1898 / 117 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 18 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

itrebande, oder Depeschen von der spanishen Regierung der für sie an Bord haben. 5) Spanische Kauffahrteischiffe, die vor dem 21. April 1898 von einem auswärtigen Hafen nah einem Hafen oder Plaß in den Vereinigten Staaten abgegangen sind, sollen in diesen Hafen oder Plaß cinlaufen und ihre Ladung löschen ‘und dann sofort unbehelligt abfahren dürfen; und wenn ein solhes Schiff auf hoher See von einem amerikanischen Kriegsschiff getroffen wird, soll es seine Reise nach jedem nicht blockierten Hafen fortschen dürfen.

6) Das Durchsuchungsrecht soll unter strenger Bcobachtunrg der Rechte der Neutralen ausgeübt und die Fahrten von Post- dampfern sollen niht unterbrohen werden, ausgenommen, wenn augenscheinlihe Gründe für den Verdächt vorhanden sind, daß eine Uebertretung der Bestimmungen über Kontre- bande oder Blockade vorliegt.

Zu Urkund dessen habe ih hierunter meine Unterschrift ge- seßt und das Siegel der Vereinigten Staaten beidrücken lassen.

Gegcben zu Washington am 26. April des Jahres 1898 nah Christi Geburt und des hundertzweiundzwanzigsten Fahres der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten.

William Mc Kinley. Für den Präsidenten: Alvey A. Adee, stellvertretender Staatssekretär.

Königreich Preufszten.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

auf Grund des § 28 des Landesverwaltungsgesehes vom

30. Juli 1883 (G.-S. S. 195) den Regierungs-Rath Brauer

in Minden zum Mitglied des Bezitkéaussusses in Schleswig

und zum Stellvertreter des Regierungs-Präsidenten im Vorsiß

dieser Behörde mit dem Titel „Verwaltungsgerichts-Direktor“ auf Lebenszeit zu ernennen.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdozent Dr. Erich Adickes zu Kiel ist zum außerordentlihen Professor in der philosophischen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden.

Dem dirigierenden Oberarzt am St. Josephs-Krankenhause in Potsdam, Ober-Stabsarzt a. D. Dr. Gustav Alberti ist das- Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Königliche Akademie der Künste.

Von dem Herrn Minister der geistlichen, Unterrihts- und Medizinal - Angelegenheiten ist an Stelle des verstorbenen Senatsmitgliedes, Professors Reinhold Succo der von der Genossenschaft der Ordentlichen Mitglieder gewählte Musiker,

Professor Heinrich Hofmann in Berlin zum Mitgliede des Senats der Akademie der Künste für den Zeitraum vom 1. April 1898 bis Ende September 1900 berufen worden. :

Berlin, den 12. Mai 1898. Der Präsident. H. Ende.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Hilfslehrer Hugo Heck in Hanau ist zum Lehrer an der Königlichen Zeichen-Akademie daselbst ernannt worden.

Jn der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ wird das Gesetz, betreffend den Staatshaushalt, vom 11. Mai 1898, veröffentlicht.

Die Personal-Veränderungen in der Armee be- finden sich in der Ersten Beilage.

Nichtamlliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 18. Mai.

Jhre Kaiserlichen und Königlihen Majestäten trafen heute früh 8 Uhr 10 Minuten, von Straßburg kommend, auf dem Potsdamer Bahnhof hierselbst ein und nahmen im Königlichen Schlosse Wohnung. Um 11 Uhr fand im Weißen Saale der feierlihe Schluß der Session beider Häuser des Land- tages durch Seine Majestät den Kaiser und König und um 12 Uhr eine Parade des Kaiser Alexander Garde-Grenadier-Regiments Nr. 1 vor Seiner Majestät im Lustgarten statt, welcher Rd eine größere Frühstückstafel anläßlich des Geburtstages Seiner Ae, des Kaisers von Rußland bei Jhren Majestäten anschloß.

Den Kammerherrndienst bei Jhrer Majestät der Kaiserin und Königin hat vom 19, bis 28. d. M. der Königlihe Schloßhauptmann und Kammerherr Graf von Hohenthal-Dölkau übernommen,

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen hielten heute eine Sia

Das Ministerium der öffentlihen Arbeiten hat aufs neue einen {weren Verlust zu beklagen: Der Geheime Ober- Baurath Nath ist am 17. d. M. aus seinem reichen Wirkungskreise, in dem er bis zu seinem lehten Lebenstage thätig gewesen war, seiner Familie und seinen Amtsgenossen unerwartet durch den Tod abberufen worden.

Adalbert Wilhelm Nath, geboren 1830 in Zanz- hausen bei Landsberg a. W., begann, nahdem er 1848 die Reifeprüfung auf dem Köllnischen Realgymnasium in Berlin abgelegt hatte, seine Studien auf der Bau-Akademie im Jahre 1849, bestand 1852 die Bauführer-, 1856 die Baumeister- Prüfung und wurde 1863 als Kreis:Baumeister in Elbing und 1868 als Bauinspektor in Danzig angestellt. Jm Jahre 1876 erfolgte seine Beförderung zum Regierungs- und Bau- rath bei der Regierung in Stettin und 1881 seine Verseßung an die Regierung in Potsdam. Nachdem er \ich hier, wie überall bisher, aufs beste bewährt hatte, wurde er im Jahre 1884 als vortragender Nath in die Bauabtheilung des Ministeriums der öffentlihen Arbeiten berufen und 1889 zum Geheimen Ober-Bagurath ernannt. i

In dicser Stellung lag ihm vornehmlich die Bearbeitung der Gerichts-, Gefängniß- und Strafanstaltsbauten ob, ein über- aus umfangreiches Thätigkeitsgebiet, 0M) dem er, gleich hervor- ragend als Techniker wie als Verwaltungsbeamter, vermöge seines sicheren Urtheils, seines praktischen Blicks und seiner dur eifrige Studien und Reisen immer aufs neue bereicherten Er- fahrungen lange Jahre hindurch dem Staate die werthvolsten Dienste geleistet hat.

Durch seine Berufung in die Akademie des Bauwesens und in das Technische Ober-Prüfungsamt fand die allgemeine Werthschäßung seines Wissens und Könnens besonderen Ausdruck.

Allerhöchste Auszeihnungen beim Krönungs- und

Ordensfest im Jahre 1892 wurde ihm der Rothe Adler-Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub verliehen sind ihm in reichem, wohlverdientem Maße zu theil geworden. Jn dem Dahingeschiedenen verliert die Staatsregierung einen Beamten, dessen ganzes Leben selbstloser, unermüdlicher Arbeit und treuester Pflichterfüllung gewidmet war, einen Mann von vorbildlicher Anspruchslosigkeit, Schlichtheit und Zuverlässigkeit, dessen Name in der preußishen Staatsbau- verwaltung stets mit Ehren genannt werden wird.

_ Der Regierungs - Assessor Dr. Freiherr Schenck zu Schweinsberg zu Usingen ist dem Landrath des Kreises Tilsit, der Regierungs-Assessor Dr. Meister zu Heide (Kreis Norderdithmarshen) dem Landrath des Kreises Nandow in Stettin und der Regierungs - Assessor von Laer zu Rawitsch dem Landrath des Kreises Norderdithmarschen im Regierungs- bezirk Schleswig bis auf weiteres zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt worden.

Sachsen. __ Die Erste Kammer hat den Gescgentwurf, betreffend die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an den Volksschulen und die Gewährung von Staatsbeihilfen zu den Alterszulagen der- jelben, in ihrer Sißzung vom 16. d. M. angenommen. Die Zweite Kammer beharrte bei ihrem von der Ersten Kammer abgelehnten Beschlusse, daß für den Fall der Noth- wendigkeit, Zuschläge zur Einkommensteuer zu erheben, diese Erhebung in der Weise eintreten solle, daß die Steuerpflichtigen mit einem Einkommen von Über 30 000 bis 100 000 «a mit cinem Zuschlage von 10 v. H. und die Steuer- pilihtigen mit einem Einkommen von über 100000 / mit cinem Zuschlage von 20 v. H. getroffen würden. Es ist nun- mehr das Einigungsverfahren zwischen beiden Kammern ein- geleitet worden.

Vaden.

Die Zweite Kammer hat in ihrer vorgestrigen Sißung den Geseßentwurf, betreffend die Feststellung des Staats- haushalts-Etats für1898/99, mit allen gegen die 5 Stimmen der sozialdemokratischen Abgeordneten angenommon.

Sachsen-Meiningen.

Der Landtag isst am 16. d. M. durch den Staats- Minister von H eim vertagt worden.

Sachsen-Altenburg.

Seine Hoheit der Herzog ist nah einer Abwesenheit von zwei Monaten vorgestern wieder in Altenburg eingetroffen.

Sachsen-Coburg-Gotha.

__ Seine Königliche Hoheit der Herzog empfing, wie die „Cob. Ztg.“ meldet, gestern Nachmittag den neuernannten sächsischen Gesandten Freiherrn von Reißzenstein und den neuernannten russishen Minister-Nesidenten von Ozeroff in Audienz und nahm deren Beglaubigungsschreiben entgegen. Später wurden beide Gesandten auch von Jhrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Herzogin empfangen und nahmen fodann an der Herzoglichen Tafel theil.

Elsaß-Lothringen.

Seine Majestät der Ka is er begab Sich, wie „W. T. B.“ aus Straßburg meldet, gestern Vormittag 10 Uhr in Begleitung des Statthalters Fürsten zu Hohenlohe - Langenburg nah dem Be und nahm die Parade über die Straßburger Garnison ab. _Auh Zhre Majestät die Kaiserin war mit der Fürstin zu Hohenlohe erschienen. Der Kaiser ritt E E ab. Bei dem Pionier-Bataillon Nr. 19 ließ Seine Majestät diejenigen - Offiziere und Mannschaften vortreten, wel i sih, als kürzlih beim Brückenschlagen eine Anzahl Mannschaften ins asser gestürzt war, bei der Rettung ausgezeichnet hatten. Seine Majestät der Kaiser reihte einem Jeden die Hand und übergab ihnen die Rettungs - Medaille. Alsdann erfolgte ein zweimaliger Vorbeimarsh der Truppen. Um 12 Uhr begab Sich Jhre Majestät die Kaiserin in das Palais des Statt- Brit und fuhr von dort nah dem Bahnhof, um den

rinzen Joahim und die Prinzessin Viktoria Luise, welche von Meg eintrafen, zu empfangen. Gleichzeitig hielt Seine Majestät der Kaijer an der T der Fahnen- Kompagnie Seinen Einzug in die Stadt, wobei A eee erselbe überall mit jubelnden Zurufen begrüßt wurde. Nach der Ankunft der Kaijerin und der Kaiserlihen Kinder begab Sich S-cite Majestät in das Gebäude des General-Kommandos,

wo bei dem General Freiherrn von Falkenstein das Deje eingenommen wurde. Um 5s Uhr erfolgte die Abreise Bret E De S Ren v G Hochrufen E Be- volterung. Der Statthalter Fürst zu Hohenlohe geleit Majestäten nah dem Bahnholt C P ee

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Oesterreich-Ungarn.

Der Budgetausshuß der österreihischen Dele- gation verhandelte gestern, wie „W. T. B.“ aus udapest berichtet, über das Extraordinarium des Heeres. Der Reichs - Kriegs - Minister von Krieghammer er- flärte auf eine Anfrage: von ciner Neubewaffnung der Ar- tillerie kónne derzeit niht gesprochen werden. Die auf ein vervollkommnetcs Feldgeshüß abzielenden Versuhe würden fortgeseßt; für jept seien die adaptierten Feld- geshüße vollklommen ausreichend. Der Ausshuß nahm sodann das außerordentliche Heereserforderniß mit Ausschluß der Nachtragsfkredite an; ebenso wurde der Voranschlag des ge- gemeinsamen Finanz-Ministeri ums ohne Debatte angenommen, desgleichen der Voranschlag des obersten Nehnungshofes und der Occupations-Kredit. Der Ausschuß beschloß, die Anträge des Berichterstatters über die Zollgefälle vorläufig nur zur Kenntniß zu nehmen und vorerst den österreichischen Finanz- Minister zu Aufklärungen einzuladen.

Jn der gestrigen _Sißung des Ausschusses der ungarischen Delegation für die auswärtigen Anu- gelegenheiten richtete der Referent, Delegirter Dr. Falk an den Minister des Aeußern Grafen Gol uch owski folgende Frage: „Die Frankfurter Zeitung“ hat ausführliche Mittheilungen Über einen angeblichen zwischen Oesterreih-Ungarn und Rußland abgeschlossenen Vertrag gebraht. Es würde allgemeine Be- ruhigung hervorrufen, wenn der Minister sih äußern würde, ob diese Publikation der Wahrheit entspreche, oder nicht.“ Der Minister des Acußern Graf Goluchowski erwiderte: Jch kann diese Frage bündig und mit kurzen Worten dahin beantworten, daß die Mittheilung der „Frankfurter Zeitung“ eine plumpe Erfindung is. Der Referent Dr. Falk verlas sodann einen Bericht, welcher nach Zustimmung des Deputirten Grafen Apponyi ohne Abänderung cinstimmig angenommen und authentizitiert wurde. / :

Der Bericht erinnert bezüglich des Dreibunds an das, was der- selbe Ausschuß chon in dem vorjähricen Bericht auéegesprochen habe. Diesem Ausspruche shließe sich au der gegenwärtige Aus\ch{uß unbe« dingt an. Wenn er es auch als eiwas Selbstverständliches betrachte, fo nehme er doch jedesmal mit erneuerter Freude die von tompetenter Seite kommende Versicherungentgegen, daß dieser Bund in unges{chmälerter Kraft fortbestehe. Wenn demnach der Ausschuß seinerseits auch nihts Beunruhigendes darin erblicke, daß in der diesjährigen Ansprache Seiner Majestät des Dreibundes niht Fesonders gedacht worden fei, nehme derselbe doch mit einigec Besriedigung die erneute Erklärung des Ministers entgegen, wonah eine jedesmalige ausdrücklie Be- rufung auf den VDreibund in der Allert öchsten Ansprae aus dem Grunde nticht nöthig sei, weil dieses Bündniß niht auf kurze Zeit ges{lossen, jontern ein festes Werk sei, welhes die Basis der Politik des Reichs bilde. Es fei auf Jahre hinaus geschlossen und könne somit nicht geändert werden und werde au niht geändert werden, wie der Minister auch die bündigste Verficherung babe geben können, daß weder cine Lockerung ncch Er- kaltung _dieser Beziehungen eingetreten sei. Der Minister babe wie im Vorjahr fo auch diesmal, hinzugefügt, der Dreibund sei ein Friedensbund und werde seine Friedenszwecke um so besser erfüllen können, roenn feine Theilnehmer darnah trachteten, auch zu den übrigen Großmächten in den besten Beziehungen zu stehen. Es beziehe ih dies in erster Rethe auf Nußland, mit welhem Oesterreih-Ungarn wie bisher so au jeßt noch in enger Fühlung verbleibe. Diefe betreffe die Aufrechterhaltung jener gemeinsam aufgestellten Prinzipien, welche der Minister bereits im vergangenen Jahre eingehend gekennzeichnet habe und deren Wesen darin bestehe, daß keine der beiden Mächte im Orient eiwas anderes verlange, als die Befestigung der durch die inter- nationalen Verträge dort geschaffenen Zustände : die Erhaltung der Türkei, die Unabhängigkeit, Erstarkung und freie Entroickelung der einzelnen Balkanstaaten, die freunds{haftlichen Beziehungen zu diesen Staaten und endlich die Ausschließung dessen, daß dort irgend eine Macht zum Ncchtheil der übrigen einen überwiegenden Einfluß aus- übe. Das auf diesen Grundlagen beruhende Verhältniß habe au {on bisher eine erfreuliche Folge gehabt, nämlich, daß nicht nur der türkisch{-

i griechische Krieg lokalisiert geblieben sei, sondern auch, daß nach | dessca Beendigung von seiten der kleineren Balkansfstaaten zur

Geltendmachung irgend welcher egoistishen Zwecke und unbercchtigten Bestrebungen au nit einmal der Verfu unternommen worden sei. Unter diefen Umständen lege der Ausschuß jener Meinungsverschieden- heit, welche zwischen der österreihisch-ungarishen Monarchie und Ruß- land bezügli der Beseßung des Gouverneurpostens auf Kreta beftehe, keine größere Bedeutung bei. Jene kurze Erklärung, welche der Minister der auswärtigen Angelegenheiten bezüglih des spanisch - amerikanischen Krieges abgegeben habe, sei vom Auêëshuß durchaus korrekt gefunden worden. Das öfterreidisch- ungarishe Miñisterium des Auswärtigen habe j-ner Ver-

| pflichtung, welche der Monarchie als Großmacht obliege, entsprochen. i Bezüglih des volkswirthshaftlißen Theiles des Exposós des

Ministers sagt der Bericht. Der Ausschuß des Auswärtigen fühle fich nicht berufen, sih mit der Frage zu beschäftigen, ob die Vers mehrung der Seemaht in der That eine so dringende Notb- wendigkeit sei, wie dies der Minister behaupte. Wohl aber halte sich dieser Ausshuß nicht nur für berechtigt, sondern betrachte es geradezu als seine Pflicht, vom Standpunkt der Interessen Ungarns aus, darauf aufmerksam zu machen, daß eine Vorsorge für Schuß nur dann am Plate sei, unddaß für einen folhen Zweck vom Volke nur dann größere Opfer ver- langt werden dürften, wenn es Werthe gebe, die des Schußes bedürftig seien. Nun sei aber in jenen Gegenden, wo die Nothwendigkeit des Schutzes dur die Flotte eintreten könne, der Handel Ungarns so gering, daß voraussichtliG noch sehr lange auf jene Zeit werde gewartet werken müssen, wo der durch den ungarischen Handel repräsentierte Werth im richtigen Verhältniß zu jenen Kosten stehen würde, mit denen die zu seinem Schuße unternommene Vermehrung der Seemacht

! verbunden wäre. Es könne sein, daß es für die noch im Kindetalter

stehende, fich langsam cntwickelnde ungarische Industrie wenigstens von indirektem Vortheil sein würde, wenn ein Theil der Produktion der Industrie erweiterte und namentli jenseits des Meeres neue Absatgebiete ge- wönne. Dieser indirekte Vortheil würde sich aber ers in einer entfernten Zukurft fühlbar machen, während die Kosten der beabsichtiäten Flotten- vermehrun g sofort und unmittelbar auf die Schultern des ohnehin {wer belasteten Volkes drücken würden, dessen Interessen in erster Reihe nit eine cxtensive, sondern eine intensive Entwickelung des Handels und der Industrie erheishten. Daher beschränke sich der Auss{chuß in seinem Antrage auf die im engeren Sinne genommene auswärtige Politik; und da er in dieser nur eine fkonsequente, zielbewußte und energishe Fo1t- seßung jener vom Minister des Auswärtigen seit seinem Amlsantritt befolgten Politik sehe, welche von seiten der ungarischen Delegation wiederholt gebilligt worden sei, stelle der Auss{uß den Antrag, die ungarische 2 möge beschließen, daß sie die vom Minister des Auswärtigen befolgte Politik, sowohl bezüglich der leitenden Ideen als auch bezüglich der praftishen Durchführung derselben, unbedingt billige, dem Minister für die ebenso geshickte als würdevolle und erfolgreiche Leitung der auswärtigen Angelegenheiten wärmste Anerkennung aus: spreche und dessen Budget annehme.

Der vereinigte Viereraus\chuß der ungarischen Delegation hielt gestern eine Sigung ab und verhandelte ¡ber den Voranschlag für Bosnien und die Herzegowina. Auf eine Anfrage des Delegirten Berzeviczy über den Volksshulunterricht erklärte der Uag Far inister von Kállay, im Occupationsgebiet habe im Läufe der leßten drei Zahre die Zahl der ordentlihen Schüler der Volksschulen um ungefähr 6000 zugenommen. Der Delegirte Edmund Gajari wies auf den großen Aufschwung hin, welcher in Bosnien auf sandwiribGaitlidew wie auf gewerblihem Ge- biete zu konstatieren und der ohne Zweifel ein Resultat der um- sichtigen Verwaltung sei. Er könne jedoch nicht unbemerkt lassen, daß die mit der praktischen Volkswirthschaft beschäf- tigten Faktoren der beiden Staaten der Monarchie mit einer ewissen Besorgniß sähen, wie, infolge der einigermaßen künst- fien Entwickelung der Judustrie, Bosnien als Absaßzgebiet nicht mehr jene Rolle spiele, wie zur Zeit der Occupation. Der Reichs - Finanz - Minister von Kállay erwiderte, man müsse niht nur auf dem Gebiet der Landwirthschaft und der Viehzucht, sondern auch auf allen anderen Gebieten solche Verfügungen treffen, welhe zum Wohl des Volkes führten. Auch das Jnteresse, die Kosten der Verwaltung des Landes zu decken, erfordere, daß die wirthschaftlichen Kräfte Bosniens gehörig ausgenüßt würden. Dies geschehe auch; jene primitive Jnudustrie, welhe sich aus der Benugzung der Nohprodukte von selbst darbiete, könne der ent- wicelteren Jndustrie der beiden Staaten der Monarchie keine Konkurrenz machen ; außerdem diene sie den Verkehrsmitteln als Stütze, welche in Bosnien geschaffen worden seien. Der Minister wics sodann nach, daß die Einfuhr aus der Monarchie in den leßten Fahren niht abgenommen, sondern wesentlich zugenommen habe. Dies zeige, von wie großem Nugen die Occupation für die Monarchie sei. Bei dem Titel „Post und Telegraphen“ erwähnte der Delegirte Hegedüs, es sci einmal die Jdee aufgetaucht, daß die Verwaltung der Posten und Telegraphen aus dem militärischen Dienst ausgeschieden und dem - Zivildienst übergeben werden solle. Diescr Dienstzweig sei zwar mit keiner Belastung ver-

„bunden, da das Erforderniß seine Bedeckung finde, doch se: es

richtiger, daß diese Jnstitution in den Zivildienst übergehe. Der Finanz - Minister von Kállay bemerkte, daß ein solcher Plan noch niht den Gegenstand von Verhandlungen gebildet habe. Die übrigen Posten wurden ohne Debatte genehmigt. Der Präsident sprach im Namen des Ausschusses dem Minister seinen Dank und seine Anerkennung für die gegebenen ein- gehenden Ausführungen aus.

Der ungarische Quotenaus\huß beschloß in seiner gestrigen Sißung, in mündliche Verhandlungen mit dem osterreihischen Ausschuß einzutreten. Die betreffen- den Verhandlungen werden in Wien stattfinden.

Großbritannien und Frlaund.

Jn der gestrigen Sißung des Oberhauses fragte, wie „W. T. B.“ berichtet, der Earl of Kimberley, welche Ab- sichten die Regierung in Betreff der Beseßung von Wei-Hai- Wei habe. Er bezweifele, daß die Vorzüge des Plaßes für den Seemann so große seien, wie angenommen werde, denn diese Vorzüge seien auf einen bestimmten Theil Chinas be- shränkt. Er könne nicht verstehen, warum die Regierung niht vorausgesehen habe, daß Rußland seine Machi über die Mandschurei ausdehnen und, nahdem es einen eisfreien Hafen erhalten habe, denselben zu einer Basis für seine Flotte machen werde, und warum die Regierung diese Erwägung nicht zur Gcundlage ihrer E gemacht habe. Die Beseßung von Wei-Hai-Wei bringe Großbritannien in diesem Theile der Welt in direkten Gegensaß zu Rußland. Er könne nicht einsehen, wie, während Rußland die Mand- shurei mit einer großen Truppenmacht beseßte, der Besiß von Wei- Hai-Wei Großbritannien befähigen solle, dem Vordringen Ruß- lands ein Gegengewicht zu bilden. Lord Kimberley sprach hierauf von dem Werth der Anknüpfung freundschaftliher Beziehungen zu Japan und erwähnte dann die Rede Chamberlain's in Birmingham; er sagte, Chamberlain komme in seiner Rede zu dem Schluß, daß die Zeit für eine große diplomatische Aenderung gekommen sei. Mit der von Chamberlain ange- deuteten Allianz könne nur eine solche zur gegenseitigen Ver- theidigung gegen Rußland gemeint sein. Sei der Augenblick für cine große Veränderung gekommen, fo _sei auch die Re- gierung vielleiht {hon so weit, daß das Haus von einer großen Allianz mit einer europäishen Macht hören werde. Er könne sih eine Allianz mit den Vereinigten Staaten nicht denken, weil eine solche niht mit der Politik Amerikas im Einklang stehen würde; sollte aber der Abschluß dieser Allianz bevorstehen , so könne kein Schritt denselben leihter ver- eiteln, als Chamberlain's Nede. Das Land wünsche Klarheit über die Grundlage der Regierungspolitik. :

Hierauf erwiderte der Premier-Minister Lord Salisbury:

Der Earl of Kimberley habe der Negierung mitgetheilt, daß er in Betreff der Absichten, welhe die Regierung in Bezug auf Wei- Hai-Wei hege, eine Anfraze stellen werde. Es sei aber unmöglich für ihn (Lord Salisbury) gewesen, \cine Absicht, wegen der Rede Chamber- lain?’s anzufragen, vorauszusehen. Er fühle fih nit verpflihtet, auf eine Diskussion über diese Rede einzugehen, ohne daß er den Text derselben in seinen Händen habe. Der größere Theil der Rede Lord Kimberley's wende sich gegen die Interpretation, welche man den vershiedenen Aeußerungen Chamberlain’s gebe. Er könne nit ohne entsprechende Gelegenbeit zur Prüfung der Behauptungen Lord Kimberleys in eine Diskussion mit ihm über diese Angelegenheit eintreten. Er wolle nur bei einer Sache verweilen, über die Lord Kimberley gesprohen habe und auf die au von Chamberlain angespielt worden fet, nämlich bet der Wirkung der Haltung der vorigen Regierung am Ende des chinesis- japanischen Krieges. Er stimme mit dem Grundsaß Lord Kimberley?s überein, daß es nicht wünschenswerth für Großbritannien sei, die any dazu zu bieten, daß man den Sieger der Früchte seines Sieges

eraube, um fo mehr, da es im größten Gegensaß zur britischen Na stebe, irgend etwas zu thun, was auf die aufstrebende Macht apan, mit dem Großbritannien so viele Gründe zum Zusammen- wirken und zur Sympathie verbänden, entfremdend wirken könne. Wenn er die Politik der vorigen Regierung zu kritisieren hätte, würde er an der Klugheit Großbritanniens zweifeln, das dabeigeftanden und zugesehen habe, wie Rußland und seine Verbündeten Japan aus der Liaotung-Halbinsel vertrieben hätten, ohne einige Sicherheit dafür u haben, daß Rußland dies ohne die Absicht zukünftiger nternehmungen gethan habe. Seiner Meinung nah * hätte man damals von allen Theilen, die an dem Arrange- ment betheiligt waren, erreihen müssen, daß sie die Verpflich- na eingingen, China in Zukunft niht das Landgebiet zu entziehen, welches fie ihm damals erhalten hätten; daran würde sich auch Japan betheiligt haben. Dies sei der einzige Punkt der von Lord Kimberley an Chamberlain's Rede geübten Kritik, welhen er zu prüfen wage; denn es sei augensheinlich leiht, aus einzelnen Säßen ganz allgemeine Schlüfse zu ziehen, unmöglich aber, ohne sorgfältiges Studium des solchen einzelnen Säßen Voran- und Nachstehenden

zu sagen, daß eïne folche Kritik gerecht sei. Er meine, Lord Kimberley sei bei der Besprechung der von Chamberlain und von ihm (Lord Salisbury) gebrauhten Redewendungen etwas zu kritisch gewesen. Er (Lord Salisbury) habe von China gesagt, daß es aufrecht stehe, Chamberlain habe von China in Ausdrücken gesprochen, welche den Schluß zuließen, daß es darniederliege. - Beide Ansichten séien anwendbar, was den Widerstand Chinas gegen die Mächte anbetreffe. China habe nit die Kraft gehabt, sich gegen die Viacht Rußlands aufzulehnen; wenn man aber weiter und in die Zukunft blicke, so glaube er, daß von 400 Millionen Menschen niemand behaupten könne, daß thre Kraft für immer gebrochen sei. China habe eine Regierung, von deren Verdiensten cr nicht sehr begeistert sprehen wolle, aber es habe noch eine Regierung, die einen enormen Handel möglich mache. Chinas außerordentlich grofe Bevölkerung: fet in einem Gefühle einig, nämlich in dem Hasse gegen fremde Her1schaft. China fehle es an Muth, und einer seiner Vertheidigungsaründe für die Beseßung Wei-Hait- Weis fet, daß sie China gegen Verzweiflung \tärken und ihm den Muth geben folle, seinen Feinden Widerstand zu leisten, wenn die Gelegenheit sih biete. Als Großbritannien die Besetzung von Port Arthur ohne eine entsprehende Bewegung seinerseits zu- gelassen, babe die Gefahr darin gelegen, daß aroße Bevölkerungs- \hichten Chinas zu dem Glauben gelargen konnten, ihre Be-, herrschung dur eine fremde Macht sei ein Geschick, dem sie nicht entgehen fönnten. Großbritanniens Sache sei es gewesen, thnen zu fagen, daß dieses Geschick, soweit Großbritannien es verhindern könne, niht über sie kommen werde. Er set der Ansicht, daß Wet- Hat-Wei von großem ftrategischen Wertke fei, noch roichtiger aber sei die Wirkung der britishen Politik auf die Meinung des Ostens; das Wichtigste fei, daß nicht nur China, fondern auch Korea und Japan nit glaubten, daß Groß- britannien das Spiel um die Nachbarschaft von Port Arthur auf- gegeben habe. Die Stellung der Regierung sei einfah die: sie wünsche nicht etne Zerstückelung Chinas in irgend welem Grade beginnen zu sehen, sie wolle zu einer folhen Zerstücktelung nicht ermuthigen, und vor allem wolle sie nit, daß die Chinesen und andere Nationen glaubten, Großbritannien beabsihtige, sih Landgebiet anzueignen, und wolle sih an der Beute betheiligen. Als Wei-Hai-Wei beseßt worden sei, sei es nöthig gewesen, es mit einer Garnison zu belegen, es zu s{chüßen und den Hafen zu verbessern. Die Pachtung von MWei-Hat-Wei sei in erster Linie eine politishe Maßregel gewesen, um das Vorgehen der anderen Mächte auszugleihßen und zu kompenfieren. Einen zweiten Vorzug biete Wei-Hai-Wei als Flottenstation und als Operationsbasis inmitten einer Gegend, die sehr {nell von (reh Wichtigkeit werden dürfte und in welcher der Handel im Aufblühen begriffen fei. Wahrscheinlichd) werde die allgemeine Politik der Regierung unverändert bleiben, sie sei nit leiht zu ändern. Er wünsche, daß das chinesishe Reich erhalten bleibe, und glaube nit, daß es eine europäishe Nation gebe, die es unternehmen würde, auf eine so weite Entfernung 400 Millionen Menschen zu regieren. Er glaube, daß allein die Wohlfahrt der chinesishen Bevölkerung und das Aufblühen des Handels die Reform der chinesischen Regierung erfordern müsse, und in der Weiterentwickelung dieser Reform müsse sie, soweit irgend möglih, vor fremder Ein- mischung bewahrt werden. Er sei ängstlih dafür beforgt, daß fremde Einmischung auf die Ermuthigung zu inneren Verbesserungen be- {ränkt werde, und vertraue fest darauf, daß die fremden Nationen sih nicht gegenseitig in der Förderung dieses guten Werkes hindern, fowie daß sie die Hoffnungen auf das Emporwachsen dieses herrlichen industriellen und kommerziellen Baues niht dur territoriale Zänke- reien zerstören würden, welche nur auf eine Vernichtung des Handels und der Induslrie hinauslaufen könnten. Und zu diesem Endzwecke wolle die Regierung die weitestgehende Freundschaft mit allen den Mächten pflegen, mit denen sie in Berührung kommen möge. :

Im Unterhause richtete Ascrost die Frage an die Negierung, ob sie über die Rede Chamberlain's in Birmingham, betreffend die auswärtigen Beziehungen, eine Erklärung abzu- geben gedenke. Der Erste Lord des Schaßamis Balfour antwortete in verneinendem Sinne. Der Staats}ekretär für Jndien Lord Hamilton erklärte, die Konferenz über die Aufhebung der Prämien für den Export von Zucker sei auf den 7. Juni fest- geseßt, cine Verschiebung jedoh wahrscheinlich. Wegen einer den britishen Unterthanen in Jloilo auf den Philippinen möglicherweise drohenden Gefahr habe das in Hongkong stationierte Kriegs\chif „Pique“ am Sonnabend Befehl er- halten, nah den Philippinen abzugehen.

Rußland.

Der Vize-Admiral Kopytow is}, wie „W. T. B.“ aus St. Petersburg erfährt, unter Enthebung von der Stellung als Kommandant der Flotte und der Häfen des Schwarzen sowie des Kaspishen Meeres, zum General - Adjutanten des Kaisers und zum Mitgliede des Admiralitäts- raths ernannt worden; an seine Stelle ais Kommandant der Schwarzen Meer-Flotte tritt der Vize-Admiral Tyr tow. Der Kanzlei-Chef im Kaiserlihen Hauptquartier, General- Major Baron von Meyendorff ist zum Kommandanten der Maison militaire ernannt worden an Stelle des General- Majors Bibikow, welcher à la suite des Kaisers gestellt worden ist.

Spanien.

Das neue Kabinet ist, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus Madrid vom heutigen Tage, wie folgt, gebildet worden: Slagasta Präsidium, Leon Castillo auswärtige Angelegen- heiten, Groizard Justiz, Correa Krieg, Aunon Marine, Puigcerver Finanzen, Capdebon Jnneres, Gamazo öffentliche Arbeiten und Unterricht, Romero Gi ron Kolonien. Sagasta wird die Genehmigung der Königin-Regentin zu der Ernennung des neuen Kabinets einholen, welches heute Abend den Eid leisten wird. Sagasta wird interimistisch auch das Portefeuille des Auswärtigen übernehmen. /

Die Seebehörden von Barcelona sind angewiejen worden, schnellsegelnden F von hohem Tonnen- gehalt das Auslaufen nicht zu gestatten, damit dieselben als Hilfskreuzer in Dienst gestellt werden könnten.

Türkei.

Wie das Wiener „Telegr. -Korresp.-Bureau“’ aus Kon- stantinopel meldet, hat die Pforte dem Doyen der Bot- schafter erklärt, daß 25 Transportschiffe nah Volo beordert seien; 60 000 bis 70000 Mann und 9000 Pferde würden Thessalien auf dem Seewege, die übrigen auf dem Landwege verlassen.

Schweden und Norwegen.

Die norwegische Me tung hat, wie „WT: B“ aus Christiania erfährt, den Vorschlag gemacht, für außer- ordentlihe Vertheidigungszwecke 16 Millionen Kronen zu be- willigen, davon 91/7 Millionen zum Bau zweier Panzerschiffe. Für dieses Jahr werden 9 200 000 Kronen gefordert.

Amerika.

Im Repräsentantenhause legte gestern Hill den Bericht des Ausschusses für auswärtige Angelegen- heiten vor, welcher die Annexion der Hawaii- Fnseln durch die Vereinigten Staaten empfiehlt. Der Bericht hebt, in der Besorgniß, die Juseln könnten unter japanische Herrschaft

ließt: die Annexion stehe in Uebereinstimmung - mit der onroe-Doktrin, welche zwar jeder europäishen Macht ver- biete, sich in die Angelegenheiten des amerikanisch?n Kontinents- oder der benachbarten Jnseln cinzumishen, den Vereinigten Staaten jedoch in dieser Hinsicht keine Beschränkung auferlege.

Die „New York Tribune“ erfährt aus Washington, da der Admiral Sampson der Marineverwaltung mitgetheilt habe, er werde nah dem Süden zu gehen und die Kriegs- \chiffe so aufstellen, daß sie die Zugänge nah Santiago und Cienfuegos deckten, die Landung von Vorräthen für die Garnison verhinderten und gleichzeitig das schwache südliche Blockadegeshwader verstärkten.

Wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, führen die Mitglieder des Kabinets lebhafte Klage darüber, daß die Regic- rung durch die indiskreten Veröffentlichungen gewisser Journale über die neuerlihen Bewegungen der Flotte und des Heeres und über den Feldzugsplan in große Verlegenheit gerathen sei.

Aus Cardefías (Cuba) wird gemeldet, daß, als daselbst eine mit 18 Mann beseßte amerikanishe Kriegsshaluppe aus den mit Torpedos belegten Gewässern hinausfahren wollte, durh ein falsches Manöver ein Torpedo zur Explosion ge- bracht und das Fahrzeug vernichtet worden tei, Die gesammte Mannschaft sei ums Leben gekommen.

Nach einer Meldung aus Porto Rico ist dort weder am Montag noch am Dienstag ein amerikanisches Schiff be- merkt worden.

Der „Times“/ wird aus New York telegraphiert, der Hilfskreuzer „Yale“/, der in den Gewässern von Porto Rico kreuze, habe festgestellt, daß an den Befestigungen von San Juan durch das Bombardement vom 12. Mai kein si{tbarer Schaden angerichtet worden sei.

Der New Yorker „Evening World“ wird aus Santa Lucia (Kleine Antillen) gemeldet, daß ein großes fremdes Krieags- {hi} an der Westküste und andere Schiffe nördlih von der Insel gesehen worden seien. Man glaube, daß es spanische Kriegsschiffe auf der Suche nach dem amerikanishen Schlacht- chiff „Oregon“ gewesen seien.

Nach einer Depesche aus St. Thomas hatte der Hilfs- kreuzer „Yale“ dort begonnen, Kohlen einzunehmen, mußte aber ploglih auf Anordnung der dänischen Behörde damit auf- hören und den Hafen „verlassen.

Aus Curaçao wird telegraphiert: Die Flotte des Admirals Cervera sei am Montag nicht geschen worden. Bei der Abfahrt am Sonntag Abend seien die spanischen Schiffe nah Westen gegangen. Die „Vizcaya“ und die „Jnfanta Maria Teresa“ hätten 700 Tonnen Kohlen und eine große Menge Lebensmittel an Bord genommen.

Eine Depesche aus' St. Pierre (Martinique) besagt, der spanische Torpedobootzerstörer „Terror“ liege noch im Hafen von Fort de France. Die Kesselröhren und die Schrauben des Schiffes seien gebrauchsunfähig. Auch das Ambulanzschiff „Alicante“ sei in Fort de France.

Asien.

Die Pariser Ausgabe des „New York Herald“ meldet aus Manila, daß die spanischen Behörden eifrig bemüht seien, die Aufständischen zur Treue für Spanien zu bewegen. Jn der Umgebung von Manila und auch in fast allen Pro- vinzen herrshe Ruhe, nur in zwei Provinzen sei eine auf- ständishe Bewegung ausgebrohen. Der Geschäftsverkehr in Manila sei theilweise wieder aufgenommen, und die Läden seien wieder geöffnet.

lgties die Bedeutung einer sofortigen Annexiori hervor und

Parlamentarische Nachrichten.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sißungen des errenhauses und des Hauses der Abgeordneten be- finden sich in der Ersten und Zweiten Beilage.

Verkehrs-Anftalten.

Wie die „Hxmb. Börsenb.“ aus Köln meldet, werden die „Navigazione Generale Italiana“, die Dampf\schiffsgesellschaft „Veloce“ und die „Hamburg-Amerika-Linie" nah einem zum Ab- \chluß gelangten Vertrage die Dampfschiffahrt zwischen Jtalien und Amerika in Zukunft für gemeinsame Rechnung betreiben,

Bremen, 17. Mai. (W. T. B) Norddeutscher Lloyd. Dampfer „Prinz-Regent Luitpold", 16. Mai Vm. Reise v. Antwerpen n. d. Weser fortges. „Trave“, n. New York best., 16. Mai Vm. Scilly pass. „Ellen Rickmers“" 16. Mai Mrgs. in New York angek. „Werra * 16. Mai Vm. Reise v. Gibraltar n. New York fortges. „Königin Luise“, n. New York best., 16. Mai Mrgs. Lizard pas}. „Dresden“, v. Baltimore kommend, 16. Mai Mrgs. Dover pass. „Darmstadt“, n. Ost-Asien befst., 16. Mai Bm. in Suez angek. „Kaiser Wilhelm der Große“, y. New York kommend, 16. Mai Mittags v. Plymouth n. Bremen ab- gegangen, überbringt 1166 Passagiere und volle Ladung. „Habs8- burg“, 15, Mai v. Santos n. Bremen abgegangen.

Hamburg, 17. Mai. (W. T. B.) Hamburg - Amerika- nie. Dampfer „Venetia“, von Hamburg kommend, gestern in t. Thomas angekommen.

Notterdam, 17. Mai. (W. T. B.) Hoiland-Amerika- Linie. Dampfer „Obdam“, v. Rotterdam n. New York, gestern Bormittag in New Vork angekommen.

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Theater und Musik.

Köntiglihes Schauspielhaus.

In Karl Niemann's immer noch zugkcäftigem Lustspiel „Wi e die Alten sungen " gab gestern der Gast der Königlichen Bühne, frau ranzióka Ellmenreich die Rolle der Fürstin und fand als

nnalise den rechten warmen Herzenöton, der die Seelen der Hörer bewegt; in ihrem Wesen war sie zugl zutraulih und würdig und brahte so alle Charakterseiten der Fürstin und Bürgerstohhter zu glückliher Wirkung. Fräulein e uma, welche gestern die Sophia darstellte, verdient gleichfalls für thr frisches und munteres Spiel, das dur eine anmuthige Erscheinung unter- ütt wird, uneingeschränkte Auerkennung. Im übrigen war die Be- seßung unverändert, und dos Publikum kargte nicht mit seinem Beifall.

Schiller- Theater. Das dreiaktige Lustspiel „Die Dummen* yon Guinon_ und

ck Denier gelangte gestern in der deutschen Ue® ertragung von Ottq

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