1826 / 29 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Thu, 02 Feb 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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England (heißt es' in einem von öffentlichen Blättern mitgetheilten Privatschreiben aus London), der größte Handelsstaat der Welt, „hat das schlechteste Geldcirkulacions- System, und das geringste Mißtrauen an der hiesigen Handelsbörse erschüttert sogleich den Kredit im ganzen Junern dieser reichen Jnsel! So wahr ist es, was ein ausgezeihneter neuer Schriftsteller Über England sagt, feinem Lande die Mißbräuche: \chwieriger zu entwurzeln sind, als hier. Das der Bank eingeräumte und vom Parlamente sanftionirte negative Privilegium, daß feine Haudlungsfirma im Lande mehr als sechs Theilhaber haben darf, ist ein, der Festigkeit des Geldumlaufs ents gegenwirkendes und unheilbringendes Recht, über dessen Aufre thaltung die Bank von England, welche man troß_dieses Namens dem Weien und der That nach als ein Privatinstitut betrachten muß, immer mit eifersûch- tigem Auge gewacht hatte, Die Folge dieses Vorrechts war, daß man bisher feine Anzahl von Jndividuen auf: finden konnte, welchëvermdögend genug gewesen wáren, den Grafscaften hinlätgliche Garantieen für ihre df- fentlihen Geldgeschäfte oder Noteuausgaben zu ‘leisten, und jeder Versuch, dem ungemein großen Werthumsakße des Landes , welcher durchaus nicht durch Münze allein befriedigt werden fann, eine festere Grundlage zu geben, \ch iterte, Die Folgen haben sich neuerdings abermals gezeigt. Von 600" Landbankea mußte der zehute Theil seine Zahlungen einstellen, und eine sehr. gtopße Anzahl der übrigen jah sich genöihigt, die größten Opfer zu bringen, um si zahlungsfähig zu erhaiten. So große Nactheil kann oft eine einzige Klausel hervorbringen. Freilich könnte auch hier, wenn es Noth thut, einge- jhritten, Uund-das Salus reipublicae etc. in Anmwen- dung gebracht werten, aber zu einem solchen Schritte nimmt auch das Parlament von Großbritannien nicht gern seine Zuflucht. Die Mizister standen auch wirklich frúhex wit der Bank in Unterhandlung, um dieselbe zu vexaplasse#, gegen anderweitige“ Entschädigungen auf jebes Ret zu verzichten, aber das große AufbiÜhen des Handels \eir einigen Jahren, und die stattgefundenen Erleichterungen im Umsabe, schienen eine Veränderung nicht so dringend zu „ckheishen, uug diese Angelegenheit wurde dahsr mit einiger Nachläßigfkgit betrieben... Der FreiheitsdFief der Bank wird gber if nôchsten Jahre ablaufen, wuF ihr alvdath jenes Recht Hijcht® wiedéo ein- geräumt werden Aae e A win

Mati't#chnét,„düß-gegeusvärtiskwenigstens 150000 Katholiken in Londou* wohnen.

Unser Landsmann, * der Doctor Morrifon, ist vor furzem aus China gurúckfekorimen und hat, dem Ver- nebmen nach,- nebs einx Sammlung von mehr als 40,000 Bänden* in chinesisher Sprache, eine Fülle von Kenntuissen über jcknes bisher so unzugängliche Land mitgebracht, die alles, was man in diéser Hinsicht bis- her zu erlangen vermot hattè, weit hinter fich läßt.

München, 22. Januar. Die Verordnung úber das Finanz- Rechnungewesen für das Königreich, welche dag neueste Regierungsblatt enthält, ist eine höchst er- freuliche“ Erschoènuug, und® erregt hier die lebhafteste Aufmerksamfkeft. Es is der Weêtsheit unjeres vielge:- liebten Könizs gêlungea, durch diese Verordnung die schwierige Aufzäde guf das Vöollständigste zu lösen, welche in den Sbändevérsammlungen, besonders der leßten, der Gegehständ so vielfacher interessanter Diskussionen war. Vereinfächung des Verfahrens im Rechnungswesen, voll- tommene Sicherheit für den“ Rechnungssteller sowohl, als fär den Staat, dem die Rechnung gelegt wird, leichte Gewährung der Uebêtzeuiung, daß die feftge- s‘6ten Ecats eingehalten worden slud, und sichere Bürg- schaft für deren Einbaltung dies Alles vereinist ‘war das vorgestéckte Ziel ,! und es ist orreicht; is in einem Grade erreicht, der alle vernommenen Wüusche der

und so bewährt es sih“ täglich, daß in |.

Repräsentanten des Volks vollständig befriedigen mug, Das Prinzip , jeder Stelle, jeder Behörde inherhalj der Gränzen ihrer Competenz und. der Geseße des Rei, hes freie Bewegung zu lassen, ist auch hier durchge, súhrt, aber auch hier sind j:der regelwidrigen Willkäßr, jeder U-:berschreirung feste Schranken geseßt. Jede Rech nung erhâlt schleunig. thre definitive Verbe]cheidung, Fär jedes Jahr wird nun noch im-Laufe des nächstfol, genden die General - Finanzrechnang gänzlich abgeschlo, sen vorgelegt werden können. . Die Vornahme der Ry vislon und dér Superrevision- bei ein und derselben Stelle ‘ist durh die Errihtung der Rechnungsfkammt durchgängig beseitige. Für alle Rehnungen bestehen jeßt die nothwendigen, ganz von einander getrennteh zwei Jnstanzen, in welchen vollkommen selbst|tändig Behörden Recht sprechen. : Kirchénstaar. Folgendes ist ein RKuszug de Feierlichkeiten bei Schließung der heil. Thüre in Ron, Am heilizen Abende des Weihnachtsfestzs begaben sih die Kardinále und Prálaten im großen Ornate, nebs dem eil. Vater im Meßgewande, von dér Sixcinische Kapellz, wojel2st feierliche Vesper gehalten worden war, auf= den innern Stiegen ‘nah der Kapelle des heil, Abendmahls und von hier in großer Prozession nah der Petersfirche. Der heil. Vater bejchloß den Zug und hielc in der linken Hand eine Ke-ze, während et mit der rechten den Segen ertheilte. Der heu. Vate bestieg den Thron und Alles ordnete sich um ihn, Di -Maruilorstufen , die zur heil. Thüre führen, waren wey geichaffe und durch hölzerne ers-6t- worden, die mi einem Teppich bedectt waren. Mauzceine, Kalk ui) Gyps so wie alle nôrhigen Geräthichasten, waren ju beiden Seite mit Zierlichkeut und Eleganz hingestellt Der Papst verließ den Thron mit der Mitra und de Kerze, segnete den Kalk und die Mauersteiae ein und der Zeremonieameister band ihm eine Schü:ze um, -Hiet auf kuiete der heil. Varer vor der Thüre und warf mil der siibernen Kelle etwas Kalk in Mitten auf “di Schvcle, ‘unter Hersaguug vou Gebeten ; hierauf that Se. Heiligkeir dasselbe Rechts und Links und leat« dit Steine darauf, nathdem solche gesegnet worden ware, Während dessen wurde die Hymne: Cocelestis urbs Jerusalem, abgesungn. -Der Kardinal -Pôdnitenziarius und alle Pdóuitenztarier- vou St. Peter thaten hizraus desgleich.n wie Se. Heiligkeit. Nun famen Maurer, welche die Thúre mit einem, wie eine Mauer be-maltey Tuche verhängten. Der Papst kehrte zum Th:one zuw ck, wuih und“ tronete sich die Hän:e und spra die úblichen Gebete. Man lôjchte die: Kerzen aus, dit Papst intonuirte das Te:-Deum, gäb den Segen, un) nachdem er sich unter. einem naheu Ze.re des Ornals entledigt hatte, wurde er in einem- Tragsessel in seins Gemächer zurückzebvraht. Das Portal der Kirche wi! herrlih ges@&mücét und erleuchtet, D e Königin vol Sardinien und ihre Töchter; der Herzog urd die Hw zogin von Lucca, so wie das diplomarische Kerps, wae auf Tribúnen anwesend" und das Milltär hatte dei Pia vor der Kirche beseßt, auf dem sich eine unge heuere Volksmenge befand,

Spanien. Nach neuern Briefen, welche von pv riser Biâttern witgetheilt werden, ist von den neu nannten Scaatsräthen Don . Pio Elizalde der einzige dessen Ernennung mehreren Personen mißfälle , wel man ihm nicht die zu Kenntn:}e und Fähigkeiten zutraut. Die drei Geist hen , nämlich der Erzbischof von Toledo, der Bisch0l vou Leon und der Pater Cyrellus vereinigen dieje Cl genscasten in eincm hohen Grade, und ihre Anwe)en heir im Staatösrath2 wied auch ten Naben habet, dd die beabsichtigten Reformen in der weltlichen und (l der O: dens G.istliczkeit, wenn sie von ihuen im Staató tethe genehmigt sind, hernach lagter auszuführen jeu

diesem wichtigen Amte nôchigeß

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erden. Der Herzog von Jnfantads genießt die allge- neine Liebe und Achtung. Der Herzog von San Car- s ist iu der Diplomatie gewiegt und, wegen seiner genntnisse und seiner Anhänglichkeit an den König, chr geschäßt. „Hr. von Salazar hat, neben guten po- stischen Ansichten , gründliche Kenntuisse über die Ma: ine, Der General Castanos ist ein erfahrner Soldat d ein braver Mann. Der Marquis de la Reunion d der Graf de Venadito sind beide Vice - Könige von Mexico gewesen, und wegen ihrer Keuntnisse der ame- jfanishen Angelegenheiten zum "Staatsrathe berufen orden. Hr. Erro ist unser dester Financier und Don Garcia de Torre ein gründlicher Jurist und Rechtsver- jindiger ; auch sagt man viel Gutes von den drei Ftaatsräthen Asnarez, L-wa und Peralta. Was die ei Minister Calomarde, Zambrano und Ballesteros trie, so nehmen sie nur als Minister an den Bera- hungen des Staatsraths Theil, da sie eigentlich micht itglieder davon sind.

Persien. Ein Pariser Blatt theilt folgende Nech. iten mite: Persien beginnt einer vollständigen Ruge u genießen; im Frieden mit allen Staaten verbessert 4 die innere Vervaltung des Landes immer mehr; on durchreist man die Landstraßen mit Sicherheit, (hdem die Räuberbanden, welche dieselben gefährdet-, h vertilgt worden. Feth-Ali Shah giebt den Klagen Unterdrúcften gern Gehör und hac erst vor kurzem jy höchst heilsames Beispiel- strenger Gerechtigkeit -ze- n, Die Stadt J\pahan hatte lange Zeit untex der (oritát eives tyranntscchen Gouverneurs gejeufzt, der sig vernahm die Klagen der Einwohner and begab h in ihre Mitte. Bald erfuhr. er, daß der Oheim ns Beamten, Hachim Khan, durch sträflihhe Er- «sunzen ein ungeheures Vermögen erlangt hatte. \irselbe ward verhaftet, sein Nesse des Amts, welches ¡so shändlich gemißbraucht hatte, etitseßt- und ihm j Geldbuße von- 300,000 Tomans auferlegt, Die Be- usurg des Oheims, den man imp Verdacht einer Ver herei hatte, ward indes ver}choben. Um diesen Ver- idt näher aufzuklären, begab sl der Kênio, unter dem. hein cinec Jagdpartiè, auf den Weg nach Shiras, sernte sich, nachdem er etliche Stunden Wegs ge- idt, von dem Gefolge, stieg vom Pferde und be gte die in der Nähe befindlichzn Landleute, welche, túcée von seiner Leutseligkeit wid von den Beweisen ner Wohlthätigkeit, sich teciferten, ihm wichtige Nach» dien úber den Gegenstand, den er im Auge hatte, | ve:shafen. Nach J'pahan zurückgekehrt, sandte h: Ai, Shah Truppen aus, um sich eines von Hachim- han in geringer Entferung von der Sradt erbauten hlosses mit Thürmen zu bemächtigen. Man fand in em, einer Festung gleich-nden, Schlosse, Lebensmittel! d Waffen „- die keiven Zweifel über das Vorhanden- h eines feindlichen Planes ließen. Bald erfolgte dar- , zur großen Zufriedenheit des gegen Hachim Khan steten Volfs, seine Hinrichtung. Etwas Charafte- isches in der Regierung Feth - Ali - Shaÿs ist die ildsamfeit gegen die verschiedenen religidlea Meinun- h uno der ihnen gewährte Schuß, Der Sekte Alcs lith2n, wie die übrigen Perser, láßt der Könég die menischen Christen, friedl:ch ihren Cultus ausüben. leselben , mehr als 50 000 an der Zahl, sind über trsien verbreitet und betreiben sehr ansehnlichen Han; , Sie haben mehrere Kirchen errichtet; die haupt- hlichstea der leßtern befinden fich zu Aboucher, zu eh -Miadjin, den Siß des Patriarchen und zu Julla, er Vorstadt von Jspahan, Einige 1000 Familien von lhoroxen Katholiken, die lebten Ueberbleibsel diefer, den ersten-Jah-hunderten des Christenthums in Per- 1 blühenden Kirche, genießen ebenfalls völliger Ge- seusfreiheit.

E E A T E e M

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Griechische

Ein Privatschreiben eines jungen Deutschen aus Napoli di Romania enthält (wie die Bremer Zeitung meldet): folgende Schilderung einiger Hauptpersonen, welche. bei der grie@ischen Regierung am Ruder stechen, und einiger ihrer bedeutendsten Gegner:

_ Der Präsident des Vollziehungsrathes, Konduriotti, ist ein Mann von geringen Fähigkeiten, thätig in Ge- schäften, ehrgeizig, mißtrauisch, einfach in seiner Lebens- weile, höflich im Umgange. Viel zu schwach, um je- mals für si. allein stehen zu fönnen, hat er sich für den Augenblick mit Maurokordats enge verbunden; was er be¡chließt , oder ge‘chehen láßt , ist alles des [èbtern Werk. * Voni Kriege versteht er noch weniger als diejer, Seine Familie soll der Revolution beträchtlihe Sums men aufgeopfert haben; er selbst, immer noch sehr reich, bezieht feine Besoldung aus der öffentlihen Casse, und gilt daher für einen uneigennüßigen Patrioten, ein Ti“ tel, ber in Griechenland unter die Seltenheiten gehört. Seine drei Collegen, Bota!si, Spiliotacfi und Constantia Mauromichali sind. unbedeutende Figuren; anders aber verhält es sih, oder verhielt es sich wenigstens bisher, mic dem. fünften, Kolletti. Dieser, mit General Roche und den französischen Philhellenen im freundschaftlichsten Einverftändniy, wird als das Haupt der Opposition ge- gen die jeßt herrschende Partei betrachte. An dem Willén, sle zu stürzen, fehlt es ihm schèr nicht, und daß

Charaftere.

„er unablässig" En - geheimen Machingtionen gègen sie ars

beitet, läßt sih nicht bezweifeln. Seine Macht und sein Credit sber sind vor der Hand gebrecheu, Er wird nur oh geshont, weil man jeine Verbindungen mit Goura und mehreren andern Capicainen in Ost - und Westgriechenland kennt, Sonst wäre er dem Kerker, der ‘seiner wartet, längst niht mehr entgangen. Er ist nicht ohne alles Talent, aber furzsichtig, leidenschaftlich, fals und treulos,

Maurokordato,

¿20 : obgleich als General secrgtatr- vhu? enutschcidende Stimme im Rath, ist ohne Zweifel hkuke

der wichtigste Mann in Griechenland. An Bildun gf Kenntnissen, Thätigkeit und Gewandheit üdertrisst ihn feiner. “Er hat dabei ein gefálliggs Aeußere und ecinneh-

| mende Manizren, und seine Freunde versichern, daß er

in vestfauten Cirfedw sehr gesprächig, ossen unt geistreich st. ¿7 Dab [eine persônlèchen Eigenschaften aber *von der Art wärou, thm-ein dauerhßastes Uebergewicht- im stür- nischen Zeiten zu“slhern , bezwtifle“ ich sehr. Jch weiß bestinimt, daß Lord SDyron, der ihF* genau fannte, und ihm volle Gerechtig*?6irt angedeihen ließ, ihm doch nur inittelmäßige Fähigkeiten und wenig Charakter zutraute, und seine besten Freunde wagen nicht, das Gegentheil zu behaupten. Juzwischen ist Tr fúr den Augenbli die Seele alles geregelten Widerstandes, den die Jus-irrec- tion etwa noch zu leisten vermag. Darum schließen sich auch die einigermaßen Vernúnftigen, wenn sie nit dur Juteresse oder Leidenschaft auf eine andere Seite gezogen werden, an ihn, und sie haben vollflommen Recht, wenn sie sagen, daß es außerhalb des kleinen Kreises, den jeine Partei bildet, in Griechcen{and, nichts als un- wissende Schwärmer, verzweifelte SchwinKzrs odgr geld- und ehrgeizige Egoisten giebt. Bei dem allen iff* schwer, zu bestimmen, ob sein Eifluß von einiget ‘Dauer sein, ob er nicht dem ersten gewaltsamen Stoße, den j7de neue Wendung der Dinge herbeiführén fann, “erliefen wird. Er hat Feinte ohnç Zahl, selb| der größere Theil derer, die ihm jet schmeicheln, weil sle seines Rathes zu be- dúrfen glauben, sieht dem Augenbli, wo er ihnen ents behrlih werden fdunte, mit Ungeduld entgegen. Zu schweren Anklagen gegen ihn ist Stoff genug gesammelt. Wenn das Protectionegesuh, wie sich niht mehr be- zweifelu läßgr, von England zurückgewiesen wird, so fann er, als der Urheber dieses Schtittes, der nur vou We-