1826 / 128 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

sind die Menschenpocken hier nit unterdrücft und ha- ben sich auch in einigen Dörfern des Küstranichen, Lands6- bergscen und Arnswaldeschen Kreises gezeigt. Es wird indeß überall, wo dieses Uebel erscheint, dée Impfung strenge in Ausführung gebracht, um es auf seinen Ur- sprung zu beschiänten und man darf hiervon das baldige

- gänzlide V-rschbwinden der Blattern hoffen.

IV, Pommern. Stettin. Der Charakter der Krankheiten bei den Menschen war im Aprilmonat vorherrschend fatharrhalisch-rheumatisch, zum Theil aber auch entzúudlich, bejonders, wenn die rguhen Ostwinde wehien. Daneben foiden sich wieder die seit mehr als 10 Jahren beinahe versch{chwundenen Wechsel fieber ein. Majern und- Scharlächsieder dauerten (mwer noch fort, erstere nit selten mit - entündlichen *Complicationen. Von den Menschenblätzern zeigten sih“ neue Sputen, hier im Octe, ‘im Randgivschen, Ueckermündschen, Py' riber und Naugardter Kreise, nirgeud fam es jedoch zu bedeutender-.Ausbreitung der!elben und man darf hoffen, daß die fleißigen Zwairgsimpfyngen. an den inficirten Orten, so wie-niht winder dieJebt. wieder ins Leben getretene neue Voccinátions - Otdnung=zur gänzlichen Vertilgung der Pocken sehr wirfsam sein werden. Köós lin. Das Scharlach fieber, mir: Rôthëln vermi!cht, hat in den Städten Schlawe- Schievelbelh und Falfen- butg völlig aufgehört, und existirt noch —wiewohi nicht bôsattig —. in verschiedenen Dörferti- des Fürstenthum: shen, Belgardschen und Drowburolhen; so wie in Wu- ster hause, Neustettiuschen Kreises: Stralsund. Auch im Aprilmonat Hab ares “Scharlachfieber, „die Rötheln und Masetn, erstere“ beide Krankheiten beson- ders in Greifswald und Gußkow, sowie in mehreren Dörfern des Greifswalder Kreises, fortwährend sich ge- zeigt, waren vorzuglih in Güßfow' im-Schwange und

es sind verhältnißmäßig. viele“ Kinder daran- gestorben.

Die leßtere Krankheit hät sich hier im Orté nur mehr ausgebreitet, ohne ‘jedoch bösartig zu sein. - Auch is zu Pantin, im Greifswalder Kreise, ein auf Urlaub entlassener Soldat von der früher gehabten fontagieusen Augenkcankheit wieder befallen und dadurch sind dessen Bater und Geschwister augesteckt worden. Zur Verhü- tung weiterer Vetbreitung dieser gefährlihen Krantheit sind jedoch sogleih die erforderlichen Maaßregeln in Ausführung gebracht worden. Säwmtliche- Kranke sind bereits in der Besserung begriffen. . Bei den sonst vorgekommenen Krankheiten ist übrigens der rheumatisch: katgarrhalischentzündlihe Charakter, verbunden mit gastrischeu Erscheinnngen ‘und nervdsen. Zufällen der stes hende geblieben. Wechselfieber, besonders dreitägige, waren hier und iti Greifswald nicht selle

V, Schlesien. Breslau, “Die im Monat April am meisten verbreitete Krankheiten waren fkathar- rhalishe Fieber, mehr oder weniger mit Rheumatiëmen verbunden. Wechselfieber, Milzbeshwerden und Blut- brecben- zeigten sich ebenfalls, fpäter rheumatische Ent» zÄndungen des Brustfells. Auch. Schlagflússe blieben nicht aus und waren oft {nell tôdtend, - Unter den Kindern waren die Masern vorherrschend, neben diesen der Keichhusten. Scharlachfiebe? waren viel seltener, so auch die Schaafpoken. Die Menschenblattern waren in Münsterberg, Breslau, Brieg, Trebnißer und Streh- lener Kreise, in die Stadt Brieg hatte sie eine Frau aus Polen eingebracht, Gegen die weitere Verbreitung sind überall die erforderlichen sanicätspolizeilicden Vors- fehrungen getroffen worden. Jm Gußhrauschen Kreise gingen die dreitägigen Fieber epidemish- herum. Das Scharlachfieber, die Masern und Rötheln hatten sich nur hie und da in einzelnen Fällen iai Münster:

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berger, Habelshwertter, Trebnißer, Namslauer Kreis gezeigt. Das Nevenfieder war zu Sabor, Neumarkt, hen Kreises, bei drei Personen ausgebrcchen und eine Magd zu Neu -Lomnißk, Habelshwerdter Kreises, daran gestorben. Liegniß. Auch. im Monat April war der allgemeine Gesundheitszustand sehr günstig. Hin neigung der Krankheiten zur Bösartigfkeit , allgemein curchgreifende Epidemieen oder Kontagionen kamen nit vor und die Sterblichkeit überschritt das gewöhnliche Verhältniß niht. Ju Sagan und der Umgegend uad in einem Dorfe, Sprottauer- Kreises , herrschten dit Masern epidemish. Der Verlauf diesex Krankheit waz ader äußerst gutartig, die derselben eigenthümlichen Lofalzusálle wurden in keinem Falle bis zur wahren Ent, zúndung gesteigert. Das Scharlachfieber. fam im Lúbener Kreztje in einigén Ortschaften vor. Nut in ein zelnen Fällen verlief. die Krankheit mit entschiedene Bösarttgfkeit, indem brandige Bräune zux Entwickelung gelangte. Jn Neudorf , Lübener Kreises, wuürdey ¡zwe Kilider-. von den wahren Menichenpocken befallen, Das Futrst Ergrissene war chou vor der Ankunft des Arztes verskonbtu. Man fand feine Spuren von Jmps narben a eutseelten Körper; das Zweite isi gu nesen. D f der Kranfheit war sehr gutartigq, meine nah modificirt durch die Vat cie, denn ŒVbiesem Kiude waren mehrere Jmpsnarben nicht zu._ verkennen. Für den unvollständigen Verlauf der Vaccine - sprechen die derselben gefolgten Pocken, Auf welchem Wege und woher das .Contagium in jeu Gegend gelangt ist, darüber haben die Nachforschungen noch zu feinem bestimmten Resultate geführt. Bi

weitem am häufigsten waren fatharrhalische und rheu ‘matische Affectionen und Fieber von dieser Grundlage.

Oppeln. Der Hauptcharxafter der Krankheiten im Mo nat April uncer den Erwachsenen war fatharrhalisci gastri]h , nervôs, Wech]elfieber , Augeu- , Hals - unh Lungenentzündungen, Gicht und Hämoxrhoidal - By [chwerden , Durthfälle, Nervenfieber kamen häufig vor, Kinder erkrankten an Scharlachfieber , Rötheln, Pocken und Varicellen. Jn. Dombrowka , Oppelner Kreise wurden 12 Personen von einem gastrish - nernösen Fie ber, befallen, jedo fast sämmtlich bald hergestellt. Die Pocken: Epidemie dauert in mehreren Kreijen des ies gen Regierungsbezirks noch fort. (Séhluß, folgt.

Königliche Schauspiele. Sonnabend, 83. Juni. Im Sctauspielhause: "7, Tati tüffe, ‘/ oder: „Der Scheinheilige,‘/ Lustspiel in 5 Abi theilungen. Hierauf: 7, Jch irre mich nie, ‘‘-oder: ,, Dit Ráuberhauptmaun,“/ Posse in 1 Aufzug, nach dem Fran,

von C. Lebrün.

Sonntag, 4. Zuni. Jm Opernhause: ¿„Strudel fôpfchen ¿‘/ Lustspiel in 1-Aufzug, von Th. Hell. (Mad, Neumann , Mitglied des Großherzoglich - Baden chen

Hoftheaters zu Karlsruhe: Bertha, ais Gastrolle.) Hie F auf: ¿,Audré,‘/ Lustspiel in 1 Aufzug, von Carl Biam, Und: „Die Wiener in Berlin,‘“/ Posse mit Gean}

in 1 Aufzug, von C. v. Holtei. (Mad. Neumann: Lait von Schlingen, Herr Haizinger hat' aus Gefälligkelt für Madame Neumaun , die Parthie des Franz übel nommen.)

Jn Charlottenburg: ,, Clementine, ‘/ Schauspic! in}

Z Abtheilungen, von Frau v. Weißenthurn. Hier uf: „Der gerade Weg ist. der beste,‘ Lustspiel in 1 Auszuß, von Koßebue. :

E Gedruekt bei Feister

and Eisersdorff. Redacteur Jo hi

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preußishe Staats - Zeitung.

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Berlin, Montag, den sten Juni 1826."

Amtliche Nachrichten. Kronik d es Tages.

Se, Königl. Hoheit der Herzog von Cumb erland, sind von Düben angekommen, e R

Angekommen. Se. Exc. der Kaiserl. Russische Genkral der Artillerie, Graf Arattschejew, von St. Petersburg, /

Zeitungs-Nachrichten. A u slaund.

Paris/- 29. Mái. Jn der Sibung der Depu- tirten- Kammer vem 26, nahm der Minister der geisilichen Angelegenheiten abermals da€ Wort, um die Rede fortzuseßen, welche er in der vorigen Sitzung an- gefangen hatter Es ist meine Absicht , sagt® er, heute die Geistlichkeit von dem Vorwürfe zu rehtfertigen, daß sie si Lehren hingebe, welche mit den Grundsäßen der

Ï gallikanischen Kirche unverträglich seien. Hier erinnerte

der Minister an das Geschichiliche der bekannten Erklä- rung von 1682, und bemerkte, daß im Eingange der- selben die Einheit der päpstlichen Machr ausdrücklich anerfannt sei, daß man also keineswegés auf diese Er: tläârung fußen könne um jene Macht zu bestreiten. Dies

| aber, sagte er, hat man am Anfange unsererr Revolution

wie auch später gethan, und dies ist der Zeitpunkt, wo man

| die Kirche Frankreichs vom Römischen! Stuhle hat trennen

wollen, und wo man zuerst vor ultramontanèn Lehren gewarnt hat. Es ist möglich, daß unsere jüngern Geist lihen Lehren zugethan sind, welche nie’ mit den Grund- sáben der“ gallicanischen Kirche überein gestimmt haben, vud er verfálle alsdann in den nämlichen Fehter, als die, welche das Unheil revolutionnärer Freiheit gesehn und um sich davor zu bewahren, sih einem- andern Extrem hingegeben haben; dies wird aber“die Zeit ausgleichen und sie werden, „ih zweifle niht daran, auf den rec: ten Weg zurück fommen. Allein, wendet. man ein, wie ist es möglih , dies Ziel zu erreichen, wenn unsere Jugend vor einer geheimen geistlichen Gesellschaft, von den Jesuiten, nach einer ganz andern Richtung hingeérieben wird (große Sensation). Es is hier nicht der Ort gründlich Alles abzuhandeln, was sich äuf diese derúhmte Gesellschast bezieht; ih werde blos von dem

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reden was bei uns statt findet. Außer den Könígl,

Gymnasien -besteyen n Fraänkreih an 300 Communal- Gymnasien mehr den 800 Privaterzrepungsan stalten, 80 rheologishè Seminarien und wenigstens: 400 Vorbe- reitungs|cchuten, welche man kleine Seminarien nennt. Keia Königliches, kein Communal . Gymnasium, kein theotogi]hes Seminarium und feine einzige Privatér- ziehuagsanjtáält sind in den Händen von Jesaiten. Von den kleinen Seminarien giedt es sieben, welche von Jejutten geleitet” werden, in diesen werden die höhern Schulkeuntunisse erlangt es werden die alten-Sprachen gelehrt, und von. Tyxologie 1t- dort nicht die Rede. Die Siminarien steyn übrigens unmictelbar unter dem Did- cejen - Biichof, der sie, wenn eres zweckmäßiz findet, schließen kann und, wie es in Sofssons geschehn ist, ge- [lossen hat. Das Geschêchtliche hievon ist tolgendes : Jm Jayr 1800 eatwarseneinmge. Geustiihe den Plan, den Jesuiten Oroen wieder eiuzüführen, Ste deschränkten sich jecoch varauf Ecziehungsanstalten zu gründen, "Buonas párte düldete sle zuerst; befayi im J. 1804 diese Háu Jer zu |chließen, duldete sie |páret. wieder einige Zeit und zwang sie schließlich auseinander zu géhn. Seit der Restauration haben diese Geistlichen sich wieder dem Lehrfach gewidmet, und leiten jeßt siebea Erziehungs- anstalten unter zwölshundert, welche in Frankreich

'bdestehn und es nur den in denselben das Lateinische,

Griechische und die profanen Wissen]chaft gelehrt; Theos logie aber gar nicht z“sie stehn unter der strengen Aufs siche, der Bishôfe und ohne ausdrückliche -Königl. Ges nehmigung fann feine neue gegründet werdêèn. Man urtheile hyternach 7ob- diejer Orden gefährlih genannt werden faun. Nein, meine Herren, die wahre Gefahr besteht in der Entwürdigung- der Religion und ihrer Priester und es ist an der Zeit, daß quan dem Volke begreiflich mache, daß es eben so wentg eine Religion oyne Geistlichkeit als eine Justiz ohne Richter haben

fann. Hr. Cas- Perier dankte dem Minister füt -

die Freimüthigkeit, womit: er gehorchè, fügte aber hinzu, daß leine Aeußerungen / nicht “geeignet seinen zu beru- higen, Endlich, sagte er, ist diese geheimnißvolle Con gregation dôffentlih anerfanye worden; man will uns wegen ihrer Einwirkung durch. die Geschichte ihrer Entz stehung und durch Darlegung ihrer Zwecke beruhigen. Dieje waren zeit- und zweckgemäß , als die Religion unterdrückt und verfolgt" war, wie andere geheimen res; ligidsen Gefellschaften unter gleichen Umständen. Jeßt aber wo alle Religionen gleihen Schuß erhalten , s sie, wenn sie im Sinne der Regierung wirkt, unnüß, wenn sie auf dem entgegeugeschten Wege wirkt , ist fie gefährlih denn ihre Mitglieder - und darunter stnd viele hohe Staatsbeamten noch - von andern Personen abhángig als von ihren Vorge}eßten , sonst "würde der Herr Minister niht, um seine Unabhängigkeit zu. des

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