1898 / 123 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 May 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Heute Morgen um 8 Uhr hörten Seine Majestät der Kaiser und König den Vortrag des Chefs des Mil:iärkabinets, Generals von Hahnke, und begaven Sich hierauf nah dem Tempelhofer Felde, um dort die Parade über die Truppen der Garnison Berlin abzunehmen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin begaben Sich gestern früh 7 Uhr mit den fünf ältesten Prinzen Söhnen nah Potsdam, um im Lustgarten daselbst der Vorparade der Potsdamer Garnison beizuwohnen. Um 8/, Uhr Vormittags trafen Jhre Majestät in Berlin wieder ein und wohnten im Elisabethsaale des Königlichen Schlosses der Generalversammlung des Weiteren Ausschusses des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins bei. Mittags 1 Uhr ertheilten Jhre Majestät dem neu ernannten Kaiserlich japanishen Gesandten Katsunosuke Jnouyé im Anschluß an die Audienz bei Seiner Mazestät dem Kaiser die erbetene Antritts-Audienz.

Der Bundesrath versammelte sih heute zu einer Plenarsißung. Vorher beriethen die vereinigten Ausschüsse für Handel und Verkehr und für Justizwesen.

Die seit Jahren erörterte Frage des Erlasses eines Reichsgeseßes über die Hypothekenbanken wird voraussichtlih im nächsten Herbst wieder an den Bundesrath gelangen. Bekanntlich sind hon mehrfah Versuche gemacht worden, eine eet n Regelung des Hypothekenbank- wesens herbeizuführen; sie sind aber stets erfolgios geblieben. Namentlich ist es nicht gelungen, den in den Jahren 1879 und 1880 dem Reichstage vorgelegten Entwurf cines Gesetzes über das Faustpfandreht für Pfandbriefe, der übrigens nur die rechtlihe Sicherstellung der Pfandbriefbesißer bezwelkte, den Hypothekenbankbetrieb im weiteren aber unberührt licß, zur Verabschiedung zu bringen. Später ist die Angelegenheit niht wieder aufgenommen worden, weil es mit dem Fort- schreiten der Arbeiten für das Bürgerliche Gesezbuh zweifel- haft wurde, ob die Grundlagen jenes Entwurfs gegenüber den Vo1schriften des künftigen bürgerlihen Rechts beibehalten werden fönnten.

Die geschlihe Ordnung des Hypothekenbankwesens ist nach wie vor ein dringendes Bedürfniß. Hierbei steht niht nur der Erlaß privatrechtliher oder konkursrechtliher Vorschriften zur Sicherung der Ansprüche der Pfandbriefbesißer in Frage; es ist vielmehr anerkannt, daß die wirthschaftlihe Seite des Gegenstandes Errichtung, Geschäftsbetrieb, Beaufsichtigung der Hypothekenbanken ebenso sehr der geseßlichen Regelung bedarf. Berücksihtigt man, daß die Pfandbriefe der deutschen Hypothek:nbanken jeßt mehr als fünf Milliarden Mark be- tragen, und daß die zur Unterlage dienenden hypothekarischen Darlehen die Pfandbriefe noch um mehrere hundert Millionen übersteigen, so ergiebt sich von selbst, welch be- deutende Juteressen von dem Geschäftsbetriebe der Hypo- thekenbanken abhängen. Nah dem Abschlusse des Bürger- lichen Geseßbuchs ist denn auch die Angelegenheit alsbald von neuem in Fluß gekommen. Schon im vorigen Jahre hat das Reichs-Justizamt Berathungen mit Sachverständigen aus den Kreisen der Hypothekenbanken und mit Vertretern der Jnteressen des Grundbesißes gepflogen, und die Ergebnisse haben bei der Aufstellung eines Entwurfes für cin Hypothekenbank- gese Verwerthung gefunden. Der Gesehentwurf ist vor kurzem den Bundesregierungen mit dem Ersuchen um eine vorläufige Prüfung zugegangen. Von dem Ausfall dieser Prüfung wird es abhängen, ob und in welcher Gestalt der Entwurf an den Bundesrath gelangt. Vorschriften über die Organijation der Pfandbriefbesißzer, namentlich über die Berufung von Ver- sammlungen derselben, über die Beschlußfassung in solchen Versammlungen und über die Best-lung eines gemeinsamen Vertreters, nd in dem Entwurf nicht enthalten. Daß Ein- rihtungen dieser Art erforderlich sind, um den Pfandbrief- besißern die wirksame Geltendmachung ihrer Jnteressen zu er- möglichen, is unzweifelhaft; man hat aber vorgezogen, den Gegenjfiand nicht lediglih für die Hypothekenbanken zu ordnen, da das Bedürfniß mt nur bei den Hypothekenpfandbriefen, sondern bei allen Anlehensobligalionen und ähnlichen Schuldverschreibungën besteht, die von Privatunternehmungen ausgegeben werden. Deshalb ist im Reichs-Justizamt neben dem Entwurf cines Hypothekenbankgeseßes ein besonderer Geseh- entwurf über die gemeinsamen Rechte der Besiger gleichartiger Schuldverschreibungen aufgestellt und den Bundesregierungen mitgetheilt worden. Der Entwurf soll neben seinem all-

emeineren Zweck auch zur Ergänzung des ersteren Entwurfes ienen.

Bei dé¿r großen nationalwirthschaftlihen Bedeutung der Sache wird der Reichsverwaltung eine Kritik der Entwürfe aus weitercn Kreisen erwünscht sein. Wir sind in die Lage verseßt, den Entwurf des Hypothekenbankgeseßes nebst einigen erläuternden Bemerkungen heute zu veröffentlichen; er befindet sih in der Ersten Beilage. Der Gejeßentwurf über die Schuldverschreibungen wird von uns gleichfalls ver- öffentlicht werden.

Laut telegraphischer Meldungen an das Ober-Kommando der Marine ist der Dampfer „Darmstadt“ des Norddeutschen Lloyd mit dem Ablösungstransport für Ost-Asien, Transportführer Korvetten-Kapitän Rein cke, heute in Colombo (Ceylon) angekommen und beabsichtigt, am 27. Mai nah Singapore in See zu n, S. M. Schiffe „Deutsch- land“ und „Kaiserin Augusta“, Divisions-Chef: Kontre- Admiral Prinz Heinrih von Preußen, Königliche . Hoheit, find heute von Taku nach Port Arthur in See gegangen.

Stettin, 25. Mai. Der 25. Provinzial-Landtag der ProvinzPommern wurde heute durch den Königlichen Dber- Präsidenten, Staats-Minister von Puttkamer mit einer kurzen Ansprache eröffnet, in welcher derselbe des verstorbenen Landeshauptmanns Höppner gedachte. Unter dem Vorsig des Alters-Präsidenten, Amtsvorstehers a. D. Wolff, brachte die am lung {undi ein begeistertes Hoh auf Seine Majestät den Kaiser und König aus und wählte sodann den Wirklichen Geheimen Rath von Köller- Kantreck n Vorfißenden und den Ober-Bürger- méister, Geheimen Regierungs-Rath Haken zum Stellvertreter

des Vorsißenden. Die Gewählten nahmen die Wahl an: Nach der Wahl der Schriftführer und Feststellung der an- wesenden Mitglieder durch Namensgaufruf ‘erfolgte die Mit- theilung des Vorsißzenden über die vorliegenden Geschäftssachen und deren Vertheilung. Von einer Bildung von Ab- theilungen und Kommissionen wurde Abstand genommen. Bezüglich der Anstellungsbedingungen für den zu wählenden Landeshauptmann beschloß der Landtag: Die Wahl solle auf 6 Jahre, vom Tage der Allerhöchsten Bestätigung an gerechnet, statifinden. Es solle dem Landeshauptmann ein Gehalt von 15 000 M jährlih, einshließlih der Wohnungsentschädigung, gewährt werden. Penfionsentshädigung und Versorgung der Hinterbliebenen werde niht gewährt. Bei der Wahl des Landeshauptmanns erhielten: der Landesrath von Eisenhart- Nothe 57 Stimmen, der Landrath von Puttkamer- Kol: berg 10 Stimmen, der Landrath von Behr 10 Stimmen. Der Landesrath von Eisenhart - Rothe ist Ld gewählt. Derselbe erklärte, die Wahl anzunehmen... Für die Stadtgemeinde Falkenburg wurde zur Verzinsung und Tilgung eines aus der Provinzial-Hilfskasse zur Errichtung einer Wcebereishule gewährten Darlehns von 30 000 /4 ein Zuschuß von 1500 M jährlih weiter bewilligt. Dem Magdalenensftift zu Neu-Torney wurde eine Beihilfe von 2000 4/6 für das laufende Jahr bewilligt. Mit einem Hoch auf Seine Majestät den Kaiser und König wurde die Sißung sodann ge-

{lossen. Reuß ä. L.

Seine Durchlaucht der Fürst litt, nah einem unter dem 21. d. M. abgefaßten, aber nicht zur Veröffentlihung ge- langten Bulletin des Leibarztes scit dem 22. v. M. an ciner hartnäckigen Grippe, deren katarrhalische Begleiterscheinungen sich infolge der ungünstigen .Witterungsverhältnisse auch durch einen Luftwechsel auf Schloß Burgk nicht - besserten. Seine Durchlaucht ist daher auf ärztlichen Rath gestern zu mehrwöchigem Aufenthalt von Greiz nach der füdlihen Schweiz abgercist.

Jhre Durchlauht die Prinzessin Emma kehrte nach L Abwesenheit am 24. d. M. von Bückeburg nah Greiz zurüd.

Oesterreich-Ungarn.

Die österreichische Delegation erledigte gestern nah eingehender Berathung den Heercs- und den Marine-Etat. Die ungarische Delegation bewilligte nah längerer Debatte, an welcher sih die Delegirten Graf Apponyi, Hegedues, Bolger und Graf Tisza sowie der Reichs- Finanz-Minister Baron von Källay betheiligten, den Nach- tragskredit mit allen gegen die Stimmen der Delegirten der Nationalpartei.

Der „Neuen Freien Presse“ zufolge hat der deutsh- böhmische Abgeordnete Lippert sein Landtagsmandat und die von ihm bekleideten Ehrenämter, insbesondere die Aemter als Stellvertreter des Oberstlandmarshalls und Beisißer im Landesaus\chuß, niedergelegt.

Großbritannien und Frland. ___ Die Leiche Gladstone’s traf heute Morgen von Hawarden in London ein und wurde nah der Westminsterhalle gebracht, wo dieselbe bis zur Beisezung verbleiben wird.

Frankreich,

Jn dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrath wurden, dem „W. T. B.“ zufolge, Liroudairolle und der Senator Morel zu Untex - Gouvecrneuren der Bank von Frankreih ernannt. Der Minister für die Kolonien Lebon wird erst nach der Unterzeihnung des Niger-Abkommens, welche unmittelbar bevorsteht, zurücktreten. Die Funktionen des Unter-Staatssekretärs im Minifterium für Posten und Telegraphen werden von Boucher übernommen werden.

Rußland.

Der Kaiser und die Kaiserin besuchten gestern Nach- mittag, wie „W. T. B.“ aus Kronstadt berichtet, die heim- gekehrten Kriegsschiffe „Admiral Nachimow“, „Jmperator Nikolai L.“ und „Herzog von Edinburg“.

JFtalien.

Der Kriegs-Minister General San Marzano hat, wie „W. T. B.“ meldet, interimistisch das Marine-Ministerium übernommen.

Von dem Staatssekre!är des Deutshen Reichs-Marine- amts, Kontre-Admiral Tirpiß und von dem Deutschen RNeichs-Marinecamt trafen anläßlich des Verlustes, welchen die. italienishe Marine durch den Tod des Marine-Ministers Brin erlitten hat, Beileidstelegramme in Rom ein.

Spanien.

Die „Agencia Fabra“ meldet: die Nachricht, der Erste Lord der britishen Admiralität Goschen und der Zivil-Lord derselben Austen Chamberlain wollten sih an Bord des britishcn Kreuzers „Terrible“, der eine Probefahrt mache, von London nach Gibraltar begeben, sei in Madrid sehr bemerkt worden. Algesiras werde verstärkt werden. Die Blätter befürworteten die Befestigung der An- höhen, welhe Gibraltar beherrshen; die Regierung werde jedoch keinen feindseligen Akt vornehmen, so lange fih die Ne britis - amecrikanishe Allianz niht bestätige; anderenfalls werde Spanien genöthigt sein, Maßregeln zur Selbsterhaltung zu treffen.

Türkei.

__ Der Fürst und die Fürstin von Bulgarien trafen, wie „W. T. B.“ mittheilt, gestern in Konstantinopel ein und wurden im Auftrage des Sultans eingeladen, im Yildiz- Kiosk abzusteigen. Jn Tophane wurden der iri uno die ailen mit militärishen Ehren empfangen. estern Abend and im Yildiz-Kiosk -ein Galadiner statt. Die Abreise des Fürsten und der Fürstin nach Varna erfolgt im Laufe des MnHaNn Tages. er bisherige großbritannische Botschafter bei der Pforte Sir Philip Currie wurde gestern Nahmittag von dem Sultan in Audienz empfangen. . Der Botschafter stellte dem Sultan den Botschafts-Sekretär de Bunsen als britishen Geschäfts- träger vor und erbat die Zustimmung des Sultáns zu: der Ernennung des MIeNR großbritannishen Botschafters in St. Petersburg Sir R. O’Connor zum Botschafter in Konstantinopel. Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Konstantinopel ge- meldet : Rußland habe erklärt, daß es jedem türkishen Vor-

{lag wegen Beseßung des Gou verneurpostens Kreta zustimmcn werde, der von den Grotmadite, und e Kretern angenommen werde. Die russishe Kriegs-

entschädigung solle nah dem Vorschlag der Pforte dur ie

fünfmalige jährlihe Zahlung von 300 000 Pfund erfol Für die pünktliche Zahlung sei Bürgschaft A Dia Entscheidung Rußlands stehe noch aus.

Serbien.

Aus Belgrad erfährt „W. T. B.“/, daß der Kassations- hof das freisprehende Urtheil des Gerichtshofes erster Jastanz gegen den der Majestätsbeleidigung beschuldigten Führer der Radikalen Pasitsch aufgehoben habe. Demnächst werde eine nochmalige Verhandlung stattfinden.

Montenegro. Der Fürst ist, wie „W. T. B.“ berichtet, von seiner Reise nah London nah Cetinje zurückgekehrt.

Amerika,

Der Präsident Mc Kinley hat, wie „W. T. B.“ aus Washington berichtet, cine Proklamation erlassen, welche weitere 75000 Freiwillige zu den Fahnen ruft. Die ganze Armee, Reguläre und Freiwillige zusammen, wird \o- mit 280 000 Mann betraçen. Die Freiwilligen werden zu zweijähriger Dienstzeit einberufen.

Das von Brasilien kommende Panzershif} „Oregon“ ist in Begleitung des Kanönenboots „Marietta“ und des Kreuzers „Buffalo“ (des früheren brafilianishen Kreuzers „Nictheroy“) gestern früh in Jupiter Jnlet, an der Ostküste von Florida, eingetroffen und Nathmittags von dort wieder in See gegangen. /

Das für den Kabeldienst ausgerüstete amerikanische Schiff „St. Louis“ hat das britische Kabel zwishen Jamaica und Porto Rico durchschnitten.

Die nah den Philippinen bestimmte Expedition ist gestern Nachmittag von San Francisco in Sce gegangen.

Nach einer in Madrid eingetroffenen Depesche aus Havanna konzentrieren sich die amerikanishe Schiffe gegen- über Guantanamo und den anderen *' Häfen nahe bei Santiago sowie gegenüber Santiago selbst, was darauf hinzuweisen scheine, daß sie sich zu cinem Angriff auf das Geshwader des Admirals Cervera vorbereiteten. Aus Key West in New York eingetroffene Nachrichten bestätigen, daß das Geschwader des Admirals Sampson am Montag von Havanna nah Santiago abgegangen ist.

Aus San Francisco berichtet das „Reuter’she Bureau“, daß, den dorthin gelangten Meldungen aus Honolulu vom 17. d. M. zufolge, die Regierung von Hawaii die Neutralität noch nicht erklärt habe; sie wolle den Vereinigten Staaten die Einnahme von Nahrungsmitteln und Kohlenvorräthen sowie freie Hafeneinfahrt gestatten.

Asien.

Das „Reuter'she Bureau“ meldet aus Tientsin, daß der Prtnz Heinrih von Preußen Peking gestern ver- lassen habe. {Fn Tientsin habe der Prinz einen mchrstündigen Aufenthalt genommen und Abends die Weiterreise nah Taku angetreten. Nach kurzem Aufenthalt in Port Arthur ge- Rate der Prinz dem Admiral Seymour einen Besuch abzu- tatten.

Der „Tschifu-Merchan1“ meldet, daß die russish-chinesishe Bank ih in Talienwan die sämmtlichen, zur Errichtung von Gebäuden geeigneten Ländereien längs der Küste gesichert habe und dieselben an Firmen zu verpachten beabsichtige, welche die Zuslimmung der russishen Regierung erlangt hätten.

Jn Newchang sollen 500 Kulis gelandet sein, welche mit den Arbeiten an der neuen russishen Bahn nach Kirin beginnen sollen.

Jn Madrid i} die amtlihe Nachriht aus Manila ein- getroffen, daß die Mehrzahl der Führer des leßten Aufstandes bei dem Gouverneur, General Augustin erschienen sei und ihm ihre Unterstüßung angeboten habe. Eine weitere Meldung besagt, daß die Amerikaner den Versuch gemacht hätten, in Binscayan Waffen und Schießvorrath zu landen, aber zurüdckgeshlagen worden seien. Waffen und Munition seien sämmtlih den Spaniern in die Hände gefallen.

Eine der „Times“ zugegangene Depesche aus Hongkong vom gestrigen Tage meldet, daß in Manila Ruhe herrsche. Die Kommandanten der fremden Kriegsschiffe vor Manila hätten fich über den den Ausländern erforderlihen Falles zu gewährenden Schuß geeinigt. Aguinaldo sei am 19. d. M. in Cavite gelandet. Da die Aufständischen nicht genügend mit Waffen versehen seien, hätten sie den Angriff auf die Garnison von Manila aufgeschoben.

Afrika.

Aus Bloemfontein vom gestrigen Tage wird dem

„W. T. B.“ gemeldet, daß der „Naad“ des Oranje-Freiftaats

die Zollkonvention zwischen der Kapkolonie, Natal und dem Oranje-Freistaat angenommen habe.

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Anklam wird der „Oftsee-Zta.* berichtet : Die Zimmer- leute Anklams haben zum größten Theil roegen Nichtbewilligung ihrer Lohnforderung die Arbeit niedergelegt.

In Pirna, Mügeln, Hetdenau und Umgegend haben, einer Mittheilung des „Vorwärts*" zufolge, die Maurer wegen Lohnstreites die Arbeit cingestellt. '

In rzemysl verübten, einer Lemberger Meldung des „W. T. B.“ zufolge, mehrere hundert Arbeiter, welche bei Bauten, die wegen Mangels an Ziegeln eingestellt wurden, beschäftigt Ae waren, am Dienstag Äuss@reitungen. Die Sicherheitöwache mußte einschreiten und stellte unter Mitwirkung von Militär die Ordnung wieder her. Abends wiederholten ih die Ruhestörungen, wurden aber von der Polizei bald unterdrüdt.

Kunft und Wissenschaft.

Die „Gesellschaft für Erdkunde“ verband mit der gestrigen eler ihres 70 jährigen Bestehens den Gedenk-Akt der ntdeckung des Seeweges nah Ostindien durch_ Vasco da Gama. Eine zahlreihe Festversammlung füllte den Saal des Neuen Königlichen Opern-Theaters, die Stätte der doppelten Feier. Jn- mitten der Ehrengäste faß der portugiesishe Gesandte Vicomte de Pindella, Nee das Auswärtige Amt war der Unter-Staatssekretär Freiherr von ichthofen, für das Reichsamt des Innern der Staats-Mini ter, Staa. sekretär Dr. Graf von Posadowsky-Wehner, für das Rei S der Staatssekretär Dr. Freiherr von Thielmann, für das NReichs-

eamt der Vorstand der nautischen Abtheilung, Kapitän zur See a Baudissin, für das Staats-Ministerium der Unter-Staats- sekretär Humbert, für das Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten der Seheime Regierungs-Rath Dr. Smidt, für das Kriegs-Ministerium der Wirkliche Geheime Kriegsrath Harseim erschienen. Ferner warén zugegen der Kontre-Admiral Plüddemann, der russishe General von Erkert, der Hauptmann Ramsay in der Uniform der Schußtruppe, die Professoren von Bezold, Förster, Meißen, Lafsar, Gurlt, Hell- mann, Möbius, der Direktor der prähistorishen Abtheilung des Museums für Völkerkunde Dr. Voß, der Vorsigende der „Gesellschaft für Handelsgeographie" Dr. &Fannasch und viele andere Gelehrte. Alle Petheilehmer erhielten ein von W. Kuhnert entworfenes Kunst- blatt. Der Vorsiß ende, Geheime Regierungé-Rath Professor Dr. Freiherr von Richthofen, eröffnete die Festsißung mit dem Hinweis auf deren doppelte Veranlassung und erstattete sodann sagungsgemäß den Bericht über die Thätigkeit der Gefellshaft in den lehten fünf Fahren. Danach hat die Gsgsellshaft in dieser Zeit 13 Pêitglieder des Vorstandes und Ausschusses, 17 auf den Gebieten der Forschung thätige Mitglieder und 22 Ehren- und korrespondierende Mitglieder dur den Tod verloren, während die Zahl der Mitgliedcr sich von 987 auf 1137 erhöht hat. Die Bibliothek erfuhr einen Zuwachs um 4388 Bände; sie umfaßt jeßt im Ganzen 21 400 Bände. Die Finanzen sind recht günstige. Außer dem 56 200 A betragenden Vermögen E die Gesellschaft 70 000 4, als Vermächtniß der Frau Justiz- Nath Groddeck zur Erwerbung eines eigenen Heims, ferner 50000 A als Vermähtniß d:s8 General-Konsuls Schöne lank, welhe Summe allerdings erst nach dem Tode der Gattin zur Auszahlung kommt. Endlich hat die Gesellschaft von dem Geheimen Kommerzien. Nath Alfred Krupp 7000 4 als Stistungskapital für eine alljährlih zu verleihende „Nachtigal-Meedaille* erhalten. Von wissen- {aftlichen Unternehmungen, wel(he die Gesellschaft im legten Lustrum gefördert hat, erwähnte der Vorsizende die Grönland-Expedition tes Dr. von Orygalski, die Bereisung Nordgriechenlands bur Dr. Philippson, die Neu - Guinea - Expedition und dic Herausgabe der Bibliotheca geographica. Mit einem Ausblick in die nah Oft - Asien und den Südpol weisende Zukunst der geographischen Forihung {loß der Bericht. Dem Gedächtniß an Vaëco da Gama war die Festrede gewidmet, die alsdann Professor Dr. Sophus Ruge, der Geograph der Dresdener Technischen Hochschule, hielt. Redner verglich die That Vaëco da Gama's mit der des Columbus und des Magelhaens. Er erinnerte einlcitend daran, daß, während die Jubelfeter für Columbus 250 größere Werke gezeitigt hat, bis vor einer Woche noch kein Werk über Vatco da Gama erschienen war und au jc{t nur deren drei : cin deutshes, ein englishes und ein portugiesisches, vorliegen, von denen das leßtere der Abdruck eines älteren Werks sei. Dies sowie der Unistand, daß auch sonst die Jubelfcier till ver- laufen, zeige, daß Vasco da Gama Feine so populäre Persönlichkeit ge- worden wie Columbus, obwohl ihm das zuerst gelungen sei, toas allen drei Entdeckern als Ziel vorgeshwebt habe: den Seeweg nah Indien zu finden. In kurzem Abriß schilderte der Redner nun die Geschichte der Erforshung Indiens, jenes Wunderlandes, das zuerst unter Alexander dem Großen im Licht der Geschichte erschienen sei, und knüpfte daran eine Würdigung der Bedeutung der kühnen That Vasco da Gama's für die Handelsverbint ungen Europas mit Indien. Gin Bild des heutigen Indien entrollte darauf in leihtem Plauderstil der erst kürzlih von dort zurückgekehrte Dr. Georg Wegener. Alsdann verkündigte der Vorsißende die seitens der Gesellschaft verliehenen Auszeihnungen. Es wurden ernannt zu Ehrenmitgliedern : William Morris Davis, Professor der physishen Geographie an der Harward-Universität in Cambridge (Massachusetts); Grove Karl Gilbert, Geologe in Washington; A. de Lapparent, Mitglied des Institut de France in Paris; H. Mohn, Professor und Direktor des norwegishen geologishen Instituts in Christiania; ferner zu fkorrespondierenden Mitgliedern: die beiden St. Petersburger Gelehrten Professor Obrutscheff und Baron von Toll, die Gebrüder Dr. Friß und Dr. Paul Sarafin in Basel, Dr. V. Sven Hedin in Stecckholm und die beiden Begleiter Nansen's, Kapitän Otto Neumann- Sverdrup und Lieutenant Frederik Hjalmar Johausen in Christiania. Die goldene Humboldt-Medaille ift bereits im Vorjahre Herrn Dr. Fridtjof Nansen überreiht worden ; die silberne Karl Nitter-Vedaille er- hielt in Anerkennung seiner Verdienste um die Durführung der Grön- land-Expedition Dr. Grich von Drygalski. Die gestern zum ersten Mal verliehene Nachtigal-Mevaille wurde in Gold dem Afrikarei!enden Professor Schweinfurth, der zur Zeit noch in Egypten weilt, in Silber dem Hauptmann in der oftafrikanishen Schußtruppe Ramsay zugesprochen. An die Sizung {loß sich ein folennes Festmahl.

Die „Deutsche Orient-Gesellshaft", welche bekanntlich die Förderung der Orient-Wissenschaft im allgemeinen und die Er- forshung der alten Kulturstätten Assyriens und Babyloniens im be- sonderen sich zur Aufgabe stellt, hat seit ihrer Konstituierung im Januar d. J. an dem Ausbau ihrer Organisation und der Werbung von Mitgliedern mit Erfolg gearbeitet. Der Vorstand besteht zur Zeit aus folgenden Herren: Prinz Heinrich zu Shoenaih-Carolath, Vorsitzender; Staatssekretär a. D. F. Hollmann, flellvertretender Vorfißender; Steuer-Rath P. Horn, Schriftführer; Rechtsanwalt Dr. Paul Herrmann, stellvertretender Schcistführer; Dr. P, Schwabach, Schahmeister; James Simon, stellvertretender Schaßz- meister; Prinz Alexander zu Hohenlohe-Schillingöfürst; Komnm:erziens Rath Dr. G. Caro; Prof. Dr. Conze; General - Superintendent D. Faber; Kommerzien-Rath Friy Friedländer; Dr. Bruno Güter- bock; Dr. Fr. Hammacher; Oécar Huldschinsky; Franz von Mendel[8- fohn; Geheimer Regierungs-Rath, Prof. Sachau; Ober-Bürgermeister Bender, Breslau; Geheimer Kommerzien-Rath Heinr. Heimann, Breslau; H. von Korn, Breslau; Ober-Bürgermeister Adickes, Frankfurt a. M.; Ober - Ingenieur F. Andreas Meyer, Ham- burg; Geheimer Kommerzien-Rath Georg Jaenecke, Hannover ; Kommerzien - Rath W. P. Berding, Hannover; Prof, Dr. Sctbreiber, Leipzig; Ober - Bürgermeister R. Witting, Posen. Dem Vorstand steht ein wissenschaftliher Beirath zur Seite, der sich zusammenseßt aus den Herren Geheimer Regierungs-Rath Schmidt (Vertreter des Ministeriums der geistlichen 2c. Angelegen- heiten), Geheimer Regierungs-Rath, Professor Schrader (Vertreter der Akademie der Wissenschaften), Professor Dr. Erman (Vertreter der Königlichen Museen), Geheimer Regierungs-Rath Sachau, Pro- fessor Conze, Professor Euting, Professor Zimmern, Professor Deliß!ch und Privatdozent C. F. Lehmann. Die Deutsche Orient- Gesellschaft versendet jeßt das erste Mitgliederverzeichniß, welches ca. 500 Namen aus den verschiecensten Kreisen aufweist : Fariten, Gelehrte, hohe Beamte und Militärs, Geistlihe, Industrielle,

zerlagsbuhhändler, Financiers 2c. Beigetreten sind unter vielen Anderen Ihre Königliche Hoheit die Erbgroßherzogin Pauline von Sachsen- Weimar, Fürst Christian zu Hohenlohe-Dehringen, Fürstbischof Kopp, der Ober-Präsident der Provinz Schlesien Fürst von Haßfeldt-Trachen- verg, der Ober-Präsident der Provinz Hannover Graf zu Stolberg- Wernigerode, der Wirkliche Geheime Rath von Bennigsen, der Botschafter z. D. Freiherr von Stumm, der türkishe Unter-Staatssekretär Bertram, Ministerial-Direktor Dr. Althoff, die Generale von Hoffbauer und von der Goltz, der Geheime Kommerzien-Rath von Hanfemann, der Geheime Kom- merzien-Nath Krupp, Freiherr Wilhelm von Rothschild (Frankfurt), Direktor Dr. G, Siemens, Bürgermeister Dr. Mörckeberg (Ham- burg), Professor Ebers, Geheimer QustizeRath, Professor Felix Dahn, Geheimer Legations-Rath von Wildenbruch 2c. Gleichzeitig gelangt zum Versand eine im Verlage der J. C. e Biere oie Buch- handlung in Leipzig erschienene Broschüre des Professors Dr. Fr. De- lißsch „Ex oriente lux“, wele in fesselnder Darstellung die Nuhmes- thaten Englands, QIaNeE und Amerikas auf dem gleidhen Gebiet shildert und mit eiînem warmen Appell an „Alldeutshland“ \{chlicßt, das doch im stande sein sollte, wenigstens dasfelbe aufzubringen, was wenige reiche Bürger von Philadelphia zur Ausrüstung von drei roßen Orient - Expeditionen zu Gunsten der amerikanischen

useen gespendet haben. Zut Mahnung kommt umsomehr zur rechten Zeit, als inzw E die erren Geheimer Regierungs - Rath, Professor Sachau und Architekt Dr. Kol-

dewey von threr für die DeutsGße Orient - Gesellshaft unter- nommenen Forschungéreise glücklih beimgekehrt find und dem Vor-

stande bereits über ihre erfolgreihen Untersuhungen Bericht erstattet |

haben. Weitere Mittheilungen darüber sind in Kürze zu erwarten;

inzwischen ist zu wünschen, daß sch der Mitgliederkreis der Deutschen |

Orient-Gesellshaft derart erweitere, daß genügende Mittel für eine große, im Herbst dieses Jahres auszurüstende Expedition zusammen- kommen. Meldungen zur Mitgliedschaft (Jahresbeitrag von 20 M. an) nimmt der Schaßmeister der Gesellshaft Herr Dr. P. Schwabach (Berlin W., Behrenstraße 63) entgegen.

Aus Nürnberg vom 2. Mai wird berichtet: Das Ger- manische National -Museum hat eine höchst kostbare Erwerbung zu verzeichnen, bestehend in einem altgermaniscchen Goldscchmu ck. Das Haup!stück ist eine Fibel von beträchtlißer Größe in Gestalt eines Adlers, der sich ein Ohrgehänge und zwei Anhänger einer Hals- kette anreihen. Die sämmtlichen, .\chwer in Gold ausgeführten Stüdte sind auf das reiste mit Almandinen beseßt. Der Schmuck stammt aus Ravenna, der sagenumwobenen Stadt des gewaltigen Dietrich von Bern, und da er mit den wenigen erhaltenen ostgothishen Stücken auffallend übereinstimmt, so ist es höchst wahrs{heinlich, daß er einst einen der Meccken des großen Theoderih oder gar einen der Herrscher dieses Volkes selbst geziert hat. Die prächtige Adlerfibel ift ein außerordentlich seltenes Stück, das im Germanishen Museum eine der glänzendsten Perioden unserer ältesten Geschichte würdig reprä- sentiert: die Epoche jenes Heldengeschlechts der Ostgothen, das in dem vieljährigen Kampf um Nom nah großen Siegen einen ehren- vollen Untergang gefunden hat.

In Wien i}, wie „W. T. B." unter dem gestrigen Tage meldet, der Professor für Sanskrit an der dortigen Universität Hof- rath Friedrih Müller gestorben. Er wurde am 9. März 1834 zu Jemnik in Böhmen geboren, studierte von 1853 bis 1857 in Wien und Göttingen Philologie, wurde im Jahre 1658 an der Universitäts- Bibliothek zu Wien und im Jahre 1861 an ter Kaiserlichen Hof- bibliothek daselbst angestellt, erhielt im Jahre 1866, nahdem er sich bereits 1860 als Privatdozent habilitiert hatte, eine außerordentlihe, 1869 eine ordentlihe Professur für vergleichende Sprachwissenshaft und Sanskrit an der Wiener Universität und wurde noch in demfelben Jahre zum Mitglied der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt. Professor Müller war der Hauptvertreter der linguistischen Ethnographie. Als seine be- deutendsten Werke sind zu bezeichnen: der „Linguistishe Theil“ und der „Ethnographische Theil“ der „Reise der österreihishen Fregatte Novara“ (Wien, 1867 und 1868), die „Allgemeine Ethnographie“ (daselbst, 1873, 2. Auflage 1879) und der „Grundriß der Sprach- wissenschaft“ (daselbst, 1876—87, Band 1-- 4, I. Abtheilung). Außer- dem veröffentlichte er seit 1857 in den „Sizungéberichten der Kaifer- lihen Akademie“ eine große Anzahl wichtiger, meist auch feparat erschienener linguistisher Abhandlungen und zahlreihe andere Aufsäße in Benfcy's „Orient und Occident“, in Kuhn und Schleicher’'s „Bei- trägen“, in Behm's „Geographishem Jahrbuch“, in den „Mit- theilungen der Anthropologiihen Gesell|chaft zu Wien“ und der „Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes“. Bei der leßtgenannten Zeitschrift war er als Mitredakteur thätig.

Literatur.

In „Meyer'3 Klassiker - Bibliothek“ (Verlag des Bibliogra- phischen Instituts in Leipzig und Wien), die sich wegen ihrer ge- \chickten Auswahl und großen Wohlfeilheit einer verdienten Be. liebtheit erfreut, is wiederum eine neue Ausgabe erschienen: Otto Ludwigs Werke, mit Ludwigs Leben, Bildniß und Fakfimile, Ein- leitungen und erläuternden Anmerkungen, herausgegeben von Dr. Viktor Schweizer (drei Bände in Leinenband, Pr. 6 46). Der thüringishe Dichter und seine Schöpfungen find dem Volke noch immer nicht so bekannt, wie es ihnen wohl zukäme. Denn Ludwig war im Leben wie im künstleriswen Schaffen eine viel zu tiefgründige, einsame Natur, um dem oberflählihen Unter- haltungsbetürfniß der Masse zu dienen, und nach dem Beifall des Tages hat cs ihn nie verlangk. Seit seinem Tode und noch mehr, seitdem seine Werke dem Buchhandel freigegeben worden find, ift die Gemeinde seiner Verehrer zwar im Wachsen begriffen, aber weiteren Kreisen blieb seine ganze Bedeutung noch immer uners{lossen. Dfe von dem Herausgeber getroffene Auswahl will daher aus dem reihen Vermächtniß des Dicbte-s ein Bild seines Schaffens geben und durch eine eingehende Biographie sowie dur gehaltvolle Einleitungen zu den einzelnen Werken den nicht immer leiht verständlihen Dichter dem Empfinden des hentigen Lesecr8 nahe bringen. Die Ausgabe enthält ämmtlißhe hervorragendsten Werke des Dichters: den „Erbförster*, die „Makkabäer“, die „Heiterethei und ihr Widerspiel*“ und „Zwischen Himmel und Erde“, dazu das durch wiederholte Aufführungen únd die Beziehung auf Hoffmann?'s gleihnamige Novelle bekannt gewordene Drama „Das Fräulein von Scuderi“ aus seinem Nachlaß, ferner die anziehende Jugenderzählung „Maria“, die hier zum ersten Mal genau nach der Handschrift des Dichters wiedergegeben ift und die ein interessantes Pendant zu Kleift?s „Marquise von D...“ und Zschokke’?s „Tantchen Rosmarin“ bildet. Kuh in die „Shakespearestudien“ und die übrigen äfthetischen Schriften Ludwig's wird der Leser dur ausgewählte Abschnitte eingeführt.

Unter dem Titel „Direktorium, Konsulat und Kaiser- rei, 1795 bis 1815“, von Paul Lacroix, übertragen von Oscar Marschall von Bieberstein, veröffentlicht die Verlags- buhhandlung von Heinrih Shmidt und Carl Günther in Letpzig im Arshluß an das mit vielem Beifall aufgenommene Werk „Napoleon 1. in Bild und Wort“, von Armand Dayot, ein neues, sehr interessantes fkulturhistorises Prachtwerk, von dem bis jeßt 6 Lieferungen vorliegen. Die berühmtesten Maler, Bildhauer, Stecher 2c., wie: Jnares, Gros, Prud’hon, Gérard, David, Ifabey, Girodet, Debucourt, Vernet, Vigée-Lebrun 2c., find darin mit ihren für die Zeit harakteristishen Werken vertreten. Namentlich findet man auf den Tafeln eine Reihe bisher anderéwo wohl noch nicht in so vortreff- liher Lichtdruck-Reproduktion nach guten Kupferstichen bezw. den Origi- nalen selbst wiedergegebener Gemälde und Skulpturen aus dem Louvre- Museum und anderen Galerien. Ein Anhang verspricht ferner ca. 200 Karikaturen über Napoleon I. aus England, Deutschland und Italien. Im Ganzen wird das Werk ca 600 Textillustrationen und Tafeln enthalten und in ca. 55 Lieferungen zum Preise von je 60 „F zur Ausgabe gelangen. Auch diese Publikation des Verlages dürfte wegen ibres vorzüglichen, mit Sackenntniß zusammengestellten Bildermaterials dem Historiker von Fah wie dem Geschihtöfreund ein willkommenes illustcatives C beim Studium des im Titel bezeihneten Zeitabschnitts darbieten.

Land- und Forftwirthschaft.

Saatenstand in Ungarn.

Nach den bei dem ungarischen Ackerbau-Ministerium ein- gelaufenen Berichten war, wie die , Wiener Ztg." mittheilt, der Saaten- stand am 20. Mai folgender: Im zweiten Drittel des Monats Mai war das Wetter weniger günstig als im ersten. Dean während stellen- weise zu viel Regen und \poradishèr Hagel ziemlichen Schaden ver- ursachten, hat anderweitig der anhaltende E auf das Ge- treide ungünstig gewirkt. Verhältnißmäßig am ungünstigsten war das Wetter in den westlihen und nordwestlichen Komitaten, wo das Getreide ih {on besserte. Im Alföld, im Theiß- und Maros- Winkel, zwischen der Donau und Theiß und ees in den östlichen Komitaten hat das trockdene Wetter besonders die Entwicklung des Frühjahrsanbaues behindert. Es war theilweise auch dem Herbstanban {ädlich; durch häufigen Nebel hat der Weizen und haupt sr der Roggen, welcher größtentheils An verbältnißmäßig viel gelitten. uch Blätter- rost zeigt sich vielfach. Die Aussichten der Weizenernte find zum großen Theil mittel und E hae gut mittel, diejenigen der Roggen- ernte aber können meistenthei[s nur als fleinmittel und zum theil als

mittel bezeichnet werden. Wenn man die mit Weizen bebaute A

nah Abzug der Elementarshäden auf 5 Millionen Katastraljoh

und berücksictigt, daß der Frühanbau und der Somwmerweizen fh im Landesdurchschnitt etwas befserten, so kann man troy des bevorstehenden überwiegend trockenen Wetters hoffen, daß im Landesdurhschnitt der (Fr- trag per Joh annähernd 7 Meterzentner sein wird. Vorbehaltlich anderweitiger Schäden fann die leßte Schäßung, welche den Nußen des Ertrages auf 33 bis 34 Millionen veranschlagt, auch jeßt für richtig gehalten werdes. Die mit Roggen bebaute Fläche kann nah Abzug der Elementarsckbäden auf 1 600 000 Katastraljoch geshänt werden. Da sih aber Winterroggen nur in wenigen Fällen volU- kommen tadellos entwidelt bat, so fann im Landesdurchs{chnitt nur ein kTeinmittlerer, stellenweise ein gutmittlerer Ertrag erwartet werden. Am besten steht Roggen rechts und links von der Donau, theilweise in der Theiß-Gegend, am {hönsten im Theiß-Maros-Winkel und in den Siebenbhürger Komitaten. Im Landeêëdurchschnitt werden per Katastraljoch scch5 Meterzentner erhof}t, im Ganzen neun bis zehn Millionen Meterzentner. Im Vorjahre war der Ertrag beiläufig neun Millionen. Wintergerste. steht weniger, Sommergerfste aber ganz zufriedenstellend und zum theil fehr gut. Fn einem großen Theile des Aliöld litt zwar die Sommergerste infolge der Trockenheit und wurde auch infolge des überreihen Unkrautes geschädigt, troßdem find die Ertragsaussichten im Landesdurhschnitt als mittlere, ja in einzelnen Gegenden als gut mittel zu bezeihnen. Die bebaute Fläche ift bedeutend größer als im Vorjahre und bietet wenigstens um zwei Milltonen Meterzentner mehr Ertragsauéficht, das ift per Katastcaljoh über 7 Meterzentner, und es kann der zu hoffende Gefammtertrag auf beiläufig 14 Millionen Meterzentner ge\chäßt werden. Die mit Hafer bebaute Fläche is auch größer als im Vorjahre. Obwohl das Unkraut dem Hafer îchadete, giebt derselbe noch immer auf einen mittleren und gut mittleren Ertrag Hoffnung. Regen ist dringend nothwendia, besonders im Alsöld, in den öftlihen Komitaten und stellenweise in Siebenbürgen. Im Landesdurhschnitt wird per Katastraljech ein Ertrag von 6# bis 7 Meterzentnern erwartet, der zu erhcffende Gesammtertrag dürfte daher 12 Millionen Meterzentner betragen. Im Vorjahre war der Ertrag 84 Millionen Meter- zentner. Gs hängt von den weiteren Witterungsverhält- nissen ab, inwieweit dies günstige - Resultat sich ver- wirkliht. Raps hat zum großen Theil {on abgeblüht und giebt weder quantitativ, noch qualitativ Aussicht auf ein günstiges Resultat. Die Entwickelung des Mai sanbaues ist durch trockenes Wetter zum großen Theil bebindert. Hülsenfrüchte und Gartens gewächse entwidckelten sich im allgemeinen zufriedenstellend. Die Entwickelung des Hopfens iit tadellos, Taback steht gut. Die Trockenheit schadet der Zuckerrübe, auch die Futterrübe bedarf des Regens. Kartoffeln stehen überall zufriedenstellend und ent- wideln sih gut. Die Wiesen stehen im allgemeinen befriedigend.

Saatenstand und Getreidehandel in Syrien.

Aus Beirut liegt folgende Nachricht vor :

Das gänzliche Rusbleiben des Regens während des Monats April hat den ncch im März sehr günstigen Saatenstand in Syrien bedeutend geschädigt.

Man erwartet nur eine mittelmäßige, höchstens Zweidrittel-Ernte ; in der Provinz Aleppo befürchtet man fogar eine Mißernte.

Heuschrecken sind in großen Mengen in einigen Distrikten der Provinz Damaskus, im südlichen Hauran, in den Kaza’'s Adschlun und Belka, sowie im Kaza Nebk aufgetreten und haben die Ernte daselbst theilweise vernichtet. S

Eine mittelmäßige Gerfstenernte ift in den Küftenebenen gesichert, der Schnitt hat dort bereits begonnen.

Im Monat April wurden aus den \yrischen Häfen exrportiert 25 000 dz Weizen nach Ergland und Frankreich und 30000 dz Gerfte nah England.

Die Preise sind infolge des spanish-amecikanischen Krieges um ungefähr 1,50 Fr. per dz gestiegen. :

Es existiert noch keine genügende Getreidemenge im Lande für den Lokalkonsum bis zur neuen Ernte.

Saatenstand in Serbien.

Aus Belgrad liegt folgende Nachricht vor :

Die Wintersaaten haben sih infolge der günstigen Witterungs8- ven Nie kräftig erholt, und ihr Stand ift auch dort, wo derselbe anfänglih nit besonders gut war, nunmehr als ein befriedigender zu bezeihnen. In den Gegenden, wo die Saaten durch den nicht hin- länglih feuhten Winter s{chütter stehen, wird über viel Unkraut ge- klagt, was hier zu Lande sets au bei d?»r Ernte stark ins Gewicht fällt.

Die Frühjahrssaaten entwickeln sfih vorzüglih und au in den bohgelegenen Landestheilen ist nun der Anbau beendet.

Treten also keine ungünstigen Witterungsverhältnifse ein, fo kann man in Serbien für dieses Jahr auf eine gute Mittelernte rechnen.

In den östlichen Gegenden mat sich zwar bereits der Regen- mangel fühlbar, doch leidet bisher die eigentlihe Kornkammer, die Morawa-Ebene, nicht daran.

Der Maisanbau if ebenfalls als fast beendet zu bezzichnen und ist zu erwähnen, daß es möglih war, in diesem Jahre troß der gefürhteten Uebershwemmungen auch in den felten zum Anbau ge- langenden fumpfigen Niederungen Mais zu säen, der infolge der für seine Kultur günstigen Bodenbeschaffenheit vorzüglich gedeiht.

Getreidehandel in Buenos Aires. I n I I Sai ui n E Nusfuhr von Getreide aus dem Hafen von Buenos Aires in der Zeit vom 1. bis 15. April 1898.

Gefammte __ menge in 1000 ke

Mengen in Säcken

NVRersB1Funaszt Verschiffungsziel (bolsas) *)

Getreideart

Mais England 13 216 Holland 6 380 Spanien 5 676 Süd-Afrika 1 566 insgesammt 26 838

Belgien 331 071

England 290 166

Holland j 223 205

Jtalien | 57 090

Deutschland 53 190

Brasilien | 31 079

Spanien | 2720 |

Süd-Afrika | 30 | . Vincent (Order) 345564 |

insgesammt | 13341% | 822

—— E n aa m e e Gegenwerth der höchsten und niedrigsten Preise in Mark nah dem Durch»

\s{nittskurse von §m/n 1 = M LS5T

Weizen

Preise im Großhandel für 1 àz

a, Mais, und zwar: §m/n dis § m/n i 360 , 4,20 5,65 weißer 480 , 580 9,10 b. Weizen, und zwar: guter und feinerer . 10,50 10,80 genngee und mittel- mäßiger... . 950 „10,

Candeal ..... %— U— 14.13 17,21 *) Die bolsa zu 66,66 kg. R

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