bekannt zu sein \{heint, entnehmen können. Er scheint aber anzunehmen, daß die Engländer und Aventuriers, wie dieser Lewis, dumm genug sind, um dieser Sandbühse nahzu aufen, vor deren Besiß er das Deutsche Neich warnt und davon abzuschrecken sucht. Das ift ein Mangel an Kombinationsgabe und Ueberlegung, wie ih solchen bei dem Herrn. Vorredner bis jeßt nicht aewohnt bin. Um nichts reiten die Leute nicht viele Meilen über Land mit Gewehren und suchen da in Widerspruch mit internationalen Abmachungen alte angebliche Konzessionen wieder heraus, um sie den Deutschen wieder streitig zu machen. / R Herr Abgeordnete hat gesagt: mit der Gewalt und mit der Exckution des Gesetzes ist dort nihts zu mahen. Das mag ja aller- dings richtig sein, obshon ich das do nit so unbedingt zugeben möchte. Wenn sih die Aussihten bestätigen, welche diese und andere Gesellschaften dort haben, so weiß ih nicht, warum sie nicht die 17 bewaffneten Leute von Lewis mit 170 bewaffneten Eingeborenen, die fie dort miethen und organisiren, und mit dem Bündniß derjenigen Stämme, die dem wandelbaren Kamaherero nicht ganz wohl-
wollend gesonnen sind, wieder herauswerfen sollten. Das kommt \ S werde unwill-
10), in Den? Stolonien of Vor T S ( i fürlih troß meiner wiederholten Weigerung genöthigt, auf ‘diese Kolonialdebatte, in der wir heute niht stehen, einzugehen, weil ih
Unwahrheiten und Irrthümern, wie sie in der Rede des Herrn Vor- redners zu finden sind, nicht 3 bis 4 Wochen Vorsprung oder auch nur 14 Tage in der Diskussion, in der öffentlichen Meinung lassen will. Glaubt denn der Abgeordnete, daß wir im Auswärtigen Amt so ecinfältig und so vershwenderisch sind, daß, wenn wir uns überzeugt hätten, es sei wirklich nichts Anderes als die Sandbüchse da, daß wir dann dem Reichstage zumuthen sollten, in dieser Wüste noch einen Beamten festzunageln und dort noch — ich weiß nit gleich, wie groß die Summe is — aber auch nur 10 6 weiter hinauszuwerfen. as ist doch eine Gering- \chäßung unserer Einsicht und unserer Chrlihkeit, die wir in der That nicht verdienen in der mühseligen Arbeit, die wir uns in diesen Kolonialfragen machen. Was hat denn das Auswärtige Amt, was haben wir denn davon, ob dort Kolonien sind oder nit ? 5000 Nummern alle Jahre mehr, die mir allein auf den Leib geschrieben werden, die ich_allein zu erledigen habe! Etwas Anderes habe ich niht von der Sache, und dann redet man hier in der Voraus- seßung, als hätten wir in Leichtfertigkeit und ih weiß nicht aus welchen Gründen gehandelt. Der Hr. Abg. Richter hat den Schnaps berührt. Jch habe mich gefreut, daß er jeßt mit einem Male theuren Schnap3 für eine Wohlthat für die Bevölkerung hält — allerdings nur für die Neger; warum will er denn diese Wohlthat nicht auf seine eigenen Landeleute anwenden? — auf den Schnaps _des armen Mannes; „den kann er nicht billig genug bekommen“. Und auch die Unmäßigkeit in Bier, wie sie in unserer nächsten Umgebung nit selten ist, verdient die gleihe Aufmerksamkeit, wie die der Neger in Kamerun.
Ich begreife niht, wie man seine Wohlthaten so weit nah Afrika vershleppen kann, wenn man hier unmittelbar ‘vor dem Halleschen Thor die beste Anwendung davon machen könnte,
In Bezug auf die Kamahererosrage möchte ich nur mittheilen, daß wir mit England früher durch einen Notenaustaush eine Ab- machung getroffen haben, nah welcher England den 20. Längengrad als die Grenze - seiner Kapbesißungen ansah: will retend to the 20th meridian of East longitude and will be bounded on the North by the 222d parallel of South Latitude. Achnliche Noten
“ haben wir geschrieben. Wir haben also die Hoffnung, bei dem uns befreundeten England Beistand gegen die Jun- vasion dieses räuberischen Einfalles von Lewis“ zu finden.
Das wird langsam wirken; ehe man in London den Einfluß geltend machen kann, che von dort auf die Kapregierung und von der Kapregierung auf Lewis eingewirkt wird — aber mit dem Telephon [assen sih diese Dinge überhaupt niht abmachen in den entlegenen Kolonien. Das wird Zeit gebrauchen ; wir sind jedo des festen Ver- trauens, daß die englische Regierung das Unternehmen von Lewis nit billigen und unterstüßen werde. Er mag in der Zwischenzeit, die wir nicht abkürzen können, dort wohnen und siedeln, wie er will, es bleibt nominell und rechtlich deutsches Gebiet, auf das wir dem- nächst doch die Rechte haben werden. Die Sache entscheidet si aber niht an Ort und Stelle, weil die Gesellschaft nicht im Stande ist, sie zur Entscheidung zu bringen, sondern sie wird in freundscaft- lihen Verhandlungen zwischen uns und England zur Entscheidung gebraht werden müssen, Wenn aber hier von hervorragenden Ab- geordneten im Deutschen Reichstage unsere ganze Existenz dort als
werthlos, die. Verträge als fehr zweifelhaft geschildert werden, die
überhaupt abgeschlossen sind, mit welcher Wirkung foll ih dann den englishen Unterhändlern gegenübertreten ? Die Engländer halten das Land niht füc werthlos, aber sie
werden das Zeugniß des Hrn. Abg. - Bamberger anführen, daß davon gar nichts zu halten ist, und daß selbst dieser deutsche Patriot s{on zur Sprache gebracht hat, daß der Besiß sehr zweifelhafter Natur sei und auf sehr onfechtbaren Verträgen ruhe. Meine Herren, wenn Sie dem Vaterlande durch Ihre Reden im Reichstage keine wirksamere Unterstüßung gewähren, als diejenige, welhe ih für die \{webenden Unterhandlungen aus den Aeußerungen des Hrn. Abg. Bamberger {öpfen kann, dann würde ich Ihnen wirkli sehr dankbar sein, wenn Sie sich ia solchen Fragen vorher mit mir be- sprächen; ih würde vielleiht Ihnen ein Rendezvous geben auf spätere Zeit, wenn unsere Verhandlungen mit England zu Ende sind, oder abgeschlo\sen sind, vielleiht würden Sie dann äußerlich mir zugeben, daß die Landesinteressen augenblicklich Schweigen erfordern, und Sie würden das, was Sie an Feindschaft gegen die Regierung anzubringen haben, vielleiht auf anderem Gebiet, als auf parlamentarischem an- bringen ; ‘das traue ih Ihnen zu,
Abg. Bamberger : (Oho! rets). Die Konservativen wollten wohl, daß ein Abgeordneter gar nit einmal mehr antworte, wenn er angegriffen werde? Der Reichskanzler müsse wirklich ein sehr starkes Bedürfniß fühlen, heute Jeden ins Unrecht zu seßen, der von der Linken das Wort ergreife. Er (Redner) rufe die ganze Versammlung und den steno- graphishen Bericht zu Zeugen ns daß er auch niht ein einziges verleßendes Wort gegen die Regierung oder gegen die Betheiligten gesagt habe. Der Kanzler werfe ihm aber vor, er hätte seine diplomatischen Cirkel gestört, er habe Geheimnisse verrathen. Ja, er habe furchtbare Geheim- nisse verrathen, nämlich 1) solche, die in Aktenstücken ständen, die vor drei Jahren mitgetheilt seien, 2) solche, die in einem Rechenschaflsbericht der südwestafrikanishen Gesellschaft ständen, 3) solche, die “ neulich in allen Zeitungen ge- standen. Ja, wenn das die größten Leistungen des Reichs- kanzlers seien, die aus den Zeitungen längst bekannt gewesen, dann bekomme er eine neue Ansiht von den Ge- O der Diplomatie. Er (Redner) habe erzählt, was
edermann wisse, und gefragt, ob die Regierung im Stande wäre, etwas mehr zu sagen. Das sei in allen Parlamenten ‘ein altes Herkommen, das mit Wohlwollen von den Re- O en entgegengenommen werde. Wenn aber der
eihsfanzler sage, man hätte ihn privatim in Kenntniß seben sollen, so sage er, derselbe habe si mit den Freisinnigen niht auf so urbanen Fuß geseßt, um dies zu thun. Die Zeiten seien vorüber, wo er (Redner) seine Ehre und seine persönlichen Verhältnisse ihm hätte anvertrauen mögen. Er jei nit sier, welches i wenn er jenem jeßt gegenübertrete. Er beschränke sich au den amtlichen Verkehr hier im Reichstage, wo er fg h treten und vertheidigen könne, wenn er mit Unrecht an- gegriffen sei. Der Reichskanzler werfe ihm vor, erx hätte ge- jagt, mit Gewalt wäre hier nihts zu machen. Nein, ex habe
Entgegenkommen er finden würde,-
efragt, ob hier vielleiht mit Gewalt etwas zu thun wäre, a die S Rechte zu erwerben. Statt der Antwort werde ihm entgegengehalten, er hätte diese Gewalt von vorn- erein geleugnet. Dann solle er Unwahrheiten und Unrichtig- eiten in Fülle gesagt haben. Er möchie nun an einen abd- wesenden Mann appelliren, nämlich den Doctor theologiae von Gießen, den Fürsten Bismarck, der die berühmten Worte ge- schrieben habe, je älter ex werde, um so mehr achte er die Ansicht derjenigen Leute, die nicht dexselben Ansicht seien, wie er. Er möchte den Herrn Reichskanzler bitten, sich einmal mit diesem Doctor theologiae zu unterhalten, ob man sein Vaterland \chände, wenn man in diesen folonial- politishen Dingen nicht mit ihm gehe. Wenn er von Unwissenheit \prehe, so wolle erx ihm darauf nicht in
‘demselben Tone antworten. Der Reichskanzler habe auch ge-
fragt, was die Regierung davon habe, wenn sie diese mühe- vollen Geschäfte mit ihren 5000 Nummern bearbeiten müsse. Es wäre wirkli besser, wenn es nur 2500 wären. Damit im- ponire man ihm nicht. Aber was habe er davon, eine von allen Seiten verfolgte, mit dem Bannstrahl belegte kleine Minorität zu vertreten? Es wäre bequemer, die Majorität zu vertreten und si, au wie früher, des Beifalls des Reichskanzlers zu erfreuen. Wenn man ihm vorwerfe, er verstehe nihts von diefen Dingen, so sage er, das was seit fünf Jahren, wo er diese Kolonial- politik inaugurirt habe, geschehen sei,“ gebe ihm viel mehr Recht als Fenem.
Reichskanzler Fürst von Bismarck: | :
Der Herr Vorredner hat die Gewohnheit, durch eine kleine Ver- \hiebung dessen, was ih gesagt habe, sich meine Aeußerungen {chuß- gerecht zu bringen, Dinge zu widerlegen, die ich nicht gesagt habe, und Dinge mit Emphase zu behaupten, die ih gar nit bestritten habe. Das ift die gewöhnliche Taktik, auf die ih mich mit ihm be- reits seit Jahren habe einlassen müssen. :
Er hat an meine Duldfamkeit als Gießener Doktor der Theologie appellirt und hat gesagt, ih behauptete, je älter ich würde, desto besser verstände ih die abweichenden Meinungen. Ja, i verstehe auch die des Herrn Abgeordneten, und die Gründe, aus denen er und feine Freunde so sprechen, ih verstehe sie volllommen und durchschaue fie bis auf den Grund der Seele, daran fehlt es nicht. Soll ich nun gegen Sie duldsam sein, wenn ih finde, daß Sie die Interessen des Landes, zu dessen Vertretung ih an erster Stelle berufen bin, hier \{ädigen? Das können Sie nicht verlangen; fonst würde ih als Doktor der Theologie mit meiner Ehre und mit meinem Gewissen zu kurz kommen. Soweit kann meine Duldsamkeit nit gehen, daß ih zulasse, daß unwiderlegt in einem Augenblick, wo wir mit dem Auslande verhandeln, die Rechtstitel, auf die wir uns berufen, als zweifelhaft und dürftig von einem Parlamentsredner öffentlih dargestellt werden. Nota bene von einem deutschen Parlamentêredner, nicht von einem englischen. Das hat der Herr Abgeordnete in seiner “Erwiderung vollständig ver- schwiegen Er. hat eine Masse sarkastisher und bitcerer Be- merkungen über die diplomatishe Gebeimnißkrämerei gemacht; da hat er einen Feind an die Wand gemalt, der ich nicht war und der mir niht ähnlich fah, er hat auf cinen gemalten Grenadier nah der Scheibe ges{hossen und nicht nah mir, ich habe ja gar feine Geheimnißkrämerei gemacht; ih habe nur gesagt, ih bin an dieser Stelle und heute niht berehtigt, das große Interesse kundzugeben, das die deutschen Unternehmer an dieser Sache haben. Mir ist nun inzwischen ein Novissimum zugefertigt worden, worin diefes Interesse {hon in dem öffentlihen Druck bekundet wird. Diese Rück- fiht fällt also für mich, und ih werde Ihnen mittheilen, was hier steht. Aber dem Herrn Abgeordneten möchte ich doch zu erwägen geben, daß er troß seiner fonstigen Sagacität und Stharfsichtigkeit darüber andere Leute niht in einen Jrrthum induciren wird, daß wenn er in einem Augenblick, wo wir mit England verhandeln und behaupten, wir haben einen gültigen und guten Vertrag mit Kama- berero, das war der sahkundige Abg. Hr. Bamberger, der von den Kolonien, wie der Erfolg gezeigt hat, mehr versteht, als die ganze Reichsregierung, öffentlich behauptet, das sei ein ganz dürftiges und ganz zweifelhaftes Aktenstück (Unter- brehungen). Ih berufe mich auf den stenographischen Bericht, wenn cr nicht inzwischen geändert wird, daß der Herr Ab- geordnete das Aktenstück, in dem alle unsere Ansprüche in England verfohten werden, hier vilipendirt und als null und nichtig hingestellt hat, das gar feinen Werth hätte, Wenn das richtig ist; wenn das von deutschen Advokaten anerkannt wird, dann kann ih dem deutschen Botschafter in England glei telegraphiren: „Lassen Sie die Sache fallen, der Abg. Bamberger will sie nit, also lassen Sie es sein.“ Der Hr. Abg. Bamberger hot ferner das ganze Objekt als cin werth- loses wiederholt dargestellt ; dadurch macht er die Gesellschaft ja kreditlos, und das ist doch auch keine nüßlihe und patriotishe Bestrebung, wenn er hier lediglih, um zu zeigen, daß er vor vier Jahren Recht gehabt hat, jeßt den Kredit diefer Gesellshaft und ihre Hoffnungen, na Allem, was er dazu beitragen kann, gänzli zu zerstören und zu vernichten sucht. Das, sage ich, ift unpatriotish. Ich würde mih dur feine Leidenschaft des Hasses gegen irgend einen Minister fort- reißen lassen, unter höflichen, honigsüßen Phrasen dergleihen Bos- heiten in die: Welt zu scicken,
Also mir ist hiec ein Bericht der südwest-afrikanischen Kolonial- gesellschaft als gedruckt übergeben, von dem ih glaubte, er exijtirte bisher nur in unseren Akten. Da ist gesagt :
Das Syndikat hat Ende März l. J. eine unter Führung des Hrn. Dr. Gürih aus Breslau stehende bergmännishe Expedition nah Südwest-Afrika_ ausgesandt, welche gleichzeitig mit unseren damals abgereisten Beamten in Walfishbai angelangt ist und sich von da in das Innere des Landes begeben hat.
Auch von anderer Seite sind Unternehmungen, welche die Aus- beutung der Mineralschätze des südafrikanishen Schußzgebiets zum Zweck haben, ins Leben gerufen worden. Das Mitglied unseres Verwaltungsraths, Hr. L. von Lilienthal, hat, wie uns berichret wird, von der australischen Diggers und A. Ohlson in Kapstadt einige Antheile an dem obenerwähnten Australian - Prospecting- Syndicate erworben, und mehrere Personen zur Vertretung seiner Interessen nah Südwest-Afrika geschickt.
Der Bergingenieur Hr. Sceidtweiler aus Köln hat \sih eben- falls nah dem Schutzgebiet begeben und zwar, Zeitungsnachrichten zufolge, als Vertreter eines in Köln angebli gebildeten Syndikats.
Wie durch die Zeitungen ferner bekannt geworden, ist unter dem Namen « Deutsch-Afrikanishe Minengesellschaft“ ein Unter- nehmen gegründet worden, welches eine Expedition unter Führung des Hrn. Dr. Bernhardt Schwarz nach Südwest - Afrika abgesandt
Ee i ir Tônnen nur wünschen, daß das gleichzeitige Auftreten dieser verschiedenen Unternehmungen im n eveltatrifa gen
Schußgebiet eine gründliche und möglichst erfolgreiche Durch- forshung des Bodens nah werthvollen Mineralica ie Folge bot Diese Durforschungen haben stattgefunden und haben fo gün- stige Ergebnisse geliefert, daß der Unternchmungsgeist der betheiligten Herren dadur wesentlich belebt ist. Das kann ja ein Irrthum sein, es können Mißspekulationen eintreten; nehmen Sie abec an, daß die Spekulation richtig ist: bat das Deutsche Reich, hat Hr. Bamberger irgend ein Interesse fahliher oder politisher Natur, die Leute in der Entwickelung ihrer Hoffnungen zu hindern und unsere Stellung bei der Vertretung dieser Hoffnungen dem Auslande, England gegen- über, zu erschweren durch seine Rede, durch die Anfechtungen der Rechtsunterlagen, auf denen sich das Ret dieser Leute gründet 2 Ma Me 3 \ / le Aufnalme in den Weltpostverein wird gewünscht. Die in Folge des Berggeseßzes getroffenen neuen Eincihtungen einer
zum 31. März k. J. für die Bergbehörde auf ca. 80000 , für die Schußtruppe auf ca. 70 000 é veranschlagt. i Also für diese werthlose Sandwüste des Hrn. Bamberger wendet die Gesellschaft tüchtige Summen Geldes auf, viel erheblichere, als hier vom Reih dafür gefordert werden. Es sind kaufmännische Unternehmer. Daß die so ganz leichtfertig dabei verfahren, kann ih do nicht annehmen! Keinenfalls ift es Aufgabe des Reichs, sie in der Verfolgung ibrer Aufgaben zu stören und zu hindern. Ein Urthe:l darüber, ob diese Vorausfezungen zutreffen, läßt si heute mit diesem Bericht noh nicht gewinnen. Hr. Bamberger hat es {on gewonnen, aber die Unternehmer
selbst noch nit. ; R. s
Das wird. genügen. Diese Sache existirt im Druck. Ih will Sie mit der weiteren Verlesung nicht ermüden. Aber die Hoffnungen, die die Leute baben, s{chneiten wir ihnen vollständig ab, wenn bei uns von fo gewihtiger und amtlicher Seite, wie bei einer Debatte des Reichstages, die Rechtsansprüche, die die Reichsregierung in London geltend machen will, als hinfällig und zweifelhaft und unbedeutend
dargestellt werden. / J Ich glaube damit do die von mir angefohtenen Aeußerungen
aus der ersten Rede des Hrn. Bamberger so weit festgenagelt zu haben, daß sie für die Dauer erkennbar sein werden, und au die Schädigung, die uns daraus erwachfen wird.
All der Nebel über die Sache, den die zweite Rede verbreitet hat, alle die Invektiven über die diplomatishe Geheimnißkrämerei und alle Behauptungen, die mir in den Mund geschoben worden sind, ohne daß ih sie gemaht habe, will ich übergehen, — ic habe mir einige davon notirt, aber es ist zu spät, um Sie mit der Wiederholung und
. einer weiteren Breittretung dieser filbensteßenden Diskussion zu er- müden, und deshalb s{chweige i.
Abg. von Kardorff: Der Abg. Bamberger warne immer vor folonialen Unternehmungen, weil sie das Geld der Steuer- zahler und das Blut unserer deutshen Mitbürger kosteten. Er (Nedner) sei sehr froh über diese Haltung der deutsh- freisinnigen Partei zu unserer Kolonialpolitik, denn sie wider- sprehe unserem deutschen Nationalcharakter. Deutschland habe sich von jeher auf ein bischen Abenteuer eingelassen. Das habe es groß gemacht! Etwa 200000 Deutsche verließen jährlih ihr Vaterland. Der Abg. Bamberger sei ja im Ausland gewesen und habe sich selbst überzeugen können, wie viele daran elend zu Grunde gingen: es sei vielleicht der dritte Theil. Er sollte doch für diese Unglücklichen Mitgefühl haben. Sei es da nicht besser, wenn man zum Ruhm dex deutschen Nation für die Auswanderer Kolonien gründe, anstatt die- selben in allen Welttheilen elend untergehen zu lassen? Wenn Hr. Bamberger die Samoavorlage damals nicht fo behandelt hätte, so hätte das Blutvergießen auf Samoa jeßt nit statt- gefunden. Das könne er also auf sein Konto schreiben.
Abg. Bamberger: Ueber Samoa sei er gern bereit, wenn
Zeit dazu, sih nicht nur mit Hrn. von Kardorff, sondern auch mit jedem anderen Mitgliede und mit der Regierung zu unterhalten. Er freue sich noch heute über den Erfolg, den er damals mit Hülfe der Mehrheit des Reichstages davon- getragen habe. Hätte man dieselben Anschauungen von damals nur beibehalten, so wäre man heute manchen Verlegenheiten ent- gangen. Hr. von Kardorff appellire an sein (des Redners) Gefühl, wie s{chlimm es wäre, wenn 200000 Deutshe im Auslande zu Grunde gingen. Gewiß habe er ein Gefühl dafür. So elend aber, wie sie in Ost- und West-Afrika zu Grunde gegangen wären, gingen sie in Amerika doch nicht zu Grunde. Der Reichskanzler habe sich darüber be- ]hwert, er (Redner) hätte ihm Behauptungen, die jener niht gemacht- habe, untergeshoben. Das scheine eine oratorishe Uebung zu sein, in die Jeder einmal verfalle. Aber berechtigt sei jener dazu niht. Er habe seine Aus- führungen darauf begründet, daß er (Redner) von England gesprochen habe. (Reichskanzler Fürst von Bismarck: Nein! Unwahr!) Von England und von diplomatishen Verhand- [lungen mit England habe ex keine Silbe gesprochen. Er werde die stenographischen Protokolle nachsehen, und Hr. von Unruhe werde ihm bestätigen, daßer nicht darin korrigire; der Reichskanzler werde in denselben finden, daß von England und englischer Diplo- matie nicht die Nede gewesen. Er (Redner) habe nur die Fälle erzählt, wie sie in den Zeitungen gestanden hätten. Hr. Woermann meine nun, die Freisinnigen hinderten das große Publikum von 45 Millionen Deutschen und namentlich all die reichen Leute, die Großgrundbesißer, die reichen Kaufherren, die nur gutkonservative und regierungstreue Zeitungen läsen, ihr Geld zu geben für die Kolonialpolitik. Wenn die Freisinnigen niht wären, und Hr. Richter nicht die „Freisinnige Zeitung“ shriebe, dann würden all die reihen Herren im Deutschen Reiche von Nord nah Süd und die Kolonialshwärmer am Rhein, die doch nur die „Kölnische Zeitung“ läsen, Geld dafür geben. Nun jolle er den Kredit der Gesellschaft geshädigt haben! Sein Einfluß stehe dem des Reichskanzlers gégenüber, und jener thue ihm zuviel Ehre an. Ein Wort von jenem genüge, um gegen Tausende von ihm (Redner) Begeisterung zu entzünden.
(Fortseßung in der Dritten Beilage.)
BVergbehörde und einer Schußtruppe legen der Gesellschaft - ordentlihe Aufwendungen auf. Die Kosten sind fle A