1826 / 277 p. 2 (Allgemeine Preußische Staats-Zeitung, Sat, 25 Nov 1826 18:00:01 GMT) scan diff

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Die vnentgeldlihen Vorlesungen für die gewerbli- chen Klassen, welche die akfademishe Gesellshaft in Me6 vétanskaltek hat, haben den 6. d. M. wiedek ihren Añfang genommen. Sié ecfreuen sich- eines ungerÿ)-il- ten Beifalls ; und ein Beweis ihres-+ praktischen Werths ist, daß sich zur Theilnahme an den Vorlesungen Über Geomeccie, welche bereits im leßten Winter statt faus den, 330 Handwerker gew*ldet haben. Außetdem fin- den Vorträge - über Arcith f in ihrer Auwencküng auf Künste und Gewerbe, uzcr geometrishe Z:ich-nkun|k, über gewerbliche Oekonomie u. a, m. statt. Meh “f die Stadt Frankreichs, wo der Volksunterril am mets¿29 vervollkommt ist.

Da der Zastand der súdamerikanishen Freistaaten durch die neuern Besch!*ssé uñjers Ministerutnis ein im- mer höheres politisches und merkanutilisches Juterésse ge- .winnt, so fins Shilderungen desselben, welche Nchtern- heit des Urtheils beurfundeni uud die falschen Vorstel- lungen, die im Gefolge der Namen Repudlk uad Frei heit sich verbreitet haben , vertreiben , von vielfachem Nusben, - Eine geschäßte Zeitschrift sagt in dieser Bezie-

hung: „Wer die südamerikanische Revolution für geen: Z

digt hält, irrt sich. Die Befreiung ist vollendet, aber die innere Organisation. dieser großen Länder ist noch nicht cinmal angefangen. Diese zweite Frage 1st eben so wichtig als die erste; aber sle wird nit eben fo ge- shwind gelöst werden. So lange die Unabhängigkeit noch nit entschieden wat, begnügte man sich mit pro- visorischen, in der Eile verfaßten Constitutionen, aber man organisirte nichts. Gegenwärtig giebt es feinen Spanier mehr auf dem amerikanischen - Festlande. Aber uun beschäftigt die AufgakLe der Örganifation alle Gemüther. Män gebë Ahr auf die Daten; am Ende 1825 úberaiebt Rodil Callao, mit Anfang voñ 1826 verlangt Venezuela das Födera:ivsystem, und Boicoar tritt gegen die Demokratie auf. Dies Alles ist ganz in der Ordnung; das Bedürfniß, unabhän- gig zu sein ist besriedigt, und nun fühlt man das Bedürfniß des béssern Zustähdes. Dieses Bedürfniß äu; ßert sch in Haudlungen,. aus denen eine Kette anderer Handlungen folgt. Wenn die Köpfe sich dabei crhißen, so wird die Frage bis zu threr Entscheidung durchge: fämpfc werden müssen; diese zweite Epoche wird gleich- falls ihre Helden, ihre Schlachten, sie wird eben so ihre Tage. des Rnhms , ihrê Katastrophèzn haben; troß ih res friedlihen Veginnens, kann sle noch länger und stürmischer werden als die erste,, Die Kreolen hatten allein unter dem alten Zustande zu leiden; sie waren vön allen Stellen ausgejchlessen ; sie empôrten si, und später schloß sih die ganze weiße Bevölkerung an sie an. Man wollte Freiheic des Händels, man wollté von der fremden Regierung befreit sein. An die Kreolen schlossen sich nun wieder die Mülatcen und die Mestizen an. Aber die Schwarzen, die: Jidianer und ihre Mi hung, hatten anfänglich feine Gründe, sich zu rühren; es lag ihnen noch nichts dazan, ob ihre Herren unab- hängig wurden. Man mußte, um sie b& der Sache zu betheiligen, auch fle durch Versprechungen der Freiheit und der Gleithheit daran fessln, Auf diesem Wege leisteten fie in der Folge große Dienste, besouyders in Columbia und Peru. So erklárt sih, wie in zehn Jahren Awmerifa von Spanien sih emanzipirte, Nun tritt aber die vèrwickeltere, die ganz m-:taphysi]he Auf- gäbe der besten gesellshäfilichen Oftganisatton ein. Nun treten die Vorurtheile wegen der Farben wieder hervor; die Rangstréitigfeiten , die Kasten, die Gewohnheiten dreier Jahrhunderte, ‘die Eifersucht unter dea Städten, der Ehrgeiz der Anführer ver|hiedener Racen und Stände fommen wieder zur Sprache. Außerdem herrscht eine tiefe, allgemein verbreitete Unwissenheit, eine ungletche Civilisation, und die Leiden|chasten in ihren ve:schiede nen Graden. Unzävlig: Keime der Z vietracht fommen

[f aus Lianeros, die so viel für die Unabhängizkeie

jet in dem amerxifanischen Boden zur Gährung. q, flassishen Theorien von Regierungeförmen stehzy Die der Unwissenheit und der möralifcchen Bild angónte Amerika?s im Widerspruh. Dabei ist die M uhe pt der Reichthum der Geistlichkeit niŸht zu vergessen e Gränzen der neuen Staaten slnd noch nicht festgeste Die militairishen Oberhäupter find nicht- einig. dia in Chili ‘und Rivadavia in Buenos Ayres haben (un Abgeorduete na Panama ge\chickt VBolivar bar S Peru von. Buenos-Ayres abzesondert. Unter den E fengefährten Bolivars sind kräftige, stolze, cbesdand Menschen, wie Paez mit seiner wilden Reuterci, best

getyan haben; lawter Elemente, die bei Beurtheily dés Zustandes ienër Läuder in Betrachtung ommt und deren unfehldbarer Konfliëxc uns sür die Folge noch große Stürme verku- igt. ‘/

T5 i j Gn : “l E ente 99 Fr. 85 C, Dreiprocent,

London, 14. Nov. Vorgestern erhielt der Hetzog von York einen Besuch vom Herzog von Sussex; auá der Vicekfanzler m der Staats: Séfxpetair Canning statteten Sr». Köntgl. Hoh. Besuche ab.

Der Neapolitanische Gesandte, Graf Ludolf, hatte APesitia Geichäfte mit Hrn. Cauning im aus;värtigeu

mte.

__ Gestern Nachmittag war Kabinetsrath im auëwk tigen Amt; die bald. nah 1 Uhr begonnene Sißuuyy dauerte bis halb 6 Uhr. \

Am vörigen ‘Donnerstag wurde zu: Lioerpook eine Versammlung dec- dasigen Schiffeigüer - Gesell\chaft ge halten, und darin Beschlüsse- gefaßt, nah welchèn- die dermalige gedrückte Lage des Schiffahrts, Juteresse zum großen Theil der neueren Abänderung in den Schiff

fahrts, Geseßen zugeschrieben wird. Es ward -ein Aus |

[chuß ernannt, det eine, demnächst von der Gzsellschait zu prüfende Vorstellung an das Parlament entwerfen soll ; auch ward beschlossen, eine Deputation zu bestim men, die mit den Deputationen aus andern Háâáfen in London zusammen kommen wird, un den Zweck ihrer Vorstellung zu befördern.

Nachrichten aus La Guayra vom 4 Oft. zufolge,

war- Columbien ruhig, Paez war in Caraccas einge

tioffen Und hatte die Eiñwohnex aufgefordert, sich zu versammeln, um über ihre Angelegenheiten zu beraths [chlagen ; um den Schein, daß diese Berathungen nicht

frei wären, zu vermeiden, hat er seine Truppen aus der

Stadt entfernt. General Mendoz, der mit einer Nichte Bolivars vermählt ist, war von. Bogota in Caraccas angefommen "und hatte mehrere Zusammenkünfte mit Paez gehabt. j Jn einem hiesigen Blatte ‘liest man Nachstehendes Über die Landung englischer Soldaten in Lissabon: „„Wir vernehmen durch Lissaboner Briefe vom 21, Oëtt., daß die Prinzessin Regentin, von dem Viceadmiral Lord Deauclerk eine Aètheilung der auf dem Geschwader di? nenden Seejsoldaten verlangt har, um ihr während der Abwesenheit der portag. Linientruppen, in dem Pallaste Ajuda als Wachen zu dienen, Das Varlangen der Ju fancin Regeutin“ist pogleih erfállt worden. Am 14. Oft. haben die Kapitäne Michell, Gordun und Stevens, die Lieutenants Macfinon und Walsh mit 4 Sergeaucen und 154 Soldaten gelandet und die Wache in dem Pallast Ajuda bezogen. Der Oder. Kommandant hat bi dieser Gelegenheit folgenden Befehl erlas n : Am Bord des Ocean im Tago, 13. Oft.

Da ih Jynen diesen Morgen Befehl gegeben h1be, 150 Mann des Bataillous Königl. Seesoldaten zu! Landung bereit zu halten, . fo werden Sie dem mit de: ren Kommando “beauftragten Offizier zu wissen thun, daß er sh streng nach folgenden Justruftionen zu hal-

ten hat: „Die zu landende Abtheilung K. Seeso!daten

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j hestimme, ‘eine Lei vache zu bilden nund im Fall es Me scin sollte, Alles, was zum Schuße und zur Si: rgeit der Prínzejftnu Regentin und ihrer Familie ge- Pen fann, zu than, Der fommandir?-ude Offizier d von Niemand Befehle annehmen, wenn sie micht mittelbar von der J fantin Regentin herrühren ; zu 7 Eude soll ein poctugiesisher* Offizier eigends mit be Mittheiluag der Befehte Zhrer Kdnigl. Hoheiten ggfccagt werden. Die Wache soll nichts thun, was j mit den andern Truppen in Berührung bringen ute, noch sih unter fie mischen. Sie joll keinen An- l an Streitigfeiten oder Zänkereien irgend etner dw

meo, insofern dieselben nicht die perjänliche Sid hit der Köugl. Familie in Gefahr sesen, Eine Wawjt- haluppe soll stets am Eingange des Wzges- nach Below [ d ih def-hle ausdrúcktich, mir jogierch

jjgestelit jern/ un e I hittelst dieter Schzluppe Nachrich""zu ertheilen / ivetiti h Tag oder Nacht ia odec bei dem Pallaste Unruhen hefallen sollten oder der mit der Waché beauftragte hsfizier vou J- K. H. zum Beistande aufgerufen wzrd. A. B eauclerk, Viceadmtral.‘/

Vom 15.- (über Paris.) Ek scheint jeßr außer hyeifet, daß das Geschwader von Buenos-Ayres in den kten Gefechten mit den -Brasiliern |0 bedeutend gelitten it, daß es nicht weiter gegen dieselben agiren kann. h Briefen vom 5. August hatte es sich auf. die in e Rhede zurückgezogen und folite- dort das Chili]che schwader erwarten, Die Blokade war nun, da die hrasilier feinen Widerstand mehr fanden, sehr strenz. Vom Main, 20. Nov.® Ju der 26. Stßung der viten Kamwer der Adgeordtieien des Großherzozthums hien tam der Geseßesentwurs, wonach die Volljährig- i auch in den Provinzen Starkenburg und Ooerhes- u fúnfrig m:t dem ein und zwanzigsten Jahre begin jy solle, zur Berathung. Ju der Diska}sion, woran 4 Prásideat die Abgeordueten Haberkorn, Troinmler, Fuder, der Berichterstatter Weller, der Hr. Regies igefomwmissár Geheimerath Knapp, (welch leßterer | inem múndlichen Vortrage tuteressante Bemérkun- h über den historischen Thel der Sache machte) Gail, uier, v. Bibra, Parcus und Keller, Antheil nahmen, irden zahlreihe- Gründe zur Unterstüßung des Gese jentwurfs- vorgebraht; man beries sth auf das BDei- l anderer Staaten, und führte an, daß hierdurch i weiterer Schritt zur Gleichstellung der ver]chiedenen hovinzen- geshehèn sei. Zuießr ward berathen úber 1 Antrag des Abgeordneten Keller, auf Erweiterung j unterm 17. Yuli 41823 iu Betresf des Unterrichts j israelitischen Jugend erlassenen Geseßes. - Jhre Au- hteu theils fü-,-toeils Über den Antrag sprachen aus, jer dem Ancragsteller, die Adgeordneten v, Kuder, ner und ändié, welche sämmtlich darin einig wa- 1, daß man der tjraeliti{chen Jugend eine Erziehung | eben suchen müsse, wodurch Alles, was mit dem \mutismus in Berúgrung stehe, vetbannt. und sie o Thristenthume, welches die Aufflärung befôrdere, s mehr genähert würden, was übrigens uur durch e Lehrer geschehen könne.

Unter Vermittelung Seiner Majestät des Ks js von Sachsen sind die Verhantlungen über die Eib- tlungs Añgelegenheiten der dpei Herzoglichen Häujher, 1 Sachsen: Hilöburghausen, Koburg und Merningeu, sihtlich der Sach]en- Gotha», Altenburgischen Lande himehr völlig beendigt und der desfallsige, von den iogl. Commtssarien am 11. August d. J. abgeschlo} e (ichon früher erwähnte) Práltminar- Vertrag, mit ligen Abänderungen am 15. Novbr. von den drei ogen ratifizirt worden. Dec Herzog von Hildburg- len, der dana, bei Abtretung dieses Herzogthums Meiningen und Coburg (lebteres ethâlt die Aemter nigsberg, mit der gleihnamige! Stadt, und Son- ld) das Herzogthum Altendurg, mit Ausnahme des,

an Meiningen fallenden unteren abgesondertén Theils an der Saale, erhzlten hat, und si{ch mithin künftig Herzog von Äirenburg nennen wird, bat am ‘17. d. M. setne bisherige Residenz verlassen und sich mir seiuewz ganzen Hofe nah Altenburg begeben.

Madrid, 6. Nov. Ungeachter der Kälte die sich bereits eingestellt hart und der scharfen Winde die seit einiger Zeit. wehn, befinde»»ch Jhre Moajestáten sehr wöhl, Die Königl. Familiy Hat ein Beispiel der ek baulih®n Fcômmigfeit gegén, indem hie vie Tage vom L. und 2. dieses Monats (All. Heil, ‘uud Al. Seel.) beinahe ganz in der ‘so sehr falten Ki che des Klosters vom Esfurial zugebracht, und ‘den Prozesstonen, welche zur Feier dieser Tage gehalten wurden, beige: wohnt hat. Am leßten Tageäawwurde vas prachtvolle Pantheon, welhes die -Grabmáler unsérer Köuie und Köatginnen enthält, prächtooll erleuchtet uhd den Glau: bigen geöffnet; die auch in großer Menge dahin #rôm:- ten, um fúr das Wohl' der Seelen der erhaben? Ver- storbenen zu beten. Die fromme Erzebung, womit Ihre Majestäten und die Jufanten uad Änfantinnen vázrend 4 bis 5 Stunden die schneidende Kälte ertru- gen und ihre Andacht dadurch nicht stôren ließen, leßte jelbst die áltesten Hieronymiten, welche ihr halves Leben in. jener eilñgen Kiiche zugebracht haben, in Erstaunen,

Vorzgeitern fand bei Gelegenheit des Namenstages des Jufanten Don Carlos große Galla und Handfkuß im Esfurial statt, zugleich feierten die dort legenden Schweizer Regiinenter den Namenstag des Königs von Frankreich. : i

Die Generale Layas und Palafox sind von der

Purificatiousjunta für Reinigungefähig erktlárt orde.

Diese Enrseidung ist dem Köaige vorgelegt worden ; S. M. haven aber noch nichts beschio ffen,

Der General Kommandant der Douanen von Ca: talonien, Oberst -Castellar, is von Barcelona im Esfu: rial angefommen, um Se. M. über den in jener Pro; vinz eurdeckren Anschlag auf Organisation etnes ausge: dehnten Schleichhandels, und Úber die gegen -dénjelben zu ergreifeuden Maaßregeln Bericht za erstatten.

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Königsberg, 20. Nov. Der in Großbritanien für Getreide eröffnete Abjag har in den Handel von Königsberg eluiges Leben“ gebracht. Das schnelle Stei- gen der Preise veranlaßte die Laudwirtbe, ihren Erbau 1chleunig hierher zu bringen, daher war die Zufuhr be, deutend ; eben so waren die Kaufleute bemühte, die gün- tigen Konjunkturen zu benußen, und die Verschiffung würde noch größer gewesen sein, wenn mehrere Schisse vorhanden gewe\en wären. Aus Braunsberg uad El- bing fand ein Gleiches statt und verursachte einen lebs haften Schisssverfehr in BDillau, Daselbst sind im vorigen Monat angekommen 38 Schiffe, und zwar 15 mit Stúcfgüter, 4 mit Theer und Eisen, uud 19 mit Balla\ Ausgelaufen sind 57 Schisse, davon 40 nic Getreide, 8 mit Stúckgüter, 6 mit Holz und 3 mit Ballast. Jun Memel “sind 55 Schisse angekommen, 47 mit Ballast, 2 mit Obst, 2 mit Steinkohlen, 3 mit Stáckgut und 1 mit Dachpfannen. Abgesegele sind 94 Schiffe, 24 mit Saat, 4 mit Ballast, 3 mit Gerreidey 1 mic Flachs und 65 mit Holz, Die meisten Holzlas dungen sind für eigene Rechnutig, ohne Aussicht auf Gewinn abgesandt, da die Eingangssteuer 11 Eugland den doppelcen Werth des Holzes übersteigt. isl

Der günstige Versuch des Kaufmanns Bolzaai ín Berlia zur Wiedereinsüzyrung des Seidenbaues, hat den

piesigen Kaufmgun Carrogatti in dem verflossenen Som-

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