 (2642 294) t, Koks 2 161 886 (2216 395) t, Abraumsfalze 337 776 (285 022) t, Preß- und Torfkoblen 247 721 224 366) t, {chmiedbares Eisen in Stäben 2c. 246 772 (259 461) t, Salz 213 859 (214 069) t, Eck- und Winkeleisen 166 920 (178 886) t, grobe Eifenwaaren 2c. 142 430 (135 023) t, Platten und Bleche aus {chmied- barem Eisen 131192 (129520) t, Eiserbahnschienen 112 999 (129413) t, roher Eisendraht 106 858 (113 846) t, Eisendraht, verkupfert, verzinnt 2c 92 050 (93 269) t, Roheifen 90 884 (140 449) t, GChlorkalcium 80 391 (85 861) t, Drahtstifte 53610 (58185) t, rohes Zink 49621 (55 936) t, Luppeneifen, Nobschienenblöcke 39 791 (49 529) t, Bruch- eisen und Eisenabfälle 38 101 (52 466) t, Zinkerze 30 046 (37 958) t, Kupfererze 24710 (29 133) t, rohes Blei, Bruchblei, Bleiabfälle 24 074 (24 827) t, Braunkohlen 19 111 (15 703) t, Schwefelkies 18 402 (16 832) t, Zink, gestcecktes, gewalztes 17 460 (16 226) t.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus Osnabrück wird der „Köln. Ztg.“ unter dem 28. April geschrieben: Die Arbeiterbewegung wegen der auf dem Koblenberg- werk am Piesberge angeordneten Feiertagsarbeit ist zu einem ge- wissen Stillstande gekommen. Auf der genannten Grube, auf dem Hoh- ofenwerk zu Georgs-Martenbütte und in deren Nebenbetrieben find 1310 Arbeiter wegen der Arbeitsyerweigerung am 25. März entlassen worden oder in den Ausf\tand getreten. Vor dem leßteren zählten die Betriebe 2866 Arbeiter. Auf den übrigen Werken des Georgs- Marien-Bergwerks- und Hüttenvereins, auf denen 2940 Leute (1320 Katholiken und 1620 Protestanten) beschäftigt sind, wird ungestört fortgearbeitet. Vor Ablauf einiger Wochen werden sh in dem Pes Stande der Dinge wesentlihe Aenderungen wohl kaum ergeben.
L In Düsseldorf befinden ih, einer Mittheilung des „Vor- wärts“ zufolge, 250 Holzarbeiter und Metallarbeiter im Ausftand.
In Markranstädt haben 30 Rauchwaarenzurichter die Arbeit eingestellt. Als Grund werden in der „Lpz. Ztg.“ Streitig- keiten wegen der Lehrlingsfrage angegeben.
Aus Berlin berichtet die Berliner „Volks-Ztg.*“ zur Lohn- bewegung der Maurer: In den leßten Wochen sind 14 Arbeits- niederlegungen erfolgt. Die Bausperren, von denen vier vollständig verloren gingen, haben 6346 M. gekostet. 360 Maurer haben neuerdings den 60-Pfennig-Stundenlohn errungen. Die Bau- kontrole, die sich auf 151 Bauten mit 3595 Maurern