1935 / 127 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Jun 1935 18:00:01 GMT) scan diff

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Neichs8- und Staatsanzeiger Nr. 127 vom 3. Juni 1935. S. 4

Bn i Die Reichswirtschaftskammer hat einen Beirat. des Beixats sind i a) der Leiter, seine Stellvertreter und der Leiter der Arbeits- gemeinschaft der Fndustrie- und Handelskammern, b) die Leiter der Reihsgruppen und der Hauptgruppen der gewerblihen Wirtschaft, c) die Leiter der Wirtshaftskammern, d) die vom Retichswirtschaftsminister berufenen Mitglieder, und zwar ein auf Vorschlag des Reichsbauernführers berufener Ver- treter des Reichsnährstandes, ein auf Vorschlag des Reichsministers des Fnnern berufener Vertreter der Gemeinden und sonstige in der gewerblihen Wirtschaft tätige oder mit ihren Verhältnissen besonders vertraute Personen. Die unter b und e bezeihneten Mitglieder des Beirats können sich im Falle der Behinderung durch ihre saßungsmäßigen Stell- vertreter vertreten ‘lássen.

Der Leiter der Reichswirtschaftskammer beruft den Beirat auf Wunsch des -Reichswirtschaftsministers, der den Gegenstand der Beratung bestimmt und die Verhandlung leitet oder sih- ver- treten läßt.

Der Leiter der Reichswirtshaftskammer kann den Beirat N zur Beratung von Angelegenheiten der Selbstverwaltung berufen.

Der Leiter der Reichswirtschaftskammer soll dem Beirat Ge- legenheit zur Aeußerung in allen Angelegenheiten geben, die für die Mitglieder von besonderer Bedeutung sind, insbesondere

a) zum Haushaltplan,

b) zur Umlage,

c) zu grundsäßlichen Fragen der Organisation der gewerblichen

Wirtschaft. _

Zur Vorbereitung der Arbeiten der Reichswirtschaftskammer können für bestimmte Angelegenheiten aus Mitgliedern des Bei- rats und anderen mit dem Fachgebiet besonders vertrauten .Per-

sonen Arbeitsausschüsse gebildet werden.

Der Leiter beruft die Mitglieder des Ausschusses und bestimmt den Vorsißenden: :

Wie die Arbeitsgemeinshaft der Fndustrie- und Handels- kammern, haben auch der Deutsche Handwerks- und Gewerbe- kammertag, die Reichsgruppen und die Wirtshaftskammern dafür zu sorgen, daß die Arbeiten der Ausschüsse dur die Sachbçgarbeiter threr Geschäftsführungen unterstüßt werden.

S 10.

. Die Geschäftsführung der Reichswirtschaftskammer besteht aus einem oder mehreren Geschäftsführern, die vom Leiter mit Zustimmung des Reichswirtschaftsministers bestellt werden. Die Verteilung der Geschäfte unter sie regelt der Leiter.

Die sonstigen für die Erledigung der Geschäfte notwendigen Arbeitskräfte werden vom Leiter oder dem von ihm dazu bevoll- mächtigten Geschäftsführer bestellt.

Die Anstellungsbedingungen der Geschäftsführer und der übrigen Angestellten regelt der Leiter.

Die Geschäftsführung arbeitet nah Anweisung des Leiters der Reichswirtschaftskammer. Wie die Geschäftsführung der Arbeitsgemeinschàäft der JFndustrie- und Handelskammern stehen au die Geschäftsführungen des Deutschen Handwerks- und Ge- werbekammertages, der Reichsgruppen und der Wirtschaftskam- mern dem Leiter der Reichswirtshaftskammer zur Erledigung der Aufgaben -zur Verfügung.

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4 Der Haushaltsplan der Reichswirtschaftskammer bedarf der N Zustimmung des Reichswirtschaftsministers. * FFnnerhalb: diesss].

Haushaltsplans wird für die Arbeitsgemeinshaft der JFndustrie- und Handelskammern ein Sonderhaushalt aufgestellt. /

Der Haushaltsbedarf der Reichswirtschaftskammer wird zur Hälfte auf die Reichsgruppen, zur Hälfte auf die Arbeitsgemein- haft der Jndustrie- und Handelskammern und den Deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag nah näherer Bestimmung des Leiters der Reichswirtschaftskammer umgelegt. :

Der Haushaltsbedarf der Arbeitsgemeinschaft der JFndustrie- und Handelskammern wird von den Fndustrie- und Handels- kammern aufgebracht. L

Das erste Geschäftsjahr der Reichswirtshaftskammer beginnt am 1. April 1935.

Warn pn anes arr et

Sazung det Arbeitsgemeinschaft der Fndustrie- und Handelskammern in der ReichSwirtschafts- kammer.

Auf - Grund des § 2 Abs. 2 der vorstehend wiedergegebenen Satzung der Reichswirtschaftskammer hat der Reichswirtschafts- minister gleichzeitig die nahstehende Saßung der Arbeitsgemein- schaft der Fndustrie- und Handelskammern in der Reichswirt- schaftskammer erlassen: i

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Die Arbeitsgemeinschaft - ist die Vertretung der Fndustrie- und Handelskammern in der Reichswirtschaftskammer und be- arbeitet die gemeinsamen Angelegenheiten der Fndustrie- -und Handelskammern.

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Mitgliedèr der Arbeitsgemeinschaft sind die Fndustrie- und Handelskammern. : 8 3.

Der Reichswirtshaftsminister beruft als Leiter der Arbeits- gemeinschaft den Vorsißenden einer FIndustrie- und Handels- fammer und seine Stellvertreter. Der Leiter der Arbeitsgemein- haft und seine Stellvertreter sind ehrenamtlih tätig.

84,

__ Der Leiter vertritt die Arbeitsgemeinschaft bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Die Mitglieder haben ihn bei der Durhführung dieser Aufgaben zu unterstüßen.

S 5. Der Leiter regelt die Geschäftsführung der Axbeitsgemetn- schaft dur eine Geschäftsordnung.

8 6.

Den Beirat bilden bis zu 30 Vertreter der Jndustrie- und Handelskammern. Mitglieder des Beirats sind die Leiter der Wirtschaftskammern Die übrigen Mitglieder beruft der Leiter mit Zustimmung des Reichswirtschaftsministers.

Dem Beirat gehören auch die Stellvertreter des Leiters an.

__ Der Beirat berât den Leiter und unterstüßt ihn bei der Er- füllung der Aufgaben der Arbeitsgemeinschaft.

Der Beirat soll insbesondere gehört werden:

a) zum Haushaltsplan,

b) zur Umlage,

c) vor grundsäßlihen Maßnahmen,

satorischer Art. S T

Für bestimmte Gruppen von Beratungsgegenständen werden vom Leiter ange Ausschüsse gebildet. Fn fönnen auch Personen berufen werden, die keiner JFndustrie- und

Handelskammer angehören.

insbesondere organi-

Mitglieder

die Ausschüsse

Ausschüsse bestellt der Leiter.

Zur Bearbeitung einzelner besonderer Gegenstände kann der Leiter in gleicher Weise Sonderausschüsse einseßen.

8 9, Jst ein Ausshußmitglied, das einer Fndustrie- und Handels- kammer angehört, verhindert, an einer Sizung teilzunehmen, so kann die Kammer cinen Stellvertreter entsenden.

S 10.

Die Vollversammlung besteht aus Vertretern aller Fndustrie- und Handelskammern. Als Vertreter sind tunlichst die Mitglieder des Beiratres zu entsenden. Der Leiter beruft die Vollverjamm- lung und bestimmt die Beratungsgegenstände. O

Der Leiter oder ein Stellvertreter führt den Vorsiß in der Vollversammlung :

Die Vollversammlung kann zu den Gegenständen der Be- ratung gutachtlih Stellung nehmen. Ueber die Verwertung der Gutachten befindet der Leiter. :

8 11.

ministers den Geschäftsführer der Arbeitsgemeinshaft. Die sonstigen für die Erledigung der Géschäfte notwendigen Arbeits- kräfte werden vom Leiter oder dem von ihm dazu bevollmächtigten Geschäftsführer bestellt.

Die Anstellungsbedingungen des Geschäftsführers und der sonstigen Angestellten regelt der Leiter.

Die Geschäftsführung arbeitet nach Anweisung des Leiters.

S O Zur Bestreitung der Kosten werden Beiträge erhoben, die

Unter dem Vorsiß von Hüttendirektor Dipl.-Fng. W. Ban - nenberg, Hindenburg O/S, hielt der Verein deutscher Gießerei- fahleute in Anwesenheit zahlreiher Vertreter von Staatsbehör- den, Technishen Hochschulen, Bergakademien sowie wirtschaft- liher und tehnisher Verbände am 1. und 2. Funi bei Kroll in Berlin seine diesjährige Hauptversammlung ab. Aus allen Teilen des Reiches und des europäishen Auslandes waren die Fngenieure und Werksleiter der Gießereien in großer Zahl zusammengekom- men, um. in ernster Arbeit wichtige Fragen und Probleme ihres Faches zu beraten. L

Am Vormittag des ersten Tages hielten die Fachausschüsse und der Vorstand Sihungen ab. Am Nachmittag fand die erste Vollversammlung statt, in der als erster Vortragender Dr. - F n g. K. Roesch, Remscheid, über Verschleißversuche an legiertem und unlegiertem ‘Stahlguß berichtete. Grundlegende Ausführungen über den Schleuderguß von Nichteisenmetallen, wobei er auch auf die neuesten Bestrebungen, auch Formguß in Sand zu shleudern, einging, machte Oberingenieuxr Dipl.-Fng. A. H. Ludwig, Magdebuxg, während Dr.-FFng. E. Knipp, Magdeburg, în seinem Vortrag die Beda der Bildung von Gasblasen in Gußstücken eingehend behandelte. Zu dem Thema: Unterjuchun- gen über den Einfluß von Wasserstoff auf die Festigkeitseigen- schaften von Gußeisen machte Dr. -x5ng. W. Baukloh von der Technischen Hochschule Bexlin wichtige Ausführungen, die es denkbar erscheinen lassen, daß die heute üblichen oder ähnliche

Sta l tih niedrigeren Druken | durhgeführt werdén können.

Dex zweite Tag der Taguiig Wurde mit einer Aussprache des Vorsißenden „Hüttendirektor Dipl.-Fng. Bannenberg er- öffnet. Der Redner brachte hierin zum Ausdruck, daß eine noh stärkere Trennung der Aufgabenkreise in diejenigen der Preis- regulierung: und die der reinen Fachaufgaben erfolgen müsse, so daß Zersplitterung und Doppelarbeit vermieden würden. Die daxaus sih ergebende Zusammenfassung aller Fachkräfte komme dann um so ergiebiger der Gießereiwirtschaft zugute, die s{ließ- lich geistiger Auftraggeber des Fachvereins, aber auf diesem Ge- biete niht Selbstproduzent und -disponent sein solle. Aufgabe der Fachausschüsse des Vereins sei es, den Erfahrungsaustausch als die Grundlage aller Gemeinschaftsarbeit vorzubereiten, ferner alle verfügbaren und arbeitswilligen Kräfte zu vereinen und an- zuseßen an die Behandlung der noh offenen Probleme. Voraus- seßung wertvoller Arbeit sei aber Kenntnis der Zielsezung, das Wissen um die Aufgaben, ihre bisherigen Lösungsversuche und die Kenntnis einer in der Gegenwart bestmöglichen Lösung. Weite betonte der Vortragende, daß bei der Lage der jeßigen Weltwirt- haft oder besser Mißwirtschaft all die Anstrengungen erhöhte Bedeutung gewinnen, die auf die Entwicklung neuer Roh- und Ersaßstoffe aus heimischer Erzeugung hinausgehen. Auch hier liege ein Tätigkeitsgebiet, auf dem die deutshen Gießereifachleute ihren Mann stehen sollen und werden.

Trotz der ungeheuren Schwierigkeiten, die sich aus der Aus- und Einfuhrfragé entgegenstellen, bestehe nicht der geringste An- laß zur Resignation. Die Mißgunst der Welt mache es heute mehr als sonst erforderlich, daß die deutshe Technik an der Spige der Entwicklung marschiere. Nur so könnten wir s{chließlich das Ausland auf dem Wege über die Qualität zwingen, unsere Er- zeugnisse zu kaufen. Daher heiße es: Alle Mann an Bord! ie Kraft für den Fortschritt und die Aufwärtsentwicklung ein- even!

Mehr noch als bisher müsse Forshung und Ausbildung ge- pflegt werden. Es gelte, den Nachwuchs mit dem jeßigen Stand der Gießereitechnik vertraut zu machen, aber auh in bester Zu- sammenarbeit von Wissenschaft und Praxis die Gießereitechnik und alle ihre Probleme weiter zu fördern und zu entwickeln.

Neben den - direkten Anregungen, die die Regierung der Qualitätserzeugung und. -steigerung gebe, seien es aber in erheb- lihem Maße auch die mehr mittelbaren Wirkungen der von der nationalsozialistishen Bewegung eifrig betriebenen Festigung der faufmännishen Moral, die dem Qualitätsgedanken förderlich sein werden. Denn lautere Wettbewerbsmethoden und gewissenhafte Preispolitik. seien die lebensnotwendige Vorausseßung für jede Qualitätsarbeit. Als Ziel winke die jeden Deutschen mit Stolz erfüllende Aussicht, daß es wieder in der Welt heißen wird: Die L Herkunft eines Erzeugnisses is ein Beweis für seine Uualitat.

Auf Beschluß des Vorstandes wurde hierauf dem Geheimen Bergrat Prof. i. R. Dr.-Fng. e. Bernhard Osann, Hannover, in Anerkennung seiner hervorragenden Verdienste um die Förderung und Ausbildung des Nachwuchses und um die Forschung im Gießereiwesen unter dem Beifall der Versammlung die Adolf-Ledebur-Denkmünze verliehen.

_Die Reihe der Vorträge eröffnete alsdann Dr.-Fnag. Bischof, Clausthal, über den Einfluß von Phosphor auf die mechanischen Eigenschaften von grauem Gußeisen bei höheren Temperaturen. Den Einfluß von Legierungselementen auf das Gefüge und die Festigkeitseigenschaften von Gußeisen behandelte Prof. Dr.-Fng. Uhl i b #\ch, Freiberg/Sa.

Als leßter Redner \prach Gauamtsleiter des Amtes für Technik im Gau Groß-Berlin - und Ratsherr der Stadt Berlin lente Karl Kasper zu dem Thema „Technik Birtshaft Weltanshauung“; er führte etwa folgendes aus: Die

l 150 Jahren erfolgte in der Richtung des privatwirtshaftlihen

Die Vorsivenden : und die stellvertretenden Vorsizenden der

Der Leitex bestellt mit Zustimmung des Reichswirtschafts- .

Prozesse „der Hydrierung, die wegen-dès hohen Hz2-Druckes in. hlgefäßen durchgeführt iderden ntüssen, eines Tages. bei wesents=, þ

Entwicklung der Wirtschaft und mit ihr der Technik in den leßten }

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‘auf. die Mitglieder unter Berücksichtigung ihrer Bedeutung und

Leistungsfähigkeit umgelegt werden. S

Reisekosten und Tagegelder für Vertreter von Mitgliedern werden nicht aus der Kasse der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Fndustrie- und Handelskammern bestritten. S ® l;

Die Arbeitsgemeinschaft erhebt mit den Beiträgen die Bei träge, welche die Jndustrie- und Handelskammern für die Reihhs4 wirtschaftskammer zu leisten Haben. | : j

Das Geschäftsjahr der Arbeitsgemeinshaft beginnt am 1. April jeden Jahres. / : i

Der Haushaltsvoranschlag der Arbeitsgemeinshaft bedarf dev Genehmigung des Reichswirtschastsministers.

8 13. ed

Die Arbeitsgemeinschaft der Judustrie-. und Handelskammern ist die Gesamtvertretung der anerkannten ‘deutshen Auslands handelskammern und wirtschaftlihen Vereinigungen deutschèr Jndustrieller und Kaufleute im Auslande. Die anerkannten Aus- landshandelskammern und Vereinigungen gehören der Arbeits gemeinschaft der Jndustrie- und Handelskammern als außerordent= lihe Mitglieder an. | i R

Die Mitgliedschaft erlischt, wenn die Vorausseßungen für die Anerkennung nicht mehr vorliegen. H ¿

Vertreter der außerordentlichen Mitglieder oder Vertreter von Vereinigungen solcher Mitglieder können an ‘Vollversam1- lungen der Arbeitsgemeinschaft teilnehmen. Sie können ferner auf Antrag zu den Sißungen des ‘Beirates zugezogen werden, wenn Angelegenheiten erörtert “werden, die die Beziehungen der gewerblichen Wirtschaft zum Ausland D i:

Von Beit zu Zeit soll nah Máßgabe des Bedürfnisses im Anschluß an eine Vollversammlung oder Sißzung des Beirates eine Versammlung der außerordentlichen Mitglieder stattfinden.

E C A U S I C I I I E E N S S

Tagung der deutschen Gießereifachleute.

Gewinnes. An Stelle der genossenschaftlihen Wirtschaft, deren Ziel Bedarfsdeckung war, trat die individualistishe Erwerbs- wirtschaft. Dieser großen Wandlung in der Wirtschaftsgesinnung leistete die Technik Gefolgschaft und machte sih dadur: den privatkapitalistishen Fnteressen dienstbar. Bismarck erkannte die Gefahr einer restlosen Jndustrialisierung und Mechanisterung der deutschen Wirtschaft und versuchte durch -Geseße regulierend einzugreifen und durch den Vertrag mit dem überwiegend agra=- rischen Staat, der Rohstoffquelle Rußland, der deutschen : Wirt- haft ein Ventil zu schaffen. Unter seinen Nachfolgern, die rein liberalistish-kapitalistish eingestellt waren, gelangte aber dêr Materialismus zur Herrschaft und leitete und beherrshte alle Funktionen der Wirtschaft. Eine Folge des fapitalistishen Ma= terialismus war der marxistische Materialismus. Der Kapitalis4 mus hatte in Verbindung mit der Technik einen großen Teil der Volksgenossen, die Jndustriearbeiter, vom Boden losgelöst und absolut an die Fndustrie gebunden. Dadurch wurde der Leben3=- raum dieser Menschen eine Fiktion, die nur aufrechterhalten blieb, solange sie in einem Betrieb beschäftigt waren. Mit dem Aufhören dieser Tätigkeit, also bei Eintritt von Arbeitslosigkeit, verloren sie ihren Arbeitsplay und somit ihren beruflihen Lebensraum. i : : Dem Kapitalismus und Marxismus stellt “der Nationalsozia- lismus seine Weltanschauung entgegen, die grundsäßlich eine Bin« dung der Wirtschaft und der Technik an Lebensxaum, Lebensgui und Lebensform des Volkes und Staates. fordert. - Es; ist mt möglich, Wir (E Vber | Terhnikanwentddung : ohne weltanschauliche Bindung “zu “treiben. ie; geistige Haktimg des ‘Menschèn be- timmt Gewufitlovër unbewußt. jede seiner Handlungen, und_ ent: P eend der geistigen Haltung wirken sih die Handlungen ‘aus, Die Wirtschaft ist nur eine Funktion A Ra welche ihrerseits die Grundlagen für eine gesunde Wirtschaft schaffen muß. Der Nationalsozialismus bejaht das Leistungsprinzip Und sorgt dafür, daß sich die Privatinitiative im Rahmen der national-

sozialistishen Wirtschaft und Technikanwendung voll und ganz

auswirxken- kann, wie dies auch der Führer in seiner Rede am 91. Mai d. J. ausdrücklich betonte. Ein Neuaufbau der Wirt- haft kann“ nur unter nationalsozialistisher Führung erfolgen, und ist es Pflicht eines jeden Volksgenossen, sih einzufügen und in diesem Sinne zu’ handeln. Bei der Durchführung dieses Auf- baues wird die Technik und die Wirtschaft zunächst einige Schritte rückwärts gehen müssen, was jedoch nur ein Sammeln der Kräfte u neuem o uoN ist. Der einzelne Volksgenosse .muß- durch Finordnung, d. h. durch Verzicht, beitragen, in seiner Eigenschaft als Bauer, Arbeiter und Unternehmer den Nachkommen ein Leben in einem natioyalsozialistishen Staat zu ermöglichen.

Die Lage auf dem Warenmarkt.

Jn ihren statistishen Uebersichten teilt die Dresdner Bank über die Lage an den Warenmärkten u. a. folgendes niit: :

Die Sluna an den internationalen Rohstoffmärkten hat im E Berichtsabschnitt weitere Fortschritte gemacht, Auf dem Weltkohlenmarkt hat sih in England das Fulandsgeschäft be- sonders für JFndustriekohle recht befriedigend entwickelt, während das Auslandsgeschäft zum Teil unter dem scharfen Wettbewerb namentlich Belgiens zu leiden hatte. Die polnische Kohlenausfuhr hat sih im Mai wieder gebessert. Die internationalen Eisen- und Stahlmärkte weisen weiterhin eine stetige Tendenz auf, obwohl das Ausfuhrgeschäft sih recht ruhig gestaltete. Das Fnlandsgeschäft wickelte sih in den meisten Fndustrieländern befriedigend ab. Das gilt namentlich für England und für Deutschland, wo in den leßten Wochen auch die Ausfuhr etwas lebhaster war als in den Vormonaten. An den Schrottmärkten ergaben sih keine wesent- lihen Aenderungen. Fn Amerika ist die Tendenz weiter fest. Auf dem deutshen Markt hat die Nachsrage der meist gut versorgten Judustrien nachgelassen. Auf den internationalen Metall märkten hat die Aufwärtsbewegung angehalten; -die Preise haben den Höchststand des Jahres 1934 überschritten. Der Bedarf war überall recht lebhaft. Die Weltkupfervorräte werden für Ende April auf 485 000 t beziffert gegen 484 750 Ende März, aber 593 000 t vor einem Jahre; einer Zunahme der Produktion: steht im April eine fast gleih hohe Steigerung des Verbrauchs gegey= über. Auch die statistische Position sür Blei hat sich gebessert. Auf dem Weltzinnmarkt blieb die Versorgung des Marktes mit greif= barer Ware infolge dex Verkaufspolitik des Zinnpufferpools weiterhin unzureichend.

Fortseßung des Handelsteils in der Ersten Beilage S E I P I I E

Verantwortlich: ; i / für Schriftleitung (Amtlicher u. Nichtamtliher Teil), Anzeigenteil und für den Verlag:

- Präsident Dr. Schlange in Potsdam; für den Handelsteil und den übrigen redaktionellèn Teil: Rudolf Lans YH in Berlin-Lichtenberg. E Druck der Preußishen Druckerei- und Verlags-Aktiengesellshaft, Hens Berlin, Wilhelmstraße 32. E af

Neun Beilagen ; (einshl. Börsenbeilage und zwei Zentralhandel3registerbeilageni

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Erste Beilage

zum Deutschen ReichS8anzeiger und Preußischen Staatsanzeiger

Berlin, Montag, den 3. Funi

its 1935

Ir. 127

Tagung der Deutschen Weltwirtschaftlihen Gesellschaft.

Ueber das Thema „Württemberg und die Weltwirtschaft“ s\präah im weiteren Verlauf der Tagung däs Vorstands- mitglied der Firma Robert Bosch A.-G,, stellv. Präsident des Württ. JFndustrie- und Handelstages, Direktor Walz. Er gab zunächst einen Ueberblick über die industrielle Entwicklung der württembergishen Wirtschaft, *in dem er besonders das Vorhandensein solider handwerkliher Kenntnisse und Fähigkeiten wie überhaupt die handwerklihe Grundlage und die Abstellung auf eine Qualitätsindustrie en Auch die wirtiémbergilehe Industrie wäre ohne ihre handwerklihe Grund- lage und ihre Qualitätsfabrikation nie zu der Bedeutung gelangt, die ihr heute sowohl im Wirtschaftsleben des Reiches als in der Weltwirtschaft zukomme. Fn Württemberg konnte nur eine Qualitätsindustrie Aussicht auf Erfolg haben, da nur die möglichst weitgehende Veredelung der verarbeiteten Rohstoffe einen Aus- gleih für die Vorbelastung mit hohen, durch die Lage des Landes abseits der Rohstoffgebiete und der Wasserwege bedingten Fracht- kosten ermöglichen konnte. Dieser Erkenntnis verdanke die württembergische JFndustrie ihre reihe Gliederung und ihre außer- ordentlih weitgehende Spezialisierung sowie die mit leßterer ver- bundene Betriebsform. Es überwiege die Form des mittelgroßen «Jndustriebetriebs bis herab zum kleinen, auf irgendeine Speziali- tät eingestellten Betriebe, und dementsprehend überwiege auch das persönliche, vom Besißer geleitete Unternehmen bei weitem die a0! der E A die A Größe entsprechend zur Gesellshaftsform greifen mußten. irektor Walz schilderte so- dann die Wege, die die württ. Ausfuhrindustrie gegangen ist, um fB auf den ausländishen Märkten durhzuseßen. r betonte, eine wesentliche, niht zu untershäßende Hilfe der Fndustrie in ihren Anfängen durch eine damals schon (vor 90 Jahren) ein- seßènde staatlihe Fördèrung mittels der Zentralstelle für Ge- werbe und Handel zuteil geworden sei. Der württ. Staat habe auch in der späteren Entwicklung, insbesondere durch die Schaf- fung geeigneter Einrichtungen zur technishen Weiterbildung des Navi es, der JFndustrie seine besondere Fürsorge angedeihen lassen. Direktor Walz schilderte sodann die Mannigfaltigkeit in der Zusammensezung der Ausfuhrartikel der württ. Fndustrie, die eine ganze Reihe von Spezialerzeugnissen umfassen. Die ge- samte Metallindustrie führe 40 % ihrer Erzeugnisse in das Aus- land aus. Auch in der Textilindustrie liege das Schwergewicht der Ausfuhr in der Spezialindustrie, die sich auf dem Gebiete der Verarbeitung der Garne zu Wirk- und Strickwaren entwickelt habe. Von der deutshen Ausfuhr in solchen Waren entfielen 1933 rund 20 % auf E DeLY, Die Beteiligung Württem- bergs an der Weltwirtschaft ergebe ih aus folgenden Zahlen: Der Anteil Württembergs an der Gesamtbevölkerung des Deut- hen Reichs betrage 4,3 %, sein Anteil an der deutschen eutige warenausfuhr jedoch 15 %. Von den insgesamt tätigen Arbeitern waren in 1933 noch etwa 50 % für die Ausfuhr tätig, eine Ziffer, die weit über der Durchschnittszahl des Reiches stehe. Direktor Walz {loß seine Ausführungen mit dem Hinweis, daß die Wiederherstellung normaler Verhältnisse im Welthandel in erster Linie eine Bereinigung der außenpolitishen Spannungen und eine intérnationale Verständigung über die Mittel vorausseze, mit denen auf dem Weg über eine Währungsstabilisierung wieder ein den Naturgegebenheiten der ‘am Welthandel beteiligten Länder D O O E 0 s iat h

ehex. das Thema. „Deut „und die. Weltwixtschast“ hielt der württembergische“ Bittjciaftäininisiee Vei toz D

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Lehnih, Stuttgart, einen Vortrag.

P S S Et 190 T O0 O T0 T ry

Das Gesicht des heutigen Welthandels kennzeihnete er mit wachsender Binnenwirtschaft, shwindender Ausfuhr, Rohstoffnot im Verbraucherland tros -Rohstoffüberfluß im Erzeugerland, gehemmter Güteraustaush, gestörter Zahlungsverkehr. Der einstige Begriff „Weltwirtschaft“ sei im Schwinden begriffen, die weltwirtschaftlihe Ordnung als Funktion der Wirtschafts- beziehungen der Länder zerbrochen, und eine neue Ordnung dieser A sei noch nicht erstanden. Die alte Weltwirtschaft sei niht auf dem Nebeneinander organish geordneter Volkswirt- haften, sondern auf dem Gedanken der wirtschaftlihen Welt- beherrshung und auf einer Arbeitsteilung aufgebaut gewesen, die die Produktion nah dem „besten Standort“ ausgertchtet habe. Mit _diesem Programm verfolgten die hochfapitalistischen JJndustrie-Exportstaaten Europas und Nordamerikas das Ziel ihrer Vorherrschaft. Zusammenfassend sagte Professor Lehnich zur Kennzeichnung der heute bestehenden Wirtschaftsfronten, daß in den hochkapitalistishen Ländern das alte Machtstreben mit heftigem Expansionsdruck bis zur Stärke des Wirtschaftskrieges und mit ebenso starker Autarkietendenz vorhanden sei. Fn den neutralen Staaten Europas beständen stärkste Krisenerscheinungen. Fn Ostasien sei ein neuer Jmperialist (Fapan) erschienen. Jn den Rohstoffländern sowie in den Ost- und Donaustaaten lägen autarkishe Bestrebungen mit dem Zwang zum Rohstoffexport vor. Hierzu komme im O\t- und Donauraum die Abhängigkeit vom Hochkapitalismus. Jtalien und Deutschland sei eine Teilautarkie aufge ingen worden, die darin bestehe, daß eine härfste Devisen- und Einfuhrbewirtschaftung durchgeführt worden sei. Dieses Bild bestätigte die Behauptung von einer aufgelösten Weltwirtschaft. Professor Lehnich nahm Vdäiti zu der Frage der heute in der Welt bestehenden geistigen Haltung, zu den Schwierigkeiten der Weltwirtschaft, Stellung. Er schilderte in diesem Zusammenhang, wie die materialistishe Haltung der Vergangenheit zu der Schöpfung des Typs des homo oeconomicus geführt habe, und betonte, daß heute der homo oéconomicus des 19, und 20. Jahrhunderts im Wirtschaftskampfe mit dem ewigen homo sapiens stehe. Mit Nachdruck betonte Professor Lehnich, daß es keine andere Lösung als die Rückehr zu den Grundsäßen und der Weltordnung gebe, wie sie einem gesunden Menschenverstand allein entsprächen. Weiter hob er hervor, daß Deutschland wieder als ehrlicher, geord- neter und vertrauenswürdiger Teilhaber an der Weltwirtschaft da- stehe. Er zeigte mit drei ‘Säpen die Linie auf, in der sih nach der heutigen Lage L, Aufmarsh auf dem Weltmarkt be- wegen und der Aufbau der Weltwirtschaft vollziehen müsse. Erstens werde Deutschland seine unmittelbaren bingen zu den Ländern zu erweitern und zu festigen haben, die bereit seien, Deutschland Waren in einem seiner Einfuhr entsprehenden Ums- fang abzunehmen, nach dem Grundsaß „Kaufe bei deinen besten Kunden“. Zweitens werde Deutschland versuhen müssen, einer übertriebenen Fndividualisierung seiner Handelsbeziehungen dur Bildung fkooporativer Beziehungen zusammengehöriger Großwirt- shaftsräume in Handelsverträgen neuer Art entgegenzutreten. Drittens werde Deutschland darüber hinaus alle Maßnahmen fördern, die auf eine Wiederherstellung einer kooporativen Wirt- \haftsordnung unter den Ländern der Erde auf der Grundlage der Gleihberechtigung und Beachtung der Lebensrechte aller ab- zielen. Damit bekenne \sich Deutschland, so {loß Professor Dr. Lehnich seine Ausführungen, zur Fdee der Gerechtigkeit, und es e von der Welt die gleiche Bereitschaft zu einem vom gea eitigèn Vertrauen aller getragenen Welt- und Wirtschafts- teden, E

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Oeffentliche Kundgebung anläßlich der Tagung der Weltwirtschaftlihen Gesellschaft in Stuttgart.

_Anläßlih der Tagung der Deutschen Weltwirtschaftlihen Ge- sellschaft sand im Hofe des Deutshen Auslands-Jnstituts cine große offentlihe Kundgebung statt, bei der das Thema „National- Chc H und Weltwirtshaft“ behandelt wurde. Ueber dieses Thema führte der Präsident der Fnternationalen Handelskammer,

entener van Vlissingen, U. a. aus, daß troy aller be- tehenden Unterschiede in den Tatsachen und Auffassungen ohne

usnahme eine Nationalwirtshaft auch eine Weltwirtschaft brauche, um ihrer Bevölkerung einen befriedigenden Lebensstan- dard geben zu können. Das treffe niht nur sür die Länder des eitropäischen Kontinents zu, sondern auch für ein Land wie die Vereinigten Staaten von Amerika. Auch dieses Land mit seiner dichten Bevölkerung und seinen reichen und wertvollen Grund- stoffen und Hilfsquellen bilde bei dew jeßigen Anforderun-en, die man an das Leben stelle, keine abgerundete, in sich ausbalancierte ökonomische Einheit. Man werde also nidt leugnen können, daß unser Lebensstandard in hohem" Maße abhängig sei von einer weckmäßigen Avbeitsteilung zwishen den Völkern. Jhn zu cr- halten und zu behalten, bedeute in’ unserer Zeit, enge wirtschaft- iche Beziehungen zu anderen Völkern zu haben. Bestrebungen, |t{ch mehr und mehr unabhängig von der Wirtschaft anderer Nationen M machen, müßten mit der Hergabe eines Teils des erreichten ebensstandards bezahlt werden. Daher könne auch keine Nationalwirtschaft gedethen, wenn die Weltwirtschaft. krank dar- niederliege. Die Hauptsache sei heute, daß etwas zum Neuaufbau der Weltwirtschaft geschieht, und zwar recht bald, um den Weg zu einer erhöhten Wohlfahrt leid ndan. Der Weg, der uns inter- national zusammenbringen solle, sei allerdings lang und schwierig. Was für Methoden, welche Systeme man dabei in Anwendung bringe, sei niht- so wichtig wie ‘die Geisteseinstellung, mit der sie ausgeführt werden. Fentener van Vlissingen gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Führer der Nationalwirtschaften alsbald die Kraft und: die Klugheit finden möchten, durch aufrihtiges Zu- sammenarbeiten das Schiff der Weltwirtshaft wieder flott "zu machen und durch Belebung der Weltwirtschaft die Nationalwirt- schaft der Völker wieder zu einer neuen Blüte zu bringen.

Der Präsident der Deutshen Weltwirtschaftlihen Gesellschaft, Gouv erneur i. R. Dr. Schnee, M. d. R, gab einen Ueber- blick über die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung in Deutsch- land seit der Machtübernahme dur die nationalsozialistishe Re- gierung. ‘Wenn Deutschland seine Nationalwirtshaft neu auf- baue. und erstarke, so: sollte damit keineswegs eine Abkehr vom Weltmarkt, ein Aufgeben der Wirtschaftsbeziehungen mit anderen Ländern Hand in Hand gehen. Fm Gegenteil, der Führer und Reichskanzler habe erklärt, daß die geographische Lage des rohstoff- armen Deutschlands eine Autarkie für unser Reih nicht zulasse. Es müsse immer wieder betont werden, daß der Reichsregierung nihts ferner liege als Exportfeindlichkeit. Deutschland habe die Verbindung mit der Welt nötig, und die Arbeit für den Absatz der deutshen Ware in der Welt ernähre viele Millionen deutscher Volksgenossen.

Dr. Schne& führte weiter aus, daß auch das Ausland sih troß der vielfah günstigeren Struktur seiner Nationalwirtshaft von dem Gedanken der Autarkie abwende. Die Völker müßten er- kennen, daß auch im Wirtschaftsleben ein gesunder Wettbewerb von Wichtigkeit für die Entfaltung großer Leistungen sei. Hinzu komme, daß lebhabte Wirtschaftsbeziehungen zweier Völker au die politishen Beziehungen zu verbessern und zur Förderung der

Kultur der Völker zu dienen vermögen und somit hohe geistige . Werte hervorrufen. Niemand sei heute im Zweifel darüber, daß die Belebung des Welthandels ein wirtshaftlihes Glück für alle Völker wäre. Die Notwendigkeit des Warenaustausches zwischen den verschiedenen Volkswirtshaften werde daher heute allgemein anerkannt, weil man eingesehen habe, daß angesichts der Verschie- denheit der Natur der Länder, ihrer Rohstoffquellen und auch der lid, seg nB der Völker internationaler Güteraustaush unerläß- ih sei.

Grundlage einer neuen Weltwirtshaft müssen aber, wie Dr. Shnee abschließend betonte, gesunde, in sih gefestigte National- wirtshaften sein. Deutschland is auf dem Wege zum Neubau einer solhen schon ein ganz erheblihes Stück vorwärts gekommen. Hierbei verwies er noch besonders darauf, daß die Wiedergewin- nung deutscher Kolonien unter dem Gesichtspunkt der Rohstoff- erzeugung im Bereich deutsher Wirtschaft und Währung eine un- bedingte Notwendigkeit sei. Einzelwirtshaft und Weltwirtschaft seien lebenswihtige Ergänzungen. Niemals dü-fe es heißen: Nationalwirtschaft oder Weltwirtschaft, vielmehr sowohl National- wirtschaft als auch Weltwirtshaft, denn ohne starke Nationalwirt- schaft gebe es keine Weltwirtshaft und ohne Weltwirtschaft keine gesunde Nationalwirtschaft.

Vereinfachung der Organisationen im Handwerk.

350 Landes- und Bezirksverbände hören auf zu

bestehen.

Hu der Anordnung des Reichswirtshaftsministers über Reihs- tnnungsverbände vom 21. 5. 1935 teilt der Reichs\stand des Deut- [hen Handwerks mit: Die Anordnung des Reichswirtschafts- ministers über die bezirklihe und fahliche Gliederung der Reichs- gruns Handwerk innerhalb des organischen Aufbaues der gewerb- lichen Wirtschaft (vom 23. März 1935) hatte grundsäßlih den Schlußstein auf den vorläufigen Aufbau des deutshen Handwerks h t. Die Anordnung hatte die Richtlinien gegeben, um dem Handwerk auch in fahliher Hinsicht einen klaren, nah dem Führer- rurdsas Und der Facheinheit zweckmäßig gestalteten Aufbau zu affen.

Diese Richtlinien sind jeßt in der Neuordnung des Reichswirt- shaftsministers in die Praxis umgeseßt. Es handelt sih dabei um zweierlei: einmal um die Verminderung der handwerklihen Reichsverbände: statt der früheren Zahl von über 70 handwerk- lichen Reihsverbänden haben wir künftig nux 50 Reichsinnungs- verbände; zweitens um die Beseitigung der alten Landesfachver- bände. Durch die Vielzahl der Landesfachverbände, ihre große Mannigfaltigkeit öffentlih- und privatrehtliher Organisations- loren, Be E endeit der bezirklihen Abgrenzung und die

nübersichtlihkeit der Finanzgebarung war bisher eine starke, weitsihtige Berufspolitik zur fahlihen Förderung des Hand- werks gehemmt. Man hat daher die Landesfachverbände zum größeren Teil mit den Reichsinnungsverbänden vereinigt, zum kleineren Teil aufgelöst. Soweit künftig noch bezirklihe Dienst- stellen der Reihsinnungsverbände nötig sind, werden in den Wirt- [haftsbezirken „Bezirksstellen“ mit „Bezirksinnungsmeistern“ cr- richtet; diese haben kein eigenes Haushaltsrecht und keine eigene Rechtspersönlichkeit. Fm ganzen Hören rund 350 Landes-- oder Bezirksfachverbände auf zu bestehen.

Berliner Börse am 3. Zuni. Angebot überwiegend Schlußtendenz leiht erholt.

__ Die letßttägigen Käufe der Kulisse und Privatkundschafk scheinen wohl etwas überstürzt erfolgt zu sein und so machte {ih zu Beginn der heutigen Börse eine gewisse Reaktion auf diese Bewegung bemerkbar. Eine allgemein ruhigere Beurteil1ng der. internationalen Devisenlage brachte Beruhigung in das Borsena geschäft. Die Privatkundschaft war in geringem Maße Käufer, während Abgaben von dieser Seite, insbesondere aber von der Kulisse, überwogen. Die Börse eröffnete aus diesem Grunde bereits in abgeschwächter Haltung und in Spezialpapieren machten die Rückgänge mehr als 2% aus. Mangelnde Nachfrage führte im Verlauf zu weiteren kleinen Verlusten und eine Aenderung der Tendenz trat teilweise erst zum Schluß ein, als \sich auf vex4 [chiedenen Märkten kleine Rückaufe zeigten.

Las meiste Angebot. zeigte sich in Montan und Elektros4 werten. Am Montanmarkt war besonders Rheinstahl (minus 24) und Mansfeld (minus 214) sowie Schlesische Zink (minus 2) angeboten. Aber auch Stahlverein sowie Harpener und Buderus verloren je 14 %. Am Elektromarkt waren besonders Chades Aktien gedrüt, die bis zu 7 Mark einbüßten. Ferner verlorert Siemens 24 %, Lahmeyer 14 % und Accumulatoren sowie Licht und Kraft und. Gesfürel je 14 %, Bei Accumulatoren blieb der Dividendenvorshlag von wieder 12 % ohne Eindruck, Las einzig feste Papier des Elektromarktes war B. K. L. (plus 15 %). Einzelne Werte wie Bubiag (plus 154), Rheinische Braunkohlen (plus 1) und einige wenige andere Werte, darunter Conti-Gummi (plus 1%) fanden nochch einiges Jnteresse. Sonst lagen unter Braunkohlenpapieren Niederlausiver Kohlen unx 1% %, unter Kaliwerten Aschersleben 2 7 und Westeregeln 1% % niedriger. Auch in “F. G. Farben zeigte si Angebot (plus 14) ferner in Deutshe Erdöl (minus 114), Goldshmid' (minus 2/4) und Bemberg (minus 2). Abgaben der Kulisse zeigten si serner in Daimler (minus 2).

Der Kassamarkt tendierte uneinheitlih. Beachtung fand die recht feste Haltung der Großbankaktien, von denen Deutshe Bank und Dresdner Bank je 1%, Berliner Handelsgesellschaft sogar 2 %. gewannen. Heimishe Werte waren wenig verändert, Aus landswerte Uberwiegend s{wächer nur Türken sehr fest. Dies Rückflüsse Zum offenen Geldmarkt seßten sich in verstärktem Umfange fort und der Tagesgeldsaß erfuhr infolgedessen eine weitere Ermäßigung auf 34 bis 3s %. Am internationalen Vevijenmarkt hat ch bei den Goldwährungen eine gewisse Be=- ruhigung bemerkbar gemacht, dagegen lagen Dollar und Pfund wieder etwas shwäher und wurden in Berlin auf 2,473 (2,477) bzw. 12,17 (12,20) RM) festgeseßt. :

Der Welthandel im Fahre 1934.

: Das Jahr 1934 bedeutet für den Welthandel im ganzen kaum

etnen Fortschritt. Diese Tatsache ist, wie das Statistische Reichs= amt im neuen Heft von „Wirtschaft und Statistik“ eingehend dar=- stellt, um so aufallender, als Produktion und Binnenumsäge in den meisten wihtigen Ländern der Welt von der Stagnation inm Sommer abgesehen kräftig weiter anstiegen. Man vergleiche folgende Zahlen: der Umsaßwert im Welthandel ging von 1933 auf 1934 um weitere 4% zurück; das Volumen ist um etwa 3 gestiegen, gleichzeitig hat die industrielle Weltproduktion ut. weitere 10 % zugenommen. Das sehr viel stärkere Ansteigen des Produktion ist die Bestätigung+-dafür, daß die Belebung in den Volkswirtschaften Uberwiegénd von den Binnenmärkten ausging und daß die Zunahme des" Welthandelsvolumens bisher in der Hauptsache auf die Steigerung des Rohstoffbedarfs in demn vÖndustrieländern zurückzuführen ist.

: Zwar hat sich die Besserung von diesem Teilgebiet im Fahre 1934 weiter fortgeseßt; ein Teil der Rohstoffländer kauft bereits in stärkerem Maße JIndustriewaren, und auch der' Handel zwishemn den Fndustrieländern hat sich vereinzelt etwas belebt. Doch gibt es andererseits noch zahlreihe Länder, deren Notlage zu einer weiteren Beschränkung der Einfuhr geführt hat. Zu diesen gehören insbesondere Rußland und die fogenannten Goldblockländer. Es ist deshalb nicht verwunderlih, daß sich der Außenhandel der europäishen Länder im ganzen nicht jo gut gehalten hat wie der der Ueberseeländer. Der Umsaßwert der europätshen Länder gin 1934 um rund 5 %, der der Ueberseeländer nur um 2,5 % zurü.

Zu diesem vershäârften Rückgang des Außenhandels der euro=

päischen Länder hat aber auch der Rückgang der Käufe der Ueber=- seeländer beigetragen; der Anteil Europas an der Einfuhr der metsten wichtigen Ueberseeländer hat sih verringert. Und dabei hat sih der Aftivsaldo der Ueberseeländer ganz beträchtlih erhöht. Ein Teil der Uberseeishen Rohstoffländer hat die veragrößerte Roh= stoffausfuhr nämlich nicht dazu benust, die Einfuhr von Jndustrie=4 waren zu erhöhen, sondern Schulden abgudecken. Sicherlih ist durch die verstärkten Amortisationen in diesen Ländern, zu denen die Währungsentwicklung der Hauptgläubigerländeèr den Anla gab, eine gewisse Entlastung eingetreten, aber aleichzeitig ist dadur in den industriellen Lieferländer, und das sind zu einen erheblichen Teil die ‘europäischen Jndustrieländer, eine Ent= lastung durch vermehrte Lieferungen hintangehalten worden. ___ Aber und das ist besonders gravierend auch die Ver- einigten Staaten, die Weltgläubiger, haben ihre Einfuhr sehr stark gedrosselt. Neben der vorübergehenden Stockung des Wirtschafts= lebens dürften vor allem Valutaentwertung und prohibitive Zoll» politik diese Entwicklung herbeigeführt haben. Am schärfsten ist die Einfuhr von Fertigwaren zurückgegangen, und gleichzeitig hat sich die Ausfuhr von Fertigwaren mit Hilfe der Valutaentwertung be- trähtlih erhöht. Damit haben die Vereinigten Staaten in doppelter Hinsiht die Transferfähigkeit ihrer europäischen Schuldner - verschlechtert; sie handeln damit gegen ihre eigenen Gläubigerinteressen denn Schulden können leßten Endes außer dur Dienstleistungen nur durch Waren beglichen werden und ershweren zudem ihren Absaß von Rohstoffen.

Goldversorgung und Goldverteilung 1934.

Die Goldversorgung der Weltwirtschaft mit monetär verwends barem Gold hat im Jahre 1934 einen neuen Höcststand erreicht. Entgegen der vielfah geäußerten Annahme wacsender Gold- knappheit ist nah den vom Statistishen Reichsamt in „Wirtschaft und Statistik“ veröffentlihten Berehnungen die Golderzeugung im Jahre 1934 auf 2375 Mill. RM gestiegen. Gleichzeitig sind weitere 570 Mill. RM Gold aus den indishen Horten in die Weltwirtschaft zurücfgeflossen. Die sihtbaren Goldbestände der Welt, zumal die bei den Notenbanken zentralisierten, sind jedo um einen noch größeren Betrag gestiegen und erreihten Ende 1934 eine Höhe von 54,9 Milliarden RM. Denn aus den Gold- mengen, die im Jahre 1933, in die neuen westeuropäishen Gold- horte vershwunden waren, sind mehr als 1 Milliarde RM zu den Notenbanken zurückgeflossen. Die Un leihmäßigkeit der Gosdverteilung ist durch diese teilweise Mobi isierung der Horte | und die Zunahme der Goldproduktion nicht behoben worden. Die Vereinigten Staaten hatten ihren Anteil an den sihtbaren Gold=

vorräâten der Welt von 33,1 % Ende 1933 auf 37,2 % erhöht.