1826 / 183 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Tue, 08 Aug 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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Famafs wurden mehrere hundert Kanoniere und Trup- pen von der Umgebung ‘des Seriaskers in die Salösser und Battetien vertheilt, wo sie ohne Anstand aufgenon men wurden; doch blieb während diejer Operation ein hinläagliches Observations - Corps in der Nähe aufge- ellt. ; f Die Werbungen für die regulären Truppen und die Waffenübungen derselben werden mit größter Thätigkeit fortgeseßt; l-ßteren wohnt der Sultan selbst ôdsters bet. Zu Unterbringung - der Truppen sollen mehrere große Ka- sernen erbaut werden; eine bei Daud Pascha , andere bei Kara Agadich , Lewend - tichisclik, und Scutatzi ; der Bau der ersten hat bereits begonaen ; Arbeiter von allen Nationen sind dazu aufgeboten worden. Um jede Erinnerung an das Janitscaren - Corps zu vertigen, wird auch das befannie Jan: hin- Kö)chk oder der Feuer- thurm auf dem ehertaligen Hotel des Janitscharen-Aga, . welches nunmehr zur Wohnung-des Musfti und der bei den. Kadiaskere bestimint ist, abgetragen, und ein neues im Esfi Secrai (alten Serail), wo der Seriasker sein Hauptquartier aufge.hlagen hat, erbaut werden, Die Fahne des Propheten i| noch 1(mmer im Serail- ausge- pflanze, wo auch die Mtnister mit ihren Bureaux, un: tec: Zelten sißkend, die Staatsgescháfte bejorgen.

“Eine Maaßregel, welche nicht geringes Aufsehen er. regte, weil fie einen der bekauntesten und früher ein flußreihsten Minister der Pforte betraf, ist die Abjeßung und Verbannung Sadik- Efendi's, vormaligen Reis- Efend1i's und zuleßt Jatendanten der Scrückgießeret, Er wird beschuldigt, einem der verurtheilten Janitscharen- Offiziere in seuncm Hause Zuflucht gegeben zu haven ; es 1st jedoch wahr|cheinlicher, baß andere Rücksichten diese Srrenge veranlaßten, "indem sih Sädifk, nebst Hussein Bei, jederzeit alo Gegner des gegenwärtig herr- schenden Systems gezeigt hatte. ;

Die Nachrichten aus den näher liegenden Provin- zen lauten sehr befriedigend für die Pîforte ; in Adria- nopel, Brussa und Smyrna ist die Abschaffang des Ja: nitscharen - Corps ohne die mindeste Schwiexigfkeit vor sich gegangen und iñ' Smyrna insbesondere hat si die dffentlihe Meinung sehr deutlich zu Gunjien der neuen Ordnung ausgesprochen wodurch es dem dortigen Pa ha leiht wurde, die Entwafsuung der Janitscharen, und die Vernichtung ihrer Regiments-Zeichen zu dewerk- stelligen.

Eine Abtheilung der Flotte -des Kapudan: Pascha, aus 25 Kriege\ch:ffen bestehend, ist am 4. d. M. von ‘den Dardanellen unter Segel gegangen. Man glaubt jeßt, daß die erste Unternehmung des Kapudan ‘Pascha gegen Samos gerichtet seyn dürfte, dessen Bewohner, Nachrichten aus Smyrna zufolge, sehr geneigt seyn jol- len, sich auf annehmbare Bedingungen zu unterwekfen. Die Zahl der Bewaffneten auf jener Jusel soll nicht mehr als cinige Hunderte betragen. Die Chefs, na- mentlich Logotheti, bekanntlich der erste Urheder des UKx- glúcks, welches die Jnsel Scto betroffen hat, sind nur auf Mittel bedacht, sih selbst im Augenblicke der Ge- fahr in Sicherheit zu bringen. Logotheti hält zu die- sem Behufe stets ein Fahrzeug in Bereitschaft, um bei

Annäherung der türkischen Flotte sogleich die Flucht er

greifen zu fönnen.

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(Schluß folgt.)

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Magdeburg, 4. August. Der dritte August, y dem danfbaren Volke dem hochverehrten und herzlig geliebten Vater des Vaterlandes geweihet, wurde, wj (mmner, an der Elbe, wie vom Niemen und der Wei jel bis an den Ryein und die Motel, mit der Vat landsliede gefeiert, welche wir als kostbares Vei midt niß der Urväter den späten Eúfeln hinterlassen werden Die Gefühle, welehe die frohen Blicke in jedem hoch wegten Herzen juchten, und aus dem glethgestimmt Gemüch in das befreundete hinuber trugen , mußt auch dieß Mal dem Beobachter, in allen zahlreihy Kreisen, welche Magdeburas Bewohner in der Stat wie in der Umgegend, zu Fesimahlen vereinigten, du ote erfreulichen Zeichen der Eintracht aller Stän einen hohen Genuß gewähren. Wie frei und wodl j uns in allen unseren staatsbürgerlichen Verhättnisi räglih fühlen, trict an diesem Volksfeste am stärkt hervor. Ueberall Jubel, und mrgenès ein stören Ausbruch des Uedermaaßes. Die Art, wie wir h Fe1t begehen, ist nun einmal so volfsthümlich geword daß das Bebúrfuß eines Wechscle nicht gefühlt wu) und ganz neue Anordnungen , des Reizes dec N euhti angeachtet, fkfaum will’oinmen sein dürften. Auf di Tanzbdden und in den Gärten, in deu ge1ch!lo sen Gejellich ften , wié an den Lastörtern der Umgegen findet sich leihe das Gleiche zu dem Gl-ichen , und sreuet sih auf die gewohute Weise. Für alle Stän) und j2des Alcer diloen aber zwei Haupimomente un vei Pábe jedes Mal die g: dßten Veretutgungspunkte am frúhen Morgen der Uebungsplaß der Krieger a der Scharnhorst Schanze, und wenn das laute Hurra den Gottesdienst der Kriegshaufen sloß, und das G ichúß, gedonnert hat , vom Mittag bis zum” Abeud Herrenfkrug. Auch dies Mal vereintate das Viere der Krieger bei jener Schanze mit den Hxeertührern d eingeladenen Häupter der Landes - und Stadtbehörh zur Morgen - Andacht der Besaßung, und die Mittq cafêl unter dem großen Zelte auf dem Herrenfi j-ne und diese mit den angesehenst:-n Einwohnern | Stadt, úberall umgeben von einem frohen Krei]e, ü

Tausende bi!det-n; und an das Lebehoch von ll Gästen dem Kdi.ige, utter dem Donner des Gelchii eyrfurhtsvoll dargebraht, schloß sich ein Lied, ult Begleituög der Justrumente der Musik des 26sten l nien- Infanterie: Regiments, angestimmt von den Qu gern desselben, und als treuer Ausdruck der Gefill welche jedes Herz erhoben, initgesungen von den Gâst der Festrafel und den Zuschauern des Umkreil|es.

= Ayrweiler, 26, Juli? Gestérn- wurde dem Vi germeister schon eine reise Traube überreicht, und durch Glockengeläute, wie gewdhnlich, der ganzen hi gen Gemeinde angezeigt.

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Kont ait Schauspiele, Montag, 7. August. Jm Schauspielhause, Von? Gesellschast des sranzösischeun Theaters zu War|chau Y oen folgende Srúcke dargestellt: Le barbier de. d ville,“ ou: „La precaut1on inùtile,““ Comedie en actes, de Beaumarchais. Hierauf: Le Gastron® sans argent;,“ Vaudeville en un actec, de Scribe.

Gedruckt bei Feister und Eisersdorff

Fedacteur Fo hu

Weller Agent zugelassen worden war.

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meine

Preußishe Staats-Zeitung.

N

183.

Berlin, Dienstag, den Sten August 1826.

Amtlihe Nachrichten.

MRONUb. 0.06 Tag e 4%

: Des Königs Majestät haben den Ober» Landesge- ihts. Assessor Frißze zum Stadtjustizrath dci dem Land- ind Stadtgericht zu Magdebur zu ernennen geruhet.

Seine Königliche Majestäc haben den Land- und Dtadtrichter Teichert zum zweiten Kreis-Justiz-Rath des Et Kreises in Schlesien allergnädigst er- annt.

Jhre Königl. Hoheiten der Prinz und die P-in sin Wilhelm von Preußen nebst HöchstJhrer jumilie, sind nach Schloß Fishbah in Schlesien voa hier adgegangen.

Durchgeréist. Der. Königl. Niederländische Ka- h.

P IULLae N A-BU T0 von Brüssel nah Sr. Peters- urg. i - :

«Zeitungs-Nachrichten. Ausland.

Paris, 1, August. Die Etoile theilt die Corres- jondenz mit, welche zwishen dem Befehishaber unserer Station im Mextcanischen Meerbusen, Vice- Admiral Duperré und dem mexicanishen Minister der auswär: ligen Angel. rücksichtlich eines H. Marcin statt gefun- in hat, welcher von der französishen Regierung zum ibersten Handelsagenten in Mexico ernannt worden war. Es geht hieraus hervor, daß der Präsident der Reputlik Mexico abgelehnt hat, den Herrn Martin: in der oben- wähnten Eigenschaft offiziell zu erfennen, weil einem ihnlichen Agenten der Republik, Herrn Murphy, dies in Paris auch nicht bewillige und er nur als confiden- ler Der mëexicanische Minister ertlárt demnach in seinem Schreiben, daß er kereit sei, H. Martin in der eben angedeuteten Art in Mexico residiren zu lassen, Aus der mitgetheilten Cor: tespondenz ist nicht ersichtlich, ob dieses Anerbieten von französischer Seite angenommen worden sei.

Die Wahrheit der gestern. von einigen Zeitungen gegebenen Nachricht wegen der Veränderung des portu: giesishen Ministerii wird von der Etoile bezweifelt; se trinnert daran, daß der in jenen Blättern als künftiger Minister derx ausw. Angel. bezeihnete Don Sylvester Pinheiro in inniger Verbindung mit dem im J. 1824 wegen staatoverbrecherischer Umtriede vor Gerichr gestell-

ten Socuquaire-Souligne gestanden hat; und sle bemerkt, man wúrde shwerlih die Leitung der portugiesischen R gierung Männern anvertrauen, die wegen ihrer ver- dercklichea Grundsäße und wegen ihrer engen Verbin- dungen mit den -spanischen, piemon. sich:n und portu- giesischen R-volutionnairen hinlänglich bekannt sind.

Aus Corfu schreiber man v. 4 Jali, daß seit der l:ßten Regierungsveränderung vielmehr Einigkeit unter den Häuptern der Moreoten herrshe, welches auf die Kriegsoperationen äußerst günstig wirke; die Aegyptier hätten auch seitdem mehrere Niederlagen erlitten.

Die nah Griechenland bestimmte Expedition des Schiffes Jeune Emilie ist den 19. d. M. in Marseille unter Segel g'gangen. Es befinden sich am Bord die- ses Schiffes 45 Philhellenen, 1100 Kisten Zwieback, 300 Centner Pulver ‘und eine bedeutende Anzahl Flinten, welche der Lättiher Griechenverein übersandt hat.

Jn Lyou sind fúr die Begleiter der jungen Aegyp- tier, welche ihrer Studien halber nah Frankreich fom- men, in einem der ersten Gasthäuser Wohnungen bestellt worden, i

Fünfprocentige Rente 100 Fr... rei i 6 L g F Dreiprocent.

Set. Petersbnrg, 29, Juli. Von dem Jnhalce des (gestern kürzlich erwähnten), in der Vershwörungss- sache an Se. Majestät den Kaiser erstatteten Berichts des Ober- Kriminalgerichtshofs theilen wir nachträglich folgendes mir.

Bei Einseßung des Gerichtshofs hatten Se. Maj., da die gewöhnlichen Formen des Straf, Codex in dem dermalen vorliegenden, die schwersten Attentate gegen das Feih betreffenden Fälle nicht für ausreichend defunden werden fonnten, eine Reihe von Zusaß-Vorschriften er- theilt, wélche, auf der allgemeinen Ordnung des jurtdischen Verfahrens beruhend, für unerläßlih erachtet wurden, um den Gang des Prozesses zu sichern. Der Gerichts- hof erdffnete scine Sißungen am 3. Juni durch Verle- sung des Kaiserl. Manifestes, worauf der Bericht der Untersuhungs Commüission, nebst den, auf jeden der An- gesculdigten Bezug habenden, von der Commission aus den authentischen Dokumenten der Acten zusammenge- stellten Notizen verlesen ward. So authentisch nun aber auch die Actenstücke der Untersuchungs .Commission- waren, so erheischten doch die Ordnung des Wchts und die von Sr. Moaj. ertheilten besonderen Vorschriften, daß man aus dem’ Munde der Angeschuldigten selbst die Bestätigung ihrer Aussagen und Cingeständnisse erlange. Um zu diesem Ende zu gelangen, wurde von den beiden sich darbietenden Wegeu, als der geeigneteste, die Ernens nung einer Commission? aus Mitgliedern des Gerichts- hofs, beschlossen, Vor dieser mit der Revision der Vere dre beauftragten Commission bestätigten alle Angeschuls- digten , ohne Ausnahme, ihre früheren Aussagen mit