— Se. Königliche Hoheit der Kronprinz Humbert von Italien hat an das Kommando des 1. Hessischen Husaren- Regiments Nr. 13, als dessen Chef, folgende Glückwunsh-Depesche
gesandt: , „Empfangen Sie, mein Oberst, die aufri{htigsten Glückwünsche, welche ih bei Antritt des neuen Jahres Ihnen und den braven Offi- zieren und Mannschaften des Regiments übersende, zu dessen Chef das
Woblwollen Sr. Majestät des Kaisers mich ernannt hat. Humbert von Jtalien.“
— Der Abgeordnete Miquél hat in der Sißung des Hauses der Abgeordneten vom 19. Dezember 1872 die Anficht geltend gemacht, daß manche der in neuerer Zeit bei dem Aktienwesen hervorgetretenen Uebelstände vershwinden würden, wenn die Ver- offentlihung der Statuten \ämmtliher Aktiengesellshaften im O Reichs-Anzeiger und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ erfolgte.
In Anknüpfung an diese Aeußerung nehmen wir Anlaß, auf die bezüglichen thatsächlihen Verhältnisse zur Erläuterung hinzuweisen.
Die Bekanntmachungen, betrèffend die Eintragungen in das Handelsregister, sind seit Anfang der 60er Jahre von den preu- ßishen Gerichten neben den Lokal-, Provinzial- und Fachblättern regelmäßig im „Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ publizirt worden. Es wurde dadurch dem hervorgetretenen Bedürfniß - gemäß ein
eststehender, leiht zugänglicher Mittel- und Sammelpunkt für die authentische Feststellung des preußischen Handelsstandes und die Sicherheit der betheiligten Verkehrs-Interessen gebildet. Dem ent- sprechend wurden auch die Konzessions-Urkunden und die Statuten der Aktien-Gesellschaften, welche bis zum Juni 1870 einer landes- herrlihen Genehmigung bedurften, regelmäßig in dem „Königl. Preuß. Staats - Anzeiger“ publizirt. Es hatte sich daher auch für diese wichtigen Kollektiv - Gestaltungen des modernen indu- ftriellen und kommerziellen Verkehrs in dem „Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ eine authentische gemeinsame Publikationsftelle herangebildet.
Durch das Norddeutshe Bundesgeseß vom 11. Juni 1870, betreffend die Kommandit - Gesellshaften auf Aktien und die Aktien - Gesellschaften, wurde dieser gemeinsame Mittelpunkt für Publikationen der preußischen Aktien - Gesellschaften aufgegeben. Wenn auch noch die Eintragung derselben in das Handels -Re- gister von den betreffenden Gerihten in dem „Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ fortdauernd publizirt wird, \o beftcht doch für die in Rede stehenden Aktien-Gesellschaften keine geseßliche Vor- schrift, nah welcher sie ihre Statuten, sowie die nah denselben mit verbindender Kraft zu erlassenden Bekanntmachungen durch den „Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ zu publiziren haben.
Es hat zwar eine niht unbedeutende Anzahl der neugebil- deten Aktiengesellschaften und namentlih folher, deren Wirk- samkeit nicht auf ein bestimmtes lokales Gebiet begrenzt ist, den „Kóniglich Preußischen Staats-Anzeiger“ auch seit dem Juni 1870 zu ihrem fstatutenmäßigen Publikations - Organ gewählt; von einer großen Anzahl derselben is dies indessen nicht geschehen. Es werden die Statuten der preußischen Aktiengesellschaften 2c. zum großen Theil gar nicht publizirt, und die Bekanntmachun- gen verbreiten sich auf \o zahlreiche politische und Börsenblätter, daß eine Uebersicht derselben und eine Einsicht für den unmit- telbaren praktischen Gebrauch dem Publikum fast ganz ver- {losen ift.
_Was ferner die Publikation der Statuten derjenigen Kate- gorien von preußischen Aktiengesellschaften betrifft, für welche auch nach dem Erscheinen des Geseßes vom 11. Iuni 1879 noh eine landesherrlihe Genchmigung erforderlih is (Eisen- bahnen, Konzession zur Ausgabe von Inhaberpapieren U. #. w.), so bildete für dieselben bis zum Beginn des vorigen Jahres die preußische Geseßsammlung ein gemeinsames Publikations-Organ und wurden dieselben dem entsprehend ebenfalls in dem „König- lih Preußischen Staats-Anzeiger“ publizirt.
Durch das Gese vom 10. April 1872, betreffend die Be-
kanntmachung l[andesherrlicher Erlasse durh die Amtsblätter, wurde bestimmt, daß die in §. 1 des Gesehes bezeichneten landes- herrlihen Erlasse und die dur dieselben genehmigten und be- stätigten Urkunden nur durch die Regierungs-Amtsblätter publi- zirt werden sollen. __ Wenn dadurch in der Geseßsammlung und im „König- lich Preußishen Staats-Anzeiger“ der bisherige geseßliche gemein- same Publikations-Mittelpunkt für die Privilegien zux Emission von Inhaber-Papieren, von Konzessionen zu Eisenbahnen u. \. w. fortfiel, so stellte fih innerhalb der betheiligten Kreise bald das Bedürfniß einer“ centralisirten Publikation auf diesem Ge- biet des kommerziellen und industriellen Gebiets heraus.
Auf den von mehreren Seiten wiederholt ausgesprochenen Wunsch, die Urkunden der bezeihneten Art im Interesse einer umfassenden Publizität neben den Regierungs -Amtsblättern au durch den „Deutschen Reichs- und Königl. preußi- \chen Staatsanzeiger“ zu veröffentlihen, haben die König- lichen Ministerien die Anordnung getroffcn, daß die von ihnen ausgehenden, zur Veröffentlihung durch die Amtsblätter be- stimmten Erlasse u. #. w. auch der Redaktion des „Deutschen Reihs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers“ zur Pu- blikation zugehen. Demgemäß wird der authentishe Wortlaut jener Erlasse u. \. w. regelmäßig dur den „Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger“ veröffentlicht werden. Dies geschieht, wie wir ausdrülih konstatiren, im offentlichen Verkehrs-Interesse, und ohne daß die Betheiligten, wie bei dem Abdruck in den Amtsblättern, die Kosten der Indrucklegung zu tragen haben. |
Was ferner die nicht an staatlihe Genehmigung gebunde- nen Aktiengesellschaften, welche die überwiegende Mehrheit bilden, betrifft, so würde der für den „Deutschen Reichs- und König- lih Preußischen Staats-Anzeiger“ festgestellte Etat nicht hinrei- chen, die Kosten der Indrucklegung der Statuten und der statu- tenmäßigen Bekanntmachungen zu übernehmen. Es mag in dieser Beziehung genügen, darauf hinzuweisen, daß nah einer von uns angefertigten Uebersicht in Preußen bis Ende März d. I. circa 688 Afktien- und Kommanditgesellshaften auf Aktien bestanden. Von diesen fallen auf den Zeitraum von 1790 bis zum Juni 1870 circa 279 genehmigte Aktiengesellschaften, wäh- rend die übrigen 409 sich auf das Jahr 1870 mit 34, auf das Jahr 1871 mit 225 und auf das erste Quartal 1872 mit 150 vertheilen.
Um den bis dahin im „Königlih Preußischen Staats- Anzeiger“ für diefelben bestandenen Publikations-Mittel punkt, so weit es innerhalb der uns zu Gebote stehenden Mittel an- gängig erschien, zu erseßen, haben wir sofort nah Erlaß des Gesezes vom 11. Juni 1870 damit begonnen, die folgenden Publikationen einzurihten.
1) Wir haben zunächst Zusammenstellungen aller in die Handelsregister der preußischen Gerichte eingetragenen Aktien-
Reichs- und Preußishen Staats-Anzeiger“ wie in Separatab- drücken veröffentliht. Daß diese Uebersichten dem Bedürfnisse entsprehen, beweist die Thatsache, daß die älteren derartigen Ns längst vergriffen find und noch täglih verlangt werden. 2) In Betreff der in dem ganzen Gebiet des Deutschen Reichs bestehenden Banken haben wir bereits im Mai 1871 eine eingehende ‘ statistishe Darstellung publizirt. Um dieselbe stets korrekt zu erhalten, haben wir uns demnächst an die Vor- stände M Behufs Herstellung einer authentischen Uebersicht der einshläglihen Verhältnisse gewandt. In Folge des uns desfalls überall gezeigten bereitwilligen Entgegenkommens waren wir bereits ebenfalls Ende Mai 1871 im Stande, die Monats- Bilanzen einer großen Anzahl Deutscher Banken regelmäßig im „Deutschen Reichs- und Königlih Preußishen Staats-Anzeiger“ zu publiziren und aus den desfallsigen authentishen Publika- tionen in jedem Monat eine tabellarishe Uebersicht über den Status dieser Banken mitzutheilen. 3) In Anknüpfung an diese Monats-Bilanzen haben wir auf mehrfach uns gegebene Veranlassung in dem „Deutschen Reichs- und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger am “6. Dezember v. I. eine gge he Zusammenstellung über dieGesammtverhältnisse derjenigen 7 preußischen und außerpreußischen Banken veröffentlicht, deren Aktien an der Berliner Börse gehandelt werden. Diese auf Grund. der Statuten, Bekanntmachungen und sonst publizirten Nachrichten abgefaßte Uebersiht hat den Zweck, eine thatsählihe Auskunft über die einshlägigen Verhältnisse zu gewähren und enthält demgemäß folgende Rubriken: 1. Firma. 2. Domizil.
5. Zinstermin.
6. Vergleichende Coursnoti-
3. Gründungsjahr. rungen der leßten Mo-
4. Baares Grundkapital. nate.
4) Ueber die Betriebseinnahmen der preuß. Eisenbahnen, wird bekanntlih Seitens des Kgl. Handels - Ministeriums seit einer Reihe von Jahren allmonatlich im „Deutschen Reichs- und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ eine tabellarische Uebersicht bekannt gemaht. Im Anschluß daran haben wir 9) die entsprehenden Materialien für die außerpreußischen deutschen Eisenbahnen durch das bereitwillige Entgegenkommen der betreffenden Direktionen seit dem Juli v. I. erhalten, und wird \eit dem monatlich eine Zusammenstellung der Betriebsein- nahmen auch der deutschen nichtpreußishen Eisenbahnen von uns bekannt gemacht.
6) Ebenmäßig werden wir binnen Kurzem, wie für
die Banken bereits geschehen, so auch für die sämmtlichen Eisen-
bahnen, deren Aktien an der Berliner Börse gehandelt werden, die periodishe Veröffentlihung einer statistischen Uebersicht begin- nen, welche folgende Rubriken umfaßt
1) Siß und Koncesfionsjahr; 7) Cours;
2) Betrag der Emissionen; 8) Zinsgarantie;
3) Appoints (Größe der 9) Zahlstelle für Zinsen und Stüce); Dividenden u. #\. w. in
4) Dividenden von 1868/71; Berlin;
9) Usancieller Zinss\saß; 10) Bemerkungen.
6) Zinstermin;
7) Was endlih die meugebildeten Industrie- Aktiengesell- schaften betrifft, so sind wir bestrebt gewesen, auh über diejeni- gen, deren Aktien an der: Berliner Börse gehandelt werden, das authentische Material zu sammeln, und haben uns die be- treffenden Direktionen die Statuten und statutenmäßigen Publi- kationen auf unser Ansuchen bereitwillig mitgetheilt. Aus diesen Materialien wird gegénwärtig ‘ebenfalls eine statistishe Gesammt- Zusammenstellung bearbeitet, die folgende Rubriken umfaßt:
1) Domicil; 7) Ob die Aktien voll einge- 2) Gründungsjahr; zahlt event. mit wie viel 3) Beginn des Geschäftsjahrs; Prozent;
4) Baares Grundkapital; 8) Usancieller Zins\at;
9) Appoints desselben; 9) Gezahlte Dividenden;
6) Ob die Appoints auf Na- 10) Höhe des Reserve-Fonds; men oder au porteur aus- 11) Zahlstellen in Berlin; gestellt; 12) Bemerkungen.
8) Endlich werden wir in Verfolg der von dem Abgeordneten Miquel gegebenen Anregung von jeßt ab einen Separat-Abdrnck von sämmtlichen landesherrlihen Privilegien und Konzessionen, sowie den Statuten der Aktiengesellschaften veranstalten, welche im „Deutschen Reihs- und Königl. Preuß. Staats-Anzeiger“ publiziri werden. Diese Separatabdrücke werden in einem be- sonderen Sammelwerk in Lieferungen erscheinen und auch ein- geln durch den Buchhandel zu beziehen \ein.
— Die Königin-Elisabeth-Central-Stiftung is am 29. November 1848 zum Andenken an die fünf und zwanzig- jährige Vermählung König Friedrih Wilhelm IV. begründet worden und steht gegenwärtig unter dem Protektorate Ihrer Majestät der verwittweten Königin. Der Zweck der Stif- tung ist: würdigen Ehepaaren im preußishen Staate aus Ver- anlafung der Feier ihrer goldenen Hochzeit und zur Anerken- nung und Befestigung des frommen Familienlebens, im Namen der Hohen Protektorin Königliche Gnaden-Andenken zu verleihen. Für arme und hülfsbedürftige Iubel - Eheleute kann gleichzeitig im Namen Sr. Majestät des Königs ein Geldgeschenk von circa 10 Thalern übersandt werden, sobald von der betref- fenden Königlichen Regierung hierzu die Anweisung erfolgt. Die Gnaden - Andenken bestehen für evangelische Christen in Bi- beln, für fkatholishe Christen in Andachtsbüchern des Thomas a Kempis und zwar in deutscher, französischer, niederlausißer {(wendish), litthauischer, polnischer oder dänischer Sprache. Ehe- paare jüdischer Religion erhalten die Psalmen Davids oder die Bibel nah dem Urtexte in deutscher oder hebräischer Sprache. Die Gnaden-Andenken werden zur Anerkennung und Befestigung des frommen Familienlebens den Jubel - Eheleuten möglichst an heiliger Stätte vor dem Altare übergeben. Der Kommissarius und Bevollmächtigte Ihrer Majestät der verwittweten Königin bei der Königin - Elisabeth - Central - Stiftung ift der Königliche Kammerherr Graf v. Lüttihau in Sansfouci, an welchen au die Anträge auf Verleihung von Gnadengeschenken ohne- Geld- gabe zu richten sind. à
Seit Begründung der Stiftung sind bei derselben 1723 Jubel-Ehepaare zu Gnadengeschenken angemeldet worden. Von denselben haben erhalten: 1313 Bibeln in deutscher, 1 in wen- discher, 1 in böhmischer, 12 in litthauisher Sprache, 9 in pol- nisczer, 14 in dânischer, 1 in niederländischer Sprache; 25 das Alte Testament im Urtexte; 336 Andachtsbücher des Thomas a Kempis in deutscher, 22 in polnischer Sprache. An hülfsbedürf- tige Iubel - Ehepaare wurden 10,095 Thaler ‘in Summen von 10 Thalern veriheilt. Von den bei der Stiftung angemeldeten 1723 Ehepaaren waren 1488 50 Jahre, 205 zwischen 50 und 99 Jahre, 30 zwishen 60 und 66 Jahre verheirathet.
gesellshaften mit Angabe des Zwecks, Grundkapitals u. \. w. anfertigen laffen und dieselben sowohl durch den „Deutschen
— In der Sizung der Gesellschaft für Erdkunde am
deckungsreisen in Afrika in Vorschlag gebrahte Verein unter dem Namen „ Afrikanishe Gesellschaft“. Neben dem Vor- stande der hiesigen Gesellschaft waren u. A. anwesend: Professor Bruhns, Vorfißender der geographischen Gesellschaft in Leipzig, Professor Peschel und Dr. Obst von dort, Generalarzt Dr. Roth, stellvertretender Vorsißender der geographischen Gesellschaft in Dresden und Pr. Schneider, Dr. von Fritsh, Vorsißender der geographischen Gesellshaft in Frankfurt a. M., Hofrath Rohlfs aus Weimar, Dr. Schweinfurth, Dr. Güßfeldt u. A. m. Die geographische Gesellschaft in München war durhch ihr hiesiges Ehrenmitglied, Dr, Neumaier, vertreten, und Professor Peter- mann in Gotha hatte brieflih seine Beistimmung erklärt. Für die erste Geschäftsleitung wurde ein Vorstand ernannt, bestehend aus den Herren: Professor Bastian, Professor Bruhns, Kammer- gerihts-Rath Deegen, Stadtrath Friedel und Geheimer Rech- nungs-Rath Arndt. — In der am Abend stattfindenden Monats- fizung der Gesellschaft hielt Frh. Dr. von Richthofen einen Vortrag über seine Reisen in China.
Elberfeld, 3. Januar. Die evangelishe Gemeinde in Düssel hat am 30. Dezember zehn Centner Geshüßbronze zum Guß neuer Glocken erhalten.
Bayern. h Gabel 5. Januar. Der König ift gestern von Linderhof nah Hohenshwangau zurückgekehrt.
— Nach hierher gelangten Nachrichten werden die Prinzen Leopold und Arnulf von ihrer Reise nah dem Orient bis zum 14. April hierher zurückehren und Ersterer fich wenige Tage nachher zu seiner am 24. April d. I. stattfindenden Vermählung mit der Erzherzogin Gisela nah Wien begeben.
Württemberg. Ulm, 4. Januar. Der Verein der hies i- gen deutschen Partei veröffentlicht in dem „Schwäbischen Mer- kur“ eine Erklärung, betreffs der deutschen Rechtseinheit, in welcher es unter Anderemheißt, daß, als diepolitische Ginheitdes Vaterlandes verwirklicht worden, es selbstverständlih erschienen, daß bald Ein deutshes Recht unter Einem höchsten Gerichtshofe eingeführt werde. Der Antrag des Deutschen Reichstags, auf Erweiterung der Kompetenz des Reichs zum Zweck der Herbeiführung voll- ständiger Rechtseinheit , sei freudig begrüßt worden. Die Er- klärung \chließt mit einer entschiedenen und nahdrücklihen Zu- rückweisung aller partikularistischen Tendenzen und mit der Auf- forderung an die württembergischen Abgeordneten zum Reichstage und Landtage, dem erwähnten Antrage jede möglihe Förderung und Unterstüßung angedeihen zu lassen. j
Bremen, 3. Januar. Die Zeihnung der Armen? beiträge für 1873 hat etwas über 70,000 Thlr. ergeben, 7000 Thlr. mehr als 1872. Diese Steigerung hält der Senat für hinlänglih, um die sons unveränderte Fortführung des Armen-Instituts, wie alljährlih geschicht, bei der Bürgerschaft zu beantragen.
Schweiz. Bern. 6. Januar. Der päpstliche Nuntius
hat sih in einer dem Bundesrathe überreichten Note darüber be- \hwert, daß die Regierung des Kantons Genf seinen Protest gegen die, von der leßteren in den firchlihen Angelegenheiten Genfs getroffenen, Beschlüsse und Verfügungen unbeantwortet gela}sen.
Belgien. Brüssel, 6. Januar. (W. T. B.) Die Nach- richt, daß die belgishe Regierung ein Cirkular an ihre diplomatischen Agenten im Auslande in Betreff der luxembur- gischen Eisenbahn erlassen habe, wird heute vom „Journal de Brurxelles“ dementirt.
Großbritannien und Jrland. London, 5. Ianuar. Die Kommissare für die Tilgung dex National\chuld bringen in der „London Gazette“ zur allgemeinen Kenntniß, daß in dem am 31. März 1873 endenden Quartale die Summe von 1,227,456 Pfund Sterling — der vierte Theil des Ueberschusses der Einnahmen über die Ausgaben in dem 30. September 1872 beendeten Jahre (4,909,825 Pfd. St.) — zur Amortisation der Nationalshuld zur Verwendung kommen wird.
— Einer Mittheilung der offiziellen „London Gazette“ zu- folge haben die britischen Geschäftsträger und General- Konsuln bei den fsüdamerikanischen Republiken Peru, Hayti, Columbia, Guatemala, Ecuador und Venezuela den Titel: „Ihrer Majestät Ministerresident und General-Konsul!“ erhalten.
Frankreich. - Paris, 4. Januar. Der Präsident der Republik dinirte heute bei dem Seinepräfekten Calmon. Nach dem Diner war Empfang, zu dem sich ein großer Theil der Beamten der Republik und viele Deputirte von der Linken, dar- unter auch Gambetta, eingefunden hatten. Die Deputirten der royalistischen Partei waren nicht anwesend. — Die Reise des Präsidenten nah Calais is endgültig auf den 12. festgeseßt.
— Die Subkommission 11. des Dreißiger-Aus- \chusses hielt gestern eine Sißung, über welche Folgendes zu berichten ift: Herr Louis Passy erläuterte das von ihm einge- brachte konstitutionelle Reformprojekt. Die Grundzüge dieses Vorschlags sind die folgenden: __ Die Nationalversammlung soll fortan in zwei Sektionen zerfallea, eine Abstimmungs- und eine Ueberprüfungs-Sektion. Die Abgeord- neten eines jeden Departements jen selbst zwei Drittel aus ihrer Mitte für die eine und ein Drittel für die andere Sektion bestimmen. Die Gesebe sollen in jeder von beiden Sektionen selbständig berathen werden. Im Falle einer Meinungsverschiedenheit soll eine dritte Be- rathung in pleno entscheiden; desgleichen wären dringliche Vorlagen unmittelbar durch das Plenum zu erledigen. Der Präsident der Re- publik ist vor der Nationalversammlung verantwortlich und darf da- her uur vor dem Plenum das Wort führen; die Minister vertreten die egierung in den Sektionen und sind vor diesen und vor dex National- versammlung. verantwortlich. Ein späteres Geseß soll bestimmen, wie die beiden Sektionen auf Grund verschiedener Wahlmodi in zwei selb- ständige Kammern umgewandelt werden sollen.
Herr Louis Passy suchte auszuführen, daß dieser Vorschlag wohl geeignet sei, wenn auch nicht die große konstitutionelle Frage zu lösen, was anerkanntermaßen einem späteren Moment vorbehalten bleiben müsse, so do einen modus vivendi zwischen der exekutiven Gewalt und der Nationalversammlung herzustel- len, ohne den berechtigten Ansprüchen der einen oder der ande- ren etwas zu ‘dergeben. Einige Mitglieder der Unterkommission machten hiergégen auf eine Reihe von Mängeln und Gebrechen des Projekts aufmerksam, die Herr Louis Passy nicht immer zu bestreiten vermochte, so z, B., daß der Präsident der Republik, wenn beide Sektionen einig wären, eine Regierungsvorlage zu verwerfen, gar nicht in die Lage käme, seinen Standpunkt öffent- lih zu vertreten, daß das Projekt nur Geseßentwürfe, nicht aber au Interpellationen und Tagesordnungen ins Auge fasse u. \. w. Nachdem die Diskussion ih ershöpft hatie, enthielt fih die Unterkommission auch diesmal, wie gegenüber dem Vorschlage des Herrn Marcel Barthe, eines Votums und fehte auf die Tagesordnung ihrer nächsten, auf Dienstag anberaumten Sizung die Fragen:
4. d. Mts. konstituirte fich der von ihr zur Förderung der Ent-
Que r , , „Ss es angemessen, eine Zweite Kammer einzuführen? Jn wel- hem Zeitpunkte soll dieselbe eventuell ins Leben treten?“
Das Budget für 1873 soll E ge: E nächsten Mc-
den Tisch des Hauses niedergelegt werden. i E t S Die R AUIG Af M A „Bien Des olge, fest entschlossen, rüfichtlih Italiens Die gegenw 4 ae T eris Dagdenis Politik , welche felbst Dupanloups Beifall gefunden habe, aufrecht zu erhalten. Der Graf Cor- celles hat sh, wie das „Univers“ erfährt, nunmehr doch für die Annahme des Botschafterpostens beim päpstlihen Stuhle
tischieden. ; s / L du a Die Nationalversammlung is heute in Versailles wieder zusammengetreten; erwähnenswerthe Vorgänge haben nicht stattgefunden. Eine Interpellation über ‘die Demission des Gefandten Bourgoing in Rom wird zunächst noch nicht ein-
gebracht werden.
anien. Madrid, 3. Januar. In dem neuen Budget ift SP eine Steuer auf 'die Adelstitel vorgesehen, welche mit dem steigenden Range zunimmt. Wie der „Tiempo mittheilt, wird der Adel eine Cs abhalten, um. gegen die Auf-
Finspruch zu erheben. ? i
fa adrid, 6. Januar. (W. T. B.) In emem Ministerrathe wurden gestern folgende Beschlüsse gefaßt. Das Oberkommando über die Truppen in Navarra. und den basfkishen Provinzen soll dem General Moriones_ übertragen werden, der wahrscheinlih noch heute auf seinen Posten abgehen wird. Außerdem sollen alle disponiblen Mittel zum Ankaufe von Waffen für die Armee und die Freiwilligen-Regimenter Ver- wandt werden, deren Mobilmachung in mehreren Provinzen er- folgen wird. Der Minister des Innern soll eine Geseßesvorlage einbringen, betreffend die strengere Aufrechterhaltung der öôffent- lihen Ordnung. Dieselbe soll sogleich in Kraft treten, um den Ruhestörungen und Aufständen ein Ziel zu sehen; von den zu diesem Zwecke getroffenen Maßregeln soll den Cortes später Rechenschaft gegeben werden.
Italien. Rom,* 3. Januar. Die „Gazzetta uffiziale“ berihtet über die Uebershwemmungen: Der Po and der Ticin sind zwar von Neuem angeshwollen, Unglücksfälle sind jedoch nicht zu melden. In der Provinz Mailand hielt sich das Po-Wasser überall innerhalb der Deiche, welche vergangenen Monat wieder hergestellt worden sind, nur bei Caselli Landi trat er über. Die Fluthen des Lambro, JIeveso und der Otona traten an mehreren Stellen über ihre Dämine und übershwemmtea die Straßen und Grundstüce der Provinz. Jeßt aber find auch sie in ihre Betten zurückgetreten.
Nukfßland und Polen. St. Petersburg, 5, Januar. Dem „Gdow-Iamburger Blatt“ wird aus Narwa gemeldet, daß daselbst die neue Städte-Ordnung ‘eingeführt werden soll. Das Verzeichniß der stimmberechtigten Bürger soll {hon zum 15. Januar dem St. Petersburger Gouvernementschef vorgestellt werden. j / Sal
— Am 19. Dezember hat in Moshaisk? die auf Grund der am 16. Juni 1870 Allerhöchst bestätigten Städte-Drd- nung fkonstituirte Siadt-Duma ihre Thätigkeit eröffnet. B
— 6. Januar. (W. T. B.) Der Großfürst Thron- folger hat die legte Nacht sehr gut verbracht. Nachdem gegen Morgen in starker Schweiß eingetreten war, hat das Fieber be- deutend abgenommen. Das Algemeinbefinden if sehr zufrieden- stellend. '
Schweden, Stockholm, 3. Januar. Zum Unterhalte der noch seit den Kriegen 1808 und 1809 lebenden, der Unter- stüßung bedürftigen Landwehrmänner hat der Reichstag für das nächste Iahr 20,000 Rthlr. angewiesen, und der König jeßt verordnet, wie die Anmeldungen zur Erhaltung der Unter-
stüFßungen geschehen sollen.
Dänemark. Kopenhagen, 3. Ianuar. Oberst C. C. Lundby isst nach längerem Krankenlager vorgestern Nacht, 61 Jahre alt, mit Tode abgegangen. Der Verstorbene trat un Jahre 1856 aus seiner damaligen Stellung als Direktor der Armee-Intendantur unter dem Ministerium Bang als Kriogs- Minister ad interim ein und wurde noch in demselben Jahre definitiv zum Kriegs-Minister ernannt, welhen Posten er bis zur Vildung des Ministeriums Rotwitt-Blixen bekleidete; ebenso leitete er während einer kürzeren Zeit im Jahre 1857 die Geschäfte des Ministeriums für Holstein und Lauenburg. Im August 1863 übernahm er wieder das Portefeuille des KriegsM-inisteriuums und behielt dasselbe während der Dauer des Monradschen Mi- nisteriums, bis er im April 1864, van dem damaligen Chef der
tilitär-Hochschule abgelöst wurde.
Amerika. Washington, 6. Ianuar. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach hatder Präsident Grantsich dahin ausges prochen, daß cine Aenderung im Kabinet niht wünschenswerth erscheine, er fich der Hoffnung hingebe, Fish werde bis zur vollständigen Ausführung des Washingtoner Vertrages im Amt verbleiben. Bezüglih der nah Honolulu gesandten Panzerschiffe soll der Prásident geäußert haben, daß es sih hier nur um den Schuß amerikanischer Staatsangehöriger, sowie darum handele, darüber zu wachen, daß andere Nationen keinen unberechtigten Vortheil erlangen. Generalmajor Shofield, deur aus Gesundheits- rücksihten die Fahrt mache, könne nöthigenfalls ‘dem Admiral seinen Rath ertheilen. N
— General Morales, der Präsident von Bolivia, ist einem Telegramm der „Times“ zufolge, mit Tode abgegangen. Sein gesehlichher Nachfolger is Senor Frias, der Präsident des Congresses , der bis zu der im April erfolgenden Wahl eines ueuen Präsidenten dem ‘erledigten Amt vorstehen wird. Senor Frias, der, wie das Telegramm hinzufügt, während länger als 40 Iahren- wichtige Posten in der Republik bekleidete, steht bei allen politischen Parteien. in hoher Achtung.
: Asien. Die Mitglieder der Handelskammer von Yo- kuhama haben an den Grafen von Turenne, den interimisti- \chen Geschäftsträger Frankreihs, ein Schreiben gerichtet, das laut dem „Soir“ zur Basis für die Verhandlungen wegen Re- vidirung des Vertrages von Yeddo von 1858 und der Mauthconvention von 1866 dienen wird. Als die nothwen- digste Verbesserung ift die Abschaffung des Artikel 5 im Ver- trage vom 9. Oktober 1858 ins Auge gefaßt. Derselbe verbietet den Fremden das Betreten des Innern von Japan. Das Er- scheinen einer japanishen Gesandtschaft in Frankreih wird als ein gutes Zeichen der Gesinnung des Mikado begrüßt. Die Handelskammer von Yokuhama beantragt bis zur vollständigen Erschließung Japans eine Üebergangsfrist, während welcher den Fremden das zeitweilige Reisen und Wohnen in ganz Japan mit der Freiheit zu kaufen und zu verkaufen gestattet werde, falls die Fremden Inhaber eines von dên Consuln ausgestellten Passes sind. Sollte Japan hierauf niht eingehen, so beantragt die Handelskammer, daß ftatt des unzureichenden Hafens von Niegata der Hafen von Tsuruya dem interugtionalen Berkehr er-
Kioto und Ofaka in Verbindung stehen wird und. einen guten AÄnkerplaß bic — Auch die Revidirung des Münzsystems wird von der Handelskammer beantragt; endlich werden von derselben bittere Klagen über die Mauth geführt, in der die Korruption cine solhe Rolle spiele, daß die Errihtung von fremden In- \pektoren nothwendig scheine. Auch ein Schiedsgericht für ftrei- tige Auslegungen der Verträge würde nüßlich sein. «
— Die Nr. 1 des Amtsblattes der Deutschen Reichs- Postverwaltung enthält Generalverfügungen: Vom 31. Dezem- ber 1872: Tragen der Postillons - Montirungsstücke. om 3, Januar 1873: Postverbindungen mit Brafilien, den La Plata- Staaten und Peru. — Vom 3. Januar 1873: Seepostverbindungen mit dem Caplande, Cap Natal, St. Helena und Ascension. — Vom 3. Januar 1873: Korrespondenzverkehr mit Neu-Fundland. i — Die Nr. 1 des Deutschen Postarchivs, Beihcft zum Amts- blatt der Deutschen Reichs-Postverwaltung, enthält: L. Aktenstückeund Aufsäße: 1) Die neue Geschäftsordnung für das General-Postamt des Deutschen Reichs.
9) Das neue Postgebäude in London. — IT. Kleine Mittheilungen: Der Weihnachts-Postverkehr in Der- lin. Niederländisches Feldpostwesen. , Postkarten in Frankreih. Die Postkonvention zwischen Frankreich und Amerika. Postkarten in R gien. Großbritannische Post. Englischer Sparkassenausweis. Neue englische Nordpol - Expedition. Wahrheit und Dichtung e Mita Deutsche Feldpost. Ueber das russische Postwesen. Die amerikanische Post 1871/72. Die nördliche Pacificbahn. Die Orayabahn, Panama- Kanal, Wagenräder aus Papter.
— Vermittelst der geschickten Kombination_und der schnellen That des Herrn Professor Klinkerfues ist der Sternschnuppenschwarm, dur welchen die Erde am Abend des 27. November v. J. hindu:ch- gegangen war, in derjenigen Gegend des Himmels, welche . dem soge- nannten Strahlungspunkte der Sternschnuppen gegenüber liegt, nämlich in dem in unseren Breiten nicht sichtbaren Sternbilde des Centauren, auf der telegraphisch benachrichtigten Sternwarte zu Madras am 2. Dezember als ein Komet wiedergefunden worden. i Daß die Richtung, in welcher ein solcher Schwarm von Himmels- förpern sih wieder von der Erde entfernt, derjenigen gerade gegenüber- liegen muß, in welcher derselbe anzukommen cheint, ift wohl cinleuch- tend. Die zahllosen Körperchen jenes Schwarmes, von denen uns eine gewisse Anzahl begegnet und in Folge ihrer schnellen Bewegung dur Glüßerscheinungen in der Erd-Atmosphäre fichtbar geworden, ist, leuchten jeßt, in der Ferne auf einé kleinere Fläche zusammengedrängt erscheinend, kometenartig mit vereinter Wirkung und zwar vermuthlich mit reflektirtem Sonnenlichk. 5 L ae Diese Entdeckung ist von der größten Bedeutung als eine Bestä- tigung für den bereits in Folge der Aehnlichkeiten der Bahnen der Sternschnuppenshwärme und der Kometen vermutheten Zusammenhang zwischen beiden Arten von Himmelserscheinungen. Es ist indefsen wohl zu weit gegangen, wenn sofort behauptet wird, daß jenes eben _entdeckte Kometengebilde durchaus identisch mit einem von den beiden Kometen- föpfen sei, welhe bisher mit dem Namen des Biëlaschen Kometen bezeichnet sind, und für welche die ziemlich sichere Rechnung bereits einen ctwa 3 Monate früheren Vorübergang in der Nähe der Erdbahn angekündigt hatte. Es ist sehr wohl möglich, daß in der Bahn des Biëlaschen Kometen eine größere Anzahl von ähnlichen Massenanhäu- fungen einhergeht, von denen früher vielleicht nur die hellste, die sich aber im Jahre 1846 zertheilt hat, wahrgenommen worden ist, wäh- rend die ftleineren und in Folge dessen lichtschwächeren erst in solcher großen Erdnähe zur Wahrnehmung gelangen, wie diejenige ist, in welcher man gegenwärtig, aufmerksam gemacht durh den Stern- schnuppenfall, einen Kometen gesucht und aufgefunden hat. i | In ähnlicher Weise sind wir im Noventber 1866 durch einen Sternschmupvenschwarm hindurchgegangen, welcher in der Bahn eines ziemli hellen Kometen sich bewegte, der bereits 10 Monate vorher dieselbe Stelle wirklih passirt hatte. - Diesem Kometen folgte aljo damals eine andere fometenartige Masse, welch&unuser Sternschnuppen- phänomen hervorbrachte, und welche auch damals nach dem November- phänomen bei rechtzeitiger Aufsuchung am Himmel als ein zweiter Komet von derselben Bahn hätte wicdergefunden werden können. Die weitere Beobachtung und Berechnung dèr Bahn des jeßt dür die zicht genug zu rühmende Geistesgegenwart des Herrn Professor Klinkerfues als Komet wieder aufgefundenen Sternschnuppenschwarms wird über obige Zweifel die Entscheidung geben müssen. F,
Statistische Nachrichten.
— Die Nr. 3 (Jahrgang 1873) der „Annalen des Deuts- \chen Reiches für Geseßgebung, Verwaltung und Sta- tistik" hat folgenden Inhalt: Die Zölle und Verbrauchssteuern und die vertragsmäßigen auswärtigen Handelsbezichungen des Deutschen Reiches. Historisch-dogmatish dargestellt vou D: Frh. - von Aufseß, (Schluß.) — Die Entwickelung der Justizgeseßgebung und Rechts- pflege des-Deutschen Reichs im Jahre 1872. Von Dr. Endemann. — Rechtsgutachten in der Papiergeld- und Banknokenfrage. Bon Dr. W. Endemann. — Das Finanzwesen des Deutschen Reichs. Von Dr. P. Laband. _
Dortmund, 3. Januar. Die Bevölkerung der Sladt, die am 1. Dezember 1871 zu 44,813 E. ermittelt wurde, zählte nach Ausweis der bei dem Eiuwohner-Meldeamt controlirten Zugänge und Abgänge am 1. Januar 1873 der „W. Z." zufolge 52,408 EŒ.
Hamburg, 5. Januar. Die im vorigen Monat vorgenom- „mene Volkszählung hat ergeben, daß die Bevölkerung Der Stadt Hamburg und des umliegenden Landgebietes 305,664 E._ beträgt, etne Zah!, die seit 1871 eine Zunahme von 9143 und seit 1566 eine Zuhnahme von 49,052 Einmvohnckn ausweist. — 2D Einwohnerzahl vertheilt fich folgendermaßen : Die. iunere Stadt 159,421, St. Georg 38,577, St. Pauli 43,321, Borgselde 3064, Ham und Hammerdeich 4189, Horn 1858, Hohenfelde 5739, Uhlen- horst 5957, Barmbeck 8140, Eilbeck 4275, Winterhude 1612, Eppen- dorf 2058, Eimsbüttel 6096, vor dem Dammthor rechts 6309, daselbst links 5272, Billwärder-Aus\chlag 6796, Steinwärder 2168 und auf dem kleinen Grasbrook 812. Bis auf Horn und dem kleinen Gras- broof, wo allein eine Abnahme der Bewohnerzahl seit 1871 statt- gefunden hat — und zwar in Horn um 44 und auf dem kleinen Grasbroof um 20, — zeigen sämmtliche Ortschaften eine Zunahme, darunter Stadt und Vorstadt vou 5040, Billwärder-Aus\schlag von 792, Eimsbüttel von 692, Uhlenhorst von 443, Hohenfelde von 427, Barmbeck von 379 2c. seit einem Jahre.
Die Einfuhr Großbritanniens während der ersten 11 Mo- nate vorigen Jahres repräsentirt nach den Aufstellungen des „Handels- amts einen Gesammtwerth von 321,440,311 Pf. St. gegen 305,068,512 Pf. St. im entsprechenden Zeitraum des Jahres 1871. Es entfallen \iervon u. a. auf: Baumwolle 48,838,947 Pf. St. (1871: 50,526,259 Pf, St.), Weizen 23,560,732 P}. Gt. (1871: 21,580,516 Pf. St.), Wolle 17,241,551 Pf. St. (1871: 17,052,857 Pf. St.), Rohzucker 16,912,819 Pf. St. (1871: 14,192,556 Pf. St.), Thee 11,415,499 Pf. St. (1871: 10,762,089 Pf. St.), Wein 7,088,187 Pf. St. (1871: 6,495,898 Pf. St.), Ne 6,989,006 Pf. St. (1871: 8,462,700 Pf. St.), Seidenwaaren 6,903,231 Pf. St. (184 1 9,815,918 Pf. A Butter 5,620,513 Pf. St. (1871: 6,419,642 Pf. St.), Gerste 5,163,46 Pf. St. (1871: 3,092,577 Pf. _St.), Kassee 9,022,469 Pf. St. (1871: 6,120,753 Pf St. ), Flachs 4,621,269 Pf. St. (1871: 5,373,580 Pf. St.), Kupfer 4,134,467 Pf. St. (1871: 1,987,957 Pf.St), Leinsaat 4,069,471 Pf. St. (1871: 3,460,027 Pf. St.), Jute 3,972,152 Pf. St. (1871: 3,392,159 Pf. St.), Hafer 3,353,712 Pf. St. (1871: 3.863,455 Pf. St), Weizenmehl 3,421,116 Pf. St. (1871: 3,187,596
20758 Pf. St.), Indigo 2,472,765 Pf. St. (1871: 2,767,450 : Die Gesammteinfuhr von Baumwolle betrug 11,571,225 Cwt. gegen 14,541,839 Cwt. in 1871. Es find namentlih eingeführt wor- den: von den Vereinigten Staaten 5,100,276 Cwt. (1871: 8,549,891 Cwt.), von Ostindien 3,792,328 Cwt. (1871: 3,670,437 Cwt.), von Acgypten 1,315,634 Cwt. (1871: 1,229,£53 Cwt.), von Brasilien 962,209 Cwt. (1871: Ee Cwt.), von anderen Ländern 500,778 Swt. (1871: 389,084 Cwt). Ee :
x Lie Ausfuhr der hauptsächlichsten britischen Produkte und Fa- brikate war in den ersten 11 Monaten von 1872 (verglichen mit dem entsprechenden Zeitabschnitt des Vorjahres) folgende: Baumwollenstoffe 58,347,085 Pf. St. (1871: 53,128,329 Pf. St.), Eisen und Stahl, roh und fabrizirt 33,198,911 Pf. St. (1871: 24,192,760 Pf. St.), Wollenwaaren 30,223,275 Pf. St. (1871: 25,374,245 Pf. St.), Baum- wollengarn 15,240,339 Pf. St. (1871: 13,706,427 Pf. St.), Stein- fohlen 9,621,916 Pf. St. (1871: 5,735,380 Pf. St.), Waaren _aus Leinen und Jute 8,930,889 Pf. St. (1871: 7,864,195 Pf. St.), Kurz- waaren 6,174,111 Pf. St. (1871: 5,514,721 Pf. St.) Wollengarn 5,639,038 Pf. St. (1871: 5,619,111»Pf. St.), Maschinen aller Art 5,088,929 Pf. St. (1871: 3,526,928 Pf. St.), Eisen- und Stahl- waaren 4,642,334 Pf. St. (1871: 3,650,088 Pf. St.), Kupfer 9 975,705 Pf. St. (1871: 2,711,335 Pf. St.), Garne aus Leinen und Jute 2,190,449 Pf. St. (1871: 2,295,397), Seidenwaaren 2,032,579 Pf. St. (1871: 1,902,690 Pf. St.).
St. Petersburg, 5: Januar. Nach den offiziellen Berichten, welche dem Medizinaldepartement in der Woche vom 27. Dezember bis zum 3. Januar zugegangen find, herrschte die Cho lera noch in Moskau und in den Gouvernements Cherson, Grodno, Minfk, Pensa, Piotrkow, Plock, Radom, Suwalki, Tomsk und Warschau, die alle zusammen 623 Kranke zählten. Die meisten "derselben hatten die Gou- vernements Grodno (194) und Warschau (169), die wenigsten die Gouvernements Radom (1), Penfsa und Tomsk (je 2).
Hülfele istungen zur Linderung des durch die Sturmfluth am 12. und 13. November 1872 verursachten Nothstandes. Minden. Von den bei dem Bezirks-Hülfsvereine eingegangenen Gaben find M E E O an den Schaßmeister des deutschen Hülfsvereins abgetandt worden. M s s Elberfelt Bei dem Komite zur Unterstüßung der Osftsee-Be- schädigten sind bis jet 6817 Thlr. 23 Sgr. 2 Pf. eingegangen.
Neuhaus a. d. Oste (Prov. Hannover). Jn einer am 30. De- zember abgehaltenen Sißung des Kreistages für die Aemter Neuhaus a. d. Oste und Osten ift der einstimmige Veschluß gefaßt worden, aus vorhandenen Mitteln den Betrag von 1000 Thlrn. für die Ueber- s{chwemmten an der Ostsceküste zu bewilligen. L ;
Bochum. Die bis jeßt hier zur Unterstüßung der Nothleiden- den an der Ostsee eingegangene Summe beträgt 3207 Thlr. 7 Sgr. 4 Pf.
Das Komite in Nürnberg hat abermals die Summe von 1500 Thlrn. abgesandt, so daß, einschließlich diejer Sendung, bereits 6500 Thlr. von hier abgeschickt worden sind. Der Vorstand des Männer-Hülfsvereins in Karlsruhe fordert zur Zeichnung von regelmäßigen Beiträgen für die Monate Januar _bis einschl. April; die vom Hülfs-Komite in Arolsen veranstalteten Sammlungen haben bis jeßt 429 Thlr. 23 Sgr. 11 Pf. ergeben, und fordert das Komite zu weiteren Beiträgen auf. R A S d
Barmen. Für die Ueberschwemmten an der Ostsee find bis heute beim Vorstande des vaterländischen Frauenvereins 3977 Thlr. 2 Sgr. 3 Pf. eingegangen. E e
d V S Dur Vermittelung des Königlich Herzoglichen
Amts find dem Frauenverein zur weiteren Disposition 99 Thlr. 23 Sgr. 9 Pf. überzeben worden. A O
In Leipzig wird zum Besten der Nothleidenden am Ostseestrande am 12. Januar eine Matinée im dortigen neuen Theater veranstaltet werden. L E
Augsburg. Das hiesige Komite für die Nothleidenden an der Ostsee hat abermals 3000 Thlr. an das Cental-Komite in Berlin ab-
sandt. :
de ei der St. Petersburger Deutschen Zeitung waren bis zum 5. Januar zum Besten der deutschen Neberschwemmten 1011 Ru- bel, 20 Mark, 5 Thlr. und + Halb-JImperial eingegangen,
Konst und Wissenschaft. H
Das Dezemberheft (1872) der Zeitschrift für preußische Geschichte und Landeskunde, herausgegeben von Constantin Rößler (Berlin, Mittler u. Sohn, 1872) enthält eine Abhandlung von Dr. E. Gurlt: „Die freiwilligen Leistungen der preußischen Nation in den Kricgsjahren 1813—1815.“ Der gesammte materielle Inhalt derselben ist entnommen dem 10g. „National-Denkmal“ oder der fum- marischen Darstellung der patriotischen Handlungen und Opfer der preußischen Nation während der Jahre 1813, 1814 und 1815, welche auf Befehl König Friedrich Wilhelm [IL vom 29, März 1813 von dek Königlichen General-Ordens-Kommission, bzw. von dem Wirklichen Legations-Rathe Zyka bearbeitet wurde und sih noch, 3 Bände Akten umfassend, bei der General-Ordens-Kommission befindet. Außerdem bringt dasselbe Heft Angaben über den Inhalt von einigen 20 histori- schen Zeitschriften, welche Mittheilungen zur preußischen Geschichte enthalten. E :
Von den Philosoph ischen Monatsheften, Herausgegeben von Dr. Ascherson, Prof. Dr. Bergmann und Dr. Bratuscheck (Berlin, Henschel), find soeben Heft 7, 8 und 9 des 8. Bandes erschienen. Die- selben enthalten die Fortseßung und den Schluß der Biographie Trendelenburgs von Bratuscheck.
Stettin, 4. Januar. Bei dem gegenwärtig sich vollziehenden Neubau des Flügels des Königlichen Schlosses hierselbit , in welchem ih der Remter befindet, wird wegen der historischen Be- deutung dieses alterthümlichen Saales auf Anregung Sr. Kaiser- lihen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen derselbe im obersten Geschoß in seiner frühcren Gestalt wieder hergestellt werden Sämmtliche Theile des alten Saales, auch die {hon halb zerstörten Balken, werden daher sorgfältig auseinander genommen, um sväter bei dem Neubau wieder eingeseßt zu werden. Der Saal wird namentlich auch besseres Licht erhalten.
Bayreuth, 28. Dezember. Die Arbeiten am Bau des Richard Wagnerschen Festtheaters haben bis in die jüngste Zeit, soweit es die Witterung nur irgend zulicß, ihren ununterbrochenen Fortgang genommen. Die Fundamentirungsarbeiten, welche insbe]ondere im Bühnenraum sich bis 37 Fuß unter das Niveau der Bühne hinab- zuerstrecken hatten, und demgemäß gewaltige Pfeilermauerungen erfor- derten, sind vollständig beendet. Die Verträge über die Maurer- und Zimmerarbeiten sind in der Art abgeschlossen, daß der Bühnenraun bis Ende Juli, der Zuschauerraum bis Ende August kommenden Jahres unter Dach sein muß. |
— Das Stammhaus des Marschall Ney (geb. 1769, er- schossen 1815), in Wachendorf, darin noch jebt seine Verwandten leben, erhielt, wie das „Brschw. Tgbl.“ mittheilt, dieser Tage eine G e- deuktafel. Zugleich ward der Hartmanns-Stein (an der Staige hoh über dem Neckar und der Starzel) wiederhergestellt, der fürzlih durch Steinsprengen verunglückte und die Sprüche trägt :
Hier sang einst der Dichter Hartmann v. Ow Dieser Gegend Herr zu Obern-Au. Sein Minnesfang die Welt bezwang. Sein Kreuzzug, sein Schwert des Himmels war werth. Schon lebt er im Volke siebenhundert Jahr, Sein Segen, sein Ruhm bleibt immerdar! (geb. 1170, + 1220.) Am 23. März 1871 fand bei Colombier (Kanton Neuenburg) ein Zusammenstoß eines nach Genf bestimmten Zuges französischer Internirten mit einem Güterzuge statt, wodurch 19 frau- zösische Soldaten getödtet und 72 {wer verwundet wurden. Zur Er- innerung an dieses traurige Ereigniß und zum Zweck den verunglüdckten äSnternirten cin Denkmal zu seßen, hat sih bald darauf in dortiger
Züri.
_ St.), Reis 3,038,054 Pf. St. (1871: 2,209,071 Pf. St.), Käse I A0 581 Pf. St. (1871: 3,141,402 Pf. St.), Talg 2,671,527 Pf.
\chlo}en werde, da dieser mit der projektirten Eisenbahn zwischen
St. (1871: 2,731,671 Pf. St.), Tabak 2,597,812 Pf. St. (1871:
Gegend ein Komite gebildet, welches Geldgaben sammelte und dadurh