1898 / 120 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 23 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

j é S E f Ï K s) h [2 _MA f i H M E: N 2 S e f Ft j l H i f L L 6! h Ff} E [ S j 7 e :

Yôlle 32330201 M (— 1966628 H), Tabasteuer 1342 M (+4 117 483 6), Zuckersteuer und Zuschlag zu derselben 8933121 (+ 2833859 6), alzsteuer

3763569 M (— 93320 6), Maischbottih- und Brannt-

weinmaterialsteuer 1 371 091 (+ 149496 H), Ver- brauchsabgabe von Branntwein und Zuschlag zu derselben 9 656 281 M (— 419131 A), Brennsteuer 178947 M 65037 M), Brausteuer und Uebergangsabgabe von ier 2671110 M (+ 60284 M), Summe 59745662 M (7 617106 M). Spielkartenstempel 149008 F

-+ 4959 6).

Die auf Befehl Seiner Majestät“des Kaisers und Königs in der Geheimen Kriegs-Kanzlei bearbeitete „Rang- und Quartier-Liste der Königlih preußischen Armee und des XIII. (Königlich württembergischen) Armee- Korps für 1898, mit den Anciennctäts-Listen der Generalität und der Stabsoffiziere und einem Anhange, enthaltend die Liste der Kaiserlihen Schußtruppen, ift soeben im Verlage der Königlichen Hof-Buchhandlung von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin zur Ausgabe gelangt. Der Bearbeitung ist der Stand vom 1. Mai d. J. zu Grunde gelegt.

Der Kaiserlihe Botschafter in Wien Graf zu Eulen- burg hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der Erste Sekretär der Kaiserlichen Botschaft, Legations-Rath Prinz von Lich- nowsky als Geschäftsträger.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober-Kommando der Marine is die 1. Division des I. Geshwaders, Chef: Vize-Admiral Thomsen, am 22. Mai in O S. M. S. „Gefion“, Kommandant Kapitän zur See Follenius, am 21. Mai in Kiautschou angekommen und S. M. S. „Arcona“, Kommandant Kapitän zur See Beccker, am 91. Mai von Kiautschou nach Nagasaki in See gegangen ; S. M. S. „Seeadler“, Kommandant Korvetten - Kapitän Kindt, ist am 21. Mai in Aden angekommen und beab- sichtigte, heute nah Port Said in See zu gehen.

Jn der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reihs- und Staats - Anzeigers“ wird die vom Reichs- Eisenbahnamt aufgestellte tabellarishe Uebersicht der Be- E ba-Sraebnisse deutsher Eisenbahnen für den Monat April d. J. veröffentliht, auf welche am Freitag v. W. an dieser Stelle auszüglih hingewiesen worden ijt.

Bayern.

Jhre Majestät die Kaiserin von Desterreich hat sich as aen zur Nachkur von Kissingen nach Brückenau egeben.

Baden,

Jhre Königlihe Hoheit die Großherzogin hat sich, wie die „Karlsr. Ztg.“ meldet, gestern zum Besuch Jhrer Königlichen Hoheiten des Erbgroßherzogs und der Erbgroßherzogin von Karlsruhe nach Koblenz be- geben und gedenkt von dort aus Jhre Majestät die Königin von Schweden und Norwegen in Honnef sowie Jhre Durchlaucht die Fürstin-Mutter zu Wied in Segenhaus zu besuhen. Seine Königliche Hoheit der M opberzog wird am Dienstag früh der Großherzogin nah Tie folgen, um mit Höchstderselben die weiteren Besuche ab- zustatten.

Sachsen-Weimar-Eisenach.

Seine Königlihe Hoheit der Großherzog ist am 20. d. M. aus Jtalien wieder in Weimar eingetroffen.

Großbritannien und JFrland.

Die Leiche Gladstone’'s wird am Mitiwoh von Ha- warden Castle nah London überführt werden ; am Donnerstag und Freitag wird dieselbe in Westminster ausgestellt bleiben und am Sonnabend dann die Beisezung in der Westminster- Abtei stattfinden.

Auf der Werft zu Devonport sind, der „Admiralty and D Guards Gazette“ zufolge, jeßt die Vorbereitungen zum Bau der „Jmplacable“ beendet. Es ist dies eines der mächtigsten und stärksten aller bisher gebauten Schiffe, denn es ist 10 Fuß länger als der „Magnificent“ und diesem in der Wasser- verdrängung (15 000 t) um 100 t überlegen. Die Länge wird 400, die Breite 75, der Tiefgang 27 Fuß betragen. Die Maschinen sollen 15 000 indizierte Pferdekräfte entwickeln können; der Kohlenladeraum faßt 1500 t. Die Hauptarmierung wird aus zwölfzölligen Hinterladern von neuem Muster bestehen. Die Baukosten sind auf 1 Million Pfund Sterling veranschlagt. Auf der Werft zu Portsmouth wurde mit dem Bau des Schlachtschiffs „Formidable“ begonnen, welhes ähnliche ea zeigt: Länge 390, Breite 75, Tiefgang 27 Fuß

oll, Wasserverdrängung 15 000 t, 20 000 indizierte Pferde- kräfte, Geschwindigkeit 19 Knoten.

Frankreich,

_ Von den gus vorgenommenen Stichwahlen waren, wie „W. T. B.“ meldet, bis heute Vormittag in Paris 177 Resultate bekannt. Gewählt wurden 66 gemäßigte Republikaner, 61 Radikale, 38 Sozialisten und 10 Monarchisten. Jn Paris wurden der früheres Präsident des Pariser Gemeinde- raths Baudin, der Sozialist Vaillant, ferner Clovis Hugues und Millevoye Ee Goblet wurde von dem Republikaner Mugzet, Gérault-Nichard von dem Sozialisten Bernard geschlagen. Jn Digne wurde Andrieux, in Nîmes der Monarchist de Bernis geschlagen. Jn Grenoble wurde der Revolutionär Zevaes gewählt, der noch niht das wahlfähige Alter erreicht hat, dessen ahl also für ungültig erklärt werden dürfte. Die bei den Wahlen unterlegenen Regierungsmitglieder, der Kolonial- Minister Lebon und der Unter-Staatssekretär für das Post- wesen Delpeuch, dürften ihre Entlassung geben.

| diese 11

Ftalien.

Das Erscheinen des Blattes „Mattino“, welches von igt früh ab in Rom zur Ausgabe gelangen jollte, ist von em Präfekten verboten worden; dasselbe Blatt haite der Ee Kommissar hon am 12. Mai in Neapel ver- oten.

Spanien,

n dem gestern abgehaltenen Ministerrath berichtete der Mini ter-Präsident Sagasta über seine Verhandlungen mit Leon Castillo und erklärte, die Frage der Aeriedung des Porte- feuilles des Aeußern werde bis heute ihre Erledigung finden. Leon Castillo werde den Boitschafterposten in Paris behalten.

Jn amtlichen Madrider Kreisen wird, dem „W. T. B.“ zu- folge, versichert : die Regierung habe die Entsendung von Hilfs- kreuzern nah den Vereinigten Staaten beschlossen, um alle an den Küsten der Vereinigten Staaten mündenden Kabel, selbst die transatlantishen, durchschuneiden zu lassen, für den Fall, daß das cubanishe Kabel von den Amerikanern ab- geschnitten werde. |

Der Admiral Camara wird von Madrid nah Cadiz abreisen, woselbst er den Oberbefehl über das Reserves geschwader übernimmt. Dieses wird mit versiegelten Ordres abgehen. Aus Gibraltar verlautet, daß das Geschwader sih nach den cubanischen Gewässern begeben werde.

Im Senat brachte am Sonnabend der Senator Planas einen Gesehentwurf ein, nach welchem der Kupon der Schuld in Pesetas gezahlt und auf die anderen öffentlihen Werth- papiere eine Steuer gelegt werden soll.

Niederlande.

Der Minister des Auswärtigen de Beaufort empfing, wie „W. T. B.“ aus dem Haag berichtet, am Freitag den amerikanischen Gesandten und hatte eine lange Ünter- redung mit demselben.

Belgien.

Die gestrigen Wahlen für die ausscheidenden Mitglieder des Senats und der RNepräsentantenkammer : vollzogen sih, wie „W. T. B.“ berichtet, in vollkommener Ruhe. Jn Gent und Alost wurden mit starker Mehrheit die Katholiken, in Charleroi und Mons wurden die Sozialisten wieder- gewählt. Jn Huy wurden vereinigte Liberale und Sozialisten gewählt. Jn Lüttih, Verviers, Thuin, Soignies und Varemme findenStichwahlen zwischen Katholiken und Sozialisten, in Tournai und Ath zwischen Katholiken und Liberalen statt. In Tournai tritt an Stelle eines Katholiken cin Liberaler in den Senat. Die Minister Begerem, de Bruyn und de Smet de Nayer wurden wiedergewählt.

Türkei.

Von den mit der Ueberwachung ‘der Räumung Thessaliens betrauten fremden Delegirten ist, dem „W. T. B.“ zufolge, in Konstantinopel die Meldung einçetroffen, daß bis um 19. d. M. 34 türkishe Bataillone Thessalien verlassen ätten. Drei Delegirte seien in Kalabaka eingetroffen, das am Sonnabend geräumt worden sei.

Griechenland.

Aus Athen wird vom gestrigen Tage berichtet, daß in Thessalien die Räumung der zweiten Zone beendet sei; Trikkala, Kalabaka und Kardiya seien wieder von den griehischen Truppen beseßt worden.

Das Wiener „Telegr.-Korrésp.-Bureau“ meldet, daß die Griechen das bei Trikkala belegene mohamedanische Dorf Ledjevo in Brand gesteckt hätten.

Amerika.

Jn der nächsten Woche werden, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, der großbritannishe Botschafter Sir J. Pauncefote und der canadische Marine-Minister Davies mit Beamten der Vereinigten Staaten zu einer Konferenz zusammentreten, um über die Präliminarien zu einer Kon- vention zu berathen, durch welche alle zwishen Canada und den Vereinigten Staaten s{hwebenden Streitfragen geregelt werden sollen. j

Wegen der Anwesenheit der spanishen Flotte in amerikanishen Gewässern hat das Schaßamt die Zollbehörden angewiesen, keinem mit Kohlen beladenen Schiffe die Ausfahrt nah Häfen in den Antillen, Mexiko, Zentral- und Süd- Amerika ohne besondere Erlaubniß des Schaßamts zu gestatten.

Aus Key West wird gemeldet, daß die Flotte des Admirals Schley am Donnerstag früh sechs Meilen von Key West geankert habe; die Flotte des Admirals Sampson sei an demselben Tage um 5 Uhr Nachmittags in Key West eingetroffen, ebenso drei große Transporischisfe, welhe mit Einrichtungen für die Unterbringung von „Truppen versehen seien. Die Schiffe „Bancroft“, „Castine“, „Helena“ und „Washington“ seien am 18. d. M., Abends, eiligst in See gegangen, die „St. Paul“ habe Kohlen eingenommen und sei bei Sonnenuntergang ebenfalls abgefahren.

Nach einem Telegramm aus Jacksonville ist am 18. d. M. eine aus 400 Cubanern bestehende Expedition mit großen Quantitäten Munition und 75 Mauleseln auf dem Dampfer „Florida“ von Tampa nah Cuba in See gegangen.

_Die „Times“ meldet aus Key West, daß das Kabel zwischen Cienfuegos und Santiago wieder ausgebessert und auf diese Weise die direkte Verbindung zwishen Havanna und Europa wieder hergestellt worden sei.

Der. „Standard“ erfährt aus dem Lager von Thomas nahe bei Chikamanga vom 22. d. M., daß die amerikanischen Truppen sehr untec dem Mangel an Vorsorge seitens der Behörden litten. Das 14. Regiment sei durch Hunger ge- {hwäht und in fast ateútecisder Haltung aus New York dort eingetroffen. Die Vorräthe an Nahrungsmitteln seien ungenügend. j

In Madrid eingetroffene Depeschen des Marschalls Blanco besagen, daß die amerikanischen Schiffe, um die Garnison von Guántanamo zu täuschen, bei ihrer Ankunft vor dem Hafen die spanishe Flagge geführt hätten; die Garnison habe jedoch den Feind sofort als solchen erkannt. In der Nacht zum 19. d. M. hätten amerikanische Schiffe auf die Truppen an der Bucht von Nuevitas ge- feuert. Vor der Bucht von Havanna hätten sich am Sonnabend mehrere amerikanische Schiffe gezeigt, seien aber in sier Entfernung geblieben. Zwei amerikanische Kriegs-

iffe hätten gestern versuht, die Einfahrt von Port Jsabella und Sagua zu forcieren, seien aber gezwungen worden, sich zurüczu, wt pie Mit den Aufständischen hätten E, mehrere du ammenstöße stattgefunden, bei dénen ann verloren: hätten.

deutschen

Asien.

Nach einer dem „W. T. B.“ zugegangenen Meldung au Peking werden die Chinesen heute Wei-Ha i-Wei utimltelbar nach der Abfahrt der Japaner beseßen; morgen werden dann die Engländer an Land gehen, und die britische und chinesische Flagge werden gemeinsam gehißt bleiben, bis die Engländer die Baulichkeiten, das Arsenal und die Forts übernommen haben. Alsdann wird die britishe Flagge allein über der Festung wehen. Drei britishe Kriegsschiffe liegen jeßt im

afen von Wei-Hai-Wei.

Afrika.

Die „Times“ meldet aus Pretoria vom 21. d. M.: der „Star“ veröffentlihe den Wortlaut der Antwort Transvaals auf das Telegramm Chamberlain’s. Die Antwort rechtfertigte den Standpunkt Transvaals, wonach es seit dem Uebereinkommen von 1884 keinerlei Suzeränetät anerkennen könne, halte aufrecht, daß die Einleitung j dem Uebereinkommen von 1881 nicht länger effffektiv ei, und wiederhole die Behauptung, daß der Einfall Zameson's fein Unternehmen von Privatleuten gewesen, sondern von britischen Beamten unterstüßt worden sei. Die Antwort schließe damit, daß sie nochmals das Recht Transvaals auf einen Schiedsspruch betone.

Das „Reuter'she Bureau“ erfähri aus Pretoria, daß Abraham Fischer den Posten des Staatssekretärs ahb- gelehnt habe.

__Das Parlament der Kapkolonie ist am 20. d. M.

eröffnet worden. Der Gouverneur Milnec wies in seiner Ansprache auf den Erfolg hin, welchen Professor Koch bei der Bekämpfung der Rinderpest gehabt habe. _ Wie der „Daily News“ aus Madrid berichtet wird, überreichte der französische Gesandte in Marokko dem Sultan eine Note, laut der die französishe Regierung auf einer Berichtigung der Grenze bestehe, welhe die Abtretung von Tuat in sih schließe.

Nr. 21 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 20. Mai, hat folgenden Inhalt : 1) Konsulat-Wesen : Ermäthtigung zur Vornahme von Zivil- stands-Akien; Entlaffung. 2) Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April 1898 bis Ende April 1898. 3) Polizeiwefen : Ausweisung von Aubländern aus dem Reichsgebiet. 4) Handels- und Gewerbewesen: Berichtigung.

Nr. 17 des „Eisenbahn-Verordnungsblatts“, heraus- gegeten im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, vom 21. Mai, at folgenden Inhalt : Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 10. Mai 1898, betreffend Verrechnung der an die Wegebau- P Pbgen zu leistenden Entschädigungen für die infolge von Eisen- ahnanlagen vermehrte Wegeunterhaltüngslast ; vom 16. Mai 1898, betreffend Kennzeihnung der das Rangtieren leitenden Bediensteten, Naqhrichten.

Kunft und Wissenschaft.

_Im Verein für deutsches Kunstgewerbe wird am Mittwoch, den 25. d. M., Abends 8} Uhr, im großen Saal des Architektenhauses Herr Zeichenlehrer Nobert Mielke einen Vortrag halten über „Kunst- und Kunstgewerbe in der Mark Brandenburg“. Der Vortrag wird dur Projektionsbilder mittels des elektrishen Bildwerfers erläutert werden, Zur Ausstellung ge- langen ältere Kunstgegenstände aus der Mark.

Aus Rom berihtet ,W. T. B.*, daß der Deutsche Künstler- verein daselbst vorgestern, am 100. Jahrestage des Todes des Malers Asmus Carstens, eine Ausftellung von Stichen nach Carstens" schen Werken und ein Konzert veranstaltete, in welchem auch dér frühere Botschafter in Nom von Keudell mitwirkte, An der Feter ' nabmen u. A. der deutsche Botschafte: Freiherr von Saurma-Jeltsch und der baycrishe Gesandte Freiherr von Tucher theil.

In G. Hirth's Verlag, München und Leipzig, erscheint binnen kurzem „Deutsh-Tanagra*, Porzellanwerke des achtzehnten Jahrhunderts, gesammelt von Georg Hirth. (Zwei Bände, 32 Bogen gr. 4°, mit 80 Text-Jllustrationen und ca. 180 Tafeln in Licht- und Buchdruck; Preis 50 (4) Dr. Georg Hirth, als Kunst- fenner und Sammler wohlbekannt, hat die künstlerisch werthvollsten Erzeugnisse der reich entwickelten Porzellankunst des vorigen Jahr- hunderts zu einer Kollektion von seltener Vollständigkeit vereinigt. Sein Hauptaugenmerk richtete ec auf den reizvollen Kunstzweig der Porzellanfiguren und -Gruppen, eine der {öuften Blüthen dex Kleinkunst im vorigen Jahrhundert, von großem kunst- und kulturceshihtligem Interesse. Darum konnte er bei der äußeren Veranlaffung der bevorstehenden Versteigerung seiner Sammlung auf Grund dieser Kollektion in einer prachtvoll ausgestatteten Publikation ein Nahschlage- und Abbildungswerk über einen wihtigen Zweig der Plastik des vorigen Jahrhunderts schaffen, welhes ein nahezu vollständiges Bild desfelben eröffnet. Das Ungefähr des zufälligen Sammelns haftet demselben nicht an. Das außergewöhnliche Werk, mit ca. 180 Bolltafeln, auf denen [l alle Stücke der Sammlung wiedergegeben sind (dieselbe umfaßt im keramiscen Theile 800 Nummern), füllt geradezu eine Lücke aus; denn bisher konnte ein Ueberblick über dieses ebenso wichtige wie anziehende Gebtet wegen der Zerstreuung des Matertals, das in kleineren Partien hier und dort in Museen und Privatsammlungen si vertheilte, au wegen der technischen Schwierigkeiten, welche der photographishen Wieder- gabe von Porzellanwerken fsich entgegensiellen, nicht geschaffen werden, Der Kunstzweig, welcher uns hier entgegentritt, wird für Viele ein neues, noch unerschlossenes, an Ueberraschungen reiches Gebiet sein. Er stellt einen wihtigen Theil der Plastik des vorigen Jahrhunderts dar, für welhen namhafte uud bedeutende Künstler die Modelle lieferten und welher neben den Werken der monumentalen Kunst hauptfächlich wegea des bisherigen Mangels an bequem erreihbarer Anschauung vernachlässigt wurde. as Interesse an diesen frishen, ursprünglihen und graziösen Schöpfungen is in neuerer Zeit ersihtlich im Steigen begriffen. Museen, Bibliotheken, Künstler, Künstförsher, Sammler und alle Kunstliebhaber sowie Freunde der Kulturgeshihte, au keramishe Anstalten und Schulen twerden diejes dur die Reichhaltigkeit der Abbildungen impotntierende Werk daher gewiß willkommen heißen. Demselben geht eine kunstgeschi{htliche Ein- [leitung (80 Seiten) voraus, welche über die Stellung der Porzellan- plastik im vorigen Jahrhundert, une namentlich über die 4

Moanufakturen (Nymphenbütg, Höchst, Frahkenthal, Wien 2c.) und ihre: hervorragendsten Künstler Aufshluß ertheilt. Neben der reihen Jllustrierung mit Lichtdruck- und Autotypie- tafeln in grepen Format verdient die eigenartige Ausstattung mit Originalvignetten des vorigen Jahrhunderts Erwähnung. Die Hirth’\che Sammlung is besonders reich an Schöpfungen namhafter Bildhauer, welche ihre Thätigkeit der Porzellanfiguren-

ler für die

Ì theilen der Anbaufläche bei Winterweizen 0,6 (

eten. Der liebenswürdige J, P. Melchior (17421825), wid Höchster Manufaktur anmuthige ländliche Genre- \{chlichter, fentimentalex Stimmung und delikatem mad uf, ist kaum irgendwo so reich vertreten wie Hier. 3 Qudwigsburger Abtheilung is reich an Werken Wilhelm

welher später Kaiserlicher Hofstatuarius in Wien war d den ark von Schönbrunn mit Statuen {müdckte. Von L'ankentha seien die höfishen allegorishen Gruppen des Mannheimer Hof-Bildhauers Conrav Linck erwähnt, welcher au das Monument des Kurfürsten Karl Theodor auf der Heidelberger Brüde

f ihuf Zumal_ Alt-Nymphenburg, dessen Figuren in der Mehrzahl

us, x

aste Offenb arungen ächrer Nococokunst sind, ist _in keiner A Sammlung so“ vollständig. Die S Ne Sammlung aid wie {hon mitgetheilt, zugleih mit einer Kollektion von Grzeug- nissen anderer kunstgewerbliher Gebiete aus demselben Besiy (zu- sammen über zweitausend Nummern umfassend) vom 13. Juni d. J. ch im Kunstauktionshaus Hugo Helbing, Theatinerstraße 15, zu München zur Versteigerung kommen.

Land- und Forstwirthschaft.

Der niederländishe „Staats-Courant“ Nr. 113 vom 15. und 16. d. M. enthält eine Verordnung der Kön igli ch niederländishen Minister des Jnnern und der Finanzen vom 9. d. M,, in welcher die Bestimmungen über die Ein- und Durchfuhr von Einhufern 2c. aus Eng- land unter Aufhebung der bisher Sen einzelnen Verordnungen vom 19./23. Oktober, 2./3. November und 18./23. Dezember v. J. (vgl. Nr. 275 und Nr. 3 des „Reichs- Anzeigers“ vom 23. November 1897 und 5. Januar 1898) einheitlih zusammengefaßt sind. |

Die neue Verordnung enthält den Zusay, daß die unter VPorsichtsmaßregeln zu befördernden Thiere „nah Wahl des Interessenten entweder am Ankunftsort oder am Ort ihrer Bestimmung“ der Malleïne-Ein sprizung unterworfen werden.

Ferner bestimmt die neue Verordnung unter Nr. 2, daß die Beobachtungs- resp. Absperrungsfrist „durh den Distrikts- Thierarzt auf höchstens“ 3 Monate festgejeßt werden kann.

Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats Mai 1898.

Nach den Ermittelungen des Königlichen Statistis@en Bureaus herechtigte der Stand der Saaten im Königreih Preußen um die Mitte des Monats Mai 1898 zu folgenden Erwartungen (Note 1: sehr gute, 2: gute, 3: mittlere [durchschnittlihe}, 4: geringe, 9: sehr

H aeringe Ernte): Winterweizen 2,2 (im April 2,3), Sommerweizen 2,5,

MWintersyelz 2,0 (im April 2,4), Winterroggen 2,3 (wie im April),

| Sommerroggen 2,7, Sommergerste 2,5, Hafer 2,5, Erbsen 2,6, Klee } (auch Luzerne) 2,1 (im April 2,3), Wiesen 2,3 (im April 2,5). Die

wegen Auswinterung und dergl. umgepflügte Fläche beträgt in Hundert-

1897: 0,9), Winter-

roggen 0,32 (1897: 0,5), Klee (auch Luzerne) 0,12 (1897: 0,7). Erläuternd wird zu diefen Zahlen in der , Stat. Korr.“ Folgendes

Î bemerkt:

Während das Wetter in den Provinzen Ost- und Westpreußen

| mit wenigen Ausnahmen als fruchtbar bezeihnet wird, kommen aus

allen übrigen Provinzen Angen darüber, daß der Stand der Saaten durch unaufhörlihen Regen beeinträchtigtewerde und die Bestellung der Aecker niht zu Ende gesüÜhrt werden könne. Besonders {wer betroffen wurden der größte Theil der Provinz Hannover und der Regierungsbezirk Minden. Dort nabmen die Niederschläge am 6. und 7. Mai einen wolken- bruchartigen Charakter an ; die Flüsse traten vielfah aus ihren Ufern und Tausende von Hektaren der jungen Saaten wurden unter Wasser gesezt. Aus dem zweiten Berichtsbezirk des Kreises Hörter wird mit-

| getheilt, daß an den beiden Tagen innerhalb 36 Stunden 72 mm i Regen gefallen seten.

Wie groß der Schaden in den betroffenen Gegenden ist, läßt fich zur Zeit noch nicht ühersehen, da sih das Wasser noch niht völlig verlaufen hat.

Die Tagestemperatur lag mit Ausnahme weniger warmer Tage zu Anfang Mai unter der normalen; erfreuliherweise aber ist dur Frost, soweit sih die Berichte darüber äußern, nirgends Schaden an- gerihtet worden. Beschädigungen durch Drahtwurm, Engerlinge, Mäuse, Maden und S@hnecken sind im allgemeinen nur vereinzelt vorgekommen; in der Provinz Sachsen allein {eint der dur@ Draht- wurm angerichtete Schaden von graron Umfange zu sein. Aus vier Berichtsbezirken wird Hagel gemeldet, welher in einem Bezirke des Kreises Zeit 25 bis 40 v. H. der Halmfrüchte beshädigt haben foll.

Der Winterweizen hat sich fast allgemein gut entwidckelt; bei dem naßkalten Weiter fängt er jedo vieler Orten an, die Farbe zu verlieren und gelb zu werden. Wegen Auswinterung wurde nur ein verschwindend kleiner Theil der Anbauflähe im Staate 0,6 vom Hundert gegen 0,9 im Vorjahre umgeäckert.

Auch über den Winterroggen lauten die Berichte zum (rößten Theile günstig, Die elder sind voll, mitunter fogar üppig, bestanden. In tiefen Lagen und auf s{hwerem Boden hat der Noggen dur Nässe etwas gelitten. Besonders in den westlihen Provinzen haben sich bei dem anhaltenden, oft mit Sturm verbundenen Regenwetter in einzelnen Berichtsbezirken bis zu 20 v. H. der Anbaufläche Lagerstellen gebildet, sodaß man si bereits hin und wieder genöthigt sah, kleinece Flächen zu Futterzwecken abzus- mähen. Falls niht dauernd warmes, trockenes Wetter eintritt, steht zu befürhten, daß die Körnerausbildung in den Lagerstellen leidet. Fast allgemein wird berihtet, daß der Roggen zu {ossen beginne; in vielen Berichtebezirken steht er bereits voll in den Aehren. Um- ackterungen wurden weniger als im O wo sie 0,5 v. H. der gesammten mit Roggen bestellten Fläche betrugen, vorgenommen, und ¿war nur 0,32 v. H. i

Die Einsaat der Felder mit Sommerfrucht ist durch die über- große Nässe fast allgemein verzögert worden. Besonders weit zurü ist man damit noch in den Regierungsbezirken Stralsund, Frankfurt, Liegnitz und Hildesheim. Im erstgenannten Bezirk sind die Aecker an manchen Stellen so naß, daß ein Theil derselben überhaupt niht wird bestellt werden können. Von den Halmfrüchten hat der Hafer vielfäah noch nicht eingesäet werden können ; früh bestellte Felder sind gut aufgelaufen, aber au) oft mit Unkraut dicht beseßt, Leßteres sheint der milde Winter und vor allem das naßfalte Wetter verursaht zu haben, Das Gleiche gilt von der Sommergerste, die in tiefen Lagen gelb zu werden anfängt. Die Erb sen haben unter der Ungunst des Wetters am meisten gelitten; hin und wieder werden sie vom Erdfloh abgefressen.

Von allen Fruchtarten sind die Kartoffeln in der Entwickelung am weitesten zurück. Zu einem nit geringen Theile konnten fie wegen übergroßer Bodenfeuchtigkeit noch nit gelegt werden. Auf ¡itig bestellten Feldern is das Saatgut in einigen Gegenden aus- Ffault und mußte noch einmal gelegt. werden, in einzelnen- posenshen

erihtsbezirken bis zu 10, in einem Berichtsbezirke des Regierungs- bezirks Breslau fogar bis 33 vom erl der bestellten Fläche, Zumeist sind die frü aepPangten Kartoffeln erst im Aufgeben begriffen, M0 auch für den Monat Mai eine Note nicht gegeben werden onnte.

Die Kleefelder sind zu einem großen Theil üppig bestanden und versprehen eine reihe Ernte. Umackerungen sind nur vereinzelt Anbaufläge worden, im Staatsdurchs(hnitte 0,12 vom Hundert der

au e.

Auh die Feldwiesen versprechen Schnitt; dagegen stehen die Flußwiesen zum größten Theil auch jeßt noch unter Wasser, und besonders in den hannövershen und west- fälishen Bezirken wird beflirhtet, daß der erste Schnitt niht wird gewonnen werden fönnen oder, - wenn. dies nod möglih sein follte, lies zum Fitadeten infolge der langen Ueberfluthung an Güte ver-

i er C

einen reichlidhen erften

Saatenftand in Oesterreich.

(Bericht des Ministeriums für Ackerbau nach dem Stande um Mitte Mai.)

In der zweiten Hälfte April war in der mittleren Länder- zone die Witterung warm und tirocken, und die zumeist erft zu Ende des Monats eingetretenen lauen Regen kamen der Bege- tation sehr zu gute, sodaß dieselbe beispielsweise in Nieder- und Ober-Desterreih gegen das Vorjahr um 10 bis 14 Tage voraus ist; auch in den anderen Ländern hat sie bedeutende Fortschritte ge- maht. Im Süden, namentliÞch in Dalmatien, stieg die Niederschlagsmenge über das Normale, und auß im Sudeten- gebiet, beziehungsweise in Mähren und einem Theile Böhmens, waren -die Regenfälle innerhalb der Berichtsperiode (Mitte April bis Mitte Mai) sehr häufig, E dort bereits Klagen über allzu große Nässe laut wurden. In Galtzien und in der Bukowina herrschte in der zweiten Hälfte des April meist kühle, regnerische Witterung, verbunden mit Wind und Nachtfcösten. Der Mai hingegen war daselbst größtentheils wärmer und trockener. In den anderen Ländern verlief die Witterung in der ersten Hälfte des Mai minder günstig, es trat eine nicht unbedeutende Temperatur-Abnahme mit Regenfällen ein, die sh in den Tagen der „Eismänner“ empfind- li steigerte. Diese kritische Periode brate im Hoch- und Mittel- gebirge Stürme und Neuschnee, im Hügel- und Flachlande Nacht- frôste, die aber erfreuliher Weise fast nirgends größere Schäden verursahten. Ueber Hagelshäden liegen nur vereinzelte Mesl- dungen vor. Die MRoggenfaaten stehen N wenigen Ausnahmen) fas durhweg recht gut; selbst \{chwächere Bestände haben \ich infolge des günstigen Frühlingswetters erholt und gut bestockt. Die früh gebauten Saaten stehen üppig und ViBE schießen theilweise hon in die Achren und seßen in den südliheren Gebieten zur Blüthe an. Die allzu üppige Ent- wickelung sowie die häufigen Niederschläge haben jedo vielfa ein Lagern dieser Frucht bewirkt, und es liegen . aus Ober-Desterreich, Böhmen und Mähren Meldungen vor, taß ein Theil des Korns aus diesem Grunde geschnitten und verfüttert werden mußte. Im Sudetengebiet hat die kühle Witterung die Entwickelung der Saaten verzögert und die Nässe namentlich den spätgebauten Noggenkulturen, die s{ütter landen, geschadet, sodaß auf {weren Böden und in den Niederungen theilweise Umackerungen vorgenommen werden mußten ; doch fehlt es auch aus diesem Gebiet nit an NachriWten über üppige geschlossene Bestände. In den östlihen Ländern hat die größtentheils warme Witterung in der ersten Mai- Hälfte die durch das feuchte, ungünstige Früßlingswetter gehemmte Entwickelung der Saaten gebessert; es konnten fch e nur die frühgebauten kräftig erholen, während die anderen zum großen Theil“ umgeackert wurden. Der Weizen is im allgemeinen recht gut gediehen und wurde dur die Nässe weniger ges{chädigt als der Roggen, sodaß sein Stand im allgemeinen in der nördlihen Länderzone den Stand des Roggens übertrifft und Ausackerungen seltener zu verzeihnen sind. Er hat sich \{chôn bestockt und weist fiellenweise einen fo dihten Stand auf, daß er gelihtet werden mußte. Hier und da zeigt sih an demselben eine gelbliche Färbung, und in feuhten Lagen wird nah mehreren vorliegenden Berichten das Auftreten des Nostes befürchtet. In Dalmatien steht der Weizen {hon in Blüthe und hat theilweise auch {hon günstig verblüht. Raps steht mit Ausnahme von -Ost-Galizien, wo er noch ¿zurü ist, in den meisten Ländern eben in voller Blüthe, theils hat er, wie zum Beispiel in Süd-Steiermark, \{chon, und zwar zumeist recht zufriedenstellend, verblüht. Durch den Rapsglanzkäfer litt er bisher nur wenig Schaden. Der Frühjabrsanbau der Sommer - faaten ist Böhmen und zum theil Ofst-Galizien ausgenommen günstig beendet worden, und es gehen die Saaten, gefördert durch häufige Niederschläge, in der Regel \{ön auf ; frühgebauie Gerste et besonders gut, mitunter allzu dicht. Infolge übermäßiger Feuchtigkeit wuchert jedoch viel Unkraut; auch wird in den vor- liegenden Berichten häufig ein Gelbwerben der Frucht beklagt, und es hat ihr auch einigermaßen der Drahtwurm (A griotes segetis) geschadet. Die spät gesäten Sommerungen hatten (haup1sählichim Sudetengebiet) viel dur Nässe zu leiden End sind dort in der Entwickelung zurückgeblieben. In Böhmen, woselbst das regnerische Wetter den Frühjahrsanbau fehr verzögerte, dürfte derselbe kaum vor Ende Mai beendet werden. Auch der Stand des Hafers kann im allgemeinen als befriedigend be- zeihnet werden. Der Anbau von Mais ift in Nieder-Desterreich und Steiermark am vorgeschrittensten, in den anderen Ländern im Zuge, in den podolischen Gegenden theilweise erf im Beginne und hat fich auch in der südlihen Zone verspätet. Wo die Saat jedoch {on im Aufgeben begriffen ist, steht sie ziemlih günstig. Die reih- lihen und zumeist warmen Regen haben besonders dem Klee und den Wiesen “sehr genüßt, so daß ersterer vielfah einen außer- ordentlich sch{önen tand zeigt und auch mit dem Schnitte {hon begonnen werd?n konnte. Die Grasentwickelung is etwas s{chwächer. doch im allgemeinen auch sehr befriedigend; in Galizien und in der Bukowina ist sie noch \pärlih, doch in den anderen Ländern stechen die Wiesen sehr günstig, sodaß die erste Heumahd {hon Ende Mai ermöglicht sein wird. An einigen Orten in ges{chühßten Lagen i|ff man auch s{chon zum Weidebetrieb übergegangen und erhofft in den Alpenländern eine frühe Alpfahrt. Mäuse haben bisher den Kleeshlägen wenig geschadet, und es scheinen diese Schädlinge durch die nasse Witterung überhaupt wesentlih verringert worden zu sein. Der Anban der Kartoffeln is nur in der mittleren Länderzone - beendet, in den anderen Gebieten wurde er jedoh vielfah durch Regen behindert. Selbst in der südlichen Zone wurden erst kürzlih die Frübkartoffeln geseßt, und ist der Bau der Spätsorten eben im Zuge. Die früh gelegten Knollen keimten zumeist \{ön, und es wird auch vielfah {hon behackt. In Böhmen und Galizien litten die Kartoffeln viel durch Nässe und verfaulen theilweise in der Erde, sodaß fie nahgeseßt werden müssen. Von Zuckerrüben muß noch ziemlich viel in Galizien gebaut werden, und ift auch in den Sudeten-Ländern noch Einiges aus\tändig. Die Frühsaat gina, namentlich in Nieder- Oesterreich, gut auf, wird in manchen Gegenden {on behadckt, ftellenweise au \{chon vereinzelt. Unkraut ist ziemlich häufig, Insektenschäden und Wurzelbrand hin- gegen bisher nur wenig bemerkbar. Der Hopfen wird in Böhmen und Galizien allgemein {on an die Stange geführt; dessen Wachsthum wurde jedoch durch nasse, kalte Witterung sehr zurückgehalten. Die Triebe werden durchweg als kräftig und gesund gelobt, nur aus Ober-Oesterreih liegt die Klage vor, daß sie durh Hagelschlag etwas gelitten haben. Da keine bedeutenden Fröste eingetreten sind, hat der Weinfstock fast allenthalben s{chöne, Lise Triebe angeseßt und zeigt bei amerikanishen Unterlägen und bet folhen, wo die Perono- \pora im Vorjahre wenig geschadet hatte, sehr viel Gescheine. Regnerisches Wetter hat allerdings in einigen Ländern die Wein- gartenarbeit ctwas behindert, do konnte dieselbe zumeist zu Ende geführt werden, und in Süd-Steiermark is man bereits bei der zweiten Haue. In Dalmatien tritt \poradisch die Peronospora auf, auch in den anderen Weinländern fürhtet man, daß übergroße Feuchtigkeit die Entwickelung der Peronospora und deg Didiums fördern wird. In Dalmatien hat der Siroeco theilweise Schaden in den Weingärten verursacht und die Erntehoffnungen einigermaßen ge- s{mälert. Von ‘Schädlingen sind bisher in Tirol die Agrotis-Raupen und der Rebenstecher (Rhynchites betuloti), in Nieder:-Desterreich und Süd - Steiermark der Craubenwickler (Tortrix ambiguella) in be- merkenswerthem Maße aufgetreten.

Forftwissenshaftlihes Centralblatt. Zugleich Publi- kationsorgan für die forstlihe Abtheilung der Königli bayerischen forsilihen Versuchsanstalt. Unter Mitwirkung zahlreicher Fa@hleute aus Wissenschaft und Praxis herausgegeben von Dr. Hermann s ürst, Königlich E chem Ober-Forstrath und Direktor der g ehranstalt Aschaffenburg. Verlagsbuchandlung Paul Parey, Berlin SW., Hedemannstraße 10. Preis des Fahraangs von zwölf Heften 14 «. Das Doppelheft 5/6 des XX. Jahrgangs 1898 (XLII. Fahrgangs der ganzen Reihe) hat folgenden Inhalt : Ergebnisse forst-

licher Anbauveifuche mit japanischen, indischen, russischèn ünd féltieren

amerikanishen Holzarten in Bayern, von Prof. Dr, 9: Mayr in München (Schluß); Noch ein Wort in der Forsteinr Mungöfrage, von Ober - Forstrath Dr. Graner; Zur Verjüngungspraxis, von Ober-Forstrath Dr. Fürst; Ueber den Einfluß der Wälder auf das Klima; Der versihèrungsrehtlihe Charakter der Holzabfuhr; Das Drehfcheibenquadrat, von Gean Tee Trümbach; 0e Durchmessershwankungen der Zweige unserer Bäume; Die bei der preußischen Hauptstation des Versuhswesens in Anwendung kommende Holzmassenermittelungsmethode, von Urich; Ergen auf eine Bes sprechung meiner Srift „Die Rentabilität der Forstwirthschaft" vom Kgl. preuß. Forst-Assefsor Trebeljahr, Zusay von Ober-Forftrath Dr. Fürst. Mittheilungen. Literarische Berichte. Notizen.

Theater und Musik,

Königliches Schauspielhaus.

Gestern trat der Gast der Königlichen Bühne, Herr Emil Thomas, in Adolf L’Arronge's Lustspiel „Doktor Klaus“ als Juwelier Griesinger auf und entwickelte auch in dieser Nolle den behaglihen Humor, der seine Leiftungen auszuzeihnen pflegt. Wichtiger aber ist, daß der Darsteller au das reiche Gemüth, das Griesinger als Vater einer herzigen Tochter, als Bruder ‘und Onkel offenbaren soll, wirkungsvoll zum Ausdruck brachte und haß er sch im Ton und Wesen durchaus in dem vornehmen Rahmen der Königlichen Bühne hielt. Die übrige Beseßung des Lustspiels war unverändert. Herr Vollmer als Lubowsky, Frau Schramm als Marianne, Frau Conrad als Anna erregten, wie immer, viele Heiterkeit, aber auch Herr Keßler in der Titelrolle, Fräulein Abih als seine Gattin, Fräulein Sperr als die Tochter Emma und Herr Herter als Referendar Gerstel verdienen für ihre trefflichen shauspielerischen Leistungen aufs neue Anerkennung.

Berliner Theater.

Gestern Mittag fand unter reger Betheiligung des Publikums eine Jubiläums-Festvorstellung des bekannten Volks\stücks „Drei Aas Schuhe“ von Carl Görliß ftatt. Vortrefflihe Kräfte atten sich der Darstellung des Stücks angenommen, und glänzende Namen prangten auf dem Programm, welche musikalishe und choreo- graphische Einlagen ersten Ranges verbicßen. Herr Junkermann spielte mit seiner urwüchsigen Komik den höflihen Damenshuhmacher Lorenz Flink, dem doch troß aller Liebeuswürdigkeit gegen das weibliche L ie nur sein Weib Leni am Herzen liegt. Die flinke „Schusterin“, welähe höher hinaus will, als es ihr Stand zuläßt, und welhe nah den Er- lebnissen beim Austragen von drei Paar Schuhen reuig und zufrieden zu ihrem Gatten zurüdkehrt, fand in Frau Arasep eine muntere und sangeslustige Vertreterin. Fräulein Wagen gab mit Geschik eine verwöhnte Primadonna, und Herr Haßkerl und Fräulein Gutfeld Ju und tanzten fröhlich und behende. Dem naiven Volksftück mit seiner {chlichten bürgerlihen Moral waren die künstlerishen Einlagen wie eine glanzvolle Verbrämung angepaßt. Herr Heinrich Grünseld mit seinen Cellovorträgen und Frau Lieban-Globig mit ihren Lieder- gaben entfefselten wahre Beifallsftürme, hinter denen die lebhafte An- erkennung nit zurückstand, welche die von den Damen dell’Era und Kierschner getanzte Gavotte fand.

Neues Theater.

Seit einigen Tagen wird das Luftspiel Léon Gandillot’s „Villa Gabrièle* in der deutshen Uebertragung von Benno Jacobson “gegeben. Ungebundene Heiterkeit zu erwecken, ift der einzige Zweck des Stücks, denn es hat weder eine eigentlihe Handlung noch eine eindringlihe Zeichnung der Charaktere auf- zuweisen. Ein leiht und schnell fließender Dialog und eine derbe, freilich {hier unerschöpflihe Situationskomik msen die Kosten der Unterhaltung bestreiten. Im Vordergrunde \teht ein Mann, der seine Gattin mit grundlöser Eifersucht plagt, und neben ihm eine Seltenheit im franzöfischen Lustspiel ein junges, noch fast in den Kindershuhen \steckendes Pärchen, das mit seinen thörihten Kinderstreihen den Erfolg des zweiten Aktes sichert. Im leßten Aufzuge entdeckt dann ein junger Mann, der seine verheirathete Jugendliebe nah zehnjähriger Trexnung wiedersicht, daß jeßt das junge Schroesterchen sein Jdealbild A und so wird das kleine Mädchen den Händen seines tollen, knabenhaften Kameraden entrissen. Die Darstellung war, , wie fast immer im Neuen Theater, vortrefflih. Herr Jarno als eifersühtiger Ehegatte und Frau Bertens als feine junge Frau spielten mit Geist und Laune. Herr Kraus in der Partie des jungen Edgar und Fräulein Lux in der der jüngeren Schwester vonn charakterisierten ihre Rollen mit derbem Humor und hatten redlihen Antheil an dem heiteren Erfolge.

Central-Thester.

Charlotte Birh-Pfeiffer?’s wirksames, nur fast allzu rühr- seliges Schauspiel „Dorf und Stadt“, welhes am Sonnabend zum ersten Male durch das Fiala-Ensemble aufgeführt wurde, gab drei Gästen, den Damen Schönchen und Wirth sowie Herrn Neuert Gelegenheit, fich in vortheilhaften Rollen zu zcigen, Jn erster Neihe ift, auch dem Umfang ihrer Aufgabe entsprehend, Fräulein Wirth's Verkörperung des - Lorle lobend hervorzuheben; es gelang ihr, dieser etwas verblaßten Gestalt neues Leben einzuhauchen, sie im Lachen und im Weinen glaubhaft zu machen, ohne in Ueber- treibungen zu gerathen, zu welchen die Rolle leiht verführt. Das gleihe Lob verdient Fräulein Schönen, welhe das alte Bärbel mit ihrem keck zugreifenden, niemals aber nach Effekt hashenden Humor ausstattete. In der Rolle des Lindenwirths bewährte Herr Neuert wieder die Eigenschaften, die man an ihm s{chäßt: Einfachheit und Natürlichkeit des Ausdruck8 und Wärme der Em- pfindung. So lange die drei genannten Künstler auf der Bühne standen, waren die inneren Mängel des Stüccks kaum zu \spüren; um so unwahrer muthete es aber leider an, wenn die übrigen Darsteller, deren Leistungen sh nicht über das Mittelmaß erhoben, in Wirksamkeit traten. Eine Ausnahme machten nur Fräulein Glasel als Gräfin Felseck und Herr Glonny als Christoph Balder. Das Es zeichnete namentlih die Damen Wirth und Shönchen durch Beifall aus.

Im Ren Opernhause findet morgen eine Auf- führung des ärchenspiels „Hänsel und Gretel“ von Gngelbert Humperdinck und des Ballets „Die Puppenfee“ statt.

Fm Königlichen Schauspielhause werden morgen Reuling?s deutscher Schwank „Anno dazumal“, unter Mitwirkung des Herrn Vollner und der Frau Schramm, und „Madame Dutitre" mit Frau Schrämm in der Titelrolle gegeben.

Das Deutsche Theater beschließt feine Vorstellungen bereits am Sonntag, den 5. Juni, und eröffnet sie wieder nach den zwei- monatigen Ferien am 6. August. Als erfte Novität erszeint in der nächsten Spielzeit „Cyrano de Bergerac* von Edmond Rostand, deutshvon Ludwig Fulda. Für das nächste, am 1. September beginnende Spieljahr wird wiederum ein unperfönli&Wes Abonnement auf 40 Donnerstags - Vorstellungen zu ermäßigten Preisen eröffnet. Der S soll möglihst abwechselnd geftaltet werden. ‘Näheres ist an der Theaterkasse zu erfahren.

Das Sciller-Theater hat das Aufführungsrecht von Hans Olden’s Lüstspiel „Thielemanns* erworben und bringt das Stück uii- mittélbar nah dem Pfingftfest zur ersten Aufführung. Eschegaray's Schauspiel „Galeotto“ in der Bearbeitung von Paul Lindau kommt morgen zur Wiederholung.

Das Fiala-En semble veranstaltet im Central-Theater,

welches heute und morgen ges{lofsen bleibt, für die Gäste Fräulein Schönchen und Herrn Neuert am Mittwoch, den 25. Mai, eine Abs -

shieds-Borstcllung, in welher „Dorf und Stadt“ zum leßten Male zur Aufführung gelangt. Der Vorverkauf für diese Vorstellung findet