1898 / 143 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 20. Juni.

Seine Majestät der Kaiser und König trafen am Sonnabend Abend um 7 Uhr mit dem Aviso „Hela“ in Cu fa ein und begaben Sich um 71/2 Uhr an Bord Aller- höchstihrer Yacht „Hohenzollern“. Auf der Eisenbahnfahrt von Berlin nah Altona hörten Seine Majestät den Vortrag des Chefs des Militärkabinets, Generals von Hahnke, und nah der Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelm's des Großen daselbst nahmen Allerhöchstdieselben auf der Fahrt von Altona nah Cuxhaven an Bord des Avisos „Hela“ die Vorträge des Chefs des Marinekabinets, Kontre-Admirals Freiherrn von Senden-Bibran und des Vertreters des Aus-

wärtigen Amts, Gesandten Grafen Wolff-Metternich aaen Heute Vormittag von 91/2 Uhr an arbeiteten Seine

Majestät an Bord der Yacht „Hohenzollern“ mit dem Chef des Marinekabinets.

Die von Seiner Majestät dem Kaiser und König am 16. d. M. an die im Sufigatien zu Potsdam versammelten Leib-Regimenter gehaltene Rede hatte folgenden Wortlaut:

Die wichtigste Erbschaft, welhe Mir Mein Erlauchter Groß- yater und Vater hinterlassen haben, die Ih mit Stolz und Freude angetreten habe, das ift die Armee. An sie habe Jh Meinen ersten Erlaß gerichtet, als Ih den Thron bestieg, an sie rihte Jh jeßt beim Eintritt in das nächsie Jahrzehnt aufs neue Meine Worte: Jhr, die ihr jeßt versammelt seid, das Erste Garde-Regiment zu Fuß, in dem Ich aufgewachsen bin, das Negiment der Gardes du Corp8 als das vor- nehmste Leib-Negiment der Kavallerie der preußischen Könige, das Leib- Garde-Husaren-Negiment, das Ih Selbst kommandiert habe, und das Lehr-Infanterie-Bataillon, welches das gesammte Heer repräsentiert und das in Potsdam die Ehre genießt, für den König und fein Haus die Wachen zu stellen. Es is wohl kaum einer Armee so \chweres Leid geschehen, wie damals im Jahre 1888. Niemals hat eine Armee im Laufe eines Jahres zwei so gewaltige, lorbeer- und ruhmgekrönte Heerführer verloren, die au gleichzeitig ihre Kriegs- Herren waren.

Mit tiefem Dank blie Ih auf die Jahre, die seitdem ver- flossen find, zurück. Es ift wohl selten eine so {chwere Zeit über das Haupt eines Nachfolgers dahingegangen, der Seinen Großvater und Vater hat in kurzer Zeit hinsterben sehen müssen. Mit schweren Sorgen übecnahm Jch die Krone; überall wurde an Mir ge- zweifelt, überall \tieß Ih auf falsche Beurtheilung, nur Eine hatte zu Mir Vertrauen, Eine glaubte an Mich, das war die Armee, und auf sie gestüßt, im Vertrauen auf unseren alten Gott, übernahm JIch Mein s{chweres Amt, wohl wissend, daß die Armee die Hauptstüße Meines Landes, die Hauptsäule des preußischen Throns sei, auf den Mich Gottes Nathschluß berufen. So wende Ih Mich denn heute zuerst an euch und sprehe euch Meinen Glückwunsch und Dank aus, in welchen Ich zugleih mit euch alle eure Brüder in der Armee umfasse. Ich habe die feste Ueberzeugung, daß in den leßten 10 Jahren durch die aufopfernde Hingebung der Offiziere und Mannschaften in treuer bingebender Friedensarbeit die Armee auf dem Stande erhalten worden ift, in dem Ih sie von Meinen Hochseligen Herren Vorfahren überliefert bekam. Wir wollen die 10 folgenden Jahre in Treue mit einander verbunden weiter arbeiten, mit un- bedingter Pflichterfüllung in alter, nie erlahmender Arbeit; und mögen die Hauptsäulen unseres Heeres immer unangetastet bleiben, welches find die Tapferkeit, das Ehrgefühl und der unbedingte eiferne blinde Geborsam. Das is Mein Wunsch, den Ih heute an euch und mit euch an die ganze Armee richte.

Das „Marine-Verordnungsblatt“ veröffentliht folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre, betreffend die Benennung des Marine-Jnfanteric-Bataillons und des Ma- trosen-Artillerie-Detachements in Kiautschou:

Ich bestimme hiermit: 1) Das Marine - ÎInfanterie- Bataillon in Kiautschou erhêlt den Namen 111. See- Bataillon, das daselbst befindlihe Matr ofen-Artillerie- Detachement den Namen Matrosen-Art illerie-Detache- ment Kiautschou. 2) Die durch die Neubenennung bedingte Abänderung der Bekleidung des ITI. See-Bataillons und des Matrosen- Artillerie-Detachements Kiautschou haben Sie zu veranlassen.

Berlin Schloß, den 13. Juni 1898.

Wilhelm.

An den Reichskanzler (Neichs-Marineamt).

Häfen der panischen rovinz Vigo, nämlih: Marin, Vigo,

Bayona und La Guardia vom 6. d. M. ab für die Schiffe

der großen Fahrt und für Küstenfahrer mit Ausnahme der

e und Lastboote , gleichviel ob sie durch Dampf- oder egelkraft bewegt werden, bei Nacht geschlossen.

G eraiMger Nachricht zufolge bleiben die

Nach einer Bekanntmachung der Leuchtfeuer - Verwaltung der Vereinigten Staaten von Amerika in San Francisco sind in der Einfahrt der Bay von San Diego unterseeische Minen gelegt worden; die Ein- und Ausfahrt von Schiffen bei Nachtzeit ist verboten.

Die folgenden Leuchtfeuer und Nebelsignale sind vom 25. Mai d. J. bis auf weiteres außer Betrieb geseßt: Ballast Point, Bake Nr. 2, La Playa, Bake Nr. 6 und Diamond-Bake.

Bei Nebel wird die Glocke von Ballast Point nur zwischen 4 Uhr Morgens und 8 Uhr Abends geläutet.

Zeitungsnachrihten aus San Francisco zufolge sollen ferner auch -im dortigen Hafen unterseeishe Minen gelegt worden sein.

Die im Reichs-Eisenbahnamt aufgestellte Uebersicht der Betriebs-Ergebnisse deutscher Eisenbahnen im Monat Mai 1898 ergiebt für 68 Bahnen, die shon im- Mai 1897 im Betriebe waren, Folgendes:

Gesammtlänge: 41 226,01 km.

im gegen |. auf gegen Ganzen |das Vorjahr| 1 km | das Vorjahr

M | b M: M | % für alle Bahnen im Mai 1898

aus dem Per- sonenverkehre [43 047 741|+9 131 414] 1 067|+ 215/+425,23 1950+ 69+ 3,67

aus dem Güter- verkehre . . 80 159 107/43 964 695 für die Bahnen mit dem Rechnungsjahre 1. April—31. März in der Zeit vom 1. April bis Ende Mai 1898

Einnahme

aus dem Per-| sonenverkehre (67 515 617/49 592 390| 1 966+ 254/+14,84 aus dem Güter-

verkehre . . .138850773|-+8 314330] 3 967|+ 179+ 4,73

für die Bahnen mit dem L E L Januar—31. Dezember in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Mai 1898

aus dem Per- |

sonenverkehre (25 200 0902 918 804] 4217+ 442/+11,71 aus dem Güter-

verkehre . . ./53 285 395|4-2 355 319| 8 784|+ 285+ 3,35

Die Mehreinnahmen im Personenverkehre sind zum theil auf das Pfingstfest, das 1897 in den Juni fiel, zurück- zuführen.

Eröffnet wurden: am 1. Mai Lichtenberg-Friedrichsfelde— Werneuchen 23,67 km (Eisenbahn - Direktionsbezirk Berlin) und Delmenhorst—Falkenrott 47,29 km (Oldenburgische Staatseisenbahneu), sowie am 17. Mai die Seitenstrecken der Nebenbahn Liegniz—Rawitsch—Kobylin von Görchen nach Gostkowo (6,67 km) und nah Pakoslaw (8,96 km).

Der Königlihe Gesandte in Hamburg Graf Wolff- Metternich hat sih dem Allerhöchsten Gefolge auf der Neise Seiner Majestät des Kaisers und Königs nah Helgoland und Kiel als Vertreter des Auswärtigen Amts angeschlossen. Während der Abwesenheit desselben fungiert der etatsraäßige Legations-Sekretär der Königlichen Gesandtschaft, Le-gations- Rath Freiherr von Heinze-Weißenrode als Geschäftsträger.

_Altóôna,/ 18. Juni. Jhre Kaiserlichen und Kön ig- lihen Majestäten trafen, wie „W. T. B.“ meldet, heute Nachmittag kurz vor 2 Uhr mittels Sonderzuges zur Feier der Enthüllung des Denkmals für Seine Hochselige Majestät den Kaiser Wilhelm I. hier ein. Auf dem Bahnhof waren zum Empfange anwesend der Ober-Präsident, Staats-Minister von Köller, der kommandierende General des IX. Armee- Korps, General-Lieutenant von Massow, der Ober-Bürgermeister Giese u. A. Vom Bahnhof begaben Sich Jhre Majestäten zu Wagen unter dent vieltausendstimmigen Jubel dex Menge und dem Geläut sämmtliher Glocken der Stadt nah dem Denk- malsplayg. Auf dem Wege vom Bahnhof bis zu dem an der Feststraße liegenden Wäldchen bildeten die Schüler der höheren Lehranstalten Spalier. Bei dem Forsthäushen im Wäldhen waren die Schülerinnen der Altonaer Schulen aufgestellt, darunter 36 kleinere Mädchen in den Trachten der Provinz Schleswig- S je sechs hatten das Kostüm der Propstei, der

ilster Marsch, des Ofstenfeldes (Husum), Helgolands, Blankeneses und der Jusel Föhr angelegi. Nach der Ankunft auf dem Denkmalsplag f\chritt Seine Majestät der Kaiser die dort aufgestellte Ehren-Kompagnie ab und begab Sih sodann mit Jhrer Majestät der Kaiserin in das Festzelt, wo der General-Oberst Graf von Waldersee, der Bürger- meister Dr. Lehmann und andere Ehrengäste anwesend waren. Die vereinigten Männer - Gesangvereine in- tonierten hierauf unter Orchester-Begleitung die Hymne „Die A rühmen des Ewigen Ehre“; alsdann hielt der Ober- Bürgermeister Gicse die Festrede, nah welher Seine Majestät der Kaiser die Genehmigung zur Enthüllung des Denkmals er- theilte. Unter brausenden Hurrahrufen der vieltausendköpfigen Menge fiel die Hülle. Die Musikkorps stimmten den Choral: „Nun danket Alle Gott“ an, die Glocken sämmtlicher Kirchen läuteten und die Artillerie feuerte den Kaisecrsalut ab. Der Ober- Bürgermeister Giese brachte hierauf ein Hoh auf Seine Mazestät den Kaiser aus, in welhes die Festversamm- lung unter den Klängen der von den Musikkorps gespielten Nationalhymne begeistert einstimmte. Jhre Majestäten besichtigten sodann das von Professor Eberlein ausgeführte Denkmal, welhes Kaiser Wilhelm 1. zu Pferde darstelli. Mit dem Vorbeimarsch der Altonaer, Hamburger, Harburger und Wandsbecker Garnisonen fand die Feier vor dem Denkmal ihr Ende. Jm Rathhause, wohin Sich Jhre Majestäten nunmehr begaben, folgte alsdann ein Festakt, bei welchem Allerhöckstdenselben von dem Ober- Bürgermeister mit einer längeren begrüßenden Ansprache ein Ehrentrunk seitens der Stadt Tkredenzt wurde. Kurz nach 3 Uhr erfolgte die Abfahrt Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, unter Eskorte einex Eskadron Husaren, durch die festlih geschmüdckten Straßen, in denen Truppen und eine gewaltige Menschenmenge Spalier bildeten, nah dem Hafen, wo Seine Majestät der T um 3 Uhr 25 Minuten den Aviso „Hela“ bestieg. Auf der Landungs- brüde nahm Allerhöchstderselbe von Jhrer Majestät der Kaiserin Abschied, Allerhöchstwelche sofort nah dem Bahnhof zurückfuhr, um Sich nah Kiel und von dort nah Grünholz ‘zu begeben. Gleich nach der Abfahrt Jhrer Majestät seßte sich die „Hela“ unter brausenden Hurrahrufen der Menge in Bewegung und fuhr unter Begleitung von zdhlreihen Passagier-Dampfern elb- abwärts. An mehreren Stellen der Küste, die von Tausenden von Menschen beseßt waren, ertönten bei der Vorbeifahrt Böllerschüsse.

Eckernförde, 18. Juni. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin traf mit kleinem Gefolge heute Abend um 71/4 Uhr mittels Sonderzuges hier ein und wurde auf dem Bahnhofe von Jhrer Hoheit der Herzogin Karoline Mathilde empfangen. Nach der Begrüßung seitens des Land- raths und des Bürgermeisters begab Sich Jhre Majestät zu Wagen nah Grünholz. Auf dem Wege dorthin bildeten die Kampfgenossen vom Jahre 1848, die militärishen Vereine und die freiwillige Feuerwehr Spalier; eine zahlreiche Volks-

menge begrüßte Jhre Majestät mit enthusiastishen Hochru Die Stadt ist reich beflaggt. E DeSe Bayern.

__ Wie die „Allgemeine Zeitung“ meldet, hat si r Königliche Hoheit die Herzogin Sophie la B2, e Tochter Jhrer Königlichen Hoheiten des Herzogs Karl Theodor und Höchstdessen zweiter Gemahlin Maria Josepha, geb. Prin- essin von Braganza, Jnfantin von Portugal, mit dem Grafen von Törring-Jettenbach verlobt.

Oesterreich-Ungarn.

Am Sonnabend fand in Wien ein Ministerrath satt welcher sih, dem „W. T. B.“ zufolge, mit den eien in Galizien beschäftigte und beschloß: da seit 24 Stunden die Nuhe nicht gestört wurde, cs bei den getroffenen militärischen Anordnungen bewenden zu lassen und zunächst von Ausnahme- maßregeln abzusehen.

Nach Gorlice und Strzyzow sind Militärverstär- kungen abgesandt worden. Ein von der Statthalterei an- eordnetes Rundschreiben an alle Gemeinden des Bezirks

aslo weist auf das Nachdrüklihste auf die traurigen Folgen strafwürdiger Ausschreitungen hin und stellt die strengsten Ausnahmeverfügungen in Aussicht, wenn die Warnungen wirkungslos sein follten. Schließlich wird den Gemeinde-Vorstchern die Organisierung von Gemeinde- wehren zur Hintanhaltung der Tumulte und Ueberfälle auf- getragen. Während in den meisten Bezirken Galiziens Infolge der energishen Schritte der Behörden Ruhe eingetreten ist, herrscht in Jaslo noch immer tiefe Er- regung. Andauernd werden Wirthshäuser überfallen und die Sten vernichtet. Das Begräbniß der bei dem

inshreiten der Gendarmerie getödteten Personen erfolgte gestern in Gegenwart einer starken militärishen Abtheilung.

_ Jn Prag wurde gestern in feierliher Weise der Grund- stein zu dem Palacky-Denkmal gelegt. Nach einer Be- grüßungsansprahe des Bürgermeisters Podlipny, in welcher dieser die Ergebenheit und Treue der Czechen gegen den Kaiser betonte, hielt der Abg. Herold die Festrede. Später folgte ein Bankett, bei welhem Rieger für die Aufrecht- erhaltung und Fortdauer der Harmonie zwishen dem Hause Habsburg und dem böhmischen Volk sowie allen slavishen Nationalitäten Oesterreihs eintrat. Es sprachen ferner der Abg. Kramarz, ein slovakischer, ein slovenischer, ein polnischer, ein ruthenischer, ein kroatisher, ein dalmatinischer und ein bulgarischer Vertreter. Jm Namen der Stadt Moskau hielt Professor Brand eine Ansprache.

Im ungarischen Abgeordnetenhause legte vor- gestern der Gonved - Minister Freiherr von Fejervary eine Vorlage, betreffend den Nachtragskredit für Kasernen- bauten, vor. Jm Verlauf der Sißung nahm das Haus den E des Ausschusses an, nah welhem die Jmmunität des Abgeordneten Lepsenyi als nicht verlezt betrahtet wird. Abg. Komlossy erklärte, der katholishe Klerus fühle sich in diejem Falle nicht solidarisch mit Lepsenyi. Das Haus ver- tagte sih bis zum 6. September.

Großbritannien und Jrland.

Amtlich wird mitgetheilt, daß in diesem Jahre keine A Lee Satttinden sollen. Der Grund sei der Mangel an Anthracit-Kohle infolge des Strikes in Süd-Wales. Die Regierung verfüge zwar über reihlihe Kohlenvorräthe, halte es aber für geboten, dieselben solange nicht zu vermin- dern, als der Strike in Süd-Wales fortdauere.

Frankreich,

Die Bemühungen Ribot's, ein Kabinet zu bilden, \scheiterten nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Paris, weil die Radikalen sechs Portefeuilles beanspruhten. Der Präsident Faure bot infolgedessen am Sonnabend Sarrien die Bildung eines Versöhnungs - Ministeriums an. Leßterer verlangte, fih mit seinen Freunden berathen zu können, und versprach, heute Nachmittag zu antworten. Gestern konferierte Sarrien mit Ribot, Dupuy und Poincaré über die Frage der Einkommensteuer. i

Rußland.

Der Staatssekretär für Finland, General - Lieutenant von Dähn ist, „W. T. B.“ zufolge, auf sein Gesuch pensio- niert worden.

Jm General-Gouvernement zu Warschau fand vorgestern die Eröffnung der neu organisierten Konferenz statt, wobei der General-Gouverneur Fürst Jmeretinsky erklärte: die Konferenz werde die Kontinuität der Grundprinzipien der höhcren Regierungspolitik gegenüber Polen sicerstellen. Der Wechsel in der Bcschung des Rostens des General-Gouverncurs und die damit verknüpfte Aenderung der persönlichen An- shauungen würden hinfort keine eingreifenden Störungen der Verwaltung in diesem Gebiet hervorrufen, weil jeder neue Chef desselben aus den Protokollen der Konferenzen werthvolle Fingerzeige erhalten werde.

Ftalien.

Der König empfing, wie „W. T. B.“ aus Rom meldet, am Sonnabend die Prästdenten der Kammern und des Senats sowie Visconti Venosta und gestern die Senatoren General Ricotti und Saracco.

In der Deputirtenkammer herrshte am Sonnabend große Erregung. Wie bereits in der vorgestrigen Nummer d. Bl. kurz mitgetheilt wurde, erklärte der Minister-Präsident di Nudini: das Ministerium habe, nachdem cs die parlamen- tarishe Lage in Erwägung gezogen, um einer wichtigen Frage des öffentlihen Jnteresses niht vorzugreifen, die Demission in die N des Königs gelegt, Allerhöchstwelcher sih feine Ent- \hliezung vorbehalten habe. Das Ministerium werde auf dem Plage bleiben, um die laufenden Geschäfte der Verwaltung U eg und für die öffentlihe Ordnung Sorge zu tragen. Ér bitte, die Kammer möge die Sizung aufheben. (Großer Lärm, Rufe auf der Linken: „Nein, Nein !“) di Rudini fuhr fort : Die Kammer könne ihrem Präsidenten die Möglichkeit geben, e wieder zusammenzuberufen, sobald er dies zur Be- willigung eines kurzen Finanzprovisoriums für e erachte. Vendemini (Republikaner) verlangte, da die Sizuñg niht aufgehoben werde, und sprah sein leb- Bu edauern dacüber aus, daß in jüngster Zeit so Viele der

ilitärherrshaft zum Opfer gefallen jeien. (Stürmische Un- ruhe und Widerspruh. Das ganze Haus mit Ausnahme des extremen Flügels der äußersten Linken erhob sich von den Plä en und hrachte Hohs auf das Heer aus.) Der Präsident erhob unter großem Beifall Widerspru gegen die Auslafsungen Vendemini's. Sonnino stellte fest,

er habe eine Tagesordnung eingebracht, welche seine Hochachtung und scin Lob gegenüber der Führung des Heeres bei den jüngsten N Lereriba Ereignissen aussprehe. Giolitti betonte, | daß alle auf dem Boden der aug stehenden arteien cinmüthig die Haltung des Heeres berounderten. o Kriegs-Minister erklärte, die Armee habe bei den beklagenswerthen Ereignissen ohne Leidenschaftlichkeit ihre Pflicht gethan. Die Armee, in deren Adern dasselbe Blut fließe, wie in denen der übrigen Bevölkerung, ei eins mit dem Volke in der Wahrung der ben Interessen des Landes. Nah kurzer Debatte, an der die Abag. Fortis, Crispi, Zanardelli und Sonnino theilnahmen, wurde dér Vorschlag des Minister- Präsidenten di Rudini angenommen und die Sißung auf- ehoben. Auch in der Umgebung des Kammergebäudes herrschte lebhafte Erregung.

Im Senat gab zunächst der Präsident die Ernennung des Generals Bava sowie der Botschafter Graf Denis und Reßmann zu Senatoren bekannt, worauf der Minister- Präsident di Rudini den in der Deputirtenkammer abgegebenen Erklärungen entsprehende Mittheilungen machte. Die Senatoren Vitelleschi und Negri sprachen sih schr beifällig über die Bestrebungen di Rudini's und seiner Ministerkollegen aus und entboten der Armee ihren wärmsten Gruß. di Rudini dankte bewegt und erklärte, die Regierung sei zurückgeireten, um für die Erledigung der wichtigen Frage der öffentlichen Ordnung vollkommen freie Bahn zu lassen; sie bedauere nur, jeg nicht siegreih, wie sie dies früher vermocht habe, alle egen fie erhobenen Anklagen und alle Verleumdungen be- ämpfen zu können; aber im gegenwärtigen Augenblick sei es die Aufgabe, durch Schweigen zur Beruhigung beizutragen, im Vertrauen darauf, daß das Land die gegenwärtigen Schwierig- feiten überwinden werde. Man müsse auf dem Altar des Vaterlandes jeden Ehrgeiz und jede Eitelkeit opfern und in den gegenwärtigen Tagen daran denken, daß es nur ein ein- ziges Mittel gebe, dem Lande zu dienen, nämlih sich um den Konig zu shaaren. (Beifall. Der Minister- Prästdent wurde von vielen Seiten beglückwünscht.) Der Senat vertagte sich hierauf.

Spanien.

Jn der Deputirtenkammer forderte vorgestern der Republikaner Salmeron auf Grund der Behauptung der Amerikaner, die Leichen ihrer Gefallenen seien von den Spaniern verstümmelt worden, eine Untersuchung, damit diese Behauptung widerlegt werde. Der Minister des Jnnern Capdebon erklärte, diese Verleumdungen scien nicht einmal eine Untersuhung werth. Labra verlangte Einsicht in die Schriftstücke über die Ausweisung der spanischen Offiziere Carranza und du Bosc aus Canada und kündigte eine JFnter- pellation über dieselbe an.

Es erhält sich in Madrid, wie „W. T. B.“ meldet, das Gerücht, Manila habe sich ergeben und der General- Gouverneur Augustin seine Amtsthätigkeit eingestellt. Die Minister erklärten, die Regierung habe davon keine Nachricht; sie hielten die Richtigkeit der Meldung aber für mög- lih. Der Minister - Präsident Sagasta erklärte sie jedoh s\chließlich für unbegründet. General Weyler kündigte an, er werde, sobald die Kapitulation Manilas offiziell bekannt werde, eine Interpellation an die Regierung richten. Die Zeitungen veröffentlichen ein Manifest der regiona- listishen Gruppe von Catalonien zu Gunsten des Friedens. Die Kundgebung, welche von 35 Vereinen Cataloniens unter- zeichnet ist, tadelt die Unordnung und den Mangel an Vor- aussiht bei der Regierung. Der Angriff der Ver- einigten Staaten sci zwar ungqualifizierbar; aber Spanien müsse in dem ungleihen und verderblihen Kampfe nahgeben. Die Einwilligung in die Loslösung eines Theils seines Gebiets würde jeßt weniger \{chmerzhaft und weniger kostspielig sein als später; fie würde den Tod von Tausenden von Soldaten und das Elend der Arbeiter vermeiden.

Belgien.

In der vorgestrigen Sihung der internationalen Konferenz zur Berathung über die Abschaffung der Zucker- ausfuhrprämien verlas, wie „W. T. B.“ aus Brüssel er- fährt, der erste russische Delegirte eine Erklärung, welche sich über die Grundlagen der Pucergeiehgevung in Nußland verbreitete, die zum Hauptzweck haben, die Stabilität des Zuckerpreises auf dem inneren Markte zu sihern. Die Konferenz konstituierte sih hierauf in Korimissioneët und beschäftigte sich mit der Definition der Prämien, deren Abschaffung erreiht werden soll. Am Mittwoch, den 22. d. M., wird sie wieder zu einer Sißung zusammentreten, um die Schlußfolgerungen des Berichts der tehnishen Kommission zu prüfen, die beaufträgt war, über die Frage des Rendements der Ea sich zu unterrichten. lirpila wird sie den Antrag prüfen, der von der nieder- ländischen Delegation eingebraht ist und darauf abzielt, die Aufhebung der Prämien gradweise durchzuführen, falls die Konferenz zu einer Einigung gelangen werde.

Türkei.

Als Ursache der Vorfälle an. der montenegrinischen Grenze und der daselbst erfolgten Zusammenrottung von Albanesen wird, wie das Wiener „K. K. Telegr.-Korr.- Bureau“ aus Konstantinopel meldet, nah offiziellen türkischen Angaben ein kürzlih an einem Notabeln wverübter Racheakt bezeihnet. Wie von türkischer Seite entgegen den Angaben der montenegrinishen Regierung behauptet wird, ollen nur fünf Dörfer niedergebrannt worden sein.

uh hätten seit dem 14. d. M. keine neuen Kämpfe mehr stattgefunden. Die nah Berana entsandte Kommission wurde beauftragt, die geflüchteten Christen zurückzuführen, die Dörfer wieder aufzubauen und die Untersuchung gegen die Rädels- führer und kompromittierten Beamten einzuleiten. E

Zwischen dem Yildiz-Palais und dem montenegrinischen Gesandten in Konstantinopel Bakitsh fand, wie dasselbe Bureau weiter berichtet, ein erregter Meinungsaustausch Pa: Seitens der Türkei wird behauptet, die Montenegriner

ätten den Türken gegenüber Grausamkeiten Pin gen, wäh- rend die Montenegviñer dies leugnen und ihrerseits behaupten, die Albanesen hätten alle Dörfer im Distrikt Berana niedergebrannt ; die Bewohner derselben seien nah Montenegro geflüchtet. Der Gesandte führt ferner darüber Beschwerde, vis die türkishen Truppen, anstatt die Ordnung wiederher- Ustellen, die Albanesen unterstüßten, ege bereits die Berana-

rüdcke über)chritten, das linke Ufer des Limflusses beseßt und das A O lo in das sich die Christen geflüchtet, umzingelt ätten. Ein weiterer Beschwerdepunkt is der, daß die Pforte

auf die von der montenegrinishen Negierung gemachten Vor- ! [R nicht geantwortet habe und Maßregeln anordne, die an er Grenze niht durhgeführt würden.

Jn Konstantinopel befürchtet man einen Vorstoß von montenegrinisher Seite. Jnfolge dessen sind weitere Truppen- sendungen nah der Grenze beschlossen worden.

Nah den leßten Berichten, welche die montenegrinishe N ldaunß erhalten hat, sollen am Sonuabend Mittag die Albanesen, unterstügt von regulären Truppen, wieder mit Brandòdstiftungen und Grausamkeiten begonnen haben.

Serbien.

Die S kupschtina ist, nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Belgrad, zum 29. d. M. nah Nisch einberufen worden.

Amerika.

Vorgestern fand, wie „W. T. B.“ aus Washington meldet, im Weißen Hause ein Kriegsrath statt, an welhem der Präsident Mc “Kinley, der Marine- Sekretär N der Kriegs-Sekretär Alger, der General Miles, der Admiral Sicard und der Kapitän Mahan theilnahmen. Der Prâsident soll bei seiner Ent- schließung verharren, 100 000 Mann erst dann nach Havanna zu entsenden, wenn die Gefahr des gelben Fiebers vermindert oder verschwunden ist und die Truppen vollständig ausgerüstet, diszipliniert und eingeübt sein werden. Dagegen wird nach einer Meldung des Londoner „Telegraph“ aus Washington unter dem Befehle des Generals Miles eine Expedition nach Puerto Rico abgehen.

Der Kriegs-Sekretär Alger erklärt die Nachricht ver- schiedener Blätter, daß der Präsident Mc Kinley und er, un- iegt mit dem Verhalten des Generals Miles, beschlossen

ätten, diesen zur Demission zu veranlassen, für unbegründet. Da man eine bedeutend größere Truppenmacht werde nah Cuba schicken müssen, als zuerst beabsichtigt gewesen sei, werde eine neue Einberufung von Freiwilligen nöthig werden. Jn amtlichen Kreisen erwartete man, daß die Expedition unter General Shafter gestern am Landungspunkte werde an- Loe sein. Nach einer in Madrid eingetroffenen Privat- epesche soll General Shafter bereits vorgestern an der Küste von Santiago gelandet sein und beabsichtigen, unverzüglih zum Angriff zu schreiten.

Am Freitag aus Santiago de Cuba nah New York abgegangene Depeschen berihten von einem Scharmüßzel, das bei Tagesanbruch zwischen spanisher Jufanterie, die in einem Blockhaus gelegen habe, und zwei eine Rekognoscierungs- E machenden amerikanischen Dampfschaluppen stattgefunden

abe. Eine Schaluppe sei zehnmal getroffen, aber keine Person getödtet oder verwundet worden. Als die Kriegsschiffe „Texas“ und „Vixen“ zu feuern begonnen, hätten sh die Spanier zurückgezogen. Das Kriegs\{hif „Yankee“ wechselte Schüsse mit den Forts von Cienfuegos. Eine spanishe Granate explodierte auf der „Yankee“, wodurch ein Mann schwer ver- wundet wurde.

Der spanishe Gouverneur von Santiago meldet unter dem 18. d. M.: Ein Panzerschiff und eine Yacht er- öffneten am 16. Juni Morgens das Feuer auf Punta Cabrera, 4 Meilen westilich von Santiago. Die Amerikaner entsandten Dampfschaluppen und versuchten zu landen. Die Truppenabtheilung des Obersten Aldea schlug jedoch die Ameri- kaner zurück, ohne daß sie Verluste erlitt. Die amerikanischen Schiffe zogen sh alsdann zurü.

In einem Gefecht, welches Oberst Nufiez mit den Auf- ständischen bei Puerto Principe hatte, sind 38 Auf- ständische getödtet worden ; die Spanier hatten 6 Todte und 44 Verwundete.

Das spanische Kanonenboot „Pinzon“ ist am Freitag aus dem Hafen von Havanna ausgefahren, um dem amerika- kanishen Geshwader mitzutheilen, daß Marschall Blanco die Auswechselung der Gefangenen des „Merrimac“ verweigere.

Die Behauptung New Yorker Blätter, die Leichen ge- fallener Amerikaner seien von spanischen Soldaten verstüm- melt worden, erklärt Marshall Blanco in einer Depesche an den spanischen Kriegs-Minister für unwahr. /

Aus Valparaiso meldet „W. T. B.“ vom gestrigen Tage, daß der Ju stiz- und der Finanz-Minister ihre Ent- lassung genommen haben; zu ihren Nachfolgern sind Juan Antonio Orrego und Rafael Sotoriayor ernannt

worden. Asien.

Ein Dekret des Kaisers von O genehmigt, dem „W. T. B.“ zufolge, eine erheblihe Vermehrung der Subs vention, welche der Administration der Seezölle bewilligt ist.

Wie die „Times“ meldet, läßt die russishe Regierung die Kaufleute wissen, daß sie Port Arthur als russishen Hafen ansehe und daß russishe Waaren daselbst zollfrei eingingen.

Ergebnis? der Reichstagöwahlen vom 16. Juni 1898. (Nach vorläufigen Ermittelungen des „W. T. B.“)

Königreich Preufßen. Provinz Brandenburg.

Wahlkr. Teltow, Beeskow, Charlottenburg. Zubeil (Soz.) ist nit, wie am Freitag gemeldet wurde, gewählt, sondern kommt in Stiwwahl mit Vorberg (konf.)

Wahlkr. Kottbus, Spremberg. von Werdeck (konf.) 6840, Antrick (Soz.) 7676, Oertmann (liberal) 5004, Liebreht (Neformp.) 561 St. Stichwahl zwishen Antrick (Soz.) und von

Werdeck (konf.) Provinz Oftpreuften. i: Wahlkr. Königsberg-Land. Graf von ‘Dönhoff (kons.) 4637, Graf Tee (B. d. L) 3839, Schnell (Soz.) 6632, Knischewski (fr. Volksp.) 4 Ex S zwischen dem Grafen von Dön- kons.) un ne 0z.). of ilt. Osterode, Neidenburg. von Weitzel (kons.) gewählt.

Provinz Weftpreuften. Wablkr. Neustadt, Carthaus. von Janta-Polczynski (Pole)

[t, gew L inbltr. Konitz, Tuchel. von Wolszlegier (Pole) gewählt.

Wakhlkr. Schlochau, Flatow. Hilgendorff (konf.) gewäh lt. Wahlke, Deuisd-Kroae, Stichwahl zwishen Gamp (Np.), 3804, und Bredow - Zippnow (Zentr.), 3787 St. rovinz Pommern. Ren - Bei, Stettin. Wahlkr. Stadt Stettin. Stichwahl zwischen Herbert (Soz) 10 145 und Broemel (fr. Vgg.) 8994 Skt. Wahlkr. Rügen, Franzburg, Stralsund. Freiherr von Langen

Ti (kons) e itow, Schlawe. Stihwahl wishen Kutscher

(kons.) und Steinhauer (fr. Vgg.).

Wablkr. Körlin, Köslin, Kolberg. Stihwah!l zwischen Benoit (fr. Vag.) und Firzlaff (kons). | Provinz Posen. Czarnikau, Kolmar. d ¿wishen von tons.) und Gajowiecki (Pole). Proviuz Schlefien. Wahlkr. Steinau. Graf von Carmer (kons.) gewählt. Wahlkr. Glogau. Stihwahl zwischen Krause (kons.) und Hoffmeister (fr. Vgg.). Provinz Sachsen. Wahlkr. Saalkreis, Halle. Stichwahl zwisWen Dugend (nl.) und Kunert (Soz.). Proviuz Schleswig-Holstein. Wahlkr. Tondern. Tönntes (nl.) gewählt. Provinz Haunover. Wahlkr. Göttingen. Stichwahl zwishen Göß von Olens- husen (Welfe) und Heymann (Soz.). Provinz Hesseu - Naffau.

Wahlkr. Höchst, Homburg. Stichwahl zwischen Müller (Zentr.) und Brühne (Soz.).

Wahlkr. Colmar -Meyenburg (

Rheiuprovinz. Wahlkr. Siegkreis, Waldbröl. Dr. Lingens (Zentr.) g ew ählt. Wahlkr. Neuwied. Bender (Zentr.) gewählt.

Königreich Bayern.

Wahlkr. Wasserburg. H (Zentr.) gewählt.

Wahlkr. Aichah. Beck (Zentr.) gewählt.

Wahlkr. Straubing. Eßlinger (Bauernbund) gewählt.

Wahlkr. Bayreuth. Stichwahl zwischen Fischer (nl.) 6424, und Frank (Soz.) 4211 St.

Wahlkr. Kitzingen. Baumann (Zentr.) gewählt.

Wakhlkr. Neustadt a. Saale. T, (Zentr.) 6504, Schunck (Bauernbund) 3627, Köhl (deutshe Volksp.) 2596, Model (Soz.) 630 St. Stichwahl zwishen Moriy (Zentr.) und Schund (Bauernbund).

Wahlkr. Donauwörth. Weißenhagen (Zentr.) gewählt.

Großherzogthum Baden. Wahlkr. Adelsheim, Tauberbishofsheim. Zehnter (Zentr.)

gewählt. Wahlkr. Freiburg. Stihwahl zwischen Marbe (Zentr.) und

Rau (nl.). Großherzogthum Hessen. Wakhlkr. Lauterbah. Stichwahl zwishen Schade (nl.) und Bindewald (NReformp.). Wakhlkr. Bingen, Alzey. Schmidt (fr. Volksp.) gewählt. Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. Wahlkr. Hagenow. Stichwahl zwishen Rettich (konf.) und

Seß (Soz.). Wahlkr. Roftock, Doberan. Stichwahl zwischen Dr. Barth (fr. Vag.) und Dr. Herzfeld (Soz.). Herzogthum Sachsen-Meiningen.

Wahlkr. Sonnenberg, Saalfeld. NReißhaus (Soz.) gewählt.

Fürstenthum Schwarzburg-Rudolfladt. Stichwahl zwishen Hofmann (Soz.) und Müller (nl.).

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Glauchau wird der „Voss. Ztg.“ gemeldet, daß in einer Versammlung der Bergleute in Zwickau am Sonnabend mit großer Mehrheit beshlossen wurde, den Ausstand auf allen Shächten des Brückenbergsteinkohlenbau- und des Erzgebirgishen Vereins ein- treten zu lassen. Eine Ausftandskommission wurde gewählt. Die Hilfe des Königlichen Bergamts ift Anderen worden.

In Schedewiß bei Zwickau haben nah demselben Blatt 200 Anlegerinnen einer Spinnerei wegen Lohnstreits die Arbeit eingestellt.

In Hamburg soll, einer Mittheilung des „Vorwärts“ zufolge, am 17. Juli d. J. ein Kongreß der deut|chen Hafenarbeiter, Binnenschiffer und Flößer stattfinden.

Kunft und Wissenschaft.

Der Ober - Bergdirektor, Geheime Rath, Professor Karl Wilhelm von Gümbel, PWVeêitglied der Königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften, ist, wie „W. T. B." meldet, am Sonnabend in München gestorben. Er war am 11. Feb:uar 1823 zu Dannenfels in der Rheinpfalz geboren und ftudierte seit 1842 in München Philosophie und Naturwissenshaft, dann in Heidelberg Geognosie und Bergwissenschaft. Im Jahre 1848 begann er feine praktische Ausbildung in dem Steinkohlenbergwerk St. Ingbert in der Pfalz, wurde im Jahre 1850 Markscheider und 1851 zur Betheiligung an der geognostischen Durhforshung Bayerns nah München berufen. Er leitete die Aufnahme des oftbayerishen Grenzstrihs von der Donau bis zum Fichtelgebirge, wendete fih aber feit dem Jahre 1855 der geognostishen Durhforshung der Alpen zu und um fo erfolgreicher, als leihzeitig viele öfterreihishe Geologen und Escher v. d. Linth fich der- Felben Aufgabe widmeten. Die Frucht dieser Arbeiten war „Die geognostishe Beschreibung des bayerischen Alp-ngebirges und feines Borlandes“ (Gotha 1861), das erste Werk, welches einen bedeutenden Theil der nördlichen Kalkalpen bis ins kleinste Detail darstellt und geognoftifck beshreibt. Im Jahre 1861 begann er in ähnlicher Weise die Ausarbeitung des ostbayerishen Gebirges, welche im Jahre 1868 in Gotha erschien. Ein dritter Band (1879) behandelt das Fichtelgebirge mit dem Franken- wald, ein vierter die Fränkishe Alb (Frankenjura, 1891). Neben diesen Arbeiten lieferte Gümbel eine Uebersicht der böh- mischen Kreide zur Vergleichung mit der in Nieder-Bayern und ein Werk über Foraminiferen des südbayerishen Nummulitenkalks; auß bearbeitete er die geologische Abtheilung der „Bavaria“. Er wurde im Jahre 1861 Ee der Geognosie an der Münchener Universität, 1868 auch Professor an der Technischen Howschule daselbst, trat im Jahre 1869 în das Sonegant des neu- erridhteten Ober-Bergamts und wurde im Jahre 1879 mit dem Titel Ober - Bergdirektor Vorstand dieser obersten Bergbehörde Bayerns. Im Jahre 1882 wurde ihm der Adel yer- liehen. Er veröffentlichte ferner noh. folgendé Werke: „Anleitung zu geologishen Beobachtungen in den Alpen“ (München 1879) ; „Geologie von Bayern“ (Bd. 1: „Grundzüge der Geologie“ [Cassel 1884 ff.], Bd. 2: „Geologishe Beschreibung", 1894) und eine geographische Karte des Königreihs Bayern (Cassel 1891), Der Verstorbene war auch korrespondierendes Mitglied der physikalish- mathematischen Klasse der Königlich preußischen Akademie der Wissen-

schaften.

Gesundheitswesen, Thierkrankheiten und Absperruugs- Maßregeln. Türkei. G Der internationale Gesundheitsrath in Konstantinopel hat zur Verhütung der Einschleppung der Pet folgende Maßnahmen

troffen: zie Die Einfuhr von Säcken und Jutegeweben aus Kalkutta nah der T ift quer der R L g ob ¿e daes egenstände durhaus neu un rau epr ¡ Ankunft unterliegen die Ballen einer äußeren Fend che Desinfektion. -

Schiffe mit Pilgern, welhe aus dem L von Tor in dem