1826 / 196 p. 1 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Wed, 23 Aug 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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Nach Briefen aus Tury (einer galicishen Stadt an der portugiesischen Grenze) sind 8 Oificiere, die, au] unbestimmte Zeit beurlaubt, vor furzem in dem Augen- blick angehalten worden waren, als sie über den Minho gehen wollten, von dem General-Capitaine in Galicien, D. Nazario Egüca vor Gericht gestellt , für Rebellen erflärt und auf der Stelle erschossen worden- Dieses Beispiel von Strenge wird ohne Zweifel auf die Un- ruhestister Eindruck machen. 3 :

Man hat mehrere Tage lang viel von einer Belei: digung geredet, welche der Prinzessin von Beyra wli- derfahren scin sollte; das Wahre an der Sache ist nihts weiter, als Folgendes: Am 20, Juli, als die Prinzessin von einer Spazierfahrt in einem offenen Wagen, worin sich außer ihrem Sohn, dem Jufanten D. Sebastian von Bourbon-Braganza, noch einer ihrer Kammerherrn befand, zurücfkam, sagte Lebterer, wäh: renddem sie über den Santjago-Plaß fuhren, zu der Prinzessin, daß mehrere Personen fich dem Wagen nä- herten, und ¿es sterbe die von Beira!‘/ riefen, Diese abscheuliche Aeußerung, welche der Kammerherr vernom- mèn zu haben- glaubte, gab der Pri:-ze)sin zu einer des- fallsigen Mittheilung an den Gouverneur des Raths von Kastilien, Hrn. v. Villela, Anlaß; Leßterer machte davon an den Souverneur der Kammer der Alcalden weitere Mittheilung, und dieser beauftragte zwei Alcal:

den mit einer Untersuchung des Hergangs, zu welchem f

Ende auch der General - Polizei - Jntendant und der General: Capitain ihre Mitwirkung eintreten ließen. Es ergab sich dabei, daß fein einziger Bewohner des obge- nannten Plaßes den fraglihen Ruf gehört, und daß auch der junge Prinz eben so wenig, wie die Prinzessin etivas davon vernommen. Die Prinzessin hat den Be- amten, die bei der Untersuchung thätig gewesen, dafür gedankt, und sich alle darauf Bezug habenden Piecen zustellen lassen. s i |

Jn Granada haben neuerdings wieder mehrere Erd- stöße statt gefunden, und ‘man lebt dort fortwährend in Besorgniß einer furchtbaren Katastrophe. | :

Briefe aus der Havannah melden; daß die spani- \che Brigg Mars einen columbishen Corsaren mit 50 Mann dahin aufgebracht hatte; sie hatte ihn beim Cap Florida genommen. 5 :

Briefe, aus Santander geben“ Nachricht von der daselbst erfolgten Ankunft eines Theils des aus der Has vannah erwarteten Ge|hwaders. i China, - Ueber China enthält der Oriental: Herald ende statistische Angaben: Das chinesische Reich ist 20 Provinzen eingetheilt; man -zählt darin 135 Hauptstädte und eben so viele große Städte vom ersten Rang. Die Tapen und Abgaben belaufen si jährlich auf ungefähr 137 Mill. Pf. Sterling. Davon muß man 1,912,000 Tonnen Getreide und Reis für den Unterhalt der Truppen und zur Erhaltung der öffentli: chen Magazine abziehen. sens fkofter nur 12 Mill. Pf. St., aber dagegen fostet der Militaix-Etät mehr als 8 Mill. Pf. St. Jm chinesi- hen Budget finder man 8 Millionen für dre Einhal- tung des gelben Flusses, 2 Millionen für die Gärten

folg in

von Tucu-Ming, und große Summen für die Scaats- [

minister der ersten und zweiten Klasse, deren man nicht weniger als 3525 (?)- zählt, Die Staatseinkünfte in Geld und Produften werden auf beiläufig 30 Mill. Pf. St. angeschlagen. Dazu fommt fast 1 Mill. an Etn- und Ausfuhrzöllen von den Canton einlaufenden englischen und amerikanischen Schissen, Englands Ein- fünfte, das doch nur 22 Mill. Einwohner zählt, belie- fen sih im Jahre 1821 auf 17 der Einnahme des gan- zen chinesischen Reiches, das nach den leßten Zählungen

Der Unterhalt des -Civilwe--

nicht weniger als 146 Mill. Einwohner hat, wovon 2

tenstellen sind nur 9511, der Offizierchargen aber 7552, Die Armee ist eine ungeheure Masse von 1,263,000 Mann, worunter 822,000 Mann Jufanterie, 410,000 Mann Cavallerie und 31,000 Seesoldaten sich befinden,

F l 4 D.

Bromberg. Die Vaccinations - Listen für das

Fahr 1825 zeigen das erfreulihe Resultat, daß in die sem Jahre im hiesigen Regierungsbezirk 16,005 Judi viduen mit glücflihem Erfolge vaccinirt worden sind eine Summe, welche, verglichen mit der Zahl der 16,82 im selbigen Jahre lebend Geborenen, als cin sehr gün stiges Resultat erscheint, besonders wenn man erwägt daß 2814 der leßteren bereits im ersten Lebensjahre star ben. Nicht weniger günstig stellt sich das Resultat de früheren 9 Jahre der Verwaltung der hiesigen Regie rung in jener Hinsicht dar. Denn im Jahre 1316 wurden 20,206 Jndividuen, z t 207 s 18,144 1818 14,052 1819 14,510 1820 13,138 1821 14,266 1822 13,260 1823 13,560 1824 13,254

T S ict dn minen ita BlSGZ R mithin in Summa 134,390 Jndividuen}

mit glüflihem Erfolge- vaccinirt. Rechnet man hie die obige Summe der im YJohre 1825 vaccinirtin, erhält man für das erste Decennium der hiesigen Regi rungs Verwaltnng die Summe von 150,395 Vaccinirte eine Summe, welche mit der Gesammtzahl der Bej ferung des Regierungs-Bezirks, von 325,529 Seel im glücklichsten Verhältnisse steht. :

Franffurt a. d. O. Von den Gemeinden d hiesigen Kreises sind zur Verschönerung der Landwel durch freiwillige Beiträge 77 Rthlr. 16 Sgr, auf bracht worden. 2 L

Jn dem Kottbusser Kreise ist seit einigen Jahré für das Schulwesen viel Lobenswerthes geschehen, il dem das Einfommen- der: Schullehrer fast überall dur baares Geld und Ueberweisung von Gartenland, à ausfômmliche Weise festgestelle ist, und seit 5 Jahr allein außer 4 neuen Predigerhäusern 22 neue Sd häuser auf Kosten der Patrone und. der Gemeinden ( haut worden sind. :

Die Stadt Landsberg a. d. W. hat die Legung 6 nes Steinpflasters auf der dortigen Müylenvorstadt 6 eigene Kosten zu Stande gebracht.

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und

Königliche Schauspiele

Dienstag, 22. Aug. Jm Opernhause: „Johann vi Paris‘, Singspiel in 2 Abtheilungen, mit Tanz; à beibehaltenen Musik von Boyeldieu, aus dem Frans schen des St. Zust, frei bearbeitet dur C. Herflo (Madam Marschner: Clara, Prinzessin von Mavartl Hierauf: „das schlecht bewachte Mädchen“ (la fille n rardée), pantomimishes Ballet in 2 Aktheilungen, V d’Auberval, für das hiesige rihtec vom Königl. Solotänzer Hoguer.

Gedrueckt bei Feister und Eisersdorff.

Redacteur Joh

ßerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am

Königl, Schauspiel cin P

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Preußishe Staats - Zeitung.

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Ag 196.

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Amtliche Nachrichten. Kron if des Tages.

Angekommen. Se. Excellenz der Wirkliche Ge- heime Staats- und Kabinets: Minister, Graf von Bernstorff, von Ems.

Der Königl. Daiersche Kämmerer, Geheime Rath, außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister am hiesigen Hofe, Graf von Luxburg, und

Der Königl. Würtembergsche General-Major, au:

hiesigen Hofe, Graf von Bismark, von Dresden.

Zeitungs-Nachrichten.

Auslan d.

Paris, 15. Aug. Se. Maj. haben den chemali- gen Bischof von Neu - Orleans, Dubourg, zum Bischof von Montauban ernannt. i j

Der Erzbischof von Paris hat ein Mandement, wegen Schließung des Jubiläums und wegen Erfüllung des Gelúbdes Ludwigs XIIL, (wodurch Frankreih dem unmittelbaren Schuß der heil. Jungfrau empfohlen wird) erlassen, Diese doppelte Feierlichkeit findet heute, am Tage Marià Himmelfahrt, statt, und es sind be- eits alle Vorbereitungen dazu getroffen, Das silberne Standbild der heil. Jungfrau, welches der König un- serer Metropolicankirche geschenkt hat, wird in einer feierlichen Procession umhergetragen, und darauf das Tedeum wegen Schließung des Jubiläums gesungen werden. Der Nuntius Sr. Heiligkeit wird den päbft- lihen Segen ertheilen.

Die in Paris anwesenden Portugiesen werden durch die Zeitungen aufgefordert, sich Morgen nach der Wohnung des Portugiesischen Gesandten zu begeben, Um der Constitution in seine Hände den Eid zu leisten.

Aus Valenciennes meldet man, daß auch in der dortigen Gegend mehrere heftige Gewitter gewüthet, Und großen Schaden angerichtet haben; alte starke Bäume sind entwurzelt und weit hinweg geschleudert worden , während- die, welche fester angewachsen waren, wie s{chwache Rohre ‘zertrümmert wurden, Mehrere ersonen versichern, sle hätten dunkelgraue, ein bis ein und ein halbes Pfund schwere Stcine vom Hiramel! fallen seßen, und ein junger Mensch sei sogar von ei- iem Aerolithen am Kopf getroffen und {wer verwun- det worden.'

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Berlin, Mittwoch, den 23sten August 1826,

Bei dem Feste, welches gestern im neuen Tivoli statt gefunden hat, sind mehrere der: fürzlich in Dle angefommenen jungen Aegyptier] gegenwärtig gewesen. Ihre fremde und reiche Kleidung zog die oft lástige wenn auch nicht unhöflihe und zudringliche Neugierde der Anwesenden auf sich. Uebrigens muß man den Parisern die Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß sie I ate in N E Sas d Zeiten sagen: „„Ah! e err ist ¿éin Perser! Das i rios! Wie ; man ein Perser sein ? ‘‘ A e O

Jn Nancy, wo sich, wie überhaupt in Lothringen viel Juden aufhalten, ist, nah dem Beispiel t Mets eine jüdische Gewerbschule errihtet worden, deren Zweck ist, die heranwachsende Jugend dieser Nation zur Ar- beit anzuhalten, und vom widergeseßlichen Schachern, welches Einzelne so oft treiben, abzubringen, Die. Zôgs- linge werden aber nicht nur zu guten Handwerkern, jondern auch zu guten Menschen „und- braven Untertha- nen gebildet, denn sie erhalten Unterricht in der Reli- gion, im Lesen, Schreiben und Rechnen. Die Anstalt hat bereits 35 Lehrlinge ausgebildet und bei verschiede- nen Meistern untergebracht; und es ist feruet die Maaßs- regel getroffen worden, daß jeder in Nancy arbeitende jüdische Handwerker die Befugniß haben foll, seine Mittagsmahlzeit in der Anstalc für einen fehr geringen Preis zu erhalten. «Die Urheber dieses Unternehmens Mea das No Lob, denn sie haben den esten Weg eingeschlagen, um ihren Schüßlin haft G O zu sein, : Ó n G Ad

rüssel, 17, Aug. Se, Königl-—Hoheit, d Prinz von Oranien, ist vorgestern M: ae land in hiefiger Refidenz eingetroffen.

Der Minister des Junern ist vorgestern Mittags von hier nach Mons abgegangen.

Ein Kaiserl. Oesterr. Kabinets - Courier ist vorge- stern früh mit Depeschen. nah London hier durcbgereist.

Moskau, 7. August. Gestern fand der Einzug

‘des Allerdurchlauchtigsten Kaiser - Paares in Moskau

statt. Obgleich ein leichter Súd- Ostwind unaufhörlich wehte, so hatten wir dennoch 26 Grad Hißbe. Allen Ungiúcksfällen und Unannehmlichkeiten vorzubeugen, hatte die Polizei Tages zuvor publicirt: Ein jeder Zu- schauer möchte sh bis 2 Uhr Mittags zu der Stelle, die er beim Einzuge des Allerhöchsten -Kaiser - Paares einzunehmen gesonnen sei, hinbegeben, Falls er sonst von der Militair-Besaßung der Straßen daran verhin- dert werden, und sich die Schuld selbst zuschreiben fônnte, Daher drángte sh um jene Zeit die Menschen- masse, die rechte Zeit nicht zu versäumen , unaufhalt- sam durch die Straßen den Gerüsten zu, auf welchen die Pläße von 1 Rub. bis 2 Dukaten bezahlt wurden. Auf allen Dächern erblite man Menschen. Die ersten