1826 / 238 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung) scan diff

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bald ‘das Cabinet von St. Petersburg erfuhr, daß Feths- Aly seinen Sohn Abdas-Mirza zum Nachfolger bestimmt hatte, beeilte es sih, dessen Rechte als präsumtiver Erbe, womit ihn die Entscheidungen seines Vaters bekleideten, anzuerkennen. Die zweice hat zu einigen Schwier igkei- ten Anlaz gegeben und die hauptsächlihste war noch nicht gelôst, als Rußland den Schmerz hatte, den gro- ßen Fürsten zu verlieren, durh den jeine Woh:fahrt und sein Ruhm jo hoch gestiegen war. Jundessen hatten selbst die jene nicht sehr wichtigen Schwierigkeiten betressen- den Unterhaudlungen unaufhörlich den Beweis zener Mäßigung und jener Loyaletät ‘geliefert, welche die all- gemeine ‘Policif des Kaisers Alexander characterisirten. Seine Befehle brachten beharrlich auf seine Verhältnisse zu Persiea das System des Friedens, der Freundschaft und des gegenseitigen Wohlwollens - in Auwcudung, welches von seinem Kabinette gegen alle auswärtigen Mächte befolgt ward. Sie schrieben seinen Gesandten und - Agenten beim Hofe von Teheran das geeignetste Benehmen vor, um den Schach, seinen Thronerben und seine Minister zu úberzeugen , daß Rußland durchaus feinen Gedanfen an Eroberung nährte, daß es nur Ruhe wünschte, und nichts als die Ausführung der Verträge verlangte. Sie schrieben allen russi] hen Be- hörden das versöhnlichste Verfahren vc“, uno Maaßre: regeln, welche nie dazu dienen konnten, Persien gerechte Gründe zu Argwohn oder zu Klagen zu geben. Jn dem Zwist endlich, der zwichen beide, Staaten eiöze- treten war, weil Persien nah dem Aufhören der Feind- seligfeiten cinen zwishen den Flüssen Tschudouw und Kapanaëftschay liegenden Landstrich, der dur den Ver; trag von Gulístan ausdrückflih Rußland zugewiesen worden, beseßt hatte, und weil hiuwiederum Rußland Posten auf den Streifen Landes geitellt hatte, der in Nordwesten di: Gewässer des See's Goktjcha von den längs derjelben sich erstreckenden Gebirgen scheidet, for- derte dèr Kaiser Alexander, wett entfernt, die Rechte der Perser auf diesen Punfr za bestreiten, Behujs des sen Rückgabe uichts weiter , als die gleichzeitige Rúck gabe des ihm gehörigen Distrikts oder er \|chlug vor, eben diesen -rêihen und fruchtbaren Landstrich gegen eben jenes Ufer des Gdftscha auszutaushen, was von weit geringerer Ausdehnung ist und dessen durrer und dürftiger Boden nur- die Nachbar|chast des Sees als Ausgleichung zeigte. Dem entsprehende Demarcations;- Entwüúrfe wurden dem persischen Hofe zugestellt. Nach langen Auseinanderseßungen, die jedoch von feinem unan- genehmen Zwischenereiguiß bezeichnet wurden, näherten sich im März 1825 die Meinungen und als Gott den Kaiser Alexander zu sih rief, [chien alles anzudeuten, daß diese friedlihe Erörterung ihrem Ziele nahe.

Der Kaiser Nikolaus, Erbe. der Grundsäße seines erhabenen Vorgängers, beeilte ih in dessen Fußstapfen zu treteu. Gleich im Monat Januüar vertraute er dem Genexal: Major Fürsten Menßbikoöff eine außerordentliche Sendung nach. Persien an; er beauftragte ihu, dem Schach und dem Abbas Mirza seine Thronbesteigung zu melden, und richcete. zu dem. Ende selbsteigenhändige Schreiben an dieselben, deren wohlwollende Ausdrücke nyr das Verlangen befundeteu, die bestehenden Verträge beachtet und den Frieden befestigt zu sehea. Die Voll machten des Fürsten Mensikosf autorisirten denselben sogar, úber den. einzigen Punkt, welcher. die Grenzbe. zeihnung verzögerte, abzuschließen, den Vorschlag des oben erwähnten Tausches zu erneuern , oder, um den Interessen Persiens oh besser zu genügen, und die Absichten Rußlands in ihr wahres Licht zu stellen,” zu den bereits von den: Persern beseßten Punfteu einen Theil des Diftricts von Talyschyne hinzuzusügen. Die Instructionen gingen überdem dahin: „„den Schach und den Erbprinzen von der Redlichkeit der Absichten

Sr, Kaiserl. Maj., zu überzeugen, ihnen die mit u

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Gerechtigkeit und Mäßigung verbundene Kraft zy genz ihnen zu beweisen, daß es - das gemeinsan Interesse beider Reiche ist, die Bande, welche E Friedeu zwischen ihnen bilden mußte, enger zu fnüpfn, alle ihren Argwohn zu vernichten, sie eadlih zu übe, zeugen, daß der Kaiser Nikolaus, dem Vorbilde sein erhabenen Bruders folgend, nichts weiter wünscht, gj die genaue und gewiss-nhafté Aufrehthaltung des Yey, trags voa Gulistan.// Das is die Sendung, welt von Persien durch Krieg erwiedert worden ist. Jj darauf gefolgten Hauptereignisse sind schoa befkanut Auf: der Persischen Gränze angelangt, wird der Fürß Menbifoff mit großer Achtung empfangen. Jun Tauris überhäuft Abbas Mirza ihn mit Ehrenbezeigungen unz mit den friedfertigjten Versicherungen. Bald wird 4 nach dem Lager von Sultanieh beschieden, um bei dey Schach sich der Befehle des Kaisers zu entledigen, Jy selbigen Augenblick thut sih in Persien eine plöblih Regung kund, Abbas Mirza begiebt sih in größter Ei dem Gesandten Sr. Kaiserlihen Majestät zuvorfon, mend, nah Sultanich. Die Persischen Truppen rüty gegen unsre Grenze, dieselbige bewachenden Posten werdey úderrascht und gezwungen, sih zurüczuziehen; das Rus sishe Gebiet ist úberfallen. Von diesen Feindseligkeiten unterrichtet, will der Kaiser sie anfänglich nur dem Un gehorsam irgend eines Persischen Anführers beimessu, der die Absichten“ seines Gebieters mißkannt habe un) er fordert nur die unverzúgtiche Abseßung und exemplz rifche Bestcafung des Sard.rs von Erivan, der ihy als der erste Angreisende erschien. Als jedoch seine Yu fehle in Georgien eintreffen,“ ist deren Ausführung nit mehr möglich, und die Frage ist entschieden. Abba Mirza , aus dem Lager von Sultanich zurückgekehr, hat selbst den Befehl über die Persischen Streitkräfte übernommen ; er hat bereits einen Theil der Rußlan gehörigen Provinz Carabak beseßt; er hat daselbst Em pôrung angeregt; seine Emissarien reizen in allen by nachbarten Gegenden unter den maßomedanischen Unt thanen Sr. .Maj. dazu an; die Proclamationen verkn den einen Religionskrieg, Ein folh2s Verfahren dai nicht ungestraft bleiben. Rußland erklärt Persien du Krieg. Es erklärt, daß, da der Vertrag vou Gulistu gebrochen ist, es die Waffen nicht eher niederlegen win bis es sich der Bürgschasten vollständiger Sicherheit fl die Zukunft und eiaes gerechten Ersaßes durch eint ehrenvollen und festen Frieden versichert hat. -Gegeba zu Moskau, deu 16. September 1826. _Nathrichten von der Armee von Georgien vom 29, August a. Str; Das Persische Heer unter den Befehle des Abbas Mirzc, muthmaßlichen Thronzrdu

der Krone Persiens, hatte den Distrikt oder Kannat v

Talychine und den von Cakrabah mit Krieg überzozt und war sogar bis in die Gegend von Elisadethpol v gedrungen. tausend Männ, Abbas Mirza suchte die mufelmáännb he Bevölkerung der von ihm beseßten P: ovinzen g gen Rußland aufzuwiegeln. Seine Emissarien dur itreiscen in der nämlichen Absicht die benachbarten Gu genden und fahten den Aufruhr im- Namen der Reli gion Muhameds an. ;

Da diéser Angrisf im vollen Frieden statt- fand, | waren unsere Grenzei voni Truppen beinahe eatblôßt, Di? Posten, welche sle bewachtea, waren zu #chvadch, uam der Gewalt des Persischen Heeres zu miderstehey u mußten sich beim Vordringen des Feindes zurüd ziehn.

Das

Heer von Georgien war, ebenfalls: wegen des Friedenszustandes, in seine- Cantonnements eingetheilt. Der General Y-ermolof zog es um Tiflis zusammely wegen der bedeutenden Entfernungen erforderte aber dit Zusammenziehung der einzelnen Corps viel Zeit, und geachder Oberbefehlshaber verließ die Stadt nicht, Ul

inem ar of dem Persishen Heere entgegen gerückt. | hatte au

fort Tiraill

Man schäßte seine Macht auf 30 dis

vom 7, Septbr. hat am 2ten Sept. die Perser, welche eine Stellung auf dem rechten Ufer des Flusses Chambora eingeuom« men hatten, angegriffen. WMegulairer-Jnfanterie, vier Kanonen, zwanzig Falfkonets

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ereits 15 Bataillons vereinigt hatte. Auf Befehl war aber der General-Major Fürst Ma- Diefer

s der Gegend von Elisabethpol ein Corps von ¿hr 2000 M. nach dem Distrikt von Chamchadil , und dies Corps war durch einen Hanfen auf» cher Unterthanen und einer aus Erivan gefom-

| rúhrecis G ' j Rad Abtheilung Cavallerie verstärkt, welche dein Ueber- | aufer, ehema | von Abbas- Mirza I hetien ge ; Madatoff-

aligen- Fürsten Alexander von Georgien, der zur Bewirkung eines Aufstaudes nach Ca- chickc wurde, als Esforte diente. Der Fücst welcher die Ufer des Flusses Afstapha bejelzt wurde von dieser feindlichen Bewegung unterrich-

E hielt Z / e i ‘aud beschloß, einen Nachtmar|ch zu machen, um Îden Fe Ì Tages das-L

ind zu verfallen ; allein er fand am Anbruch des ager aufgehoben, und den Feind auf den Shlachtordnung aufgestellt. - Cs wurden jo- eurs und ein Bataillon zu ihrer Unterstüz- zung zum Angri der Höhen abgesandt. Dec Fe1a0 jele nihe Stand uud etntge Kanonea¡hüsse reiten hin, ihn in die Flucht zu jagen, Aus Mangél an Cas vallerie war es uticht möglich, den Feind bei seiner Flucht zu erreichen ; aber die Armenier eines nahen Dorfes berfielen einen Haufen Flüchtlinge, tdôdteten einige und nahmen ihnen mehrere Pferde fort. )

Jm Kannat oder Distrikt von Chiroan hatte der hemalige Chan dieses Landes, Mustapha, an der Spibe cines zahlreihen Haufens Aufrührer und einer Abthei- lung Persischer Cavallerie, das Dorf Afsa bescht. Der IGin:ral Major von Krabbe griff iht aber an, verjagte in aus seiner Stellung und fügte ihm einen beträcht» lihen Schaden zu. Abbas: Mirza hatte die Einwohner der Provinz Chekim aufgefordert , dem Mustapha zu Hülfe zu eilen ; man erfäprr aber, daß sle ausetnander- hgesprengt worden sind, und viele Leute verloren haben. Abbas: Mirza hatte ebenfalls versucht, den Aufruhr im \Dagestan zu verbreiten und hatte in diejer Absicht einen hemaligen Khan von Kachum, Namens Surkay- dahin abgesandt. Der General - Major Aslan-Khan, dessen Treue und Eifer erprobt sind, hinderte ihn, sein Vorha- heu auszuführen. Aslan-Khan hat seinen eigenen Sohn mit 300 Mann Cavallerie zum Heere des Generals ermolo abgesandt. Die Einwohner von Akucha, wels- hen Abbas-Mirza eine aufrühreri|che Procflaimation zugesandt hatte, reichten diejelbe sogleih dem Geueral, "ieutenant Chambal von Tarquien mit der Bitte ein, ¡e dem Oberbefehlshaber General Yermolosf mirzuthei- len, Die Treue vieser zahlreihen und tapfern Völker- haft búrgt für die Ruhe des Dagestan. | Der Sardar von Erivan hatte noch nichts unter- nommen, und erwartete, sagt man, die Anfunfe von Abbas: Mirza mit großen Strcitfräftew iw Elijabethpol slb. Der General Yermolosf benußte die Uuthätigfcir ieses Chefs, um in der Steppe von Lory Verschanzun- hen aufzuwerfen, welche die Perjer von diejer Seite ufhalten, und. der Armee môöglih machen werden, ihre Operationen ungestôrt fortzuseßen,

Deu Nachrichten vom 2. Aug. nach, hatte man Grund glauben, der Genzral-Major Fürst Menßikoss werde unter den Mauern gon Erivan aufgehalten. Spätere Berichte

dhen in

Melden aber mit B.stimmtheit die Ankunft des Gene- rals mit seinem Gefolge auf Russishem Gebiete. Er wurde ehestens in Tiflis erwartet.

Nachrichten von der Armee in Georgien, Der General - Major Fürst Madatoff

Der Feind zählte 2000 Maun

uf Kameelen und nahe an 8000 Mann Reuteret ; er

vurde ‘von Mehemet Mérza, einem Sohue Abbas Mir- ja's, von dem Serdar Amir Chan, etnem Oukel des

leßtern und von einigen andern auszezeihneten Persi- schen Anführern befehligt. Die Annäherung unserer Truppen wurde von weitem durch die Vorposten des Feindes signalisirt; dieser stellte sich auf und erwartete uns in Schlachtordnungz das Feuer der 4 Stücke Pers sischen Geschüßes war ziemli lebhaft und wurocke von Musfketenfeuer begleitet; aber einige unsrerseits als Bat- terie aufgest:llte Geschüß: Stücke brachten die feindlichen alshald zum Schweigen, besonders machten sie unter den Reihen Jeiner Reiterei große Verheerungen und bald sahe man dieselbe dem Beispiele Mehemet-Mirza's fols gen, der bereits sein Heil in der Flucht gesucht- hatte. Das Persische Fußvolk blieb nun ohne Stüße, und als uns ¡lere Reuterei, aus 800 Kosaken, aus Georgischer Mi liz und einigen Tartaren des Distrikts von Kazask | bestehend, lebhaft auf die Flüchtlinge einckrana, schnitt ¡sie ihm den Rückzug as. Verwirrung und Schrecken bemächtigten sih der Perser; sie vermochten nur sehr [schwachen Widerstand zu leisten, und mehr als 10 Werste weit wurden sie mit dem Degen auf -dem Leide ver- folge. Der Feknd hat in diesem Gefecht zwei Chans und mehr als 1000 Mann, die todt- auf dem Plabe ge- blieben sind, verloren, Wir haben ihm eine Kanone, einige Vorrathswagen und 11 Falfonets abgenommen. Nach diesem guten Erfolg marschirte der General-Major Für Madatos ‘ach Elisabethpol, und beseßte diese Sradt am 4. Sept. ohne Schwerdetstreich; so sch nell aber auch sein Marsch nah” dem Siege bei Chamÿora gewesen, Jo haber, doch 1500 Mann Persischen regulai- reu Fußoolts die Cifadelle geräumt, ohne die Ankunft unserer Truppen abzuwarten, Der am 2. in die Flucht getriebene Feind machte nicht nur feinen Halt unter den Mauern jener Stadt, sondern man hatte ihn sogar in gröpter Unorduung- auf das andere Ufer des' Z°yra, jenjeiis Elijabethpol, flúhten sehen. Unsere 20 Werste weit vorwärts geschickte Reiterei hatte nicht einen eins zigen Perser getroffen. Bei Elisabethpol haben wir uns des feindlichen Lagers bemächtigt, das wit Munds vorráthen äller Art angefúllt war. Jn dex Citadelle haben wir viel Mehl, Pulver und Blei gefunden.

Zu diesen Nachrichten fügt der General Yermolo} noch hinzu, daß man bereits aus Karabak Mahomeda- ner und Armenier anlangen sieht, welche versichern, daß beim Erscheinen der Russischen Truppen- die Bewohner jenèr Gègenden, im vollen Gefühl der Straffälligfeit ihres. Verraths, sh beeifern würden, denselben wieder gut zu machen, Ju Folge dieser Kunde hatte der Ges neral Yermolof dem General-Adjutanten Padkewitsch Befehl ertheilr, seine Verbindung mit dem General - Major Füc|ten Madatoff zu beschleunigen, und nach Karabak zu marschiren.

Paris, 4. Ofcober. Gestern hat der Königl. Preußische Gesandte, Freiherr. v. Werther, ein großes diplomatishe® Dinex gegeben , welchem Hr. Canníng beigewohnt hat.

Briefe aus St. Pierre (auf Martinica) vom, 12, Aug. melden, daß man an diesem Tage des Morgens um 5 Uhr ein so starkes Erdbeben verspürt hat, daß die ältesten Leute sich keines ähnlichen erinnern. Glúck- liherweise hat es aber, so viel man damals wußte, kei- nen Schaden angerichtet, und man ist mit dem Schreck davon gekommen, der aber um desto größer war, weil zur Zeit der Erschütterung die „meisten Leute noch zu Bette waren,

Mehrere Zeitungen haben von einem Plane ge: sprohen, die Königl. Theater in- Privathände zu gebèn. Es ist allerdings im Werke gewesen, die Verwaltung dieser Theater, jedoh unter einer Oberaufsicht, Privat: leuten gewissermaaßen in Pacht zu geben; man hat sich aber von der Unzweckmäßigkeit dieses Planes überzeugt, and es bleibt zunäct s Alles beim Alten. \

Die fá: den Pascha von Aegypten bestimmte Fre