1898 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel 9 S Gegeben Homburg v. d. H., den 13. April 1898.

(L. S.) Wilhelm. von Miquel. Freiherr von der Recke.

Ministerium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent Dr. Paul Krücckmann zu Göttingen ist zum außerordentlichen Professor in der juristischen Fakultät der Universität zu Greifswald ernannt worden.

Dem Gymnasial - Direktor Dr. Friedrich Heinrich Schlee ist die Direktion des Königlihen Gymnasiums in Sorau übertragen worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Georg Witt aus Böddinghusen, Kreis Norderdithmarschen, ist die kommissarische Verwaltung der Kreis-Thierarztstelle für die Kreise Sonderburg und Apenrade, mit dem Amtswohnsiß in Sonderburg, übertragen worden.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. Der Diätar Hein ist zum Kassen-Sekretär ernannt worden.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 10 der Geseß-Sammlung enthält unter

Nr. 9986 das Geseß wegen Abänderung des Geseßcs vom 26. April 1886 (Geseß-Samml. S. 131), betreffend die Be- förderung deutsher Änsiedelungen in den Provinzen West- preußen und Posen, vom 20. April 1898: unter

Nr. 9987 die Verordnung, betreffend die Reiseentschädi- gungen der bei der Ansiedelungskommission in Posen be- schäfligten Vermessungsbeamten, Zeichner, Hilfszeichner, Melio- rationstechniker und Wiesen baumeister bei Dienstgeshäften in Ansiedelungssachen, vom 13. April 1898: und unter

Nr. 9988 die Verordnung, die Entschädigung der Straf- anstaltsbeamten bei der Beschäftigung von Gefangenen außer- halb der Anstalt betreffend, vom 13. April 1898.

Berlin W., den 5. Mai 1898,

Königliches Gesez-Sammlungs-Amt. Weberstedt.

Abgercist: der Ministerial-Direktor im Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten , Wirklihe Ge- heime Ober-Regierungs-Rath Dr. Kuegler , nach der Provinz Schlesien.

Nichtamltlichßes.

Deutsches Reich. Preußewm. Berlin, 5. Mai.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten, wie „W. T. B.“ meldet, heute Morgen die Marine-Vorträge und begaben Sich um 81/5 Uhr zur Besichtigung der 5. Garde- Infanterie-Brigade nah dem Exerzierplaß bei Haselhorst.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin statteten am Dienstag Nachmittag Jhrer Majestät der Kaiserin 5 riedri ch auf Schloß Friedrihshof bei Cronberg einen [bschiedsbesuh ab und erwiderten gleichzeitig bei dieser Gelegenheit den Allerhöhstihr in Homburg gemachten Besuch JZhrer Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kron- prinzessin von Griechenland.

Gestern Abend haben Jhre Majestät Homburg v. d. Höhe verlassen und Sich nah Plön begeben, wo die Ankunft heute Vormittag nah 9 Uhr erfolgte.

Der Bundesrath versammelte sich heute zu einer Plenar- siung. Vorher beriethen der Ausshuß für Rehnungswesen sowie die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen.

Der General-Auditeur der Armee und Marine, Wirkliche Geheime Rath Jttenbach, welher aus Anlaß der dritten Lesung der Militär-Strafgerichtsordnung seinen Urlaub unter- brochen hatte, hat Berlin wieder verlassen.

__ Dem Regierungs - Assessor von Guérard zu Potsdam ist die kommissarishe Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Montjoie übertragen worden.

Bayern.

Seine Majestät der Kaiser von Oesterreich ist gestern Nachmittag von Kissingen nah Wien abgereist. Jhre Majestät die Kaiserin gedenkt am 8. d. M. von Kissingen zur Nachkur nah Brückenau zu übersiedeln.

_Die Kammer der Abgeordneten hat, wie „W. T. B.“ berichtet, heute das Vereinsgeseß in der vom Ausschuß be- {lo}ssenen und von der Regierung gebilligten Fassung an-

enommen. Alle weitergehenden Anträge der Sozialdemo- raten wurden abgelehnt, nachdem von der Regierung auf das bestimmteste erklärt worden war, daß die Annahme derselben das Zustandekommen des ganzen Gesehes ge- Ne würde. Durch das neue Vereinsgesez wird das Verbot der Affffiliation politisher Vereine aufgehoben und

großjährigen Frauen das Recht ‘gewährt, sich an solchen poli- A Vereinen zu betheiligen, welhe nur den Berufso und Standesinteressen bestimmter Personenkreise oder nur Zwecken

des Unterrichts und der Armen- und Kranken-

Sachsen.

Die A Kammer hat am Dienstag den Entwurf eines Gesehes, betreffend die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an den Volksschulen und die Gewährung von Staatsbeihilfen zu den Alterszulagen derselben, in der Schlußberathung angenommen.

Hessen.

Jhre Königlichen R der Kronprinz und die Kronprinzessin von Griechenland, sowie Seine Hoheit der Prinz und Jhre Königlihe Hoheit die Prinzessin

riedrih Karl von Hessen statteten gestern in Darmstadt Jhren Königlichen Hoheiten dem s Mt zog und der Großherzogin einen Besuch ab ‘und kehrten Nachmittags nach Mumperhebn zurü.

Die Erste Kammer der Stände wird, der „Darmst. Bg zufolge, am 16. d. M. zu mehreren Sißungen zusammen- reten.

Elsaß-Lothringen. Der Landesauss{chuß hat vorgestern die Vorlage zur prgauung des Geseßes, betreffend die Rechtsverhältnisse der Beamten und Lehrer, in dritter Lesung angenommen.

Oesterreich-Ungarn.

In der gestrigen Sißung des österreihishen Ab- ageordnetenhauses beantragte vor dem Eintritt in die og der Abg. Dr. Hofmann von Wellenhof die Oeffentlichkeit der Verhandlungen des Ausschusses für die Anklage-Anträge gegen den Grafen Badeni. Der Antrag wurde mit 144 gegen 115 Stimmen abgelehnt. Sodann ging das Haus zur Fortsezung der Debatte über die Sprachen- verordnungen über, Der Abg. Dr. Vasaty (Czeche) sprach sich für die sofortige Aufhebung der Sprachenverordnungen und gegen die Einsezung eines Sprachen-Ausshusses, der Abg. Gregorec (Slovene) für dieDringlichkeit aller Sprachenanträge und deren Ueberweisung an einen Ausshuß von 48 Mitgliedern aus. Die Aeußerung des Abg. Gregorec, daß die deutsche Sprache cine bevorzugte Stellung unter den Sprachen in Vesterreich einnehmen könne, rief auf der Linken Beifall und bei den Czehen Widerspruch hervor. Nachdem - die Abgg. Okuniewski und Farosiewicz (Nuthenen) die Verhältnisse des ruthenishen Volks in Galizien besprochen hatben, wurde die Verhandlung abgebrochen.

Im ungarischen Unterhause interpellierte gestern der Abg. Julius Lukacs (äußerste Linke) den Minister- Präsidenten Baron Banffy darüber, ob er dahin wirken wolle, daß ODesterreih-Ungarn seine Neutralität in dem spanisch-amerika- nischen Kriege sofort proklamiere. Ferner fragte er an, ob die Regierung dafür gesorgt habe, daß die unter österreichisch- ungarischer Flagge fahrenden Schiffe durch Kaper-Fahrzeuge in ihrem Verkehr nicht behindert würden.

Bei der gestern in Fiume vorgenommenen Bürgermeister- wahl wurde Mayländer wiedergewählt. Der Gouverneur erklärte die Stadtvertretung für aufgelöst, da sie sih als renitent erwiesen habe.

Großbritannien und Frland.

In einer gestern Abend in der Albert Hall zu London abgehaltenen Versammlung der Primrose League hielt Lord Salisbury eine Ansprache, in weler er, dem „W. T. B.“ zufolge, ausführte, daß die hinesishe Frage eine Art Feuerwerkskörper mit vielen Detonationen sei. Ér hob sodann die großen Vortheile hervor, die Wei - Hai - Wei biete, und bemerkte, Großbritannien habe keine Veranlassung gehabt, Port Arthur zu nehmen; er glaube, Rußland habe einen Fehler begangen, diesen Hafen in Besiß zu nehmen. Wenn das chinesische Reich zusammenstürzen sollte, würde eine große Verwirrung entstehen, welche die ganze Energie der interessierten Mächte anspannen würde. Lord Salisbury besprach sodann die allgemeine Weltlage und meinte, es vollziehe sih ein großer Umschwung; die shwachen Staaten würden noch s{chwächer, die starken noch stärker werden. Die Engländer dürften nicht darauf bauen, daß, weil ihre inneren Angelegenheiten in Nuhe erledigt würden, jede Gefahr vershwunden sei; es scien Anzeichen vor- handen, daß der Fortgang der Ereignisse die Gründe für einen Konflikt der Nationen vermehren könne. Die Engländer würden alle ihre Thatkraft und Zähigkeit zusammenfassen müssen, damit sie nicht im Falle einer Umwälzung in eine un- vortheilhafte Lage geriethen.

Frankreich.

Jn Tunis is} gestern cin Dekret veröffentlicht worden, nah welchem, wie „W. T. B.“ berichtet, die wichtigsten französishen Produkte, die bisher mit der Konkurrenz der gleichartigen Produkte des Auslandes zu kämpfen hatten, zollfrei eingeführt werden können. Auf Produkte des Auslandes soll der französishe Minimaltarif angewandt werden.

Ftalien.

Durch ein gestern veröffentlichtes Dekret is, wie „W. T. B.“ meldet, die Erhebung von Getreidezöllen bis zum 30. Juni aufgehoben worden.

Die Armee - Korps - Kommandanten in Piacenza, Bologna, Ancona und Bari sind mit der Leitung des Zee der öffentlichen Sicherheit in den ihrem Kommando unterstellten Bezirken beauftragt worden.

Wie die „Agenzia Stefani“ erfährt, besagen die der Re- gierung bis gestern Nachmittag 5 Uhr zugegangenen Nachrichten, daß Überall im Lande Nuhe herrshe, Nur in Ascoli Piceno sei es gestern früh zu Ansammlungen von Bauern aus der Umgegend gekommen, welche von den Getreidehändlern eine Herabseßung der Preise verlangt hätten; doch seien die Ansammlungen zerstreut worden. Einige Personen seien bei dem Zusammenstoß leiht verleßt worden.

Spanien.

Jn der Deputirténkammer griff, dem „W., D. B.“ zufolge, gestern der Abg. Canalejas die Konservativen an, weil sie den Vereinigten Staaten fh gelassen hätten, alle Vorbereitungen zum Kriege zu treffen; der konservativen Regierung warf der Redner shlechte Verwaltung der Finanzen vor. Der Abg. Romero Robledo vertheidigte die Kon- servativen und sprach sih tadelnd über die liberale Regierung aus, rieth aber, um das Vaterland zu retten, zur Einigung aller Parteien und sprach den Wunsch aus, daß Sagasta im

der R, pflege dienen.

Amte verbleiben möge. Es wurde sodann beschlossen, die De- batte über die politische Lage zu vertagen.

Die Kommission zur Vorberathung der Jndemnitäts- Vorlage, betreffend das Dekret vom 3. Ma E Eingangszoll auf Getreide herabseßte, hat ihren Bericht über- reiht. Der Geseßentwurf wird heute in der Kammer und im Senat berathen werden.

Die Bank von Spanien hat beschlossen, die Auf- forderung an die Regierung zu rihten, den Papiergeld- umlauf-auf 2500 Millionen Pesetas zu beschränken.

Während der vorgestern früh wegen des Steigens der Getreidepreise in Talavera ausgebrohenen Ünruhen plünderten die Ruhestörer einige Häuser und ein Kloster, welches sie in Brand steckten; sie versuchten ferner, die Gefangenen zu befreien. Es wurden zahlreihe Ver- haftungen vorgenommen. Nach Meldungen aus Gijon wurden dort die Kaufhäuser von Velasco geplündert. Die Truppen schritten ein und gaben Feuer; mehrere Personen wurden verwundet. Der Belagerungszustand ist verhängt worden. Die bewaffnete Bande, welche sih in der Provinz Valencia gebildet hatte, ist gefangen genommen worden. Jn Caceres kam es vorgestern ebenfalls zu Aus- schreitungen, doch wurde die Ruhe wiederhergestellt.

Aus Lissabon meldet das „Reuter'she Bureau“: es sei daselbst die Nachricht eingegangen, daß das spanische Geschwader, vermuthlich dasjenige, welhes vor Sao Vicente gelegen hatte, umgekehrt sei, um zu der vor Cadiz liegenden

lotte zu stoßen und dann vereint mit dieser nah den amerikanishen Gewässern abzugehen.

Türkei.

Gestern Abend fand, wie „W. T. B.“ meldet, in Kon- stantinopel eine Konferenz der Botschafter statt behufs Unterzeichnung einer Notifikation, welhe bezüglich der Reali- sierung der Kriegsentschädigungs-Anleihe und dex damit in Verbindung stehenden Räumung Thessaliens an die Pforte gerichtet werden soll. Ein russish-französisher Antrag, be- treffend die Ausarbeitung des Räumungsprogrammes, wurde abgelehnt. Jn einer gestern abgehaltenen Versammlung der Militär-Attachés wurde der Tag der Abreise an die thessalishe Grenze festgeseßt.

Der unter der Bevölkerung von Yemen ausgebrochene Aufstand konnte von den dorthin entsandten türkischen Truppen in Stärke von 2 Bataillonen bisher nicht unterdrückt werden ; es geriethen sogar 11/2 Kompagnien in Gefangenschaft. Von Hedschas sind 4 weitere Bataillone nah Yemen beorderi worden; auch hat sich der reue Vali Hussein Hilmi Effendi in das Aufstandsgebiet begeben. i Í

Schweden und Norwegen.

D [WWEDINVE Reihotas hat, wie ¡W D. BA meldet, gestern folgende Zoll äße beschlossen : auf Thymotheum- samen 5 Vere pro Kilogramm, auf Superphosphat 25 Oere pro 100 Kilogramm, auf Fahrräder 25 Kronen pro Stück und auf Fahrradbestandtheile pro Kilogramm 2 Kronen.

Amerika.

Das Geschwader des Admirals Sampson, welches nah Key West gekommen war, um daselbst Kohlen einzunehmen, ist, wie „W. T. B.“ berichtet, gestern wieder in See gegangen.

Eine Meldung des „New York Herald“ aus Key West besagt, daß am Dienstag Nachmittag dort eine bedeutsame Bewegung der amerikanishen Flotte begonnen habe. Der Kriegsrath habe beschlossen, erst die spanische Flotte zu ver- nihten, bevor man den Versuch mache, Havanna einzu- nehmen. Die Landung auf Cuba müsse von sämmt- lichen armierten Schiffen, welche für das Bombardement der Vertheidigungswerke von Havanna verfügbar seien, unterstüßt werden. Man glaube annehmen zu dürfen, daß die {weren Panzerschiffe sih demnächst mit dem fliegenden Geschwader vereinigen würden. Die zu Kreuzern umgewondelten Schiffe „Harvard“ und „Yale“ kreuzten augenblicklih im Atlantishen Ozean, um die Fahrtrihtung der spa- nischen Flotte ausfindig zu machen. Sobald diese festgestellt sei, würden sich dieselben shnellstens zur nächsten Kabelstation begeben, um der Regierung in Washington Mittheilung zu machen. Admiral Sampson suche mit . dem spanishen Ge- s{hwader zusammenzutreffen, bevor lehtercs eine Kohlenstation erreichen oder die amerikanishe Küste angreifen könne.

Die „Times“ veröffentliht eine Depesche des „New York Herald“, welche besagt, der amerikanishe Kriegsplan laufe darauf hinaus, Porto Nico zu nehmen. Die Regierung beabsichtige, die Jnsel für immer als Kohlen- und Flottenstation zu behalten.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus San Francisco, der Präsident von Hawaii habe dem Präsidenten Mc Kinley das Anerbieten gemacht, die Vereinigten Staaten sollten Hawaii übernehmen, damit sie an den Jnseln in dem Kriege gegen Spanien einen Stüßpunkt hätten und Hawaii den amerikanischen Schiffen Kohlen und Vorräthe liefern könne.

Das cubanishe Parlament wird, dem „W. T. B.“ zufolge, heute seine Verhandlungen beginnen.

Eine amtlihe Depeshe aus Kingston (Jamaica) meldet, das britishe Kriegsschiff} „Alert“ sei dort ein- getroffen und berichte, daß in Santiago de Cuba, wo Ruhestörungen ftattgefunden hatten, jeßt alles ruhig sei.

Die amerikanischen Kriegssthiffe „Oregon“ und „Ma- rietta“ sind gestern von Rio de Janeiro in See ge- gangen ; die „Nicthero y“ sollte gestern Abend folgen.

Asien.

Dem „NReuter’shen Bureau“ wird aus Peking berichtet, es verlaute daselbst, daß Frankreich wegen der jüngst er- folgten Ermordung eines französishen Missionars in Tung-\hin von der chinesishen Regierung eine Geld- entshädigung verlangt habe.

Aus Yokohama wird berichtet, daß die Niederlage der Spanier vor Manila von der japanischen Presse als Vor- bedeutung des Verfalls der spanishen Macht im Osten und des Verlustes der Philippinen angehen werde. Die ger seien übereinstimmend der An}icht, daß die Lage für

apan von höchstem Jnteresse sei.

Aus den bei bedeutenden Londoner Häusern, die mit den T Handel treiben, eingezogenen Erkundigungen hat h, dem „RNeutershen Bureau“ Aelae ergeben, daß das welches bei ihnen aus Manila ein- gegangen sei, am 2. Mai, Abends 8 Uhr 10 Minuten, genen worden sei und besage, daß in Manila alles ruhig sei. Nach Mittheilung der Kabelgesellschaft k das Telegraphenkabel seitdem abgeschnitten, und es sei daher jeßt unmöglich, telegraphishe Nachrichten aus Manila zu erhalten. Man habe ea keine Besorgniß für die Sicherheit der Europäer in Manila und halte es für un-

leßte Telegramm,

«

möglich, daß der amerikanishe Admiral eine gewaltsame Lan- dung unternehme, es müßte sih denn die Garnison ergeben. din Manila seien überdies fast 10 000 Mann spanischer Truppen vorhanden, welche die Stadt au gegen etwaige Angriffe der Aufständischen von der Landseite decken könnten. Afrika.

Dem „Messagero“ zufolge soll der Negus Men elik Vor- bereitungen treffen, um gegen die Derwische vorzugehen.

Aus Freetown (Sierra Leone) meldet das „Reuter"sche Bureau“, daß im Hinterlande der Kolonie wegen der auf die

ütten der Eingeborenen gelegten Steuer Unruhen ausge-

brochen seien, welche sih auf andere Distrikte, auh auf solche in nächster Nähe von Freetown, ausgebreitet hätten. Jn der Stadt würden Freiwillige aufgeboten.

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Parlamentarische Nachrichten,

Die Berichte über die gestrigen Sißungen des Rei ch8- ages und des Hauses der Abgeordneten befinden sih in der Ersten und Zweiten Beilage. |

Jn der heutigen (84.) Sißung des Reichstages, pelcher der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, der Staats- sekretär des Jnnern, Staats-Minister Dr. Graf von Posa- dowsky-Wehner, der Staatssekretär des Reichs-Justizamts Dr. Nieberding und der Staatssekretär des Reichs- Schaßamts Dr. Freiherr von Thielmann beiwohnten, erledigte das Haus zunächst in dritter Berathung die Re - nung der Kasse der Ober-Rehnungskammer für 1895/96 und ging dann zur dritten Berathung des Geseß- entwurfs, betreffend Abänderung der Zivilprozeß- ordnung, über.

Abg. Dr. von Cuny (nl.) kündigt an, daß er die en bloc- Annahme der Vorlage beantragen werde,

Jn der Generaldebatte führt

Zbg. de Witt (Zentr.) aus, daß die Bestimmungen über das Pfandrecht im Interesse der Gläubiger bedenklich seien. Er hoffe, das man bald wieder die Klinke der Geseßgebung ergreifen werde, um die entstehenden Härten zu beseitigen.

Abg. Stadthagen (Soz.) erkennt an, daß die Vorlage einzelne Verbesserungen entbalte, bemängelt aber, daß sie noch nicht genügend die Interessen der Arbeiter berücksichtige. :

Damit ließt die Gencraldiskussion. Entsprehénd dem Antrage des Abg. Dr. von Cuny wird die Vorlage mit den dazu gehörigen Nebengeseßen gegen die Stimmen der Sozialdemokraten en bloc angenommen. |

Ferner nimmt das Haus in dritter Berathung den Geseyentwurf, betreffend die Ermächtigung des Reichskanzlers zur Bekanntmachung der Texte der verschiedenen Reichs-Justizgeseße, an.

Es folgt die Jnterpellation der Abgg. Auer und Genossen (Soz.), welche lautet:

Beabsichtigen die verbündeten Regierungen, angesichts der un- gewöhnlich hohen Getreidevreise eine zeitweilige Aufhebung der Getreitezölle herbeizuführen ? i

Nach Begründung derselben durch den Abg.S chi ppe l(Soz.) erklärt der Staatssekretär des Neihs-Schaygamts Dr. Freiherr von Thielmann, dessen Rede morgen im Wortlaut nach- getragen werden wird, daß es nicht in der Absicht des Reichs- fanzlers liege, eine Herabsezung oder Aufhebung der Getreide- zölle bei den verbündeten Regierungen in Anregung zu bringen,

Auf Antrag des Abg. Rickert (fr. Vgg.) tritt das Haus darauf in eine Besprehung der Jnterpellation ein.

An der Debatte betheiligten sich bis zum Schluß des Blattes die Abgg. Graf von Kaniß (d. kons.), Richter (fr. Volksp.) und Dr. Lieber (Zentr.).

Auf der Tagesordnung der heutigen (73.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Vize-Präsident des Staats-Ministeriums, Finanz-Minister Dr. von Miquel und der Minister der öffentlihen Arbeiten Thielen bei- wohnten, stand zunächst die zweite Berathung des Geseh - entwurfs, betreffend die Erweiterung und Vervoll- ständigung des Staatseisenbahnnezes und die Betheiligung des Staats an dem Bau von Klein- bahnen.

S 1 enthält die Forderung von 61 641 000 / zum Bau von 18 neuen Linien und zur Beschaffung von Betriebsmitteln für dieselben. :

Bei den Linien Falkenberg—Gramenz und Bubliß— Pollnow dankt

Abg. von Hellermann (konf.) dem Minister für diefen Ausbau der pommerschen S1ädtebahn und bittet no um eine weitere Vervollständigung derselben. : j;

Abg. von Riepenhausen (konf.) {ließt sih diesem Wunsche an.

Die beiden Linien werden bewilligt.

Bei den Linien Siegersdorf—Löwenberg i. Schl. und Siegersdorf—Lorenzdorf i. Schl. bemerkt

Abg. Schmieder (fr. Volksp.), daß die von den Kreisen für diese Linien zu zahlenden Grunderwerbskosten von 503 000 bezw. 180 000 M. die Kreise zu sehr belasteten nah den vorjährigen Ueber- \{hwemmungen, und bittet, namentli für die erstere Linie die Grund- erwerbskosten zum theil auf die Staatskasse zu übernehmen.

Die beiden Linien werden bewilligt. |

Zu dex vôna derx Budgeikaimnission abgeiehnten Linie Treuenbriegen—Nauen liegt der gedruckte Antrag der Abgg. Dr. Kelch (fr. kons.) und Schall (kons.) vor, diese Linie zu bewilligen.

Prâsident von Kröcher bittet, solhe Anträge, die der Staats- kasse immer 30 M Kosten verursachten, nicht zu stellen, da sie unnüß seien, weil ohnehin eventuell über die Fassung der Regierungsvorlage abgestimmt werde.

Abg. Freiherr von Erffa (kons.) beantragt die Zurüd- verweisung dieser Linie an die Budgetkommission, da ers nah der Kommissionsberathung noch militärische Interessen zu Gunsten diefer Linie geltend gemacht worden seien und sih erst ein Vertreter des Kriegs-Ministeriums in der Kommission darüber äußern müsse.

Minister der öffentlichen Arbeiten Thielen erklärt sich mit der Zurückverweisung einverstanden, Der Krtegs-M inister werde bereit sein, einen Vertreter in die Kommission zu entsenden.

Die Abgg. Möller (nl.) und Stengel (fr. kons.) bemerken im Namen ihrer Parteien, daß sie diese Linie hon aus wirthshaft- lien Gründen genehmigen, aber \sich dem Antrage auf Zurück- verweisung nicht widerseßen wollen.

Abg. Im Walle (Zentr.) erklärt, daß das Zentrum gegen die Linie stimmen werde, mit der Zurückverweisung aber einverstanden sei.

Das Haus beschließt die Zurückverweisung an die Budget- kommission.

Die übrigen Linien und der Rest der Vorlage werden ohne Debatte angenommen. Die zur Vorlage eingegangenen Fon mit Ausnahme der auf die Linie Treuenbriegen—

ine bezüglichen werden der Regierung als Material über- wiesen,

Es folgt der Bericht der Budgetkommission über den An- trag der Abgg. von Arnim (kons.) und Genossen: in Erwägung, daß die Gehaltsbezüge der Förster weder den Bedürfnissen noch den berechtigten Ansprüchen dieser Beamten für entsprehend zu erachten sind, die Regierung aufzufordern, für den Gai Etat eine wesentliche Erhöhung dieses Einkommens orzusehen.

(Schluß des Blattes.)

Nr. 18 der „Verösffentlihungen des Kaiserlichen Ge- sundheitsamts“ vom 4. Mai hat folgenden Inhalt: Personal- Nachricht, Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten. Zeitweilige Maßregeln geçcen Pest. Desgl. gegen Gelbfieber. Desgl. gegen Pocken. Gesetzgebung u, s. w. (Deutsches Reich.) Tuberkulose. (Preußen. Berlin.) Arbeitsräume. (Sachsen.) Hebammenwesen. (Baden.) Nindereinfuhr. (Schweiz.) Fabrik- anlagen. (Togo.) Impfzwang. (Kapkolonie.) Sanititäts-Kon- vention. Pest. Gang der Thierseuchen in Oesterreich, 1. Viertel- jahr. Zeitweilige Maßregeln gegen Thierseuchen. (Preuß. MNeg.-Bez. Bromberg, Oesterreich, Jtalien, Schweiz, Schweden). —- Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften. (Deutsches Reich.) Stark wirkende Arzneimittel 2c. Brennerei - Kontingent. (Preußen.) Fleischs{chau. (Sachsen.) Desgl. 2. (Frankreih.) Schweines{chmalz. Sterblichkeit in deutschen Orten mit 15 000 und mehr Einwohnern, 1897 (nach Monaten). Geschenkliste. Wochentabelle über die Sterbefälle in deutshen Orten mit 40 000 und mehr Einwohnern. Desgl. in größeren Städten des Aus- landes. Erkrankungen in Krankenbäusecn deutswer Großstädte. Desgl. in deutshen Stadt- und Landbezirken. Witterung.

- Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Magdeburg wird der „Mgdb. Ztg." zum Ausstande im Baugewerbe geschrieben: Bei den 60 Geschäften, die dem Arbeit- geber-Verbande angehören, wurden vor der Arbeitsntederlegung zusammen 1851 Maurer, Zimmergesellen und Bauarbeiter be- \chäftigt. Es legten am 26. April eigenmächhtig die Arbeit nieder 382 Zimmergesellen. Nachdem diese der Aufforderung zur Wieder«- aufnahme der Arbeit nicht nahgekommen waren, wurden 776 Maurer und 617 Bauarbeiter entlassen, sodaß sch von dea vor Beginn des Ausstandes beschäftigten 1851 Personen 1775 im Autstand befinden und 76 Personen, meist Streckenwärter, Kutscher, Heizer u. \#. w. weiter beschäftigt werden. Die Poliere und Lehrlinge find in diesen Zahlen nit enthalten. h

In Düsseldorf hatten, wie die „Rhein.-Wesif. Ztg." berichtet, die beim Rheinbrückenbau beschäftigten Zimmerleute die Arbeit eingestellt und den Ausstand fortgeseßt, obgleih der Arbeitgeber bie erhöhte Lohnforderung von 59 4 Z für die Stunde bewilligte. Die Arbeiter e:klärten, die- Arbeit erst wieder aufnehmen zu wollen, wenn olle Düsseldorfer Firmen die Forderung der Ausfländigen bewilligt hâäben würden. Da der Brückenbau nicht ruhen darf, und die Firma nicht auf die Lohnverhäl1nisse bei anderen Firmen einwirken kann, so sah sie si gezwungen, durh eine andere Zweigniederlassung eine Anzahl hessiser Gehilfen zu dingen und diese nah Düsseldorf zu ziehen. Am Montag traf bereits eine Anzahl Grsaßkräfte, etwa 30 Mann, aus Frankfurt a. M. cin. Von den Ausständigen foll niemand wieder angenommen werden. :

Fn Beeck ist, nah demselben Blatt, das Fah1personal der Kreis- Ruhrorter Straßenbahn-Aktiengesellshaft am Sonnabend in Aus\tand getreten, sodaß eine bedeutende Einschränkung des Be- triebes hat stattfinden müssen. Die von den Ausständigen geforderte Lohnerhöhung, Abschaffung der Prämien und Wiederanstellung eines Kontroleu:s wird von der Gesellshaft verweigert.

In Leipzig befindet si, der „Leipz. Ztg.“ zufolge, eine große Anzahl von Schuhmachergehilfen seit Diensiag wegen Lohn- streits im Ausf\tande; namentlih sind die Arbeiter in fast allen größeren Geschäften aus\tändig.

Fn Mün chen haben, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, die Tischler am Sonntag beschlossen, in den allgemeinen Ausftand einzutreten.

Aus Kalkutta wird der „Zeitschr. f. d. ges. Textil-Jnd.*“ über London gemeldet, daß dort infolge der Pest ein großer Ausstand in der Jut efabrikation ausgebrochen sei. Die meisten Fabriken haben den Betrieb eingestellt. Es herrsht große Erregung. In Dundee haben die Preise für Jute stark angezogen.

Kunst und Wissenschaft.

Die Maisißung der Archäologishen Gesellschaft eröffnete Herr Conze mit geshäftlichßen Mittheilungen und Vorlage der ein- gegangenen Literatur, der Herr Oehler einige französische, für die Topographie Karthagos wichtige Schriften anschloß. Den ersten Vortrag des Abends hielt Herr Hübner über die Frauenbüste, die jüngst in Elche, dem alten Ilici aa der Ostküste Spanicns, gefunden wurde. Um für die Beurtheilung dieses eigen- artigen Werkes, für welhes genaue Parallelen bisher völlig mangeln, einen siheren Standpunkt zu gewinnen, gab der Redner in eingehender Weise einen lehrreichen Ueberblick über die fremden Ein- flüfse, denen die iberische Kunst im Alterthum unterworfen war, führte dann die nit eben zahlreihen Werke einheimisher Kunst auf und kam durch Vergleichung dieser mit der Büste von Elhe und namentlich dur Heranziehung und ershöpfende Ausnußung einer Strabostelle zu dem Resultat, daß in der Büste eine iberishe Frau in echt nationaler Tracht dargestellt sei, daß das We:k etwa dem dritten vorchristlihen Jahrhundert angehöre und unter griehis{hem Einfluß ent- standen set. In der an den Vortrag fich knüpfenden Aussprache wollte Herr Kekule von T Lo nah dem Eindruck, den die vorgelegten Photo- graphien machten, dem Werke ein erheblih höheres Alter zusprechen. Darauf gab Herr H. Schmidt einen längeren Rachtrag zu feinen in der Aprilsizung über mykenishe Terrakotten gemahten Ausführungen, der sh im wesentlihen mit der Istar-Sage und den Idolen diefer Göttin beschäftigte. Auch an diesen Vortrag {loß {ih eine dur Herrn Diels angeregte eingehende Aussprahe an. Ein dritter auf der Tageßordnung stehender Vortrag mußte der vorgerückten Zeit wegen auf die kommende Sißung véricdoben werden.

Ueber die von Professor Dr. K. Futterer von der Technischen Hochschule in Karlsruhe und Dr. Holderer unternommene Ex- pedition zur geologishen Erforshung von Zentral-A sien und Tibet, welhe an ihrem ersten Ziel, Kaschgar, glücklih an- gekommen ist, geben „Petermann's Mittheilungen“ (Gotha, Justus Perthes) aus einem Briefe der Reisenden Folgendes wieder : „Ueber Tiflis— Baku wurde das Katpische Meer erreiht und auf der trans- kaspishen Bahn die Strecke über Merw, «Buchara, Samarkand bis zum Syr-Daria zurückgelegt. Von da soweit is nämlich {on die neue Bahn fertig und benußbar, wenn auch noch nit offiziell eröffnet ging es mit Postpferden über Taschkend nach der turkestanischen

rovinz Ferghana und zum Augaangn für die nah Kaschgar be- timmten Karawanen, nah Osch. Nachdem hier die leßten Vorberet- tungen zur Ueberschreitung des Alai-Gebirges in dem 3870 m hohen Terek - Dawan - Paß getroffen waren, erfolgte der Aufbruch am 96. Januar. Am 4. Februar wurde der Paß überschritten, nach- dem ungünstige Witterung und . die s{lechten S(neeverhältnisse im Hochgebirge einige Tage Aufenthalt V hatten. Während auf der Westseite relativ warmes und zu Megen- und Schneefall geneigtes Wetter mit westlihen Winden vorhanden war, herrshten auf der Ostseite östlihe Winde, die klares, aber kaltes Wetter zur Folge hatten, Die niedrigste beobahtete Temperatur war

auf der ersten Station auf der Ostseite des Hauptpasses Koksu in etwa 2820 m Höhe, wo in der Nacht vom 4. zum 5. Februar das Thermometer auf 24 Grad C. san? Auf der kleinen russish- chinesishen Grenzstation Jrkestan wurde ein Ruhetag einges{hoben und nach weiteren fünf bequemen Reisetagen Kaschgar am 11. Februar erreicht. Während der ganzen winterlihen Hochgebirgstour von Os und auf dem weiteren Wege bis Kashgar wurden meteorologische Beob- achtungen ausgeführt. Auch die Höhe einer Anzahl wichtiger Punkte und Pässe wurde mit dem Hypsothermometer gemessen. Die geologischen UnteesnGungen waren natürlich dur den hohen Schnee sehr erschwert, aber es glüdte do, cinige reihe Fundpunkte von Bersteinerungen zu finden und Beobachtungen über den Gebirgsbau zu machen. Die Expedition wird Kaschgar gegen Ende Februar verlassen und den Weg über Aksu—Turfan nach Chami und dann nah Süden dur die Wüste Gobi nehmen, um das Nan-schan-Gebirge und das Kuku-nor- Gebtet zu besuchen und den Sommer dort sowie in südlicher gelegenen tibetanishen Gebieten zuzubringen. Mit dem Eintritt der kalten Jahreszeit wird das hocbgelegene Gebirgsland verlassen und der Weg nach Osten ins eigentliche China und zur Küste angetreten.“

Das im Verlage von W. Spemann in Berlin und Stuttgart erscheinende Lieferungëwerk „Die Baukunst“, herausgegeben von R. Borrmann und R. Gaul, bringt in dem kürzlich ausgegebenen 3. Heft eine Beschreibung der Grabmoschee des Sultans Kait - Bai bei Kairo, verfaßt von Franz Pascha. Dieses Meisterwerk arabisher Arcbitektur wurde im Jahre 1463 von dem 19. Fürsten der Tscherkessen - Dynastie, dem Sultan Kait - Baîï el - Melek el - Aschrat abul - Nasr errichtet. Sein Leobens- gang is ein ungewöhnlich interessanter: er war etwa um 1417 im Kaukasus geboren, wurde noch sehr jung von einem Sklaven- händler nach Egypten gebraht und dort verkauft. Seine außer- gewöhnlichen Fähigkeiten brachten ihn zu hohen Ehren: der Sultan Timur-bagha ernannte ihn zum Ober-Befehlshaber der Armee, und nah des Sultans Tode wurde er yon den Mameluken zu dessén Nachfolger gewählt, Der verhältnißmäßig wohlerhaltene Hauptbau seiner Grabmoschee i} von hoher Bedeutung für die Kunstgeschichte, denn er zeigt in seiner Vollendung den Abschluß ver egyptish- arabishen Bauperiode, welche im Ganzen mehr als 500 Jahre umfaßt. Die aht Tafeln des Heftes geben davon eine imponierende Vor- stellung. Auf zwei Blätter mit Gesammtaufnahmen der Khalifen- gräber bei Kairo folgen äußere Ansichten der Grabmoschee im früheren und jegigen Zustande sowie Aufnahmen des Innern. Der Lehrsaal, der Gebetraum mit der Gebetnishe und der Kanzel, der Raum unter der Kuppel mit dem Grabmal des Sultans werden ncch wohlgelungenen Photographien wiedergegeben. Mehrere Ab- bildungen în dem von Franz Pascha mit eingehender Kenntniß des arabishen Baustils dazu verfaßten, erläuternden Text veranshaulihen ferner bauliche Details, Lampen, Portal, Thür 2x. Nicht nür dem Architekten von Fac, sondern jedem Kunstfreund bietet dieses nete Werk des Spemann’shen Verlages (Pr. pro Heft 3 4) au nach der vor- liegenden weiteren Probe eine Fülle mannigfaher Anregung und aesthetishen Genufses.

Literatur.

Die Jahresversammlung der „Gvwethe-Gesellschaft*" findet in Weimar am 4. Juni, Vocmittags 105 Uhr, im Saale der „Er- holung*, und zwar mit folgender Tagesordnung siatt: 1) Erstattung des Fahres berichts; 2) Festvortrag des Professors Ulrich von Wilamowißz- Möllendorf (Berlin) über „Pandora“; 3) Ablegung der Jahres- rechnung (Kommerzien-Rath Dr. Moriß); 4) Bericht über die Goethe- Bibliothek (Geheimer Hofrath Dr. Suphan); 5) Bericht über das Goethe-National-Museum (Geheimer Hofrath Dr. Ruland); 6) vorher angemeldete Anträge. Am Tage vorher, 3. Juni, 105 Uhr Bormittags, ist Vorstantssizung im Witthum-Palais; Abends im Hof- Theater : Aufführung der „Räuber“ von Schiller mit Joseph Lewinsky vom Wiener Hofburg- Theater als Franz Moor. Am 4. Juni Nach- mittags findet im Erholungssaale ein Festmahl statt; Abends 71 Uhr im Hof-Theater: Recitztion Goethe’sher und Schiller’scher Balladen dur Lewinsky. S

Entscheidungen des Gewerbegerihts zu Berlin unter Berücksihtigung der Praxis anderer deutscher Gerichte, systematish zusammengestellt und herausgegeben von Dr. Emil Unger, Magistrats - Assessor, früherem Vorsißenden am Ge- werbegeriht zu Berlin. Karl Heymann's Verlag hierselbst. Preis 4 Æ Aus einer großen Zahl von Aktenstücken des Berliner Ge- werbegerihts hat der Verfasser die bemerkenswerthen Ent- scheidungen aubßgezogen und unter Hinzufügung zahlreicher Erkenntnisse anderer Gerihte Gewerbe- und ordentlicher Gerichte systematisch geordnet. Die Zusammenstellung enthält an 300 Entscheidungen, von denen sich F auf das materielle, L auf das formelle Recht, insbesondere Zuständigkeitsfragen, beziehen. Bei Durchsicht des hier gesammelten Materials kann man si davon über- zeugen, wie ungenügend das Gebiet des gewerblichen Arbeitsvertrags von der Nechtswissenschaft bisher behandelt worden ist. Mit Fug darf der Verfasser in der Einleitung hervorheben, daß die Gewerbegerihte ver- geblih in den Geseßbüchern und in der Literatur nach dem positiven Recht fuchen, das sie anwenden sollen, daß sie vielfa eine geradezu rechts\{öpferische Thätigkeit entfalten müssen, so beispielsweise bei Beurtheilung des Accordvertrags und des Gruppenaccords, des sogen. Kolonnen systems. Man sieht nunmehr, welche Fülle von Streitfragen aus dem gewerblihen Leben der. rechtlihen Regelung bedürfen. Der Verfasser hat bei vielen Fragen, bei denen er entgegengeseßten Ent- scheidungen begegnete, die ihm richtig erscheinende Entscheidung ab- gedruckt und nur auf die entgegengeseyzte Ansicht verwiesen. In anderen Fällen hat er beide Meinungen gegenübergestellt, z. B. bei der Frage, ob und eventuell für welche Hausindustrielle (Heimarbeiter oder selbständige Hausgewerbetreibende) Auspruh auf 14 tägige Kündigung besteht. Das Buch, dessen Brauchbarkeit ein gutes Sachregister erhöht, wird Gewerbegerichten und Interessenten als bequemes und zur weiteren Forschung anregendes Nachschlagewerk werthvolle Dienste [eisten.

Die Einrichtung von Arbeitsnahweisen Arbeitsnachweis - Verbänden. Verhandlungen der deutshen Arbeitsnah weis-Konferenz, herausgegeben von Dr. Ï Fastrow. Mit 8 Beigaben (Formularen, Buchführungsblättern Tabellen), Sachregister 2c. Berlin, Verlag von H. S. Hermann. Preis 4 4 Die Arbeitsnachweis-Konferenz, welhe am 13. Sep- tember 1897 in Karlsruhe tagte, hatte, wie im Vorwort der vor- liegenden Schrift betont wird, einen über Erwarten umfassenden Charakter anaenommen. Die Ergebnisse der Berathung enthielten in sih den Stoff zu einem förmlichen Handbuch für bie praktische Ein- rihtung von Arbeitsnahweifen und Arbeitsnahweis - Verbänden. Da nun gegenwärtig die Organisation des Arbeitsnach- weises. in einer großen Reihe von Stadtgemeinden zur Berathung steht, ist es mit Dank zu begrüßen, daß der Verfasser das damals in Karlsruhe gebotene -reihe Material in einer zum praktishen Gebrauch geeigneten Form festzuhalten sch „bemüht hat. So sind die Referate und Debatten zu den Gegenständen der Tages- ordnung nicht nur vollinhaltlih wiedergegeben, sondern, soweit das Verständniß es erforderte, auch dur Beigaben ergänzt worden. Leßtere führen dem Leser namentlih aus den Statuten, Geshäftsordnungen,, Formularen 2c. der Arheitsnahweise und Nachweisverbände fo viel vor Augen, wie nötbig is, um ihm ein vollftändiges Bild von dem inneren Betriebe der Verwaltungen zu ermöglichen. Ein fystes matishes und ein alphabetishes Verzeichniß erleihtern die Benußuy*, au denjenigen, welhe nur über einen einzelnen Punkt Belehck¿ng suchen. j

Eine neue Agexa englisher Sozialge\?*z gebung. Von Dr. Otto Bielefeld (-Karlsruhe) in London. erlag voit Duntcker u. Humblot, Leipzig. Preis 2,20 K “Hiese Schrift ist dem am 1. Juli d. J. in Kraft tretenden neue” englischen Unfall«

und erste,

entshädigungsgeseß, (Workmen’s Compensati® j Act) vom 6. August 1897 gewidmet, Nach einer ges{hichtlih”, Daciatng der Unfall-