1898 / 139 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 15 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

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Finanz-Ministerium. «

Dem Regierungs-Rath, OberzZollinfpekltor Schmidt in Neustadt O-S. ist die Stelle E edes der Provinzial- Steuer-Direktion zu Breslau verliehen“ wörden.

Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Dem Observator am Astrophysikalishen Observatorium bei Potsdam Dr. Oswald Lohse, dem Privatdozenten in der philosophischen Fakultät der Universität Kiel Dr. Georg Karsten und dem Schriftsteller Otto Philipp Donner in aiv a. M. ‘ist das Prädikat „Professor“ beigelegt worden.

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

[" Dem bisherigen Grenz-Thierarzt-Assistenten Blume in Stallupönen is] die kommissarische Verwaltung der Kreis- Thierarztstelle für den Kreis Eiderstedt, mit dem Amtswohnsiß in Tönning, übertragen worden.

Bekanntmachung,

die von Mandt-Ackermann’\che Stipendienstiftung betreffend.

Der Geheime Ober-Medizinal-Rath und Kaiserlich russische Leib- arzt Dr. Martin von Mandt und dessen Ehegattin Johanna A avTotte Ludovika, geb. Ackermann, haben in ihrem am 20. Oktober 1857 errihteten weselseitigen Testament der Königlichen Rheinischen D cbiiber Studien u zu Bonn zur Fn Na wissenschaftliher und tehnisher Studien unter der männlihen Nach- kommenschaft ihrer Seitenverwandten unter dem Namen:

„von Mandt-Ackermann’sche Stipendienstiftung“

ein Kapital von 48000 A vermacht mit der Bestimmung, daß die Zinsen desselben, nah Abzug der Verwaltungskosten, zur Unterstüßung Is er Männer hristliher Religion, welhe ih der Arznei-, der

edi und den in_der philosophischen Fakultät vertretenen Wissen- schaften auf Universitäten oder der höheren technishen Ausbildung auf Gewerbeschulen und ähnlichen Anstalten widmen, als Stipendien ver- wendet werden follen.

Diese Stiftung ist mit dem Sommer-Semester 1890 in Wirksam- keit getreten.

ie Zahl der Stipendien ist auf drei O

Zum Genusse der Stipendien sind vorzugsweise berufen:

I. die ehelihen männlihen Nachkommen der Geschwister der Stifter und zwar:

in erster Neihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Bruders Karl Theodor Mandt,

in zweitér Reihe des Ehemanns von Mandt vollbürtigen Schwester Therese, verehelihten Grano,

in dritter Reihe der Ehefrau von Mandt Bruders Albert Ackermann, : i:

in vierter Neihe der Ehefrau von Mandt Bruders Gebhard Ackermann ;

demnächst in Ermangelung von Bewerbern dieser Kategorie

II. die männlichen Nachkommen :

zuerst des Ehemanns von Mandt beiden Halbbrüder Friedrih Mandt und Franz Mandt,

zweitens des Freundes der Stifter, des Appellationsgerihts- Raths Wilhelm Graffunder,

drittens des Freundes der Stifter, des Regierungs- und Bau- raths Emil Flaminius ;

und erst, wenn von diesen beiden Klassen von Stipendienberehtigten keine Bewerber vorhanden sind, können die Stipendien auch an Prembe, insofern dieselben die Eigenschaft preußi|cher Unterthanen

aben, verliehen werden.

Der Genuß und die Verabfolgung der Stipendien ist niht von dem Besuche der Bonner Universität, noh überhaupt von der Gegen- wart auf einer der preußishen Universitäten und Lehranstalten ab- hängig; jedo befreit der Genuß im Auslande in keinem Falle von der Beibringung der zur Verleihung erforderlichen Zeugnisse der wirk- lih besuhten Unterrichtsanstalten.

Bewerbungen, welchen amtlihe Zeugnisse über das Verwandt- \chaftsverhältniß mit den Stiftern, beziehungsweise den mit Vorzugs- recht bedahhten Familien, die Shul- und N euioe der bisher besuhten Unterrichtsanstalten, das Universitäts-Immatrikulations- und N , sowie ein Dekanatszeugniß, von den Gewerbetreiben- den: empsehlende Zeugnisse der Gewerbebehörden und die Unterrichts- zeugnisse der Vorschulanstalten und Lehrmeister beigefügt sein müssen,

find bis zum 4 Fut d hierher einzusenden.

Bonn, den 13. Juni 1898. Das Kuratorium der von Mandt-Ackermann’shen Stiftung bei der Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Universität. Wilmanns.

Personal-Veränderungen.

Königlich Preußische Armee. Marmor-Palais, 9. Juni. v. Usedom, Gen. Lt. und Kommandeur der 9, Div., in Genehmigung seines Abschiedtgesuchs mit Pension zur Disp. gestellt.

Nichtamlkliches. Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 15. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König empfingen li Abend im Schlosse zu Bellevue den Gouverneur von erlin, General der Kavallerie und General-Adjutanten Grafen von Wedel, mit dem Baurath Wieczorek und dem Garnison- pfarrer Goens, zum Vortrage.

Heute Vormittag begaben Sih Jhre Kaiserlichen und Königlichen Majestäten nah Potsdam und wohnten in der Friedenskirche daselbst dem t og B anläßlih des Todestages weiland Seiner Majestät des Kaisers und Königs

riedrih bei. Um 1 Uhr kehrten Allerhöchstdieselben nah erlin zurück.

hre Majestät die Kaiserin und Königin haben

der Frau Geheimen Kommerzien-Rath Emilie Bethe in

alle a. S. die silberne Frauen-Verdienstbroshe am weißen ande Allergnädigst zu verleihen geruht.

Boll- und Steuekwesen und für Rehnungswesen, die vereinigten | Ausschüsse für Zoll und Steuerwesen und für Handel und Ver- kehr sowie-die vereinigten Ausschüsse für Justizwesen und für Elsaß-Lothringen hielten heute Sizungen.

Der Kaiserlihe Botschafter in Konstantinopel, Staats- Minister Freiherr Marschall von Bieberstein hat einèn ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben fungiert der Erste Sekretär der Kaiser- i d Botschaft, Legations-Rath von S chloezer als Geschäfts- räger.

__ Der heutigen Nummer des „Reichs- und Staats-Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ (Nr. 2), enthaltend Entschei- dungen des Reichsgerichts, beigefügt.

Posen, 14. Juni. Die zum Besuh hier anwesenden russishen Offiziere wohnten heute Vormittag einem Regiments-Exerzieren bei, dem ein Frühstück im Kasino des 2. Leib - Husaren - Regiments „Kaiserin“ folgte. Kurz vor Beginn desselben traf, wie „W. T. B.“ berichtet, ein Schreiben Jhrer Majestät der Kaiserin Friedrich an den Regiments-Kommandeur, Major von der Sculen- burg cin, in dem Allerhöchstdieselbe als Chef des 2. Leib- Bare tegens den russishen Kameraden Jhre herzlichen

rüße ausdrüdt. Um 7 Uhr 15 Minuten Abends erfolgte die Abreise des Generals von Bistram mit seinen Adjutanten nah Warschau. Der Abschied von dem Kom- mandeur und den Offizieren des 2. Leib-Husaren-Regiments war äußerst herzlich, ebenso, als um 7 Uhr 55 Minuten die Offiziere des russischen 15. Dragoner-Negiments nach Kalisch abreisten. Beiderseits rief man: „Auf baldiges Wiedersehen !“

Hessen.

Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin sind gestern aus Wien wieder in Darmstadt eingetroffen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog hat, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, den Ministerial-Direktor Dr. O zum Präsidenten des Justiz - Ministeriums ernannt.

Oesterreich-Ungarn.

Wiener Blätter veröffentlichen eine Kundgebung der Majorität des Abgeordnetenhauses, in welcher nah einem Bericht des „W. T. B.“ Folgendes ausgeführt wird:

| Die Majorität habe opferwillig alles gethan, was die Arbeiten im Parlament hätte ermöglichen, und alles unterlassen, was diese irgendwie bätte verhindern können. Ste habe die Wiederwahl des früheren Präsidiums des Abgeordnetenhauses unterlassen, auf scharfe Ne für den Fall der Störung der Berathungen verzichtet, die zu Gunsten der Deutschen abgeänderten Sprachenverordnungen ohne Opposition hingenommen und keinerlei Versuch gemacht, die Sprahhendebatte abzukürzen. Bei der Einbringung des Budget- Provisoriuums sowie wichtiger vol kswirthschaftliher und soztal- politischer Gefeyzentwürfe® habe die Majorität den Versuch unter- nommen, eine parlamentarishe Berathung derselben einerseits zur Wakbrung der Ne Rechte des Parlaments, andererseits im Interesse der f{chwer geschädigten Volkswirthschaft zu veranlassen, jedo, nachdem die Opposition in einer Klubmänner-Konferenz jeden Borschlag der Majorität zurückgewiesen habe, niht weiter in ibrer Haltung verharrt. Da die gegenwärtige mangelhafte Geschäfts- ordnung bedauerliherweise eine Verhinderung der Berathung durch die Minorität nicht ausschließze und der Versuch einer deraxtigen Verhandlung die im Hause bestehende Aufregung nur noh gesteigert hätte, so habe das Abgeordnetenhaus abermals die Arbeiten einstellen müssen, ohne auch nur im geringsten die Bedürf- nisse der landwirthschaftlichen, gewerblichen, industriellen und Arbeiter- bevölkerung befriedigt, ohne die Möglichkeit der Vornahwe umfang- reicher, beabsihtigter JInvestitionen eröffnet, ohne einer außer- parlamentarischen Bewilligung der Steuern vorgebeugt zu haben. Der im Interesse der Monarchie dringend nothwendige Aus- gleich mit Ungarn, dessen günstige Erledigung die Entlastung der diesseitigen Reichshälfte zu bewirken berufen sei und zugleih den Landesfinanzen Hilfe zu bringen geeignet wäre, bleibe au fernerhin unerledigt. Zur Wahl eines Sprachenaus\{chu}es sei es garnicht spe und nicht weniger als 51 Redner hâtten beim Sessions- [chluß auf der Rednerliste gestanden. Indem die Majorität über diese Zustände, für welhe sie nach der geschilderten Sachlage jedwede Verantwortung gewissenhaft ablehnen könne, ihr tiefstees Bedauern aus\prehe, erkläre sie troy der in diesem Sessionsabschnitte mit ihrem bis zur Abnegation geübten Ent- gegenkommen gemachten (Frfahrungen und troß der unausgeseßt er- littenen {weren Angriffe ihre Bereitwilligkeit, dem von der Regierung angestrebten Ziele der Wiederherstellung einer wirk- samen parlamentarischen Thätigkeit au weiterhin jedes Opfer zu bringen, sofern dasselbe nicht zu ihrer Abdankung als Majorität und niht zur Verzichtleistung auf ihre im AÄdreß- entwurf vom Jahre 1897 niedergelegten Grundsäße führe.

Ein über die Konferenz der Klubmänner der Oppositionsparteien, in der sämmtliche deutshe Gruppen vertreten waren, veröffentlihtes Communiqué besagt, daß die Konferenz beschlossen habe, an dem bisherigen tafktischen Ver- bande festzuhalten und den Vorsißenden zu ermächtigen, au während der Vertagung des Hauscs in wichtigen Fällen cine Konferenz behufs S1cherstellung einmüthigen Zusammenwirkens einzuberufen. Die in der Konferenz vertretenen Parteien seien entschlossen, die verfassungsmäßigen Rechte gegen jeden Ein- griff zu vertheidigen, sie beharrten auf der Mabberung der Aufhebung der Sprachenverordnungen, in deren Erfüllung sie das einzige Mittel erblickten, um zu einer fruchtbringenden parlamentarischen Thätigkeit zu gelangen.

__Die einzelnen Oppositionsparteien des österreichischen Reichsraths haben A Kundgebungen veröffentlicht, über welhe „W. T. B.“ Folgendes berichtet:

Ein anifest der deutshen Fortschrittspartei stellt fest, daß troß gewisser Erfolge ein Ende des Kampfes unabsehbar sei. Die Partei sehe noch immer den Widerwillen der Gegner gegen jede gerechte Uebereinkunft und vermisse bei der Regierung die en dia Gntschlossenheit. Die Hauptforderung der Deutschen und die erste Bedingung des von ihr heißersehnten Friedens und geordneter staatlicher Verhältnisse sei die Aufhebung der Spracenverordnungen. Nah dem Verhalten der Regierung in der lehten Zeit, nah den Grazer Ereignissen und nach den Spraen- erlassen für die böhmischen Finanzbehörden habe die Partei von der- selben kaum etwas. zu erwarten. Aber auch den Gegnern sei es nicht

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für.

Partei bedauere auf das tiefste die Läbmung' des Verfassunas- - wesens und die Unmöglichkeit des Fustanvekommens Lines T Aue gteins mit Uúgärn, wofür nicht der Partei, sondern denen die Schuld beizumessen sei, die den Kampf aufgezwungen und den absolut unannehmbaren Ausgleich mit der ungarischen Regierung abgeshlossen hätten. Das Manifest {ließt mit der Betonung des Festhaltens an der deutschen Gemeimnbürgschaft und der Versicherung, daß die Deutschen den Kampf bis zum R Siege fortführen würden. Gine Kundgebung der deut schen Volkspartei bedauert, daß die Regierung zögere, durch unbedingte Aufhebung der Sprachenverordnungen den Frieden im Staate wieder herzustellen, und protestiert gegen jeden Versuch, die Verfassung zu ver- legen oder zu umgehen, verwahrt sich gegen abfolutistische Versuhe und erachtet es als gebieterishe Pflicht der Regierung, die Sprachenverordnungen aufzuheben. Das deutsche Volk verlange die Entscheidung und werde keine andere dulden als eine solche, welhe dem Rechte und der nationalen Ehre entspreche. Ein Manifest der freien deutshen Vereinigung führt aus, daß sie auf dem Boden der deutschen Gemeinbürgschaft verharre, fordert die Aufhebung der Sprachenverordaungen und wünscht ebenso dringend die Wiederkehr ruhiger parlamentarisher Verhältnisse. Die Ver- einigung werde, wenn die Hauptbedingurg von der Regierung erfüllt werde, si gern an der fruhtbringenden Arbeit betheiligen und jedem unbegründeten Versuche, solhe Arbeit zu \tôren, entgegentreten. Eine Kundgebung der chri l ich-sozialen Partei endli betont, daß sie an der deutshen Gemeinbürgschaft und der Treue zu dem Vaterlande festhalté, durhdrungen von der Ueberzeugung, daß es den Deutschen möglih sei, durch eigene Kraft die ihnen gebührende Stellung wieder zu erringen und zu behaupten.

Jn Brünn kam es, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern Abend an mehreren Punkten zu Zusammen st ößen zwischen Deutschen und Czehen. Die Polizei schritt wiederholt ein, zerstreute mehrfahe Ansammlungen und verhaftete eine Anzahl den arbeitenden Klassen angehöriger Personen, welche alsbald wieder entlassen wurden. Vier Personen wurden leiht verleßt.

Aus Lemberg meldet dasselbe Bureau, daß in den leßten Tagen in verschiedenen Ortschaften Galiziens ntisemitiae Ausschreitungen stattfanden, bei welchen die jüdische Be- völkerung bedroht, Plünderungen verübt und zahlreiche Fenster- scheiben in von Juden bewohnten Häusern eingeschlagen wurden. Jn Ulaszkowce gerieth eine P OERIFCLineris in Brand; die Ent- stehungsursache war nicht festzustellen. Die einschreitende Gendarmerie wurde ín einigen Orten mit Steinen beworfen; erst herbeigerufenes Militär stellte die Ordnung wieder her. Wie die „Neue Freie Presse“ berichtet, haben fich die antisemitishen Ausschreitungen auf die Bezirke Jaslo, Gorlice und Pilzno ausgedehnt; in zahlreihen Ort- schaften dieser Bezirke wurden die Wirthshäuser und offen:n Geschäfte überfallen und geplündert. ie Plünde- rung beginnt sich bereits gegen die reihen Gutsbesißer zu richten. Die Gendarmerie wurde in den genannten Bezirken verstärkt. Von Krakau und Tarnow wurden sta:ke Militär- Abtheilungen nach Jaslo und Gorlice abgeschickt. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen.

Großbritaunien und Frland.

Das Oberhaus nahm gestern die Bill, betreffend die Reservestreitkräfte, in zweiter Lesung an.

Im Unterhause theilte gestern der Parlaments-Unter- sckretär des Aeußern Curzon bezüglich des Abkommens, dur ah as das britishe Gebiet um Hongkong vergrößert worden 1st, dem „W: D: B:“- zúüfoláé mit; dak das pachtweise an Großbritannien abgetretene Areal die Wasserflähhen der Mirs- und der Deep-Bay sowie die Halbinsel und das Vorgebirge von Kaulung und die Jasel Langtao Be Sodann erledigte das Haus die zweite Lesung des Gesehes über Bildung eines Ausshusses, welcher für die Londoner Universität neue Statuten entwerfen soll, damit dieselbe eine Lehranstalt werde anstatt einer bloßen Prüfungsstelle.

Frankreich.

Der Minister des Aeußern Hanotaux und der britische Botschafter Monson haben, wie „W. T: B.“ aus Paris meldet, gestern Abend die Konvention über das strittige Gebiet am Niger unterzeichnet.

…_ Gn der Deputirtenkammer wurde gestern die Debatte über die Jnterpellation, betreffend die Politik des Kabinets, fortgeseßt. Das Haus und die Tribünen waren, nah dem Bericht des „W. T. B.“/, gut besucht; es herrschte lebhafte Be- wegung. Der Minister-Präsident lin e ergriff das Wort zur Erwiderung auf die vorgestrige Rede Bourgeois”. Er verwahrte Po gegen die Behauptung, daß seine Politik eine antidemokratische ei. Die Regierung sei stets zur Versöhnlichkeit geneigt ; wenn aber der Sozialismus ans Ruder käme, würde er den Ruin der Republik und Frankreichs herbeiführen. Méline versicherte nochmals, daß das Programm des Kabinets stets ein demokratisches gewesen sei; er wünsche, daß die Republikaner sich vereinigten ; das Programm Bourgeois’ jedo, welches, wenn verwirklicht, dieselben Ergebnisse, wie das Programm der Sozialisten, im Ge- lege haben würde, könne er nicht annehmen. Bourgeois versicherte, daß er die kollektivistishen Theorien nicht billige. Sein Steuersystem unterscheide sh wenig von dem der Re- gierung. Er wolle aber den kleinen Steuerzahlern Erleichte- rung schaffen. Redner fügte hinzu, sein Programm sei dasjenige Gambetta's, und tadelte Méliné, daß derselbe sih nicht von der Rechten trennen wolle. Drumont sagte in Beantwortung eines Theils der vorgestrigen Ausführungen Villerand's, er sei Antisemit, weil die großen Vermögen bei den Juden sih ansammelten. Auf die antisemitische Frage in Algier übergehend, verlangte , er eine Neubesezung des Gouverneurpostens und Aufhebung des Dekrets Cremieux”, das den Juden die Naturalisierung zu- gestanden habe. Hierauf wurde die Sißung aufgehoben. _Nach der Wiederaufnahme der Sitzung erinnerte der Minister-Präsident Méline daran, daß die Radikalen ver- sucht hätten, die Realisierung aller Reformen zu ver hindern. Er appelliere an die Mithilfe der Republikaner und erwarte mit Vertrauen die Entscheidung der Kammer. Verschiedene Tagesordnungen wurden hierauf eingebracht. Der Minister - Präsident éline nahm diejenige Ribot's an, die folgendermaßen gefaßt war: Die Kammer billigt die Erklärungen der Regierung und ist entschlossen, eine Politik demokratisher Reformen durchzuführen, die auf die Se gung der Republikaner gegründet ist. Ribot hielt eine Lobrede au Méline und warf den Radikalen vor, eine fruchtbringende Vereiniguug verhindert zu haben. Cassaignac mahte Méline m Vorwurf, die Rechte verleugnet zu haben. Der Minister- räsident Méline erwiderte, er habe niemals die Mithilfe der Rechten nachgesucht. Brisson fragte Méline, ob er mit der Rechten brehe, und forderte die Kammer auf, diese

A ihren in leßter Linie auf die Zertrümmerung und Slavi- erung Desterreihs hinauslaufenden Zielen näher zu kommen. Die

Politik pit fortzuseßen. Trouillot beantragte eine Tages- ordnung, durch welche die seit zwei Jahren befolgte Politik

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eißen werden - sollte. _ Méline lehnte diese Tages- gutgnneT die M O gegen 271 Stimmen verroorfen wurde. Die Radikalen verlangten eine Theilung der ‘Tagesordnung Nibot’s. Der * erste Theil derselben, welher die Erklärungen der Regierung billigt, wurde mit 295 gegen 272 Stimmen angenommen. Der aae Theil, welher besagt, daß die Kammer entschlossen ist, eine Politik demokratisher Reformen, die auf die Ver- einigung der Republikaner gegründet ist, durchzuführen, wurde mit 527 gegen 5 Stimmen angenommen. Hierauf be- antragte Henri Ricard, dieser Tagesordnung fol- gende Woite hinzuzufügen: „und die sih stüßgt uf die ausshließlich republikanishe Majorität“. Der Minister- Präsident Méline bekämpfte diesen Zusaß, welcher indessen mit 295 gegen 246 Stimmen angenommen wurde. Nach der Annahme des Antrags Ricard brachte der Deputirte Dulau einen Antrag ein, der Tagesordnung außer dem Zusaß „und die sich stügt auf die _aus\ließlich republikanische Majorität“ noch die Worte anzufügen: „außer- dem- auch auf die sozialistishe Partei“. Der Minister-Präsident M éline bekämpfte diesen Antrag, welcher von der Kammer mit 492 gegen 36 Stimmen verworfen wurde. Nach der Ablehnung dieses zweiten Zusaßes entstand eine hef- tige Bewegung. Die Sozialisten riefen: „Burültreten! Es wurde nunmehr über die gesammte Tagesordnung ab- gestimmt, welhz der Minister-Präsident Méline billigte. Dieselbe wurde mit 284 gegen 272 Stimmen angenommen und die Sizung hierauf geschlossen. Die nächste Sißung findet am Montag statt.

Spanien.

n der gestrigen Sißzung der Deputirtenkammer er- ut der General Lachambre die Philippinenfrage und wies, dem „W. T. B.“ zufolge, darauf hin, daß die Regierung Polavieja S verweigert habe. Nach- dem Primo de Rivera Frieden geschlossen habe, würde sich der haben, wenn die Amerikaner nicht die Bay von Manila beseßt hätten. Der Nedner beschuldigte die Behörden von Manila, keine Torpcdos an den Eingang der Bay gelegt zu haben, ünd forderte die Regierung auf, Rechenschast zu verlangen. Urica theilte mit, er habe den Brief eines Aufständischen von - den Philippinen erhalten, in welhem versichert werde, Primo de Rivera habe sich verpflichtet, den Philippinen Reformen u bewilligen. Der Minister-Präsident Sagasta erwiderte, ies sei erfunden; es bestehe kein geheimes Abkommen mit den Aufständishen. Der Minister des Auswärtigen Herzog de Almodovar erklärte: es sei kein Schritt zu Friedensunter- handlungen gethan worden; die Regierung habe noch keine Bestätigung von einem Angriff auf Santiago erhalten. Der Kampf bei Guantanamo sei nur ein bedeutungsloser Zusammenstoß mit den Rebellen gewesen. Der Kriegs-Minister habe mitgetheilt, daß die Lage in Manila nicht so s{hlimm sei, wie man glaube, denn der General Augustin habe 20 000 Mann konzentriert und besiße 200 weititragende Kanonen.

Belgien.

Die internationale Konferenz zur Berathuvg über

die Frage der Abschaffung der Zuckerausfuhrprämien beschäftigte sich, wie „W. T. B.“ aus Brüssel erfährt, gestern mit den Maßreaeln, welhe man zu ergreifen haben würde, um die Ausführung der getroffenen Abmachungen ficher u stellen, und faßte insbesondere die eventuelle Stellungnahme der verschiedenen Staaten ins Auge, die an solche Länder grenzen, welche den Abmachungen nicht unter- worfen sind. Die Konferenz beschloß die Vertagung der Be- rathung dieser Frage und ging darauf zur Wahl einer Kom- cisfion zur Berichterstattung über einige technishe Fragen über. Ein Mitglied jeder Delegirtengruppe wurde hierzu best immt. Die nächste Sißung findet am 17. d. M. statt.

Türkei.

Aus Berana sind Berichte über neue, von den Montenegrinern daselbst begangene Grenzverlezungen und Mordthaten in Konstantinopel eingelaufen. Die Pforte hat daher, dem „W. T. B.“ zufolge, bei dem montenegrinischen Gesandten Verwahrung eingelegt und den Mutessarif beauf- tragt, strenge Maßregeln zu ergreifen. i L

Der armenishe Patriarch hat seine Entlassung gegeben, die indessen bisher nicht angenommen worden.

Das russishe Schiff „Czaz“ passierte mit 600 Sol- daten an Bord auf der Fahrt nah Kreta gestern die Dar- danellen.

Aufstand nicht erneuert

Amerika.

Der Kongreß der Vereinigten Staaten nahm gestern einen Geseßentwurf, betreffend die Zahlung der seitens Groß- britanniens geforderten Entschädigungssumme in der Angelegen- heit des Robbenfanges im Berings-Meer, an.

Einer in Washington eingetroffenen offiziellen Mittheilung zufolge waren die Truppentransporte, die nah Santiago bestimmt sind, und von denen man annahm, daß sie hon vorgestern abgefahren seien, auch gestern früh noch nicht abgegangen. Es wurde, wie das „Reuter'sche Bureau“ berichtet, für diese Verzögerung keinerlei Erklärung

egeben. Depeschen, welche gestern Nachmittag in ashington eingegangen sind, melden jedoh, daß die Abfahrt der Transportschiffe gestern begonnen habe, die Bewegung aber so langsam vor sih ge- angen sei, daß viele Schiffe sih erst heute in Bewegung segen könnten. Auch der zweite Theil der Expedition nach den Philippinen schisste fh ein und wird heute von San Francisco abgehen.

Aus dem amerikanishen Lager am Außenhafen von Guantanamo wird unter dem 13. d. M. berichtet, daß die Amerikaner bis dahin erfolgreih bei den Kämpfen gewesen as Die Lage sei aber een da die Truppen durch den be- tändigen Kampf gegen die fast keinen Augenblick aussegenden Angriffe der Spanier erschöpft seien und schon aufgerieben sein würden, wenn ihnen niht die Kanonen der amerikanischen Kriegsschiffe Schuß gewährt hätten. Die Spanier hätten das amerikanishe Lager auf allen Seiten eingeschlossen; Einzelne rückten während der Nacht, dur das Gebüsch gedeckt, bis auf 30 Yards an das Lager heran. Die Mitwirkung der Auf- ständishen in dem Kampf vom Sonntag Abend habe nichts genüßt, da sie ganze Salven auf die Amerikaner abgegeben L welhe nur mit Mühe den Geschossen hätten entgehen önnen.

Der Adiniral Sa mpson hat, dem „Reuter'shen Bureau“

an das- Marine-Departement in Washington telegra-

N S

70 englischen Le a dig den Hafen von Santiago de Cuba unternommen habe; die gesammte spanische Flotte befinde fich im Hafen. Sampson fügt hinzu, die bei Guantanamo ge- O Amerikaner seien auf barbarishe Weise verstümmelt worden.

Aus Valparaiso berichtet dasselbe Bureau: Von dem hilenischen Kabinet wurde der Vorschlag gemacht, die Republik Ar ge ntinien zu ersuchen, auf folgende Anregung ein- ae. Chilenishe und argentinishe Schiedsrichter sollen, egleitet von Kommissaren und Unterkommissaren, sich nah London begeben und dort sofort alle Punkte des Streites zwischen beiden Ländern einem Schiedsspruh unterbreiten. Man hofft, Argentinien werde dies Anerbieten zur Regelung der Frage und zur Verhinderung des Krieges annehmen.

Asien.

Die „Times“ meldet aus Peking vom gestrigen Tage: „Dié russisch-chinesische Bank unterhandelt jeßt mit der cinesishen Regierung wegen des Abschlusses ciner Eisenbahn- Anleihe, für welche die Eisenbahn Peking—Schanhaikwan als Sicherheit dienen soll. Wenn das Angebot der Bank angenommen wird, sichert sih Nußland die Kontrole der einzigen Eisenbahn, die von Peking nach Norden führt. China hat einer Verlängerung der Eisenbahn Chingting—Taiyuenfu durch Rußland in \üd- westlicher Richtung zugestimmt. Die Bahn soll den Gelben Fluß in der Nähe von Singanfu treffen. Hier würde sie sih an die große Heerstraße nah dem russishen und chinesischen Zentral-Asien anschließen. Die Fertigstellung dieser Bahn würde den Anfang der Ueberaniwortung eines ungeheuren chinesishen Gebiets an Rußland bedeuten. Nach der Unterzeichnung des Abkommens über den Bau derEisenbähn Chingting—Taiyuenfu hat der russische Geschäftsträger Pavlof f dem Tsung-li-Yamen mitgetheilt, die crhöhten Jnteressen Rußlands an dieser Eisenbahn machten cine baldige Vollendung der Eisenbahn Peking—Hankau noth- wendig. Diese Linie wollen die Belgier erbauen, nachdem die Bestimmungen des ursprünglihen Kontrakts mit dem belgishen Syndikat abgeändert sind und die Entscheidung über alle etwaigen Differenzen dem französishen Gesandten über- tragen ist, welcher als Schiedsrichter fungieren soll. Franfk- reich und Belgien werden gemeinsam die finanzielle Kontrole des südlichen Theils der Eisenbahn ausüben, während Rußland den nördlichen Theil kontroliert.“

Stati ftik und Volkswirthschaft.

Das neueste „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs“ bringt eine Reihe von Zusammenstellungen über den Seeverkehr in den deutschen“ Hafenpläßen im Jahre 1896. Hiernach sind in diesen Häfen (das deutshe Küstengebiet als ein Ganzes be- trachtet) im Jahre 1896 147 536 Schiffe mit cinem Netto-Raumgehalt von 31 046 488 Reg.-Tons zuHandelszwecken ein- und ausgegangen, woraus sich gegen das Vorjahr eine Zunahme um 13706 Schiffe (10,2 9/0) und um 577 739 Reg.-Tons (1,90/6) ergiebt. Im Jahre 1875 hatte die Summe aller im Deutschen Reich ein- und aller ausgelaufenen Schiffe 87 558 mit 12 722 710 Reg.-Tons Raumgehalt betragen, seitdem hat also die Schiffszahl eine Vermehrung um 68,5 9%, der Naumgehalt sogar eine folhe um 144/09/6 erfahren. Die eingetretene bedeutende Verkehrs- steigerung ist durch die immer reger fi gestaltende Thätigkeit der Dampfschifffahrt herbeigeführt worden, welhe die Segelschiffahrt mehr und mehr verdrängt. Während im Jahre 1875 im Ganzen 17 189 Dampfer mit einem Raumgehalt von 7 182 061 Reg.-Tons netto im deutschen Küstengebiet ein- oder ausgegangen sind, stellte si die entsprehende Zahl im Jahre 1896 auf 71 528 mit 26 269 914 Reg.- Tons; der Dampferv-rkehr hat sih also während der Zwischenzeit etwa vervierfaht. Dagegen zeigt beim Sege N Ener eie zwar die Zahl der angekommenen undabgegangenen Schiffe eine kleine Steigerung von 70369 auf 76 008, der Raumgehalt jedech einen Rüdckaang von 5 540 649 auf 4 776 574 Reg.-Tons. :

Der Gesammtverkehr der angekommenen und abgegangenen Siffe bezifferte si 1896 im Ostsee-Gebiet auf 63447 mit 10 686 766 Neg.-Tons Raumgehalt gegen 56 737 Sciffe mit etnem Raumgehalt von 10 296 917 Reg.-Tons im Jahre 1892. Der weitaus größte Theil davon, nämlich 52,1% von der Zahl und 74,4%/6 von dem Raumachalt aller im Jahre 1896 im Ofstlsee-Gebiet ein- und ausgelaufenen Schiffe entfiel auf den Verkehr mit dem Auslande. Der Verkehr der deutschen Oftseehäsen unter sich betrug der Zahl nach 43,5 9/6 und dem Raumgehalt nah 21,7 °/ des Gesammt-Verkehrs des Ostsee-Gebiets, während der Verkehr mit den deutshen Nordseehäfen nur 4,4 9/9 und 3,9% davon ausmadchte. Im Nordsee - Gebiet erreihten im Jahre 1896 alle ein- und aus- gegangenen Schiffe zusammen eine Zahl von 84 460 Schiffen mit 20 454 410 Reg.-Tons Netto-Raumgehalt gegen 75 034 Schiffe mit 18 083 692 Reg -Tons im Jahre 1892. Nach der Schiffszahl kamen davon im Jahre 1896 auf den Verkehr der deutschen Nordseehäfen unter sich 65,7 9/9, auf den Verkehr mit außerdeutshen Häfen 30,9 0/9 und auf den Verkehr mit deutshen Ostseehäfen 3,4%/0; nah dem Raumgehalt aller angekommenen und abgegangenen Schiffe entfielen aber 78,9 °%/o auf den Verkehr mit außerdeutshen Häfen, 18,9 9/0 auf denjenigen der deutschen Mi unter sich und 2,29/o auf den mit den deutshen Ostseehäfen.

Von der Gesammtheit der im Jahre 1896 im Deutschen Reich angekommenen und abgegangenen Schiffe gehörten 106 839 (72,4 9/0 der Gesammt-Zabl) mit 16 225 936 Reg.-Tons Raumgehalt (75,3 %/o vom Gesammt-Raumgehalt) der deutshen Flagge an, und unter den im Jahre 1896 ein- und ausgelaufenen Dampfschiffen waren 48 868 mit 13 350 680 Reg.-Tons Raumgehalt (68,3 °/o der Gesammt- zahl oder 50,8 9/9 des Gesammt-Raumgehalts der angekommenen und

abgegangenen Dampfer) deutscher Nationalität.

Ueber die Seereisen deutsher Schiffe im Jahre 1896 enthält dasselbe „Vierteljahrsheft zur Statistik des Deutschen Reichs eine Anzahl von Nachweisungen. Diese Reisen find unterschieden in solche: 1) zwischen deutshen Häfen, 2) vom Auslande nah deutschen Häfen und von deutschen Häfen nah dem Auslande, 3) zwischen außer- deutschen Häfen. : i

Bi Besctamtzabl der Seereisen deutscher Schiffe, soweit diese ermittelt wurden, bezifferte sich im Jahre 1896 auf 82 268, der dabei zur Verwendung gelangte Netto-Raumgehalt auf 36 179 455 Reg.- Tons (wobei jedes Schiff so oft gerechnet ift, als es Reisen ausführte); mit den entsprechenden Angaben für das Jahr 1895 verglihen zeigen diejenigen des Jahres 1896 eine Zu- nahme in der Zahl der Reisen um 6408 (8,4 9/0) und in dem NRaumgehalt der dabei beschäftigt gewesenen Schiffe um 736 161 Reg.- Tons (2,1 9/0). Im Jahre 1896 sind bei den Reisen zwischen deutshen Häfen 41646 Schiffe mit 2970 993 Reg.-Tons n ‘worden. Auf Reisen zwischen deutshen und fremden Sn und umgekehrt waren 20784 deutsche Schiffe in Thätigkeit, deren Gesammt-Raumgehalt 10 161 938 Reg.-Tons betrug, und ¡wishen außerdeutshen Häfen verkehrten 19838 deutsche Schiffe mit einem Raumgéhalt von 23 046 524 - Reg.-Tons. Dabei sind die Zwischenreisen, welche bhauptsählich von bremischen und hamburgishen Dampfern ‘auf der Ausreise nach außerdeutschen Häfen und auf der Rückreise von dort zwischen einzelnen fremden

äfen gemaht wurden, als selbständige Reisen (zwischen au eren non Bilan gerechnet. Von sämmtlichen Seereisen deutsher Schiffe wurden im Jahre 1896 82,2 9/9 mit Ladung und 17,8% in Ballaft

oder leer ausgeführt.

zufolge, | ! phish gemeldet, daß Lieutenant Blue eine Aufklärungsfahrt von

Die Durchschnittspreise der wihtigsten L : Futtermittel N |

betrvgen im preußishen Staat (aus\{ließlich Trier) im Mai 1898: ir 10 kg Se 234 (im G I 1898: 204) A, Roggen 169 ) M, Gerste 164 (159) 4, Hafer 171 (156) #, Kocherbsen 228 (222) 4, Speisebobnen 272 N ÁÁ, Linsen 413 (407) M, Gßfartoffeln 56,5 (54) 4, Nichtstroh 40,7 (40,3) K, Heu 54,4 SGA 4, Rindfleisch im Großhandel 1051 (1047) M; für 1 k

indfleisch von der Keule inm Kleinhandel 136 (135) Pf., vom Bau 115 (115) Pf., Schweinefleish 136 (137) Pf., Kalbfleisch 128 (127) Pf., Hammelfleisch 127 (126) Pf., inländishen geräuherten Speck 159 (159) Pf., Eßbutter 218 (222) Pf., inländishes Schweineshmalz 159 (158) Pf., Weizenmehl 39 (37) Pf, Roggenmehl 30 (29) Pf.; für ein Shock Eier 283 (303) Pf.

Chronische Bleivergiftung in preußischen Heil- anstalten 1895.

(Stat. Korr.) An chronischer Bleivergiftung wurden im Jahre 1895 in den allgemeinen Heilanstalten Preußens 1163 Personen (1120 männliche und 43 weibliche) behandelt, von denen 13 verstarben. Die Gelegenheit zur Vergiftung gab mit verschwindenden Ausnahmen die gewerblihe Thätigkeit der Betroffenen ab; 355 (30,5 v. H.) von ihnen waren Fabrikarbeiter, vorzüglih in chemischen, Bleiweiß- und tennigefabriken, aber auch in den Bleikammern der Schwefelsäure- fabriken und in Accumulatorenfabriken. Ebenso gefährlih wie die Her- stellung und das Verpaken des Bleiweißes ist sein Verreiben zu Delfarben. Auf Maler, Anstreiher und Lackierer entfielen 347 Fälle (29,8 v. H.). Des weiteren trafen 200 Fälle (17,2 v. H.) auf Hüttenarbeiter. Die Zahl der Schriftseßer betrug uur 32, was für die mehrfah geäußerte Ansicht spriht, daß man die dieser Berufsklasse drohende Gefaÿr vielfah übershäßt; Schlosser, Schmiede, Feilenhauer fanden sich 41, Klempner und Rohrleger 31. Noch kleinere Zahlen betrafen die Metallgießer, Töpfer, Steindrucker, Färber, Glaser und Emailleurs, ¡usammen 60. Unter den 97 Kranken, welche verschiedenen Berufs- arten angehörten, bei denen für gewöhnlich eine Gelegenheit zur Bleivergistung nit vorliegt, oder über deren Beruf keine Angaben gemacht waren, fanden sich gewiß eine beträchtlihe Anzahl, bei welchen die Vergiftung in der erufliea Thätigkeit erfolgt war; ein Theil mag auch früher eine Beschäftigung gehabt haben, bei der er mit Blei in Berührung kam. In Bezug auf die Aufnahme des Bleies in resorbierbarer Form durch Nahrungs- und Genußmittel wird nur eines, übrigens töd1lih verlaufenen Falles erwähnt, in dem die Vergiftung durch Taback, welher in Staniolpapier verpackt war, bewirkt wurde. Ueber WVergiftungen durch zu medizinalen oder kosmetishen Zwecken gebrauchte Bleipräparate if nichts berichtet. Ne kamen die meisten Fälle in den Heilanstalten derjenigen Regierungsbezirke zur Behandlung, in welchen die gefährlihen In- dustriezweige am stärksten entwickelt sind, An der Spiye |teht Berlin mit 284 Fällen; dann folgen Köln mit 218, Oppeln mit 190 Fällen, ferner Hildesheim mit 66, Düsseldorf mit 58, Wiesbaden mit 46 und Breslau mit 41 Fällen; für die übrigen Bezirke bewegten \ich die Zahlen zwischen 1 und 33. Jn den L der Bezirke Stade und Gumbinnen kam kein derartiger Krankheitsfall zur Behandlung.

Zur Arbeiterbewegung.

In Cassel sind einer Mittheilung der „Rhein.-Westf. Ztg.“ zufolge die Dachdecker wegen Lohnstreites in den Ausstand ein- getreten.

Aus Hagen wird demselben Blatte zum Brauerausftande berihtet: Sämmtliche durch den Ausstand freigewordenen Stellen find bereits wieder beseßt. Die übrigen En Brauereien haben die Forderungen bewilligt. Ueber die Wirthschaften, in denen das Bier folher Brauereien ausgeshänkt wird, die die Forderung abgelehnt haben, if von den sfozialdemokratishen Arbeitern der Boykott ver- hängt worden. j

Fn Wriezen ist der Ausstand der Maurer (vergl. Nr. 136 d. Bl.) beendet. Den Arbeitern sollen, wie der „Vorwärts“ berichtet, eine Lohnerhöhung und andere Forderungen bewilligt worden sein.

Aus Düren wird der „Rhein.-Westf. Ztg." geschrieben: Seit Montag sind ungefähr 200 Weber der Filztuhfabrik von Chr. Jos. Heimbach ausftändig. Der Ausstand ist infolge der Entlassung eines Arbeiters entstanden. Die Ausständigen verlangen die Wieder- einstellung des Entlafsenen sowie einen Mindefstlohn von 2 A für verheirathete und 1,80 (4 für unverheirathete Arbeiter.

Aus Trient meldet „W. T. B.“: Gestern haben sämmtli@e hiesigen Maurer die Arbeit eingestellt, da die Meister die Forderungen der Arbeiter auf Herabsezung der Arbeitszeit und Erhöhung der Löhne niht angenommen haben. Die Ruhe if bisher nit gestört worden.

Land- und Forstwirthschaft.

Saatenstand und Getreidehandel in Polen.

Warschau, Anfang Juni 1898. Die Entwickelung der Saaten hat infolge der warmen Witterung während des Monats Mai rasche Fortschritte gemacht, sodaß der Stand sowohl des Winter- als auch des Sommergetreides im allgemeinen als befriedigend bezeihnet und die Ernteausfichten als verbältnißmäßig günstige angesehen werden. Auch die Gräser und Futterkräuter haben \sich gut entwickelt. Die Obstbäume haben reihlich geblüht. Die vorgekommenen Hagelshläge und sonstige elementare Schäden waren ohne Bedeutung.

Die Preise auf dem Warschauer Getreidemarkt sind während des Monats Mai für Weizen und Roggen gefallen, für Hafer dagegen gestiegen.

Es wurden gezahlt pro Pud:

am 29. April für Weizen . Rbl. 1,32—1,66 O (s

0,95—1,08 " L DAE e N

am 31. Mai Rbl. 1,05—1,36 0,84—0,92

0,88—1,08 «„ 0,98—1,10

Saatenstand und Getreidehandel in Bulgarien.

Aus Varna liegt folgende Nachricht vor :

Die Wintersaaten haben ziemlich gut überwintert, deren Ent- wickelung durch die mit Regen abwe{hselnden sonnigen Tage im Monat Mai günstig ior d wurde. - Insbesondere kam diese Witterung us den Sommersaaten zu statten, sodaß heute, wenn feine besonderen“ Elementarereignifse eintreten, die Ernte als nahezu gesihert betrachtet werden kann.

Man {äßt das Ergebniß der Wintersaaten nah dem gegen- wärtigen Stand auf. „gut mittel“, dasjenige der Sommersaaten auf „über h rot iti genaue Abschäßung wird sich erst in 3—4 Wochen, ermò en laffen.

auptsählich wurde in dieser „Kampagne“ Gerste angebaut. Der Weizen-Anbau blieb gegen das Vorjahr um Vieles zurück.

ur Ausfuhr gelangten im Mai etwa 2300 t Weizen, die aus- anst nas Marseille verladen wurden. /

erste ist nur wenig vorhanden; das diesbezüglihe vorräthige Quantum wird für den Lokalkonsum Verwendung finden.

n Mais war keine Ausfuhr zn verzeichnen.

ie Getreidestock8 in den Pa Varna, Baltschik und Kavarna sind nahezu ershöpft, jedoh sollen im Innern des Landes noch ziem- lich große Vorräthe vorhanden sein. Mit dem Verkauf derselben dürste man wegen des rapiden Preisfalles in der legten Hälfte des og ge zurückhalten, bis der Ausgang der nähften Ernte bekannt ein wird. ! Anfangs Mai wurden die Weizenpreise mit 18,50 bis 19 fe pro 100 kg notiert, die gegen Ende des Monats auf 13 bis 14,50 Fr.

fielen.