1826 / 56 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Mon, 06 Mar 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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s{chränkenden und übermößigen Zöll-, welche unsern Hau:

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um consequent zu sein, Alles, was geshehn, zurückneh- men, ja wir müssen ein gänzlihes Ausschließungs - Sy- stem einschlagen, und welche Folgen dies hat und ha- ben muß, zeigt uns Spanien, das wahre Paradies des Prohibitiv - Systéms. Lassen Sie uns sehen, wie die Regierung zu den angenommenen“ Maaßregeln gefom- men ist! Zuvörderst erinnere ih an eine Petition, welche im Mai 1820 zu einer ebenfalls sehr shwierigen und bedrängten Zeit dem Hause übergeben wurde, und zwar nicht von Theoretifkern und Metaphysikern, son- dern von Kauf- und Handelsleuten der Stadt London, In dieser Petition verlangte man nichts als Hanudels- freiheit und Entfernung aller Beschränkungen, kurz die Annahme von Principien, deren Resultat zur Erlassung der Bill geführt hat, Über welche ießt geflagt wird. Wozu aber die Anführung der Petition? Einmal zum Beweise, daß die Minister nicht als Theoretifker und Visionaire gehandelt haben , sondern die. Meinung von Kaufleuten und Geschäftsmännern zur Richtschnur ge- nommen, und zweitens, daß der Handelsstand Londons, des Sibes des Handels und Geldreichthums dieses Lan; des, sih bei der Bedränaniß im J. 1820 überzeugt hielt, dieselbe werde hauprsächlich-durch das Beschrän- fungssystem so drückend. Diese Petition soll ader nicht als Entschuldigung det, „Minister dienen, feinesweges ! Jch meines Theils bin jeßt, wie zu Anfange überzeugt, daß das, was geschehen, darauf. berechnet ist, die Wohl- fahrt des Landes zu fördern und daß alle diejenigen, welche das Publicum be1 n, einen gúnstiigen Blick auf diese Prinzipe zu roerfêRy dem Lande einen großen Dienst erzeigt- haben. ür dies soll sie darthun, daß wir dem Jmpulse der. bffeutticen Meinung folgten, nicht ihm vorauseilteri- Auffallend genug ziéhen ein die- . sem Augenblick gerade diejenigén, welche die beredtsten Vertheidiger freierer Grundsäße derx Handelspolitif wa- ren, am eifrigsten dagegen zu Felde. Was jagte das Mitglied für Taunton (Hr. Baring) bei Ueberreichung der Petition, welcher gegenwärtig die Minister der Fúühllosigkeit gegen den Kaufmann und seiner Bedräng- niß zeiht! Er, vielleicht der größtzs, practische Kenner dieser Verhältnisse in England, begnügte sich nicht mit Darlegung allgemeiner Grundsäße, sondern s{chluag aus- drúcflich besondere Magßrxeyeln vor: „Der Einfuhr: zoll auf das-orphe Material unsrer Wollen - Fabriken war abgesch{mac#ck tr solfte Mfgehoben werden.“ Die Negierung seßte es durch und es wurden nicht weniger als 40 Mill. Pfund fremder Wolle. eingeführt, während die Ausfuhr nur 100,000 betrug. Ferner sollten die Einkommen-Geseße geändert werden. So mühvoll und umfassend diess Arbeit war, die ih ohne Hülfe eines Herrn vom Zollamt, dem große praktishe Kenntnisse zu Gebote stehen , weder so schnell noch so gut zu Stande gebracht haben würde, so wurbe dennoch auch dieser Wunsch erfüllt. Drittens sollte an die Stelle der einem Verbote gleihkommenden Abgaben (prohi- bitory. duties) bloße Auflagen zum Schuß der tnlän- dischen Jndustrie (protecting duties) ge]eßt werden, mit einem Worte das Prohibitiviyjtem sobald, als möôglih, vershwinden. Viertens wünschte Hr. Baring eine Veränderung in den Navigations- Geseßeu. Auch diese wurde, auf den Bericht einer Committee, wenn auch nicht so eilig, als mau es verlangte, vorgenommen. Fünstens traf ein sehr- scharfer Tadel die Transito -, so wie die Rück - Zölle. Jene stad abgeshassc und lebtere revidirt worden. Sechstens wollte Hr. Baring die be-

delsverkehr mit Franfreich hemmten, eutfernt habei. England ist allen Nationen des Contineuts mit- einèr freien Handelspolitifk vorangegangen, hat Frankreich eingeladen, seinem Beispiele zu folgen und. endlich den neuesten Schiffahrts - Tractar mit diesem Lande geschlo fs-

es thun fonnte und was noch nicht zu Stande gebra ist, das muß der Zeit überlassen bleiben, die am best Vorurtheile entwurxzelt und vernichtet. Siebente wurde eine Erweiterung unsers Handels mit dem Bri tischen Ändien empfohlen und die Regierung hat h wirkt, was hr bei den gesebmäßigen Rechten, in der Besi die Ostindische Compagnie ist , nur irgend lih war. Als damals der gegenwärtige Kanzler di Exchequer (Hr, Robinson) äußerte, daß alte diese Vi änderungen mit großen Schwierigkeiten verbunden m ren und ihnen viele Vorurtheile im Wege stünden, la tete die Antwort: sie wären so etnstimmig angerathe und Überall- im Lande so allgemein anerkannt worde daß man sich diese Opposition nicht zu erklären - vy môge. Die Regierung that hierauf , was ihre Pfli war. IÏm Unterhause wurde eine Committee gebild und im Oberhau,e trug der Marquis von Landsdon ebenfalls aus Ernennung eines Committes zur Unte juchung- des ausländischen Handels an. Diese empfal len, statt des verderblihen Smuggelns, das besonde bei Seidenwaaren so bedeutend war, einen schÜßend! Zoll für die inlandische Fabrikation. Zwei fremde Kaus leute wurden“ von den Committe vernominen, wel ertlärten, daß “ein Zoll von zwanzig bis fünf und zwa zig pr. Ct. hôchsiens, dazu hinreichend sei. Jm Jal 1823 wurde eine Petition der Seidenweber von Spi talfields gegen das „verruchte Gese, welches den freu Seidenhandel stôre‘‘ eingereiht. Demungeachtet wu den die Wünsche derselben erst 1824 erfúllr. Was -wi ren- die, Folgen? Jm Jahre 1824 hatte der Seiden handel seinen Fortgang; im folgenden Frühling wz Alles in voller Bewegung, man verschrieb Arbreite baute Fabriken größer und glänzender, als es nöôthi war. Jn der Macclesfields Iris wurden zwischen 4 bj 9000 Personen , von 7 bis 20-Jahr alt, für die do! (igen Seidenfabrifken gesucht, und in demselben Blat die Anzeige gemacht, man bedürfe 1000 Häuser: Da man nach dergleichen Thatsachen sich wundern , wen bald darauf eine Zeit der Noth ershien? Die Seide! weber fühlen dieselbe jedoch nit allein; sle lastet aud auf andern Handelszweigen, und es ist Thatsache ; da die Fabrifen. in Spitalfields , troß der rivalisirende! Fabriten in Sudbury, Stockbridge und anderwärts jeit Erlassung des vielerwähnten Geseßes so fortge

ist nicht zu verhindern. Nach den Untersuchungen, di ich darübet angestellt habe, wurden in den leßten U Jahren im Durchschnitt jährlih nicht für mehr al 9000 Pfd. St. zum Einsmuggetn bestimmte Seidenwa ren weggenommen, Nach den Verzollungen in Frau! reich fanden aver jährlich für 150,000 Pfd. Sterl. ih ren Weg nach England. Von Ostindischen Seidenwau ren werden jährlich in den großen öffentlichen Auctional fúe 800,000 bis 1 Mill. Pfd. Set. verkauft und nad Hamburg, Rotterdam, Ostende und Guernsey verschifft, von wo sie wieder hierher zurückkommen. Der Gewitl davon fällt den Ausländern und den Smwmugglern an geim. Und dies System hätte man sollen bestehen las sen! Doch dies ist noch nicht Alles. Vor Aufzebunz des Verbots founte jeder Fabrikant, dem man ein Std Seidenzeug wies, sagen, ob es französisch oder engli sei ; aber jeßt ist es anders. Nachdem das neue Ges:b erlassen war, etablirte sich ein ausgezeichneter Französ. Fabrifante hier, ließ nach seiner Angabe in Spitalfields und Mauchester arbeiten und erregte die Eifersucht der

‘Brittischen Fabrikannten, Es hieß, sein Handel sel

nur ein Deckmantel für eingeführre Französische Fabri fate, Die Sache kam zur Sprache. Ein Brittischer Fabrifant sagte, die Bücher des Französischen würden die Wahrheit seiner Behauptung darthan. Die Búü- cher wurden gebracht, allein sie bewiesen gegen den An-

sen, Ju der That, England hat Alles gethan, was

schritten sind, wie zu feiner andern Zeit. Smu ggel(

[chuldiger, Noch mehr! der Franzese erklärte, sein M9s des verewigten Kaisers Alexander in Moskau theis |

egner möge eine Anzahl Stücfe auf seinem Lager ssuchen und er wolle darthun, daß sie in England hricirt wären , und that es. Sd9-ist also der Unter ied nicht mehr sicher anzugeben und darum halte ich ch heute einen wohleingerihteten Zoll für vorzügli- er, als ein Verbot. Demungeachtet vorfuhr man ch hierbei befanntlih nicht rash und, wenn man be- ft, daß die Commititee einen shüßenden Zoll von 5 pCt. fúr hinlänglich hielt und statt dessen 30 pCt. liebt wurden, gewiß nicht unüberlegt. Man hat mir n Vorwurf gemacht, ih hätte Jndividuen Unrecht than und. ste und ihr Interesse vorshnellen und träus- erishen Theorien aufgeopfert. Diesen Vorwurf weise » im Angesicht dieses Hauses und des Publccums, als en fo ungerecht gegen mein Gefühl, wie gegen mei- n Charactèr zurúck. Wie könnte ich fúhllos sein bei r Noth, die jeßt auf dem Handelsstande lastet! Aber habe auh Pflichten als Minister und chalte unser biges System für nöthig, um uns gegen jene Verän: rungen im Werth des Eigenthums zu s{chübßen, t so verderblih gewesen sind. Der Zustand unsers indes ist durhaus nicht verzweiflungsuoll, und unser andel ‘beruht nah wie vor-auf siherm, fêsten Grunde. ald wird das Vertrauen , die wahre Quelle der Na- onalwohlfahrt und Handelsgröße+ wieder hergestellt in, und in der Hoffnung, die Zeit noch zu erleben, o wir die Früchte der in diesem Augenblick befolgten | rincipien sehen werden, freue ih mich des trosivollen edanfens, das Haus und das Publicum werde es 1s spáter noch danfen , daß wir in dèr Stuyde der cúfung ständhaft bei detx Maaßregeln beharrten, welche s Parlament genehmigt hat, und die mit der Förde- ng des Wohlstandes im Lande- so zuträglich schzinen.

Fúr das Artillerie - Departement der Land - und See- aht ist in diescm Jahre 1,195,631 Pfd. St., also „140 Pfd.St.mehrals im vorigen Jahre bewilligt worden.

Seit 1819 sind in Schottland 1186 Bankerutte aus- brochen, nämlich: 1819, 289; 1820, 208; 1821, T0 97, 1503: 4823, 41313; 1824, 103; 1825, 90 und 54 m 1. Januar bis zum 14. Februar diefes Jahres.

Voriges Jahr waren in England 46,713 Acres Land

t Hopfen bepflanzt, - welcher 42,290 Pfd. Set. Accise trug. : Das vormaligé Haus Napoleons auf St. Helena rd gegenwärtig als Wirthschaftsgebäude- eines Päch- s benußt. An dem Saale, worin er starb, ist eine reichmashine aufgestellt, Kartoffeln und andere Ge- chsarten füllen sein Billardzimmer, und das Bad ist einem Stall umwandelt.

St. Petersburg, 25. Februar. Nach den neue- n Berichten aus Taganrog (vom 9. Februar.) ist die sundheit Ihrer Majestät der Kaiserin Elisabeth fo it hergestellt, daß Höchstdieselben die Einstellung der lletins zu befehlen geruhet haben,

Der Königliche Däuische Gesandte, General Graf

Blome hat die Ehre gehabt, Se. Maj. dem Kaiser 1 Setten seines Souverains den Elephanten-Orden berreichen. ]

Se. Maj. der Kaiser haben dem Chef des General- tabes Sr. Kaiserl. Hoheit des Cesarewit:ch und Groß: sten Constantin, General - Lieutenant Kouronsa, mit- s gnádigsten Rescripts vom 17. d. zum Ritter des t, Wladimir-Ordens erster Klasse zu ernennen gerußt.

Der Oberaufseher der in St. Petersburg und der Um- gend befindlichen Hospitäler, General-Major Jwanoff 2. t die Jnsignien-des St. Annen - Ordens erster Klasse Diamanten erhalten. y

JFÁ. Majestäten die Kaiserinnen Alexandra und Marie be, eine jede, 1000 Rubel an den Frauen- Verein zu

iga geschenkt. Ueber die Feierlichkeiten bei der Anfunft des Leichen

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len wir aus dem Journal de St. Petersburg folgendes mit: Am 14. Februar wurde der Leichenzug, bei seinem Eintreffen in dem Dorfe Kolomensfoe von dem Militair- General-Gouverneur von Mosfau, Genzcral der Jn- fanterie, Fürsten Galißin, dem wirklihen Geheimen Rath Yousaposf, dem Grafen Tolstoy, Chef des fünsten Jnfanrerie- Corps und anderen aus Mosfau dahin euts gegen gekommenen hohen Militairs und Civilbeamten, desgleichen von dem Ober- Ceremonien - Meister Narisch- fin, dem Kammerherrn Kokoschkin und den anderen aus der Hauptstadt zur Dienstleistung bei der Leiche taßin gesandten Personen empfangen, Auch der Erzbiichof Phi- laretes nebst der Geistlichfeit hatte sih dahin begeben. Nach dem Todtengebete- und nachdem bie Umstehenden der Leiche die lebte Ehrfurcht bezeigt, wurde der Sarg nach der Kirche gebraht und auf dem Katafalk niedergeseßt. Die Bewohner des genaunteyz Dorfs (welches dem Hoch: seligen Kaiser persdulich gehörte) harten! die Erlaubniß erhalten, den Wagen nach der Kirche zu fahren. Am

die \ folgenden Morgen um 10 Uhr seßte sich der Zug in

Bewegung, begleitet von zahlreicher Geistlichkeit, von der Generalität, den hohen dienstthuenden Beamten und eiñùer unermeßlichen Volksmenge, Der Militair- General-Gouverneur nebst Gefolge, der Ober- Polizei Meister “und die Polizei - Meistcx von Mosfau waren demelben bis zum Dorse NijnyKotty entgeaen gekom- men, ‘Die vollkommene Oxdnung, das tiefe Stillschwei- gen und die Niedergeschlagenheit, womit die zahllose Menge der Landleute dem Bac folgte, theilte weithin di Empfindung der riefenzVerehrung gegen die gehei- ligien Reste des großen MonagkWh:u mit, Jn Mitten der Slobode Daniltoßkg, vorx deé Barriere von Moskau ward der Sarg auf einen prachtvollen, von 8 Pferden gezogenen, Wagen geseht und langte so gegen 1 Uhr Nachmittags an der Barriere an, wo die Geistlichkeit und alle Militairs und Beamten in der für dieje Feter- lichkeit bestimmten Ordnung ihn erwarteten. Vor dem Einzuge“ in die«Stadt ward bei der an die Barriere

stoßenden Kapelle das. Todtengebet verxichtet, und um

1 Uhr lge sich der ZUg nach der St. Michaels- Kathe- drale in Bewegung. * : d : Zu beiden Seiten des Wegs waren Truppen aufs gesteut; cine uuzählige Menge, Einwohner aller Stände bedecéte* die Trottoirs und Pläße a a Feuster waren mit Menschen beseßt, überdem are d noch Gerüste errihter und selbst die Dächer der Häuser mit Men- \chen bedeckt; allenthalben aber herrschte die ticfste Stille, vur burch Thränen und Schluchzen besonders dann unterbrochen, wenn der Leichenwagen vor einer Kirche anhielt, wo jedesmal das Todtengebet gehalten wurde. Um 45 Uhr gelangte der Zug zur Kathedrale, wo dann der Sarg von deu General - Adjutanten und Adjutanten des Kaisers nach dem Katafalk getragen ward. Nachdem er hier , nebst den fkaiserlihen Jnsignien und Orden aufgestellt war, verrichtete Se. Eminenz der Erz- bischof den feierlihen Trauerdienst, welchem nächst bis zur Nacht das Volk nach der Kirche gelassen wutde, um der Asche unseres angcbeteten Fürsten die lebte Pflicht zu erweisen. i Am 16. und 17. eilten die Einwohner von Mos- fau, jedes Alters und Standes wiederum nach der Ka- thedralez- unbeschreiblich war das Zustrômen, so wie der Ei- fer und die Verehrung, mit der man sih nahte, um deu Sara zu kfüssen; doch machte die tiefe Ehrfurcht gegen die Heiligkeit des Orts, wie gegen die geheiligten Reste, die sich dort befanden, dée polizeiliche Aufsicht Úberflüssig. Am 18., nah dem Trauerdienst, um 11 Uhr Vor- mittags ging der Leichenzug, in derselben Ordnung und unter denselben Feierlichkeiten, wie bei der Ankunft, wie- der von Moskau ab. L Copenhagen, 25. Februar. Das Jubiläum der Einfügrung des ‘Christenthums in Däânnemarfk wird am