1898 / 149 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 27 Jun 1898 18:00:01 GMT) scan diff

Osnabrück und der bisher bei der Königlichen

erial-Militär- und Baukommission beschäftigte Regierung®-

ssessor Billroth dem Königlichen Polizei - Präfidium

Königsberg zur weiteren dienstlihen Verwendung Überwiesen “worden.

Der Regierungs-Assessor Dr. Freiherr von der Golß ist dem Landrath des Kreises Kolberg-Köslin im Regierungsbezirk Köslin, der Regierungs-Asscssor von Kunowski zu Makien- werder dem Landrath des Kreiscs Kalbe a. S, Regierungs- bezirk Magdeburg, und der Regierungs - Assessor Weber in Coburg dem Landrath des Kreises Siegen, Regierungsbezirk Arnsberg, zur Hilfeleistung in den landräthlichen Geschäften zugetheilt. :

Die Regierungs-Referendare Francke aus Stralsund, Dr. Spalding aus Cassel, Dr. Burchard und Dr. Maiweg aus Arnsberg und Dr. Marcks aus Magdeburg haben die zweite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungs- dienst bestanden.

Laut telegraphisher Meldung an das Ober-Kommando der Marine ist S. M. S. „Moltke“, Kommandant Korvetten- Kapitän mit Oberst - Lieutenantsrang Schröder (Ludwig), am 25. Juni in Bergen angekommcn und beabsichtigt, am 2. Juli nah Odde in See zu gehen.

Braunschweig.

Seine Königlihe Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums, hat sich gestern Nach- máitag von Schloß Blankenburg na Berlin, bezw. Sonnenburg begeben.

Oesterreich-Ungarn.

In Anwesenheit des Kaisers und der Mitglieder des Kaiserlichen Hauses fand gestern Vormittag in Wien die feier- lihe Firmung der Erzherzogin Elisabeth dur den Fürst-Erzbishof Gruscha statt. /

Vorgestern brachte dem Kaiser aus Anlaß des Regierungs- jubiläums die österreichische Waidmannschaft eine Huldigung dar. Etwa 4000 ersonen in malerishem Jagd- ewand nahmen, wie „W. T. B.“ aus Wien berichtet, an der S rease des Schönbrunner Schlosses Aufstellung. Als der Kaiser, gleichfalls in Jagduniform, auf der Terrasse erschien, hielt der Erzherzog Franz Ferdinand nah einem dreimaligen

och auf den Kaiser eine Ansprache an Seine Majestät, in welcher e betonte, daß es stets den Stolz der öster- reihishen Waidmannschaft gebildet habe, den geliebten Herrscher bei der Ausübung des edlen Waidwerkes in ihrer Mitte geschen zu haben. Hierauf überreichte der Erzherzog dem Kaiser unter den Klängen der Jagdmusik einen goldenen Bruch. Der Kaiser erwiderte: „Wohl habe ih Ursache, vor dem Allmächtigen, dessen Rathshluß mir vor 50 Jahren meine Völker anvertraute, dankerfüllt das Knie zu beugen, wenn ih sehe, wie in allen Kreisen, Klassen und Ständen Oesterreichs treue Herzen bemüht sind, mih mit Beweisen ihrer Liebe und Anhänglichkeit zu ehren. Zu diesen mich tief bewegenden Kundgebungen hat sich nun auch die Waidmannschast - aus allen österreichishen Jagdgehegen zusammengefunden. Wie reine Berg- und Waldesluft muthet mih das Erscheinen von Tausenden von Jägern an, welche von Nah und Fern herbei- geeilt find, um mih dur eine so seltene Huldigung hier zu überrashen. Wenn Jhnen nah Jhrer Rückehr in die eimathlihen Reviere die Erfüllung Jhrer s{önen, aber “oa Pflichten mitunter s{hwere Öpfer auferlegt, “ind o Sie des Tages nicht vergessen, an welhem Sie Jhr oberjter Jagdherr herzlih willklommen geheißen und seiner Zuneigung und dankbaren Aa Lecner hat. Mit besonderer Freude empfange ih aus Deinen, des vielbewährten Waid- manns, Händen den mir namens der Jäger Oesterreichs über- reihten Ehren-Bruh. Jh bitte, überzeugt zu sein, daß diese Gabe treu bewahrt bleiben wird nicht allein als Erinnerung an diese festlihe Veranstaltung, sondern auch an die Stunden, in welchen ih seit einem halben Jahrhundert nah den Sorgen des Tages so oft unter Gottes freiem Himmel Frieden und Gefalúna Glück und Freude gefunden habe ; und so rufe ih Jhnen und Allen, die hier heute vertreten sind, meinen aufrichtigsten Segenswunsch und Herzensgruß zu: Waidmannsheil und Waidmanns Dank!“ on dem Erzherzog Franz Ferdinand begleitet, trat sodann der Kaiser unter Jagdfanfaren den Rundgang zu den Gruppen an. Allerhöchstderselbe richtete hierbei an zahlreiche Jagdherren und Jäger huldreihe Worte. Dem vom prächtigsten Wetter begünstigten Huldigungsfeste wohnten vom Schlosse aus die Erzherzoginnen, einige Erzherzoge und die erzogin von Cumberland bei. Jn Reih „und Glied der aidmänner befanden sich die Erzherzoge Otto, Ludwig, Viktor , Leopold Ferdinand, Joseph Ferdinand, Peter Ferdinand, Heinri Ferdinand, Joseph August und der FPeegog von Cumberland mit seinen zwei Söhnen. Aus demselben Anlaß wurde gestern in Wien ein Schüßtenfestzug veranstaltet, an welhem sih, dem „W. T. B.“ zufolge, etwa 14 000 Schüßen aus allen Ländern der Monarchie betheiligten. Als der Zug an dem vor dem äußeren Burgthor errihteten Kaiserzelt, in welchem sich in Vertretung des Kaisers der Erzherzog Franz Ferdinand be- fand, vorüberzog, brachen die Theilnehmer in enthusiastishe Jubelrufe aus.

Der König von Sachsen traf vorgestern Abend zum Besuch der Kronprinzessin von Schweden und Norwegen und der Erzherzogin Maria Josepha in Franzensbad ein.

Fn Wien trat am Sonnabend die ungarische Quoten- Deputation zusammen. Wie die „Budapesler Korrespondenz“ darüber berichtet, bildete die Grundlage zu einer lebhaften Debatte das Referat Szell’'s über die Ergebnisse der gemein- famen Verhandlungen der beiden Siebener-Comités. Es wurde eine Vereinbarung getroffen, nah welcher die Deputation bei voller Aufrechterhaltung ihres bisherigen Standpunktes nunmehr jene einseitig eingeführten Steuerposten bezeichnen wird, welche fie aus den Bruttoerträgen der direkten und indirekten Steuern n beiden Staaten, besonders aber in Ungarn, bei Ermittelung der Steuerleistung ausgeschieden wissen will. Zur präzisen, iffernmäßigen Ausarbeitung des Ausweises wurde ein be- ouderes Comité gder, welches im Plenum der ungarischen Deputation Bericht erstatten wird. Die österreichische Quoten-Deputation, welcher von der ungarischen Quoten- Deputation eine neu aufgestellte Berechnung überreiht wurde,

| nach der mit Einschluß des zweiprozentigen Präzipuums für die

Militärgrenze sih eine Quotenerhöhung um 0,597 Proz. ergeben würde, N: sie sei gern bereit, die einzelnen Posten des seitens Ungarns vorgelegten Ausweises einer loyalen Prüfung zu unterziehen. Sie sei jedoch wegen der Kürze der Zeit nicht in der Lage, eine genaue Prüfung hon jeßt E um ihre Stellung zu dem- selben sofort zu präzisieren. Ferner sprach die österreichische Quoten-Deputation den Wunsch aus, daß die Verhandlungen im nächsten Herbst in Budapest fortgeseßt würden, und drückte die Hoffnung aus, daß dann eine Annäherung mit mehr Aus- sicht auf Erfolg versuht werden könne, als es jegt der Fall zu sein heine. Die ungarische Quoten-Deputation willigte in die Vertagung der Verhandlungen bis zum nächsten R ein.

Zu den Unruhen in Galizien meldet die „Neue Freie Presse“ aus Lemberg: Ja den leßten vierundzwanzig Stunden wurden in 15 Ortschaften Ueberfälle auf Juden unternommen. Die Plünderungen waren theilweise mit Brandstiftungen ver- bunden. Jn Reusandec herrscht, der „Gazeta Lwoska“ zufolge, Ruhe. 24 Bauern und 19 Juden wurden dort verhaftet. Jn einigen Fällen betrugen sich Juden herausfordernd. Es wurde Militär im Bezirk vertheilt. Auch Strzyzowe und Grybow sind ruhig, während in einigen anderen Orten die Aus- \hreitungen fortdauern.

Jn Budapest ist, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern der Staatssekretär des Deutshen Reichspostamts von Podbielski mit dem Direktor im Reichspostamt Sydow und dem Geheimen Ober-Postrath Giesecke zur Besichtigung der dortigen Post- und Telegrapheneinrihtungen eingetroffen.

Frankreich.

Der Präsident Faure berief am Sonnabend Brisson in das Elysée. Dieser theilte gestern dem Präsidenten mit, daß er die Kabinetsbildung übernehme. i

Im Elysée fand gestern ein Gartenfest statt, das, wie „W. T. B.“ berichtet, einen glänzenden Verlauf nahm. Der Präsident Faure führte bei scinem Rundgang durch den Salon die Comtesse zu Münster am Arm.

Anläßlih der vor 25 Jahren erfolgten Ernennung des Grafen zu Münster zum Botschafter in London haben die Diplomaten und Militär - Attahés, welhe bisher unter demselben dienten, dem Botschafter als Zeichen dankbarer Verehrung einen silbernen Tafelaufsaß ge- widmet. Abends gaben die Herren der Botschaft dem Grafen zu Münster im Pavillon Armenonville im Boulogner Wäldchen ein Diner, an welchem dem „W. T. B,“ zufolge auch die Prinzessin Amalie zu Schleswig-Holstein, die Gräfin Marie zu Münster, die Baronin von der Lancken - Wakeniß, der bayerishe Geschäftsträger Freiherr von und zu der Tann- Nathsamkausen und der Sohn des Botschafters Graf Alexander zu Münster theilnahmen.

Rußland.

An die Mitglieder des Reichsraths General-Adjutant T\schertkow, General-Adjutant Obrutschew, Staatssekretär Schischkin und Tschichatshew sowie den Chef des Generalstabs der Militär-Akademien, Genera: Lieutenant von Leer sind, nah einer Meldung des „W. T. B.“ aus St. Petersburg, vorgestern anläßlih ihres fünfzigjährigen Dienstjubiläums sehr gnädige Rescripte des Kaisers er- gangen. Zugleich erhielt Tschertkow den Andreas-Orden, Schischkin die Insignien zum Alcxander-Newsky-ODrden in Brillanten, von Leer den Alexander-Newsky-Orden. Zu Ehren des. General-Adjutanten Obrutshew wird ein am nörd- lichen Fahrwasser von Kronstadt zu errihtendes Fort „General- Avjutant Obrutshew“ benannt werden. Tschichatschew wurde zum Mitgliede des sibirishen Eisenbahn-Comités, dessen Präsident der Kaiser is, ernannt. Ferner ist an den Genecal-Adjutanten Richter cin Rescrzipt ergangen, in welchem der Kaiser mit aufrichtiger, herzlicher Betrübniß die wiederholte persönliche Bitte desfelben um Enthebung von dem Amt als Kommandant des Kaiserlihen Hauptquartiers aus Gesundheitsrücksichten erfüllt. Das Rescript yebt in sehr gnädigen Ausdrücken die Verdienste des General-Adjutanten Richter während sciner fast fünfzigjährigen Amtsthätigkeit hervor und {ließt mit den Worten: „Jh meinerscits bin scit meinen Jugendjahren gewöhnt, in Jhnen den nächsten, ergebenen und edlen Diener meines unvergeßlichen, theuren Vaters, meiner vergötterten, erlauhten Mutter zu schen und Jhr persön- lihes Nahestehen meiner Familie zu achten. Mein volles Vertrauen zu Jhnen befestigte sich in den legten Jahren noch mehr, als ich mit Jhnen in unmittelbare Beziehungen zu treten hatte gelegentlich vielfaher Angelegenheiten, Aufträge, insbesondere während meiner Reisen ins Ausland. Jndem ih wünsche, auch künftig dieses Nahestehen und die Möglichkeit, Jhre vielerfahrenen , erleuhtetcn Rathschläge zu benußen, mir zu bewahren, ernenne ih Sie als bei meiner Person* stehend und bitte nochmals, den Ausdru meinec aufrichtigen, herzlichen Anerkennung für Jhre erprobte Ecgebenheit, Jhren langen selbstverleugnenden Dienst zum Wohle des Thrones und Vaterlandes anzunehmen“.

Der „Regierungsbote“ veröffentliht einen Befehl des General-Admirals Großfürsten Alexis, dem zufolge das Marine-Kriegsgericht festgestellt habe, daß an dem Unter-

ange des Panzer)chiffes „Gangut“ in gewissem Maße die ungenügende Ausführung der technischen Bauarbeiten am Schiffe die Schuld getragen habe. Da jedo niht genügender Grund vorliege, die bei dem Bau des Schiffs beschäftigt gewesenen Varsbnet zur Verantwortung zu ziehen, empfiehlt der General - Admiral den Flotten- und Hafen-Kommandanten, den Schiffsbau-Auffichtsbeamten und den Technikern bei dem Bau von Schiffen eine verschärste Beaufsichtigung der Arbeiten. Ftalien.

Die „Agenzia Stefani“ meldet: Der nig nahm gestern die Demission des Kabinets di Rudini an und beauftragte den General Pelloux mit der Bildung des neuen Kabinets.

Die Deputirtenkammer stimmte gorgepers den Ver- ordnungen zu, welhe bis zum 30. Juni die Getreidezölle auf- heben und diese Zölle vom 1. Juli ab auf 5 Lire und vom 16. Zuli ab auf 7,50 Lire“ feslsegen. Die Kammer vertagte si sodann auf unbestimmte Zeit und beauftragte den Prâäsi- denten mit ihrer Wiedereinberufung.

Spanien,

Die Königin-Regentin unterzeichnete gestern mehrere von den Cortes in der leßten Zeit ‘angenommene Gesches- vorlagen, darunter das Budget, die Kriegsanleihen, sowie den Geseßentwurf, betreffend die Bezahlung der Kupons der cuba- nischen Schuld in Pesetas.

4 orgestern war der Ministerrath Iufanumengetrelen Die Minister versichern, wie „W. T. B.“ aus Madrid berichtet daß ste sih 1 mit Fragen beschäftigt hätten, welche den Krieg beträfen. “Man glaube indessen ganz allgemein, daß der Ministerrath sih au mit der politischen Lage befaßt habe.

Infolge der Nachricht, daß amerikanische Schiffe nach dem Mittelmeer kommen würden, um spanische E ube zu beschießen, hat die Regierung eine Reihe von Maßnahmen ergriffen: Die Leuchtfeuer in gewissen Häfen sind gelösht, Dorpedos gelegt und neue Batterien errichtet.

Die Wirthschaftliche Lal in Barcelona hat be- \{chlossen, dringende Schritte bei der Regierung zu Gunsten des Friedens zu unternehmen, da der Krieg den Hafenverkehr lähme, die Fabriken zu feiern zwinge und die Arbeiter deg Brotes beraube.

Luxemburg.

as gestern ausgegebene Bulletin über das Befinden des Großherzogs lautet, dem „W. T. B.“ zufolge: Die Lungenersceinungen sind im Abnehmen; das Allgemein- befinden ist besser; tein Fieber.

Belgien.

Vorgestern fand in Brüssel wiederum eine Plenarsißung der internationalen Konferenz zur Berathung über die Abschaffung der Zulkerausfuhrprämien statt, in welcher, nah einem Bericht des „W. T. B.“, das in einigen Ländern angewandte System direkter Prämien besprochen wurde. Der Präsident gab hierauf einen Ueberblick über die Arbeiten der Konferenz und führte aus: die Berathungen hätten eine Klarftellung ver- \chiedener Punkte ergeben; insbesondere könne konstatiert werden, daß ein Einvernehmen über die Definition der Prämien, über die Norm bei der Raffinade und über das Recht eines jeden Staates, si seinen inländischen Markt zu erhalten, möglich sei. Nach seiner Ansicht sei es angesichts des Ergebnisses der Debatten wünschenswerth, die Berathungen vorläufig zu suspendieren, bis man, nah diplomatischen Verhandlungen über die festgestellten Meinungsverschiedenheiten , Anträge Ma tragt könne, die eine jihere Grundlage für die efinitiven Erörterungen darböten. Auf Antrag des deutschen Gesandten Grafen von Alvensleben erklärte sich die Konferenz einstimmig damit einverstanden, daß der belgishen Regierung die Führung der diplomatishen Verhandlungen übertragen werde. Die Konferenz vertagte sich hierauf auf unbestimmte Zeit.“ Der erste französishe Delegirte sprah dem Minister de Smet de Nayer den Dank für seine Mühewaltung aus und ab der bestimmten Hoffnung Ausdruck, daß die der belgischen Regierung übertragenen Unterhandlungen so günstige Ergebnisse haben würden, daß die Arbeiten der Konferenz demnächst würden wieder aufgenommen werden können.

Türkei.

Dem Sultan dankte, wie „W. T. B.“ aus Kon- sta:itinopel erfährt, dec Fürst von Montenegro telegraphisch für die Maßregeln, die zur Herstellung der Ordnung in Beratia ergriffen worden sind.

Die Pforte richtete unter dem 21. d. M. ein Rund- chreiben an die türkishen Vertreter in London, Paris, St. Petersburg und Rom, in welchem sie gegen jedes ohne Befragung der Pforte zu stande kommende Arrangement betreffs Kretas Verwahrung einlegt.

Griechenland.

Der KapitänMiaoutis hat, einer Meldung des „W. T. B.“ aus Athen zufolge, das Marine-PViinisterium übernommen.

Rumänien.

Die Königin ist, dem „W. T. B.“ zufolge, aus dem

Auslande wieder nah Sinaia zurückgekehrt. Amerika.

Aus Washington meldet „W. T. B.“: Auf eine telegraphishe Anfrage des Marine-Sekretärs Long, welche eine definitive Auskunft über die behauptete Verstümmelung der Leichen amerikanischer Marinesoldaten bei Guantanamo verlangte, telegraphierteder Admiral S ampson, daß eine sorgfältige Unter- suchung der Angelegenheit eingeleitet und ihm berichtet worden sei, daß die Verstümmelungen wahrscheinlich durh Eleinkalibrige, aus furzer Distanz abgefeuerte Geschosse verursaht worden seien. Er ziehe daher die Anklage, daß die Verstümmelung an den Leichen vorgenommen worden sei, zurü.

Vom Kriegsschauplay bei Santiago de Cuba be- richtet eine Depesche des „New York Journal“, daß am 23. d. M. 2000 Cubaner unter Castillo bei Guasinicu ein lebhaftes Gefeht mit den Spaniern gehabt Hätten. Die Cubaner, welche zwei Züge mit Lebensmitteln genommen, hätten 50 Mann verloren, aber auch den Spaniern beträcht: liche Verluste beigebracht. :

«Ein vom Depeschenboot „Wanda“ (auf der Höhe von Juragua) in New York eingetroffenes Telegramm vom 24. d. M. meldet, daß viec Trupps vom 1. Kavallerie- Regiment, vier Trupps vom 10. Kavallerie:Regiment und aht Trupps irregulärer Kavallerie, genannt die „rough riders“, zusammen nicht ganz 1000 Mann stark, 2000 Spanier in einem Dickicht angegriffen hätten, das fünf Meilen von Santiago entfernt sei. Die Amerikaner hätten die Spanier in die Stadt zurückgeworfen. Der Verlust der Amerikaner betrage 17 Todte und 50 Verwundete, 6 Ofsr-

iere einbegriffen. 12 gefallene Spanier seien nah dem Gefecht im Gebüsh aufgefunden worden; der Verlust der Spaniec sei aber Mes größer. Der General Young habe die Amerikaner geführt, der Obverst Wood die Operationen der amerikanishen irregulären Kavallerie ge- leitet. Beide Theile hätten beinahe gleichzeitig angegriffen. Vie Spanier hätten, was die Zahl betreffe, das Uebergewicht ge- abt, ebenso bezüglih der Stellung, da sie aus dem Buschwerk fâtten feuern können. Nachdem sie durch Jnfanterie verstärkt worden, halte die amerikanische Kavallerie jet eine Stellung vor den Thoren Santiagos beseßt. Fortwährend würden größere Truppenmassen vorgeshoben, um den endgültigen ang auf die Stadt vorzubereiten. Dagegen berichtet der Korre pondent der „World“ aus Playa del Este über dieses Gefeht: Die „rough riders“ find in einen Hinterhalt gefallen. Sie rückten ohne jeden besonderen Angriffsplan vor und ritten geräushvoll unter lebhaftem Ataudern cinen engen Weg den Wald entlang, als sie plößlih sahen, daß sie sih innerhalb der spanischen Linien befanden. Ein heftiges Feuer wurde auf si gerihtet; es war aber kein Feind sihtbar. Die Amerikaner erlitten s{chwere Verluste afeige der unter ihnen herrschenden merkwürdigen falschen Ansichten über die Kampfesweise der Spanier von gedeckter Stellung aus.

__— Der Korrespondent der New Yorker „Posi“ sagt în einer

epesche aus Playa del Este vom 24. d. M. über das Gefecht A M agua: Sofort, nachdem eine Anzahl der „Rough Riders“ von feindlichen Geschossen getroffen waren, stießen ñ heftige Verwünschungen aus, während ihr Oberst ihnen zurief: „Flucht nicht sondern kämpft!“ Die Spanier feuerten aus gedeckter Stellung fortgéseßt Salven ab. Die Amerikaner wichen 100 Yards weit zurück, sammelten sih aber wieder auf ermuthigende Zurufe ihrer Offiziere. Die im Hafen liegenden ilfskreuzer versuchten, auf die Spanier zu feuern; ihre Ge- chüße waren jedoch nicht weittragend genug. Die Panzerschiffe „Jowa“, „Oregon“ und „New Orleans“ waren die Küste hinabgefahren und bewachten die Über den Juragua-Fluß führende Eiscnbahnbrüdcke, eifrig bedacht, die Spanier an der Zerstörung derselben zu verhindern. Das Bedürfniß nach Pferden macht sih bei den Operationen zu Lande gebieterish geltend. Es sind niht genug Pferde zur Bespannung der Artillerie vorhanden, geshweige denn zur Fortschaffung der Trainkolonnen. Gegenwärtig sind Be- lagerungsgeschüße auf dem Wege nach Santiago.

Der General Shafter sandte gestern nah Washington ein Telearamm, dem zufolge die Spanier bei Sevilla eine stark vershanzte Stellung auf dem Gipfel hoher Hügel inne- chabt hätten. Das Gewehrfeuer habe eine Stunde gedauert. Der Feind sei aus seiner Stellung vertrieben worden, die jeßt die amerikanischen Truppen einnähmen; sie liege 1/5 Meilen von dem Orte Sevilla entfernt. Die Spanier hätten nch gegen Santiago hin zurückgezogen. Eine. in Madrid einge- troffene amtliche Depesche aus Santiago de Cuba vom 9%. d. M. besagt dagegen : Die Kolonne des Generals Linares wurde auf den Höhen bei Sevilla von amerikanischen Truppen und einer Abtheilung A angegriffen. Der Feind wurde mit großen Verlusten zurückgeshlagen. Die Verluste auf spanischer Seite betrugen 7 Todte und 27 Ver- wundete. Unter den leßteren befinden sich 3 Offiziere. Jn Ensenada dauert die Landung der Amerikaner fort. General Linares mußte die Ortschaft räumen, weil dieselbe in Trümmer geschossen wurde. Da das amerikanische Geshwader die spanische Jufanterie auf 2000 m aus schweren Geschüßen beshoß, zogen sih die Truppen unter Mitnahme des Kriegs- materials zurü.

Nach Meldungen aus Key West behaupten die Cubancr, bei Banes scien 2000 Mann, mit Gewehren bewaffnet, ge - landet, welhe die Streitmacht: des Aufständischenführers G omez verstärken sollen.

Der amerikanische Kreuzer „Vicksburg“ brachte vor- gestern den in Honduras beheimatheten Schooner „Amapala“ auf, als derselbe mit zahlreichen Flüchtlingen an Bord den Hafen von Havanna verließ. Die in Key West ein- getroffenen Flüchtlinge sind, dem „W. T. B zufolge, aus allen Nationalitäten zusammengeseßt. Sie waren ee ihre Gefangennahme gefaßt, erklären jedohch, die Lebenslage in Havanna sei so fürchterlih, daß jede Fähr- lihkeit diesen Entbehrungen vorzuziehen sei. Sie stcllen auch in Abrede, daß nah Havanna Hilfe von den südlichen cubanischen Häfen gelange.

Der General M erritt wird am Mittwoh an Bord des Schiffes „Newport“ von San Francisco nah den Philippinen in See gehen.

Asien.

“Nach ciner Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ aus Peking ist Wang-wen-\schao zum Kabinets-Minister, Prä- identen der Finanzen und Mitglied des Tsung-li-Yamen er- nannt worden.

Gemäß der dritten Klausel des russish-chinesishen Ver- trages über die Verpachtung von Port Arthur und Talienwan hat Rußland sih mit China dahin geeinigt, daß dieses eine Anle ih e zu möglichst billigen Bedingungen zur Verlänge- rung der Detig:Bantan-Eisenbükn erhält. Als der russishe Geschäftstcäger Pawloff von dem Abkommen Chinas mit der Hongkong and Shanghai-Bank hörte, erhob er Einspruh. Das Tsung - li - Yamen erklärte ihm jedoch, daß durh die Bestimmungen des Pachtvertrags Ruß- land sich des Einspruchsrehts begeben habe, und wies den chinesishen Gesandten in St. Petersburg an, die russishe Regierung davon zu unterrichten, daß es beschlossen habe, bei der Hongkong. and Shanghai - Bank gemäß den Bestimmungen des Pachtvertrages eine Anleihe auf- zunehmen. Das Tsung-li-Yamen ertheilt ferner die Ermächti- gung zum Bau einer 15 Meilen langen Eisenbahn nah den Kohlenfeldern im Westen von Peking und bewilligt hierzu 2 500 000 Taels. Der russishe Geschäftsträger Pawloff verlangt von den hohen chinesishen Beamten, russishe Jnge- nieure anstatt des Personals des britishen Ober-Jngenieurs Kinder bei der Fertigstellung des Anschlags der projektierten Bahn zu verwenden. Der belgishe Gesandte besteht auf der Forderung: in den Kontrakt über die Peking-Hankau- Eisenbahn solle die Bestimmung aufgenommen werden, daß bei Meinungsverschiedenheiten zwischen der chinesishen Regie- rung und dem belgischen Syndikat der französishe Gesandte Schiedsrichter sein olle, Die chinesishe Regierung lehnte in- dessen diese Forderung ab.

Bei Niutschwang beschäftigen sih, der „Times“ zufolge, bereits russishe Jngenieure mit topographishen Arbeiten im Hinblick auf den Bau einer Eisenbahn, welche dem Transport von Material zum Bau der Hauptlinie von Talienwan nach Kirin dienen wird.

Aus Tokio meldet dasselbe Blatt, daß der Marquis Jto seine Entlassung eingereiht und dem Kaiser gerathen habe, im Prinzip ein Partcikabinet anzunehmen. Indessen widerseße sh eine starke politische Partei, deren Haupt Mar- quis Yamagata sei, der Bildung eines Parteikabinets und [Gage die Ernennung Yamagata’s zum Präsidenten des zu ildenden Kabinets vor.

Afrika.

Das spanisheGeschwader unter dem AdmiralCamara, bestehend aus den Panzern „Pelayo“, „Carlos Quinto“, wei Panzerkreuzern, drei Torpedobooten und fünf Transport- {hifen mit 4000 Mann, ist gestern in Port Said eingetroffen und wartet daselbst Befehle ab. Fnfolge Ersuchens des dortigen Konsuls der Vereinigten Staaten von Amerika dürfen nach einer Meldung des „Reuter'shen Bureaus“ die egyptischen Reben dem Geschwader bis auf weitere Ordre nicht gestatten, Köhlen einzunehmen.

S

“Parlamentarische Nachrichten. Ergebnisse der Stichwahlen zum Reichstage. Gewählt sind: Wablkreis Negierungsbezirk Königsberg.

4. Fishhausea: Graf Dönhoff, Wirklicher Geheimer Rath, zu Friedrihstein (Konf.) mit 9715 Stimmen gegen Schnell (Soz.) mit 7413 Stimmen.

Negierungsbezirk Potsdam.

9. Zauch-Belzig: Dr. Kropatsheck zu Berlin (Kons.) mit 12 089

Stimmen gegen Ewald (Soz.) mit 9764 Stimmen, Regierungsbezirk Frankfurt.

8. Soran : Klees, Zigarrenfabrikant zu Magdeburg (Soz.) mit 10513 Stimmen gegen Felisch (Kons.) mit 10 101 Stimmen.

9. Kottbus : Antrick, Zigarrenfabrikant zu Berlin (Soz.) mit 10754 Stimmen gegen von Werdeck - Schorbus (Kons.) mit 9515 Stimmen.

Regierungsbezirk Liegnitz.

1. Grünberg: Munckel, Justiz-Rath zu Berlin (Fr. Vp.), mit 10 733 Stimmen gegen Prinz Georg zu Schönaih-Carolath (Konf.) mit 6243 Stimmen.

4. Lüben: Schmieder, Ober-Landesgerihts-Rath a. D., Beh. Justiz-Rath zu Breslau (Fr. Vp.) mit 10451 Stimmen gegen Graf von der Recke-Vollmerstein (Kons.) mit 5935 Stimmen.

5. LWwenberg: Kopsh, Rektor zu Berlin (Fr. Vp.) mit 5976 Stimmen gegen von Wietersheim (Kons.) mit 5157 Stimmen. Negierungsbezirk Magdeburg.

6. Wanzleben: Dr. Heiligenstadt, Mitglied des Direktoriums der General-Genossenschaftskasse zu Charlottenburg (N.-L.) mit 8870 Stimmen gegen Gerlach (Soz.) mit 6974 Stimmen.

Provinz Schleswig-Holstein. 5. Norderdithwarschen: Kahlcke, Rentuer zu Heide (N.-L.) mit 12 771 Stimmen gegen Martikke (Soz.) mit 10 707 Stimmen. Negierungsbezirk Arnsberg.

6. Dortmund: Hilbck, Bergwerk?-Direktor zu Dortmund (N.-L.) mit 29 103 Stimmen gegen Dr. Luetgenau (Soz ) mit 26 962 Stimmen. Regierungsbezirk Düsseldorf.

4. Düsseldorf: Kirsh, Amtsgerihts-Rath zu Düsseldorf (Zentr.) mit 22756 Stimmen gegen Grimpe (Soz.) mit 12 657 Stimmen. _NRegierungsbezirk Koblenz.

1. Weßlar: Krämer, Bürgermeister a. D. in Kiræœen a. Sieg (N.-L.) mit 13 036 Stimmen gegen Dr. Nintelen (Zentr.) mit 6208 Stimmen. Königreih Sachsen.

12. Lipzig (Stadt): Professor Dr. Hasse zu Leipzig-Gohlis (N.-L.) mit 17057 Stimmen gegen Dr. Schmidt (S9z.) mit 14 407 Stimmen.

Nr. 20 des „Eifenbahn-Verordnungsblatt8“, heraus- egeben im Ministerium dex öffentlihen Arbeiten, vom 22. Juni, at folgenden Inhalt: Allerh3ch{ses Privilegium wegen Ausgabe von 1 000 000 Æ dreieinhalbprozentiger Anleihesheine der Zschipkau- Finsterwalder Eisenbahngesellschaft, Ausgabe von 1898, vom 20. Mai 1898, Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Aenderung der Betriebs8ordnung für die Haupteisenbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892, vom 23. Mai 1898. Bekanntmachung des Neichs- kanzlers, betreffend Aenderung der Bestimmungen über die Befähigung von Eifenbahnbetriebsbeamten vom 5. Juli 1892, vom 23. Mai 1898. Bekanntmachuna des Reichskanzlers, betreffend Aenderung der Signal- orduung für die Eisenbahnen Deutschlands vom 5 Juli 1892, vom 23. Mai 1898. Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Aenderung der Normen für den Bau und die Ausrüstung der Haupt- eifenbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892, vom 23. Mai 1898. Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend Aenderung der Bahn- ordnung für die Nebeneifenbahnen Deutschlands vom 5. Juli 1892, vom 23. Mai 1898. Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die Redaktion des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaff- nete Macht im Frieden, vom 24. Mai 1898. Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: vom 23. Mai 1898, betreffend Aenderung der Freifahrtordnung; vom 10, Juni 1898, betreffend Kürzung der Meilitär-Invalidenpensionen. Nachrichten.

Statiftik und Volks&wirthfséhaft.

Anbaufläche und Ernte des Hopfens im Deutschen Reich 1897. Zusammengestellt im Kaiserlichen Statistishen Amt. x, Vom Erntemenge

Erntefläche Hektar im Jahre 1897

Hektar Tonnen Tonnen

0,56 1 468;4 Bay? 0,53 13 397,0 Württemberg 503,( 0,61 3 348,4 Baden j ; 0,75 1 683,9

essen 32,1 0,56 18,0

[denburg 0,58 jz Sachsen-Meiningen 3, 0,18 ¿ Sachsen-Coburg-Gotha . .. ; 0,07 , Elsaß-Lothringen ¿ 1,01 39359

Deutsches Reich i. J. 1897 839 525,0 0,60 23 861,4 In den nit aufgeführten Staaten wurde Hopfen nicht gebaut.

Staaten

Zur Arbeiterbewegung.

Aus Düsseldorf wird der „Rhein.-Westf. Ztg.“ geschrieben : VFn der Jalousien-Fabrik von Eugen Blasberg u. Co. ist ein Ausftand ausgebrochen, an welem Schreiner, Schlosser, Maschinen- und D garb eiter betheiligt sind.

n Halle a. S. hat, wie die „Magdb. Ztg.“ berichtet, die Glaser-JInnun gsversammlung, allerdings gegen eine starke Minderheit, am Donnerstag beschlossen, sich mit den ausständigen Gesellen auf Grund der zwischen der Innungs-Lohnkommission und der Ausftandskommission getroffenen Vereinbarungen zu einigen. Danach wird ein Accordtarif genehmigt, der etwa die Mitte zwischen dem bisherigen Innungstarif und dem von den Gesellen vorgelegten Entwurf hält. Weiter wird den Gesellen ein Minimalstundenlohn von 35 S 2c. bewilligt.

Aus Stuttgart wird der ae Ztg.“ gemeldet: Der Ausstand der Zimmerleute ist nah einer Verhandlung der Be- theiligten unter dem Vorsiße des Gewerberichiers beigelegt worden. Die Ärbeitgeber haben in einzelnen Punkten Zugeständnisse gemacht. Die Zimmerer follten heute die Arbeit wieder aufnehmen. Das Gleiche ist von den Ma urern zu erwarten.

Kunft und Wissenschaft.

Am Sonnabend Nachmittag ist in Breslau, wie „W. T. B.“ meldet, der ordentlihe Professor der Botanik an der dortigen Universität, Geheime Regierungs-Rath Dr. Ferdinand Cohn infolge Herzschlages verstorben. Er war am 24. Januar 1828 in reslau geboren, \tudierte dort und in Berlin, habilitierte fich im Jahre 1850 in Breslau und wurde 1859 zum außer- ordentlihen und 1871 zum ordentlihen Professor der Botanik daselbst ernannt. Ec war auh Direktor des von ihm im Jahre 1866 begründeten pflanzenphyfiologishen Instituts. Seine Unter- suchungen galten besonders der Morphologie und Entwickelungs-

chidte der nieteren Algen und Pil erthi Na

Professor Cohn im Jahre 1854 die Bakteriena und Bibrionen a niedere Pflanzen aus der Verwandtschaft der Oscillarien und, Chroo- koffaceen erkannt und in seiner Monographie von „Empusa Muscae“ die Entwidelungsgeshihte einer dur parasitishe Pilze ver- anlaßten Epidemie bei den Stubenfliegen gegeben hatte, beshäftigte er sih in leßter Zeit hauptsächlich mit der Biologie der Bakterien. Der Verstorbene gab folgende Werke heraus: „Zur Naturgeschichte des Protococcus pluvialis“ (Bonn 1851); „Unterfuhungen über die Entwickelungsgaeschichte der mikroskopischen Algen und Pilze“ (daselbst 1854); „Neue A UGRges über Bakterien" (daselbst 1872—1875). Seit dem Jahre 1875 gab er „Beiträge zur Biologie der Pflanzen“ heraus. Als populäre Arbeiten find ferner zu nennen: „Die Menschheit und die Pflanzenwelt“ (Breslau 1851); „Der Haushalt der Pflanzen“ (Leipzig 1854); „Die Pflanze" 2c. Der Verstorbene war fkorrespondierendes Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.

Der Geheime Regierungs-Rath, Professor Anton Dobrn, Vorsteher der Zoologischen Station in Neapel, ist von der Uni- versität Cambridge zum Ehrendoktor ernannt worden.

In der Preisbewerbung um ein Kaiser Wilhelm- Denkmal in Nürnberg konnte, wie das „Centralbl. d. Bauverw.“ meldet, der erste Preis nicht ertheilt werden. Der zweite Preis wurde in Höhe von 4000 4 dem Bildhauer Eberle und dem Archi- tekten Bühblmann, beide in München, zuerkannt, deren Entwurf au zur Ausführung empfohlen worden is. Einen dritten Preis von 2500 A erhielt der Bildhauer Professor H. Schwabe in Nürnberg.

In dem Wettbewerb um einen Monumentalbrunnen vor dem Rathhause in Göttingen, zu welhem 46 Entwürfe eingegangen waren, ift der erste Preis dem Architekten Claus Meß und dem Bildhauer Hermann Jeß in Frankfurt a. M. zugesprochen worden. Den zweiten Preis erhielten Architekt H. Stöckhardt in Berlin und Bildhauer Paul Nifse in Charlottenburg, den dritten Preis Bild- hauer H. Wedemeyer in Dresden. Außerdem wurden die Arbeiten „Mai-Regen“ und „St. Jürgen" zum Ankauf empfohlen.

Zur Erlangung von Vorschlägen für die Gestaltung des sog. Kindergartens auf dem Rathhausmarkt inHamburg und dessen Anfchluß an das nah dem Modell des Professors Schilling zu errihtende Neiter-Denkmal Kaiser Wilhelms 1. i von dem Denkmals-Aus\chuß ein Wettbewerb unter den deutschen Künstlern ausgeschrieben worden Das Denkmal foll in der Achse Plan - Raths hausthurm an einem von dem Bewerber festzuseßenden Punkte des- selben, mit dem Gesicht nah dem Rathhause gewandt, derart aufgestellt werden, daß der Durhgang vom Plan nah dem Rathhause nicht vertaut wird. Außer dem Kaiserstandbilde sind auf dem Plage, dessen Bäume thunlihst erhalten werden sollen, an passender Stelle noch zwei Wartehäuëchen der Straßenbahn, sowie eine Anzahl von Sißbänken anzubringen. Die Entwürfe, die in Zeichnungen oder Modellen beftehen dürfen, find bis zum 15. Dktober d. J. in der Ham- burger Kunfsthalle einzureihen. Die Preise betragen 5000, 2000 und dreimal 1000 4 Ihre Summe soll jedenfalls zur Vertheilung kommen, während es dem Preisgeriht vorbehalten bleibt, innerhalb dieser Summe die Zahl und Höhe der Preise auch anderweitig festzuseßen. Zu den zwölf Preisrichtern gehören als Sachverständige die Architekten M. Haller, W. Hauers, C. Heubel, Baudirektor Zimmermann, der Ober-Ingenteur F. A. Meyer, die Professoren Dr. Lichtwark und Dr. Brinckmann, sämmtlich in Hamburg, sowie der Bildhauer, Geheime Rath, Professor Schilling in Dresden.

Für die „NRenaissance- Ausstellung" im Akademiegebäude ist gestern, etne Woche vor dem Schluß, die zweite Auflage des Katalogs erschienen. Dieselbe ist nicht etwa nur ein Neudruck mit Anhang, \ondern durhgehends neu bearbeitet, mit zahlreihen, wichtigen oder genaueren Bestimmungen der einzelnen Kunstwerke versehen und gegenüber der ersten Auflage um über 100 Nummern vermehrt. Vielen Besuchern dürfte die Beifügung der Lebensdaten bei den ein- zelnen Künstlern ebenfalls eine willlommene Verbesserung sein.

Literatur.

chs. Zu der am 29. Juni bevorstehenden 200jährigen Jubel- feier der Frandcke’shen Stiftungen in Halle a. S. ist eine Reihe von Fest \chriften erschienen, von denen nachfolgende besonders hervorgehoben seien: 1) August Hermann Francke. Von Professor D. Th. Förster. 21S. mit Bildniß. Verlag von Eugen Strien in Halle a. S. Preis geh. 80 -Z. In ebenso kurzen wie klaren Um- rissen wird Francke?s Lebensbild und Arbeit in anshaulih-:-r Form zur Darstellung gebraht. Man lernt seine Zeit verstehen und, was noch mehr werth ift, die Triebfeder zu dem einzigartigen Riesenwerk erkennen, das er geschaffen. Die kleine Schrift würde noch volks- thümliher sein, wenn sie durhwürzt wäie mit kleinen Zügen aus des Meisters Leben, das daran so reich war. Der Urkunden-Anhang ist eine werthvolle Beigabe. 2) A. H. Francke?’s Mitarbeiter an seinen Stiftungen. Ein Beitrag zur Jubelfeier des zwei- hundertjährigen Bestehens der Anstalten A. H. Francke's von G. Knuth, Obkerpfarrer an St. Georgen zu Halle a. S. Verlog der Buchhandlung des Waisenhauses, 1898. Großoktav, 185 S. Der Verfasser hat bereits im Jahre 1892 eine Schrift erscheinen lassen mit dem Titel: „A. H. Francke, Erinnerungsfeier an feinen Eintritt in das Pfarramt St. Georgen am Sonntag Estomiht 1692 nebst allen gehaltenen Reden und Ansprachen.“ Jn dem vor- liegenden Buche zeichnet er den Lebensgang der beiden geistlihen Mit- arbeiter Francke’s, Freylinghausen und Wegleb, in ihrer ebenso groß- artigen wie entsagungsvollen Arbeit und berichtet dann über des Stifters dret niht minder werthen Freunde: Elers, Neubauer und Richter, deren erfolgreihe gewerblide Thätigkeit den Leser in beson- derer Weise anheimelt. In einer dritten Gruppe “treten die Leiter der Schulanstalten: Töllner, Herrnshmied und Freyer in ihrer ver- dienstvollen Arbeit auf. Das Buch schließt mit den Worten: Francke's Gedächtniß wird bleiben, so lange die a A any Stiftungen uns erzählen von jener großen Zeit, in welher der Kirche neue Lebenskräfte evangelishen Glaubens und chriftlihen Lebens zugeführt wurden, in welher nach den Greueln des dreißigjährigen Krieges (der dige Kirche des Evangeliums in Deutschland nah dem Willen ihrer Feinde zu Grunde richten follte) die Auferstehung und lebensvolle Thätigkeit der gedemüthigten und zertretenen evangelisch-deutshen Kirche sih dur Gottes Gnade herrlih bezeugt hat, nicht zum wenigsten in der Lebensarbeit Francke's und seiner Mitarbeiter. 3) Die Francke- shen Stiftungen in ihrem zweiten Jahrhundert. Von Dr. W ilhelm Fries, Direktor der Francke?’shen Stiftungen und Professor der Pädagogik. Mit cinem Bildniß A. H. Niemey?x?s und einem Plan der Stiftungen. Halle a. S. Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1898. Großoktav, 268 S. Pr. geh. 3 M 60 Z Eine ausgezeichnete Festshrift für alle Pâdagogen: fie führt uns in die Arbeit der großen Männer aus der Familie Niemeyer, die zur Familié Franckle durch Verbindung mit Freylin nied “gt in nahem Verwandtschaftsverhältniß standen. Der Kanzler August Her- mann Niemeyer und sein Sohn Hermann Agathon treten dem Leser in ihrer Arbeit für die Stiftungen tes vor Augen. Ersteren hat man mit Recht den Neubegründer der Stiftungen genannt, da er usammen- ruch bewahrt hat. Auch die anderen Direktoren: Chr. G. Knapp Jakobs, Adler, Kramer und der Vorgänger des Ps Fri kommen zu gebührender Geltung. Das mit voller Hingebung an die Sache und sharfem Blick geshriebene Buch wird nicht nur [he fahgelehrte Kreise, sondern auch den alten Schülern der Latina eine willkommene Festgabe sein. Die Beigaben wie die Zeichnung find werthvoll, leßtere besonders anschaulich.

8 aus Gene Gefahr gerettet, wenn niht gar vor dem